Dynamische Systeme höherer Ordnung

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Dynamische Systeme höherer Ordnung
Dynamische Systeme höherer Ordnung
Lernziele
In dieser Vorlesung lernen Sie
• wie man die Kreisfrequenz, Frequenz und Schwingungsdauer eines harmonischen Oszillators berechnet.
• wie die Potential-Zeit-, die Stromstärke-Zeit- und die Leistungs-Zeit-Funktion bei einem harmonischen Oszillator
formuliert werden.
• wie man die Abklingzeit und die Kreisfrequenz bei einem gedämpften Oszillator berechnet.
• unter welchen Bedingungen ein Serie-Schwingkreis bei harmonischer Anregung den stärksten Strom durchlässt
• wie das Verhalten dynamischer Systeme modelliert und analysiert wird.
Problemstellung
Zwei zylinderförmige Gefässe sind über ein bodennahes Röhrchen miteinander verbunden. Solange das eine Gefäss
höher als das andere mit Wasser gefüllt ist, fliesst ein Ausgleichsstrom. Nimmt man Öl statt Wasser, bleibt die
Strömung laminar und wir können den Ausgleichsvorgang mit einer Exponentialfunktion beschreiben. Nun denken
wir uns das Röhrchen immer dicker bis ein mit Wasser gefülltes U-Rohr vor uns steht. Dann erfolgt der
Ausgleichsvorgang nicht mehr über einen einmal abklingenden Volumenstrom, sondern über einen
abklingend-oszillierenden Volumenstrom. Wäre die Flüssigkeit suprafluid, würde die Oszillation oder Schwingung
überhaupt nicht mehr abklingen.
Das Verhalten des U-Rohrs kann durch zwei Speicher mit konstanter Kapazität und einem Leiter mit Widerstand
und Induktivität modelliert werden. Analoge Systeme kennt man aus der Elektrodynamik (zwei über eine Spule
verbunden Kondensatoren), aus der Translationsmechanik (zwei über eine Feder verbundene Luftkissenfahrzeuge)
und aus der Rotationsmechanik (zwei über eine Drehfeder verbundene Schwungräder). Dominiert das
Widerstandselement (Strömungswiderstand, elektrischer Widerstand der Spule, Dämpfer in Serie zur Feder), klingt
der Potentialunterschied (Druck, Spannung, Geschwindigkeit, Winkelgeschwindigkeit) exponentiell ab, falls sich
alle Elemente linear verhalten.
Dynamischen Systemen, die aus zwei Speichern bestehen und die über einen Leiter miteinander verbunden sind,
können mathematisch zu einem System mit nur einem Speicher und reduzierter Kapazität zusammenfasst werden.
Systeme mit Mengenspeicher und Induktivität nennt man Systeme 2. Ordnung, weil man zur Berechnung des
Verhaltens zweimal integrieren muss. Systeme 2. Ordnung besitzen zwei unabhängige Energiespeicher.
Speicher und Leiter
Speicher mit konstanter Kapazität und Leiter mit linearem Widerstand und linearer Induktivität findet man in der
Hydrodynamik, der Elektrodynamik, der Translationsmechanik und der Rotationsmechanik.
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Dynamische Systeme höherer Ordnung
Gebiet
2
Speicher
Hydrodynamik
Widerstand
Induktivität
Bemerkung
laminare Strömung
Elektrodynamik
oder
Kondensator
Translationsmechanik
Federgesetz
Rotationsmechanik
Drehfedergesetz
Die mechanischen Systemparameter sind oft reziprok definiert: statt eines Impulswiderstandes führt man eine
Dämpferkonstante ein; anstelle einer Impulsinduktivität definiert man eine Federkonstante
statt
statt
Harmonischer Oszillator
Ein harmonischer Oszillator ist ein schwingungsfähiges System, das aus einem oder zwei Speicher mit konstanter
Kapazität und einem Leiter mit stromunabhängiger Induktivität besteht. Lenkt man ein solches System aus und lässt
es los, schwingt es sinusförmig (harmonisch) um seine Ruhelage, wobei die Schwingungsdauer unabhängig von der
Grösse der Auslenkung ist. Beispiele für harmonische Oszillatoren sind Federpendel, elektrische Schwingkreise und
U-Rohr mit sehr grossem Querschnitt.
