Intraoperative Mikroelektroden- ableitungen in den Basalganglien

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INTRAOPERATIVE MIKROELEKTRODENABLEITUNGEN IN DEN BASALGANGLIEN DES MENSCHEN
Intraoperative Mikroelektrodenableitungen in den Basalganglien
des Menschen
Christian K.E. Moll, Albrecht Struppler, Andreas K. Engel
Zusammenfassung
Operative Eingriffe in den Basalganglien zur Therapie schwerer Bewegungsstörungen
werden bereits seit über 50 Jahren durchgeführt. Seit der Ablösung der klassischen
läsionellen Operationstechnik durch die chronische Tiefenhirnstimulation haben stereotaktische Operationen in den letzten Jahren als Behandlungsalternative wieder an
Bedeutung gewonnen. Der Operationserfolg hängt dabei von einer präzisen Platzierung der zur Stimulation verwendeten Elektrode am Zielort ab. Für die millimetergenaue Orientierung in den Tiefenstrukturen des Gehirns zeichnet man Nervenzellsignale mit Hilfe von Mikroelektroden auf. Diese Technik ermöglicht die Darstellung
der subkortikalen Kerngrenzen, die Abgrenzung funktioneller Kernregionen sowie die
Bestimmung pathologischer neuronaler Aktivitätsmuster, und ist damit im klinischen
Kontext von grosser Bedeutung. Intraoperative Mikroelektrodenableitungen ermöglichen aber auch einzigartige Einblicke in die neuronalen Vorgänge in Tiefenstrukturen
des menschlichen Gehirns. Neben einem Überblick über den praktischen Einsatz von
Mikroelektroden in den Basalganglien des Menschen soll skizziert werden, wie mit
dieser Technik aktuelle, aus der tierexperimentellen Physiologie herrührende Hypothesen getestet werden können.
Abstract
Micro-electrode recordings in the human basal ganglia. For more than 50 years, functional neurosurgery for movement disorders comprised the placement of circumscribed
lesions in various subcortical nuclei. Since the introduction of deep brain stimulation
(DBS) as a novel therapeutic strategy in the late 1980s, chronic stimulators are increasingly used and have gradually replaced conventional lesional surgery. Success of the
stereotactic intervention critically depends on a precise placement of the DBS-electrode in the respective target structure. To this end, microelectrodes are used that allow the recording of single-cell activity from subcortical structures. Target refinement
comprises the delineation of nuclear boundaries, the determination of functional subdivisions of a nucleus and the localization of neural sites displaying pathological firing
patterns. Besides their practical relevance, intraoperative microelectrode-recordings
provide unique close-up views of neural processes in the human basal ganglia. A better
understanding of movement disorders will help to further improve therapeutic strategies. We discuss current hypotheses concerning the pathophysiology of such disorders
that can be tested by intraoperative recordings.
Key words: basal ganglia; microelectrode recording; neuronavigation; oscillations,
synchrony
Einleitung
Operative Eingriffe in den Basalganglien zur
Therapie schwerer Bewegungsstörungen wie
der Parkinson-Krankheit werden bereits seit
über 50 Jahren durchgeführt. Sie stehen als
ultima ratio am Ende oft jahre- bzw. jahrzehntelanger medikamentöser Behandlungsversuche. Seit der Ablösung der klassischen
läsionellen Operationstechnik durch die
chronische Tiefenhirnstimulation hat die stereotaktische Operation in den letzten Jahren
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als Behandlungsalternative zunehmend an
Bedeutung gewonnen. Der Operationserfolg
hängt dabei von einer präzisen Plazierung
der zur Stimulation verwendeten Elektrode
am Zielort ab. Für die millimetergenaue Orientierung in den Tiefenstrukturen des Gehirns zeichnet man Nervenzellsignale mit
Hilfe feiner Mikroelektroden auf. Dieses
physiologische Verfahren ist für die Darstellung der subkortikalen Kerngrenzen und die
Abgrenzung funktioneller Kernregionen von
großer Bedeutung. Darüberhinaus ergeben
sich aus der mit dieser Technik möglichen
Bestimmung pathologischer neuronaler Aktivitätsmuster (z.B. Zellen, die im TremorRhythmus aktiv sind) direkte Implikationen
für die klinische Therapie.
Neben ihrer praktischen Relevanz ermöglichen intraoperative Mikroelektrodenableitungen aber auch einzigartige Einblicke in
die neuronalen Vorgänge in der Tiefe des
erkrankten menschlichen Gehirns, zumal die
meisten stereotaktischen Interventionen in
Lokalnarkose durchgeführt werden und somit die Möglichkeit besteht, vom wachen,
sich verhaltenden Patienten Signale aufzuzeichnen. Seit ihrer Einführung in den 60er
Jahren des vorigen Jahrhunderts verbindet
sich daher mit dieser Technik die Hoffnung,
wichtige Einblicke in die Pathophysiologie
verschiedener Bewegungsstörungen zu gewinnen.
Der vorliegende Artikel besteht aus drei
Teilen. Zunächst wird die historische Entwicklung der Operations- und Ableitetechnik nachgezeichnet. Der zweite Abschnitt
gibt einen Überblick über den praktischen
Einsatz von Mikroelektroden in verschiedenen Tiefenstrukturen des Menschen bei unterschiedlichen Bewegungsstörungen. Der
letzte Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, wie Einzelzellableitungen am Menschen
dazu beitragen können, unser Wissen über
die Pathomechanismen der Bewegungsstörungen zu erweitern und aktuelle, im wesentlichen aus der tierexperimentellen Physiologie stammende, Hypothesen zu testen.
Historische Entwicklung der
Operationstechnik
Seit den richtungsweisenden klinischen Arbeiten von Vogt (C. Vogt 1911; C. u. O. Vogt
1920) und Wilson (1912) war bekannt, dass
pathologische Veränderungen der Basalganglien beim Menschen hauptsächlich motorische Störungen verursachen. In der Folgezeit wurden die klinischen Symptome der
Bewegungsstörungen (unwillkürliche Überbewegungen wie z.B. Tremor; Veränderungen des Muskeltonus) unter dem Begriff der
Basalganglien-Syndrome zusammengefasst
und die basalen Ganglien als extra- oder parapyramidales System dem Pyramidensystem gegenübergestellt. Die genaue Funktion und die Verbindungen der Basalganglien
wurden zunächst jedoch wenig verstanden,
so dass sich die operative Behandlung von
Bewegungsstörungen in ihrer Anfangszeit
(erste Hälfte des 20. Jh.) auf die Unterbrechung efferenter motorischer Bahnen auf
verschiedenen Ebenen des kortikospinalen
Systems beschränkte. Bei der Resektion ganNeuroforum 1/05
CHRISTIAN K. E. MOLL ET AL.
zer Motorkortex-Areale bzw. der Durchtrennung pyramidal-motorischer Bahnen konnte man die hyperkinetische Symptomatik
allerdings nur auf Kosten einer mehr oder
weniger ausgeprägten Lähmung lindern. Auf
der Suche nach nebenwirkungsärmeren Eingriffen machte der amerikanische Neurochirurg Russell Meyers Anfang der 1940er Jahre eine verblüffende Beobachtung. In einer
prospektiven Serie von Eingriffen konnte er
zeigen, dass umschriebene Läsionen innerhalb der Basalganglien selbst, wie z.B. die
Durchschneidung der in der Ansa lenticularis verlaufenden pallido-fugalen Fasern, die
Symptome der Bewegungsstörungen auch
ohne Zurückbleiben größerer motorischer
Defizite beheben können (Meyers et al.
