digitales marketing mit social media, viral und buzz

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DIGITALES
MARKETING
MIT
SOCIAL MEDIA,
VIR AL UND BUZZ
vorwort
ES war einmal ...
Malte Hasse,
…eine Kommunikationsform, die nannte sich Einwegkommunikation
Geschäftsführer,
oder Werbung oder Reklame. Diese Kommunikation ließ Agenturen
A&B FACE2NET
im Kundenauftrag Botschaften zu Produkten, Marken, Unternehmen
GmbH
oder Themen auf verschiedensten Kanälen publizieren. Kreativität der
Agentur war gewünscht, jedoch immer unter einem übergreifenden
Paradigma: Es gibt nur einen Absender, uns den Auftraggeber, der
kontrolliert, wie die Botschaft auszusehen hat, und es gibt viele Empfänger, so viele Empfänger wie möglich, die diese Botschaft rezipieren
sollen. Rezipieren sollen – Punkt. Rückmeldung, Bewertung o.ä. waren
nicht erwünscht. Gut, es gab Gewinnspiele und ähnliches, bei denen
der Empfänger sich zurückmelden durfte, aber im Wesentlichen mit
dem Fokus, neue Ansatzpunkte (Adressen) für weitere strikt kontrollierte One-to-many-Bestrahlung zu generieren. Dieses Prinzip hat
jahrelang ganz wunderbar funktioniert.
Doch dann geschah etwas: das Internet trat auf den Plan. Zuerst
gemäßigt, als ein weiterer Kanal im gelernten Muster. Doch schon damals kam Unruhe in die schöne heile Welt der Einwegkommunikation,
denn ein Unwort tauchte auf im Kontext dieses neuen Kanals: Dialog.
Lange Zeit gelang es den Traditionalisten diesen Begriff zu unterdrücken, doch eines Tages war die Revolution nicht mehr zu stoppen.
Rasend schnelle Breitbandzugänge für jedermann ermöglichten die
rasend schnelle Verbreitung revolutionärer Ansätze: Soziale Netzwerke, soziale Medien, Viral- und Buzz-Kommunikation. Die Traditionalisten schrien „Verrat“ – man nimmt uns die Kontrolle, wir können
nicht mehr steuern, die Empfänger unserer Kommunikation melden
sich plötzlich zurück, sie wollen Dialog, sie sprechen über uns, ohne
uns vorher zu fragen oder die Sprachregelung abzustimmen, das muss
verhindert werden! Und so wurde ein Markt völlig neu aufgemischt –
die einen taumelten hilflos unter dem dialogischen Ansturm, dem ihre
Einweg-Kommunikation nicht mehr Herr wurde – die anderen waren
schnell, flexibel und offen und konnten sich auf eine völlig neue Art
und Weise im Markt positionieren.
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Es erinnert ein wenig an die Dinosaurier, die sich nicht schnell genug
sich verändernden Lebensbedingungen anpassen konnten. Die kommunikativen Lebensbedingungen ändern sich derzeit ebenfalls rasant.
Kommunikative Dinosaurier stehen damit vor der großen Herausforderung, sich in revolutionärer Geschwindigkeit zu evolutionieren oder
auf einem Wege auszusterben, den sie nie für möglich gehalten hätten.
Das Interessante dabei ist, dass viele dieser Dinosaurier immer noch
glauben, sie könnten die Veränderungen aussitzen – der klassische
Lösungsansatz der Helmut-Kohl-Generation. Mal ganz im Ernst: wer
glaubt wirklich, dass die Grundlagen der Social Media Kommunikation
wieder komplett verschwinden? Dass Dialog und Many-to-many-Kommunikation sich selber wieder abschaffen? Dass die Kommunikation
einen Rückschritt in die Zeit macht, in der eine Botschaft auf möglichst wenigen Kanälen an möglichst viele Empfänger gesendet wurde?
Es wird nicht passieren! Evolution entwickelt sich niemals zurück! Ich
höre dann immer „dieses Twitter oder dieses Facebook, ist das denn
nachhaltig? Das verschwindet doch bestimmt bald wieder…“ Vielleicht
tut es das tatsächlich, aber darum geht es nicht. Plattformen kommen
und gehen – heute sind es Facebook und Twitter morgen Foursquare
und we-dont-even-know-its-name-yet. Wer spricht heute etwa noch
von MySpace?! Was aber bleiben wird, ist der Ansatz. Kommunikation ist keine komplett kontrollierbare Einweg-Veranstaltung mehr.
Kommunikation ist kleinteiliger geworden und wird noch kleinteiliger
werden. One-to-many ist tot. Many-to-many bis hinunter zu echter
one-to-one-Kommunikation sind Realität – und one-to-one findet
nicht mehr nur am Biertisch statt, sondern in der digitalen Welt. Wer
nicht im Social-Media-Live-Stream der Digital Natives präsent ist, der
existiert nicht. Und die Zahl derjenigen, die unter den Begriff Digital
Natives zu fassen sind, wächst rasant. Den Social-Media-Live-Stream
nutzen mittlerweile sogar meine Eltern. Also liebe Kommunikatoren:
Nutzt die Gunst der Stunde und nehmt Euch des Themas an. Für alles
andere übernehmen wir keine Garantie.
Was will nun dieser Leitfaden in diesem Kontext erreichen? Wir
wollen die Angst nehmen vor diesem neuen „Teufelswerk“ namens
Social Media Kommunikation. Wir wollen zeigen, dass man effektiv
kommunizieren kann und dass man die Chancen sehen sollte, nicht
vorwort
die Risiken! Natürlich hat Social Media Kommunikation Risiken, aber
das tägliche Leben eines jeden von uns ist Risiko – warum also der
verzweifelte Versuch völlig risikolose Kommunikation zu betreiben?
Um nicht nur klug zu reden, sondern vor allem auch Dinge anschaulich
zu machen, finden sich nachfolgend gute und erfolgreiche Beispiele aus
der Praxis. Wie wurden die neuen Kanäle schon einmal effektiv bespielt? Was ist dabei herausgekommen? Wie kann mir das als Vorbild
dienen? Letztere Frage können wir nicht für die Leser beantworten,
aber wir hoffen, dass die Leser beginnen, sich diese Frage zu stellen
und sie anhand der Beispiele selber beantworten können.
In diesem Sinne wünschen wir eine spannende Lektüre.
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INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort (Malte Hasse)2
Inhaltsverzeichnis5
Einführung (Markus Willnauer)6
Cases 12
MyMuesli (Malte Hasse)12
FKK Fashion (Markus Willnauer)
15
Audi A1 (Sascha Martini)18
G Data (Markus Willnauer) 21
Dell (Markus Willnauer)24
Studieren in Fernost (Christian Artopé)
26
iSPD (Malte Hasse)29
2aid.org (Sandra Griffel)33
Ausblick (Malte Hasse)37
Experten40
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
42
Impressum 44
einführung
einführung:
Digitales Marketing mit
Social Media, Viral und Buzz
Markus Willnauer,
In den vergangenen Monaten haben die Modewörter Buzz, Viral und
Geschäftsführer,
Social Media den Mainstream der Kommunikationswirtschaft erreicht.
Cohen + West
Doch was verbirgt sich hinter diesen Begrifflichkeiten und wie funktionieren Buzz und Viralkampagnen?
Begrifflichkeiten
Virales Marketing ist eine moderne Variante einer der ältesten und erfolgreichsten Werbeformen, der Mundpropaganda (Word of Mouth),
das heißt der Kommunikation zwischen Kunden oder Konsumenten.
Die Idee ist, existierende soziale Netzwerke auszunutzen, um Aufmerksamkeit auf Marken, Produkte oder Kampagnen zu lenken, indem
sich Produktinformationen und Markenbotschaften epidemisch, das
heißt wie ein Virus, ausbreiten. Es ist die Kunst, die virale Kommunikation geschickt anzustoßen und die Verbreitung dann von selbst über
die sozialen Netzwerke ablaufen zu lassen. Der Buzz (das Gerücht,
die Nachricht) ist zugleich Ausgangspunkt und Ziel der Kampagne, am
Ende sollen möglichst viele Menschen über das Thema sprechen.
Damit ist Buzz und Viralmarketing kein vollkommen neues Phänomen, sondern es hat in seinen Grundfunktionen, z.B. dem persönlichen Empfehlungsmechanismus, bereits vor dem Entstehen moderner Massenmedien existiert. Entscheidend für die jetzige Aktualität
sind die technischen Entwicklungen, ob mobil mit dem iPhone, dem
Aufstieg von Nachrichtennetzwerken wie Twitter oder sozialen Netzwerken wie Facebook. Denn sie erlauben es Unternehmen und Konsumenten, Nachrichten sehr schnell und weltweit viral zu verbreiten
und so einen Buzz in einer neuen Quantität und Qualität zu schaffen.
