in die Zukunft investieren

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18 Marketing
eigenen Bankfiliale, „Jungen Banken“,
z. B. im Genossenschaftssektor. Aber
entspricht die heutige Generation Jun­
ger Erwachsener tatsächlich noch die­
sem Zielbild? Wie müssen Bankange­
bote ausgestaltet werden, um in der
„Generation Zukunft“ nachhaltig erfolg­
reich zu sein?
Eine konservative, sehr bewusst
lebende Generation
Junge Erwachsene sind eine interessante, aber in sich heterogene Zielgruppe.
DSV
ERFOLGREICH MIT ZIELKUNDENSTRATEGIEN
In die Zukunft
investieren
Junge Erwachsene sind die Kunden der Zukunft. Sparkassen
befinden sich als Marktführer im Jugendmarkt mit einer
starken Filialpräsenz und hohen Beratungskompetenz in der
Pole Position in diesem Segment. Diese gilt es, systematisch
durch geeignete Maßnahmen zu nutzen.
Angesichts einer Vielzahl entspre­
chender Publikationen scheint das The­
ma der Betreuung „Junger Erwachse­
ner“ in Banken und Sparkassen sowohl
theoretisch als auch praktisch ausrei­
chend behandelt. De facto sind am Markt
etablierte Betreuungskonzepte für die­
se spezifische Zielgruppe jedoch unter­
schiedlich erfolgreich. Dies ist u. a.
­darauf zurückzuführen, dass sich in
vielen Kreditinstituten ein Bild dieser
aus demografischen und wirtschaft­
lichen Gründen besonders wertvollen
Kundengruppe fest etabliert hat.
So wird in der Praxis vielfach davon
ausgegangen, dass Junge Erwachsene
> eine homogene Kundengruppe „sui
generis“ repräsentieren,
> stark konsumorientiert leben,
> immer den neusten Trends und aktu­
eller Technik folgen,
> den Computer persönlichen Bezie­
hungen vorziehen,
> Bankgeschäfte inzwischen fast nur
noch online erledigen,
> flotte, jugendliche Banken und Be­
treuer bevorzugen,
> Wert auf bankferne Mehrwertleis­
tungen (Veranstaltungen, etc.) legen,
> nur wenig Absatzpotenzial für Bank-/
Versicherungsprodukte bieten.
Viele Betreuungskonzepte von Banken
und Sparkassen basieren auf diesem
Zielbild. Marketingmaßnahmen stellen
vielfach den „Spaßfaktor“ in den Vor­
dergrund. Die Bandbreite der Maßnah­
men reicht von „jugendlichen Betreu­
ern“ für Junge Erwachsene bis zur
S PARKA S S EN M ARKT M Ä R Z / A P R I L 2 0 0 9
Angesichts einer Vielzahl unterschied­
licher Definitionen Junger Erwachsener
nach Altersklassen wird im Folgenden
eine lebensphasenorientierte Definiti­
on verwendet. Junge Erwachsene haben
ihre Schulausbildung abgeschlossen
und befinden sich in der Fachausbil­
dung oder im Studium bzw. in einer Ori­
entierungsphase. Sie sind zumeist zwi­
schen 18 und 24 Jahre alt.
Aktuelle Verhaltensstudien1 beschrei­
ben Junge Erwachsene als eine pragma­
tische Generation mit konservativen
Werten. Sie verlassen nur zögerlich ihr
Zuhause. Nach dem Auszug steht die
­Sicherung einer stabilen Lebensgrund­
lage im Vordergrund. Eine solide, zu­
kunftsträchtige Ausbildung und eine
solide Karriere haben hohe Priorität.
Die dabei eingeschlagenen Lebenswege
sind unterschiedlich, die Lebenswelten
z. B. von Studenten und Auszubildenden
unterscheiden sich teilweise deutlich.
Junge Erwachsene sind eine in sich he­
terogene Zielgruppe.
