Unterrichtsmaterial zum ohrenauf!-schulkonzert03 2016/2017 für Grundschulklassen ohrenauf!-schulkonzert03 2016/2017 24. März 2017, 9.30 Uhr Kölner Philharmonie William Walton Sinfonie Nr.1 b-Moll Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz, Dirigent und Moderation Inhalt Markus Stenz .............................................................................................................................. 4 Das Gürzenich-Orchester Köln ................................................................................................... 5 François-Xavier Roth, Gürzenich-Kapellmeister......................................................................... 6 Hintergrundinformationen ........................................................................................................ 7 Biografie William Walton ....................................................................................................... 7 Biografie für Schüler: William Walton .................................................................................... 8 Werkeinführung Sinfonie Nr. 1 in b-moll ............................................................................... 9 Referenzaufnahme ............................................................................................................... 10 Ideen für den Unterricht ......................................................................................................... 10 Teil I: Musikalische Grundbegriffe .......................................................................................... 11 1. Konsonanzen und Dissonanzen (1. Satz) .......................................................................... 11 Arbeitsblatt 1: Konsonanz und Dissonanz ........................................................................ 12 Lösungen Arbeitsblatt 1: Konsonanz und Dissonanz ....................................................... 13 2. Ostinato (2. Satz) .............................................................................................................. 14 Arbeitsblatt 2: Ostinato .................................................................................................... 15 3. Solo und Tutti (3. Satz) ..................................................................................................... 16 Arbeitsblatt 3: Solo und Tutti ........................................................................................... 17 4. legato und staccato (4. Satz) ............................................................................................ 18 Arbeitsblatt 4: legato und staccato .................................................................................. 19 Lösungen Arbeitsblatt 4: legato und staccato ................................................................. 20 Teil II: Umsetzung als Filmusik ................................................................................................ 21 5. Das „Drehbuch“: Vorschlag Filmmusik............................................................................. 21 Quellenverzeichnis ................................................................................................................... 32 Impressum ................................................................................................................................ 33 © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 3 Markus Stenz Markus Stenz ist Chefdirigent des Radio Filharmonisch Orkest und Erster Gastdirigent des Baltimore Symphony Orchestra ab 2015/16. Seit Januar 2017 ist er zudem Conductor in Residence beim Seoul Philharmonic Orchestra. Ausgebildet an der Hochschule für Musik in Köln bei Volker Wangenheim und bei Leonard Bernstein und Seiji Ozawa in Tanglewood, profilierte er sich früh mit ungewöhnlichen Projekten und zahlreichen Ur- und Erstaufführungen. Auch in der Saison 2016/17 beteiligt sich Markus Stenz nachhaltig an der Pflege und Erweiterung des zeitgenössischen Repertoires u.a. mit zwei Uraufführungen, bereist zudem als Gastdirigent drei Kontinente und tritt seine neue Position in Seoul an. 1989 übernahm Markus Stenz die musikalische Leitung des Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano (bis 1995) und leitete als Chefdirigent von 1994 bis 1998 die London Sinfonietta, das renommierteste britische Ensemble für zeitgenössische Musik. Parallel zu seiner Position als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Melbourne Symphony Orchestra von 1998 bis 2004 hat Markus Stenz sein Repertoire ständig in Richtung Klassik und Romantik erweitert und sich als Konzert- wie auch als Operndirigent international etabliert. Von 2003/2004 an leitete er als Gürzenich-Kapellmeister das Gürzenich-Orchester Köln und ab 2004/2005 übernahm er zusätzlich die Position des Generalmusikdirektors der Stadt Köln. Beide Positionen hat er bis zum Ende der Saison 2013/2014 ausgeübt. Er leitete so namhafte Klangkörper wie das Königliche Concertgebouw Orchester Amsterdam, die Münchner Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig, die Berliner Philharmoniker, das Tonhalle Orchester Zürich, die Wiener Symphoniker sowie das Chicago Symphony Orchestra und gastierte seit seinem Debüt als Operndirigent mit Hans Werner Henzes »Elegie für junge Liebende« am Gran Teatro La Fenice in Venedig u.a. an den Opernhäusern in Mailand, San Francisco, Los Angeles, Chicago, London, Brüssel, Berlin, Stuttgart, München und Hamburg sowie bei den Festivals in Glyndebourne, Edinburgh, Bregenz und Salzburg. Innerhalb seiner umfangreichen Diskografie finden sich zahlreiche mit Preisen dekorierte Produktionen, u.a. die Gesamteinspielung der Sinfonien Gustav Mahlers mit dem GürzenichOrchester (Oehms Classics). Zuletzt wurde die Einspielung mit dem Gürzenich-Orchester von Schönbergs Gurre-Liedern mit dem Gramophone Classical Music Award prämiert. Markus Stenz wurde mit dem Fellowship des Royal Northern College of Music ausgezeichnet. Markus Stenz erhielt zudem vom Landesmusikrat NRW die "Silberne Stimmgabel" als Auszeichnung für besondere Verdienste um das Musikleben in NRW. In den elf Jahren seines Kölner Engagements hat er zudem mit regelmäßigen Nachwuchsprojekten (etwa den von ihm moderierten „Ohren auf!