Der harmonische Oszillator ist ein wichtiges Modellsystem der Physik. Er ist durch nur zwei Parameter
(Gesamtkapazität und die Induktivität) vollständig beschrieben. Viele komplexere Systeme verhalten sich bei kleinen
Auslenkungen näherungsweise wie harmonische Oszillatoren. Der harmonische Oszillator der Quantenmechanik ist
eines der wenigen quantenmechanischen Systeme, das sich ohne Näherungen berechnen lässt.
In der Elektrodynamik bildet ein über eine ideale Spule (Induktivität L) kurz geschlossener Kondensator (Kapazität
C) einen harmonischen Oszillator. Lädt man den Kondensator auf die Spannung U0 auf und verbindet ihn dann mit
der idealen Spule, ist die Spannung über beiden Elementen zu jedem Zeitpunkt gleich gross (die Umlaufspannung
muss immer gleich null sein)
Setzt man für die beiden Spannungen die zugehörigen konstitutiven Gesetze ein, erhält man
Nun ersetzt man noch die Stromstärke über die Bilanz durch die Änderungsrate der Ladung
Die allgemeine Lösung dieser linearen Differentialgleichung 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten ist
wobei für die Kreisfrequenz gilt (Lösung in Differenzialgleichung einsetzen und vergleichen!)
Die Ladungsamplitude Q0 und die Phasenverschiebung hängen von den Anfangsbedingungen ab. Mit Hilfe des
kapazitiven Gesetzes kann auf die Spannungs-Zeit-Funktion umgerechnet werden
mit
Dynamische Systeme höherer Ordnung
Ersetzt man die Spannung mit Hilfe des induktiven Gesetzes erhält man eine Funktion für die Änderungsrate der
Stromstärke
.
Eine Integration über die Zeit liefert
mit
Für die Prozessleistung über dem Kondensator oder der Spule gilt
Setzt man die Phasenverschiebung δ gleich null (freie Wahl des Zeitnullpunktes), erhält man eine Leistung, die mit
doppelter Frequenz (Kreisfrequenz durch 2π) schwingt
Während einer Periode oder Schwingungsdauer (2π durch Kreisfrequenz) ist der Kondensator zweimal geladen und
der Strom erreicht zweimal seine maximale Stärke. Weil beide Bauteile zusammen mit der Ladung (Kondensator)
oder mit dem Strom (Spule) Energie speichern, wird die Energie mit doppelter Oszillatorfrequenz hin und her
verschoben.
Video: harmonischer Oszillator [1]
gedämpfter Oszillator
Nun fügen wir beim elektrischen Schwingkreis noch einen Widerstand ein. Widerstand und Induktivität können als
einfache Ersatzschaltung für eine reale Spule gesehen werden. Wieder gilt der Maschensatz, wonach
Umlaufspannung gleich null sein muss
Setzt man wie beim harmonischen Oszillator die konstitutiven Gesetze für die Kapazität, den Widerstand und die
Induktivität ein und ersetzt die Stromstärke über die Bilanzgleichung durch die Änderungsrate der
Kondensatorladung, erhält man eine lineare Differentialgleichung 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten
oder
Diese Gleichung wird durch folgende allgemeine Funktion erfüllt
Setzt man diese Funktion in die Differentialgleichung ein, erhält man folgende Beziehung
Die linke Seite dieser Gleichung kann nur zu allen Zeitpunkten gleich null sein, wenn beide Klammerausdrücke den
Wert null annehmen. Damit gilt für die Abklingzeit
und für die Kreisfrequenz
Ohne Dämpfung ist die Abklingzeit unendlich gross und die Kreisfrequenz entspricht dem Wert des harmonischen
Oszillators. Unterschreitet die Abklingzeit einen gewissen Wert, wird der Ausdruck unter der Wurzel negativ und
das System schwingt gar nicht mehr, sondern kriecht - wie wenn die Induktivität nicht da wäre - gegen die
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Gleichgewichtslage. Man unterscheidet drei Dämpfungsarten