Die Familie hat einen hohen Stellen­
wert, gefolgt vom Lebenspartner und
Freunden. Von Desozialisierung durch
den Computer kann demnach in der
Breite nicht gesprochen werden. Den­
noch sind Social Community Sites fest
in das Leben Junger Erwachsener inte­
griert. In entsprechenden Foren und
Blogs werden Beziehungen geknüpft,
Marken und Produkte diskutiert und
konkrete, kaufrelevante Empfehlungen
abgegeben. Das Internet wird gezielt für
die Suche nach Marken, Produkten und
den Angebotsvergleich genutzt. Such­
maschinen und Onlineportale sind von
hoher Bedeutung. Die Herausforderung
im Geschäft mit Jungen Erwachsenen
besteht somit darin, sich sowohl in die
reale als auch in die virtuelle (online)
Welt der Zielgruppe möglichst weitge­
hend zu integrieren.
Junge Erwachsene sind vorausschau­
ende Planer, erfahrene, smarte Konsu­
menten, die gut mit Geld umgehen kön­
nen. Konsum spielt zwar eine große
Rolle, neue Produkte finden stets hohes
Interesse, werden aber oft erst nach er­
folgreicher Markteinführung gekauft,
wenn die Preise bereits zu fallen begin­
nen. Schnelle Käufer werden sogar als
naiv betrachtet.
Dieses rationale Verhalten ist ange­
sichts der in immer kürzeren Abständen
auftretenden Wirtschafts- bzw. Finanz­
krisen und der daraus entstehenden
Marketing 19
­ nsicherheiten auch nicht weiter ver­
U
wunderlich. In Verbindung mit der spe­
zifischen Lebensphase, in der sich Jun­
ge Erwachsene befinden und die durch
Umbrüche und starke Veränderungen
gekennzeichnet ist, entsteht darüber hi­
naus ein ausgeprägtes Sicherheitsbe­
dürfnis.
Die Ausführungen zeichnen ein völlig
anderes Bild Junger Erwachsener als ge­
meinhin angenommen. Tatsächlich ent­
spricht diese Kundengruppe in ihren
grundlegenden Einstellungen und Ver­
haltensweisen bereits der rationalen
„Erwachsenenwelt“. Daraus resultieren
neue Anforderungen an Marketing und
Vertrieb in allen Branchen, insbesonde­
re aber im Bankgeschäft.
Junge Erwachsene, Filialkunden
mit hohen Absatzpotenzialen
Trotz einer generell hohen Onlineaffini­
tät sind Junge Erwachsene gerade im
Bankgeschäft im Gegensatz zu älteren
Kunden unerwartet stark filialaffin 2.
Sowohl für Informationen über Fi­
nanzprodukte als auch für den Ab­
schluss von Girokonten sowie die Ab­
wicklung von Bankgeschäften ist die
Filiale erste Anlaufstelle. Dies ist nach
Befragungen unter anderem darauf zu­
rückzuführen, dass wesentliche Bank­
dienstleistungen für Junge Erwachsene
vielfach kostenlos angeboten werden
und deshalb die Notwendigkeit, für
Preisvorteile in den Onlinekanal aus­
zuweichen, entfällt. Darüber hinaus ist
bei Jungen Erwachsenen jedoch ein
stark ausgeprägter Beratungsbedarf in
Finanz­a ngelegenheiten zu erkennen.
Zukunftsorientierte Finanzplanung, die
die individuelle Lebenssituation be­
rücksichtigt, grundlegende Lebensri­
siken vorausschauend abdeckt und
knappe Haushaltsbudgets angemessen
berücksichtigt hat bei Jungen Erwach­
senen einen sehr hohen Stellenwert.