1949). Seine Beobachtungen lieferten die
entscheidenden Hinweise für die Einführung
der stereotaktischen Operationsmethode am
Menschen durch den in die USA emigrierten österreichischen Neurologen Ernst Spiegel im Jahre 1947 (Spiegel et al. 1947). Mit
Hilfe des von ihm entwickelten stereotaktischen Zielgerätes führte man fortan ohne
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wesentliche Verletzung des darüberliegenden Gewebes selektive und umschriebene
Ausschaltungen in tiefliegenden Kern- und
Fasersystemen durch.
Definition der stereotaktischen
Zielpunkte
Die zunächst durchgeführten kortikalen Exstirpationen konnten nur die hyperkinetische
Symptomatik lindern (bei Essentiellem Tremor, Dystonie, Athetose und beim Ruhetremor des Morbus Parkinson). Überraschenderweise beobachtete man bei umschriebenen Läsionen des Pallidums einen günstigen
Effekt auch auf die Muskelsteifigkeit (Rigor) des Parkinsonkranken, so dass mit Einführung dieser sog. Pallidotomien auch die
akinetisch-rigide Form der Parkinsonkrankheit operativ bekämpft werden konnte (Orthner 1959). Die stereotaktische Pallidotomie
blieb während vieler Jahre die Wahlmethode, bis sich die ventrolaterale Thalamotomie
durchsetzte, die Hassler und Riechert in den
1950er Jahren einführten (Hassler et al.
1954; Hassler 1955). Insgesamt wurde seit
den 1950er Jahren eine Vielzahl von subkortikalen Kerngebieten auf ihre Relevanz als
stereotaktische Zielregion untersucht (Siegfried 1968). Zu den „alten“ Zielpunkten im
Pallidum und Thalamus kam erst sehr viel
später der heute favorisierte Nucleus subthalamicus (STN) hinzu. Die klinischen Ergebnisse zeigen, dass die Läsion (oder Hochfrequenzstimulation) einzelner Kerngebiete
bei verschiedenen motorischen Störungen
unterschiedlich effektiv ist. Die Wahl der
Zielstruktur hängt somit vom dominierenden Krankheitssymptom ab. Tabelle 1 zeigt
in der Übersicht, welcher Zielpunkte heute
bei welcher Krankheit bzw. bei welchem
Symptom stereotaktisch aufgesucht werden.
Neurophysiologie im Operationssaal
So wie der sich entwickelnden Neurophysiologie des 18. Jahrhunderts der Umstand
zu Gute kam, dass sich die damalige Chirurgie mit großem Eifer dem Studium der Schädelverletzungen zuwandte (Neuburger
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INTRAOPERATIVE MIKROELEKTRODENABLEITUNGEN IN DEN BASALGANGLIEN DES MENSCHEN
Exkurs I
Funktionelle Stereotaxie
Bei den stereotaktischen Operationen
(griech., stereos = räumlich , taxis = Einführung) berechnet man die drei Raumkoordinaten des gewählten Zielpunktes
im Gehirn. Diese Koordinaten werden auf
Referenzstrukturen zurückgeführt, deren
Lagebeziehung zum Gesamthirn eine gewisse Gesetzmäßigkeit aufweist. Anders
als bei den meisten tierexperimentell verwendeten Spezies ist die Schädelform
und damit die Lagebeziehung zu intrakraniellen Strukturen beim Menschen einer größeren Variationsbreite unterworfen, weshalb man eine von den Knochenstrukturen unabhängige Referenz-Ebene
wählt. Dazu wird in der Regel die „Interkommissuralebene“ verwendet, d.h., die
Ebene entlang einer gedachten Linie zwischen vorderer und hinterer Kommissur.
Die funktionelle Stereotaxie moduliert
durch millimetergenau platzierte Ausschaltungen definierte Funktionskreise
des Gehirns. Ziel ist dabei ein optimaler
therapeutischer Effekt bei möglichst wenig Ausfallserscheinungen.
1897), bot die Einführung und Verbreitung
der stereotaktischen Operationsmethode die
Möglichkeit zu vielfältigen physiologischen
Beobachtungen und zur Erweiterung des
Wissens über Physiologie und Pathophysiologie der Basalganglien. Während die klassische elektrische Stimulation zur funktionellen Kartierung von Hirnarealen während
offener Operationen an der Hirnoberfläche
ausreichte, war die Orientierung während
stereotaktischer Operationen komplizierter,
da hier etliche Zentimeter unter der Hirnoberfläche und nicht unter Sicht operiert
wurde. Um dennoch unterschiedliche Kerngebiete voneinander abgrenzen zu können,
zeichnete man bei stereotaktischen Operationen von Anfang an routinemäßig die elektrischen Potentiale aus exakt vorausberechneten Tiefenstrukturen auf. Der lokalisatorische Informationswert dieser EEG-ähnlichen „Subkortikogramme“ erwies sich allerdings als relativ gering, so dass man den anvisierten Zielpunkt in der Tiefe des Gehirns
zunächst nur indirekt mittels elektrischer Stimulation und röntgenologischer Positionskontrolle bestimmen konnte. Erst seit der
Entwicklung feiner Mikroelektroden mit einem Spitzendurchmesser von unter 20 µm
(Hubel 1957) und der hierdurch ermöglich16
Tab. 1: Übersicht über die derzeit wichtigsten Zielpunkte in der stereotaktischen Behandlung von Bewegungsstörungen: Nucleus subthalamicus (STN), Globus pallidus internus
(GPI) und Nucleus ventralis intermedius thalami (VIM). Die Wahl des Zielpunktes hängt
von der Art der Bewegungsstörung und der dominierenden Symptomatik ab. Die wichtigsten Leitstrukturen werden genannt, die mit Hilfe intraoperativer Mikroelektrodenableitungen darstellbar sind und somit zur Tiefen-Orientierung dienen.
Struktur
Krankheitsbild
Zielsymptom
Leitstrukturen
STN
M. Parkinson
Rigor, Tremor, Akinese
ventraler Thalamus
Kerngrenzen des STN,
Subst. nigra (p. reticulata)
GPI
Dystonie/M. Parkinson
Dyskinesien, Rigor
Übergang GPe -> GPi
Optischer Trakt
VIM
Essentieller Tremor/
M. Parkinson
(tremor-dominant)
Tremor
Dorsaler + ventraler
Thalamus (V.i.m, V.c.)
