Ausgabe 38 | 21.06.2016 | Seite 1 Internet of Things Einige entscheidende Trends treiben die Weiterentwicklung des Internet of Things (IoT): die zunehmende Mobil-Durchdringung, schnellere und leistungsstärkere ComputerTechnologie, geringere Hardware-Kosten und bessere Sicherheitsprotokolle. Über alle Branchen hinweg forciert dies alles die Vernetzung von Menschen, Geräten und Informationen – auf völlig neue Art und Weise. Die Schätzungen über die Marktgröße und Verbreitung des IoT schwanken: So sagt Gartner für dieses Jahr weltweit 6,4 Milliarden internetfähige “Dinge” vorher – und für das Jahr 2020 schließlich 26 Milliarden. Zusätzlich zu seinem physischen Ausmaß ist das IoT auch bemerkenswert wegen der schier unendlichen Möglichkeiten und der enormen Anzahl an Playern im Markt (einschließlich Apple, Google, Samsung, Microsoft, Amazon, Cisco Systems, IBM, Huawei, General Electric (GE) und vielen anderen), die dem Bedarf an Dienstleistungen, Plattformen, Applikationen, Speicherkapazitäten, Konnektivität, Geräten, Analyse und Sicherheit verstärkt nachkommen. Was ist das IoT? “ Das IoT ist ein in sich vernetztes Ökosystem internetfähiger Objekte— Geräte, Sensoren, Mikroprozessoren, Datenzentren, Fahrzeuge, Gebäude, Maschinen, Netzwerke, Software für künstliche Intelligenz und Analyseprogramme. Diese vernetzten Dinge können untereinander und mit Menschen Daten sammeln und austauschen. „ — eMarketer Während das konsumenten-fokussierte IoT schon einen wahren Hype erlebt hat (etwa durch vernetzte Kühlschränke oder selbstfahrende Autos), haben sich seine physikalischen und digitalen Bausteine über Jahre hinweg entwickelt. Die neuen technologischen Fortschritte bei der Hardware (einschließlich der Kosten und Größe der Sensoren), der Telekommunikation (einschließlich der mobilen Geräte und höherer Verbindungsgeschwindigkeit) und der Software (einschließlich der Kosten für die Prozessoren sowie ausgefeiltere Daten-Tools) haben den Prozess beschleunigt. Die Fortschritte im Cloud Computing, der Datenanalyse, der mobilen Kommunikation und weiterer Bereiche haben die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Milliarden an Geräten drahtlos miteinander vernetzbar sind. Auf der ganzen Welt nutzen Unternehmen die Vorteile dieser Entwicklung, um ihre Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten. Die aus dem IoT generierten Daten helfen ihnen dabei zu überdenken, wie sie innovativer sein können, wie sie ihre alltäglichen Arbeitsabläufe gestalten und besser mit ihren Kunden interagieren können. Ausgabe 38 | 21.06.2016 | Seite 2 Internet of Things IoT in Aktion Der Nutzen des IoT für Marketer ist vielfältig. Neue vernetzte Geräte liefern ihnen mehr Touchpoints, um ihre Zielgruppen zu erreichen. Genauere Demographie- sowie Verhaltensdaten (und deren Analyse) ermöglichen ihnen die Personalisierung und gezieltere Ansprache in der Kommunikation. Und das Realtime-Feedback darüber, wie die Dinge eingesetzt und genutzt werden, helfen ihnen, die Produkte weiter zu verbessern, Probleme früher zu erkennen und das Kundenerlebnis noch nutzwertiger zu gestalten. Über das IoT werden auch gerade organisatorische Silos eingerissen – nicht nur innerhalb des Unternehmens, sondern auch über die Branchen hinweg. Um dies besser zu verdeutlichen, hier die fünf wichtigsten Optionen, die IoT dem Marketing bietet: 1. Mehr vernetzte Dinge = mehr Möglichkeiten zu kommunizieren. Die Zunahme an vernetzten IoT-Geräten eröffnet Marketern neue Wege, ihre Zielgruppen an unterschiedlichen Punkten des Kaufprozesses zu erreichen. Diese smarten Geräte— einschließlich Smartphones, Beacons und sogar spezielle Verpackungen—liefern ihnen mehr Plattformen, um Inhalte zu teilen, Botschaften zu orchestrieren und den Dialog mit dem Konsumenten intensiver zu gestalten. Beispiel: Ende 2014 ist Macy’s eine Partnerschaft mit der location-based Shopping-App shopkick eingegangen, um in fast 800 seiner US-Geschäfte Beacons zu installieren. Die Kette nutzt die Technologie, um die Bewegungen ihrer Kunden in den Geschäften zu tracken, ihnen Produktempfehlungen zu schicken und die Käufer auf Sonderangebote und Promotions aufmerksam zu machen. 2. Bessere Daten = detaillierte Erkenntnisse. Marken erschließen sich das riesige Datenvorkommen, das über die IoT-Geräte gesammelt wird, um die Marketing-Kampagnen noch wirkungsvoller zu gestalten und die Kunden kanalübergreifend anzusprechen. Durch die Vernetzung der smarten Dinge untereinander oder mit größeren Netzwerken, können sie die gewonnenen Informationen auf neue Art und Weise integrieren, messen, tracken und bewerten. Sie können über die Analyse dieser Daten dann identifizieren, in welcher Kaufphase sich der einzelne Kunde befindet und versuchen, sein Konsumverhalten vorherzusagen sowie sogar seinen Return on Investment (ROI) zu berechnen. Ausgabe 38 | 21.06.2016 | Seite 3 Internet of Things Beispiel: Auf der Flasche von Johnnie Walker Blue Label kommen extrem dünne elektronische Sensoren zum Einsatz, die übertragen, wann die Flasche geöffnet wurde oder nicht, oder wo in der Vertriebskette sie sich gerade befindet. Zusätzlich kann Diageo Promotionangebote hochladen, solange die Flasche im Laden steht, aber dann die Informationen in Cocktail-Rezepten wechseln, sobald der Sensor signalisiert, dass die Flasche geöffnet wurde. 