Folien 2016

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Botanik der
Nutzpflanzen
Kurs 1
Wozu Botanik der Nutzpflanzen? Pflanzliche Zellen.
Kurs 2
Was nutzen wir (1)? Pflanzliche Energie
Kurs 3
Was nutzen wir (2)? Pflanzliche Inhaltsstoffe
Kurs 4
Grüne Gentechnik, Evolution der Nutzpflanzen und Globalisierung
Kurs 5
Pflanzliche Gewebe 1: Meristem. Parenchym. Leitgewebe.
Kurs 6
Pflanzliche Gewebe 2: Abschlussgewebe. Exkretionsgewebe.
Kurs 7
Pflanzliche Organe. Aufbau der Pflanze. Metamorphosen.
Kurs 8
Generative Entwicklung: Blüte. Samen. Frucht.
Kurs 9
Biodiversität 1: Hauptgericht: Poaceae, Fabaceae, Solanaceae
Kurs 10
Biodiversität 2: Beilagenteller: Brassicaceae, Asteraceae, Rosaceae
9.Apotom
Kurs 11
Kurs 12
Biodiversität 3: Genuss: Rubiaceae, Vitaceae, Lauraceae
Biodiversität 4: Heilung: Apiaceae, Lamiaceae, Zingiberaceae
Botanik der
Nutzpflanzen
10: Beilagenteller: Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Der rote Faden durch die Vorlesung
Konzepte
Biogeographie – was ist das?
Kreuzblütler – Brassicaceae
Korbblütler – Asteraceae
Rosengewächse - Rosaceae
Praxis
Holzrübe des Rettichs
Blütenstand der Kamille
Lenticellen der Birne
Anwendung
Plastikraps
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Biogeographie – was ist das?
Was hat Bio mit Geo zu tun?
Die Evolution von Organismen hängt
nicht nur von den jeweiligen
Selektionsfaktoren ab, sondern läuft
auch über räumliche Aufspaltung, die
zur Bildung neuer Arten führt.
Biogeographie versucht daher die Verbreitung
von
Arten
mit
geographischen Faktoren (ökologische
Bedingungen,
klimatische
und
geologische Faktoren) zu erklären.
Fallbeispiel Araucaria. Die Araucaria zählt wie andere Nadelbäume zu den
Nacktsamern und ist sehr urtümlich. Sie kommt in Südamerika, in Neu-Seeland
und auf Neuguinea vor, nicht aber im geographisch viel näheren Nordamerika.
Diese Verbreitung ist biogeographisch erklärbar.
Sehr oft ist das Areal einer Art nur aus
der geologischen Geschichte heraus
verständlich.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Biogeographie – was ist das?
Molekulare Biogeographie
Die Verbindung molekularer Marker
mit biogeographischen Daten erlaubt
es, die Wanderungen von Nutzpflanzen zu rekonstruieren.
Dies erklärt nicht nur die (biologische)
Evolution der Pflanzen, sondern oft
auch die (kulturelle) Evolution des
Menschen.
Molekulare Biogeographie des Flaschenkürbis. Flaschenkürbisse wurden vor
etwa 10000 Jahren domestiziert und zählen zu den ersten Kulturpflanzen
Amerikas. Die Wildform kommt nur in Südafrika. Molekulare Marker und DNS aus
Ausgrabungen in Mittelamerika zeigen die Verwandtschaft mit der Wildform.
Brandneu: Amerikanischer Flaschenkürbis. Die frühere Idee, dass die
ersten Ureinwohner den Kürbis über
die eiszeitliche Beringbrücke aus Asien
mitbrachten wurde 2014 widerlegt –
die Kürbisse trieben übers Meer aus
Afrika
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Biogeographie – was ist das?
Kontinentaldrift
Alfred Wegener (1912): Kontinente
nicht fest sind, sondern tektonische
Platten auf flüssigem Magma.
Belege: hohe vulkanische Aktivität an
den Kanten der tektonischen Platten,
biogeographische Zusammenhänge.
Die Entstehung der Angiospermen fiel
zeitlich mit dem Auseinanderbrechen
des Urkontinents Pangaea zusammen.