ten Aufzeichnung der Entladungsmuster einzelner Neurone konnte man – neben der
Grobunterscheidung von Ventrikel, weißer
und grauer Substanz – auch eine Feindifferenzierung verschiedener Kerngebiete vornehmen. Die ersten Mikroelektroden-Ableitungen in den Basalganglien des Menschen
durch Madame Albe-Fessard im Jahre 1961
erregten dementsprechend großes Aufsehen
in der stereotaktischen Gemeinschaft (AlbeFessard et al. 1961), da man nun die individuellen anatomischen Gegebenheiten ermitteln und berücksichtigen konnte. Trotz der
technischen Schwierigkeiten, der erforderlichen Asepsis und der zeitlichen Beschränkung während des operativen Eingriffs wurden bereits in der Prä-Levodopa-Ära Mikroelektrodenableitungen auf zum Teil sehr hohem Niveau durchgeführt. Exemplarisch
seien die Arbeiten der damals führenden Arbeitsgruppen um Guiot und Albe-Fessard in
Paris und der Gruppe in Montreal um Jasper
A
und Bertrand genannt, die mit systematischen Ableitungen ein detailliertes anatomophysiologisches Bild des menschlichen Thalamus erarbeiteten. Sie beschrieben erstmals
Nervenzellen, deren rhythmische Entladungen einen direkten Bezug zum Tremor aufwiesen (Albe-Fessard et al. 1962; Jasper et
al. 1965). Vom Beginn der stereotaktischen
Ära an zählte das Freiburger Team um Riechert, Mundinger und Hassler zu den innovativsten und produktivsten Gruppen, gerade auch mit Blick auf die elektrophysiologischen Untersuchungen (Hassler 1960). Mit
dem von Riechert entwickelten Zielgerät
charakterisierte Umbach bereits Mitte der
1960er Jahre bewegungsabhängige Neurone im Pallidum und im motorischen Thalamus des Menschen, die er zusammen mit der
elektromyographischen Aktivität registrierte (Umbach 1966). Die Blütezeit der stereotaktischen Operationen und der damit verbundenen Untersuchungen am Menschen
B
Abb. 1: (A) Blick in den Operationssaal der Neurochirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf während intraoperativer Mikroelektrodenableitungen. Im
Vordergrund erkennt man den in den stereotaktischen Rahmen eingespannten Patienten
und das am Zielbügel montierte Mikrotriebsystem, über das die Mikroelektroden in die
Tiefe des Patientengehirns vorgeschoben werden. (B) Horizontalschnitt des mesenzephaldienzephalen Übergangs im T2 - gewichteten Magnetresonanztomogramm. Die Zielstruktur STN ist mit einem Stern gekennzeichnet und befindet sich rostro-lateral vom gut
erkennbaren Nucleus ruber.
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währte jedoch nicht lange. Vor allem die Einführung von Dopamin
in die klinische Praxis im Jahre 1967, aber auch die Kritik an der
Psychochirurgie in den 1970er Jahren führten dazu, dass die funktionelle Stereotaxie in einen Märchenschlaf verfiel, aus dem sie erst
eine verbesserte Darstellbarkeit intrakranieller Strukturen durch
Computer- und Magnetresonanztomographie sowie die Einführung
der Tiefenhirnstimulation Ende der 1980er Jahre befreite (Abbildung 1).
npi
Electronic Instruments
for the Life Sciences
Single Electrode High Speed
Voltage/Patch Clamp Amplifiers
Praktische Relevanz der Mikroelektrodenableitungen
Aufgrund der irreversiblen Destruktion von Hirngewebe war bereits
bei der (in manchen Zentren nach wie vor verwendeten) konventionellen stereotaktischen Ausschaltung die millimetergenaue Platzierung
einer Läsion in besonderem Maße zu fordern, um die Miteinbeziehung benachbarter Strukturen und damit verbundene unerwünschte
Further improvements of the famous SEC amplifier
í VCcCC option:
Voltage Clamp controlled Current Clamp
Ref.: Sutor et al. (2003), Pflügers Arch. 446:133-141
í DHC option:
Dynamic Hybrid Clamp
Ref.: Dietrich et al. (2002), J.Neurosci.Meth. 116:55-63
í MODULAR option (SEC-03M):
Versatility of Single Electrode Clamping in modular
design for maximum flexibility
í LINEAR VC option:
Highly reduced noise for measurements in the low pA
range with sharp and patch electrodes
Stimulus Isolators without batteries
and bipolar stimulus generation
Abb. 2: Schematische Übersicht über das prinzipielle Vorgehen bei
der Implantation einer DBS-Elektrode. (A, links) Startposition der
Mikroelektrode ca. 10 mm oberhalb des theoretischen Zieles. (A,
rechts) Sondierung des Zielgebietes mit der Mikroelektrode. (B)
Als nächstes erfolgt die elektrische Stimulation des Zielgebietes
mit Hilfe hochfrequenter Testpulse. Erwünschte und unerwünschte
Stimulationseffekte werden genau aufgezeichnet. (C) Unter
Berücksichtigung der Daten aus der Mikroelektrodenmessung
erfolgt schließlich die Entscheidung über das Trajekt und die
genaue Tiefe, in der die Stimulationselektrode implantiert werden
soll. Man beachte die vier Pole der DBS-Elektrode, die einen
möglichst großen Anteil des Kerngebietes abdecken sollten.
Nebenwirkungen zu vermeiden. Im Sinne eines optimalen klinischen
Effektes ist auch bei der Implantation einer Stimulationselektrode
der oberste Grundsatz die größtmögliche Exaktheit der anatomischen
Lokalisation. Zwar sind durch die modernen bildgebenden Verfahren die subkortikalen Zielpunkte darstellbar geworden, doch ist die
Auflösung der Schnittbilder zu gering und mit Verzerrungen belastet, so dass eine genaue Bestimmung der Kerngrenzen (wie etwa
des STN) nicht möglich ist. Daraus folgt bereits, dass intraoperative
Mikroelektrodenableitungen nach wie vor unverzichtbar sind, um
die exakte Ausdehnung eines Kerngebietes zu bestimmen. Über die
Erstellung eines Aktivitäts-Tiefenprofils hinaus gestatten die Mikroelektrodenableitungen eine Orientierung über die funktionelle Organisation des Zielgebietes und die Bestimmung der sensomotorischen Region innerhalb einzelner Kerne.
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Extracellular LoosePatch Clamp Amplifier with
Differential Input
Other npi electronic
instruments
Two Electrode voltage clamp amplifiers
Temperature control systems
Bridge-/Intracellular amplifiers
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INTRAOPERATIVE MIKROELEKTRODENABLEITUNGEN IN DEN BASALGANGLIEN DES MENSCHEN
Verschiedene Kerngebiete haben
unterschiedliche Aktivitätsmuster
Ein entscheidender Schritt in der Planungsphase der Operation besteht in der genauen
Berechnung des Trajekts zwischen dem theoretisch kalkulierten Zielpunkt und der Eintrittsstelle in das Gehirn im präfrontalen Kortex. Dieses Trajekt muss so gewählt werden,
dass die Mikroelektrode unter Umgehung der
Seitenventrikel und Vermeidung von Blutge-
Exkurs II
Tiefenhirnstimulation
Während früher die Zielstruktur mittels
Hochfrequenzkoagulation ausgeschaltet
wurde, werden bei der heute weit verbreiteten Tiefenhirnstimulation (engl. deep
brain stimulation, DBS; im Volksmund
auch „Hirnschrittmacher“ genannt) die
Kern- und Fasersysteme über eine in der
Tiefe des Gehirns implantierte Elektrode
dauerhaft mit hochfrequenten Reizen
(>100 Hz) elektrisch stimuliert. Die chronische Stimulation führt zu einer unmittelbaren (Tremor, Rigor bei M. Parkinson) bzw. zeitverzögerten (Dystonie) Linderung von motorischen Störungen. Die
Beobachtung, dass eine hochfrequente
Stimulation die klinische Symptomatik
beeinflusst, hatte man schon in den 60er
Jahren während stereotaktischer Eingriffe gemacht, als man durch die Beobachtung motorischer oder sensibler Effekte
bei umschriebener Tiefenstimulation mit
schwächsten Reizen die individuellen
Varianten der subkortikalen Kerne ermittelte. Von einer dauerhaften Stimulation
sah man damals allerdings noch ab, da
man befürchtete, epileptische Anfälle
auszulösen (Hassler et al. 1961). Erst
Ende der 1980er Jahre wurde die chronische Tiefenhirnstimulation von Benabid
in Grenoble und von Siegfried in Zürich
eingeführt. Ihr maßgeblicher Vorteil gegenüber der destruktiven läsionellen
Chirurgie ist die prinzipielle Reversibilität und Modulierbarkeit bei gleicher
Wirksamkeit. Die Frage, wie die hochfrequente elektrische Stimulation bestimmter Kerne zu einer Modulation pathologischer Netzwerkaktivität in den
motorischen Basalganglienschleifen
führt, ist bislang ungeklärt. Als mögliche
Wirkmechanismen werden Depolarisationsblockade, synaptische Inhibition und
synaptische Depression diskutiert.
