Wissenschaftler und Künstler haben heute gemein, dass sie

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CON
VER
SION
Eine deutsch-amerikanische Chogeographie
Oktober 2013 – Mai 2015
»Wissenschaftler und Künstler haben heute
gemein, dass sie Rechercheure sind,
sie machen Grundlagenforschung.«
Carolyn Christov-Bakargiev, Künstlerische Leiterin der dOCUMENTA (13)
www.costacompagnie.org
www.theaterheidelberg.de
CONVERSION
Eine deutsch-amerikanische Chogeographie
D
as Ende einer Ära ist der Ausgangspunkt der zweijährigen Zusammenarbeit zwischen der costa compagnie aus Hamburg
und dem Theater und Orchester Heidelberg: Nach fast 70 Jahren
verlassen die rund 8.000 in Heidelberg stationierten US-Soldaten und ihre Familien im Jahr 2013 die Stadt. Unter dem Titel
CONVERSION werden mittels Tanz-Performances und Installationen in den Kasernen und im Theater die Besatzungszeit und die
andauernde Anwesenheit des US-Militärs untersucht. Die Arbeit
basiert auf Interviews und Recherche vor Ort in Heidelberg, in
den USA und in Afghanistan.
Dabei werden die Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer
Stadt beleuchtet, der Wandel der deutsch-amerikanischen Beziehung betrachtet und die unterschiedlichen Epochen in einen
choreographischen Zusammenhang gebracht.
Ausgangspunkt sind die räumlichen Konversionsprozesse der
frei werdenden militärischen Flächen. Ziel ist es die Spuren der
amerikanischen Präsenz freizulegen, Geschichten von »Besatzern« und »Besetzten« zu hinterfragen, sich knapp 70 Jahren
bundesrepublikanischer Geschichte anzunähern und die politischen Zusammenhänge, die durch die Präsenz geschaffen wurden, aus der Stadt in die Welt zurück zu verfolgen.
Um über einen eigenen räumlichen Perspektivwechsel direkt mit
Zeugen in Kontakt zu treten und Geschichtsabschnitte zu verknüpfen, besucht die costa compagnie mit Akteuren des Theaters
die ehemaligen US-Soldaten in ihren Heimatorten, sammelt Text-,
Video- und Tonmaterial, hinterfragt das Damals am Heute und das
Eigene am Fremden.
Im zweiten Jahr findet daraufhin die Recherche in Afghanistan statt. Hier erfolgen Interviews mit Afghanen, Deutschen und
Amerikanern, um den Fokus auf den dortigen Abzug der deutschen und amerikanischen Truppen zu richten und gegenwärtige
Formen militärischer Präsenz im Ausland zu überprüfen.
»Versucht man für die drei Begriffe Perzeption, Zeit und Erinnerung einen gemeinsamen Nenner zu finden, kommt einem die Reise in den Sinn. Reisen verlaufen durch Zeit und Raum. Beschreitet
man neues, unbekanntes Terrain, schärft sich die Wahrnehmung.
Selbst entdeckte Orte und Erlebnisse prägen sich dem Gedächtnis ungewöhnlich tief ein und formen unsere Persönlichkeit. Deshalb ist das Auf-Reise-Sein, der ›homo viator‹, seit Anbeginn der
Menschheit ein wichtiges Merkmal der conditio humana.«
Partner
Die costa compagnie wurde von Felix Meyer-Christian 2009 in
Hamburg gegründet. Die Kollaborateure und Kollaborateurinnen
arbeiten in den Bereichen Choreographie, Regie, Performance,
Tanz, bildende Kunst, Text, Video, Dramaturgie, Audiokunst, Bühnenraum und Kostüm. Die Ergebnisse bedienen sich dokumentarischer, performativer und choreographischer Methoden. Ihre Arbeit
ist Reflektor, Zeugenschaft, Forschungsvorhaben, Bewegung und
Verortung. Dabei fokussiert sich die Gruppe bislang auf globale
Transformationsprozesse und den Menschen in der Katastrophe. In
ihrer Arbeit Fukushima, my love recherchierte sie 2012 in Japan
und überführte die Ergebnisse 2013 in eine Tanz-Performance am
Fleetstreet Theater Hamburg.