Den Sparkassen als Marktführer im
Jugendmarkt bietet sich damit aufgrund
ihres gut ausgebauten Filialvertriebs in
Verbindung mit dem Sparkassen-Fi­
nanzkonzept eine exzellente Vertriebs­
chance in dieser zukunftsträchtigen
Kundengruppe. Dies gilt umso mehr, als
die Abschlussbereitschaft und Nut­
zungsquote Junger Erwachsener gerade
bei beratungsintensiven Cross-SellingProdukten deutlich höher sind, als viel­
fach angenommen wird. So führt das
hohe Sicherheitsbedürfnis zu einer ho­
hen Durchdringung mit margenstarken
Versicherungsprodukten in dieser Kun­
dengruppe.
Diese Potenziale werden heute viel­
fach von unabhängigen Finanzdienst­
leistern abgeschöpft, denen es gelingt,
in der entscheidenden Orientierungs­
phase Junger Erwachsener näher am
Kunden zu sein. Gleichzeitig verlieren
insbesondere die Sparkassen in der Ziel­
gruppe Kunden an Wettbewerber (Bade­
wanneneffekt). Was können Sparkassen
tun, um ihre Leistungsangebote gezielt
zu verbessern?
Erfolgreiche Betreuung ­
Junger Erwachsener
Abb. 1: Ausgeprägte Filialaffinität Junger Erwachsener
Abb. 2: Hohe Vertriebspotenziale in der Zielgruppe Junge Erwachsene
S PARKA S S EN M ARKT M Ä R Z / A P R I L 2 0 0 9
Eine nicht repräsentative Umfrage un­
ter Jungen Erwachsenen zeigt Ansatz­
punkte im persönlichen Vertrieb in der
Filiale sowie im Internet. Grundsätzlich
wollen Junge Erwachsene von Banken
und Sparkassen als vollwertige Kunden
wahrgenommen und behandelt werden.
Sie stellen hohe Ansprüche an die Quali­
tät ihres Bankpartners. In der Beratung
erwarten sie aufmerksame, interessier­
te und zuvorkommende Gesprächspart­
ner, die sich ausreichend Zeit für sie
nehmen. Ein „optimaler Berater“ ist
knapp unter 50 Jahre alt und hat selber
Kinder in der entsprechenden Alters­
gruppe. Repräsentative Studien2 stützen
diese Aussagen. Junge Erwachsene er­
warten keine „jugendlichen Banken“,
sondern seriöse Bankpartner mit hoher
Kompetenz in Beratung und Finanzpla­
nung.
Darüber hinaus ist für Junge Erwach­
sene das Internet als Informations- und
Kommunikationsmedium sehr wichtig.
Auch wenn Bankgeschäfte in der Ziel­
gruppe bevorzugt persönlich erledigt
werden, ist eine Integration der Leis­
tungsangebote von Banken und Spar­
kassen in die „virtuelle Welt“ unver­
zichtbar, um Kontakte zu etablieren,
Zugangswege zu schaffen und letztlich
Produktabschlüsse vorzubereiten bzw.
auch zu ermöglichen.
Erfolgreiche Betreuungskonzepte in
der Zielgruppe Junge Erwachsene ba­
sieren auf einem abschlussorientierten
Filialvertrieb. Entscheidend sind eine
frühzeitige Ansprache der Zielkunden
bereits im Jugendmarkt und eine darauf
>>
20 Marketing
auf bauende lückenlose und intensive
Betreuung während der Ausbildungs­
phase bzw. dem Studium bis ins Berufs­
leben. Marketingbudgets sollten gerade
in dieser entscheidenden Orientierungs­
phase Junger Erwachsener konzentriert
werden. Gleichzeitig sollte der Vertriebs­
druck z. B. durch Refokussierung von
Zielvereinbarungen und bedürfnisori­
entierte Vertriebskampagnen zu The­
men wie Finanzplanung, Zukunftssi­
cherung, Altersvorsorge, etc. spürbar
erhöht werden. Darüber hinaus sollte
der Onlinevertrieb gezielt auf die Be­
dürfnisse Junger Erwachsener zuge­
schnitten werden.