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Worauf kommt es bei einer Buzz- und Viralkampagne an?
„The goal of marketers interested in creating successful viral marketing programs is to identify individuals with high Social Networking
Potential and create Viral Messages that appeal to this segment of the
population and have a high probability of being passed along.“
(US Wikipedia)
Zu Beginn einer erfolgreichen Kampagne steht die Qualität des Buzz,
der Kampagnenidee. Denn nur wenn diese außergewöhnlich und gut
ist, hat sie das Potential von Mensch zu Mensch weitergegeben zu
werden. Dinge, die nicht relevant für die Menschen sind, werden ignoriert und nicht weitergegeben. Damit erklärt sich auch, das Buzz &
Viralmarketing anders funktioniert als Massenkommunikation, denn im
Gegensatz zu einer Massenkompatibilität für eine Medienzielgruppe
muss der Buzz zu Beginn immer scharf auf die Interessen spezifischer
Menschen zugeschnitten sein und ein spezielles Profil aufweisen.
Damit erklärt sich denn auch, warum viele Buzz & Viralkampagnen
schon im Kern scheitern: sie verfügen nicht über das virale Potential
um Aufmerksamkeit zu erzeugen und die nötige Relevanz, um von
Menschen weitergegeben und –erzählt zu werden.
MyMuesligrafik
Bindung
zum Produkt
Die Idee ist, Konsumenten durch spektakuläre, überraschende,
erinnerungswürdige und markenbezogene Ereignisse und Maßnahmen
Produktinformationen zu vermitteln und auf die Marke und das Unternehmen aufmerksam zu machen. Das Ziel ist, Reaktionen jeglicher Art
auszulösen und Aufmerksamkeit zu erregen, damit durch die Aktion
möglichst viele Personen erreicht werden. Eine Buzzmarketing-Aktion
ist dann besonders erfolgreich, wenn sie Mundpropaganda und Berichterstattung in den Medien bewirkt. Typische Formate, die genutzt
werden, sind virale Videos, Einladungen zu Events, außergewöhnliche
Aktionen (Flash Mob), Street Marketing, Guerilla-Marketing, Produkttests. Damit eignet sich Buzz und Viralmarketing hervorragend
für Produkteinführungen im Markt.
einführung
Eine gute Buzz und Viralkampagne verbreitet aber nicht nur die Nachricht, sondern eine Nachricht, die eine Verbindung zur Marke hat.
Effekthascherische und spaßige Videos können auf Plattformen wie
YouTube gut verbreitet werden, haben oft aber keinerlei Bezug zum
Produkt und sind austauschbar. Damit verpufft virale Kommunikation
zum Selbstzweck ohne einen konkreten Beitrag zur Profilierung der
Marke zu liefern. Oder anders gesagt, der Buzz muss zum Produkt
passen.
Die Verbreitung
Steht die Kampagnenkonzeption und sind die einzelnen Kampagnenelemente produziert, gilt es diese zu verbreiten. Hier spricht man
vom „seeding“, also dem Säen der Kampagne, in der Hoffnung, dass
die Saat aufgeht, also die Nachricht der Kampagne von den angesprochenen Menschen an ihr Netzwerk weitergegeben wird.
Hier kommt Multiplikatoren eine besondere Rolle zu, denn diese
sollen die ersten sein, die mit der Kampagne in Kontakt kommen.
Was macht einen guten Multiplikator aus? Dies kann eine Person sein,
die zum einen interessiert an dem Produkt, dem Service, der Marke
bzw. dem gewählten Themenumfeld ist, die als Person Einfluss auf die
Meinung andere Personen nimmt, die kommunikativ ist, ihre Meinung
publiziert und schließlich grundsätzlich einer Ansprache von Unternehmen offen und positiv gegenübersteht.
Diesem Profil kommen viele Blogger sehr nahe und so erklärt sich
auch ihre wichtige Rolle in der Buzz & Viralkommunikation. Sie haben
eine eigenen Meinung, einen Kreis von Lesern und Fans und in der
Regel ein spezifisches Interessengebiet, dem ihre Leidenschaft gehört.
Die Ansprache von Bloggern im Rahmen von Online PR ist inzwischen
normal und hier findet ein enger Schulterschluss mit der klassischen
PR statt, da es auch eine nicht unerhebliche Schnittmenge von Bloggern und Journalisten gibt.
Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass die publizierten Meinungen von
Bloggern durch die Aufnahme in den Google Index eine hohe Reich-
9
weite erzielen können, hier beginnt bereits die Schnittstelle zum Gebiet der Suchmaschinenoptimierung. Aber auch die Einflussnahme und
Einbeziehung klassischer Medien und Meinungsträger in Redaktionen
ist einem viralen Verbreitungskonzept wichtig. Hier verschwimmen
dann die Grenzen zwischen klassischer und viraler Verbreitung, ein
gesamtheitliches Kommunikations- und Verbreitungskonzept entsteht.
Die Instrumente
Instrumente, die bei der Verbreitung genutzt werden, sind vielfältig.
Zum einen natürlich die persönliche Ansprache von Multiplikatoren,
die Zusendung von Gesprächs- und Informationsmaterial oder dem
Produkt selbst und die Einladung zu exklusiven Events. Zum anderen
nutzt man sehr stark digitale Applikationen, die sehr leicht in den
sozialen Netzwerken weitergereicht werden können, also „Tella-Friend-Funktion“, virale Videos, E-Mail, Widgets, digitale White
Papers und Studien, Facebook-Anwendungen, Audio- und Videopodcasts.
Bei den Plattformen kann man zwischen drei Kategorien unterscheiden: Kommunikation (Blogs, Social Networks, Events), Kooperation
(Wikis, Social Bookmarking, Social Networks) und Multimedia (Bild,
MyMuesligrafik
Video
und Audio teilen). Beispiele für die zurzeit genutzten Instrumente sind für die Kommunikation Blogs und Twitter, für die Kooperation Facebook und für Multimedia YouTube.
Die Einflussnahme
Menschen vertrauen in einer immer komplexer werdenden Umwelt
vermehrt ihren Freunden und ihrem persönlichen Umfeld. Dieses
Phänomen nutzt Buzz und Viralmarketing, ähnlich dem Empfehlungsmarketing, um über diese persönlichen Beziehungen Nachrichten und
Einstellungen zur Produkten und Services zu transportieren.
Zu Beginn gilt es aber, die Multiplikatoren speziell anzusprechen und
zu begeistern. Dies steht im Gegensatz zu „Spamming“ oder unpersönlichen Massenmailings. Ansatzpunkt für die Kommunikation ist im-
einführung
mer der Ausdruck der persönlichen Wertschätzung an die Person und
das Aufgreifen des Interesses und der Begeisterung für das gewählte
Kommunikationsthema. Die zu verbreitende Nachricht muss schnell
verständlich und leicht zu verbreiten sein.
Der Zusammenhang der Botschaft muss so gestaltet sein, dass
niemand das Gefühl hat, künstlich manipuliert zu werden. Im Gegensatz zur traditionellen Werbung, der das Publikum durch z.B. TVUnterbrechungen unfreiwillig ausgesetzt ist, bietet man beim viralen
Marketing dem Internetnutzer einen Inhalt, der so originell, lustig,
überraschend oder interessant ist, dass er sich bewusst damit auseinandersetzt und ihn bestenfalls an seine Umgebung weiterleitet.
Statt des „Gießkannen-Prinzips“ werden Werbebotschaften so konzipiert, dass sie die zuvor definierte Überträger- und Empfängerschicht
dazu anregt, sie an Freunde und Bekannte freiwillig weiterzugeben. In
diesem Fall wird die Botschaft nicht als lästige Werbung, sondern als
willkommene Bereicherung empfunden.
Bei den Plattformen kann man zwischen drei Kategorien unterscheiden: Kommunikation (Blogs, Social Networks, Events), Kooperation
(Wikis, Social Bookmarking, Social Networks) und Multimedia (Bild,
Video und Audio teilen). Beispiele für die zur Zeit genutzten Instrumente sind für die Kommunikation Blogs und Twitter, für die Kooperation Facebook und für Multimedia YouTube.
Eine Alternative zur Übersättigung
Hintergrund für diese Art von Marketing ist, dass traditionelle Werbung sinkende Effekte erzielt, da potenzielle Kunden und Konsumenten mit Werbung überfrachtet werden (Flyer, Werbeblöcke im
TV, überquellende Briefkästen, E-Mail-Spam, Werbeanzeigen in Printmedien, Popups etc.). Empfehlungen von Freunden und Bekannten
werden hingegen gerne entgegengenommen. Vor allem im Internet
funktioniert virale Verbreitung von Marketingbotschaften gut.
