Kern- und Teilchenphysik 53030 Kern- und Teilchenphysik Vorlesung Di. 12.00-12.45 im Hörsaal III Do. 10.00-11.30 im Hörsaal II Übungen Di. 12.45-13.30 im Hörsaal III, Leiter: Michael Seidlitz Klausur 26.2.2014 Mi. 9:00-12:00 Hörsaal I Web-page http://www.ikp.uni-koeln.de/groups/reiter/lehre.html Dozent Peter Reiter, Institut für Kernphysik, Raum 306, Tel. 0221 4703624 Mail: [email protected] Kern- und Teilchenphysik Grundlegende Eigenschaften der Atomkerne: • a-Zerfall • Beispiele zum a-Zerfall Zulassungskriterium zur Klausur ist 50% der Punkte für die Übungsaufgaben. a-Zerfall Beim a-Zerfall wird ein a -Teilchen vom radioaktiven Kern emittiert. Ordnungszahl (Atomzahl) um zwei (vier) Einheiten reduziert. Energiedifferenz der Atommassen: Q = M(Z,A) - M(Z - 2,A - 4) - M(4He) = B(Z - 2;A - 4) + Ba(28,3 MeV) - B(Z;A): Der Q-Wert einer Reaktion oder eines Zerfalles ist die verfügbare Energie, die sich unter den beteiligten Teilchen als kinetische Energie aufteilt. Hier ist Q also die kinetische Energie des a 's und die Rückstossenergie des Tochterkernes. Da Mutter- und Tochter feste Massen haben sind a 's monoenergetisch mit kinetischen Energien von einigen MeV (4 -10 MeV). Aufnahme der Ionisationsdichte in einer Nebelkammer. Spuren aus einer kollimierten a -Quelle (214Po -> 210Pb + a). Die konstante Länge der Spuren zeigt, dass die a 's monoenergetisch sind (Q= 7.7 MeV). a-Zerfall Protonen und Neutronen sind auch in schweren Kernen mit bis zu 7 MeV gebunden, und können daher nicht aus dem Kern entweichen. Die Emission eines gebundenen Systems ist eher möglich, da zusätzlich Bindungsenergie zur Verfügung steht. Von Bedeutung ist dies insbesondere für a-Teilchen, da sie eine außerordentlich große Bindungsenergie von 7.1MeV/u haben. Atomkerne besitzen eine Coulombbarriere, die ein sich im Kern formiertes Alphateilchen daran hindert, diesen zu verlassen. Das a-Teilchen müßte dazu eine potentielle Energie besitzen, welche größer als das abstoßende Coulombpotential ist: 2( Z 2)e2 2( Z 2)ac VCoul r r Klassisch ist es für E < Vcoul unmöglich, diese Barriere zu überwinden; quantenmechanisch besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit für das a-Teilchen, die Barriere und damit den klassisch verbotenen Bereich zu durchdringen. Tunneleffekt. Tunneleffekt Q.M. Wiederholung I Quantenmechanik: Zeitunabhängige Schrödingergleichung: A B C 2 2 ( x) V ( x) ( x) E ( x) 2m x 2 2 Normierungsbedingung : dx ( x) 1 Für das positive Potenzial gibt es in der klassischen Mechanik keine gebundenen Zustände. Betrachten nur Energien unterhalb der Höhe der Barriere. In der klassischen Physik wird ein Teilchen, das sich auf die Barriere zubewegt, total reflektiert. Es kann nicht in das Innere der Barriere eindringen. Quantenmechanik: Allgemeiner Ansatz für Lösungen in Gebieten A,B,C: L Tunneleffekt Q.M. Wiederholung II Betrachte Teilchen das von links einläuft und dann reflektiert und transmittiert wird. A B C • Im Gebiet C also nur eine nach rechts laufende Welle => g-=0 • Normierung so, daß a+=1 L Die Koeffizienten S und a- haben folgende physikalische Bedeutung: Betrachte den Teilchenstrom: Für die ebenen Wellen in A und C gilt: Die Wahrscheinlichkeiten für Transmission und Reflexion: Tunneleffekt Q.M. Wiederholung III Betrachte Lösung in Bereichen A, B, C A B C L Wie vorher nur für B Substitution k i k und Untersuchung der Anschlußbedingungen Transmissionskoeffizienten T 2 k k 2 0 1 T 1 4 sinh kL k0 k 1 Für große Barrieren kL>>1 gilt: 1 sinh 1 exp( 2kL) 4 2L T ( E ) const exp 2m(V0 E ) Die Transmissionswahrscheinlichkeit T(E) ist nicht Null. Die Teilchen können also