“-Konzerten oder seiner Zusammenarbeit mit dem Jugendsinfonieorchester Köln und dem Bundesjugendorchester), neuen Vermittlungskonzepten wie „Experiment Klassik“ gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar, dem sog. „3. Akt“ als überraschendem Hörabenteuer am Konzertende oder auch dem bei seiner Einführung weltweit einzigartigen Angebot der „GO live“-CD – einem Konzertmitschnitt, der vom Publikum unmittelbar nach der Aufführung erworben werden kann – ganz frische Impulse in der Publikumsbindung und -neugewinnung gesetzt. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 4 Das Gürzenich-Orchester Köln »Wenn man beweisen wollte, dass moderne Musik nicht unbedingt scheußlich klingen muss, dann müsste man sie ihnen zu spielen geben, denn Ihr Spiel ist getragen von Geist, Können und unbeschreiblichem Wohlklang.« Rolf Liebermann an den Vorstand des Gürzenich-Orchesters (1952) In der langen Geschichte des Kölner Gürzenich-Orchesters bündeln sich viele Entwicklungslinien des städtischen Musiklebens. Die Wurzeln reichen zurück bis zur städtischen Ratsmusik des 15. Jahrhunderts und der Domkapelle. 1827 übernahm die aus betuchter und kunstengagierter Bürgerschaft bestehende „Cölner Concert-Gesellschaft“ die Trägerschaft. Dreizehn Jahre später bestellte sie mit Conradin Kreutzer den ersten fest besoldeten städtischen Kapellmeister, der die zahlreichen Orchester- und Chorkonzerte, sowie Opernaufführungen leitete. Die Gesellschaftskonzerte fanden ab 1857 in einem Handels- und Festsaal aus der Zeit der Spätgotik statt, dem sogenannten Gürzenich. Von Ferdinand Hiller über Franz Wüllner, Fritz Steinbach, Hermann Abendroth und Günter Wand, bis hin zu Markus Stenz und François-Xavier Roth – so unterschiedlich die städtischen Kapellmeister in der Nachfolge von Conradin Kreutzer ihre Schwerpunkte auch setzten, so ist ihnen doch gemeinsam, dass sie alle die Balance zwischen dem klassischen Kanon und dem jeweils Neuen ihrer Zeit suchten. Robert und Clara Schumann konzertierten mit dem Gürzenich-Orchester in Köln, Hector Berlioz, Giuseppe Verdi und Richard Wagner dirigierten ihre neuesten Werke. Johannes Brahms persönlich leitete die Uraufführung seines Doppelkonzerts für Violine, Violoncello und Orchester. Richard Strauss’ „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ (1895) und „Don Quixote“ (1898) wurden hier aus der Taufe gehoben und Gustav Mahler vertraute dem Orchester die Uraufführung seiner 5. Sinfonie an. 1888 ging das Orchester in städtische Trägerschaft über. Die damals 43 Orchestermitglieder bespielten vertraglich verpflichtet das Theater. Bis heute ist das Gürzenich-Orchester zugleich das Orchester der Oper Köln. Marek Janowski weihte 1986 die Kölner Philharmonie mit Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 8, der „Sinfonie der Tausend“, ein: Das Gürzenich-Orchester ist seitdem in einem der schönsten Konzertsäle der Welt beheimatet, der Kölner Philharmonie. Mit Dmitrij Kitajenko, der 2009 zum Ehrendirigent ernannt wurde, erarbeitete das Orchester intensiv russisches Repertoire. Zahlreiche Einladungen führten das Gürzenich-Orchester Köln auf bedeutende internationale Konzertpodien. Das Gürzenich-Orchester Köln spielt pro Jahr rund 50 Sinfoniekonzerte in der Kölner Philharmonie und wirkt als Orchester der Oper Köln bei rund 160 Vorstellungen mit. Mit 130 Musikerinnen und Musikern gehört es zu den größten Orchestern Deutschlands. Diese kommen aus elf verschiedenen Nationen. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 5 François-Xavier Roth, Gürzenich-Kapellmeister François-Xavier Roth, geboren 1971 in Paris, ist seit dem 1. September 2015 GürzenichKapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln und gehört zu den charismatischsten und mutigsten Dirigenten seiner Generation. Sein Repertoire reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis zu zeitgenössischen Werken und umfasst alle Gattungen: sinfonische Musik, Oper und Kammermusik. Mit »Les Siècles« gründete er 2003 sein eigenes Orchester, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten musiziert, je nach Werk und oftmals im Wechsel während des gleichen Konzertes. Für die Aufnahme von Strawinskys Ballettmusiken erhielten sie 2016 den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Roth ist für seine ungewöhnliche Programmgestaltung bekannt, sein geradliniger Ansatz und seine Überzeugungskraft werden in aller Welt geschätzt. Er arbeitet mit führenden Orchestern zusammen, darunter die Berliner Philharmoniker, das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, das Boston Symphony Orchestra und das London Symphony Orchestra. In seiner zweiten Spielzeit an der Kölner Oper dirigiert François-Xavier Roth Ravels „L’enfant et les sortilèges / L’heure espagnole“, „Benvenuto Cellini“ von Berlioz sowie Mozarts „Le nozze di Figaro“. Mit dem Gürzenich-Orchester setzt er die Zusammenarbeit mit Philippe Manoury als „Komponist für Köln“ fort und leitet die Asientournee 2017 des Orchesters. Großen Wert legt Roth auf Nachwuchsförderung und Musikvermittlung. Kinder- und Mitmachkonzerte, wie in der letzten Spielzeit „Planeten“ mit jungen Tänzern und dem Orchester der Rheinischen Musikschule und grenzüberschreitende Projekte wie „CityLife“ mit den Künstlern des Kölner Elektro-Labels Kompakt, gehören zu den festen Bestandteilen seiner Arbeit. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 6 Hintergrundinformationen Biografie William Walton (1902 – 1983) Der britische Komponist William Walton stammte aus einem sehr musikalischen Elternhaus: Der Vater war Gesangslehrer, Organist und Chorleiter, die Mutter Sängerin. Schon als Kind bekam er Klavierund Geigenunterricht; außerdem war er von 1912 – 1920 im berühmten Christ ChurchInternat in Oxford, wo er auch im Chor sang. Als Komponist und Dirigent war Walton allerdings im Wesentlichen Autodidakt. Im Alter von 18 Jahren schloss er sich einem Künstlerkreis um die Geschwister Osbert und Sacheverell Sitwill in Chelsea an, wo auch seine ersten Kompositionen entstanden. Direkt sein erstes aufgeführtes Werk „Facade“ wurde ein Skandalerfolg: Walton mischt hier klassische Musik mit Salonmusik, Folklore und Jazz. Später formte er das Stück, das er selbst „Entertainment für Sprecher und Instrumentalisten“ nannte in zwei Orchestersuiten um, die heute zu den am häufigsten gespielten Stücken des Künstlers zählen. Aus diesem avantgardistischen Lebensabschnitt stammen ebenfalls die Orchestersuite „Portsmouth Point“ (1925) und die Sinfonia concertante für Klavier und Orchester (1926/27). Ab den 30er Jahren komponierte Walton zunehmend in einem freitonalen, neoromantischen Stil. „Mein Stil verändert sich. Er wird melodiöser und reifer“ – urteilte er selbst. Aus dieser Schaffensperiode stammen mehrere Auftragskompositionen berühmter Solisten, wie z.B. von Sascha Heifetz und Gregor Piatigorsky, sowie eine Reihe weiterer Orchesterwerke, die hauptsächlich von amerikanischen Orchestern in Auftrag gegeben wurden. Die erste Sinfonie von Walton entstand in den Jahren von 1932 – 1935, da er mehrmals Pausen im Kompositionsprozess einlegte. So kam es auch, dass zum festgelegten Uraufführungstermin am 3.12.1934 nur drei der vier Sätze gespielt werden konnten. Erst im Sommer des folgenden Jahres beendete Walton die Arbeit am vierten Satz. Eine zweite Sinfonie entstand in den Jahren 1959/60. Auch für das englische Königshaus war Walton tätig: Er komponierte die Krönungsmärsche „Crown Imperial“ (1937) für George VI. und „Orb and Spectre“ (1953) für Queen Elizabeth II. Neben der Orchestermusik komponierte Walton auch Vokal- und Filmmusik, die allerdings bis heute fast ausschließlich im englischsprachigen Raum bekannt ist, wie z.B. das ChorOratorium „Belshazzar´s Feast“ (1931), die Oper „Troilus and Cressida“ (1931) und Musik für Shakespeare-Verfilmungen unter der Regie von Lawrence Olivier „Henry V.“ (1943/44) und „Richard III.“ (1955). © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 7 Biografie für Schüler: William Walton 1902 – 1983 Der in England geborene William Walton war Sohn eines Chorleiters und einer Sängerin. Er hat nie wirklich eine musikalische Ausbildung im Sinne eines Studiums in Komposition oder eines Instruments bekommen. Doch er fiel schon mit 16 Jahren anderen Musikern durch ein von ihm komponiertes Werk auf. Er fand schon früh reiche Sponsoren, die es ihm ermöglichten, seine Werke zu veröffentlichen. Immer wieder wurde er von berühmten Musikern gebeten, Stücke für sie zu schreiben. In den Jahren des Zweiten Weltkriegs war er hauptsächlich als Komponist von Filmmusik tätig und wurde dafür sehr bekannt. An seiner ersten Sinfonie hat Walton über zwei Jahre gearbeitet, da er immer wieder Pausen beim Komponieren gemacht hat. Zum Termin der ersten Aufführung dieser Sinfonie waren erst 3 der 4 Sätze fertig. Erst im nächsten Jahr beendete er die Arbeit am 4. Satz und nun war die Sinfonie komplett. Als Erwachsener war er sehr viel auf Reisen, vor allem in der Schweiz und in Italien, wo er dann auch bis zu seinem Tod lebte. In England wurde er von der Königin vielfach geehrt und zum Ritter geschlagen, da seine Musik England in der Welt bekannt gemacht hat. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 8 Werkeinführung Sinfonie Nr. 1 in b-moll 1. Satz: Allegro assai 2. Satz: Scherzo - Presto con malizia 3. Satz: Andante con malinconia 4. Satz: Maestoso Allegro, brioso et ardentemente Besetzung: 2 Flöten, 2 Klarinetten, 2 Oben, 2 Fagotte 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, 1 Tuba 2 Pauken, Schlagwerk Streicher Zum Werk: Die erste Sinfonie entstand in den Jahren zwischen 1932 - 1935 in Italien. Walton war grundsätzlich ein langsam arbeitender Komponist, was sich besonders auch bei seiner ersten Sinfonie zeigte. So wurden bei der Uraufführung 1934 nur die ersten drei Sätze gespielt, weil der letzte Satz noch nicht fertig komponiert war. Walton hatte mehrmals Schreibblockaden, während er die Sinfonie komponierte, unter anderem, weil eine langjährige Beziehung 1933 in die Brüche ging. Der erste Satz ist mit ca. 15 Minuten der längste der Sinfonie. Ursprünglich hatte Walton wohl geplant, nur diesen einen Satz allein zu veröffentlichen. Die Musik dieses Satzes ist tatsächlich abwechslungsreich, es gibt schnelle, spannende aber auch ruhige und verträumte Passagen, sodass die Musik wirklich wie ein vollständiges Stück klingt. Walton arbeitet mit ostinato-Figuren. Das sind bestimmte Rhythmen und Melodien, die immer wieder als Begleitung zu hören sind, während dazu andere Instrumente neue Melodien spielen. Insgesamt ist die Musik von zahlreichen Dissonanzen geprägt, ohne aber seinen romantischen Grundcharakter zu verlieren. Das Scherzo, der zweite Satz, ist sehr rhythmisch ausgerichtet: Schnelle 3/4 - und 5/4 -Takt Figuren wechseln sich ab und sorgen für eine gehetzte, sehr lebhafte Grundstimmung. Der langsame dritte Satz beginnt und endet mit einem Flötensolo, das im Verlauf der Musik immer wieder von anderen Instrumenten aufgegriffen wird. Im Finale kommen zum Orchester noch eine zweite Pauke und zwei weitere Schlagzeuger hinzu. Im Stil einer grandiosen Filmmusik versprüht die Musik Fröhlichkeit und Feierlichkeit. Besonders intensiv hat Walton den Schluss gestaltet, der eine lange, sich immer wieder steigernde Coda darstellt. