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Kiwis
selber anba
Saftig, reich an Vitamin C und äusserst schmackhaft sind
sie. Ihren Namen haben sie vom neuseeländischen,
flugunfähigen Nationalvogel Kiwi-Kiwi erhalten. Und selbst
bei uns können Kiwis erfolgreich angebaut werden –
beispielsweise in Herisau, 800 Meter über Meer.
Text: Kurt Forster
F
ür jedes Kilogramm Kiwi, das aus
Neuseeland eingeflogen wird, werden 4 Liter Flugkerosin verpufft.
Solche Transporte sind aus ökologischer Sicht nicht vertretbar. Soll man
deshalb auf die gesunden, saftigen, aromatischen Früchte verzichten? Nein,
denn ein Anbau dieser lang haltbaren
Früchte lohnt sich auch bei uns in der
Schweiz. Im Spätherbst gepflückt und
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kühl gelagert, schenken sie uns vor allem
im Winter den notwendigen Gesundheitskick. Statt im Winter Vitamintabletten zu
schlucken, können uns die sehr VitaminC-reichen Kiwis helfen, ohne Grippe oder
Erkältung über den Winter zu kommen.
Spricht man von Kiwis, so denkt man
primär an die grossen, braunen, kurzbehaarten, hühnereigrossen Früchte, die
in jedem Lebensmittelgeschäft erhältlich
sind und meistens aus Neuseeland importiert werden. Die strauchartige Kletterpflanze, die chinesische Stachelbeere
(Actinidia chinensis), stammt ursprünglich aus Südchina, dem Flusstal des
Yangtse. Sie wurde um 1900 in Neuseeland eingeführt und dort züchterisch
weiterentwickelt. Heute werden die grossen Kiwis (Actinidia deliciosa) in riesigen
Plantagen vor allem in Neuseeland, Süd-
uen
Foto: Beat Ernst
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afrika, Japan, Kalifornien, den Mittelmeerländern und Chile angebaut. Da diese
Kiwis kälteempfindlich sind, lassen sie
sich bei uns nur in einem guten Weinklima oder einem Gewächshaus erfolgreich anbauen. Heute sind aber auch
andere, frostharte Sorten auf dem Markt.
jedes halbwegs sonnige Plätzchen. Eine
kahle Schuppenwand oder eine nackte
Ecke genügen. Die stark wachsenden,
schlanken Lianen begrünen Zäune und
Wände. Am besten zieht man sie an einem
Rankengerüst mit 3 bis 4 gespannten Drähten und einer Gesamthöhe von 1,8 m.
Bei den Kiwis ist Geschlechtertrennung angesagt. Eine Pflanze trägt nur
weibliche, eine andere Pflanze nur männliche Blüten. Die männliche Minikiwis
(die so genannten Nostinos) vermögen im
Umkreis von 20 m bis 8 weibliche Pflanzen zu bestäuben. An einem Südhang habe
ich zwischen 2 weiblichen eine männliche
Pflanze im Abstand von 2,5 m gepflanzt.
Sie bevorzugen zwar einen leicht sauren
Boden, nehmen aber auch mit kalkhaltigem Untergrund vorlieb.
Aus der ursprünglich nordasiatischen
Pflanze sind eine Fülle von Sorten gezüchtet worden. Die Sippschaft der stachelbeergrossen, glattschaligen Mini-Kiwis
(Actinidia arguta) ist vielfältig. Auf dem
Markt sind unter anderem folgende Namen anzutreffen: Weiki (rote, 2 bis 3 cm
lange Früchte, robuste Pflanze), Jssai
(selbst fruchtende, kleinfruchtige, grüne
Sorte), Ambrosio (3 bis 4 cm lange, grüne,
aromatische Früchte, frühe Sorte), Maki
(rotschalige, walnussgrosse Art), Nostino
(männlicher Bestäuber für alle ArgutaKiwis) usw. Am besten pflanzt man die
Mini-Kiwis im Frühling. Bei einer Herbstpflanzung ist im ersten Jahr ein Schutz
aus Chinaschilf, Stroh, Riedschnitt, Laub
oder Häckselmaterial angebracht.
Die unerschütterlichen Minis überstanden bei mir den knochentrockenen
Sommer 2003 an einem Südhang ohne
Giessen in grüner Pracht. Selbst eine
schlechte Bodenqualität scheint sie nicht
zu beeindrucken. Da in der Schweiz
bis heute keine Krankheiten aufgetreten
sind, benötigen sie keinen Pflanzenschutz.
