Der Islam Granada: Alhambra, ehemalig. Harem (c) Dr. Max Klopfer Begriff Religion (lat. religio, etymologisch ungeklärt) • Cicero (De natura deorum 2,72): religio von relegere = sorgfältig beachten (sorgfältige Beachtung von allem, was zum Kult Gottes gehört). • Lactantius und Augustinus (Christen): religio von religare = verbinden (Wahre Religion ist diejenige, wodurch sich die Seele, die sich von Gott losgerissen hat, in der Versöhnung wieder mit ihm verbindet.) (c) Dr. Max Klopfer Islamische Zeitrechnung 6. April 2000: Beginn des islamischen Jahres 1421 (= Mondjahre, d. h. jedes Jahr ist um 11 Tage kürzer als das Sonnenjahr) (c) Dr. Max Klopfer Formel zur Berechnung des islamischen Jahres • CJ = christliches Jahr • IJ = islamisches Jahr CJ - 622 • CJ – 622 + 32 = IJ z. B.: chr. Jahr 2005 = islam. Jahr 1426 (c) Dr. Max Klopfer Mohammeds Kindheit • Geburt: 570 in Mekka. • Vater stirbt vor der Geburt Mohammeds. • Mutter stirbt, als er 6 Jahre alt war. • Wächst zunächst beim Großvater auf. • Kommt nach dessen Tod in das Haus des Onkels. (c) Dr. Max Klopfer Mohammeds erste Ehe • Mohammed wurde Karawanenführer. • Er heiratet mit 25 Jahren die 45jährige Witwe Chadija. • 619 stirbt seine Frau nach 25jähriger Ehe. • Das Ehepaar hatte 3 Söhne und 4 Töchter. (c) Dr. Max Klopfer Mohammeds Berufung • Im Jahre 610 hatte Mohammed mit 40 Jahren sein erstes Berufungserlebnis. • Dargestellt in Sure 96. • Der Erzengel Gabriel erschien ihm in Visionen. (c) Dr. Max Klopfer Die Berufungsworte des Erzengels Gabriel in Sure 96 „Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen. Lies im Namen deines Herrn, der alles geschaffen hat und der den Menschen aus geronnenem Blut erschuf. Lies, bei deinem Herrn, dem glorreichsten, der den Gebrauch der Feder lehrte und den Menschen lehrt, was er nicht gewusst hat.“ (c) Dr. Max Klopfer Die Offenbarung an Mohammed • In einer Höhle auf dem Berg Hira bei Mekka. • Erste Worte Gabriels an Mohammed: Lies! • Der Beginn der Offenbarung ist also nicht Höre! (Israel), sondern Lies! • Das höchste Symbol der Offenbarung ist also ein Buch. (c) Dr. Max Klopfer Die Offenbarung an Mohammed • Mohammed gilt in der islamischen Tradition als Analphabet, weil er dem Engel Gabriel auf diese Aufforderung zu lesen antwortete, dass er das nicht könne: Wie verträgt sich dies mit der Aufforderung „ Lies! “ ? • Die traditionelle Antwort steht in Beziehung zur Erscheinung des Engels Gabriel bei Maria (LukasEvangelium). (c) Dr. Max Klopfer Offenbarung an Mohammed • Eine Offenbarung kann nur dann „rein“ auf den Menschen kommen, wenn der Mensch selbst „rein“ ist, d.h. die göttliche Offenbarung kann nur auf eine unbeschriebene Tafel geschrieben werden. • Der Prophet muss deshalb aus dem gleichen Grund ein Analphabet sein, wie Maria eine Jungfrau sein muss. (c) Dr. Max Klopfer Die Offenbarung • Selbst wenn Mohammed tatsächlich Lesen und Schreiben konnte (dies ist anzunehmen), muss er also unter theologischen Gesichtspunkten ein Analphabet sein. • Der menschliche Empfänger der göttlichen Offenbarung muss sich dieser gegenüber völlig passiv verhalten, er darf also nichts von sich aus hinzufügen, weil dies die göttliche Wahrheit mit menschlichem Wissen vermischt hätte. (c) Dr. Max Klopfer Mohammed und der Koran • • • • Koran = Lesung, Vortrag. Er enthält 114 Abschnitte = Suren. Reihenfolge: abnehmende Länge der Suren. Unmittelbar nach Mohammed Tod lässt der erste Kalif die mündliche Überlieferung aufzeichnen. • Die heute gültige Koranfassung geht auf den dritten Kalifen Uthman zurück. (c) Dr. Max Klopfer Islam • Dem Wort Islam liegt die Konsonantengruppe S-l-m zugrunde. Die Grundbedeutung ist „Friede“. Islam heißt also: Frieden machen mit Gott (indem man seinen menschlichen Individualwillen zugunsten des göttlichen Willens aufgibt, d. h. sich seinen Geboten und Verboten unterwirft). (c) Dr. Max Klopfer Muslim • Diese Wortwurzel mit der Konsonantengruppe s-l-m findet sich auch im Wort Muslim: jemand der Frieden mit Gott gemacht hat, indem er seinen menschlichen Willen dem göttlichen Willen unterwarf. • Dies wird verstanden als Ausdruck von Vernunft und freiem Willen. (c) Dr. Max Klopfer Wer ist ein Muslim? 