•
: unterkritische Dämpfung: System schwingt bezüglich der Gleichgewichtslage hin und
her
•
: kritische Dämpfung: System bewegt sich gegen die Gleichgewichtslage ohne zu
überschwingen
•
: überkritische Dämpfung: System kriecht gegen Gleichgewichtslage
Die nachfolgende Tabelle zeigt noch die Analogie zwischen elektrischen und mechanischen Schwingkreisen
Thema
Elektrodynamik
Hydrodynamik
Serie-Schwingkreis Kondensator, reale Spule U-Rohr
Systemparameter
Translation
Rotation
Körper, Feder, Dämpfer, Körper Schwungrad, Feder, Dämpfer, Schwungrad
Kapazität C
Widerstand R
Induktivität L
Kreisfrequenz
Abklingzeit
k ist die Dämpferkonstante, D die Federkonstante oder Richtgrösse. Bei der entsprechenden Drehgrösse ist noch ein
Stern zugefügt. In der Mechanik sind Feder und Dämpfer oft parallel statt in Reihe geschaltet. Der Strom verzweigt
sich und man spricht man von einem Parallel-Schwingkreis. Das U-Rohr verhält sich nur bedingt analog zu den
andern Systemen, weil die Strömung eher turbulent als laminar ist und das System sich damit nichtlinear verhält.
Video: Schwingkreis: Analogie und Dualität [2]
Resonanz
Ein elektrischer Schwingkreis kann mit einer Wechselspannungsquelle, die man in den Kreis einfügt, angeregt
werden. Alle vier Elemente (Spannungsquelle, Kapazität, Widerstand und Induktivität) sind miteinander zu einem
nicht verzweigten Kreis verbunden. Die beschreibende Gleichung lautet
Das System durchläuft zuerst einen Einschwingvorgang und geht dann in ein stationäres Verhalten über. Der
Einschwingvorgang hängt von den Anfangsbedingungen ab. Oft interessiert man sich nur für das stationäre
Verhalten nach dem Einschwingvorgang. Dann übernimmt die Spannungsquelle das Zepter und das ganze System
schwingt mit
.
Weil sich alle Elemente im selben Kreis befinden, ist der elektrische Strom überall gleich stark. Im stationären
Zustand schwingt der Strom mit der gleichen Frequenz wie die Spannung. Einzig eine Phasenverschiebung ist noch
möglich. Diese Überlegung bringt uns zu folgendem Ansatz
Nun können wir in der Differentialgleichung die Spannungen mit Hilfe der konstitutiven Gesetze durch die
Stromstärken ersetzen
Dynamische Systeme höherer Ordnung
also
also
also
Würde man jedes der drei Elemente einzeln mit der Spannungsquelle verbinden, wäre die Lösung der Gleichung
einfach zu finden: beim Widerstand schwingt der Strom in Phase mit der angelegten Spannung, bei der Kapazität
läuft der Strom der Spannung eine Viertelperiode voraus (der Strom baut die Spannung auf) und bei der Induktivität
eine Viertelperiode nach (Spannung ändert Stromstärke).
Strom- und Spannungsamplituden unterscheiden sich bei allen drei Elementen um einen Faktor, der entweder
konstant ist, sich proportional oder reziprok-proportional mit der angelegten Kreisfrequenz ändert. Dieser Faktor,
eigentlich eine Verallgemeinerung des Widerstandes, heisst Impedanz Z. Die Verallgemeinerung des Leitwerts, des
Kehrwerts der Impedanz, nennt man Admittanz. Betrag und Phase dieser Grössen lassen sich entweder als Zeiger
oder als komplexe Zahl darstellen, was das Berechnen von Strom und Spannung stark erleichtert. Der Betrag der
Impedanz, also das Verhältnis zwischen den Amplituden der Spannung und der Stromstärke, Scheinwiderstand
genannt, kann bei Serie- oder Reihenschaltung mit Hilfe des Pythagoras gerechnet werden
Der stärkste Strom tritt dann auf, wenn sich die Blindwiderstände der Kapazität und der Induktivität genau
kompensieren. Dann begrenzt nur noch der Wirkwiderstand die Stromstärke.