Für praktisch jede Unternehmensgröße und Branche gibt es interessante Viral-Marketing-Strategien. Solange das Konzept und die Idee
11
einer viralen Kampagne mit der Zielgruppe harmonieren, können mit
viralem Marketing außergewöhnliche Reichweiten realisiert werden.
Das Budget spielt lediglich bei der Entwicklung der Strategie, des
viralen Inhalts, der gezielten Platzierung und technischen Umsetzung
eine Rolle. Denn bei der Anwendung des Prinzips und nach der ersten
Infizierung fallen keine Kosten für die Verbreitung der Inhalte an.
Cases
My muesli
Malte Hasse,
Fast Moving Consumer Goods als low interest Artikel mit hohem
Geschäftsführer,
Marketing-Druck sind eigentlich prädestiniert für Social Media
A&B FACE2NET
Marketing. Dennoch gibt es bisher sehr wenig gelungene Beispiele.
GmbH
Nachfolgend eines der wenigen gelungenen Beispiele aus Deutschland
als Anregung:
Vom startup-onlineshop zur social media marke
Wir möchten in Rahmen dieses Praxisleitfadens nicht nur eigene
Beispiele präsentieren, sondern auch einen Blick auf interessante Projekte ohne Beteiligung der Autoren werfen. Mymuesli und seine Social
Media Kommunikation ist ein solcher Fall.
AUSGANGSLAGE
Die Geschäftsidee von Mymuesli ist dem Grundsatz der Mass Customization entsprungen. Die vielen Variationsmöglichkeiten beim
Produkt „Müsli“ wurden genutzt, um ein Custom-Produkt anzubieten.
Die Mymuesli GmbH produziert und vertreibt vom Nutzer individuell
zusammengestelltes Bio-Müsli über das Internet. Insgesamt können
die Nutzer bei Mymuesli aus 566 Billiarden verschiedenen Kombinationen auswählen. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, ihre selbst
zusammengestellten Müsli-Kreationen auch mit anderen Usern zu teilen. Dies entspricht dem Gedanken des Social Shoppings. Als Spin-Off
des Kerngeschäfts vertreibt Mymuesli seit 2009 auch To-Go-Müslis in
Restaurants und Cafés.
Mymuesli gilt als Vorbild und Inspiration für viele andere Neugründungen im Bereich Mass Customized Food.
MASSNAHMEN UND UMSETZUNG
Wie hat Mymuesli seine webbasierte Geschäftsidee genutzt und zielgruppengenau in Social Media Kanälen kommuniziert?
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Auswahl und Fokus auf passende Medien
Mymuesli fokussiert in seiner Kommunikation auf einige ausgewählte
Medien, kommuniziert dort aber sehr kanalgerecht. Derzeit sind als
Kommunikationskanäle im Einsatz:
• Die Mymuesli.com Website
• Der Mymuesli-Blog
• Eine Facebook Fanpage
• Ein Twitter Account
Redaktionelle Inhalte
Die redaktionellen Inhalte auf den einzelnen Plattformen sind nicht
überraschend, aber solide und haben zumeist einen entsprechenden
Bezug zum Unternehmen, zu den Produkten oder zu aktuellen Anlässen. Beispiele für Inhalte sind
• Chuck-Norris-Müsli-Witze-Gewinnspiel zum 70.Geburtstag
• Neue Zutaten und Produktmischungen
• Neuheiten aus dem Unternehmen
(z. B. Verpackungskartons, Vertriebskanäle)
• Tweetpaket (Spontan-Verlosung via Twitter, bei der Sponsoren
eingeladen waren, Gewinne beizusteuern)
• Valentinstag-Gutscheine
• Presseberichte, Testberichte etc.
Die Kommunikation auf dem Twitter-Kanal ist thematisch breiter
ausgerichtet. Hier wird nicht ausschließlich über das Unternehmen
und die Branche getwittered, sondern es gibt darüber hinaus Tweets
zum Büroalltag, Persönliches oder allgemeine Twittertrends. Sehr ansprechend, da kanalgerecht umgesetzt, ist die Tatsache, dass Dialoge
einen großen Teil der Kommunikation auf Twitter einnehmen. Auch
bei der Verknüpfung einzelner Kanäle wird intelligent vorgegangen. So
gibt es keine automatisierte Push-Funktion von Twitter zu Facebook,
lediglich ein Teil der Tweets ist für Facebook relevant und wird dort
zielgenau gepostet. Dies unterstützt wiederum den seriösen Eindruck
der Facebook Page.
Cases
BEWERTUNG
Verzahnung der Medienangebote durch Verlinkung und Abbildung
Als gutes Praxisbeispiel für Social Media Kommunikation dient
Mymuesli vor allem wegen der gelungenen Verzahnung der einzelnen
Kanäle miteinander.
Verknüpfung der unter-
• Der Mymuesli Blog ist direkt mit der Website verknüpft.
schiedlichen Webkanäle
• Der Mymuesli Blog wiederum hat eine Facebook Fanbox sowie ein
von Mymuesli
Latest-Tweet-Widget integriert, um den direkten Weg in diese
Kommunikationskanäle inklusive Teaserfunktion zu weisen.
• Die Facebook Fanpage verfügt über eine Linkarea zu Blog, Website
und Twitter-Kanal.
• Der Twitter Account integriert die verschiedenen URLs der oben
genannten Kanäle ins Hintergrundbild und führt über den Link in der
Bio zur Website.
Insgesamt wird so ein Social Media Kommunikationskreislauf rund um
die einzelnen Kanäle aufgebaut. Aufgrund der intelligenten und kanalgerechten Bespielung sind diese Kanäle aber alle auch stand-alone für
die Nutzer interessant.
15
FKK fashion
Marketing und Dialog (-Marketing) waren schon immer zentrale
Markus Willnauer,
Bestandteile des Verkaufsprozesses. Daher ist der Einsatz von Social
Geschäftsführer,
Media im eCommerce-Kontext nicht nur naheliegend, sondern fast
Cohen + West
zwingend.
kleines label – grosse wirkung
Ausgangssituation:
Das Hamburger Modelabel FKK ist seit Jahren erfolgreich im Markt
etabliert. Die Umsätze im eShop sind aber noch verhältnismäßig klein.
Durch ein Social Media Maßnahmen Paket sollen bestehende Kunden
aktiviert, neue Kunden angesprochen und das Markenprofil geschärft
werden.
Zeitraum der Maßnahmen
seit November 2009
Maßnahmen
Eine Überarbeitung der Website machte das Erscheinungsbild
übersichtlicher, aufgeräumter und spielte mit der Bedeutung des
Markennames. Neben statischen Basisinformationen wurde ein Blog
implementiert, um die Arbeit der Designer, Details der Produktion
und Hintergrundinformationen zu liefern. Damit wurde auch der
wichtige Aspekt der Suchmaschinensichtbarkeit erfüllt, der im eShop
nur bedingt zu erfüllen war.
Cases
Eine eigene Facebook Fanpage eröffnet nun die Möglichkeit der Kommunikation mit der Fanbase und der schnellen Kommunikation der
neuen Entwürfe.
Kern der Aktion ist aber ein mehr als dreiminütiges Image & Viralvideo. Hier wird in einer Traumreise der Schöpfungsprozess einer
Mode-Kreation gezeigt und wie die Wünsche der Kundin durch die
Designer erkannt und erfüllt werden. Das aufwendig gestaltete Stop
Motion Video besteht aus über 1.000 Einstellungen, die aneinandergereiht ein einmaliges Markenerlebnis schaffen.
Video: FKK Spirited
(Stop Motion)
Seeding des Videos: Das Video wurde zu Beginn auf YouTube gestellt
und durch ein spezielles Kundenmailing bekannt gemacht. Eine gezielte
Ansprache von Multiplikatoren auf Facebook führte zur Gewinnung
von Fans und zur Verbreitung des Videos. Durch die Kooperation mit
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der Musikerin Laura Gibson, deren Song „Spirited“ den Soundtrack für
das Video lieferte, konnten neue, internationale Kundenkreise angesprochen werden. Abgerundet wurden die Verbreitungsmaßnahmen
durch die Ansprache von Modebloggern, die Einbeziehung des Videos in
die klassische Pressearbeit und die Präsentation des Videos im Flagship
Store.
Bewertung
Das Video wurde seit November 2009 in den ersten drei Monaten der
Kampagne über 10.000 mal aufgerufen, der Umsatz im eStore war in
den letzten beiden Monaten 2009 bereits um 240 % höher als in den gesamten ersten zehn Monaten des Jahres. Die Kampagne zeigt, das Social
Media sich gerade für kleine Unternehmen hervorragend eignet, um ihr
Profil zu schärfen und ihre Fanbase zu aktivieren. Social Media ist zudem
ein umsatzrelevantes Instrument wenn es adäquat und gezielt eingesetzt
wird.