In der Praxis kann eine erfolgreiche
Betreuung Junger Erwachsener bereits
durch gezielte Weiterentwicklung bzw.
Erweiterung der in Sparkassen bereits
bestehenden Betreuungskonzepte auf
Basis des Sparkassen-Finanzkonzepts
umgesetzt werden. Hierbei sollten alle
Facetten des Marketingmix genutzt wer­
den.
Folgende Erfolgsfaktoren sind dabei
im Wesentlichen zu berücksichtigen
(vgl. Abbildung 3):
1. Potenzialorientierte
­Kundensegmentierung
Nicht jeder Kunde ist König – das gilt
auch für die Zielgruppe Junge Erwach­
sene. Sparkassen sollten sich auf poten­
zialträchtige Gruppen wie Studenten
technischer bzw. wirtschaftlicher Fach­
richtungen oder Auszubildende in tech­
nischen bzw. kaufmännischen Berufen
konzentrieren. Bei der Klassifizierung
sollte dabei grundsätzlich weniger auf
gegenwärtige, als potenzielle Deckungs­
beiträge dieser Kunden abgestellt wer­
den.
Durch die frühzeitige Identifizierung
dieser attraktiven Kunden (z. B. durch
Studienbescheinigungen) und Zuord­
nung zu den betreffenden Kunden­
betreuern (z. B. Zuschlüsselung von
­Medizinstudenten zu Kundenberater
Heilberufe bzw. Freiberufler) kann früh­
zeitig eine persönliche Beziehung zu
den Jungen Erwachsenen hergestellt
und systematisch entwickelt werden –
Voraussetzungen für eine Bindung und
Abschirmung dieser attraktiven Kun­
den gegen Wettbewerber. Ein strin­
gentes Zuschlüsselungs- bzw. Überlei­
tungssystem nach objektiven Kriterien
wie z. B. Fachgruppen bei Studenten
stellt sicher, dass Junge Erwachsene
stets den richtigen Ansprechpartner für
ihre Bedürfnisse finden.
2. Spezifisches Preis-/Leistungskonzept
Ein erfolgreiches Produktangebot für
Junge Erwachsene muss die spezi­
fischen lebensphasenbezogenen Be­
dürfnisse dieser Zielgruppe vollständig
abdecken. Im Vordergrund sollte die Lö­
sung, nicht das Einzelprodukt stehen.
So können elementare Lebensrisiken
z. B. durch Versicherungsbundles als
„Rundum-Sorglos-Pakete“
abgedeckt
werden. Die Inanspruchnahme der
Leistungen und deren entsprechendes
Pricing sollten grundsätzlich flexibel
sein, d. h. eine Veränderung von Bei­
tragszahlungen bzw. Zahlungspausen
ermöglichen und auch im Nachhinein
Aufstockungen ermöglichen, z. B. wenn
aus der Familie eine Sonderzahlung an­
steht.
Als ein mögliches Leadprodukt für
Junge Erwachsene kann über das in
Heft 1/2009 beschriebene Vorteilspro­
gramm nachgedacht werden. Hier wird
ein kostenpflichtiges Girokonto intelli­
gent mit monetären Anreizen (Geldprä­
mien, etc.) beim Kauf weiterer Bank- und
Versicherungsprodukte verknüpft. Auf
diese Weise haben Junge Erwachsene
Abb. 3: Weiterentwicklung bestehender Betreuungskonzepte in allen Facetten des
­Marketingmix
S PARKA S S EN M ARKT M Ä R Z / A P R I L 2 0 0 9
konkrete, rechenbare Anreize, ihre fi­
nanzielle Grundausstattung bei ihrer
Sparkasse zu tätigen, und die Sparkas­
sen realisieren im Gegenzug Deckungs­
beiträge aus Kontogebühren und CrossSelling.