All diese Aussagen lassen sich auf mechanische Systeme übertragen, falls die zugehörigen Bauteile analog
angeordnet sind. Oft sind Feder und Dämpfer aber parallel geschaltet (Impuls- bzw. Drehimpulsstrom verzweigen
sich) und die Anregung erfolgt nicht mit konstanter Geschwindigkeits- oder Winkelgeschwindigkeitsamplitude.
Dann muss man halt den dazu analogen elektrischen Kreis zur Untersuchung beiziehen. Die mechanisch-elektrische
Analogie hat mehrere Vorteile. Erstens sind elektrische Systeme schneller aufgebaut, reagieren schneller und sind
billiger als mechanische. Zweitens stehen für elektrische Netzwerke leistungsstarke Simulatoren zur Verfügung.
Drittens interessiert man sich in der Regelungstechnik nur für das Verhalten eines Systems und nicht für dessen
physikalische Eigenheiten.
Video: Resonanz [3]
Modellbildung
Die Systemdynamik ermöglicht eine intuitive Modellbildung. Ausgehend von der Mengenbilanz fügt man die
konstitutiven Gesetze ein und verbindet das Ganze zu einem Wirkkreis, was dann mathematisch zu einer
Differentialgleichung führt. Konkret berechnet man aus den Speichern die Potentiale und daraus dann wiederum die
Stromstärken. Diese Methode, die auch oft Analogien benutz, hat auch ihre Grenzen. So muss die Kausalität immer
festgelegt sein und es dürfen keine zirkuläre Abhängigkeiten(circular reference, algebraic loop) formuliert werden.
Auch sind die Analogien nicht immer offensichtlich. Dementsprechend kann man nicht unbesehen Resultate von
einem Gebiet ins andere übertragen. Nehmen wir als Beispiel den elektrischen Schwingkreis mit Kondensator,
Widerstand und Induktivität in Reihe. Die entsprechende mechanische Anordnung sind Körper mit Feder und
Dämpfer in Reihe. Damit das System geschlossen ist (keine Impulsaustausch mit der Erde), nehmen wir zwei frei
bewegliche Gleiter einer Luftkissenbahn mit Feder und Dämpfer im selben Impulsfluss (siehe Video Schwingkreis:
Analogie und Dualität).
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Modell
Zuerst zur Modellanalogie
Element
elektrisch mechanisch
Bemerkung
Kapazität
Gesamtladung des Kondensators ist null
Widerstand
Dämpferkonstante k entspricht einem Leitwert
Induktivität
Federkonstante D entspricht einer reziproken Induktivität
Die Serieschaltung von zwei Stromgliedern ist mit einem systemdynamischen Tool nicht ganz einfach zu
modellieren (deshalb sind die Simulatoren für elektrische Netzwerke anders programmiert). Dazu muss die
Kausalität des Widerstandselementes umgedreht werden, d.h. der Strom (Impulsstrom) bestimmt die Spannung
(Geschwindigkeitsdifferenz) und diese muss vom kapazitiv berechneten Wert abgezogen werden. Video: Analogie
und Dualität [4].
Verhalten im Zeitbereich
Nun übersetzen wir die Berechnungsformel für die Kreisfrequenz des nicht gedämpften Oszillators und die
Abklingzeit von der Elektrizitätslehre in die Mechanik
Dann gilt für die Kreisfrequenz des gedämpften Oszillators
Die Kreisfrequenz ist gleich null, wenn die Dämpferkonstante gleich der Hälfte der Wurzel aus Masse mal
Federkonstante ist (bitte nachrechnen; die ganze Analyse wäre mit komplexen Zahlen etwas übersichtlicher).