MyMuesligrafik
Cases
Audi A1
Sascha Martini,
Dort wo die Produkte schon digital sind, ist der Weg zum Einsatz von
Managing Director,
Social Media Marketing-Maßnahmen besonders kurz.
Neue Digitale /
Razorfisch GmbH
Audi A1 Case Study
Seeding einer viralen Kampagne über Social Media
Kanäle
Ausgangssituation
Mit dem A1 baut Audi erstmals einen Kleinwagen. Ein individuelles
und innovatives Auto für eine junge, moderne Zielgruppe.
Die Aufgabe
Unser Ziel war es, eine Kampagne zu entwickeln, die genauso ist: Eine
internationale Kampagne, die den Lebensstil der Digital Natives wiederspiegelt und den Audi A1 als „The next big thing“ positioniert.
Das Ergebnis
Die erste internationale Social Media Kampagne von Audi. Und ein
Online Special, das den gesamten Social Media Buzz auf einer Microsite bündelt.
Maßnahmen
Wie bewirbt man ein Produkt, das man noch nicht zeigen kann? Wie
erweckt man es zum Leben, obwohl es noch gar nicht auf dem Markt
ist? Ganz einfach: Mit einer 3-stufigen Strategie, die jede Phase der A1
Produkteinführung aufregend inszeniert und emotional auflädt.
In der ersten Phase, der TALK-Phase, haben wir für Gesprächsstoff
gesorgt: Wir haben Menschen in Stockholm und Berlin nach dem
„Next big thing“ für 2010 gefragt. Die Antworten waren so interessant und inspirierend, dass wir uns dachten: Warum machen wir eine
Kampagne, die den Menschen sagt, was sie denken sollen - wenn es
so viel spannender ist, sie selbst zu Wort kommen zu lassen. Also
entwickelten wir ein innovatives Tool, um alle Beiträge der User
auf einer Seite zu bündeln. Mit einem Social Media Hub wurden alle
19
Kommentare, Tweets und Clips über den neuen Audi auch auf der A1
Microsite gepostet.
In der SEE-Phase konnte man den neuen Audi A1 das erste Mal sehen.
Im Februar 2010 zählten Tausende Fans mit uns die Stunden bis zu
den ersten offiziellen Bildern. Via Echtzeit-Streaming verfolgten sie
die Weltpremiere des Audi A1 auf dem Genfer Autosalon. Zeitgleich
startete ein Online-Special, das den neuen Audi aus allen Perspektiven
zeigte - auch aus der Perspektive der Designer und Ingenieure, die
den Usern aus erster Hand die neuen Features erklärten. Zusätzlich
SEE-Phase: Die ersten
offiziellen Bilder des A1
gab es interaktive Tools, mit denen die Nutzer den passenden Audi
A1 für ihren Lifestyle finden konnten. Und das Beste: Sie konnten
sogar eigene Designs entwickeln und mit ihren Freunden teilen. Allein
in der ersten Stunde wurden über 10.000 individuelle Designs gespeichert und auf Facebook veröffentlicht.
Nachdem wir so viel Aufmerksamkeit bekommen haben, wurde es
Zeit, etwas zurück zu geben: Großes Entertainment für ein großes
Auto.
In der FEEL-Phase konnten die Nutzer den neuen Audi mit (fast) allen
Sinnen erleben. Es ging los mit einer rasanten Social Media Verfolgung,
die zu einem Trailer führte. In den Hauptrollen: Justin Timberlake und
der Audi A1. Es folgte ein mitreißender Actionfilm in sechs Episoden.
Der Film zeigt, was passiert, wenn aus dem Nichts plötzlich „The next
big thing“ auftaucht. Am Ende jeder Folge gab es ein Freeze Frame mit
interaktiver 360° Funktion. So konnten die Fans noch mehr entdecken: Geheime Überwachungskameras, parallele Handlungsstränge
und die Webseiten der Firmen und Charaktere im Film. Es gab sogar
Blogs mit Verschwörungstheorien. Mit anderen Worten: Wir haben
zahlreiche Interaktions-Möglichkeiten geschaffen, die weit über den
passiven Filmkonsum hinaus gingen.
Auch in der realen Welt konnte man den Audi A1 jetzt sehen und
berühren. Mit der Event-Installation AreA1 hatten die User das erste
Mal die Möglichkeit, den neuen A1 hautnah zu erleben. Zusätzlich
tauchte er in der virtuellen Welt der Sony Playstation HOME und in
einer iPhone App auf. Mit anderen Worten: „The next big Audi“ war
nicht mehr zu übersehen.
FEEL-Phase: Justin
Timberlake und der A1
Cases
Wirkungskreis der A1
Social Media Kampagne
Bewertung
Mit 78 Millionen Seitenaufrufen, 5 Millionen Besuchern und über
35.000 erstellten A1 Designs hat die Microsite zu diesem Erfolg beigetragen.
Über 3 Millionen Google Treffer, 25.000 Audi A1 Facebook Fans,
20.000 Tweets und 350.000 Blogposts machen deutlich, dass der A1
im Social Web angekommen und zu einem internationalen Gesprächsthema geworden ist.
Die Social Media Verfolgung quer durch das Social Web führte zu
750.000 Views der Episodenfilme und verbreitete sich von Microsite &
YouTube Channel schnell ins gesamte Social Web.
Und noch ein Fakt, der die Wirksamkeit der A1 Social Media Kampagne unterstreicht: Der Audi A1 war bereits vor Verkaufsstart das am
häufigsten vorbestellte Auto der Audi Unternehmensgeschichte.
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G data
G Data - Aktion für mehr DAtensicherheit
Seeding einer viralen Kampagne über Social Media
Markus Willnauer,
Kanäle
Geschäftsführer,
Cohen + West
Ausgangssituation
G Data, einer der führenden Anbieter von Internet Security Software, beabsichtigt bei Konsumenten das Problembewusstsein für den
Schutz ihres Computers zu schärfen. Dabei soll die Message nicht mit
erhobenen Zeigefinger, sondern humorvoll und originell kommuniziert
werden.
Ziele der Kampagne
Erhöhung des Bekanntheitsgrades
Dialog mit einflussreichen „Meinungsmachern“
Nutzung der privaten Kontakte als Empfehlungsverstärker
Wettbewerbsabgrenzung
Zielgruppe
Jeder Nutzer eines Computers
MyMuesligrafik
Name der Aktion
„Aktion für mehr Datensicherheit“
Laufzeit
März 2009 bis Februar 2010
Maßnahmen
Auf der Aktions-Site Gnews24.de wurde den Teilnehmern an der
Aktion ein Formular zum Ausfüllen angeboten. Name, E-Mail Adresse,
Foto und Handynummer eines Freundes konnten eingegeben werden.
Hieraus wurde ein personalisiertes Video erstellt, über das die Zielperson in einer persönlichen Mail eines Freundes informiert wurde.
Cases
Videostart
Eine Reportage. Eine Reporterin berichtet darin „live“ von ihrem Besuch
bei einem Hacker.
Der Hacker erklärt in dem Interview wie einfach es trotz Firewall ist,
sich in einem anderen Computer zu hacken und persönliche Daten einzusehen. Auf Nachfrage der Reporterin startet er zur Bestätigung seiner
Aussage „live“ eine Hack Attacke.
Dynamische Inhalte
Es erscheint eine Liste mit möglichen Opfern, die Moderatorin soll sich
eine Person aussuchen. Der Name des Freundes, also des Betrachters, erscheint ganz unten auf der Liste und wird von der Moderatorin
ausgewählt. Danach wendet sich der Hacker wieder seinem Computer
zu und gibt einen Zahlencode ein. Er schafft es ohne große Mühe auf die
persönlichen Daten des Freundes zuzugreifen und belächelt das niedrige
Sicherheitslevel des Computers.
Schockeffekt
Die persönlichen Daten des Freundes, Bild, E-Mail Adresse und Handynummer, erscheinen auf dem Bildschirm. Um zu beweisen das die Daten
echt sind schlägt er vor, das Opfer anzurufen und auf den niedrigen
Sicherheitsstandard seines Computers hinzuweisen.
Verknüpfung on-/offline
Der Hacker dreht sich mit dem Rücken zum Betrachter und wählt eine
Telefonnummer. Nun klingelt in der Realität das Handy des Betrachters
(sofern er es dabei hat und es angeschaltet ist). Nach Annahme des Telefonats stellt sich der Hacker vor, weist auf die Sicherheitslücke hin und
empfiehlt in Zukunft eine Sicherheitssoftware, wie z.B. die von G Data,
zu nutzen und verabschiedet sich vom verdutzten Zuhörer.