Kontinentaldrift und Evolution. Alfred Wegener konnte zeigen, dass die heutigen
Kontinente aus dem zerbrochenen Urkontinent Pangaea entstan-den sind. Damit
zerbrach auch das Areal der gerade entstehenden Angio-spermen, was mit zu
deren ungeheuren Vielfalt beitrug.
Durch die räumliche Trennung wurde
die Bildung neuer Arten und Familien
stark beschleunigt.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Biogeographie – was ist das?
Eiszeiten
Louis Agassiz (1807-1873) stellte die
These auf, dass ein Teil der Erde im
Quartär von Eis bedeckt war und
sammelte Beweise für die „Eiszeiten“.
Durch Wechsel Vereisung/Warmzeit
wanderten die Pflanzen mehrfach
nach Süden und zurück nach Norden.
An querliegenden Gebirgen wurden
die Areal gespalten (Disjunktion).
Die Eiszeiten führten daher vor allem
in Eurasien zu einer starken Artbildung
innerhalb der Angiospermenfamilien.
Eiszeit und Artbildung. Louis Agassiz postulierte und bewies den Wechsel von Eisund Warmzeiten. Glazialrelikte wie das Goldene Finger-kraut auf dem
Feldberggipfel lassen sich leicht als Hinterlassenschaft einer vom Gletscher hin
und her geschobenen Vegetation erklären.
Dies war der zweite biogeographische
Faktor, der die Diversität der Angiospermen extrem in die Höhe trieb.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Kreuzblütler - Brassicaceae
Biologische Besonderheiten
Therophyten (überdauern als Samen)
konkurrenzschwach.
Natürlich
in
offenen Flächen (Ruderalflora) –
Agrarflächen sind ideal („Unkräuter“).
Zwischen den Früchten wird eine
falsche Scheidewand gebildet, die
beiden sterilen Fruchtblätter fallen bei
der Reife ab, so dass eine zweiblättrige
Schote entsteht (Achtung: bei Leguminosen 1 Fruchtblatt, „Hülse“).
Besonderheiten der Kreuzblütler. Lebensformen – Kreuzblütler sind
Therophyten. Schoten aus zwei Fruchtblättern aufgebaut (Gegensatz zur Hülse
der Leguminosen). Bei Verletzung spaltet Myrosinase Glucosinolate, zu Senföl,
ausserdem wird das Gas Brommetan abgegeben..
Senfölglycoside bei Verwundung durch
Enzym Myrosinase gespalten und
setzen scharfen Geschmack frei
(Schutz vor Frassfeinden).
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Kreuzblütler - Brassicaceae
Nutzung und Herkunft
Kohl (Brassica oleraceae) wichtige
Nutzpflanze, seit 2000 Jahren in
Griechenland kultiviert, formenreich
(Blumenkohl, Broccoli, Weisskohl,
Wirsing, Grünkohl)
Meerrettich (Armoracia rusticana) von
Römern beschrieben, durch Slawen
um 1000 nach Mitteleuropa. Anbau:
Spreewald, Franken, Steiermark.
Domestizierung der Kreuzblütler. Wie für die meisten Getreide im Fruchtbare
Halbmond, allerdings einige Jahrtausende später. Wildkohl lieferte viele Formen,
Meerrettich wurde von den Slawen nach Deutschland gebracht, Raps ist wohl am
längsten genutzt (als Lampenöl).
Raps (Brassica napus) im östlichen
Mittelmeerraum kultiviert, seit 4000 in
Indien als Lampenöl. Erst im 20. Jhdt.
durch züchterische Entfernung von
Erucasäure für menschliche und
tierische Nutzung zugänglich.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Kreuzblütler - Brassicaceae
Verwandtschaft
Die Bedecktsamer (Angiospermen) bestehen aus:
Magnolienartige
Monokotyledonen
Dikotyledonen
Seerosenartige
•Urtümlichen Angiospermen
•Einkeimblättrigen
•Zweikeimblättrigen
Die Kreuzblütler zählen zu den
Zweikeimblättrigen
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Kreuzblütler - Brassicaceae
Rosenartige
(Rosidae)
Verwandtschaft
Schmetterlingsblütler
Rosengewächse
•Kreuzblütler
•Rosengewächse
•Schmetterlingsblütler
Kreuzblütler
Nutzpflanzen aus Schwestergruppen der Kreuzblütler: Apfel
(Rosengewächse),
Bohne
(Schmetterlingsblütler)
Nelkenartige
Asternartige
(Asteridae)
Wichtige Rosiden-Gruppen:
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Schwarzer Senf
Raps
16 Chromosomen
Indischer Senf
36 Chromosomen
Äthiopischer Senf
34 Chromosomen
6 Arten der Gattung Brassica alle
untereinander fertil. Der koreanische
Botaniker Woo Chang-Choon (jap.
