Präbiotika - heute werden sie "spezielle Ballaststoffe" genannt Prä- oder Prebiotika sind Ballaststoffe, die unverdaut in den Dickdarm gelangen und dort von den Darmbakterien abgebaut werden. Häufig werden Lebensmittel Inulin oder Oligofruktose zugesetzt. Diese Präbiotika finden sich in Backwaren, Milcherzeugnissen, Fruchtsäften und Müsliriegeln, aber auch in Säuglingsnahrung, Süßwaren oder Nahrungsergänzungsmitteln. Im Dickdarm werden sie fast ausschließlich von Bifidobakterien als Nahrung genutzt. Sie sollen so das Wachstum dieser günstigen Bakterien im Darm fördern, das von unerwünschten Bakterien hemmen und positiv auf die Verdauung wirken. Vorteile für den Hersteller? Für die Hersteller sind die technologischen Eigenschaften von den Oligosacchariden interessant: Inulin bindet Wasser und wird als Verdickungsmittel eingesetzt. Der leichte Süßgeschmack ermöglicht es, andere Süßungsmittel zu reduzieren. Im Mund vermittelt Inulin einen cremigen, sahnigen Geschmackseindruck und wird deshalb in fettarmen Milchprodukten verwendet. Damit können kalorienreduzierte Lebensmittel angeboten werden. Werbung mit der Gesundheit Jede gesundheitsbezogene Werbung auf Lebensmitteln muss im Rahmen der Health Claims Verordnung zugelassen werden. Bei der Bewertung der Werbung mit gesundheitlichem Bezug durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA wurden auch die Angaben zu Inulin und Oligofruktose überprüft. Da die Hersteller die ausgelobte "präbiotische" Wirkung nicht ausreichend belegten bzw. die Stoffe nicht genau definierten, wurden die Werbesprüche wie "zum Erhalt der Darmflora" oder "verbessert die Verdauungsfunktion" verboten. Mit gesundheitlichen Wirkungen der Ballaststoffe aus Roggen, Hafer oder Zuckerrübenfasern dagegen darf geworben werden mit: "tragen zur normalen Verdauungstätigkeit bei" oder "erhöhen das Stuhlvolumen", wenn mindestens 6 Gramm je 100 g festem oder 3 Gramm pro 100 ml flüssigem Lebensmittel enthalten sind. Bei Ballaststoffen wie Beta-Glucan darf darauf hingewiesen werden, dass sie dazu beitragen können, einen normalen Blutcholesterinspiegel aufrechtzuerhalten. Unerwünschte Wirkung Chicorée, Hülsenfrüchte, Schwarzwurzeln, Topinambur und Zwiebel u. a. enthalten von Natur aus präbiotische Stoffe. Je nach Essgewohnheiten können pro Tag 2 bis 11 Gramm davon aufgenommen werden. Tagesmengen von bis zu 30 Gramm Präbiotika sind im Allgemeinen nebenwirkungsfrei. Bei empfindlichen Personen können allerdings schon weniger als 10 Gramm am Tag Blähungen oder Durchfälle auslösen, besonders bei der Aufnahme in flüssigen Lebensmitteln wie Frühstücksdrinks. Säuglingsanfangsnahrung mit Präbiotika Ein Teil der Säuglingsanfangsnahrungen enthält präbiotische Oligosaccharide (Fructooligosaccharide (FOS) oder Galactooligosaccharide (GOS) Ob diese Zusätze vor Allergien schützen, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Nachteilige Wirkungen wurden allerdings auch nicht verzeichnet. Eine Werbung mit diesen Zusätzen darf nicht erfolgen. Kennzeichnung der Lebensmittel Wird ein Lebensmittel beworben "mit Inulin" oder "mit Oligofruktose" muss der Ballaststoffgehalt angegeben werden. Es müssen mindestens 3 Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm oder mindestens 1,5 Gramm Ballaststoffe pro 100 Kilokalorien im Lebensmittel enthalten sein. Weiter geht es auf der nächsten Seite.... PDF vom 07.04.2017 Präbiotika - heute werden sie "spezielle Ballaststoffe" genannt Dieses Dokument ist aus dem Internet-Auftritt der Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.,Herrenstraße 14, 30159 Hannover Sie finden es im Internet unter: http://www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/link392411A.html Seite 1 Tipp: Eine reichliche Ballaststoffaufnahme ist für die Gesunderhaltung der Darmflora und zur Vermeidung von Darmträgheit sinnvoll. Dazu sind jedoch keine Präbiotika erforderlich. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen pflanzlichen Lebensmitteln, wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten, liefert eine Vielfalt von Ballaststoffen und kann daher wirkungsvoller sein als ein Lebensmittel mit zugesetztem Inulin oder Oligofructose. Zudem machen diese Lebensmittel lange satt! PDF vom 07.04.2017 Präbiotika - heute werden sie "spezielle Ballaststoffe" genannt Dieses Dokument ist aus dem Internet-Auftritt der Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.,Herrenstraße 14, 30159 Hannover Sie finden es im Internet unter: http://www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/link392411A.html Seite 2