1.5 Himmelsmechanik Gegen Ende des 15 Jahrhunderts setzte sich in Mitteleuropa eine radikale Änderung des Weltbildes durch, die als sog. Kopernikanische Revolution bezeichnet wird. So behauptete Nikolaus Kopernikus, dass sich nicht die Erde im Mittelpunkt des Universums befindet, sondern, dass die Erde und sämtliche Planeten um die Sonne kreisen. Als erstem Mathematiker gelang es jedoch nicht Kopernikus, sondern Johannes Kepler (1571-1630), die Bewegung der Himmelskörper mathematisch mit drei Gesetzen zu beschreiben. In diesem Kapitel werden diese nach ihm benannten „Keplerschen Gesetze“ der Planetenbewegung kurz vorgestellt. [14] Johannes Kepler Erstes Keplersches Gesetz: Alle Planeten bewegen sich auf Ellipsenbahnen in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. In unserem Sonnensystem sind die Planetenbahnen nahezu kreisförmig. Ellipseneigenschaften: Ellipsen sind im mathematischen Sinne sog. Kegelschnitte. Diese erhält man, wenn man einen Kegel zerschneidet. Führt man einen solchen Schnitt parallel zur Grundfläche aus, so erhält man die Fläche eines Kreises (Spezialfall der Ellipse). Setzt man das Messer bildlich etwas schräg an, so wird aus der Schnittfläche eine oval geformte Ellipse. © M. Brennscheidt und : Brennpunkte der Ellipse : Große Halbachse : Kleine Halbachse : Lineare Exzentrizität (Abstand von einem Brennpunkt zum Mittelpunkt) In einer Ellipse ist die Summe der Strecken Halbachse und somit konstant. und immer gleich dem doppelten der großen Ein Maß für die „Ovalität“ einer Ellipse ist die sog. Exzentrizität. Diese gibt an, wie weit die Brennpunkte vom Mittelpunkt der Ellipse entfernt sind. Ist die lineare Exzentrizität gleich Null so liegen beide Brennpunkte in einem Punkt und es liegt ein Kreis vor. Die lineare Exzentrizität kann mit dem Satz des Pythagoras aus den beiden Halbachsen berechnet werden: Neben der linearen Exzentrizität wird häufig auch die sog. numerische Exzentrizität angegeben. Diese ist gegeben durch den Quotienten aus linearer Exzentrizität und großer Halbachse. Die numerische Exzentrizität kann niemals größer als 1 werden, da die numerische Exzentrizität nicht größer sein kann als die große Halbachse. Für ist auch und es liegt erneut der Spezialfall Kreis vor. Zweites Keplersches Gesetz (Flächensatz): Der Fahrstrahl (Verbindungslinie Sonne-Planet) überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen! Die Bahngeschwindigkeit der Planeten hat also im sonnennächsten Punkt, dem Perihel den größten und im sonnenfernsten Punkt dem Aphel den kleinsten Betrag. Wenn also die Strecken und in derselben Zeit zurückgelegt werden, dann sind die Fläche und gleich groß: Drittes Keplersches Gesetz: © M. Brennscheidt Die Quadrate der Umlaufzeiten und zweier Planeten verhalten sich wie die dritten Potenzen der großen Halbachsen und ihrer Bahnen: Die Konstante ist für alle Planeten eines Sonnensystems gleich und ist abhängig von der Masse des Zentralsterns! Das dritte Keplersche Gesetz kann deshalb benutzt werden, um die Abstände der Planteten von der Sonne (genauer die großen Halbachsen) zu bestimmen, indem man „lediglich“ deren Umlaufzeit misst: Anmerkung: Alle drei Keplerschen Gesetze beruhen auf genauen astronomischen Messungen. Das Aufstellen dieser Gesetze stellt eine physikalische und mathematische Meisterleistung dar, da die astronomischen Fernrohre gegen Ende des 15. Jahrhunderts noch sehr unpräzise waren. © M. Brennscheidt