Essen in Bangladesch

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Essen in Bangladesch
Ein Thema nach dem ich immer wieder gefragt werde ist das Essen. Dabei kommen Fragen auf wie „Was
essen die Menschen in Bangladesch?“, „Isst du wirklich auch mit den Händen!?“ aber auch „ Schmeckt
dir unser bengalisches Essen?“, „Was isst man denn in Deutschland?“. Ich möchte über Erlebnisse,
Beobachtungen und Empfindungen gegenüber einer anderen Essenskultur berichten. Wenn ich im
Folgenden einen Vergleich anführe, dann ist dieser auf meiner persönlichen Erfahrungen und Lebensverhältnissen beruhend und nicht Allgemein gültig.
Das Essen ist ein wichtiger Teil einer jeden Kultur. Man muss das gesamte kulturelle Umfeld der Ernährung des Menschen betrachten, wie zum Beispiel die Dekoration, Tischsitten, Rituale und Zeremonien
oder regionale Spezialitäten.
In meinem Projekt, der METI- Schule, wird dreimal am Tag warm gegessen. Reis gibt es immer.
Zum Frühstück mit Gemüsen, zum Mittag und Abend zusätzlich mit Fleisch oder Fisch. Das Kochen in
Bangladesch erfordert sehr viel Zeit. Die benötigten Nahrungsmittel werden meist täglich beschafft, entweder auf dem Markt eingekauft oder sie stammen aus dem Eigenanbau. Die Notwendigkeit für das häufige Einkaufen resultiert aus der Tatsache, dass kein Kühlschrank vorhanden ist und somit verderbliche
Nahrungsmittel am selben Tag verbraucht werden müssen. Es wird auch immer frisch gekocht, denn die
Aufbewahrung würde ebenfalls einen Kühlschrank erfordern. Die Zubereitung erfolgt am offenen Feuer,
auf zwei Kochstellen. Der fertige Teile des Gerichts wird warm gehalten. Ist das Essen fertig serviert
der Koch die Speisen im „Dining room“. Reis, Gemüse und Fleisch oder Fisch wird auf dem Teller von
ihm portioniert. Das Fleisch oder der Fisch wurde zuvor in kleinen Teilen zubereitet, da dem Esser kein
Messer zur Verfügung steht. Gegessen wird nämich mit der reinen, rechten Hand . Damit ist es auch
erforderlich, dass das Essen immer lauwarm ist, denn sonst würde man sich die Finger verbrennen. Das
Essen wird auf dem Boden sitzend eingenommen. Die Zeit, die zum Essen verwendet wird, scheint oft
„nur“ zur Nahrungsaufnahme zu dienen. Man fängt nicht zusammen an zu essen und beendet die Mahlzeit auch nicht gemeinsam. Gesprochen wird kaum und sobald der Teller leer ist verlässt ein jeder den
Raum.
Was ich von zu Hause kannte waren verschieden Mahlzeitarten, also zum Beispiel Müsli zum
Frühstück, volle Mahlzeit mit verschiedenen Gängen zu Mittag und ein Vesper am Abend. Gegessen
wurde gemeinsam am Tisch und mit Besteck. Es wurden meist Großeinkäufe für eine Woche getätigt,
um Zeit zu sparen. Das Essen wird oft gemeinsam zubereitet und jeder in der Familie kann die Verantwortung übernehmen. Die Zubereitung der verschiedenen Mahlzeitbestandteile erfolgt parallel auf
verschiedenen Kochplatten oder gar Kochgeräten. Der Fokus liegt immer auf einem gemeinsame Essen
der ganzen Familie und die Zeit wird zum miteinander Reden verwendet.
Allein an diesem kurzen Vergleich kann man sehen, dass wir es hier mit zwei sehr unterschiedlichen
Esskulturen zu tun haben. Eine neue Kultur zu erleben ist immer mit vielen neuen beeindruckenden
Eindrücken aber auch Herausforderungen verbunden. Alleine das Essen mit den Händen zu essen fiel
mir zu Beginn nicht leicht. Mittlerweile würde auch ich sagen, dass man das Essen, wenn man es mit den
Händen isst, viel intensiver wahrnimmt und auch schmeckt. An den Reis zum Frühstück habe ich mich
immer noch nicht gewöhnen können.
In Deutschland gibt es so viele Länderküchen wie in kaum einem anderen Land der Welt. In
Bangladesch wird noch sehr traditionell gekocht. Jedoch findet man auch hier selbst in den kleinen
Shops immer mehr Nudeln von Maggi oder Jogurt von Danone. In Dhaka ist es in vielen Familie schon
selbstverständlich am Tisch mit Besteck internationale Gerichte zu essen.
Bisher kannte ich nur ‚künstlichen‘ Hunger, aber nie Not. Die Sorge oder die Beachtung der ausgewogenen Ernährung war immer sehr wichtig und es wurde auf eine gesunde Ernährung geachtet. Auch in
Deutschland leiden eine halbe Million Kinder Hunger. In Bangladesch jedoch leidet jeder vierte Mensch
unter Hunger. Die Folge von Hunger ist Unterernährung. Wenn die tägliche Nahrung für einen längeren
Zeitraum unter dem Minimum liegt schränkt der Körper körperliche und geistige Aktivitäten ein. Ein
Teufelskreis beginnt, da dem Körper die Kraft zum Arbeiten und somit zur Möglichkeit raus aus der Hungerfalle fehlt. Alle vier Minuten stirbt ein Kind an den Folgen von Unterernährung.
Ich mache mir hier viel mehr Gedanken über das Essen. Das bengalische Essen, wie zum Beispiel Baryani oder Schemai finde ich super lecker. Jedoch vermisse ich auch abwechslungsreiches Essen.
Wenn es einmal selbstgekochte Spagetti gibt oder ich in einem Restaurant in Dhaka Pizza, Lasagne oder
ein Steak essen erinnere ich mich an Zuhause. Es überrascht mich wie viele Gefühle, Empfindungen,
Erlebnisse und Beobachtungen mit Essen und der gesamten Esskultur verbunden sind.
Carolin Nast
Carolin Nast absolviert gerade ihren Freiwilligeneinsatz bei Dipshikha im METI-Projekt.
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