Neben dem reinen Produktangebot
­legen Junge Erwachsene Wert auf kar­
rierefördernde Zusatzleistungen wie
­Bewerbertrainings und Praktikanten­
börsen. Hier bietet sich den Sparkassen
die Chance, sich als Leistungsintegrator
über das normale Bankgeschäft hinaus
zu positionieren. Der Fokus der Zusatz­
leistungen sollte aufgrund der beschrie­
benen Leistungsansprüche Junger Er­
wachsener (Wunsch nach seriösem
Bankpartner ohne „Spaßfaktor“) auf
wertstiftenden Maßnahmen liegen.
Gerade bei Jungen Erwachsenen ist
eine Preisdifferenzierung zwischen der
Filial- und Onlinewelt vorzunehmen.
­E inerseits besteht aufgrund der nach
wie vor hohen Filialorientierung dieser
Kunden eine nicht zu unterschätzende
Zahlungsbereitschaft für persönliche
und wertige Dienstleistungen. Anderer­
seits wird vorausgesetzt, dass Online­
käufe deutlich günstiger sind als Käufe
im stationären Vertrieb. Produktange­
bot und Pricing können durch Marktstu­
dien (Marktforschung) in der Zielgruppe
exakt auf die individuellen Bedürfnisse
Junger Erwachsener zugeschnitten
­werden. Um vorhandene Preisspielräu­
me möglichst umfassend auszuschöp­
fen, aber gleichzeitig keine sensiblen
­P reisschwellen zu verletzen (Abwan­
derungsgefahr), können insbesondere
Lead­produkte durch Conjoint-Analysen
feinkalibriert werden.
3. Betreuung im
persönlichen V
­ ertrieb
Eine zukunftsorientierte Finanzpla­
nung hat einen hohen Stellenwert für
Junge Erwachsene. Hier sind die Spar­
kassen mit dem Sparkassen-Finanz­
check bereits gut aufgestellt. Die aus
dem Sparkassen-Finanzcheck resultie­
renden Expertenempfehlungen müssen
an eine möglicherweise veränderte bzw.
erweiterte Produktpalette für Junge Er­
wachsene angepasst werden.
In der Vertriebssteuerung sollten Jun­
ge Erwachsene einen höheren Stellen­
wert zugemessen bekommen. Durch
entsprechende Verzielung können Be­
treuer gezielt dazu motiviert werden,
diese zukunftsträchtige Kundengruppe
mit entsprechend hohem Vertriebs­
druck zu bearbeiten. Ein Schwerpunkt
sollte auf der frühzeitigen Durchdrin­
gung der Zielgruppe mit Ankerpro­
dukten liegen. Dies können z. B. Riester­
verträge, SHU-Versicherungen oder
auch Kontenpakete mit attraktiver Kre­
ditkarte, Dispo (Bonität vorausgesetzt)
bzw. Vorteilsprogramm sein. Vertriebs­
organisatorisch kann eine zusätzliche
Mobilisierung des Vertriebs geprüft
Marketing 21
werden, da gerade Junge Erwachsene
Produktabschlüssen zu Hause gegenü­
ber offen sind, was den Erfolg unabhän­
giger Finanzdienstleister in der Ziel­
gruppe zum Teil erklärt.
4. Positionierung im
­Onlinevertrieb
Neben dem stationären Vertrieb ist eine
starke Präsenz der Sparkassen im Onli­
nevertrieb unverzichtbar. Dies kann
z. B. durch Einrichtung zielgruppenspe­
zifischer Websites im Finanzportal der
Sparkassen geschehen. Diese Sites
­können gezielt u. a. zur Platzierung von
Produkten, Informationen und Online­
planungstools genutzt werden. Eine Po­
sitionierung in entsprechenden Such­
maschinen bzw. übergeordneten Por­
talen ist sicherzustellen. Durch einen
gut ausgebauten Onlinevertrieb werden
Junge Erwachsene in die Lage versetzt,
immer und überall mit ihrer Sparkasse
zu kommunizieren, Informationen und
Angebote zu bekommen und Transakti­
onen zu tätigen. Dies entspricht in ho­
hem Maße der Lebenswirklichkeit und
den Ansprüchen dieser Zielgruppe.