Nagaharu U) zeigte, dass dies auf drei
Allopolyploidie-Ereignisse zurückging.
Rübsen
20 Chromosomen
Kohl
18 Chromosomen
Raps
38 Chromosomen
Das U-Dreieck. Ähnlich wie beim Weizen sind auch bei den Kohlarten drei
Allopolyploidie-Ereignisse aufgetreten, wobei in jeder der 6 Arten 2 Genome
zusammenarbeiten. Dies wurde von Woo Chang-Choon entdeckt (nach dem
japanischen Namen „U-Dreieck“).
Durch den Gehalt an Erucasäure (schädigt den Herzmuskel) nur als Lampenöl
genutzt. Durch Züchtung wurde der
Gehalt
gesenkt
(0-Raps)
und
schließlich ganz eliminiert (Doppel-0Raps). Damit auch Nutzung für die
Ernährung.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Asteraceae
Wie erkennt man sie?
Blüten in korbartigen Blütenständen.
Aussenblüten (Zungenblüten) sind
zygomorph, Innenblüten (Scheibenblüten) radiärsymmetrisch.
Blätter zumeist
Nebenblätter.
gefiedert,
ohne
Früchte (Achänen) hart, verholzte
Fruchtwand mit Samenwand verwachsen (wie bei Nüssen und
Karyopsen). Kelchblätter oft zu
Flughaaren umgebildet (Pappus).
Erkennungsmerkmale der Korbblütler (Asteraceae). Blütenstand mit
zygomorphen Zungen- („Strahlen“) und radiären Scheibenblüten innen. Blüten
sind fünfzählig gebaut, Kron- und Staubblätter röhrenartig verwachsen, der
Blütenstand bildet eine funktionelle Einheit („Blume“).
Blüten sind fünfzählig, Blütenorgane
weitgehend röhrenartig verwachsen.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Asteraceae
Biologische Besonderheiten
Blütenstand entwickelt sich als Einheit,
Form einer Blüte hängt also von der
Lage im Blütenstand ab. Daher Name
Compositae, der oft als synonym für
Korbblütler/Asteraceen benutzt wird.
Wiesenbocksbart
Löwenzahn
Besonderheiten der Asteraceen. Die Form der Einzelblüten ändert sich abhängig
von der Position. Dies wird über mechanische Spannungen gemessen. Der Pappus
entspricht umgewandelten Kelchblättern und hilft bei der Verbreitung der Frucht
durch Wind oder pustende Kinder.
Woher weiss die Blüte, an welcher
Position sie sitzt? Wenn man den
Blütenstand
zusammenquetscht,
bilden die Außenblüten anstelle einer
zygo-morphen
Zungenblüte
eine
radiärsym-metrische Blüte. Das Signal
ist also mechanische Spannung.
Haariger Pappus für Verbreitung über
Wind verbreitet („Pusteblumen“).
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Asteraceae
Nutzung und Herkunft
Artischocke (Cynara cardunculus) – im
Mittelmeerraum seit 2000 Jahren
kultiviert, durch Araber verbreitet (alharshuf). Eng mit Disteln verwandt.
Zwei
Sorten:
Artischocke
Blütenstand, Cardy (auch Spanische
Artischocke) -fleischige Blattstiele.
Kopfsalat (Lactuca sativa) – ab dem
Mittelalter in Europa als Kulturpflanze
bekannt. Samen sind lichtkeimend
(junge Kulturpflanze!).
Nutzung der Korbblütler. Blütenstand der Artischocke und reife Blüte, unten
Cardy-Pflanzen. Kopfsalat und Blütenstand nach dem „Schießen“. Aus der Gattung
Helianthus kommen mit der Sonnenblume und der Erdbirne gleich zwei
Nutzpflanzen, beide aus Nord-/Mittelamerika.