Sie sind deshalb auch für kleinere Gärten
ohne ideale Südlage geeignet.
Kleine Früchtchen –
reiche Ernte
Die Minis sind ausserordentlich reich an
Vitamin C (bis 400 mg/100 g). Daneben
kommen B-Vitamine, Provitamin A sowie
viele Mineralstoffe vor. Von Mitte September bis Ende Oktober kann man die saftigen, stachelbeerähnlichen Früchtchen
ernten. Man pflückt sie, sobald sie weich
sind. Nach 3 Jahren trugen die Ranker bei
mir die ersten Früchtchen, im 4. Jahr
brachte jede Pflanze schon einige Dutzend
davon und nach einigen Jahren Hunderte
von Früchtchen. Pro Pflanze ist ein Ertrag
bis 20 kg möglich. Auch ohne grosse
Pflege fruchten sie unermüdlich. Sie
benötigen nur alle 2 bis 3 Jahre einen Auslichtungsschnitt.
Am besten geniesst man die süsssäuerlichen, delikaten Früchtchen frisch
geerntet und mit Schale. Im Kühlschrank
sind sie etwa 14 Tage haltbar. Sie lassen
sich zu schmackhaften Konfitüren, Obstkuchen oder Kompott verarbeiten. Die
Minis lassen sich gut einfrieren, in einem
Rumtopf verwenden, oder sogar zu Kiwiwein vergären.
Resistente Minikiwis
Bei den etwas grösseren weiblichen
Blüten (oben) sind die Griffel
strahlenförmig angeordnet.
Foto: Kurt Forster
In den letzten Jahren tauchen verstärkt
kleinere, glatte, rote und grüne Argutasorten (Actinidia arguta und Actinidia
melanadra) auf. Diese stachelbeerähnlichen Kiwis ertragen Wintertemperaturen
bis 30 ° unter dem Gefrierpunkt. An meinem Wohnort in Herisau, auf 800 m Höhe,
haben die kleinen Minikiwis den letzten
bitterkalten, schneereichen Februar im
Freien problemlos überstanden.
Unter Pilzen, Krankheiten, Bakterien
und Schädlingen leiden die widerstandsfähigen Pflanzen kaum. Als Schlingpflanzen begrünen die anspruchslosen Kletterer
Bei den kleineren, männlichen Blüten
(links) sind die Griffel verkümmert,
dafür dominieren die Staubblätter.
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Foto: Kurt Forster
Im Schutz einer warmen, südexponierten Hauswand gedeihen die grossen Kiwis besonders gut: ein dicht bewachsenes «Hexenhäuschen»
Die Grossen
sind anspruchsvoller
Der Anbau der eigentlichen Kiwis (Actinidia deliciosa) lohnt sich bei uns dagegen nur in einem guten Weinklima. Dort
kann ein solcher Schlinger spielend eine
Fläche von 30 m2 begrünen. Ideal ist
eine windgeschützte Südwestlage vor
einer wärmenden Mauer. Da ich selber
auf 800 m Höhe wohne, baue ich die
Grossen erfolgreich im ungeheizten Gewächshaus an. Die wüchsigen Ranker
bedecken bei mir die 8 m lange Nordwand des Glashauses bis zum Giebel hinauf – ein grüner, dichter Kiwidschungel.
Als Unterpflanzung wählte ich frühe Erdbeeren mit Zwiebeln in Mischkultur.
Während der heissen Sommermonate
wuchsen viele Kiwizweige aus den Lüftungsfenstern. Selbstverständlich müssen
die Zweige im Herbst zurückgeschnitten
werden. 2 weibliche Pflanzen umrahmen
1 mittlere männliche Pflanze.
