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Genitaler Herpes (HSV 1 & 2)
Klinik .......................................................................................................................................................................................
Diagnostik ...............................................................................................................................................................................
Spezifische Therapie ...............................................................................................................................................................
Partnerinformation / Behandlung ............................................................................................................................................
Info / Quellen ...........................................................................................................................................................................
Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie
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Guideline: Genitaler Herpes (HSV 1 & 2)
07.04.2017
Klinik
Klinik unspezifisch
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Oft atypische Verläufe, Ulzera, chronisch
Typisch: rezidivierender Verlauf
Bei Hautproblemen im Schambereich immer an HSV denken
Primäre HSV-Infektion
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Inkubationszeit 4-7 d, Symptomdauer 2-3 Wochen
>Hälfte haben keine Primo-Symptomatik
initial: Erythem
Multiple schmerzhafte Bläschen, welche sekundär ulzerieren, schmerzhafte LK-Schwellung
Allgemeinsymptome (ca. 50%): Müdigkeit, Fieber, Myalgien, Kopfschmerzen
Rezidivierende HSV-Infektion
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Auch kurze Episoden mit Virussekretion alleine
Prodromi möglich (genit. Jucken)
Schmerzhafte Bläschen oder Ulcus, ev. Fissuren
Meist weinige Tage Dauer
Extragenitale Symptome
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Aseptische Meningitis
Harnverhalt bei lumbosakrale Radikulomyelitis
Proktitis
Auch eine asymptomatische HSV-Infektion kann ansteckend sein.
Diagnostik
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Primär klinische Diagnose, bei Erstmanifestation immer Erreger-Diagnostik
Bläschenflüssigkeit oder Abstrich des Ulkus
PCR, Abstrich aus nässenden Läsionen (hohe Sensitivität & Spezifität, jedoch Kosten von CHF 180 plus CHF 25
Laborpauschale)
Kultur (Sensitivität 50%)
Serologie nur für ausgewählte Fragestellungen sinnvoll (lebenslang positiv)
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Spezifische Therapie
Primäre HSV-Infektion:
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Valacyclovir 1000 mg alle 12 h p.o. 7-10 d oder (Kosten für 10 d: 85.- CHF)
Acyclovir 400 mg alle 8 h p.o. 7-10 d (Kosten für 10 d : 50 CHF)
Behandlung bringt keine Eradikation der latenten HSV-Infektion oder Risikoreduktion einer erneuten Episode.
Rezidivierende HSV-Infektion
falls nur wenige Episoden, episodengebundene Therapie vorziehen
Bei etabliertem Rezidiv (meist Therapie zu spät, wenig wirksam)
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Guideline: Genitaler Herpes (HSV 1 & 2)
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07.04.2017
Valacyclovir 1g alle 24 h, 5 d (oder 500 mg 12-stdl, 3 d)
Selbstmedikation, (bevorzugt) Beginn bei ersten Anzeichen!
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Famciclovir 1000 mg, 2 Dosen im Abstand von 12 h
Valacyclovir 1000 mg, 2 Dosen im Abstand von 12 h
Suppressive Therapie diskutieren bei gehäuften Episoden und grossem Leidensdruck
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Valacyclovir 500 mg (od. 1g) alle 24 h
Alternativen:
Acyclovir 400mg alle 12 h
Famciclovir 250mg alle 12 h
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Dauer der suppressiven Therapie zunächst mal für 6-12 Monate, dann erneut evaluieren.
Achtung: Suppressive Dauer-Therapie senkt das Übertragungsrisiko auf den Partner (im Gegensatz zur intermittierenden
Therapie)
Partnerinformation / Behandlung
Grundsätze
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Zeitgleiche Behandlung der regelmässigen Sexualpartner ist Voraussetzung für langfristigen Therapieerfolg.
Den meisten Menschen fällt die Partnerinformation schwer, wegen 1. Scham und 2. der Angst, den Partner oder die
Partnerin zu verlieren.
Je enger das sexuelle Netzwerk, desto stärker rückt das Eigeninteresse bei der Partnerinformation in den Vordergrund.
Diese Motivation ist nicht zu unterschätzen.
Grundlage jeder Partnerinformation ist eine umfassende Sexualanamnese.
Methoden der Partnerinformation
1. Patient kennt die Partner, möchte sie informieren
Patient informiert Partner und schickt diese zum selben Arzt
► beste, bevorzugte Methode, falls möglich.