„Opfer“ generieren „neue Opfer“
Nach dem Telefonat erscheint im Video das G Data Logo. Darunter ein
Link „Neues Video erstellen“ der auf die ursprüngliche G News Seite
verlinkt, wo das „Opfer“ nun anderen Freunden ein personalisiertes
Video schicken kann.
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Verbreitung der Kampagne
Das erste Seeding der Kampagne erfolgte über ausgewählte Multiplikatoren, Foren und persönliche Netzwerke. Die relevanten Foren
und Multiplikatoren wurden durch eine Keyword Analyse auf Google
und Twitter gefunden und persönlich angesprochen. Dabei wurde
der Absender G Data klar genannt. Ein eigenes Viral Seeding Budget
verbreitete die Aktion zudem auf YouTube.
Bewertung
Im Kampagnenzeitraum wurden über 120.000 Videos erzeugt. Durch
den strikten Hinweis auf den Datenschutz, die persönlichen Daten
und personalisierten Videos wurden sofort nach Betrachten des
Videos gelöscht, gab es keine negativen Reaktionen von Nutzern. Die
Kampagne zeigt, dass man die persönlichen Netzwerke der Menschen
für die Übermittlung einer Marketing Message aktivieren kann, wenn
die Voraussetzungen der Originalität und Relevanz, der transparenten
Ansprache und der Freiwilligkeit gegeben sind.
Der User sieht eine
Reportage über einem
Hacker bei der Arbeit,
in der er selbst im
Mittelpunkt steht.
Cases
Dell
DELL
Markus Willnauer,
Nutzung von Social Media für Kundenbindung,
Geschäftsführer,
Vertrieb und Service
Cohen + West
Ausgangssituation
Dell stand 2007 mit seinen Produkten in der Diskussion. So prägt
der einflussreiche Blogger Jeff Jarvis das Wort von der „Dell Hell“.
Diesen negativen Buzz nutzt das Unternehmen offensiv, um die neuen
Möglichkeiten von Social Media für seine Ziele zu nutzen und daraus
ein positives Image zu gewinnen, einen verbesserten Kundenservice
zu schaffen und schließlich auch vertriebliche Ziele zu unterstützten.
Maßnahmen
Die Maßnahmen von Dell sind umfassend. So gibt es nicht nur einen
Kontaktpunkt bei Twitter, sondern eine Vielzahl, nach Regionen
und Produkten. Damit kann jeder Twitter Account spezifisch auf die
Bedürfnisse der Kunden eingehen. Der Aufwand hierfür: mehr als 100
Mitarbeiter, die mit über 1,5 Millionen Nutzern in Kontakt sind.
Auf die Kritik an seinen Produkten ist Dell mit seiner Kampagne „Idea
Storm“ offensiv eingegangen. Hier werden die Kunden an der Entwicklung der Produkte beteiligt, Verbesserungsvorschläge angenommen und über deren Umsetzbarkeit diskutiert und informiert. Damit
nutzt Dell die Begeisterung seiner Kunden für seine Produkte und
schafft durch die Plattform „Idea Storm“ eine sehr enge Bindung.
Weitere Präsenzen unterhält Dell auf YouTube, auf MySpace und
Facebook. Hinzu kommt die eigenen Community Direct2Dell.com.
Insgesamt spricht Dell damit nach eigenen Angaben weltweit mehr als
3,5 Millionen Menschen an. Der eigene Anspruch: „We don’t just want
to dump content. Conversations are important to us.“
Im vertrieblichen Bereich hat Dell nach Informationen von Bloomberg
25
in 2008 und 2009 einen Umsatz von 6,5 Millionen Dollar über Twitter
realisiert. Hierfür wurde aber auch ein spezieller Vertriebskanal, das
Dell Outlet, geschaffen. Hier werden Angebote lanciert, die es zuerst
nur hier und in begrenztem Umfang gibt. Damit ist das Dell Outlet in
die gesamten vertrieblichen Aktivitäten von Dell integriert.
Kontaktpunkte auf
Bewertung
Nimmt man den Jahresumsatz von über 60 Milliarden Dollar in 2008
ist der Umsatz noch gering. In seiner Dynamik und in seiner Qualität
sucht er jedoch seinesgleichen, da ein direkter Feedback zu den Angeboten entsteht und Dell damit wichtige Informationen gewinnt.
Die Techniken des Viral Marketings werden mit Hilfe dieser KontaktMyMuesligrafik
punkte
eingesetzt. Gibt es ein neues Produkt oder Produktfeature,
kann es über diese Multiplikationspunkte in den Markt kommuniziert werden. Dell spricht von einem „Social Media Alert System for
Deals“.
Auch der Buzz, „Dell ist ein innovatives Unternehmen“, zahlt positiv
auf die Marke Dell ein.
Damit zeigt sich die Zukunft in der Unternehmenskommunikation, wo
durch Social Media vertriebliche Ziele, Kundenbindung und Marketing
nicht mehr voneinander zu trennen sind.
Twitter
Cases
studieren in fernost
mit social media auf studentenfang
Christian Artopé,
Ausgangslage
Unitleitung,
Nach 20 Jahren wiedervereintem Deutschland steht die akademische
Aperto AG
Landschaft vor einem Problem. Auf der westlichen Seite des Landes
werden die Studierenden immer mehr und die Hörsäle platzen aus
allen Nähten, auf der östlichen Seite dagegen drohen die modern ausgestatteten Hochschulen zu verweisen. Dabei sprechen viele Vorteile
für ein Studium in den neuen Bundesländern: kleinere Seminargruppen, neuste Ausstattungen in Bibliotheken und Laboren, charmante
und vielseitige Studienorte und, und, und. Aber dennoch lassen sich
viele westdeutsche Schüler nicht von einem Studium in Ostdeutschland überzeugen. Der Osten spielt gar bei der Studienplatzwahl in
westdeutschen Köpfen keine Rolle. Fragt man nach dem Warum,
prägen Vorurteile das Bild. Die Kultus- bzw. Wissenschaftsministerien
der neuen Länder wollen daher gemeinsam als Hochschulinitiative
Neue Bundesländer die guten Studienbedingungen an ostdeutschen
Hochschulen bekannter machen. Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung fördert die fünfjährige Kampagne.
Studieren in Fernost
Da sich die Zielgruppe wohl kaum von blühenden Landschaften und
schnöden Argumenten überzeugen lässt, war schnell der provokative
Kampagnentitel „Studieren in Fernost“ gefunden, denn anscheinend
ist der Osten für viele noch immer so fern wie Fernost. Zwei Asiaten
„Gang und Dong“ nehmen seit April 2009 die Jugendlichen mit auf
eine Reise durch die ostdeutschen Hochschulen. Von Anfang an wurde
die Kampagne dort platziert, wo sich die Zielgruppe (Jugendliche von
16 bis 21) aufhält – im Internet.
Mit der größten Schüler-Community in Deutschland zum Erfolg
Die Kampagnenstrategie sieht vor, mit effektiven Mitteln möglichst
viele potenzielle Studienanfänger zu erreichen. Daher stellt schülerVZ den wichtigsten Kanal der Kampagne dar. In schülerVZ wurde
für „Studieren in Fernost“ ein neues Attribut in den Nutzerprofilen
27
hinzugefügt. Die Schüler haben seitdem die Möglichkeit eine Wunschhochschule anzugeben. Bei der Wahl der passenden Hochschule hilft
„Die große Hochschulstudiensuchmaschine“, in welcher Gang und
Dong unterhaltsam mit dem Nutzer die passende Hochschule in Ostdeutschland finden.
Die Suchmaschine ist so aufgebaut, dass innerhalb der Fragen schon
viele Vorteile der ostdeutschen Hochschulen vorgestellt werden. In
der Ergebnisliste gelangt der Nutzer zu weiterführenden Informationen. Gemeinsam mit den 44 beteiligten Hochschulen wurden Informa-
Zwei Asiaten erklären
tionsseiten und Gruppen innerhalb von schülerVZ erstellt. Über ein
den Osten
Extranet haben die Hochschulen jederzeit die Möglichkeit die Inhalte
zu aktualisieren und den Bedürfnissen der Studieninteressierten anzupassen. Die Gruppen werden durch Studierende der Hochschulen,
den Campus-Spezialisten betreut. Dort kann jeder Studieninteressierte direkt die Fragen stellen, die in einem offiziellen Studienberatungsgespräch zu kurz kommen.