Im Freiland besteht die Gefahr, dass ein
zu früher Austrieb erfriert. Daher schützt
man im Frühling die zarten Austriebe vor
dem Frost mit einem Vlies oder einer Noppenfolie. Schon im April tragen die Kiwis
eine reiche Blattfülle von grossen, dunkelgrünen Blättern. Etwas später, Anfang Mai,
prunken sie dann mit ihren grossen, weiss
leuchtenden Blüten. Die weissen Gruppen
strahlen aus dem dichten dunkelgrünen
Blattgewirr. Um eine möglichst vollständige Bestäubung der weiblichen Blüten zu
erreichen, tippe ich mit einer männlichen
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Blüte auf die weiblichen Narben. Während
den Sommer- und Herbstmonaten reifen
sie zu hühnereigrossen, braunen Früchten
heran, die möglichst spät, erst im November geerntet werden. Die Früchte ertragen
selbst einige Minusgrade. Jetzt, nach
rund 12 Jahren, bringen die 2 weiblichen
Stöcke pro Saison 400 bis 500 Früchte;
unsere Vitamin-C-Versorgung in den
Monaten Januar, Februar und März ist
somit gesichert.
Die weltweit bedeutendste Sorte unter
den grossen Kiwis ist Hayward. Ihre
Früchte sind sehr aromatisch, die Pflanze
mässig wuchsstark, spät blühend und sehr
ertragreich, aber etwas empfindlich. In
klimatischen Grenzlagen ist daher die
robustere Sorte Starella besser geeignet.
Sie ist starkwüchsig und trägt grosse
Früchte. Als männlichen Bestäuber kann
man für alle Deliciosa-Kiwis die Sorte
Matua dazu anbauen. Weitere Sorten sind
Abbott und Monty. Jenny (Kiwi chinensis)
ist eine selbst fruchtende Kiwisorte mit
kleinen, aromatischen Früchten.
«Kiwi-Gold»: Honigund Melonengeschmack
Die Neuzüchtung «Kiwi-Gold» liegt zwischen den kleinen und grossen Sorten.
Ihre Früchte sind schwach behaart, 6 bis
8 cm gross und in der Form feigenähnlich.
Ihr Fruchtfleisch ist süss, goldgelb und
sehr saftig. Ihr Aroma erinnert an ein
Zusammenspiel von Melone, Pfirsich, Zi-
trusfrucht und Honig. Die Pflanzen sind
robust, hart und widerstandsfähig gegen
Pilze und Schädlinge. Als Befruchter für
die Goldkiwis eignen sich männliche
Sorten von Actinidia deliciosa oder die
Sorte Matua. Ein Anbauversuch im Hausgarten vor einer ungenutzten Hauswand
oder als Spalier an einem windgeschützten
Standort könnte erfolgreich sein. Auch die
Früchte der Goldkiwis lassen sich im
kühlen Keller lagern, aber nicht so lang
wie ihre grossen, grünen Verwandten.
Kletterhilfen für Winder
Kiwis sind keine Haftkletterer wie Efeu
oder wilder Wein. Als Winder benötigen
sie eine Kletterhilfe. Ihre Ranken winden
sich um alle vorhandenen Gegenstände.
Am besten stellt man ihnen Drahtspaliere
Eine Unterpflanzung der Kiwikultur
mit frühen Erdbeeren, Ruccola
und Knoblauch bildet eine erfolgreiche
Mischkultur.
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Foto: René Berner
Zwischen Ende Oktober
und Mitte November werden die grossen
Kiwis in Mitteleuropa geerntet.
Am besten geniesst man die kleinen, aromatischen Minikiwis
direkt vom Spalier und mit der Schale.
Bodenpflege und Schnitt
Kiwis lieben leicht sauren (pH-Wert 5,5–6),
lockeren, humusreichen, tiefgründigen
Boden. Sie ertragen Staunässe schlecht,
benötigen aber während der Sommermonate genügend Feuchtigkeit. Die
kleineren, härteren Minis gedeihen auch
auf schlechten, kalkhaltigen Böden. Sie
sind nach meinen Erfahrungen recht
genügsam. Die Grossen (Actinidia deliciosa) habe ich in ein Hochbeet gepflanzt,
das ich jeweils im Frühling, vor Beginn
der Wachstumszeit, mit gut gelagertem
Kompost versorge. Da Kiwis mit ihrer
grossen Blattmasse viel Wasser verdunsten, bedecke ich den Fuss der Pflanzen
mit einer guten Mulchdecke, damit die
Bodenfeuchtigkeit besser erhalten bleibt.