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 9 Referenzaufnahme Wir beziehen uns auf die Aufnahme des BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Edward Gardner, erschienen 2014 bei Chandos. Über Amazon können sie die MP3-Dateien für 8,99 € downloaden oder die CD für 19,99 € bestellen. Über diesen Link gelangen Sie zu den Nutzungsmöglichkeiten auf Amazon: https://www.amazon.de/Walton-Symphony-No-ViolinConcerto/dp/B00JM8HPV8/ref=sr_1_2_twi_mus_1?s=music&ie=UTF8&qid=1485983221&sr =1-2&keywords=walton+sinfonie+1 Weiterhin beziehen wir uns auf die Video-Aufnahme der 1. Sinfonie von William Walton unter der Leitung von Semyon Bitschkow aus dem Jahr 2009 auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=0kVgNCZEARU Ideen für den Unterricht Die Ideen zur unterrichtlichen Herangehensweise an die Sinfonie Nr. 1 sind zweigeteilt: In einem ersten Teil wird pro Satz eine musikalische und kompositorische Besonderheit vorgestellt, die es ermöglichen soll, musikalische Grundbegriffe im Unterricht zu erarbeiten und auch mit den Schülern auszuprobieren. Der zweite Teil bezieht sich auf die Tatsache, dass Walton sehr viel Filmmusik komponiert hat und auch Teile des vierten Satzes später in einer Filmmusik wiederverwendet hat. Hier bietet sich die Möglichkeit, anhand verschiedener Klangausschnitte, mit den Schülern gemeinsam Filmszenen oder ein kleines Drehbuch zu verschiedenen Musikausschnitten zu erarbeiten. Der Tonfilm war das aufstrebende Medium des frühen 20. Jahrhunderts. Sowohl in Europa als vor allem auch in Amerika entstanden die ersten großen Filmstudios und die ersten Hollywood-Produktionen. Insofern überrascht es nicht, dass viele Komponisten sich mit dieser neuen Welt auseinandergesetzt und Filmmusik komponiert haben. Allerdings blieb eine gewisse Trennung zwischen der modernen „klassischen“ Musik und der Filmmusik, bei der die Musik ja Bild und Text unterstützt und untermalt, immer bestehen. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 10 Teil I: Musikalische Grundbegriffe 1. Konsonanzen und Dissonanzen (1. Satz) 1. Stellen Sie mit Hilfe von Arbeitsblatt 1 die Begriffe Konsonanz und Dissonanz vor. Die Schüler sollen die Wortbedeutung erarbeiten und sich auch Gedanken darüber machen, wie das Orchester spielen muss, um eine Kon- bzw. eine Dissonanz zu erzeugen. Dabei ist es wichtig, dass deutlich wird, dass im Orchester viele Musiker zusammenspielen, die genau aufeinander hören. Je nachdem, was der Komponist für eine Wirkung erzielen möchte, lässt er die Instrumente gemeinsam Melodien spielen oder aber eben genau das Gegenteil: dann passen die einzelnen Melodien gar nicht zueinander. 2. Stellen Sie nun die beiden Klangbeispiele (4:45 – 5:30 und 12:17 – 13:00) vor. Die Schüler sollen die beiden Ausschnitte aus der Sinfonie den beiden Begriffen zuordnen. 3. Nach einem erneuten Hören sollen die Schüler versuchen, den Klang der beiden Ausschnitte etwas genauer miteinander zu vergleichen und die wesentlichen Unterschiede benennen. Im konsonanten Ausschnitt spielen die Streicher, begleitet von den Bläsern. Dann kommt ein Fagott-Solo mit Einwürfen der Streicher, aber die Instrumente passen sich aneinander an, spielen ähnlich Töne. Bei dem dissonanten Ausschnitt ist das ganz anders: Streicher und Blechbläser scheinen sich fast zu bekämpfen, dazwischen hört man die Pauke. Auch innerhalb der Blechbläser werden so viele unterschiedliche Töne gespielt, dass die Musik schräg und schrill klingt. 4. Daran anschließend bietet es sich an, selbst mit in der Schule zu Verfügung stehenden Instrumenten Konsonanzen und Dissonanzen zu erzeugen. Mit Blockflöten oder mit Glockenspielen kann man beispielsweise leicht ausprobieren, welche Töne gut miteinander klingen und bei welchen Kombinationen viel Reibung entsteht. Für unser europäisches Ohr klingen c-e oder c-a recht gut zusammen, während c-f oder cfis oder c-h schriller klingen. 5. Eine andere Möglichkeit ist die Arbeit mit der Stimme: Eine Gruppe von Schülern singt einen angenehm erreichbaren Ton und hält ihn aus (beim Luftholen abwechseln!). Eine zweite Schülergruppe sucht einen neuen Ton, der gut dazu passt. Eventuell kann man das sogar noch mit einer dritten Gruppe versuchen. Danach werden Töne gesucht, die dissonant klingen. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 11 Arbeitsblatt 1: Konsonanz und Dissonanz Sicher kennt ihr das Wort: Konsonant. Konsonanten sind zum Beispiel die Buchstaben: b, d, f oder p. Warum heißen die Konsonanten so? Weil wir sie meistens zusammen mit einem Vokal aussprechen, zum Beispiel: be, de, eff oder pe. Sie klingen also nicht allein, sondern erst zusammen mit einem Vokal. Genauso ist es in der Musik. Erst die Luft, die die Klänge von den Instrumenten an unser Ohr trägt, bringt die Klänge in Schwingung. Das Wort „klingen“ heißt auf italienisch „sonare“. sonare = klingen Kon (con) = zusammen Konsonanz = Zusammenklang dis= gegeneinander Dissonanz= Gegenklang Hört euch nun zwei Ausschnitte aus der ersten Sinfonie von William Walton an und entscheidet: Welcher Ausschnitt klingt konsonant, welcher dissonant? Ausschnitt 1 klingt ________________________. Ausschnitt 2 klingt ________________________. Wenn ihr die Musik noch einmal hört, fallen euch bestimmt noch ein paar Einzelheiten auf und ihr könnt die richtigen Begriffe in die Lücken im Text einsetzen: In Ausschnitt 1 hört man die ________________________. Man hört eine Melodie und dazu auch eine ________________________, die zur Melodie passt. Dann spielt das __________ eine traurige Melodie. Dazu machen die Streicher immer wieder ________________, die die Musik spannender machen. In Ausschnitt 2 hört man viele Instrumente ________________________. Es hört sich fast so an, als würden die _____________________________ die Streicher stören oder bekämpfen. Auch die ________________ schlägt immer wieder dazwischen. Die Flöte klingt __________, so hoch spielt sie. Dann hört man viele Blechbläser, aber auch sie spielen so viele _________________ Töne, dass die Musik chaotisch und kämpferisch wirkt. Lösungswörter: schrill, durcheinander, Begleitung, Blechbläser, Pauke, Streicher, Einwürfe, Fagott, laute © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 12 Lösungen Arbeitsblatt 1: Konsonanz und Dissonanz Sicher kennt ihr das Wort: Konsonant. Konsonanten sind zum Beispiel die Buchstaben: b, d, f oder p. Warum heißen die Konsonanten so? Weil wir sie meistens zusammen mit einem Vokal aussprechen, zum Beispiel: be, de, ef oder pe. Sie klingen also nicht allein, sondern erst zusammen mit einem Vokal. Genauso ist es in der Musik. Erst die Luft, die die Klänge von den Instrumenten an unser Ohr trägt, bringt die Klänge in Schwingung. Das Wort „klingen“ heißt auf italienisch „sonare“. sonare = klingen Kon (con) = zusammen dis= gegeneinander Konsonanz = Zusammenklang Dissonanz= Gegenklang Hört euch nun zwei Ausschnitte aus der ersten Sinfonie von William Walton an und entscheidet: welcher Ausschnitt klingt konsonant, welcher dissonant? Ausschnitt 1 klingt ___konsonant_____________________. Ausschnitt 