Musik-Küche Speisen und Getränke in und um Noten Als Max Liebermann einmal gefragt wurde, was sein schönstes Kunstwerk sei, antwortete er: »Meine Rühreier mit Schnittlauch.« Der Maler meinte damit keines seiner impressionistischen Bilder, sondern das echte Pfannengericht. Essen wie Trinken sind existenziell, weshalb wir das dazu Notwendige Lebensmittel nennen. Diese Mittel zum Leben prägen uns - »Man ist, was man isst« heißt ein bekanntes Bonmot –; sie regulieren unseren Tagesablauf. Zeiten und Orte der Nahrungszufuhr sind ritualisiert, im Alltag meist anders als an Feiertagen oder im Urlaub. Nicht jeder isst alles und alles trinkt kaum einer. Überhaupt eignet sich nicht alles zum Verzehr. Manches ist giftig, anderes ungenießbar, weiteres kulturell tabuisiert. Sowieso sind die Geschmäcker verschieden, und freiwilliger Verzicht oder verordnete Diät verkleinern die Auswahl. Essen und Trinken ist ein wichtiges Thema. Für jeden. Erst recht und ungerecht für jene Abermillionen, die hungern und dursten. Im Wissen darum ermahnen wir die Kinder: Mit Essen spielt man nicht. Was aber, wenn Künstler/Musiker damit spielen? Wenn Schokolade, Brot, Margarine oder Milch ins Werk einfließen, mit Gemüse und Eiern Konzerte gegeben werden? Natürlich kann man die »Eat Art« ablehnen. Doch alle ihre Varianten zusammen genommen wiegen nichts im Vergleich zu den riesigen Butterbergen, die wir tagtäglich vernichten. Genau das und anderes mehr reflektiert, konserviert und kritisiert die Künstlerküche. Hier entstehen solche Konzepte, überdies viele Rezepte, werden Zutaten zusammengestellt, um mit ihnen ein Gericht, ein Werk zu komponieren – wie kulinarisch oder zäh auch immer. Kunst und Musik kommen am Essen und Trinken nicht vorbei. Wollen sie auch gar nicht. Der Komponist kocht gerne, daheim und für die Bühne, genießt Kaffee oder Tee. Der Musikliebhaber besingt den Wein, das Bier, den Schnaps. Und die Lebensmittelhersteller schätzen die Musik und ihre Produzenten – als Markennamen und Werbeträger. Was nicht alles durch den Magen geht. Eine Ausstellung der KölnMusikStefan Fricke