18
fäßen auf dem Weg von der Oberfläche in die
Tiefe des Gehirns den gewünschten Zielpunkt
trifft. Die Effizienz der Mikroelektrodenuntersuchung wird dadurch erheblich erhöht,
dass man im Regelfall fünf Elektroden gleichzeitig einbringt, die einen Abstand von 2 mm
zueinander haben und parallel vorgeschoben
werden. Die Sondierung des Zielgebietes
(Abbildung 2A) ergibt somit für jede Mikroelektrode ein anderes Aktivitäts-Tiefenprofil,
so dass man sich ein Bild über die Lage der
Elektroden und die Ausdehnung von Kerngebieten machen kann. Gemeinhin wählt man
von den fünf untersuchten Trajekten diejenigen aus, die den Zielkern durchqueren und
über eine längere Strecke Zellaktivität zeigen.
Bei der Frage, auf welcher Höhe in diesen
Trajekten im nun folgenden Schritt die Teststimulation erfolgen soll (Abbildung 2B)
werden besonders die Ergebnisse der funktionellen Kartierung herangezogen. Im optimalen Fall lässt sich nun ein Trajekt identifizieren, in dem die Teststimulation einen besonders guten Effekt auf die klinische Symptomatik zeigt, ohne Nebenwirkungen hervorzurufen. Im letzten Schritt wird die Elektrode zur permanenten Stimulation in genau dieses Trajekt eingeführt und fixiert. Man implantiert die Stimulationselektrode so, dass
der unterste der vier Kontaktpunkte am ventralen Kernrand zu liegen kommt, der vorher
mit Hilfe der Mikroableitungen definiert wurde (Abbildung 2C). Die DBS-Elektrode wird
schließlich über ein subkutan verlegtes Ka-
Abb. 3: Ein „Aktivitäts-Tiefenprofil“ stellt die charakteristische neuronale Aktivität in den
subkortikalen Kerngebieten dar, die nacheinander entlang des geplanten Trajekts
durchfahren werden. Die Aktivitätsmuster in den verschiedenen Kernarealen unterscheiden sich voneinander und werden als Orientierungshilfe verwendet. Die Abbildung illustriert beispielhaft zwei typische Trajekte. Trajekt 1 zeigt die charakteristische neuronale
Aktivität auf dem Weg zum STN. Im anterioren bzw. retikulären Thalamus findet man
häufiger als in anderen Arealen Gruppenentladungen (sog. „Bursts“), die sich mit Einzelentladungen abwechseln können. Das Niveau der Hintergrundaktivität reduziert sich am
ventralen Thalamusrand. Die hier in der Zona incerta sporadisch angetroffenen Nervenzellen haben oftmals ein sehr regelmäßiges, relativ niederfrequentes Feuermuster. Der
Kerneintritt in den zellreichen STN imponiert durch eine dramatische Zunahme des
Hintergrundrauschens. Die Aktivität im STN ist sehr irregulär und weist Feuerraten
zwischen 20 und 50 Hertz auf. Sehr gleichmäßige und hochfrequente Entladungen bis zu
100 Impulsen pro Sekunde zeigen die unterhalb des STN gelegenen Neurone des retikulären Anteils der Substantia nigra. Trajekt 2 hat das innere Pallidumsegment als Zielpunkt.
Das weit dorsal gelegene Striatum ist in den elektrophysiologischen Ableitungen vergleichsweise ruhig. Vereinzelt findet man tonisch aktive Neurone mit Feuerraten bis zu 10
Hz, die den cholinergen Interneuronen entsprechen. Die an den medullären Grenzstrukturen auftretenden Grenzzellen sind ebenfalls tonisch aktiv, haben aber eine viel höhere
Feuerfrequenz (bis zu 60 /Sekunde). Die Nervenzellen im internen Pallidumsegment
weisen gegenüber Neuronen des GPe ebenfalls eine höhere Entladungsrate und eine
größere Regelmäßigkeit der Entladungen auf. Die gezeigten Daten stammen aus unveröffentlichten Originalaufzeichnungen von C.K.E. Moll, W. Hamel, C. Buhmann, M. Westphal,
D. Müller, und A.K. Engel, eingezeichnet in einen Frontalschnitt (Schnittführung 16mm
hinter der vorderen Kommissur) aus dem Atlas of the human brain von Mai et al. (2. Aufl.,
2004, S.160).
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CHRISTIAN K. E. MOLL ET AL.
bel mit dem Impulsgeber verbunden, der unterhalb des Schlüsselbeins
des Patienten implantiert wird.
Typischerweise beginnt man ca. 10 mm oberhalb des theoretischen
Zielpunktes mit der Ableitung. Diese kann kontinuierlich während
des langsamen Vorschubs der Mikroelektrode (manuell oder motorgesteuert), oder aber in diskreten Abständen (z.B. alle 0.5 – 1 mm)
erfolgen. Abbildung 3 gibt einen Überblick über das Profil neuronaler
Aktivitätsmuster von verschiedenen subkortikalen Kerngebieten. Generell fällt zunächst ins Auge, dass die subkortikalen Kerngebiete im
Unterschied zum Kortex eine hohe Spontanaktivität zeigen. Insbesondere in den Ausgangskernen der Basalganglien (Substantia nigra,
pars reticulata und Globus pallidus internus) finden sich Nervenzellen, die Spontanfeuerraten von über 80 Impulsen pro Sekunde aufweisen. Neurone mit deutlich niedrigeren Feuerraten finden sich beispielsweise im Striatum oder der Zona incerta. Wie Abbildung 4 zeigt,
kann die Feuerrate eines Neurons in Abhängigkeit des afferenten Zustroms erheblich schwanken. Zu sehen ist eine thalamische Zelle aus
dem kaudalen Ventralkern (V.c.) des Thalamus, in dem die sensiblen
lemniskalen Afferenzen endigen. Während leichter Berührungen der
kontralateralen Wange zeigt das Neuron eine erhebliche Zunahme der
Feuerfrequenz.
Neben der Beurteilung der mittleren Spontanaktivität zieht man zur
Differenzierung einzelner Kerngebiete die zeitliche Strukturierung der
neuronalen Aktivitätsmuster heran (Abbildung 3). Als Beispiel hierfür mögen die sogenannten Border-Cells dienen. Border-Cells markieren die medullären Grenzstrukturen, welche die meisten subkortikalen Kerngebiete schalenartig umgeben, und sind versprengte cholinerge Neurone, die eine Feuerfrequenz zwischen 30 und 50 Impulsen pro Sekunde aufweisen. Allein anhand der mittleren Feuerfrequenz
ließen sich Border-Cells nicht von subthalamischen Nervenzellen unterscheiden. Allerdings ist das charakteristische hoch regelmäßige Feuern der Grenzzellen deutlich verschieden von dem irregulären Spikemuster der STN-Neurone. Besondere Beachtung verdient die Faustregel, dass ein und dasselbe Neuron zu verschiedenen Zeitpunkten
ein unterschiedliches Feuermuster aufweisen kann. Beispielsweise zeigen Nervenzellen in verschiedenen Kerngebieten während Tremorepisoden rhythmische Gruppenentladungen, die einen engen zeitlichen Bezug zum peripheren Tremor aufweisen (Abbildung 5). Wenn
der Tremor sistiert, kann sich das Feuermuster desselben Neurons jedoch völlig anders darstellen.