Zur Analyse der Resultate sollte man zuerst die Strom- und Potentialgrössen darstellen, also Kraft und
Geschwindigkeit. Zur Kontrolle kann man dann noch das Zeitverhalten der gespeicherten Energie beiziehen. Bei
mechanischen Schwingkreisen sind Dämpfer und Feder meist parallel statt wie hier in Reihe geschaltet, es liegt dann
eine duale Analogie vor.
Phasenraum
Statt alle Grössen als Funktion der Zeit darzustellen, kann man auch zwei Zustandgrössen (Topfgrössen in der
Systemdynamik) gegeneinander auftragen. Man erhält dann eine Phasenraumdarstellung. In der
Translationsmechanik spannen Impuls und Ort den Phasenraum auf.
Die untenstehenden Bilder zeigen das Grundmodell des mechanischen Serie-Schwingkreises, die zugehörige
Energieebene, das Geschwindigkeits- und das Impulsstromstärke-Zeit-Diagramm bei kritischer Dämpfung sowie die
Phasenraumdarstellung für einen Körper bei drei verschiedenen Dämpfungen (unterkritisch bis kritisch).
Systeme höherer Ordnung
Die Ordnung eines Systems ist durch die Zahl der unabhängigen Integrationen gegeben (zwei in Reihe geschaltete
Kapazitäten oder Induktivitäten ergeben nur eine Ordnung). Weil sowohl Kapazität als auch Induktivität Energie
speichern, darf die Ordnung auch durch die Zahl der unabhängigen Energiespeicher ausgedrückt werden. Das
Verhalten nichtlinearer Systeme (Blasenspeicher, Teller- oder Elastomerfedern, nichtlineare Dämpfer) kann in der
Nähe eines Arbeitspunktes linearisiert werden. Dieses Verfahren wird oft in der Regelungstechnik angewendet, weil
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man dem System nicht erlaubt, sich allzu weit von gewissen Zuständen zu entfernen. Federn sollte man aber nur
dann als Induktivitäten behandeln, wenn deren Verhalten näherungsweise linear ist und die Analogie mit
elektrischen oder hydraulischen Systemen gesucht wird. Ansonsten beschreibt man diese Elemente mit der
Kraft-Verformungs-Funktion bzw. der Drehmoment-Verdrehungs-Funktion. Die folgende Tabelle führt nochmals
analoge Grössen auf
Grösse
Elektrodynamik
Hydrodynamik
Translation
Rotation
Menge
elektrische Ladung Volumen
Impuls
Drehimpuls
Stromstärke
elektrischer Strom
Volumenstrom
Kraft
Drehmoment
Potential
Spannung
Druck
Geschwindigkeit Winkelgeschwindigkeit
Extensum
Spannungsstoss
Druckstoss
Ort
Winkel
Prozessleistung
Ein Spannungsstoss (Integral der Spannung über die Zeit oder Fläche unter der Spannungs-Zeit-Kurve) ist oft die
Folge einer magnetischen Flussänderung. Kraft oder Drehmoment sind Impuls- bzw. Drehimpulsstromstärken
bezüglich eines Körpers. Wird eine Feder von einem Impulsstrom durchflossen, kann man die zugehörige
Stromstärke am Ein- oder Ausgang messen. So erhält man die beiden Kräfte, welche die Feder im Gleichgewicht
halten.
Systeme n-ter Ordnung werden mit einer Differentialgleichung der entsprechenden Ordnung beschrieben. Bei
linearen, zeitinvarianten Systemen führt dies zu einer Differentialgleichung n-ter Ordnung mit konstanten
Koeffizienten. Solche Systeme lassen sich auch und in gewissem Sinne anschaulicher mit n Differentialgleichungen
erster Ordnung beschreiben. Die Systemphysik erlaubt eine direkte Modellierung mechanischer Systeme mittels
Gleichungen erster Ordnung. Die Impulsbilanz bzw. die Drehimpulsbilanz liefert so für jedes System und jede
Komponente eine Gleichung, die zugehörige Kinematik steuert dann die zweite Gleichung bei. Die meisten Modelle,
die Sie mit BerkeleyMadonna aufgebaut haben, erzeugen solche Gleichungen. So gesehen haben Sie ab erster
Woche in der Zustandsraumdarstellung modelliert.