MyMuesligrafik
Die jugendgerechte Aufmachung und die richtige Platzierung der
Maßnahmen in schülerVZ am Point-Of-Interest zeigte sehr schnell die
gewünschte Wirkung. Nach achtzehn Monaten wurde die Studiensuchmaschine bereits über 120.000-mal durchgespielt.
Nutzung weiterer Social Media-Kanäle
Neben den Maßnahmen in schülerVZ, welche sich vorrangig an die
Primärzielgruppe richten, wurde Social Media auch genutzt, um potenzielle Multiplikatoren auf die Inhalte der Kampagne aufmerksam zu
machen. Per Twitter, Flickr, YouTube, sevenload sowie einem Kampa-
Die Kampagne auf
schülerVZ
Cases
gnenblog (www.studieren-in-fernost.de) und einer Kampagnenseite
(www.hochschulinitiative.de) kann sich jeder außerhalb von schülerVZ
über Inhalte und Aktivitäten informieren und mit diskutieren. Der
Blog ist offen für jeden Kommentar, positiv wie negativ. Beide Webseiten werden zudem entsprechend neuer Kampagnenaktionen stetig
weiterentwickelt.
Dieser Einsatz der unterschiedlichsten Online-Instrumente zeigt den
beteiligten Hochschulen anschaulich, wie sie mit einer klaren Strategie Social Media nutzen können, um ein effektiveres und modernes
Marketing für ihre Hochschule durchzuführen. Daher sind auch immer
mehr ostdeutsche Hochschulen in sozialen Netzwerken vertreten.
Die Kampagne zeigt auch, dass die Attraktivität und der Nutzen von
Social Media in Ministerien und öffentlichen Einrichtungen stetig
zunimmt.
Der Erfolg der Kampagne wird sich in den Immatrikulationszahlen
zeigen
Bereits für das Wintersemester 2010/2011 war eigentlich mit einem
demografisch bedingten Einbruch der Neuimmatrikulationen an den
ostdeutschen Hochschulen zu rechnen. Dank einer starken Steigerung
westdeutscher Studienanfänger ist dies aber nicht eingetreten.
Neben den verstärkten Maßnahmen der Hochschulen im Bereich
Studierendenmarketing hat hierzu auch die Kampagne „Studieren in
Fernost“ einen Beitrag geleistet.
29
iSPD
Wer Bürgerkommunikation betreiben will, muss sich auch in den Dia-
Malte Hasse,
log mit dem Bürger begeben. Social Media Kommunikation ist hierfür
Geschäftsführer,
ein zeitgemäßer und effizienter Kanal.
A&B FACE2NET
GmbH
iSPD – egovernment GOES MOBILE
iSPD ist die iPhone App der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), entwickelt für den Bundestagswahlkampf 2009. Diese
App zeigt, wie die Ansätze von Social Media Kommunikation, etwa
nutzergenerierten Content oder die Verknüpfung verschiedener Web
2.0 Plattformen, auch mobil effektiv einsetzbar sind.
AUSGANGSLAGE
In erster Linie sollten mit der iSPD App natürlich Unterstützer und
Wahlkämpfer angesprochen werden. Darüber hinaus war es aber
auch Ziel, Sympathisanten sowie möglichst viele politisch interessierte
Bürger mit iPhone oder iPod touch zu erreichen.
Warum eine iPhone App für eine Partei im Wahlkampf?
Es ging um den Wahlkampf unterwegs. Das mobile Internet ist auf
dem Weg zum Massenmedium und wird neben dem stationären Web
zu einer zweiten Online-Säule von echter Relevanz werden. Bereits
heute ist die Nutzung für viele User selbstverständlich und alltäglich.
Folglich wollte man im Wahlkampf mit dem innovativsten und imagestärksten Produkt aufwarten, ein effektives Angebot entwickeln das
State of the Art ist, sowie die Social Media Strategie des Wahlkampfes
ins mobile Internet verlängern.
Was waren die Prämissen der Umsetzung?
Zunächst einmal Einfachheit: Die Aktivitäten der SPD auf verschiedenen Kanälen sollten abgebildet werden. Nachrichten aus den
eigenen Plattformen sowie Social Media Updates wurden in die App
integriert. Ziel war die Funktionalität eines Social Media Newsrooms,
also der zentralen Aggregation bestehender Onlineangebote der SPD
vor dem Hintergrund ihres Informationsgehaltes, ihrer Aktualität und
Cases
ihrer Übersichtlichkeit. Ein direkter Zugriff via iPhone App erübrigt
das Ansteuern der verschiedenen Plattformen und entspricht dem
sich verändernden Informationsverhalten der Nutzer.
Aktivierung
Entsprechend der Philosophie von Social Media Kommunikation ging
es aber nicht nur um eine Senderkommunikation, sondern in großem
Maße darum, nutzergenerierte Inhalte zu produzieren und sichtbar zu
machen. Es wurden passgenau Mitmachangebote entwickelt, welche
die Nutzer animierten, sich aktiv in den Wahlkampf einzubringen.
MASSNAHMEN UND UMSETZUNG
Die iSPD App ist die Summe verschiedener Funktionen, die unterschiedliche Kanäle und Nutzerszenarien bedienen. Nachfolgend ein
kurzer Überblick:
31
Nachrichten
Chronologische Darstellung aller Nachrichten, optional sortierbar
nach ihrer Ursprungsplattform. Integriert wurden die zentrale Plattform spd.de, die Kandidaten-Website frank-waltersteinmeier.de sowie das Kampagnen-Portal wahlkampf09.de. Angezeigt wurden zunächst die Headlines, mit der Option, innerhalb der
App auch die Volltexte zu lesen.
Social Media Anwendungen
Die aktuellsten Updates aus den SPD-Kanälen auf Twitter, Flickr und
YouTube wurden ebenfalls integriert. Auch hier gab es eine Auswahlmöglichkeit nach Plattform. Dabei wurden alle Multimedia-Inhalte
innerhalb der App angezeigt. So konnten etwa auch die Videos abgespielt werden, ohne die Anwendung verlassen zu müssen.
MyMuesligrafik
Screenshots der Apps
Unterstützerstimmen
Eine der beiden Funktionen für nutzergenerierte Inhalte. Jeder Nutzer
hatte die Möglichkeit, ein persönliches Audio-Statement mit der
App aufzunehmen und bequem hochzuladen. Alternativ konnten die
Unterstützerstimmen anderer Nutzer angehört werden. Über die
„Schüttel-Funktion“ wurden dabei neue Statements geladen.
Wahlkampfreporter
Die zweite Mitmachfunktion für aktive Nutzer: Aktionen vor Ort,
z.B. Wahlkampfveranstaltungen, konnten mit dem iPhone fotografiert, kurz beschrieben und direkt via iPhone App ins Netz geladen
werden. Die Uploads wurden (nach redaktioneller Freigabe) auf
Cases
der SPD-Wahlkampf-Plattform veröffentlicht. Die Standorte der
Schnappschüsse wurden anhand der GPS-Daten in einer Google-Map
abgebildet.
Dashboard
Ein zusammenfassendes Dashboard zum Start der App bot einen
Gesamtüberblick der neuesten Inhalte aus den vier oben genannten
Funktionen.
BEWERTUNG
Warum war dieses Projekt erfolgreich?
Die Vorteile für die Nutzer lagen klar auf der Hand: Mit der iSPD
App wurde der Wahlkampf mobil, einfach und bequem. Zudem
gelang eine starke Aktivierung unter denjenigen, die sich die iPhone
App heruntergeladen hatten.
Es war die erste iPhone App einer deutschen Partei und damit ein
Meilenstein in der digitalen und mobilen politischen Kommunikation. Die vollständige Integration sämtlicher Inhalte direkt in der App
stellte zudem eine technisch hervorragende Lösung dar.
Zeitweise war die iSPD App im iTunes Store auf Platz zwei der meist
geladenden kostenlosen Apps: Ein offensichtlicher Erfolg, der allein
schon einen kommunikativen Effekt hatte.
Und last but not least die Nutzungszahlen im Rahmen des User
Generated Contents: mehr als 700 Uploads von WahlkampfreporterFotos und Unterstützerstimmen. Im Kontext der damaligen Verbreitung des iPhones und der neuen Dimension in der politischen
Kommunikation sind das sehr gute Zahlen.
Fazit
Die iSPD App hat gezeigt, dass Social Media Kommunikation auch
im Wahlkampf und auch mobil funktioniert. Es muss sicherlich nicht
immer diese Fülle an Funktionen sein, aber im Zuge der steigenden
Bedeutung des mobilen Internets, wird die Verlängerung der Social
Media Aktivitäten in Apps immer wichtiger werden. Hierfür ist iSPD
ein gelungenes Beispiel.