die Barriere durchdringen. Dies ist ein spezifisch quantenphysikalischer Effekt, der in der klassischen Physik keine Entsprechung hat. Aufenthaltswahrscheinlichkeit: Y(x) 2 a-Zerfall und Tunneleffekt Quantenmechanik: Tunnelwahrscheinlichkeit läßt sich für ein endliches Kastenpotential exakt berechnen: 2L T ( E ) exp 2m(V0 E ) Für einen allgemeinen Potenzialberg ist dies nicht möglich. Näherungsformel: Zwischen den klassischen Umkehrpunkten wird das Potential in n kleine Schwellen der Breite Dx zerlegt. x 2 2 T ( E ) Ti ( E ) exp dx 2m(V ( x ) E ) i 1 x1 n Annahmen: - Exponentialfaktor ist wesentlich größer als Eins -WKB (Wentzel, Kramers, Brillouin) Näherung für kontinuierliche Potentiale V(x) L a-Zerfall Zerfallswahrscheinlichkeit Das α-Teilchen bewegt sich in einem mittleren Potenzial V(r) im Tochterkern. Im Inneren des Kern ist V0 konstant, außerhalb des Kernradius R ist es ein reines Coulomb-Potenzial Beispiel 238U (Vorgriff): -V0 ~ -100 MeV R = ~ 10 fm VC L Ansatz für die Zerfallswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit λ: λ=S·ω·P • S Wahrscheinlichkeit daß sich bereits im Kerninneren ein α-Teilchen formiert hat. • ω Frequenz, mit der das Teilchen an die Barriere stößt. • P ist die Penetrabilität, die Wahrscheinlichkeit für einen Tunnelprozess. Ri Ra V0 Bemerkung: Das α-Teilchen kann im Kern auch Bahndrehimpuls l tragen. Diesen Vernachlässigen wir im folgenden, d.h. es gilt nur für Zerfälle zwischen Grundzuständen mit l=0. a-Zerfall Zerfallswahrscheinlichkeit P ist die Penetrabilität, Wahrscheinlichkeit für Tunnelprozess: Idee & Nebenrechnung: P e 2G mit Gamow Faktor G G ( Ea ) Ra 1 dr R i 2m(V ( r ) E ) 2 Ze 2 mit V(Ra ) Eα Ra R a 2 2 Ze 2 G ( Ea ) 2m dr E r Ri 2m 2 2 Ze arccos Ea R E beachte i α Ra Vc 2 Coulombpotential Ausgedehnte Barriere Ri Ra 2 Ri Ri 2 Ra Ra für Eα Vc bzw. Ra >> Ri gilt arccos Ri Ra 2 Ri Ri Ra Ra 2 2 Ri Ra a-Zerfall und Geiger-Nutall Gesetz P e 2G mit Gamow Faktor G G ( Ea ) 2 2m 2Ze2 Ea 2 Ri Ra Für den Logarithmus der Zerfallskonstante gilt das Geiger-Nuttall’sche Gesetz: Zusammenhang zwischen Halbwertszeit und Energie der a-Teilchen ln λ ln S - ln Dt - 2G(Ea) Z Z b( Z) a a Ea Ea S - a-Formation Dt - Frequenz des a im Kern P - Gamow-faktor 1 und T1 / 2 ln 2 ln 2 Geiger-Nutall Gesetz a-Zerfallsreihen Kurze Halbwertszeit Neue chemische Elemente 17. November 2006 The name Roentgenium is given to the element 111 in an official ceremony at GSI. Stabilisierung durch Schaleneffekte Insel der Stabilität ? Z = 100 Tröpfchenmodell Schwerstes anerkanntes chemisches Element Cn Ordnungszahl:112, an der GSI entdeckt, hat seit 19. Februar 2010 den offiziellen Namen: Copernicium Synthese and Identifikation von schweren Elementen n 70Zn 208Pb 277112 277112 273110 VR 11.45 MeV 280 s 12 m 269Hs 265Sg bekannt kinematische Separation im Fluge durch Vergleich der elektrischen und magnetischen Feldkraft Geschwindigkeitsfilter 257No 253Fm 8.34 MeV 15.0 s Date: 09-Feb-1996 Time: 22:37 h 261Rf 8.52 MeV 4.7 s 11.08 MeV 110 s 9.23 MeV 19.7 s 4.60 MeV (escape) 7.4 s Identifikation durch sechs a-Zerfälle a-a Korrelationen (Ort und Zeit) a-Zerfälle von zwei bekannten Isotopen Zusammenfassung Weizsäcker Massenformel: Stabile, in der Natur vorkommende Kerne bilden ein schmales Band in der N-Z-Ebene der Nuklidkarte. Für sehr neutronenarme bzw. –reiche Kerne definiert die Bedingung Bn= 0 bzw. Bp= 0 die sog. ´Abbruchkanten´. Die Nuklide von Fe und Ni besitzen die höchste Bindungsenergie pro Nukleon. Bedingung für einen Zweikörperzerfall: M(A,Z) > M(A-A´, Z-Z´)+M(A´,Z´) a-Zerfall: Tunnelprozess durch die Coulombbarriere des Kernpotentials