Kontrollfragen
1. Ein Körper schwingt an einer Feder auf und ab. Wie gross ist die Schwingungsdauer, wenn Masse und
Federkonstante bekannt sind?
2. Zwei Schwungräder, die über eine elastische Welle miteinander verbunden und reibungsfrei gelagert sind,
schwingen gegeneinander. Wie berechnet man die Winkelrichtgrösse (Drehfederkonstante der Welle) aus
Schwingungsdauer und den beiden Massenträgheitsmomenten?
3. Wie gross muss der Widerstand in einem elektrischen Schwingkreis (Kapazität C, Induktivität L) gewählt
werden, damit der Strom kritisch gedämpft abklingt?
4. Ein gefedertes Fahrzeug belastet die vier Räder gleichmässig. Wie berechnet man die Dämpferkonstante für die
kritische Dämpfung aus der Masse des Fahrzeugs und der Konstante für die Federung eines Rades (lineares
Verhalten vorausgesetzt)?
5. Um einen geraden Stahldraht um eine halbe Umdrehung zu verdrehen, muss man einen Drehimpulsstrom der
Stärke 5 Nm durchfliessen lassen. Nun hängt man den Draht an der Decke auf und befestigt am unteren Ende
einen Körper. Wie gross ist dessen Massenträgheitsmoment, wenn er für eine volle Drehschwingung 0.8 s
benötigt?
6. Zwei Schwungräder sind über eine elastische Welle miteinander verbunden. Zeichnen Sie ein elektrisch analoges
Schaltbild unter der Annahme, dass die Reibung in beiden Lagern proportional zu Winkelgeschwindigkeit ist.
7. Ein Körper liegt auf einem Feder-Dämpfer-System (parallel geschaltet) auf. Skizzieren Sie die elektrisch analoge
Schaltung. Nun fügen sie in diesem Schaltbild eine Wechselspannungsquelle ein und überliegen sich, wie das
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mechanische Analogon aussehen müsste.
Antworten zu den Kontrollfragen
1. Schwingungsdauer
2. Schwingungsdauer
also gilt
3. Kritische Dämpfung tritt ein, wenn die Kreisfrequenz null ist, wenn gilt
.
Somit gilt für den Widerstand bei kritischer Dämpfung
4. Übersetzen wir die Formel für die kritische Dämpfung vom elektrischen auf den mechanischen Schwingkreis
(die Dämpferkonstante entspricht einem reziproken Widerstand, also einem Leitwert, die
Federkonstante der reziproken Induktivität und die Masse der Kapazität). Nun verteilt sich der Impulsstrom
zwischen Fahrzeug und Erde auf vier identische Stromglieder. Also ist nur ein Viertel der Masse zu nehmen
5.
6. Zwei Kondensatoren einseitig geerdet mit Induktivität in erster Verbindung und zwei Widerständen in der
zweiten Verbindung. Ein Punkt zwischen den beiden Widerständen ist geerdet.
7. Kondensator und Wechselspannungsquelle einseitig geerdet. Induktivität und Widerstand parallel mit den andern
beiden Enden von Kondensator und Wechselspannungsquelle verbunden. Mechanische Anregung erfolgt vom
Boden her. Das ist ein einfaches Modell für ein Auto, das über Bodenwellen fährt. Die Gewichtskraft wäre als
Konstantstromquelle zu modellieren, was aber keinen Einfluss auf die Dynamik hat.
Physik und Systemwissenschaft in Aviatik 2014
Quellennachweise
[1]
[2]
[3]
[4]
https:/ / www. youtube. com/ watch?v=VkXZL-VAKxs
https:/ / www. youtube. com/ watch?v=q1MuIE-TQDk
https:/ / www. youtube. com/ watch?v=BF1Wn40WlJk
https:/ / www. youtube. com/ watch?v=q1MuIE-TQDkSchwingkreis:
Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s)
Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s)
Dynamische Systeme höherer Ordnung Quelle: http://systemdesign.ch/index.php?oldid=12107 Bearbeiter: Admin, KP14, Systemdynamiker
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