Sonnenblume (Helianthus annuus) –
stammt aus Nord- und Mittelamerika,
ebenso wie die Erdbirne Topinambur
(Helianthus tuberosus).
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Asteraceae
Verwandtschaft
Die Bedecktsamer (Angiospermen) bestehen aus:
Magnolienartige
Monokotyledonen
Dikotyledonen
Seerosenartige
•Urtümlichen Angiospermen
•Einkeimblättrigen
•Zweikeimblättrigen
Die Korbblütler zählen zu den
Zweikeimblättrigen
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Asteraceae
Doldenblütler
Verwandtschaft
Wichtige Asteriden-Gruppen:
Rosenartige
Nelkenartige
Korbblütler
Lippenblütler
Windengewächse
Nachtschattengewächse
Asternartige
(Asteridae)
•Rosenartige
•Nelkenartige
•Asternartige
Nutzpflanzen aus Schwestergruppen der Korbblütler: Sellerie
(Doldenblütler), Basilikum (Lippenblütler) Süßkartoffel (Windengewächse), Tomate (Nachtschattengewächse)
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Asteraceae
Sonnenblume
Seit 4500 Jahren kultiviert (eine der
ältesten Kulturpflanzen Amerikas) im
Mississippi-Gebiet, von dort über
Mexiko bis Südamerika (bei den Inka
als Symbol des Sonnengotts verehrt).
In Europa in Russland als Fastenspeise
großflächig angebaut – bis heute ist
Russland Hauptproduzent.
Blüte dreht sich nach der Sonne
(Heliotropismus). Eine der größten
einjährigen Pflanzen überhaupt.
Sonnenblume (Helianthus annuus). Sonnenblumenfeld mit ausgerichte-ten
Blüten (Heliotropismus). Große Achänen mit Samen („Sonnenblumen-kern“). Mit
bis zu 8 Metern ist die Sonnenblume die größte einjährige Pflanze überhaupt.
Potential als Biokraftstoff ist noch nicht untersucht.
Öl ist sehr wertvoll für die Ernährung
(reich an ungesättigte Fettsäuren),
aber nicht als Bratöl geeignet.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Asteraceae
Lichtblick für Diabetiker
Stevia
rebaudiana
(Honigkraut),
traditionelle Süßpflanze der GuaraniIndianer mit 300-facher Süßkraft von
Zucker, als Süßstoff für Diabetiker
geeignet (Ersatz für das inzwischen als
kanzerogen angesehene Aspartam).
Alternativen für Zucker und Stärke. Das Honigkraut Stevia produziert einen
natürlichen Süßstoff, die Erdbirne nutzt Fructose-Polymere zur Speicherung.
Beide Produkte können Zucker und Stärke ersetzen und sind daher wichtige
Alternativen für Diabetiker geworden.
Helianthus tuberosus (Topinambur,
Erdbirne), mehrjährige Verwandte der
Sonnenblume,
speichert
Inulin
(Polymer aus Fructose). Speicherung
von Inulin ist bei vielen Asteraceen
üblich, z.B. auch bei der im Mittelalter
oder in Notzeiten in Europa viel
genutzten Wegwarte (Cichoria).
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Rosaceae
Wie erkennt man sie?
Meist mehrjährig, Sträucher oder
Bäume
Blüten groß, 5 Kelch- und Kronblätter,
Staub- und Fruchtblätter oft zahlreich,
Fruchtknoten meist 5-zählig
Steinfrüchte oder Sammelbalgfrüchte
mit fleischigem Fruchtboden (Apfelfrucht)
Häufig Stacheln oder Dornen
Erkennungsmerkmale der Rosengewächse (Rosaceae). Meist Bäume
oder Sträucher, Blüten im Prinzip fünfzählig (Staub- und Fruchtblätter oft
vervielfacht), Nebenblätter (Stipeln) einer Nelkwurz, Stacheln einer Rose
und Dornen der Schlehe.
Blätter meist gefiedert, am Ansatz des
Blattstiels oft Nebenblätter (Stipeln).
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Rosaceae
Biologische Besonderheiten
Speichern oft cyaonogene Glycoside,
die bei der Verdauung Blausäure
freisetzen.