Während der Ableitungen im Operationssaal ist weiterhin in Betracht zu ziehen, dass sowohl die Vigilanz des Patienten als auch die
Verabreichung von Pharmaka (z.B. kurzwirksame Hypnotika oder
Sedativa) einen Effekt auf die Spontanaktivität subkortikaler Neurone haben und die Ableitungen mitunter erheblich verzerren können.
Diese Schwierigkeit gilt vor allem für die Aufzeichnungen, die in
Vollnarkose gemacht werden (etwa bei Patienten mit generalisierter
Dystonie). Neben der Beurteilung von Frequenz und Muster der Nervenzellaktivität gibt das Niveau des Hintergrundrauschens wertvolle
Hinweise zur Differenzierung einzelner Kerngebiete. Die Hintergrundaktivität verhält sich proportional zur Zelldichte in einem Areal und
ist von den oben diskutierten Einflüssen unabhängig. So ist das Niveau der Hintergrundaktivität in der zellarmen Zona incerta sehr gering und steigt mit dem Eintritt in den zellreicheren STN drastisch an
(siehe Abbildung 3).
ner Reihe anderer dienzephaler und mesenzephaler Kerngebiete für
die stereotaktische Behandlung von Bewegungsstörungen durchgesetzt haben. Für Furore als „neuer“ Zielpunkt in der operativen Behandlung des Morbus Parkinson sorgte am Beginn der 1990er Jahre
der STN. Interessanterweise führte man bereits in den 1960er Jahren Operationen in der Area subthalamica aus (Andy et al. 1965).
Struppler und Lücking berichteten neben den ersten mikrophysiologischen Ableitungen aus dieser Region über einen eindrucksvollen
Effekt auf die Tremorsymptomatik, der sich bereits beim bloßen Einbringen der Koagulationselektrode zeigte (Struppler et al. 1969, Lükking et al. 1971). Die besondere Wirksamkeit einer Subthalamotomie beim Tremor führte man auf die Rarefizierung der hier in besonderer Dichte verlaufenden pallidofugalen und dentatothalamischen Fasern zurück. Die frühen Eingriffe im Subthalamus umfassten allerdings die Zerstörung des Forelfeldes bzw. der Zona incerta
im Bereich der Radiatio praelemniscalis unter Aussparung des Nucleus subthalamicus, da man die Auslösung eines hemiballistischen
Syndroms fürchtete, dessen Vergesellschaftung mit einer Läsion des
STN bereits seit langem bekannt war (von Monakow 1895; Jakob
1928; Carpenter et al. 1951). 1990 erkannte man, dass eine Läsion
des STN bei MPTP-behandelten Primaten die Parkinson-Symptomatik sehr günstig beeinflusste, ohne den gefürchteten Hemiballismus auszulösen (Bergman et al. 1990). Die Befunde wurden unter
anderem durch die Arbeitsgruppe von Benabid in Grenoble an Parkinson-kranken Patienten bestätigt und führten zu einer Neubewer-
Renaissance der Regio subthalamica und des STN als
Zielpunkte beim M. Parkinson
Das interne Pallidumsegment und der ventrolaterale Thalamus sind
historisch gesehen beides „alte“ Zielpunkte, die sich gegenüber eiNeuroforum 1/05
19
INTRAOPERATIVE MIKROELEKTRODENABLEITUNGEN IN DEN BASALGANGLIEN DES MENSCHEN
te und ihrer Verbindungen auf, welche man
als Hinweis auf das Vorhandensein multipler,
paralleler Schleifen deutete, über die Kortex
und Subkortex verbunden sind (DeLong et
al. 1984). Die aus diesen Arbeiten resultierenden Box & Arrow-Diagramme galten in
der Erklärung pathophysiologischer Zustände als sehr erfolgreich und haben seit den
1990er Jahren als “Albin-DeLong-Modell”
Eingang in viele Lehrbücher gefunden. Sie
sind übersichtlicher gestaltet als die komplexen Schaubilder Hasslers und erklären, wie
Läsionen im GPi und STN zur Linderung der
Parkinson-Symptomatik führen (Albin et al.
1989; Alexander et al. 1990; Bergman et al.
2002).
Limitationen des klassischen Basalganglien-Modells
Abb. 4: Beispiel für eine berührungsempfindliche Zelle im ventralen Kaudalkern des
Thalamus (V.c.), dem thalamischen Endigungsort lemniskaler Afferenzen. Der V.c. ist
unmittelbar hinter dem VIM lokalisiert. Das hier abgeleitete Neuron wies ein relativ
kleines rezeptives Feld auf. Bei Berührung eines umschriebenen Bereiches der kontralateralen Wange (angezeigt durch den Balken oberhalb der Spur) sieht man eine deutliche,
nicht adaptierende Zunahme der Feuerrate. Die Abbildung zeigt unveröffentlichte Daten
von C.K.E. Moll, W. Hamel, C. Buhmann, M. Westphal, D. Müller, und A.K. Engel.
tung des Kernes als einem potenten Modulator des neuronalen Basalganglien-Schaltkreises und zur heutigen Sonderstellung des
STN in der operativen Behandlung des Morbus Parkinson (Pollak et al. 1993; Ashkan et
al. 2004; Hamani et al. 2004). Die besondere Herausforderung bei der mikrophysiologischen Zielfindung im STN besteht zum
einen darin, dass der STN ein relativ kleines
Kerngebiet ist. Zudem sind Mikroableitungen im STN zur funktionellen Differenzierung der Kernregion von besonderer Wichtigkeit. Man geht heute davon aus, dass der
optimale Zielpunkt im sensomotorischen
Anteil des STN liegt, welcher den oberen
antero-lateralen Kernbereich umfasst.
Klassische Vorstellungen zur
Pathophysiologie der Basalganglienerkrankungen
Man erkannte bereits früh, dass die bei stereotaktischen Operationen durchgeführten
mikrophysiologischen Ableitungen neben
praktisch-medizinischen Zwecken auch der
Hirnforschung dienen (Jung 1967). Operationsbefunde am Menschen trugen von Anfang
an dazu bei, ältere Ansichten über die funktionelle Organisation der Basalganglien, wie
z.B. Foersters Lehre vom Pallidum-Syndrom,
zu revidieren (Foerster 1921; Orthner et al.
1959). Anfangs waren es vor allem die klinisch-neurologischen Beobachtungen nach
stereotaktischen Ausschaltungen von Kerngebieten, die die Konzeption eines kortiko20
striato-pallido-thalamo-kortikalen Neuronenkreises verfeinerten, welche sich aus den
bahnbrechenden physiologischen Arbeiten
von Dusser De Barenne und den anatomischen Studien von Papez entwickelt hatte
(Dusser De Barenne et al. 1938; Papez 1941;
Bucy 1942). Eine herausragende Stellung in
diesem Zusammenhang nimmt Hasslers Darstellung der mannigfaltigen Beziehungen zwischen Basalganglien, Thalamus und Mittelhirn ein. Die Korrelation seiner pathoanatomischen Studien (Hassler 1949) mit den im
Freiburger Operationssaal erhobenen physiologischen Befunden (Hassler et al. 1960,
1961) führten zu seinen elaborierten, an Gleispläne von Verschiebebahnhöfen erinnernden,
Darstellungen von Neuronensystemen, die
den Wissensstand der damaligen Zeit zusammenfassten. Das Ende der Blütezeit stereotaktischer Operationen (und damit das vorläufige Ende der Einzelzelluntersuchungen
am Menschen) Ende der 1960er Jahre fällt
zeitlich zusammen mit der Einführung der
Einzelzellableitungen am wachen, sich verhaltenden Tier (Evarts 1966). Viele Einzelheiten der motorischen Steuerung auf kortikaler (Evarts 1967; Georgopoulos et al. 1982),
zerebellärer (Thach 1968) und basal-ganglionärer Ebene (DeLong 1971) wurden in der
Folgezeit mit dieser Methode im Labor von
Evarts und seinen Schülern experimentell untersucht und aufgeklärt. Die tierexperimentellen Einzelzell-Untersuchungen deckten
eine somatotopische Organisation innerhalb
der verschiedenen subkortikalen Kerngebie-
In jüngerer Zeit durchgeführte Studien zeigten allerdings verschiedene Schwächen der
enormen Komplexitätsreduktion des AlbinDeLong-Modells auf (Obeso et al. 2000).
