Gründungsorientierte Einführung in die BWL Sommersemester 2015 10 Marketing II: Instrumente Sebastian Löbelt-Friedrich Motivation Markt- und Wettbewerbsanalyse Zielmarkt, Kunden und Wettbewerber analysiert; grundlegende Ziele und Wettbewerbsstrategien festgelegt Mit welchen konkreten Maßnahmen soll die Strategie umgesetzt werden? 2 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Gliederung 3 Instrumente des Marketing Produktpolitik Preispolitik Distributionspolitik Kommunikationspolitik Online Marketing & Mobile Marketing Industriegütermarketing Lernziele Literatur Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Instrumente des Marketings Marketing-Mix – die 4 P´s Definition: Gesamtheit aller konkreten Instrumente und Maßnahmen der definierten Markt- bzw. Marketingstrategie Leistungsgestaltung Welche Eigenschaften muss das Leistungsangebot haben? product place Distributionspolitik Wie gelangt mein Leistungsangebot zum Kunden? 4 P‘s Preispolitik Wie und welche Preise können meine Kunden zahlen? 4 price promotion Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Kommunikationspolitik Wie und was wird den Kunden und der Öffentlichkeit kommuniziert? Leistungsvermittlung Produktpolitik Produktpolitik Definition: Gesamtheit der Entscheidungen, welche die Art und mengenmäßige Gestaltung des Leistungsangebotes (inkl. aller Zusatzleistungen) betreffen, mit dem Ziel, die Bedürfnisse der Kunden optimal zu befriedigen wesentliche Inhalte: 5 Breite, Tiefe und Gestaltung des Leistungsangebots (klarer Kundennutzen und Wettbewerbsdifferenzierung) Garantie- und Serviceleistungen Markenstrategie (Mass) Customization, Personalization Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Produktpolitik Produktebenen vom Kunden wahrgenommener Gesamtnutzen Garantien Kernnutzen Verpackung Regelprodukt (Zusatznutzen) Design erweitertes Produkt (Zusatznutzen) Kernprodukt Marke Qualität Installation, Reparatur Quelle: in Anlehnung an Seiler (2006), S. 200. 6 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Lieferung Produktpolitik Produktlebenszyklus Umsatz, Gewinn Einführung Wachstum Reife Rückgang Zeit Auswirkungen auf die Produktpolitik Grundprodukt anbieten 7 Produktvarianten (Differenzierung), Serviceleistungen Marken und Modelle diversifizieren Produkte mit negativem Deckungsbeitrag eliminieren Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Produktpolitik Produktpolitische Maßnahmen Produktpolitik 8 Produktbeibehaltung Variation Produktmodifikation Differenzierung Produktinnovation horizontal Diversifikation vertikal Produktelimination lateral Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Produktpolitik Markenpolitik Marke = Name, Zeichen, Symbol, Design zum Zwecke der Kennzeichnung (Markierung) und Identifizierung Markenpolitik/Markenstrategie: Einzelmarken Dachmarke einzelne Produkte werden exklusiv unter einem Namen angeboten mehrere Produkte werden unter einem Namen angeboten Produktgruppe alle Produkte eines Unternehmen werden unter einem Namen angeboten Imagetransfer Imagetransfer Vorteile (v. a.) keine negativen Transfereffekte geringere Werbekosten geringere Werbekosten Nachteile (v. a.) hohe Investitionen in Markenkommunikation mögliche negative Transfereffekte negative Transfereffekte (auch auf das Unternehmen selbst) Beschreibung 9 Familienmarke Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Produktpolitik Mass Customization Definition: 10 aus mass production und customization Individualisierung durch Variation weniger aber aus Kundensicht entscheidender Produktmerkmale (m. H. eines Konfigurators) Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Preispolitik Definition: Gesamtheit aller Entscheidungen, welche die Preisgestaltung (inkl. Bezugsbedingungen) zum Inhalt haben, um dem Kunden einen fairen Gegenwert für den erhaltenen Nutzen zu vermitteln wesentliche Inhalte: Wettbewerbs- und Preisstrategien Preisfestsetzung Preisnachlässe (Rabatte, Skonti, indirekte Leistungen) Preiszuschläge (Nachtzuschläge, Sonderanfertigungen) Zahlungsarten und -fristen 11 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Preispolitik Preisstrategien Preispositionierung Preiswettbewerb Abhängig von Wettbewerbsstrategie (Preisführer vs. Qualitätsführer) Abhängig von TimingStrategie und Wettbewerbsstrategie Preisstrategien Preisabfolge Preisdifferenzierung Abhängig von Produkt und Timing-Strategie Abhängig von Kunden 12 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Preispolitik Preisabfolge Penetration Einführung zu Niedrigpreisen bei Mindestqualität, später Preiserhöhung schnelle Erhöhung des Marktanteils Produkte auf etablierten Märkten Zeitschriften 13 Abschöpfung Vorgehen Ziel Wofür Beispiele hoher Anfangspreis, dann schrittweise Preissenkung schnelle, hohe Erträge Produkte mit hohem Neuheitsgrad (echte Innovationen) iPad, iPhone Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Preispolitik Preisdifferenzierung Definition: Preisunterschiede bei gleichen Produkten, die durch Kostenunterschiede nicht erklärt werden können Optimal: maximale Zahlungsbereitschaft des Kunden abschöpfen mengenmäßig zeitlich räumlich personell leistungsbezogen 14 nicht-lineare Preisbildung Bsp.: Mengenrabatte Preise abhängig vom Datum der Bestellung Bsp.: Fluglinien, Urlaubsreisen, Telefon- und Stromgebühren regionale Marktaufspaltung Bsp.: IKEA (länderspezifisch), Preise für Gastronomie (regional) Preise unterscheiden sich je nach Kundensegment Bsp.: Banken Junges Konto, Privat- vs. Firmenkunden Orientierung an unterschiedliche Nutzenvorstellungen des Kunden Bsp.: Bahn 1. Klasse, Fußballstadien Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Preispolitik Preisfestsetzung Orientierung Kunden (nachfrageorientiert) Konkurrenz (wettbewerbsorientiert) Kosten (kostenorientiert) 15 Erklärung Preis abhängig von der Nachfrage Preis-AbsatzFunktion Vergleich mit Preisen der Konkurrenz Leitpreise Preis ergibt sich aus Selbstkosten und Gewinnaufschlag Preisbestimmung auf Basis von … Preisobergrenze = monetärer Wert des subjektiv empfundenen Kundennutzens … Informationen außerhalb des Unternehmens Marktpreis … Informationen außerhalb des Unternehmens … Informationen innerhalb des Unternehmens (Kostenrechnung) Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente langfristige Preisuntergrenze = variable + (anteilig) fixe Kosten kurzfristige Preisuntergrenze = variable Kosten Distributionspolitik Definition: Gesamtheit aller Entscheidungen und Maßnahmen, welche das Ziel verfolgen, eine effiziente Struktur zu schaffen, die sicherstellt, dass die Unternehmensleistung in der vereinbarten Zeit in der vereinbarten Menge zum Kunden gelangt wesentliche Inhalte: 16 Standortwahl Vertrieb Distributionslogistik Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Distributionspolitik Standortwahl Vorüberlegungen Kundennähe, infrastrukturelle Anbindung, Kosten, … Merke: hohe Bedeutung sorgfältige Analyse (z. B. Nutzwertanalyse) Standort A Standort B Standort C Gewichtung B N B N B N Lage (Kundennähe, Verkehrsanbindung etc.) 15 3 45 1 15 5 75 geringe Steuerbelastung (z. B. GewSt) 7 3 21 5 35 1 7 Förderung 5 