Über den Schnitt findet man unterschiedliche Anweisungen. Geschnitten
werden die grossfrüchtigen Arten 2-mal
im Jahr. Im Pflanzjahr zieht man mit einem
Erziehungsschnitt einen Hauptstamm
möglichst ohne Windungen hoch, aus ihm
werden später die Nebenäste T-förmig
weiter geleitet. Ich selbst habe die Kiwipflanzen fächerförmig gezogen. Im Spätwinter schneide ich die Kiwis. Dabei entferne ich alle unerwünschten Ranken und
einige alte, mehrjährige Äste; achte aber
darauf, dass möglichst viele einjährige
Triebe stehen bleiben, denn dort gedeihen
im nächsten Jahr die neuen Früchte. Die
fruchttragenden Ranken werden im Hochsommer 4 bis 5 Blätter nach den Früchten
abgeschnitten. Ein zu dichtes Rankengewirr wird zusätzlich gezähmt. Die Minikiwis wachsen schwächer und ihre Triebe
sind feiner und häufiger verzweigt. Daher
genügt im Spätherbst, wenn sie keine Blätter mehr tragen, ein Auslichtungsschnitt.
Gute Lagerfähigkeit
Kiwis werden möglichst spät im November vor den ersten Frösten geerntet. Sie
sind dann ausgereift und stecken voller
Gesundheit. Grosse Kiwis sind kühl
gelagert bis Ende April haltbar. Ihre
dicke Haut schützt sie vor Wasser- und
Vitaminverlust. An den Hautfalten zeigte
sich allerdings, dass der Wassergehalt
während der halbjährigen Lagerung abgenommen hat. Das Fruchtfleisch war
trotzdem noch fest und schmackhaft.
Eine gute Kontrolle lohnt sich, damit
man weiche Früchte sofort aufbrauchen
kann. Einzelne Früchte können verderben und weich werden. Bis jetzt konnte
ich an den Kiwis keine Schädlinge beobachten. Kiwis dürfen nicht mit Äpfeln zusammen gelagert werden, da das Äthylen,
Foto: Kurt Forster
10 bis 20 cm vor einer Hauswand mit
etwa 50 cm Drahtabstand zur Verfügung.
Ein geschickter Bastler wird ein Lattengerüst aus dünnen, beständigen Holzlatten konstruieren.
Kiwis nehmen aber auch Schnüre,
Pfosten, Pergolastützen oder Geländer
als Kletterhilfe an. Mit einem WeikiPärchen könnte man auch einen Rosenbogen verkleiden.
das Reifegas der Äpfel, auch den Reifungsprozess der Kiwis beschleunigt.
Nicht ins Birchermüesli
In Verbindung mit Milchprodukten werden durch ein Enzym Bitterstoffe entwickelt. Daher haben Kiwis im Birchermüesli nichts verloren. Am besten geniesst
man die Früchte einzeln oder im Fruchtsalat. Kiwis können auch fein geschnitten
und gedörrt werden, verlieren dabei aber
ihre grüne Farbe.
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Kiwi: Erwerb, Anbau und Pflege
Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten, sich
junge Kiwipflanzen zu beschaffen: Der
schnellste, aber teuerste Weg ist der Ankauf
von 3- bis 4-jährigen Jungpflanzen in einem
Gartenzentrum. Dabei sollte man die jungen
Kiwipflanzen aus einheimischer Zucht und
nicht von einem Grossimporteur aus Neuseeland oder Südafrika beziehen. Der zweitschnellste ist die Vermehrung aus Stecklingen, und die dritte Möglichkeit ist die
Anzucht aus den kleinen Sämchen, die man
in jeder Frucht findet.
Ich selbst habe alle 3 Wege erfolgreich ausprobiert. Zu Beginn meiner Kiwikarriere kaufte
ich 2 weibliche und 1 männliche Pflanze in
einem Gartenzentrum. 3 Jahre später hatte ich
schon einen ersten Ertrag. Aus diesen Pflanzen
habe ich schon mehrfach Stecklinge geschnitten und erfolgreich grossgezogen. Erstaunlicherweise gedeihen diese grossen, selbst
gezogenen Kiwis im Freien auf 800 m Höhe,
bei einem doch eher rauen Klima. Sie geniessen allerdings einen bevorzugten Standort
vor der Südwestwand des Hauses. Während
der Frostzeit schützt man den Fuss mit Strohoder Schilfmatten. Neuerdings gibt es auch
2-häusige Pflanzen auf dem Markt. Aus Erfahrung wissen wir allerdings, dass eine
kreuzweise, das heisst 1-häusige Bestäubung
meist grössere Früchte bringt.
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