Zum einen bezieht sich die Kritik auf die Vereinfachung der anatomischen Gegebenheiten. So sind bedeutende Strukturen und Verbindungen, wie beispielsweise die massiven
thalamo-striatalen Projektionen, oder die
Projektionen der Basalganglien zum Hirnstamm, über viele Jahre fast gänzlich aus
dem Aufmerksamkeitsfokus der Wissenschaftler verschwunden, da sie in der Box
& Arrow – Darstellung unterrepräsentiert
sind. Andere Verbindungen, wie die direkten kortiko-subthalamischen Projektionen,
sind in ihrer Bedeutung erst durch die STNOperationen an Parkinson-Patienten erkannt
und experimentell untersucht worden (Nambu et al. 2002). Zum anderen berücksichtigen die Modell-Annahmen nur die Feuerratenänderungen von Nervenzellen in den einzelnen Strukturen. Eine Kernvorhersage des
klassischen Modells ist, dass eine überstarke pallidale Inhibition des motorischen Thalamus die Aktivität im motorischen Kortex
reduziert. Eine Läsion im Pallidum (und
STN) würde demzufolge über eine Vermehrung der motor-kortikalen Aktivität quasi die
Bremse lösen, die zur Bewegungsarmut des
Parkinsonkranken führt. Entgegen der Vorhersage führen Läsionen des Pallidums aber
auch zu einer wirkungsvollen Linderung der
hyperkinetischen Parkinson-Symptomatik,
und werden beispielsweise zur Behandlung
Levodopa-induzierter Dyskinesien eingesetzt (Marsden et al. 1994; Obeso et al. 2000;
Bergman 2002). Unter dem Einfluss der am
Menschen gewonnenen physiologischen
Erkenntnisse entwickeln sich in jüngster Zeit
wieder komplexere modellhafte DarstellunNeuroforum 1/05
C H E M I
Abb. 5: (A, links) Parallele Ableitung einer Tremorzelle aus dem ventralen Kaudalkern des
Thalamus (V.c.) zusammen mit dem EMG des Extensors und des Flexors des Handgelenks.
(A, rechts) Die Berechnung der Kohärenz zwischen neuronaler und muskulärer Aktivität
zeigt ein deutliches Maximum im Bereich der Tremorfrequenz (ca. 4,5 Hz) und einen
kleineren Gipfel im Frequenzbereich der Harmonischen. Die Phasenanalyse zeigt, dass die
Tremorzelle in ihrer Aktivität um 17,5 ms gegenüber der EMG-Aktivität des Extensors
verzögert ist. Das weist darauf hin, dass diese Zelle von peripheren sensiblen Afferenzen
im Tremor-Rhythmus getrieben wird. Beim Sistieren des Tremors sieht man eine Verschiebung des oszillatorischen Grundmusters der Zelle hin zu einer höheren Frequenz im BetaBand. (B) Tremorzellen finden sich in den verschiedenen Abschnitten der Basalganglien.
Hier dargestellt ist eine Tremorzelle, die im STN eines Parkinson-Patienten abgeleitet
wurde, der intraoperativ einen ausgeprägten Tremor aufwies. Unveröffentlichte Originalaufzeichnungen von C.K.E. Moll, W. Hamel, C. Buhmann, M. Westphal, D. Müller, und A.K.
Engel.
Immuno
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gen der Basalganglienschleifen (Benabid
2003, Vitek et al. 2004). Diese Modelle berücksichtigen neben den Entladungsraten
verstärkt die zeitlichen Muster der Nervenzellentladungen und die neuronalen Interaktionen.
Wissenszuwachs durch intraoperative
Einzelzellableitungen am Menschen?
Die Wiederentdeckung der funktionellen
Stereotaxie führte auch zu einer Renaissance
der intraoperativen Zellableitungen am Menschen. Die einstmals so kapriziöse Kunst,
unter Operationssaalbedingungen qualitativ
hochwertige Einzelzellpotentiale abzuleiten,
hat sich durch die Einführung anwenderfreundlicher Technologien drastisch vereinfacht und wird inzwischen vielerorts routinemäßig zur Zielpräzisierung eingesetzt.
Neuroforum 1/05
Intraoperative Zellableitungen, die beim
Parkinsonkranken generell im Medikamenten-OFF durchgeführt werden, sind geeignet, zur Aufklärung alter und neuer Fragen
beizutragen. Schon lange rätselte man über
den Ursprung des Tremors als einer der charakteristischen Begleiterscheinungen bei
Störungen innerhalb des extrapyramidalmotorischen Systems. Bevor die subkortikalen Kerngebiete des Menschen einer experimentellen Untersuchung zugänglich waren,
hatte Jung die Bedeutung des SchaltzellenApparates im Vorderhorn des Rückenmarkes für die Auslösung der rhythmischen, reziproken Dauerinnervation der Agonisten
und Antagonisten betont (Jung 1941). Die
Präsenz tremor-synchroner Nervenzellentladungen im Ventrointermedialkern (VIM),
dem Endigungsbereich zerebellärer Afferenzen im Thalamus, unterstützte hingegen die
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INTRAOPERATIVE MIKROELEKTRODENABLEITUNGEN IN DEN BASALGANGLIEN DES MENSCHEN
A
B
Abb. 6: (A) Beispiel für eine synchrone Ableitung neuronaler Aktivität von drei parallel in
einem Abstand von 2 mm in den STN eingebrachten Mikroelektroden (lateral-L, zentral-Z,
medial-M). In allen Ableitungen erkennt man deutlich das oszillatorische Aktivitätsmuster im
niedrigen Beta-Band (ca. 17Hz). Wie die Kreuzkorrelationsanalyse ergab, war die neuronale
Aktivität an den Ableitstellen während der oszillatorischen Episoden hochsynchron. (B)
Schematische Projektion der drei eingebrachten Trajekte auf die Schemazeichnung eines 12
mm lateral der AC-PC- Linie gelegenen Sagittalschnittes aus dem stereotaktischen Hirnatlas
von Schaltenbrand und Wahren (Schaltenbrand et al. 1954). Die dick umrandete Struktur in
der Mitte des Bildes entspricht dem STN. Schwarz ausgefüllte Kreise entsprechen den
Ableitepunkten, an denen oszillatorische Aktivität im Beta-Band gefunden wurde. Man
beachte, dass sich die Oszillationen auf das Kerngebiet des STN beschränken. Vermutlich
werden diese Beta-Oszillationen über den sogenannten „hyper-direkten“ Weg, i.e., vom
primären Motor-Kortex direkt getrieben. Unveröffentlichte Originalaufzeichnungen von C.K.E.
Moll, W. Hamel, C. Buhmann, M. Westphal, D. Müller, und A.K. Engel.
These einer zentralen Steuerung des Parkinson-Tremors und deutete auf die Beteiligung
des cerebello-thalamo-kortikalen Systems
hin (Albe-Fessard et al. 1962, Jasper et al.