Das Theater und Orchester Heidelberg wurde im 19. Jahrhundert
gegründet und feierte im November 2012 nach dreijähriger Umund Neubauzeit seine Wiedereröffnung. Das Mehrspartenhaus
mit Oper, Schauspiel, Tanz, Jungem Theater und Philharmonischem Orchester steht für hochkarätige Ensembles, kontinuierliche Autorenförderung und ein großes Interesse an zeitgenössischen Theaterformen. Dabei spielt die Auseinandersetzung mit
regionalen Stoffen und Themen eine große Rolle.
Krystyna Wilkoszewska
Die Kulturstiftung des Bundes fördert im Fonds Doppelpass gezielt die Kooperationen von freien Gruppen und festen Tanzund Theaterhäusern, um neue Formen der Zusammenarbeit und
künstlerischen Produktion anzuregen. Beiden Seiten soll der nötige Freiraum eröffnet werden, um ihre Strukturen und Arbeitsweisen künstlerisch produktiv zu verbinden.
Fukushima, my Love
Gastspiel
Dokumentarische Tanz-Performance
02. Oktober, 20 Uhr V Zwinger1 + 03. Oktober, 19 Uhr V Zwinger1
Recherche in den USA
Chogeographie
Der costa compagnie geht es in der Arbeit CONVERSION vor allem
um die Recherche vor Ort. Die Künstlerinnen und Künstler betrachten dabei das Interview als Live Art der Begegnung. Wie werden
durch die eigene Anwesenheit Erzählte zu Erzählern und Dokumentation zu Beziehung? Sie entwerfen ein Netz aus sich fortsetzenden und gegenseitigen Fragen zwischen Heidelberg, den USA und
Afghanistan. Während dieses Prozesses hinterfragt die Compagnie
ebenfalls den eigenen Statuswechsel: aus »Embedded Artists«
unterwegs werden Archivare auf der Probebühne und schließlich
Akteure der Aufführung. Das Zurücklegen von weiten Strecken, das
Durchmessen von Räumen und die Auseinandersetzung mit den Menschen an unterschiedlichen Orten sowie das Einbeziehen der Reisen
und Erlebnisse in den künstlerischen Prozess – all das bedeutet hier
auch angewandte Geographie als das Beschreiben des (Erd-)Raums
außerhalb der eigentlichen Aufführungsstätte. Diesen sich global
abspielenden Gesamtprozess benennt die costa compagnie als ihre
Chogeographie, die letztlich in einer Choreographie im Aufführungsraum mündet. Hier wird der Besucher mit dem gesammelten Material
und dessen künstlerischer Transformation in einem Handlungsraum
zusammengebracht – im besten Fall in einem Frei-Raum. Vielleicht
ist alle Erinnerung räumlich. Zukunft könnte es auch sein.
Winter 2013|14
Traces of USA
Von und mit
Lecture Performance zur Recherche in den USA
Februar 2014
Audio-Walk
Uraufführung
Conversion_1
Uraufführung
Conversion_1
Wiederaufnahme
Eröffnung
Mai 2014 V ehemaliges Kasernengelände
Dokumentarische Tanz-Performance
Juli 2014 V ehemaliges Kasernengelände
Dokumentarische Tanz-Performance
Oktober 2014 V ehemaliges Kasernengelände
Herausgeber Theater und Orchester Heidelberg
Intendant Holger Schultze
Verwaltungsleiterin Andrea Bopp
Redaktion Felix Meyer-Christian
Stawrula Panagiotaki, Sonja Winkel
Gestaltung Jens Richter
Recherche in Afghanistan
Winter 2014|15
Traces of Afghanistan
Lecture Performance zur Recherche in Afghanistan
Frühjahr 2015
Conversion_2
Dokumentarische Tanz-Performance
08. Mai 2015 V Marguerre-Saal und Alter Saal
Künstlerische Leitung/Autor Felix Meyer-Christian
Dramaturgie Stawrula Panagiotaki
Choreographie/Tanz Jascha Viehstädt
Audiokunst Katharina Kellermann
Video Jonas Plümke
Choreographie/Tanz Signe Koefoed
Kostüm/Bühnenraum Anika Marquardt
Tanz Frank Koenen
Bühnenraum/Installation Eylien König
Bühnenraum/Kostüm Lani Tran Duc
Performance Hauke Heumann
Tanzdramaturgie/Kurator Sven Christian Schuch
sowie Marlies Kink, Elena Nyffeler, Sonja Winkel
und weiteren Akteuren
des Theaters und Orchesters Heidelberg.
gefördert in Fonds Doppelpass der
Uraufführung
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