3 15 5 25 3 15 Angebot Arbeitskräfte 12 1 12 5 60 5 60 Lebensqualität 15 5 75 1 15 5 75 … … … … … … … … Standortfaktor Gesamtnutzen 100 350 B = Bewertung (gut = 5; befriedigend = 3; schlecht = 1; N = Nutzen pro Standortfaktor) 17 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente 335 420 Distributionspolitik Vertrieb Vertikale Struktur – direkter oder indirekter Vertrieb Horizontale Struktur – Anzahl und Art der Absatzmittler Vertragliche Ausgestaltung Definition geeignet v. a. für Vertriebskanäle 18 direkter Vertrieb indirekter Vertrieb vom Hersteller direkt an den Kunden vom Hersteller über Absatzmittler an den Kunden nichtstandardisierte Produkte mit hohem Erklärungsbedarf und relativ geringer absoluter Zahl der Kunden standardisierte Produkte, mit hoher Bedarfshäufigkeit und großer Zahl an Kunden Außendienst, Handelsvertreter Groß-/Einzel-/Vertragshändler eigene Filialen Franchising Versandhandel Versand-/Onlinehandel Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Distributionspolitik Distributionslogistik Distributionslogistik = alle Tätigkeiten der technischen Überführung von unternehmerischen Leistungen an den Ort des Kunden Auftragsabwicklung Empfang Verarbeitung Zusammenstellung Verpackung & Versand Buchhaltung Lagerhaltung Bspw. optimale Lagergröße Transport Transportweg (Straße, Schiene, Luft, ...) richtiges Produkt für den richtigen Kunden zur rechten Zeit zu optimalen Kosten 19 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Kommunikationspolitik Definition: Gesamtheit aller Entscheidungen, welche die positive und Absatz fördernde Darstellung des Produktes oder der Dienstleistung bzw. des Unternehmens gegenüber den verschiedenen Anspruchsgruppen des Unternehmens betreffen Wesentliche Inhalte: 20 Festlegung der Werbebotschaften Wahl der Werbeträger und -mittel Verkaufsförderung (Promotion) Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Kommunikationspolitik Fragen der Kommunikationspolitik WER? WAS? WIE? Mit wem soll kommuniziert werden? Was soll kommuniziert werden? Wie gestaltet sich die Kommunikationsbeziehung zum Kommunikationssubjekt? Kommunikationssubjekt Kommunikationsobjekt Kommunikationsprozess 21 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Kommunikationspolitik Werbung Verkaufsförderung Öffentlichkeitsarbeit (Promotion) (PR) Ziele Mittelfristige Absatzstimulation Kurzfristige Absatzstimulation Positive Außendarstellung, langfrist. Vertrauens- und Reputationsaufbau, Bekanntheit Kommunikations -objekt Leistungen und Eigenschaften Leistungen Unternehmen und seine Tätigkeiten Kunden, Außendienst, Händler Alle Stakeholder Kommunikations -subjekt Kommunikations -prozess 22 Kunden (Händler je nach Vertriebsweg) Plakate, Anzeigen, Werbespot, Product Placement, etc. Kunden (Warenproben) Händler, Außendienst (Prämien) Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Pressemitteilung, Publikationen, Sponsoring, etc. Instrumente des Marketing Zusammenfassung Produktpolitik Preispolitik Kommunikationspolitik Vertriebspolitik Produktinnovation Preis Mediawerbung Vertriebssysteme Produktverbesserung Rabatte PR Verkaufsorgane Produktdifferenzierung Boni/Skonti Sponsoring Logistiksysteme Serviceleistungen Lieferbedingungen Persönliche Kommunikation Sortimentsplanung Zahlungsbedingungen Event Marketing Verpackung … Mitarbeiterkommunikation … … Produktmix Preismix Kommunikationsmix Marketingmix Teilmärkte und Anspruchsgruppen Quelle: Bruhn (2007), S.30 23 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Vertriebsmix Online & Mobile Marketing 24 Website