2 klingt ___dissonant_____________________. Wenn ihr die Musik noch einmal hört, fallen euch bestimmt auch noch ein paar Einzelheiten auf und ihr könnt die richtigen Begriffe in die Lücken im Text einsetzen: In Ausschnitt 1 hört man die ___Streicher_______________. Man hört eine Melodie und dazu auch eine ___Begleitung_____________, die zur Melodie passt. Dann spielt das ___Fagott___ eine traurige Melodie. Dazu machen die Streicher immer wieder __Einwürfe______________, die die Musik spannender machen. In Ausschnitt 2 hört man viele Instrumente _____durcheinander_____________. Es hört sich fast so an, als würden die ____Blechbläser___________________ die Streicher stören oder bekämpfen. Auch die ____Pauke _______ schlägt immer wieder dazwischen. Die Flöte klingt ___schrill____, so hoch spielt sie. Dann hört man viele Blechbläser, aber auch sie spielen so viele _____laute____________ Töne, dass die Musik chaotisch und kämpferisch wirkt. Lösungswörter: schrill, durcheinander, Begleitung, Blechbläser, Pauke, Streicher, Einwürfe, Fagott, laute © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 13 2. Ostinato (2. Satz) 1. Üben Sie zuerst mit den Schülern den Rhythmus: tam-te-ram, tam-tam-tam (wie der Satz „Karneval, ist so schön“). Dabei sollte die Betonung deutlich auf dem ersten langen Ton liegen und der kurze Ton wirklich so kurz wie möglich sein. Die Noten hierzu finden Sie auf Arbeitsblatt 2. 2. Hören Sie dann gemeinsam mit den Schülern einen Ausschnitt aus dem zweiten Satz (3:07-3:33). Wenn möglich sollten Sie auch das Video auf youtube ansehen, weil es dadurch noch wesentlich leichter wird, den immer gleichbleibenden Rhythmus, der hauptsächlich von den Bratschen gespielt wird, zu erkennen. 3. Auf Arbeitsblatt 2 wird dann auch erklärt, dass so ein gleichbleibender Rhythmus „ostinato“ genannt wird. 4. In einem weiteren Schritt können Sie dann den Ausschnitt von 5:04 – 5:34 anhören. Auch hier ist der Rhythmus wieder sehr gut zu hören, zuerst in der Flöte und Oboe, dann auch vom ganzen Orchester. 5. Abschließend können Sie mit dem vorgegebenen, aber auch mit selbst ausgedachten Rhythmen in der Klasse experimentieren: Eine relativ große Gruppe spielt den Ostinato- Rhythmus. Diese Gruppe muss gut zusammenhalten und darf sich nicht aus dem Takt bringen lassen. Wenn die Schüler diese Übung ohne Probleme hinbekommen, kann man die Rhythmusgruppe auch unterteilen: Manche klatschen den Rhythmus, manche trommeln, manche sprechen. Dann kommen Einzelschüler dazu und spielen lange Töne (zum Beispiel auf einem Metallophon oder mit einem Triangel) über den Ostinato-Rhythmus. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 14 Arbeitsblatt 2: Ostinato Seht euch diese Noten an und versucht, den Rhythmus zu klatschen: Sprecht dazu den Satz: „Karneval ist so schön“ oder die Silben: „tam-te-ram, tam-tam-tam“ Probiert den Rhythmus auf verschiedene Arten aus: a) mit den Händen klatschen b) sprechen c) mit der Hand auf den Tisch schlagen d) mit den Füßen stampfen: rechts-links-rechts, links-rechts-links (das ist ziemlich schwierig!) Hört euch nun die Musik aus dem zweiten Satz der Sinfonie von Walton an: Könnt ihr den Rhythmus heraushören? Dann könnt ihr auch mitmachen! Diesen Rhythmus verwendet William Walton immer wieder im zweiten Satz – alle Instrumente spielen ihn mal, mal leise, mal laut. Deshalb kann man ihn immer wieder gut heraushören. Ein Rhythmus (oder auch eine Melodie), die so oft wiederholt wird, nennt man in der Musik Ostinato „ostinato“ ist ein lateinisches Wort und bedeutet so viel wie „hartnäckig“ – und das stimmt ja auch: unser ostinato-Rhythmus wiederholt sich sehr hartnäckig immer wieder – und dazu spielen dann andere Instrumente Melodien und Klänge. Probiert das auch selbst aus! © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 15 3. Solo und Tutti (3. Satz) 1. Hören Sie mit den Schülern den Beginn des dritten Satzes (0:00 – 1:18) und lassen Sie erraten, welches Instrument man hier besonders gut hören kann (die Flöte). 2. Beim erneuten Hören sollen die Schüler die Noten auf dem Arbeitsblatt 3 mitverfolgen und auch mitsingen. So wird klar, dass die Flöte hier als Soloinstrument auftritt. Bei einem Solo ist das Instrument entweder ganz allein oder mit Begleitinstrumenten im Hintergrund zu hören. (Beides ist der Fall.) 3. Dann sollten Sie den Schülern einen weiteren Ausschnitt aus der Musik vorstellen (2:30 – 3:32). Hier sind einmal die Klarinette, danach die Flöte und dann die Oboe als Soloinstrumente hörbar, wenn auch weniger deutlich als beim Flötensolo. Die Schüler sollten trotzdem versuchen, mit Hilfe von Arbeitsblatt 3 die Soloinstrumente zu erraten. 4. Um nun einen typischen Tutti-Ausschnitt zu hören, können Sie den Ausschnitt von 5:56 – 6:23 vorspielen. Hier ist neben dem vollen Orchesterklang auch die Melodie des „Solo-Lieds“ zweimal zu hören. Es ist interessant, ob die Schüler die Musik wiedererkennen. 5. Als praktische Übung kann anschließend das Solo-Lied um eine Tutti-Strophe erweitert und dann in der Klasse im Wechsel gesungen werden. Für die Solo-Strophe können sich 3-4 Schüler melden, wenn sich keiner traut, ganz alleine zu singen. Wenn doch, umso besser: Denn als Solist fühlt man sich ganz anders, es ist viel spannender und auch schwieriger als gemeinsam. Auch dieses Gefühl sollte in der Klasse besprochen werden. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 16 Arbeitsblatt 3: Solo und Tutti Hört euch die Musik an und kreist das Instrument ein, das man hier ganz deutlich alleine hören kann: Das Instrument spielt hier fast allein. Das nennt man in der Musik „ein Solo spielen“. Hier ist der Anfang der Noten, den ihr auch mitsingen könnt: Hört euch nun einen anderen Ausschnitt aus der Musik an. Wer spielt jetzt ein Solo? Auch diese drei Instrumente sind oben abgebildet. Könnt ihr sie finden? Jetzt hört ihr einen Ausschnitt, in dem das ganze Orchester spielt, keiner hat ein Solo. Fällt euch trotzdem etwas in der Musik auf? Die Melodie der Flöte wird nun vom ganzen Orchester gespielt! Das nennen die Musiker „tutti“. Deshalb seht ihr hier eine Strophe für tutti (=für alle!) Übt jetzt beide Strophen im Wechsel ein, dann klingt ihr fast wie ein Orchester! © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 17 4. legato und staccato (4. Satz) 1. Hören Sie mit den Schülern gemeinsam den Ausschnitt von 2:48 - 3:34. Die Schüler sollen beschreiben, wie die Geigen hier spielen, indem sie aus den Begriffen auf Arbeitsblatt 4 auswählen. 