Benutzen oft Zuckeralkohole (Sorbitol,
von Sorbus, Vogelbeerbaum) für
Transport und Speicherung (kann ohne
Insulin
verstoffwechselt
werden,
Einsatz in Diabetiker-Diät).
Früchte fleischig, süß, attraktiv – Steinund Kernobst. Bilden Anthocyane in
der Epidermis, oft auch im Perikarp.
Besonderheiten der Rosengewächse (Rosaceae). Amygdalin aus der
Bitterrmandel. Sorbitol (links) im Vergleich zu Glucose (rechts). Fast unser
ganzes Obst zählt zu den Rosaceae. Extraflorale Nektarien am Blattstiel
der Pflaume.
Häufig extraflorale Nektarien – nicht
Bestäubung, sondern Anlockung von
Fraßfeinden von Schadinsekten.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Rosaceae
Nutzung und Herkunft
Rosengewächse auf allen Kontinenten.
Geschichte der Nutzung jedoch klar
Mittlerer Osten (Iran, Türkei)
Birne: schon von den Sumerern als
heiliger Baum verehrt, über 5000
Sorten. Zwei Domestierungszentren:
China und Kaukasus. Nutzung als Obst,
auch in Form von Obstschnaps.
Domestizierung. Die Form der Birne zeigt das Domestizierungszentrum an (oben
Williams-Christ, unten Nashi-Birne). Eselsbrücke: Baumform=Fruchtform. Die
Erdbeere ist eine Sammelnuss-Frucht. Sauerkirsche (Prunus cerasum) und Süßkirsche (Prunus avium) sind eng verwandte Arten, der Ursprung ist unklar.
Erdbeere: wild schon in der Steinzeit
gesammelt. Heutige Gartenerdbeere
ist ein Hybrid aus chilenischen und
nordamerikanischen Arten (um 1750
in Holland entwickelt).
Kirsche: wild schon in der Steinzeit
gesammelt.
Domestizierung
im
Mittleren Osten
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Rosaceae
Verwandtschaft
Die Bedecktsamer (Angiospermen) bestehen aus:
Magnolienartige
Monokotyledonen
Dikotyledonen
Seerosenartige
•Urtümlichen Angiospermen
•Einkeimblättrigen
•Zweikeimblättrigen
Die Rosengewächse zählen zu den
Zweikeimblättrigen
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Rosaceae
Rosenartige
(Rosidae)
Verwandtschaft
Schmetterlingsblütler
Rosengewächse
•Kreuzblütler
•Rosengewächse
•Schmetterlingsblütler
Kreuzblütler
Nutzpflanzen aus Schwestergruppen der Rosengewächse:
Bohne (Schmetterlingsblütler),
Raps (Kreuzblütler)
Nelkenartige
Asternartige
(Asteridae)
Wichtige Rosiden-Gruppen:
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Rosaceae
Apfel
Es gibt viele wilde Apfelarten, daher ist
der Ursprung schwer feststellbar.
Der Altai-Apfel (M. sieversii) wurde
wohl vor etwa 4000 Jahren im AltaiGebirge domestiziert und gelangte
über Griechen und Römer nach
Europa. Unterwegs nahm er Gene vom
Holzapfel auf (Introgression).
Ursprung also vermutlich Kasachstan.
Hauptstadt Alma-Aty heisst „Vater der
Äpfel“.
Nutzpflanze Apfel. Unser Wildapfel (Malus sylvestris) lässt sich nur schwer vom
Kulturapfel unterscheiden. Aufgrund seiner Früchte heißt er auch Holzapfel. Der
Ursprung unseres Kulturapfels ist vermutlich der Altai-Apfel (rechts). Grund für
die Hybridisierfreudigkeit: ein gametophytisches Selbstinkompatibilitäts-System
Äpfel sind selbstinkompatibel, also
obligat auskreuzung. Selbst-Pollen
wird beim Auskeimen durch RNase
attackiert (gametophytische SI).
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Konzepte: Korbblütler - Rosaceae
Marzipan
Der Marzipan ist ein kondensiertes
Rosaceen-Produkt:
Grundstoff sind gemahlene Kerne von
Mandeln (Marzipan) oder Aprikosen
(Persipan). Beide gehören zur Gattung
Prunus (Pflaumen).
Aromakomponente ist das Benzaldehyd. Besonders in Bittermandelöl
angereichert – Problem: cyanogene
Glykoside. Daher nur Süßmandel
erlaubt.