Eine Verzahnung zwischen Online­
vertrieb und Filialvertrieb ist im Rah­
men des Multikanalmanagements si­
cherzustellen.
5. Systematische
­Verkaufsförderung
Junge Erwachsene reagieren sehr gut
auf personalisierte Informationen (z. B.
Newsletter, Zinswecker, etc.) und indivi­
duelle, an die jeweilige Lebenssituation
angepasste Angebote. Die Ansprache
kann über alle Informationskanäle er­
folgen. Neben klassischen Vertriebs­
kampagnen, die entsprechend den
­E instellungen, Verhaltensweisen und
Bedürfnissen der Zielgruppe zu gestal­
ten sind, ist insbesondere die OnlineKommunikation (im geschützten Be­
reich des Online-Bankings, auf der
Website, per E-Mail, etc.) wichtig. Hierzu
sind entsprechende Maßnahmen bzw.
Tools zu entwickeln.
Wichtig für den Erfolg ist die frühzei­
tige Erkennung der „magic moments“
im Leben Junger Erwachsener. So
sollten Anschreiben nicht erst zum 18.
Geburtstag erfolgen, sondern ggf. auch
schon früher nach Abschluss der Schule
bzw. während der anschließenden Ori­
entierungsphase. Auf diese Weise kann
sichergestellt werden, dass die Sparkas­
sen bereits zu einem frühen Zeitpunkt
im Bewusstsein der Jungen Erwachse­
nen verankert werden, bevor Wettbe­
werber überhaupt die Chance haben,
Kontakt herzustellen.
Personalisierung bzw. Individualisie­
rung setzt eine umfassende Kunden­
kenntnis voraus. Neben gezielten Markt­
forschungsaktivitäten,
klassischem
Data-­M ining und ggf. Datenankauf ist
hierzu in erster Linie die aktive Mitwir­
kung des operativen Vertriebs gefor­
dert. Durch engen Kundenkontakt in
einer entscheidenden Lebensphase wer­
den nicht nur Absatzpotenziale ausge­
schöpft und Bindungswirkung erzielt,
sondern darüber hinaus auch wertvolle
Informationen für die gezielte Weiter­
betreuung Junger Erwachsener gesam­
melt (CRM-Daten).
6. Offensive Marktkommunikation
In der Praxis wird oft angeführt, dass
die Marke „Sparkasse“ für Junge Er­
wachsene nicht ausreichend attraktiv
sei und allein schon deshalb eine Ab­
wanderung Junger Erwachsener zu
Wettbewerbern nicht zu vermeiden sei.
Dies verwundert, da Markenkernwerte
der Sparkassen wie Nähe, Kompetenz,
Sicherheit und Seriosität den Anforde­
rungen der Zielgruppe an ihre Bank­
partner ziemlich genau entsprechen.
Gleichzeitig verfügen die Sparkassen
über mehr als ausreichende Möglich­
keiten, um ihren Kunden attraktive und
wettbewerbsfähige Angebote anzubie­
ten. Die Ursache für die o. g. These könnte
deshalb in einer im Vergleich zum Wett­
bewerb eher zurückhaltenden Posi­
tionierung und Kommunikation der
Sparkassen in der Zielgruppe Junge Er­
wachsene liegen.
Deshalb sollte im Rahmen eines Ziel­
kundenkonzepts über offensivere Kom­
munikationsmaßnahmen nachgedacht
werden, die die Leistungsfähigkeit der
Sparkassen klar herausstellen. Ansatz­
punkte für erfolgversprechende Maß­
nahmen im Segment Junge Erwachsene
bieten sich genug. Diese reichen von ei­
ner ausgefeilten Onlinekommunikation
mit Präsenz in unabhängigen Portalen
und Foren über selektive Maßnahmen
„below-the-line“ wie z. B. Bewerbercoa­
chings bis hin zu einem abschlussorien­
tierten Empfehlungsmarketing, dass
die hohe Resonanz positiver Anbieterbzw. Produktempfehlungen in der Ziel­
gruppe abschöpft.