33
2aid.org
Social Commerce und Fundraising verbinden:
Sandra Griffel,
Wie können NPOs Online Netzwerke besser für sich
Director
NUTZEN?
User Experience,
Mit der rasanten Entwicklung des Social Webs steigt auch das
Interesse der Werbetreibenden für diesen Kanal. Auch Non-ProfitOrganisationen (NPOs) können vom Sinn und Geist der Communitys
im Social Web profitieren. Mit etwas Geschick, originellen Ideen und
einem sensiblen Verständnis können tausende User mit relativ wenig
Aufwand in kürzester Zeit für Hilfsinitiativen begeistert und bestenfalls auch zum Spenden animiert werden. Klingt erst mal einfach, doch
in der Praxis nutzen nur wenige NPOs in Deutschland die Vorteile
der Sozialen Netzwerke – dabei bieten diese weit mehr Möglichkeiten
als nur die Erzeugung von Awareness.
Dialoge suchen und die Community mitmachen lassen
Das enorme Potenzial der Online-Communitys für NPOs erkannte
die 22-jährige Anna Vikky mit der Gründung von 2aid.org im Sommer
2009.
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Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Hilfsorganisation mit Sitz
in Düsseldorf, die sich nachhaltig für die Hilfe im Kampf gegen globale
Armut einsetzt. Das Besondere: 2aid.org ist die erste deutsche
Charity, die ausschließlich über Facebook, Xing, Twitter und andere
Portale im Social Web gesteuert wird und daher auch als Charity
2.0-Organisation bezeichnet wird. Bei 2aid.org kann jeder mitbestimmen und helfen – und das nicht nur in Form von Geldspenden. Anders
als bei konventionellen NPOs ist individuelles Engagement ausdrücklich erwünscht. Das ehrenamtliche Team ist offen für Ideen und die
Unterstützung aus der virtuellen Gemeinschaft. Die hohe Transparenz
gefällt den Usern und 2aid.org freut sich im Gegenzug über eine stetig
wachsende Fan-Gemeinschaft auf Facebook, StudiVZ und vor allem
bei Twitter.
denkwerk
Cases
Ein neues Medium erfordert neue Instrumente
Das Sammeln von Spendengeldern via Social Web ist eine sensible
Angelegenheit, die gut durchdacht sein muss und stellt auch 2aid.org
vor eine große Herausforderung. Denn: Online-Fundraising funktioniert in Sozialen Netzwerken scheinbar noch nicht optimal. Doch
die Charity 2.0-Organisation beweist mit einem neuen innovativen
Konzept das Gegenteil und betritt damit Neuland für die gesamte
NPO-Landschaft.
Gemeinsam mit der Kölner Agentur denkwerk wurden im Frühjahr
2010 die Kommunikationsmaßnahmen von 2aid.org im Social Web
optimiert. Dazu gehörte ein aufgefrischtes Profil bei Facebook, die
Erarbeitung von Richtlinien im Zuge einer erfolgreichen Social Media
Marketing-Strategie für NPOs sowie die Entwicklung origineller
Fundraising-Ideen. Im Rahmen dieser Umsetzungen wurde für 2aid.
org eine Maßnahme entwickelt, die der Fan-Community eine neue
Spendenmöglichkeit mit attraktivem Mehrwert bietet, innovatives
Fundraising im Social Web mit dem Namen „shop2aid“.
35
shop2aid – ein virtueller Flohmarkt bei Facebook
Online-Shops und virtuelle Flohmärkte gibt es einige. Doch eingebunden in eine Community zugunsten einer sozialen Organisation – diese
Idee ist neu und wird von denkwerk im Sommer 2010 realisiert.
Der Ansatz: In den meisten Haushalten sammeln sich häufig Dinge an,
für die keine Verwendung mehr besteht. shop2aid bietet der Facebook Community eine neue Plattform, um diese Gegenstände für eine
Spende an 2aid.org untereinander zu tauschen.
Das bedeutet: Nutzer haben die Möglichkeit ausgewählte Artikel, deren Gegenwert sie spenden wollen, unter shop2aid einzustellen. Dort
können diese Artikel von anderen Nutzern erworben und via Paypal
bezahlt werden, wobei die Versandkosten von 2aid.org getragen
werden. Der Käufer gibt hierbei an, für welches Projekt er spenden
möchte. Der Anbieter spendet die Gegenstände im shop2aid, in dem
Bewusstsein, sich aktiv für eine gemeinnützige Organisation einzusetzen. Die Einnahmen, die mit dem Kauf der Artikel generiert werden,
fließen zu 100 Prozent an die Hilfsprojekte von 2aid.org. Es entsteht
folglich eine Win-win-Situation auf allen Seiten.
„Die Hemmnis Sachspenden abzugeben, ist oftmals wesentlich geringer als bares Geld zu spenden. Fast jeder hat Dinge in seinem Besitz,
MyMuesligrafik
die
er nicht mehr braucht, die aber viel zu schade sind, um sie auf dem
Sperrmüll zu entsorgen. Genau da greift shop2aid ein und bietet eine
bequeme, übersichtliche Plattform, um die Gegenstände für nachhaltige Projekte zu spenden“, sagt Alina Schlaier, zuständiger Creative
Director bei denkwerk.
Und wie wird shop2aid technisch umgesetzt? Um die Kosten möglichst gering zu halten, baut die Fundraising-Plattform auf dem
kostenlosen Open Source Shopsystem von Magento auf. Dieses eignet
sich besonders für kleinere Shops und läuft im Backend vollständig
autonom zu Facebook. Sämtliche sensible Daten werden also nicht innerhalb der Community gespeichert, sondern in Magento. Zusätzliche
Sicherheit im punkto Geldtransfer bietet der Service Paypal.
Cases
Mit Awareness und Mehrwert in Social Media zum Erfolg
Die Strategie von shop2aid bedient sich der typischen Facebook
Verbreitungsmechanismen, dazu gehören die Buttons „like“, „comment“ oder „share“ und profitiert von der Vernetzung innerhalb der
Community. Das Besondere ist, dass jede Interaktion im virtuellen
Flohmarkt von 2aid.org automatisch als Beitrag bei Facebook veröffentlicht wird. Mit dem Ergebnis, dass jeder Artikelkauf nicht nur
Aufmerksamkeit für Hilfsprojekte und benötigte Spenden, sondern
darüber hinaus auch bei anderen Usern Interesse für shop2aid erzeugt. Es ist sogar denkbar, dass sich in kürzester Zeit neue SpendenCommunitys bilden und sich, dank dieser Verbreitungsmechanismen,
einfach und schnell neue dankbare Abnehmer für die angebotenen
Artikel finden.
Das Fundraising-Konzept ist innovativ und richtungsweisend: Die
Generierung von Spenden steht bei shop2aid nicht primär im Vordergrund, sondern es ist ebenso wichtig, eine nachhaltige Interaktion
innerhalb der Facebook Community herzustellen. Kombiniert mit
dem entstandenen Mehrwert durch den Kauf eines guten alten Lieblingsstücks, das jemand anderes nicht mehr braucht, kann diese Idee
die Herzen der Freunde höher schlagen lassen und die Welt ein Stück
weit verbessern.
37
AUSBLICK
ausblick:
Digitales Marketing mit
Social Media, Viral und Buzz
in 24 Monaten
Malte Hasse,
In der sich schnell verändernden Welt der digitalen Kommunikati-
Geschäftsführer,
on ist ein mittelfristiger Ausblick immer schwierig. Eine Prognose
A&B FACE2NET
darüber was kommt und was geht ist oftmals nicht weit von einem
GmbH
Blick in die Glaskugel entfernt. Was an sicher erscheinenden Dingen verschwindet plötzlich vom Markt und was erscheint plötzlich
auf der Bildfläche, das derzeit niemand auf der Agenda hat? Bei den
Themen Social Media, Buzz & Viral ist dieser Ausblick naturgemäß
noch schwieriger, da sich diese Themen qua Definition schon jenseits
des Mainstreams bewegen. Dieser Ausblick versucht dennoch anhand
einiger ausgewählter Trends zu skizzieren, wohin die Reise gehen
könnte und was man zukünftig – als Agentur wie als Kunde – im Blick
haben sollte.
Foursquare, Gowalla und andere Location Based Services
MyMuesligrafik
Derzeit wird viel darüber diskutiert, ob Foursquare oder Gowalla
das neue Twitter und damit die neuen Social Media Shootingstars
sind. Doch darum geht es im Kern gar nicht. Auch hier gilt wieder:
die Plattform ist sekundär, das wichtige ist der Trend und der heißt
in diesem Fall Location Based Services. Seit Jahren wird bereits über
dieses Thema gesprochen, jetzt scheint es endlich Realität zu werden
im Rahmen des allgemeinen Durchbruchs des mobilen Internets. Location Based Services werden dabei im Erfolgsfall das Marketing noch
stärker verändern und vor allem noch stärker individualisieren, als es
das Internet bereits seit Jahren tut. Ähnlich wie bei passgenauer Ansprache in sozialen Netzwerken, wird es die große Herausforderung
sein, das Marketing so zu gestalten, dass die Nutzer es akzeptieren.