Patient informiert Partner, Verlauf Nachkontrolle unbekannt
► unbefriedigend. Besser: Notiz mitgeben, nachbehandelnder Arzt soll sich zur Rücksprache bei der Instanz der
Erstdiagnose melden
2. Patient kennt die Partner, möchte aber nicht informieren
Patient gibt Kontaktinformation an den Arzt weiter; dieser informiert die möglichen Indexpersonen ohne seine
Informationsquelle anzugeben.
3. Patient kennt die Partner nicht, aber den Ort der Infektion
Kommerzieller Sexort - Bordell, Sauna, Sexkino, Darkroom:
► Evtl. Betreiber informieren, damit dieser z.B. einen Aushang macht für eine Testempfehlung.
Private Sexparty, Swingerclub, etc.:
► Evtl.Telefonnummer des Organisators erfragen, damit dieser ggf. die weitere Partnerinformation übernimmt.
Bei allen anderen Orten erfolgen in der Regel keine weiteren Massnahmen.
In Einzelfällen Besprechung je nach Situation mit Kantonsarzt, etwa bei lokalen Ausbrüchen (z.B. sexuell
übertragene Hepatitis A, Shigellen)
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Tips zur Partnerinformation
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Konkrete Sprache benutzen. Statt vage von Sex konkret von Sexualpraktiken sprechen: z.B. "Oralverkehr" ("Blasen",
"Lecken"), "Analverkehr" ("eindringend/aufnehmend", "Sind Sie beim Analverkehr der eindringende oder aufnehmende
Partner oder beides?" statt "aktiv/passiv")...
Oralverkehr immer separat und gezielt ansprechen. Wird von vielen nicht als "Sex" begriffen.
Deutlich machen, dass es bei STI auch um "geschützte" Kontakte geht. Patienten geben häufig nur die Partner an, mit
denen sie "ungeschützte" Kontakte hatten.
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Guideline: Genitaler Herpes (HSV 1 & 2)
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07.04.2017
Präventionsbotschaften verdeutlichen ("Kondome schützen nur vor Schwangerschaft und HIV")
Unterstreichen, dass STI häufig asymptomatisch sind, vor allem "im Hals", "anal" und "vaginal".
Unterstreichen, dass Partner nicht warten sollen, bis sie Symptome haben oder sie ebenfalls positiv gestestet wurden.
Offene Fragen stellen: "Wen werden Sie informieren?" - "Übernehmen Sie die Benachrichtigung selbst oder soll ich das für
Sie tun?"
Medikamente für die Partnerbehandlung können auch mitgegeben werden.
Therapie
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Partnertherapie bei bakteriellen / parasitären STI ist in aller Regel eine empirische Therapie ► keine Testung der
Sexualpartner, bzw. vor Tx nicht erst Testergebnisse abwarten
Möglichst zeitgleiche Therapie mit demselben Antibiotikum. Fortgesetzte Sexualkontakte zwischen den gleich(zeitig)
behandelten Partnern sind möglich.
Ausnahmen von dieser Regel sind z.B. Syphilis, wenn der letzte Sexualkontakt mehr als 90 Tage zurückliegt.
Keine Partnerbehandlung bei viralen STI wie HIV, Virushepatitis, Genitalherpes, Condylomata ...
Zeitfenster - wie welche Sexualpartner sollen informiert werden?
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Grundregel: Das Zeitfenster ist für bakterielle Infektionen kürzer als für virale; für symptomatische kürzer als für
asymptomatische; bei der Syphilis stadienabhängig (Primäre < Sekundäre Lues < Lues latens usw.)
Ulcus molle: bis 10 Tage vor Symptombeginn
Symptomatische Gonorrhoeo: 10 bis 30 Tage vor Symptombeginn
Filzläuse und Skabies: bis 30 Tage vor Symptombeginn
Asymptomatische Gonorrhoe, CT, MG, UU, etc., Donovaniosis: bis 60 Tage
Primäre Syphilis: bis 90 Tage
Sekundäre Syphilis: bis 6 Monate
Info / Quellen
CDC: STD-Guidelines 2015
Rezidivprophylaxe: Corey et al, NEJM 2004
Review-Aritkel Herpes Genitalis: Gnann et al, NEJM 2016
Beachte auch allgemeine Aspekte zu Sexuell übertragbaren Krankheiten
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HIV / Lues-Testung bei entsprechende Exposition
Partnerinformation
Verantwortlicher Autor:
Pietro Vernazza
Erstellt am:
30.01.2013
Letzte Änderung:
07.09.2016
Publizierte Version:
4.0.0
Gültig für:
BAG
(07.09.2016, Pietro Vernazza)
KSSG / Infektiologie
(07.09.2016, Pietro Vernazza)
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