1965). Ebenso wie im motorischen findet
man auch im sensiblen Thalamus Tremorzellen (Lenz 1988), die von lemniskalen
Afferenzen aus der Peripherie im Rhythmus
„getrieben“ werden und einen zeitlichen
Verschub gegenüber der Muskelaktivität
aufweisen (Ein Beispiel für eine solche Zelle
findet sich in Abbildung 5A). Andererseits
findet man aber auch in den Basalganglien
von Parkinsonpatienten tremor-bezogene
Aktivität, so etwa im Pallidum (Hutchison
et al. 1997) und im STN (Rodriguez et al.
1998; für ein Beispiel siehe Abbildung 5B).
Man geht heute von der Existenz multipler
zentraler Neuronenkreise aus, die sich gegenseitig beeinflussen können und den Tremor unterhalten (Hurtado 1999). Während
das neuronale Korrelat des Parkinson-Tremors also relativ gut untersucht ist (Bergman et al. 2002), weiß man nach wie vor
relativ wenig über die Pathophysiologie anderer Tremorformen (Deuschl et al. 2002).
22
Ebenso wenig verstanden sind die neuronalen Korrelate der Muskelsteifigkeit (Rigor) und der Bewegungsarmut (Akinese)
beim M. Parkinson. Klinische Relevanz erhält diese Fragestellung unter anderem
durch die Vision eines „bedarfsgesteuerten
Hirnschrittmachers“, an dessen Entwicklung derzeit fieberhaft gearbeitet wird und
der zu einer schonenderen Linderung der
klinischen Symptomatik führen soll (Tass
2001). Ein Kernbestandteil dieses intelligenten Systems ist die Detektion eines pathologischen elektrischen Signals im Gehirn. Beim Tremor entsteht dieses pathologische Signal durch eine abnorme Synchronisation ganzer Neuronenverbände im Takt
des Zitterns. Diese synchronen Oszillationen werden nun durch den bedarfsgesteuerten Schrittmacher registriert und mit Hilfe eines desynchronisierenden Impulses unterdrückt. Damit ein solches System auch
für die Behandlung des akinetisch-rigiden
Phänotyps der Parkinsonerkrankung eingesetzt werden könnte, muss zunächst der neuronale Patho-Mechanismus der Akinese
bzw. des Rigors geklärt werden.
Pathophysiologische Bedeutung
synchroner Oszillationen in den
Basalganglien
Neuere Modelle zur Erklärung von Basalganglienstörungen gehen unter anderem davon
aus, dass oszillatorische Aktivität in verschiedenen Frequenzbändern in kritischer Weise
an der Funktion der Basalganglien beteiligt
ist (Brown und Marsden 1998, Brown 2003).
Einen wichtigen Beitrag zur möglichen Bedeutung synchroner neuronaler Oszillationen
in der Pathophysiologie des Morbus Parkinson lieferten Multielektrodenableitungen in
den Basalganglien des Primaten. Bergman
und Mitarbeiter konnten zeigen, dass die Behandlung mit dem Neurotoxin MPTP sowohl
das Entladungsmuster als auch den Interaktionsgrad von Nervenzellen in den Basalganglien verändert. Während pallidale Neuronen
im Normalzustand tonisch hochfrequent und
unabhängig voneinander feuerten, waren die
Nervenzellen des parkinsonkranken Tiers
zeitgleich aktiv (synchronisiert) und zeigten
oszillatorische Entladungsmuster. Interessanterweise zeigte die Frequenzanalyse der synchronen Oszillationen eine bimodale Verteilung. Es zeigten sich oszillatorische Gruppenentladungen sowohl im Frequenz-Bereich
des Parkinson-Tremors (4-8Hz), als auch im
Beta-Band (10-30Hz). Diese hochfrequenten
Oszillationen waren auch bei parkinsonkranken Primaten stark ausgeprägt, die keinen
Tremor aufwiesen. Nach der Applikation von
Dopamin feuerten die Zellen wieder unabhängig voneinander und die Beta-Oszillationen verschwanden (Nini et al. 1995; Raz et
al. 1996; Raz et al. 2001). Diese Resultate
führten zur Hypothese, dass durch den Dopamin-Mangel beim Morbus Parkinson die
unabhängige Informationsverarbeitung in
den Basalganglienschleifen zusammenbricht
(Bergman et al. 1998). Es konnte gezeigt
werden, dass die resultierende abnormale
Synchronisation von Nervenzellen auch zu
einem pathologisch veränderten Feuermuster
im motorischen Kortex führt und so zur Ausprägung der akinetisch-rigiden Symptomatik beiträgt (Goldberg et al. 2002). Am Menschen wurde die Präsenz von synchronen
Beta-Oszillationen in ersten Untersuchungen
für Zellen des STN von tremor-dominanten
Parkinsonpatienten bestätigt (Levy et al.
2000; Levy et al. 2002). Wir konnten kürzlich zeigen, dass synchrone Beta-Oszillationen auch in den Basalganglien von Parkinson-Patienten zu finden sind, die keinen Tremor haben (Moll et al. 2004). Abbildung 6
zeigt ein solches Beispiel für synchrone Einzelzell-Ableitungen aus verschiedenen Bereichen des Nucleus subthalamicus.
Neuroforum 1/05
CHRISTIAN K. E. MOLL ET AL.
Grenzen und Perspektiven der Technik
Es ist selbstverständlich, dass unter Operationssaalbedingungen und der Kürze der zur
Verfügung stehenden Zeit keine mit dem Tierexperiment vergleichbaren Untersuchungen
durchgeführt werden können. Dennoch sind
physiologische Untersuchungen während stereotaktischer Operationen am Menschen
wichtig und werden auch in Zukunft wichtige Beiträge zur Aufklärung der pathophysiologischer Mechanismen liefern, die den verschiedenen Basalganglien-Syndromen zugrunde liegen. Zum einen, weil sich die basalen Ganglien der Vögel, Reptilien und Karnivoren strukturell und funktionell gänzlich von
denen der Primaten unterscheiden (Krieg,
1953). Zum anderen, weil die derzeit verfügbaren Tiermodelle die klinische Symptomatik des Menschen oft nur unvollständig reproduzieren. Dabei mag der Umstand eine
entscheidende Rolle spielen, dass im Tiermodell zumeist mittels Neurotoxinen ein akuter
neurodegenerativer Status erzeugt wird (für
die Parkinson-Krankheit z.B. das MPTPModell des Primaten oder das 6-OH-DAModell der Ratte), während die neurodegenerativen Prozesse, die beim Menschen zur
Ausprägung einer klinischen Symptomatik
führen, oft Jahre bzw. Jahrzehnte dauern. Intraoperative Untersuchungen am Menschen
eröffnen somit wertvolle Möglichkeiten, unser Wissen über die aus Tiermodellen ableitbaren Erkenntnisse hinaus zu erweitern. Wie
gezeigt, hat die Aufklärung der Basalgangli-
en-Pathophysiologie unmittelbare Konsequenzen für Weiterentwicklungen der klinischen Therapie. Darüber hinaus zeigt die
jüngst erschienene Arbeit von Patil et al. (Patil
et al. 2004), dass man prinzipiell die von subkortikalen Neuronen abgeleiteten Signale zur
Steuerung von Brain-Machine Interfaces einsetzen kann. Die Indikation zur Durchführung mikrophysiologischer Untersuchungen
am Menschen wird dessen ungeachtet weiterhin ausschließlich klinisch-praktisch gestellt werden. Der von Umbach (1966) formulierte Grundsatz, dass Tiefenelektroden
„beim Menschen nicht aus wissenschaftlichen Erwägungen oder dem Drang zur Erforschung subcorticaler Strukturen allein eingeführt werden dürfen, wenn nicht vorbestehende Krankheiten oder die Notwendigkeit
einer Hirnoperation die Anwendung rechtfertigt“, hat heute unverändert Gültigkeit. In
diesem Kontext haben auch die auf dem
Neurologenkongreß 1961 in Rom erarbeiteten Richtlinien und Voraussetzungen für den
Einsatz von Tiefenableitungen am Menschen
nach wie vor ihre Bedeutung (Rémond
1961).