2. Hören Sie dann als Kontrast den Ausschnitt von 3:52 – 4:32. Dabei sollen die Schüler hauptsächlich auf den Klang der Oboe, später auch der Geigen achten. Auch hier können Begriffe vom Arbeitsblatt ausgewählt werden. 3. Ebenfalls auf dem Arbeitsblatt finden sich italienische Bezeichnungen. Die Schüler sollen vom Klang der italienischen Wörter und auch von Bedeutungsähnlichkeiten mit deutschen Begriffen ausgehend erraten, welche Bedeutung die Wörter haben könnten. So entdecken sie die Begriffe „legato“ und „staccato“. 4. Hören Sie dann beide Ausschnitte direkt hintereinander, wenn möglich ohne Pause dazwischen. Die Schüler sollen aufzeigen, wenn der Wechsel von staccato zu legato zu hören ist. 5. Als praktische Umsetzung sollen die Schüler Alltagsgegenstände oder Instrumente finden, auf denen sich besonders gut legato (lang klingende Instrumente, Blockflöte) oder staccato (kurz klingende Instrumente, Trommeln) spielen lässt. Mit diesen Erfahrungen kann in der Klasse ein kleines eigenes Stück eingeübt werden, bei dem sich legato und staccato abwechseln – wie bei Walton. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 18 Arbeitsblatt 4: legato und staccato Hört euch zwei Ausschnitte aus dem vierten Satz der Sinfonie an. Kreist mit zwei verschiedenen Farben ein, welche Begriffe zum ersten oder zum zweiten Ausschnitt passen: gedehnt gestoßen ruhig abgehackt fließend kurz gezogen knapp dicht ineinander krass gebunden Wenn ihr jetzt die Begriffe, die gut zueinander passen, mit einer Farbe eingekreist habt, könnt ihr den Anfangsbuchstaben des Komponisten sehen! Hier seht ihr nun einige italienische Wörter, die in der Musik verwendet werden. Was könnten sie bedeuten? appassionato brillante maestoso furioso presto grazioso Versucht herauszubekommen, welches der folgenden italienischen Worte „gebunden“ und welches „abgehackt“ bedeutet, indem ihr euch die Worte laut vorsagt: legato staccato © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 19 Lösungen Arbeitsblatt 4: legato und staccato Hört euch zwei Ausschnitte aus dem vierten Satz der Sinfonie an. Kreist mit zwei verschiedenen Farben ein, welche Begriffe zum ersten oder zum zweiten Ausschnitt passen: gedehnt gestoßen ruhig abgehackt fließend kurz gezogen knapp dicht ineinander krass gebunden Wenn ihr jetzt die Begriffe, die gut zueinander passen, mit einer Farbe eingekreist habt, könnt ihr den Anfangsbuchstaben des Komponisten sehen! Hier seht ihr nun einige italienische Wörter, die in der Musik verwendet werden. Was könnten sie bedeuten? appassionato brillante maestoso leidenschaftlich leuchtend/brilliant majestätisch furioso wütend presto grazioso sehr schnell zierlich/fein Versucht herauszubekommen, welches der folgenden italienischen Worte „gebunden“ und welches „abgehackt“ bedeutet, indem ihr euch die Worte laut vorsagt: legato gebunden staccato abgehackt © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 20 Teil II: Umsetzung als Filmusik 5. Das „Drehbuch“: Vorschlag Filmmusik Im Folgenden werden verschiedene Unterrichtsideen zur Umsetzung der Sinfonie von Walton als Filmmusik zu einem kleinen „Wild-West“-Film präsentiert. Es ist allerdings nicht unbedingt notwendig, alle Ideen umzusetzen. Sie können auch eine Auswahl treffen oder eigene Musikausschnitte aussuchen und hinzufügen. Zur Idee: Normalerweise arbeitet ein Filmmusikkomponist anhand des fertigen Films, d.h. er erfindet Musik zu den bereits gedrehten Szenen. Dabei orientiert er sich an den Charakteren, was soweit gehen kann, dass bestimmte Personen eine Wiedererkennungsmelodie zugeteilt bekommen. In diesem Fall spricht man von Leitmotiven. Darüber hinaus ist es eine sehr wichtige Aufgabe der Filmmusik, die Stimmung und Atmosphäre der Szenen zu untermalen und z.B. die Spannung zu erhöhen. In unserer Herangehensweise ist es genau umgekehrt: Wir orientieren uns an der Musik von Walton und benutzen sie als Inspiration für unsere Geschichte. Die Schüler sollen an verschiedenen Stellen immer wieder eigene Ideen zur Musik einbauen und Dialoge oder Beschreibungen selbst anfertigen. Aus diesem Grund ist eventuell eine Kooperation mit dem Deutschunterricht sinnvoll – oder man plant den Film für eine Projektwoche. Um tatsächlich einen kleinen „Film“ entstehen zu lassen, können Sie mit der App I-Movie1 arbeiten. Dort können Sie dann nach dem Herunterladen der Sinfonie von Walton die Satzanfänge als Hintergrundmusik benutzen und dazu mit den Schülern kleinen Szenen schauspielern. Allerdings muss nicht notwendigerweise ein „Film“ entstehen, wenn dazu beispielsweise nicht die technischen Voraussetzungen gegeben sind. Man kann auch eine Art „Hörspiel“ (gesprochen mit verteilten Rollen) oder eine szenische Umsetzung realisieren. Eine andere Möglichkeit, einen kleinen Film zu erstellen, bietet eine Herangehensweise über Bilder. Auf den folgenden Seiten sind einige Bilder beispielhaft abgedruckt, die dafür als Vorlage dienen könnten, aber im Internet ist auch anderes passendes Bildmaterial einfach zu finden. Die Technik, mit dem Bild als visuellem Reiz und der Musik von Walton als musikalischer Komponente zu arbeiten, funktioniert wie folgt: Passend zu einem Musikausschnitt (oder auch zu mehreren) wird ein Bild ausgewählt. Nun „zoomt“ man, während die Musik läuft, von einem Detail zum anderen und filmt so zunächst verschiedene Ausschnitte des Bildes. Dann kann man auch in die Totale übergehen und größere Ausschnitte oder das ganze Bild zeigen. Dazu könnten die Schüler noch Sprechtexte erfinden und eine kleine Geschichte erzählen, wie auch in den Ideen vorgeschlagen. 1 Die I Movie- App kann kostenlos auf alle Apple-Endgeräte geladen werden. Für Windows empfiehlt sich das Programm Windows Movie Maker. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 21 Heuernte der Gefangenen, 1915, Karl Bergmüller Woodland Stream, 1865, Robert S. Duncanson © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 22 Karl Bodmer, Indianische Bisonjagd (1832-1834) Renegade Apaches, 1892, Henry F. Farny The moment of suspense, 1902, Henry F. Farny © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 23 Übersicht über die Szenen einer möglichen Geschichte: A. Sonnenaufgang – drei Indianerkinder reiten mit den Mustangs los. B. Sie sehen von Ferne feindliche Apachen und verstecken sich hinter einem Felsen. C. Dann kommen sie an den Fluss und fahren mit dem Kanu durch die Stromschnellen. D. Abends erzählen sie am Lagerfeuer Geschichten – Naturbeschreibung. E. Am nächsten Morgen. F. Als sie in ihr Dorf zurückkommen, merken sie mit Entsetzen, dass ein Sturm es zerstört hat. G. Doch dann sehen sie ihre Eltern und die kleinen Geschwister, die sich gerettet haben – Freudenfest. Die dazugehörigen Musikstellen sind bei jedem Teil vermerkt. Grundlegender Aufbau und Farblegende: a) Beschreibung – Einführung in die Situation und Geschichte b) Aufträge für eine mögliche Umsetzung, Vertiefung c) Bearbeitung als Dialog © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 24 Teil A 1. Erster Satz (0:00 – 1:34) - Sonnenaufgang über der Prärie - Aufbruch ins Ungewisse 0:00 – 0:45 Es ist fünf Uhr morgens. Hinter den Bergen scheinen erste Sonnenstrahlen durch die Dunkelheit. Nebelschwaden liegen über der Prärie. _____________ (Namen erfinden) ist unruhig. Sein / Ihr Herz pocht. Er / sie schleicht sich aus dem Tipi und geht zu den Pferden. ____________________________________________________ (woran denkt er gerade?) 0:46 – 1:10 Nun merkt ________________, dass auch seine Geschwister ______________ und ___________________ schon wach sind. Sie steigen auf und reiten los. ____________________________________________________ (welchen Plan haben sie?) Die Sonne steht nun hoch am Himmel. __________________________________________ _________________________________________ (kurze Naturbeschreibung). 1:24 – 1:34 Der große Bruder / die große Schwester _______________________________ erzählt vom Stamm der ______________________, die immer wieder das Dorf angreifen und Felle stehlen. _______________________________________________________________________ (Wie fühlt sich der Indianer?) Malt ein Bild, auf dem die Personen, die ihr erfunden habt, zu sehen sind. Im Hintergrund malt die Landschaft und das Tipi. Dann solltet ihr die Geschichte nachspielen – zuerst als Pantomime, während ein Mitschüler die Geschichte vorliest. Dann könnt ihr euch auch überlegen, was die Geschwister miteinander sprechen. Schreibt den Dialog auf! _____________ (Hauptperson) zu sich selbst: ______________________________________ (Hauptperson) begrüßt die anderen: _____________________________________________ Die Geschwister antworten: ____________________________________________________ Ein Bruder schlägt vor: ________________________________________________________ Der andere Bruder/ Schwester erzählt: ___________________________________________ (Hauptperson) sagt: __________________________________________________________ © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 25 Teil B 1. Satz (3:33 – 4:24) - Spannung Hört euch die Musik an: An dieser Stelle in der Geschichte passiert etwas Spannendes. Vielleicht tauchen fremde Reiter auf und die drei Indianerkinder verstecken sich hinter einem Felsen. Vielleicht treffen sie auch unerwartet auf ein wildes Tier. Überlegt euch gemeinsam, wie die Geschichte weitergehen soll und schreibt eure Gedanken auf! ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Sucht Instrumente oder Alltagsgegenstände, mit denen ihr eigene Klänge zum Thema „Spannung“ gestalten könnt. Vielleicht hört ihr euch die Musik noch einmal an und versucht, manche Elemente nachzumachen. Übt euren eigenen Klang zum Thema „Spannung“ und mischt ihn mit der Musik von Walton! Wie klingt das? Gestaltet nun einen kleinen Dialog, der zu eurer Geschichte passt: Hauptperson: ______________________________________________________________ 1. Bruder/ Schwester: _______________________________________________________ 2. Bruder/ Schwester: _______________________________________________________ 1. B./ S.: __________________________________________________________________ Hauptperson: _____________________________________________________________ 2. B. / S.: _________________________________________________________________ Hauptperson: _____________________________________________________________ usw. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 26 Teil C 2. Satz (0:00 – 2:06) – Mit dem Kanu durch die Stromschnellen Minneopa Falls, Minnesota, 1862, Robert S. Duncanson Seht euch das Bild gut an und hört die Musik dazu. Vervollständigt dann die Geschichte: Sie binden die Pferde an und ziehen das Kanu aus dem Gebüsch, in dem sie es immer verstecken. Vorsichtig schieben sie das Kanu an einer flachen Stelle in den Fluss und steigen ein – das wackelt ganz schön stark! Dann fahren sie los. (Beschreibt, wie die Drei im Kanu sitzen/ knien und wie sie die Paddel halten). Schnell nimmt das Kanu in der starken Strömung Fahrt auf. Jetzt heißt es aufpassen! (Welche Hindernisse liegen im Wasser?) Doch die drei Indianerkinder sind gute und geübte Kanufahrer. Sie kennen den Fluss gut. Deshalb warnen sie sich gegenseitig und rufen, wenn sie einen Felsen sehen: (Was sagen die Indianerkinder?) Übt nun, die Geschichte zur Musik zu lesen. Betrachtet dabei auch das Bild. Jetzt könnt ihr mit einem blauen Laken den Fluss darstellen und die Szene spielen! Bastelt auch eigene Requisiten (Steine, Felsen) und überlegt euch, wie ihr das Kanu darstellen könnt. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 27 Teil D 3. Satz (0:00 – 1:20) - Lagerfeuer bei Nacht Nun ist es Nacht. Die drei Indianerkinder haben ein Lagerfeuer angezündet. Die Pferde haben sie an den Baum gebunden. Sie sitzen um das Feuer. Wie stellt ihr euch ein Lagerfeuer bei Nacht vor? Habt ihr selbst schon einmal ein Lagerfeuer gemacht? Was kann man nachts außer dem Feuer noch sehen? Sammelt Ideen: _______________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ Hört euch jetzt auch die Musik an. Beschreibt, wie die Natur in diesem Moment aussehen soll oder malt ein passendes Bild dazu! _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ Schreibt jetzt die Geschichte weiter: __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ Und nun könnt ihr die Szene nachspielen. Dazu braucht ihr dieses Mal nur wenig, vielleicht auch gar keine Worte. Hört euch einfach die Musik an und lasst euch von ihr dazu inspirieren, wie ihr euch bewegen wollt. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 28 Teil E 4. Satz (2:48 – 3:34) - Am nächsten Morgen Schon früh wachen die Geschwister auf. ________________ blinzelt zuerst in die aufgehende Sonne. Er/ sie ist schnell auf den Beinen – der Tag ist schön. Dann geht er zu _________________ und kitzelt ihn/ sie, bis auch er/ sie aufwacht. Schließlich springt auch _________________ auf. Sie spielen ausgelassen und laufen um die Wette. __________________________________________________________________________ (Welches Spiel spielen die Geschwister? Was rufen oder sagen sie dabei?) Hört euch die Musik noch einmal genau an. Achtet darauf, dass erst ein Instrument beginnt, dann ein anderes und später noch weitere dazu kommen und dieselbe Melodie spielen. Versucht, diesen Aufbau mit einfachen Instrumenten nachzumachen. Stellt euch dazu auch die Geschichte vor: Ein Kind wird wach, weckt das nächste, usw. Übt dann die Szene zu spielen und dazu zu sprechen, während die Musik läuft. Passt auf, ob eure Worte und Bewegungen auch zur Musik passen! © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 29 Teil F 3. Satz (7:53 – 9:24) - Trauer und Schmerz Karl Bodmer: A Mandan village (1853) Auf dem Bild seht ihr ein typisches Indianerdorf im Hintergrund. Im Vordergrund am Fluss sind Frauen mit Booten erkennbar. So ähnlich könnte das Dorf aussehen, in dem unsere drei Indianerkinder wohnen. Hört euch nun die Musik an. Stellt euch vor, dass die drei Indianerkinder von ihrem Ausflug in ihr Dorf zurückkehren. Was ist passiert? Was sehen sie? Was denken sie? __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ Schreibt die Geschichte weiter: __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ Dieser Teil der Geschichte ist wahrscheinlich sehr schwer zu spielen – vielleicht geht es auch gar nicht, weil es unmöglich ist, das Dorf nachzubauen. Trotzdem könnt ihr ein passendes Bild malen oder im Internet suchen und das Bild abfilmen. Dann könnt ihr die Musik dazu abspielen, damit die Atmosphäre gut getroffen wird. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 30 Teil G 4. Satz (0:00 – 1:36) - Happy-End Hört euch zuerst die Musik an und überlegt euch, wie die Geschichte enden soll. Schreibt eure Ideen auf: Hier ein paar Vorschläge: Auf einmal tauchen die Eltern und kleinen Kinder auf. Sie hatten sich vor dem Sturm / dem Angriff versteckt und sind gerettet. Sie gehen auf die drei Indianerkinder zu. Alle freuen sich. Das Dorf, das vom Sturm zerstört wurde, ist nun wieder aufgebaut. Alle haben mitgeholfen. Nun wird ein Freudenfest vorbereitet. Dann tanzen alle. __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ Der Schluss der Geschichte eignet sich gut zum Nachspielen. Verteilt zuerst die Rollen. Schreibt dann die passenden Dialoge auf und lest sie vor, während die Musik läuft. Wenn das gut klappt, könnt ihr die Szene auch richtig schauspielern. © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 31 Quellenverzeichnis Vgl. zur Biografie William Walton und Sinfonie Nr. 1: Christian Strehk, Harenberg Konzerführer, Dortmund 1998, S. 926. Schüler Duden: Die Musik, ein Sachlexikon der Musik, hrsg. von der Redaktion für Musik des Bibliographischen Instituts unter der Leitung von Gerhard Kwiatkowski, 1979. Abbildungsnachweise S.7; 8: Porträt Walton: © William Walton Archive, mit freundlicher Genehmigung des William Walton Trust S. 10: CD-Cover: Chandos Records https://www.amazon.de/Walton-Symphony-No-ViolinConcerto/dp/B00JM8HPV8/ref=sr_1_2_twi_mus_1?s=music&ie=UTF8&qid=1485983 221&sr=1-2&keywords=walton+sinfonie+1 S. 15; 16: Notenbeispiele: eigene Darstellung; © Gürzenich-Orchester Köln S. 16: Instrumentengrafiken: Jessica Müller-Wallraf; © Gürzenich-Orchester Köln S. 22: Heuernte der Gefangenen, 1915, Karl Bergmüller https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2e/Heuernte_der_ Gefangenen.jpg?uselang=de S. 22: Woodland Stream, 1865, Robert S. Duncanson https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2f/Woodland_Stream%2C_an_I dyll_by_Robert_S._Duncanson%2C_c._1865%2C_High_Museum_of_Art.jpg S. 23: Karl Bodmer, Indianische Bisonjagd (1832-1834) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f0/Tableau_31_Indians_hunting _the_bison_by_Karl_Bodmer.jpg S. 23: The moment of suspense, 1902, Henry F. Farny https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e9/Farny_8.jpg?uselang=de S. 23: Renegade Apaches, 1892, Henry F. Farny https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%27Renegade_Apaches%27_by_Henry_Fa rny,_Cincinnati_Art_Museum.JPG?uselang=de S. 27: Minneopa Falls, Minnesota, 1862, Robert S. Duncanson https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=Minneopa+Falls%2C+Minneso ta%2C+1862%2C+Robert+S.+Duncanson&title=Special:Search&go=Go&uselang=de&s earchToken=ahje6da6csz1ebj8p99j0y55v#/media/File:%27Minneopa_Falls,_Minneso ta%27_by_Robert_S._Duncanson,_Cincinnati_Art_Museum.JPG S. 30: Karl Bodmer: A Mandan village (1853) https://commons.wikimedia.org/wiki/Karl_Bodmer#/media/File:Mandan_Bull_Boats _and_Lodges-_George_Catlin.jpg © 2017 Gürzenich-Orchester Köln | 32 Impressum Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln Bischofsgartenstraße 1 50667 Köln Fon: 0221 / 221-22437 Fax: 0221 / 221-23800 [email protected] Autorin Sabine Kellner Redaktion Catharina Starken Lektorat und Layout Romy Sarakacianis Alle Texte in diesem Materialpaket sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – von Autoren des Gürzenich-Orchester Köln verfasst und unterliegen als Beiträge zur Gesamtschrift dem Urheberrecht und anderen Schutzgesetzen. 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