Dennoch sind die Chancen exzellent, denn auch die Versuchungen für
die Nutzer sind riesig. Wer kann schon widerstehen, wenn der Starbucks Voucher per Push aufs Smartphone kommt, wenn man gerade
an der Filiale vorbeiläuft und ohnehin schon den Kaffeegeruch in der
AUSBLICK
Nase hat? Das ist Social Media Kommunikation für die Sinne…
Augmented Reality
Die Welt im Sucher. Augmented Reality ist derzeit sicherlich noch als
Trend bzw. Technik im Beta-Stadium zu bezeichnen, allerdings zeigen
Beispiele wie Google Goggles, dass hierin ein echtes Potential liegt.
Allein wenn es Google gelingen sollte, seinen Service in den Markt zu
drücken, dann ist der Damm gebrochen für eine Welle von ähnlichen
Services und abgeleiteten Geschäftsideen. Das Thema ist nicht trivial
und technisch anspruchsvoller als so manche Social Media Kampagne,
aber das wird höchstens eine Bremse sein, kein Hinderungsgrund.
Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja aus dem, was derzeit als
Augmented Reality bezeichnet wird, noch etwas ganz Neues. Verwunderlich wäre es nicht. Auf jeden Fall hat die Erkennung von Orten und
gegebenenfalls auch Menschen in der Umgebung ein hohes soziales
und virales Potential.
Mobile Social Media Nutzung
Soziale Netzwerke sind aus der Digitalen Kommunikation schon
lange nicht mehr wegzudenken. Interessant ist aber, dass diese zunehmend nicht mehr nur stationär, sondern immer stärker mobil genutzt
werden. So nutzen bereits heute mehr als 100 Millionen Menschen
weltweit Facebook mobil. Mit der steigenden Verbreitung von Smartphones und immer günstigeren Datenflatrates wird diese Nutzung
noch weiter zunehmen. Es ist davon auszugehen, dass es mittelfristig
hauptsächlich zwei Szenarien für die Nutzung sozialer Netzwerke
gibt – am Arbeitsplatz und mobil. Daher werden sich die Netzwerke
zunehmend auf die mobilen Nutzer einstellen und Gestaltung und
Funktionen für diese optimieren. Gleichzeitig wird es darum gehen,
diese mobilen Nutzer passgenau mit Botschaften anzusprechen – hier
kommen dann wieder die oben skizzierten Location Based Services
ins Spiel.
Auch die ausgetauschten Inhalte werden sich der neuen Nutzungssituation anpassen. Es wäre nicht überraschend, wenn mobile Ver-
39
abredungen zukünftig nicht mehr via SMS sondern über die mobile
Nutzung sozialer Netzwerke erfolgen. Wer also heute überlegt, wie
sich soziale Netzwerke sinnvoll in Kampagnen integrieren lassen, der
sollte direkt die mobile Nutzung mitdenken, um gleich den nächsten
Schritt zu machen.
Wo stehen wir in 24 Monaten?
Wo stehen wir also in 24 Monaten? Vor allen Dingen näher am
Nutzer. Die Kommunikation und das Marketing werden persönlicher,
direkter und lokaler, das lässt sich unter Berücksichtigung der skizzierten Trends sicherlich vorhersagen. Das soziale Netzwerke noch
weiter Fuß fassen werden, steht außer Frage und so manch anderer
vermeintlicher Trend liegt doch eher im Reich der Spekulation. In
diesem Sinne kann es nur heißen „Den Weg zum Nutzer suchen und
darüber die Zukunft der Social Media, Buzz & Viral Kommunikation
finden“.
MyMuesligrafik
EXPERTEN
EXPERTEN
Christian Artopé, Unitleitung, Aperto AG
Christian Artopé ist seit Januar 2008 bei der Aperto AG tätig. Der
38-jährige Diplom-Volkswirt ist verantwortlich für die Kundenberatung sowie die Neugeschäftsentwicklung und Strategie. Schwerpunkte
liegen in der Betreuung von Kampagnen und im Wissenschaftsmarketing. Zuvor war er in der internationalen Kampagnenkoordination der
Scholz & Friends Group tätig.
Sandra Griffel, Director User Experience, denkwerk
Sandra Griffel ist Director User Experience bei denkwerk. Sie ist seit
über zehn Jahren in der Internet-Branche in den Bereichen Konzeption, Kreation und Ideenentwicklung tätig. Als Spezialistin für Social
Media Kommunikation verbindet die studierte Germanistin Erkenntnisse aus der Kognitionswissenschaft mit Einsichten aus dem Service
Design und absatzorientierten Fragestellungen.
Malte Hasse, Geschäftsführer, A&B FACE2NET GmbH
Malte Hasse ist Geschäftsführer der A&B FACE2NET GmbH, Agentur
für digitale Kommunikation aus Berlin. Im BVDW engagiert er sich als
stellvertretender Fachgruppensprecher der Fachgruppe Agenturen.
Der 38-jährige studierte Kommunikationswissenschaftler ist seit 2001
beruflich in der digitalen Kommunikation unterwegs. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Public Issues und insbesondere Social
Media.
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Sascha Martini, Managing Director, Neue Digitale /Razorfisch GmbH
Sascha Martini war nach seinem Studium der Literatur-, Medien- und
Sprachwissenschaft als CEO bei Bassier, Bergmann & Kindler tätig.
2008 gewann Neue Digitale / Razorfish GmbH ihn für das Unternehmen an der Spree. In Berlin verantwortet er nun als Managing Director den Bereich Strategie und Beratung.
Markus Willnauer, Geschäftsführer, Cohen + West
Markus Willnauer ist Geschäftsführer und Gesellschafter von Cohen
+ West, einer auf Social Media Kommunikation spezialisierten Agentur in Hamburg. Der Diplom-Volkswirt startete seine Karriere in der
Medienvermarktung bei der IP Deutschland. 1999 baute er das deutsche Media Geschäft für DoubleClick, 2002 für Advertising.com auf
und startete 2004 die Performance-Media Agentur Value Mountain.
MyMuesligrafik
Bundesverband Digitale Wirtschaf t (BVDW) e.V.
Bundesverband
Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. ist die Interessenvertretung für Unternehmen im Bereich interaktives Marketing,
digitale Inhalte und interaktive Wertschöpfung.
Der BVDW ist interdisziplinär verankert und hat damit einen ganzheitlichen Blick auf die Themen der digitalen Wirtschaft.
Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Effizienz und Nutzen digitaler
Medien transparent zu machen und so den Einsatz in der Gesamtwirtschaft, Gesellschaft und Administration zu fördern.
Im ständigen Dialog mit Politik, Öffentlichkeit und anderen Interessengruppen stehend, unterstützt der BVDW ergebnisorientiert, praxisnah und effektiv die dynamische Entwicklung der Branche.
Die Summe aller Kompetenzen der Mitglieder, gepaart mit den definierten Werten und Emotionen des Verbandes, bilden die Basis für
das Selbstverständnis des BVDW.
Wir sind das Netz.
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Impressum
Digitales Marketing mit
Social Media, Viral und Buzz
Herausgeber
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
Berliner Allee 57
40212 Düsseldorf
Telefon: 0211 600456-0
Telefax: 0211 600456-33
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bvdw.org
Geschäftsführerin
Tanja Feller
Präsident
Arndt Groth
Kontakt
Fachgruppe Agenturen im BVDW
Ramona Laughton, Fachgruppenmanager
E-Mail: [email protected]
Vereinsregisternummer
Vereinsregister Düsseldorf VR 8358
Rechtshinweise
Alle in dieser Veröffentlichung enthaltenen Angaben und Informationen wurden vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
sorgfältig recherchiert und geprüft. Diese Informationen sind ein
Service des Verbandes. Für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität können weder der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW)
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beteiligten Unternehmen die Haftung übernehmen. Die Inhalte dieser
Veröffentlichung und/oder Verweise auf Inhalte Dritter sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung von Informationen oder
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durch den Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. bzw. die
Rechteinhaber (Dritte).
Ausgabe
Erstausgabe
ISBN-Nummer
ISBN 978-3-942262-18-7
Herausgegeben von
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
Berliner Allee 57 | 40212 Düsseldorf
Tel 0211 600456-0 | Fax 0211 600456-33
[email protected] | www.bvdw.org
ISBN 978-3-942262-18-7
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