Literatur
Bergman, H., Feingold, A., Nini, A., Raz, A., Slovin, H., Abeles, M. und Vaadia, E. (1998): Physiological aspects of information processing in
the basal ganglia of normal and parkinsonian
primates. Trends in Neurosciences 21: 32-38.
DeLong, M.R., Georgopoulos, A.P., Crutcher,
M.D., Mitchell, S.J., Richardson, R.T. und
SCIENCE PRODUCTS GmbH
Alexander, G.E. (1984): Functional organization of the basal ganglia: contributions of single-cell recording studies. Ciba Found Symp
107: 64-82.
Engel, A.K., Moll, C.K.E., Fried, I. und Ojemann,
G.A. (2005) Invasive recordings from the human brain: clinical insights and beyond. Nature Reviews Neuroscience 6: 35-47.
Mai J.K., Assheuer J., Paxinos G. (2004): Atlas
of the human brain, second edition. Amsterdam
Boston Heidelberg: Elsevier Academic Press.
Patil, P.G., Carmena, J.M., Nicolelis, M.A.L. und
Turner, D.A. (2004): Ensemble recordings of
human subcortical neurons as a source of motor control signals for a brain-machine interface. Neurosurgery 55: 27-38.
Eine vollständige Literaturliste kann bei den
Autoren angefordert werden.
Danksagung
Den Autoren ist es ein besonderes Anliegen,
dem interdisziplinären Operationsteam am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
zu danken, ohne deren Kooperation die mikrophysiologischen Arbeiten nicht durchgeführt werden könnten. Es sind dies im einzelnen Dr. Wolfgang Hamel, Dr. Hannes
Koeppen und Prof. Dr. Dieter Müller (Neurochirurgie), Dr. Carsten Buhmann und Ute
Hidding (Neurologie), sowie Dr. Einar Goebell (Neuroradiologie). Diese Arbeit wurde von der Studienstiftung des Deutschen
Volkes und mit Mitteln des BMBF-MOS
(Deutsch-israelische Forschungsförderung)
unterstützt.
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Neuroforum 1/05
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INTRAOPERATIVE MIKROELEKTRODENABLEITUNGEN IN DEN BASALGANGLIEN DES MENSCHEN
Kurzbiographien
Christian K.E. Moll: Studium der Medizin in Freiburg, Wien, Düsseldorf und Hamburg. Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen
Volkes. Von 2001-2003 Anfertigung einer experimentellen Doktorarbeit im Rahmen eines DFG-Stipendiums (Graduiertenkolleg 320,
Universität Düsseldorf) im Forschungszentrum Jülich. Seit 2003
Durchführung der intraoperativen Mikrophysiologie und Mitarbeit
beim Aufbau der AG Tiefenhirnstimulation am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf.
Albrecht Struppler: Studium der Medizin in München, Ausbildung
in Innerer Medizin und Neurologie. Nach der Ernennung zum außerplanmäßigen Professor 1961 ärztliche Tätigkeit in Freiburg und Düsseldorf. Danach Gründung einer Arbeitsgruppe für Stereotaxie in der
Neurochirurgischen Klinik der LMU München. Im Dezember 1968
Berufung auf den neugegründeten Lehrstuhl für Neurologie und Klinische Neurophysiologie an der TU München. Bis zu seiner Emeritierung leitete Albrecht Struppler 20 Jahre lang die Neurologische Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar der TU München und
schuf in dieser Zeit eine hochmoderne, weltweit anerkannte klinische
und wissenschaftliche Einrichtung. Seine wissenschaftlichen Interessen konzentrierten sich vor allem auf sensomotorische und schmerzleitende Systeme. Seit seiner Emeritierung ist Struppler Leiter der Arbeitsgruppe Sensomotorische Integration an der TU München. Richtungsweisende Arbeiten zur peripheren Magnetstimulation. Zahlrei-
che Ehrenmitgliedschaften in verschiedenen Europäischen Neurologischen Gesellschaften, Verleihung des Hans-Berger-Preises durch die
deutsche EEG-Gesellschaft, Deutscher Förderpreis für Schmerzforschung, zuletzt Verleihung des Bayerischen Verdienstordens.
Andreas K. Engel: Studium der Medizin und Philosophie in Saarbrücken, München und Frankfurt. Doktorarbeit zwischen 1983 und
1986 am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. 1987 Promotion an der Technischen Universität München. Von 1987-1995
wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Neurophysiologischen Abteilung
des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung, Frankfurt (Direktor: Prof.
Wolf Singer). 1995 Habilitation am Fachbereich Humanmedizin der
Universität Frankfurt, danach von 1995-2002 dort Privatdozent für
Physiologie. Von 1996-2000 Aufbau und Leitung einer unabhängigen
Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Hirnforschung als Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Von 19971998 wissenschaftliches Mitglied (Daimler-Benz-Fellow) am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Zwischen 2000-2002 Aufbau und Leitung der
neugegründeten Arbeitsgruppe „Zelluläre Neurobiologie“ am Institut
für Medizin im Forschungszentrum Jülich. Seit Oktober 2002 Professor für Physiologie und Direktor des Instituts für Neurophysiologie
und Pathophysiologie im Universitätsklinikum Eppendorf an der Universität Hamburg. Hauptarbeitsgebiete: zeitliche Dynamik in sensorischen Systemen, neuronale Grundlagen der Gestaltwahrnehmung und
der sensomotorischen Integration, Mechanismen von Aufmerksamkeit und Bewusstsein, philosophische Wahrnehmungs-, Bewusstseinsund Handlungstheorien.
Glossar
Basalganglien: Unterhalb des Hirnmantels gelegene Gruppe von
Kerngebieten, die untereinander und zum Kortex eine enge Beziehung haben. Eine mögliche Definition der Basalganglien im engeren
Sinne umfaßt das aus Putamen und Nucleus caudatus bestehende Striatum, das äußere und innere Pallidumsegment, den Nucleus subthalamicus und den retikulären Teil der Substantia nigra.
Lokales Feldpotential (LFP): EEG-ähnliches Makropotential, bestehend aus den gemittelten postsynaptischen Potentialen mehrerer
tausend Neurone um eine relativ großflächige Elektrodenspitze herum. Die frühen Aufzeichnungen von subkortikaler Hirnaktivität waren allesamt Aufzeichnungen von LFPs, genauso wie die heute oft
postoperativ untersuchten elektrischen Potentiale aus den Tiefenstrukturen, die über die Kontakte der implantierten Stimulationselektrode
aufgezeichnet werden können.
MPTP: 1-Methyl-4-Phenyl-1,2,3,6-Tetrahydropyridin. Neurotoxin,
das (nach enzymatischer Umwandlung zu dem hochgiftigen Metaboliten MPP+) die dopaminergen Nervenzellen in der pars compacta
der Schwarzen Substanz zerstört. MPTP-behandelte Affen gehören
zu den wichtigsten Tiermodellen der Parkinson-Krankheit.
Korrespondenzadresse
Christian K.E. Moll
Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52, D-20246 Hamburg
Tel.: +49 (0) 40 42803 6170
Fax: +49 (0) 40 42803 7752
e-mail: [email protected]
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