Erbliche Nierenerkrankungen Molekulargenetische Forschung Alport und Goodpasture Syndrom Das molekularbiologische Forschungslabor der Medizinischen Klinik I beschäftigt sich unter anderem mit erblichen Nierenerkrankungen wie dem Alport Syndrom , aber auch erworbenen Autoimmunerkrankungen wie dem Goodpasture Syndrom. Bei beiden Erkrankungen kommt es häufig zu dialysepflichtigem Nierenfunktionsverlust ("Blutwäsche"). Ein wichtiger Bestandteil des Stützgerüsts von Gefäßwänden, Typ IV Kollagen, spielt bei beiden Erkrankungen eine zentrale Rolle. Die Medizinische Klinik I bietet bei beiden Erkrankungen Laboruntersuchungen an, die die Diagnose, Prognosestellung und Therapie ermöglichen bzw. erleichtern. Bei Alport Syndrom führen wir nach vorheriger Rücksprache mit Dr. O. Gross unter bestimmten Umständen auch eine Mutationssuche im COL4A5 Gen durch. ACE-Gen-Polymorphismus Nach Rücksprache mit Dr. O. Gross kann neuerdings auch Diagnostik bezüglich des ACE-GenPolymorphismus durchgeführt werden. Der ACE-Gen-Polymorphismus ist ein genetischer Risikofaktor für schnelleres oder langsameres Voranschreiten von Nierenerkrankungen z. B. bei Diabetes (Zuckerkrankheit), IgA Nephritis oder polyzystischer Nierendegeneration. Alport Syndrom Das Alport Syndrom ist eine erbliche Nierenerkrankung, die durch eine voranschreitende Nierenfunktionsverschlechterung mit Hämaturie und Proteinurie, Innenohrschwerhörigkeit und typische Augenveränderungen gekennzeichnet ist. Der Erbgang ist meist (85%) geschlechtsgebunden (X-chromosomal), so daß wesentlich mehr Männer als Frauen von den Folgen der Erkrankung betroffen sind. Alport Syndrom führt häufig bereits in jugendlichem oder jungem Erwachsenenalter zu endgradigem Nierenfunktionsverlust und Dialyse (ca. 1% aller Dialysepatienten haben Alport Syndrom). Vor wenigen Jahren erst zeigte sich, daß die Erkrankung durch Mutationen in Genen des Typ IV-Kollagen verursacht wird, einem Hauptbestandteil von Blutgefäß-Basalmembranen. Bis heute wurden sechs verschiedene Typ IV-Kollagen alpha-Ketten identifiziert, von denen jeweils drei zu einem kompletten Kollagenmolekül verdrillt werden. Die COL4 Gene liegen jeweils paarweise auf drei verschiedenen Chromosomen (2, 13 und X). Die Häufigkeit von Defekten im X-chromosomalen Alport Gen (COL4A5) beträgt 1:5000. Bislang sind weltweit über 150 verschiedene Defekte (Mutationen) im COL4A5 Gen beschrieben, die anscheinend zufällig über das ganze Gen verteilt sind. Aus ungeklärten Gründen werden jedoch nur bei etwa 50% der Patienten mit klinisch gesichertem Alport-Syndrom auch Mutationen im COL4A5-Gen gefunden. Nur in wenigen Länder wurden Alport-Familien bisher systematisch charakterisiert und auf Mutationen im COL4A5-Gen hin untersucht. Insbesondere über die Zusammenhänge zwischen Mutation (Genotyp) und klinischem Phänotyp wurde in jüngster Zeit intensiv geforscht. Die von unserer Arbeitsgruppe erhobenen Ergebnisse wurden in wissenschaftlichen Artikeln in verschiedenen Fachzeitschriften veröffentlicht und in einer EG-weiten Zusammenarbeit anonymisiert in eine Alport Datenbank eingebracht. (Dies natürlich unter Beachtung einschlägiger Datenschutzrichtlinien!) In unserer Nephrologischen Ambulanz bieten wir eine konsiliarische Betreuung von betroffenen Alport Familien an. Darüberhinaus führen wir nach vorheriger Rücksprache mit Dr. O. Gross unter bestimmten Umständen auch eine Mutationssuche im COL4A5 Gen durch. Mutationssuche/ Techniken Zur Mutationssuche werden in unserem Labor zwei verschiedene Methoden verwendet: Zum einen werden die PCR-Fragmente mit Psoralen-Primern amplifiziert und das PCR-Produkt dann mit der denaturierenden Gradienten-Gelelektrophorese weiter untersucht. Diese Methode basiert auf dem unterschiedlichen Laufverhalten mutierter DNA aufgrund des unterschiedlichen Schmelzpunktes der PCR-Produkte. Andererseits wurden die DNA-Fragmente durch PCR amplifiziert und danach direkt am automatischen Sequenzierer sequenziert. Materialeinsendungen Bitte beachten Sie: Die Mutationssuche bei Alport Syndrom ist keine Routinediagnostik Sie nimmt aufgrund der Verteilung der Mutationen auf einem sehr großen Gen (51 Exons, über 100 kb) mehrere Monate inAnspruch. Sie wird nur nach vorheriger Rücksprache mit Dr. O. Gross durchgeführt. Im Falle eines definitiven Ergebnisses wird der Einsender sofort benachrichtigt. Mutationsscreening bei X-chromosomalem Alport Syndrom Zwei EDTA-Röhrchen (6 ml Blut). Zusätzlich erforderlich sind komplette klinische Angaben über den Patienten und seine Familie (Stammbaum nach med. Gesichtspunkten mit gängigen Symbolen, Retentionswerte, Urinstatus einschl. Sediment, 24h Eiweißausscheidung, Audiometrie, Spaltlampenuntersuchung sowie RR-Werte, fakultativ Biopsiebefunde einschließlich Elektronenmikroskopie vom Patienten; Urinstatus und Sediment, Angaben zu Schwerhörigkeit von Eltern und Geschwistern). ACE-Gen-Polymorphismus Ein EDTA-Röhrchen (6 ml Blut). Materialsendungen bitte per Eilpost nur nach vorheriger Rücksprache an: Eiweißlabor Dr. O. Gross Medizinische Klinik I Krankenhaus Köln-Merheim Ostmerheimer Str. 200 51109 Köln Tel. 0221-8907 3200 Fax 0221-8907 3335 [email protected] Dr. O. Gross