Marzipan. Ursprünglich aus Persien. Rohmasse aus Zucker, Mandeln und Rosenöl.
Es wird der Same der Süssmandel eingesetzt, für den Persipan Aprikosenkerne.
Rosenöl wird durch Wasserdampfdestillation aus Blütenblättern hergestellt. Für
Bulgarien und Iran wichtige Industriezweige.
Rosenöl: eine Mischung zahlreicher
Monoterpene wie Neral, Citral, Rosaloxid
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Praxis: Holzrübe vom Rettich
Rettich (Raphanus sativus), Kreuzblütler (Brassicaceae)
Wurzel, Holzrübe, Querschnitt
Rettich und Radieschen zählen zur
selben Art. Auf Bildung einer
Speicherwurzel (Rübe) hin gezüchtet.
Das Xylem ist stark verdickt, es handelt
sich also um eine Holzrübe.
Scharfer
Geschmack
durch
Glucosinolate. Diese werden beim
Schneiden
durch
Myrosinase
gespalten, so dass die scharf
schmeckenden Senföle entstehen.
Rettich. Hier nutzt man die für die Kreuzblütler typischen Glucosinolate, die bei
Verwundung (Schneiden) durch das Enzym Myrosinase gespalten werden. Rettich
ist eine typische Holzrübe, das Kambium sitzt also ganz außen, im Innern ist viel
sekundäres Xylem mit Xylemparenchym.
Frage zum Nachdenken: warum lässt
man den Bayerischen Radi vor dem
Verzehr erst eine Weile mit Salz
ziehen?
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Praxis: Blütenstand der Kamille
Kamille (Matricaria camomilla, Asteraceae)
Blütenstand
Extrakt
aus
Kamillen
wirkt
antimikrobiell und wird daher
traditionell
gegen
Infektionen
eingesetzt (Volksname “Mutterkraut”
gegen Wochenbettfieber)
Inhaltsstoff: Bisabolol und andere
Terpenoide (Farnesen, Chamzulen) mit
entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften.
Kamillen. Es gibt mehrere Chemovare. Die Deutsche Kamille Matricaria
camomilla und die Edel-Kamille lassen sich an der Form der Zungenblüten
unterscheiden. Die Edel-Kamille erzielt einen höheren Preis, weil sie einen
höheren Gehalt an antimikrobiellem a-Bisabolol aufweist.
Ursprung: Kleinasien und Balkan. Die
Handelsware stammt zumeist aus dem
Anbau – Hauptexporteure sind
Ägypten, Argentinien, Ungarn und
Bulgarien
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Praxis: Blütenstand der Artischocke
Artischocke (Cynara cardunculus, Asteraceae)
Unreifer Blütenstand
Geerntet
werden
die
noch
geschlossenen Blütenstände. Es gibt je
nach Anbaugebiet zwei Ernten
(Spanien Winterhalbjahr, Frankreich
und Italien Mai).
Inhaltsstoff Cynarin, der eine galleund leberfördernde Wirkung hat und
sehr bitter schmeckt. Likör Cynar
(Padua) als Magenbitter.
Artischocken. Blütenstand einer Spanischen Artischocke (Blattgemüse) zeigt sehr
schön die Distelverwandtschaft. Strukturformel von Cynarin, einem Flavonoid,
das sehr bitter schmeckt. Längsschnitt durch eine Artischocke aus der Irish Times:
Achtung Beschriftung ist falsch – warum?
Kuriosum: nach dem Verzehr von
Artischocken schmeckt alles sehr süß.
Grund: die Bitterrezeptoren sind mit
den Süßrezeptoren verschaltet und
sind nach Genuss von Artischocken
“erschöpft”.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Praxis: Lenticellen der Birne
Birne (Pyrus communis, Rosaceae)
Lenticellen der Fruchthaut
Die braunen Punkte auf der
Oberfläche von Birnen und Äpfeln sind
nicht schadhafte Stellen, sondern
werden von der Pflanze gezielt
gebildet.
Öffnungen der Cuticula sichern einen
ausreichenden Gasaustausch (Früchte
atmen!).