1. Jeder der eine göttliche Offenbarung annimmt, also auch ein Jude und ein Christ, sind Muslime. 2. Alles, was sich dem göttlichen Willen gemäß verhält, z. B. ein fallender Stein, ist ein Muslim. 3. Jeder Mensch, der in Überstimmung mit der durch den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammed ergangenen Offenbarung, dem Koran, lebt, ist ein Muslim. (c) Dr. Max Klopfer Gott und Mensch • Analog zur jüdischen Tora und dem christlichen Evangelium: Gott als Schöpfer. • Aber keine eigentliche Erzählung wie im SiebenTage-Hymnus der Tora. • Schöpfung: Trennung von Himmel und Erde. • Keine Erbsündenlehre, d.h. der Mensch ist kein gefallenes, sondern ein theomorphes Wesen. • Betonung der Güte Gottes. (c) Dr. Max Klopfer Islam und Muslim • Islam ist eine umfassende Gemeinschaft aus Muslimen (anthropologischer und kosmischer Begriff). • Deshalb basiert der Islam auf dem Grundgedanken der Einheit (tauhid), denn Gott ist ein Einziger. Friede (s-l-m) gibt es in diesem Verständnis nur in der Einheit. • Alles im Islam ist auf diesen Einheitsgedanken bezogen, wie dies schon das muslimische Glaubensbekenntnis, die schahada, ausdrückt. (c) Dr. Max Klopfer Grundlehren • An Adam erging die erste Offenbarung des Korans: Adam war der erste Muslim; der Monotheismus stand am Anfang der Geschichte. • Abraham ist der Erneuerer der muslimischen Gemeinschaft für die semitischen Völker des Judentums, Christentums und des Islams (Abrahamitische Gemeinde). • Jesus steht im Islam für den spirituellen Pfad zu Gott, der in der Gottesliebe besteht (kein neues Gesetz). (c) Dr. Max Klopfer Islam: Adam und Eva mit dem Verführer Iblis (Täbriz/Iran, 1307; Iblis = Satan, ein ungläubiger Engel)) (c) Dr. Max Klopfer Adam und Eva: Die Vertreibung aus dem Paradies • Gott befiehlt die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies wegen des Sündenfalls = Essen der Frucht vom Baum der Ewigkeit. • Als sie am Gartentor zur außerparadiesischen Welt stehen, sehen sie eine ihnen völlig unbekannte Welt und wissen, dass sie nie mehr zurück können. • Da erleben sie ein typisch menschliches Gefühl, die Verzweiflung. • Sie fallen zu Boden und bitten um Gnade, die Gott ihnen gewährt (also keine Erbsünde, also auch kein Messias nötig): Dies ist das islamische Grundverständnis – Islam (s-l-m): Friede mit Gott (durch Unterwerfung). • Adam war deshalb der erste Moslem. (c) Dr. Max Klopfer Abraham • Er war kein Jude, sondern ein Mann aus Mesopotamien; er war zeit seines Leben ein „Fremder und Halbbürger“ (Gen 24,7). Das erste Land, das er kauft, ist die Begräbnishöhle für sich und seine Frau Sara bei Hebron (heute: Moschee). • Abraham war Jahwe, der Gott des Mose, unbekannt (dies betont Gott selbst in Ex 6,2 f.). • Abraham kannte also nicht die Tora. Aber: Er wandte sich vom Polytheismus seiner Zeit ab und dem Monotheismus zu! Die Landzusage durch Gott an Abraham wurde in Krisenzeiten (Verlust des Landes und damit Abwendung Gottes) immer wieder wichtig, vor allem für Israel. (c) Dr. Max Klopfer Große Moschee von Hebron (Abrahams und Saras Begräbnisplatz; bis zur Generation von Jakob) (c) Dr. Max Klopfer Auswanderung Abrahams (c) Dr. Max Klopfer Abrahams Frauen • Erste Ehefrau Sarai/Sara (= „Fürstin“); ihre Schönheit