In diesem Zusammenhang sei kurz
die derzeitige Allokation von Marketingbzw. Werbemittelbudgets in Abhängig­
keit verschiedener Altersklassen er­
wähnt. Derzeit erkaufen sich Sparkassen
unter hohem Aufwand hohe Marktan­
teile im Jugendmarkt. Wettbewerber
verhalten sich demgegenüber sehr ab­
wartend und konzentrieren Marketing­
budgets eher in der Ausbildungsphase
18+. Dies führt dazu, dass in der für die
Wahl des Bankpartners entscheidenden
Lebensphase Wettbewerber oftmals
zielgruppengerechtere Angebote mit
höherem Werbedruck im Markt haben
als Sparkassen. Die Folge: Verlust von
Marktanteilen, vor allem in potenzial­
trächtigen Kundengruppen, Badewan­
neneffekt. Sparkassen tragen damit
quasi die Investitionen in den Auf bau
von Kundenbeziehungen, Wettbewer­
S PARKA S S EN M ARKT M Ä R Z / A P R I L 2 0 0 9
SCHNELL INFORMIERT
1. Junge Erwachsene wollen ernst genommen werden, sie sind entgegen
vieler Meinungen sehr pragmatisch
und konservativ eingestellt. Sie befinden sich in einer Orientierungsphase und sind eine in sich heterogene Zielgruppe.
2. Das Internet wird von den jungen
Kunden zwar verstärkt nicht nur als
Informations- und Kommunikationsmedium genutzt, die Filiale bleibt
aber trotzdem die erste Anlaufstelle.
Sie erwarten dort einen serösen,
kompetenten Bankberater mittleren
Alters.
3. Produktangebote für Junge Erwachsene müssen die lebensphasenbezogenen Bedürfnisse des Einzelnen
berücksichtigen und sich flexibel der
Lebenssituation anpassen lassen. Neben der hier wichtigen Online-Kommunikation kann die Ansprache über
alle Informationskanäle erfolgen.
ber schöpfen die Kunden in der Ausbil­
dungsphase bzw. während des Studi­
ums ab. Sparkassen sollten deshalb
grundsätzlich über eine Reallokation
ihrer Marketingbudgets nachdenken.
Fazit
Sparkassen als Marktführer im Jugend­
markt befinden sich Dank ihrer Marke,
ihrer starken Filialpräsenz und ausge­
prägten Beratungskompetenz schon
heute in der Pole-Position im Wettbe­
werb um Junge Erwachsene. Durch ein
Zielkundenkonzept für Junge Erwach­
sene, das auf Basis des Sparkassen-Fi­
nanzkonzepts die oben skizzierten Er­
folgsfaktoren für die Betreuung und
Entwicklung der Jungen Erwachsenen
gezielt weiterentwickelt, kann die aktu­
elle Position der Sparkassen gegenüber
Wettbewerbern allein durch Fokussie­
rung auf Kernkompetenzen jedoch noch
deutlich ausgebaut werden. Kundenver­
luste und Badewanneneffekt müssen
nicht sein, Sparkassen haben beste Aus­
sichten, den Wettbewerb um die „Ziel­
gruppe Zukunft“ für sich zu entschei­
den.
Jörg Baston, Carsten C. Wendt
Frankfurt am Main
1 Microsoft,
Young
Adults
Revealed
(09/2008). Weltweite Verhaltensstudie,
n = 12 603 Junge Erwachsene in der Alters­
gruppe 18 bis 24 Jahre.
2 Quelle: Investors Marketing Management
Consultants: Marktstudie „Differenzie­
rungsstrategien im Preiswettbewerb“
(2008/2009); n = 1200, darunter n = 100 in
der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre.
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