Lenticellen. Zumeist verkorkte Poren, die den Gasaustausch erlauben, häufig in
der Borke von Bäumen zu finden, aber auch bei Früchten wie bei Apfel und Birne.
Sie entstehen häufig aus Spaltöffnungen, aber auch an Rissen. Ein sekundäres
Meristem (das Phellogen) bildet den Kork, viele Interzellularen (wozu wohl?).
Der Wundreiz aktiviert ein sekundäres
Meristem. Parenchymatische Zellen
bilden Korkstoff (Suberin), der antimikrobiell wirkt. Häufig entstehen
Lenticellen aus Spaltöffnungen.
Denken SIE mal nach
Warum enthalten Apfelkerne cyanogene Glycoside?
A
Als Stickstoffquelle für den Embryo
B
Um zu verhindern, dass Tiere den Apfel fressen
C
Um Osmose und Platzen der Frucht zu verhindern
D
Um zu verhindern, dass Säuger den Samen kauen
Denken SIE mal nach
Warum enthalten Apfelkerne cyanogene Glycoside?
A
Als Stickstoffquelle für den Embryo
B
Um zu verhindern, dass Tiere den Apfel fressen
C
Um Osmose und Platzen der Frucht zu verhindern
D
Um zu verhindern, dass Säuger den Samen kauen
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Anwendung: Plastikraps
Pflanzlicher Stoffwechsel
Acetyl- CoA
Acetyl-CoA
Ketothiolase
Acetoacetyl-CoA
AcetoacetylCoA-Reduktase
Hydroxybuturyl-CoA
PHA-Synthase
PHB-Polymer
Metabolic Engineering des Fettsäurestoffwechsels. Raps speichert in seinen
Samen Öl. Daher ist dort der Fettsäure-Stoffwechsel stark aktiviert. Dadurch
stehen viele aktivierten C2-Körper zur Verfügung. Diese lassen sich zu Kunststoffen polymerisieren
Kunststoffe sind Polymere aus organischen Bausteinen. Diese werden
über die Photosynthese gebildet.
Daraus lässt sich eine Alternative zu
Erdöl konstruieren.
Organell für den Fettsäure-Stoffwechsel sind die Chloroplasten.
Wenn man die Kondensation der
aktivierten C2-Körper durch eingeführte Enzyme aktiviert, entsteht im
Chloroplasten Weichplastik.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Anwendung: Plastikraps
In bestimmten Bakterien treten
solche Kondensationen auf. Die
Enzyme (Ketothiolase, AcetoacetylCoA Reduktase, PHA-Synthase)
wurden kloniert und in Pflanzen
exprimiert.
Das Granulat wird in den Chloroplasten gespeichert und kann dann
nach Aufschluss leicht aufgereinigt
werden. Vorteil: Die Energie stammt
aus der Photosynthese, es ensteht
ein nachhaltiger Kreislauf.
Plastikraps. Durch Einführung von drei Enzymen kann die Fettsäuresynthese auf
Poly-Hydroxy-Buttersäure (PHB) umgelenkt werden, die zu einem KunststoffGranulat polymerisiert. Dies kann als Weichplastik eingesetzt werden, wodurch
ein Kreislauf entsteht. Problem: Erdöl ist noch zu billig.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
Anwendung: Plastikraps
Raps wird großflächig in Kanada und
Nord-USA angebaut (weil da die
Erträge für Mais und Weizen nicht
mehr rentabel sind).
Aufgrund der engen Verwandtschaft
muss man damit rechnen, dass die
Transgene über Pollen in andere
Arten gelangen, die als „Un-kräuter“
in Rapsfeldern leben.
Problem Auskreuzung. Vor allem in Kanada wird transgener Raps grossflächig
angebaut. Dadurch können die Transgene in andere Brassica-Arten (Rübsen) „ausbüchsen“ (U-Dreieck!). Ein Ansatz, um das zu unterbinden ist Plastiden-Transformation. Die Plastikrapsgene sind plastidär und daher gute Kandidaten.
Bei der Befruchtung werden die
Plastiden des Pollen nicht weitergegeben. Daher versucht man nun,
Transgene ins Plastidengenom zu
schleusen.
10. Brassicaceae. Asteraceae. Rosaceae
TAKE-HOME QUESTION:
Unter welchen Umständen könnte
transgener Raps ein Unkraut werden?
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