besonders betont; Sohn Isaak. • Nebenfrau Hagar: Sohn Ismael. • Zweite Ehefrau Ketura: 6 Kinder. (c) Dr. Max Klopfer Sarah führt Hagar zu Abraham (Adriaen van der Werff, 1659 – 1722) Paris, Louvre (c) Dr. Max Klopfer Claude Lorrain (1668) Die Verstoßung der Hagar (c) Dr. Max Klopfer Ismael-Tradition der Genesis • Es entspricht Gottes und nicht des Menschen Plan, dass Ismael überlebt hat. • Der Stammvater des Islam, Ismael, trägt ebenso wie der Stammvater des Judentums, Isaak, das Bundeszeichen der Beschneidung. • Sowohl Ismaels als auch Isaak Nachkommen stehen ausdrücklich unter Gottes Segen. • So wie Abraham auf Gottes Geheiß seine Heimat verließ, so ging Ismael mit seiner Mutter Hagar in die Wüste (Modell: auf dem Weg sein, sich auf Unsicheres einlassen). (c) Dr. Max Klopfer Claude Lorrain (1646) Hagar und der Engel (c) Dr. Max Klopfer Abraham (Ibrahim) als Hanif (Gottsucher) (Gottsucher Osmanische Malerei, 16. Jahrhundert (c) Dr. Max Klopfer Abraham opfert Ismael Osmanisches Gemälde, 1583 (c) Dr. Max Klopfer Abraham hatte 2 Söhne, Ismael und Isaak, denen Gott eine Heilszusage (Verheißung) gab: je 12 Söhne als Stammväter zweier Völker (Juden und Araber) (c) Dr. Max Klopfer Tempel: Salomo und Herodes (c) Dr. Max Klopfer Jerusalem mit dem Tempel des Herodes Von den Römern 70 nach Chr. zerstört (c) Dr. Max Klopfer Jerusalem: Felsendom und El-Aqsa-Moschee (c) Dr. Max Klopfer Jerusalem: Felsendom mit Opferplatz Morija (Opferszene mit Isaak) (c) Dr. Max Klopfer Auf dem Tempelberg (Haram el Sherif = Erhabenes Heiligtum; haram = heiliger Bezirk): Freitag, Mittagsgebet, Richtung Mekka (Sonst ist Gebet nichtig) Hintergrund: Felsendom Mitte: Brunnen für rituelle Waschungen Während der Gebetszeiten ist der Zutritt für Nichtmuslime verboten (c) Dr. Max Klopfer Islamisches Jerusalem • Tod Mohammeds: 632 nach Chr. • Jerusalem erobert: 638 durch den zweiten (omaijadischen) Kalifen Umar. • 60 Jahre nach Mohammeds Tod: Felsendom fertig gestellt (692) – achteckig (Oktogon) um den Abrahamsfelsen. • Felsendom (Qubba el Sakhra): – Fels = Ort der versuchten Opferung Isaaks bzw. Ismaels durch Abraham (Berg Morija), – Himmelsreise (Miradsch) Mohammeds, geleitet vom Erzengel Gabriel; zunächst von Mekka nach Jerusalem, „Zwischenstation“ überbaut (705- 715) mit der El-AqsaMoschee = „weit entfernte Moschee“; im Himmel trifft er Adam, Moses, Jesus u. a. (im Koran 17,1-3 angedeutet, in nicht-koranischer Tradition ausgeschmückt; – dieser Platz gilt in der muslimischen Tradition als Mittelpunkt der Welt. (c) Dr. Max Klopfer Grundlehren • Der Islam versteht sich als dritte abrahamitische Religion. • Im Islam kehrt die Menschheit zu ihrem religiösen Ursprung zurück. • Der Islam ist deshalb sowohl die ursprüngliche als auch die letzte Religion. • Der Islam versteht sich sowohl als Gesetz (scharia) als auch als Pfad (tariqa). (c) Dr. Max Klopfer Grundlehren • Absoluter Monotheismus, d.h. Gott hat keinen Sohn (Sure 21,25-36). • Tora und Evangelien gelten als Vorläufer des Korans. • Jesus ist vor anderen Propheten durch seine übernatürliche Geburt aus einer Jungfrau ausgezeichnet. (c) Dr. Max Klopfer DIE BESCHNEIDUNG IM ISLAM • Nicht im Koran (aber im AT) erwähnt; sie stammt aus vorislamischer Zeit; sie ist keine religiöse Pflicht (Gegensatz Judentum), wird aber allgemein durchgeführt. • Durchgeführt zwischen dem 7. Tag nach der Geburt und vor dem 15. Lebensjahr. • Hat Festcharakter (Geschenke, Feierlichkeiten u. a.) (c) Dr. Max Klopfer Je fünf Säulen des Islam • • • • • 5 Säulen des Glaubens An Gott An das Jüngste Gericht An die Engel An den Koran plus AT plus NT An alle Propheten, z. B. Moses, Jesus, Mohammed 5 Säulen der Pflichten 1. Glaubensbekenntnis 2. Täglich 5 Gebete 3. Almosensteuer 4. Ramadan-Fasten 5. Wallfahrt nach Mekka (c) Dr. Max Klopfer Die fünf Pflichten: die erste Pflicht Das Glaubensbekenntnis „Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und dass Mohammed Sein Prophet ist.