Neue Moleküle für die Diagnose und Therapie von Krebs

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Abteilung Kommunikation
22. November 2006
Medieninformation
Neue Moleküle für die Diagnose und Therapie von Krebs
In der Krebsbekämpfung werden zunehmend radioaktive Stoffe benutzt, die sich gezielt in
Tumoren anhäufen und somit deren Diagnose und Strahlentherapie erlauben. Eine
internationale Forschergruppe unter Berner Leitung hat eine neue Klasse von Molekülen
identifiziert, mit denen eine massiv höhere Strahlung im Tumor deponiert werden kann als
mit bisherigen Substanzen. Diese viel versprechenden Forschungsergebnisse wurden in der
Zeitschrift «Proceedings of the National Academy of Sciences» (PNAS) publiziert.
Bestimmte Tumorerkrankungen konnten in den letzten Jahren frühzeitig diagnostiziert und auch
radiotherapiert werden, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu schädigen. Dies war mittels
«gezielter» Andockung von hochspezifischen und selektiven radioaktiven Molekülen an die
Tumorzellen möglich. Diese radioaktiven Moleküle, sogenannte Agonisten, können Rezeptoren auf
der Tumor-Zelloberfläche aktivieren, was ein Einschleusen dieser Moleküle ins Zellinnere bewirkt.
Somit wird der Tumor wegen der hohen Radioaktivität-Aufnahme sichtbar gemacht und die
Tumorzellen selber werden durch die Bestrahlung zerstört.
Eine andere Art von Molekülen, sogenannte Antagonisten, docken ebenfalls an Rezeptoren auf der
Oberfläche von Krebszellen an, werden aber mit ihrer radioaktiven Ladung nicht ins Zellinnere
eingeschleust – sie bleiben an der Zelloberfläche. Antagonisten galten deshalb bisher als
ungeeignet für das gezielte Bestrahlen von Tumoren. Nun haben Forscher der Universitäten Bern
und Basel in Zusammenarbeit mit dem kalifornischen «Salk Institute for Biological Studies»
synthetische Antagonisten entwickelt. Diese wurden radioaktiv aufgeladen und im Vergleich zu den
üblichen Agonisten in Tierversuchen getestet. Das überraschende Resultat: Das Krebsgewebe
nahm radioaktive Antagonisten sehr viel effektiver auf als Agonisten. Es wurde ein Aufnahmewert
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von 60% der injizierten Dosis gemessen – ein Wert, der selbst mit den neuesten Agonisten nicht
erreicht werden konnte. Hinzu kommt, dass die Strahlendosis im gesundem Gewebe und den
Nieren im Vergleich zum Tumor viel niedriger war als beim Einsatz von Agonisten, was einen
grossen Vorteil bei der gezielten Strahlentherapie von Tumorpatienten darstellen könnte. Grund für
die verbesserte Tumormarkierung könnte sein, dass die radioaktiven Antagonisten an sehr viel
mehr Rezeptoren an der Zellmembran andocken als die Agonisten. Antagonisten bleiben zwar an
der Zellmembran, es scheint jedoch nicht notwendig zu sein, dass sie in das Zellinnere
eingeschleust werden, um eine erfolgreiche Tumormarkierung zu bewirken.
Paradigmenwechsel in der Tumordiagnose und Bestrahlung
Statt wie bisher Agonisten zu verwenden, sollen nun die effizienteren Antagonisten bei
Tumorpatienten eingesetzt werden. Gemäss Jean Claude Reubi, Leiter der Studie und Professor
am Institut für Pathologie der Universität Bern sowie am «Salk Institute» in San Diego, handelt es
sich bei diesen Erkenntnissen um einen Paradigmenwechsel in der Nuklearmedizin. Die Resultate
seien für die Weiterentwicklung der Nuklearmedizin und für die Krebsbekämpfung von grosser
Bedeutung.
Quellenangabe:
Jean Claude Reubi, Helmut R. Mäcke, Jean Rivier et al.: Radiolabeled somatostatin receptor antagonists are preferable to agonists for in vivo peptide receptor targeting of tumors,
PNAS | October 31, 2006 | vol. 103 | no. 44 | 16436-16441
Link: http://www.pnas.org/cgi/content/abstract/103/44/16436
Weitere Auskunft:
Prof. Dr. med. Jean Claude Reubi
Tel. +41 (0)31 632 32 42
Pathologisches Institut der Universität Bern
Fax +41 (0)31 632 89 99
Zellbiologie und Experimentelle Krebsforschung
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