Suchmaschinenmarketing (SEM) Suchmaschinenoptimierung (SEO) E-Mail-Marketing Integrierte-Ads, New-Window-Ads, Layer-Ads Video-Ads Social Media Marketing … Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Online & Mobile Marketing SEM vs. SEO SEM SEO 25 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Industriegütermarketing Bedeutung Umsätze auf Industrie- und Konsumgütermärkten 2011 [Mrd. €] und Ursachen Konsumgütermarkt Endkunde P = 60 Hersteller WS = 10 VL = 50 Hauptlieferant WS = 20 VL = 40 Vorlieferant WS = 20 VL = 20 Rohstofflieferant Ursache 1.258,8 277,1 Vorleistungs- und Investitionsgüter WS = 10 Ge- und Verbrauchsgüter Industriegütermark t WS = Wertschöpfung VL = Vorleistung P = Endpreis Quelle: in Anlehnung an Backhaus/Voeth (2007), S. 3f. und Statistisches Bundesamt. 26 Umsatz = 60 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Umsatz = 110 Industriegütermarketing Wichtige Eigenschaften von Industriegütern Produkte Kunden meist hoher Erklärungsbedarf Unternehmen meist langlebig Kundenzahl gering Kaufentscheidung mehrstufig und formalisiert nicht anonym meist durch mehrere Personen (Buying Center) hohe Bedeutung Buying Center Selektierer Einkäufer Entscheider Kaufentscheidung Benutzer 27 Beeinflusser Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Industriegütermarketing Marketing-Mix Produktpolitik Individuallösungen - Mitentwicklung, Pilotkunden Systemlösungen - Produkt und Service zur Differenzierung gegenüber der Konkurrenz Preispolitik generelle Preisdifferenzierung schwierig - Individualpreise - Ausschreibungen - Verhandlungen Distributionspolitik Direktvertrieb Kommunikationspolitik Messen - Außendienst persönliche Kommunikation Vertrauen - Handelsvertreter Kundenzeitschriften Kundenbeziehungsmanagement (CRM) geringe Bedeutung klassischer Mediawerbung 28 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Lernziele 29 4 P‘s Produktlebenszyklus und Maßnahmen Preisabfolge-Strategien Preisdifferenzierung Preisfestsetzung (Herangehensweisen) Distributionspolitik (Vertrieb) Arten der Kommunikationspolitik (Werbung vs. Promotion vs. PR) Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Literatur 30 Backhaus K./Voeth, M. (2007): Industriegütermarketing, 8. Auflage. München: Vahlen. Bruhn, M. (2007): Marketing, 8. Auflage. Wiesbaden: Gabler. Bruhn, M./Michalski (2005): Marketing als Managementprozess, 2. Auflage. Zürich: Versus. Collrepp, F. von (2007): Handbuch Existenzgründung, 5. Auflage. Stuttgart: SchäfferPoeschel. Kotler, P./Bliemel, F. (2001): Marketing-Management, 10. Auflage. Stuttgart: SchäfferPoeschel. Meffert, H. (2005): Marketing – Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung, 9. Auflage (Nachdruck August 2005). Wiesbaden: Gabler. Schefczyk, M./Pankotsch, F. (2003): Betriebswirtschaftslehre junger Unternehmen. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Seiler, A. (2006): Marketing – BWL in der Praxis IV, 7. Auflage. Zürich: Orell Füssli. Thommen, J.-P./Achleitner, A.-K. (2006): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 5. Auflage. Wiesbaden: Gabler. Wöhe, G. (1996): Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 19. Auflage. München: Vahlen. Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente Kontakt: Dipl.-Wi.-Ing. Sebastian Löbelt-Friedrich dresden|exists Technische Universität Dresden Helmholtzstr. 10 Hülsse-Bau, Nordflügel, Raum N 319 01069 Dresden Telefon: +49 (0)351 463-31627 E-Mail: [email protected] Web: www.dresden-exists.de 31 Gründungsorientierte Einführung in die BWL – 10 Marketing - Instrumente