“ (c) Dr. Max Klopfer Die fünf Pflichten: die zweite Pflicht Die täglichen 5 Gebete • • • • • 1. Vor Sonnenaufgang, 2. Mittag, 3. Nachmittag, 4. nach Sonnenuntergang, 5. zu Beginn der Nacht. (c) Dr. Max Klopfer Die fünf Pflichten: die dritte Pflicht Die Almosen-Steuer (Zakat) Zakat ist eine Form von Gottesdienst. Am Ende eines Mondjahres muss 2 ½ Prozent vom verbliebenen Vermögen an Moslems (d.h. an Personen, die den gleichen Gottesdienst praktizieren) gegeben werden. Sie ist aber eigentlich keine Steuer und auch kein Almosen (Sadaqah). Zuerst werden vom Gesamtvermögen die Steuern bezahlt, von der verbleibenden Summe wird die Zakat berechnet. Der Schmuck von Männern (Ausnahm: ein Silberring) ist zakatpflichtig, nicht jedoch der von Frauen. (c) Dr. Max Klopfer Die fünf Pflichten: die vierte Pflicht Das Ramadan–Fasten Im neunten islamischen Mondmonat Ramadan, dem Monat der Verkündigung des Korans (als der Koran vom Himmel auf die Erde kam). Von vor Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang (wenn man einen weißen nicht von einem schwarzen Faden unterscheiden kann). In dieser Zeit: nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen, kein Geschlechtsverkehr. Ausnahmen: Kinder, Kranke, Reisende, Frauen während der Menstruation, Schwangerschaft. (c) Dr. Max Klopfer Die fünf Pflichten: die fünfte Pflicht Die Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch) Sure 3,97 Sie soll einmal im Leben durchgeführt werden, sofern die finanziellen Mittel dafür vorhanden sind. Die Gültigkeit der Hadsch ist gebunden an bestimmte Weihehandlungen (ihram) im Wallfahrtsmonat Dulhidscha, wie sich nicht rasieren, nicht die Haare schneiden, kein Parfümgebrauch, kein Geschlechtsverkehr u. a. (c) Dr. Max Klopfer Moslemische Gemeinde (Umma) • Als beste Gemeinde im göttlichen Schöpfungs- und Heilsplan vorgesehen. • Der Staat ist das diesseitige Abbild. • 2 Prinzipien: „Gebote des Billigen“ und „Verbote des Unbilligen“. • Bedingung: Glaube an Gott (al-iman billah). • Gehorsames Verhalten im Diesseits sichert im Jenseits das selige Leben. • Keine Trennung von Religion und Politik (Gegensatz Evangelien: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“). (c) Dr. Max Klopfer Der Koran • Das Arabische ist die heilige Sprache der göttlichen Offenbarung (im Christentum gibt es zwar liturgische Sprachen wie das Lateinische und das Griechische, aber keine heilige Sprache). • Heilige Sprachen sind auch das Hebräische für Juden oder das Sanskrit für Hindus. • Man kann zwar auch ohne Hebräischkenntnisse ein Jude sein, aber sich nicht ohne Hebräischkenntnis in der „Gegenwart Gottes“ fühlen. (c) Dr. Max Klopfer Der Koran • In anderen Religionen ist das „Wort Gottes“ im eigentlichen Sinn kein Buch, sondern eine Person (z. B. Jesus/Christus). • Die Segenskraft (baraka) der an Mohammed ergangenen Offenbarung kann der Muslim nur im arabischen Original erfahren (den Zauber des Klangs u. a.). (c) Dr. Max Klopfer Die drei Namen des Korans 1. Al-Quuran, eine Rezitation, ein Vortrag. 2. Al-Furqan, eine Unterscheidungsnorm. 3. Umm al-kitab, die „Mutter aller Bücher“. (c) Dr. Max Klopfer Der Koran • Die göttliche Gegenwart und Baraka (Segenskraft) wird über den arabischen Text erfahren. • Was im orthodoxen Christentum die Ikonen sind, das ist für den Muslim der Koran. • Der Koran symbolisiert als Buch auch die Einheit, Einheit sowohl die politische als auch die religiöse. (c) Dr. Max Klopfer Islam und islamische Ethik Ende (c) Dr. Max Klopfer