3. Verbessertes Kundenerlebnis. Mit mehr datengetriebenen Realtime-Insights können Marketer noch detailliertere Informationen über das Verhalten der Kunden sammeln und personalisierte Services anbieten, die noch nutzwertiger auf deren Bedürfnisse eingehen. Wenn Marken ein sehr tiefes Wissen darüber haben, wie ihre Produkte und Services genutzt werden, können sie kontinuierlich daran arbeiten, das gesamte Servicelevel zu verbessern – manchmal sogar, indem die vernetzten Geräte selbst in der Kundenberatung zum Einsatz kommen. Beispiel: Über die durch das Internet vernetzten Freestyle-Soda-Maschinen von Coca Cola konnten die Kunden in Fastfood-Restaurants aus 100 Optionen ihren eigenen Drink individuell selbst erstellen. Über eine App, die sich mit den Maschinen synchronisiert, konnten die Kunden dabei ihre GetränkePräferenzen abspeichern und beim nächsten Restaurant-Besuch erneut abrufen. 4. Modernisierte Produktentwicklung und Angebote. Je besser Marken in der Analyse der Daten werden, die sie von den IoT-Geräten erhalten, umso mehr erfahren sie darüber, was ihre Produkte und Services leisten und wie sie eingesetzt werden. Dies kann sie dabei unterstützen, Qualitätsprobleme und Fehlfunktionen vorherzusagen und zu beheben, und um neue Produkte und Services zu entwickeln, die unerfüllte Konsumentenwünsche realisieren. Ausgabe 38 | 21.06.2016 | Seite 4 Internet of Things Beispiel: Die Weiterentwicklung der nutzungsbasierten AutomobilVersicherung liefert hier eines der am weitesten entwickelten und erfolgreichsten Beispiele. Das State Farm’s Drive Safe & Save Programm hat seinen Kunden die Möglichkeit eingeräumt, ihre Fahrmuster zu monitoren – im Austausch gegen geringere Prämienzahlungen. Durch das Sammeln solcher Daten können Versicherungsunternehmen wie State Farm unterschiedliche Tarife für verschiedene Kundensegmente anbieten. 5. Neue Verbindungen = neue Geschäftsmodelle. Das unaufhaltsam wachsende Netzwerk von untereinander vernetzten Geräten lässt neue Arten an Aktivitäten entstehen und lockt Unternehmen in breitere und vielfältigere Ökosysteme über die eigene Branche hinaus. Unternehmen gehen meist mit der Hilfe von Technologiefirmen branchenübergreifende Partnerschaften ein, die neue Umsatzströme erschließen und den Wert steigern. Für Marketer bedeutet das, dass sie verstehen müssen, wie diese neuen Optionen ihren Kompetenzbereich und ihre Rolle verändern werden. Beispiel: Ford hat 2016 auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas die Zusammenarbeit mit Amazon und Wink, einem IoT-Plattform-Provider, bekanntgegeben. Über das Kooperationsprojekt erhalten FordBesitzer von ihrem Auto aus Zugang zu ihren vernetzten Geräten zu Hause, wie etwa dem Garagentoröffner, Leuchten und Thermostate. Diese Funktionalität wird über gesprochene Kommandos möglich, die über Fords Sync System ausgeführt werden, das die Hardware und die cloudbasierten Services von Amazon nutzt. Ausgabe 38 | 21.06.2016 | Seite 5 Internet of Things Fazit In einer Untersuchung, die im Februar 2015 von Harbor Research unter Software und App-Entwicklern in USA und Westeuropa durchgeführt worden war, wurden Smart Home, Wearables und Sport/Fitness zu den Top-Branchen der App-Entwicklung erklärt. Die Branchenprognosen gehen davon aus, dass in drei bis fünf Jahren der Gesundheitsbereich, Smart City und die Automobilindustrie an der Spitze dieser Liste gerankt werden. So wie IoT die Unternehmen selbst transformiert, wird die Technologie auch die Vermarktung und den Vertrieb der Produkte in den unterschiedlichsten Branchen verändern. Vernetzte Geräte werden Marketers helfen, die wichtigsten Akteure über neue Wege anzusprechen: Spezifische Location-, demographische und Verhaltensdaten ermöglichen für Kampagnen ein Targeting auf Personenebene. Realtime Feedback über das Funktionieren der Geräte fließt in deren Weiterentwicklung ein, ermöglicht die Vorhersage von Problemen und verbessert das Kundenerlebnis. Quellenangaben (auch zu den verwendeten Bildern): eMarketer, Shopkick & Macy, Diageo & Thinfilm, Coca-Cola, State Farm & AutoMotoTV Mindshare GmbH | Darmstädter Landstraße 112 | 60598 Frankfurt am Main Tel +49 (0) 69 60905-0 | Fax +49 (0) 69 60905-555 www.mindshare.de | [email protected]