Informationen zum Oberstufenfach „Philosophie“ (PL) Ist „Philosophie“ (PL) so etwas Ähnliches wie „Praktische Philosophie“ (PP)? - Eindeutige Antwort: Jein! in formaler Hinsicht: teils ja Seit dem Schuljahr 97/98 wird am CBG in den Klassen 9 und 10 das Fach „Praktische Philosophie“ (PP) unterrichtet. Das Fach ist für diejenigen eingerichtet, die nicht am konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen, weil sie konfessionslos sind oder einer nichtevangelischen bzw. nicht-katholischen Religionsgemeinschaft angehören oder aufgrund einer entsprechenden Abmeldung vom Religionsunterricht befreit sind. Entsprechend muss derjenige in der Oberstufe PL als Ersatzfach belegen, der nicht am Religionsunterricht teilnimmt. In Religion und in Philosophie geht es um Orientierungswissen. Dies scheint gerade heute wichtig zu sein, daher schreibt der Gesetzgeber vor, dass man mindestens eines dieser Fächer belegen muss. in formaler Hinsicht: teils nein Pl in der Oberstufe ist nicht nur Ersatzfach für Religion, sondern anders als PP ein eigenständiges Fach, nämlich im gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld. Mit PL kann man also die Belegpflicht für das Aufgabenfeld II abdecken. PL kann aber nicht gleichzeitig Ersatzfach und Fach des II. Aufgabenfeldes sein. Wer Philosophie als Ersatzfach belegt, muss ein zusätzliches Fach aus dem II. Aufgabenfeld wählen. Man kann auch gleichzeitig am Philosophie- und am Religionsunterricht teilnehmen. in inhaltlicher Hinsicht: teils ja Einige in PP behandelten Fragen werden auch in PL wieder aufgegriffen. Vor allem aber ist die Haltung des Weiter- und Hinter-Fragens in PP wie in PL wichtig. in inhaltlicher Hinsicht: teils nein Teilbereiche in PP, die religionskundliche Fragen und gesellschaftliche Wertvorstellungen und -Konflikte betreffen, werden nicht in PL behandelt. Die Palette philosophischer Themen ist dafür aber in PL größer. Es wird auch methodisch anders gearbeitet. So werden z. B. verstärkt Gedankengänge großer Philosophen in Originaltexten zu einer möglichen Beantwortung eigener Fragen herangezogen. Kurz: PP ist thematisch 'breiter' angelegt, PL geht mehr in die 'Tiefe'. Die Teilnahme am Unterricht in Praktischer Philosophie ist keine Voraussetzung für Teilnahme am Philosophieunterricht in der Oberstufe, weder formal noch inhaltlich. Ist Philosophie auch Abiturfach? Alle Schülerinnen und Schüler, die Philosophie belegen - egal, ob als Ersatzfach oder als gesellschaftswissenschaftliches Fach - können Philosophie als 3. oder 4. Abiturfach wählen. Die Pflichtbelegung für Religion und PL als Ersatzfach umfasst die vier Kurse von EF.1 bis Q1.2. Wer PL als Abiturfach wählt, muss die Kurse auch in Q2.1 und Q2.2 fortsetzen. 1 Wann sollte ich mich für Philosophie entscheiden? Das Fach Philosophie solltest du belegen - wenn du die Eule magst! Mit den großen Augen der Eule versuchen Philosophen den Menschen, sein Zusammenleben mit anderen Menschen und die ihn umgebende Welt in einem umfassenden Zusammenhang zu sehen. Sie vermeiden einseitige Herangehensweisen, etwa nur historisch oder nur biologisch. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise verhindert, dass man 'vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht'. Ein weiter Blickwinkel ermöglicht Einsichten auch in versteckte Voraussetzungen und Probleme unserer Wirklichkeit. Ziel ist es, vernünftige Orientierungshilfen anzubieten. Der Philosophieunterricht ist weltanschaulich neutral. Für die Philosophie gibt es nicht die verbindliche Schrift oder den verbindlichen Denker. Als gültig wird nur das anerkannt, was in der Diskussion durch die besseren Argumente Bestand hat. Nur die eigene Vernunft entscheidet letztlich über richtig oder falsch, gut oder böse. Dazu gehört aber auch zu fragen: Was kann die Vernunft? Wo sind ihre Grenzen? Themen im Philosophieunterricht Ein konkreteres Bild des PL-Unterrichts vermittelt ein Blick auf die Themen, die in den vergangenen Jahren im ersten Halbjahr der Einführungsphase (EF.1) erörtert wurden. Denn die Rahmenthemen der gesamten Oberstufe füllen das näher aus, was in der Einführungsphase exemplarisch an einzelnen Gegenständen erörtert wird. EF.1: a) Die erfahrungsgemäß am häufigsten von Schülerinnen und Schülern gestellte Frage, welchen Sinn denn das Leben habe, hat im Laufe der Geschichte viele Antworten erfahren. Diese kennen zu lernen kann nicht zum Ziel haben, eine Antwort als die richtige hinzustellen, vielmehr soll man in die Lage versetzt werden, für sich abwägen und eine eigene Antwort finden zu können. Dies könnte u.a. vor dem Hintergrund der Sterblichkeit des Menschen diskutiert werden. 2 b) Gibt es ein Kriterium (Maßstab) für die Wahrheit einer Behauptung? Wie oft enden Alltagsstreitigkeiten in den unversöhnlichen Feststellungen „Das stimmt!“ - „Nein, das ist nicht wahr!“ Und dann? - Im Unterricht werden verschiedene Wahrheitstheorien aus Vergangenheit und Gegenwart gegeneinander abgewogen. Dabei wird man verschiedene Grundströmungen des philosophischen Denkens (Idealismus, Materialismus, ...) kennen lernen. Die damit zusammenhängenden Fragen gehören in den größeren Zusammenhang der Erkenntnistheorie, die vertieft in Q2 erörtert werden. c) Hat der Mensch einen freien Willen oder ist sein Handeln im Grunde von der Gesellschaft oder Natur schon festgelegt? Philosophen und Naturwissenschaftler haben dazu sehr unterschiedliche Argumentationen entwickelt. Mit den im Unterricht erörterten unterschiedlichen Positionen erhälst du zugleich einen Einblick in die Ethik. Dies ist die philosophische Lehre vom menschlichen Handeln. Ethische Fragen stehen im Mittelpunkt von Q1.1 . d) Wann ist der Mensch ein Mensch? Hört er auf Mensch zu sein, wenn sein Gehirn nicht mehr richtig funktioniert? Diese sehr aktuellen Fragen bewegen sich im Grenzbereich zwischen der Anthropologie, der Lehre vom Menschen, (EF.2) und der Ethik (Q1.1). e) Nach Wunsch der Schülerinnen und Schüler ... Für die weiteren Kurse sind folgende Rahmenthemen und Schwerpunkte vorgesehen: EF.2: Probleme der Bestimmung des Menschen (Anthropologie); z. B.: „Was unterscheidet den Menschen vom Tier?“ Q1.1: Probleme menschlichen Handelns (Ethik); z. B.: „Wie kann man begründen, was gut und was böse ist?“, „Wie arbeitet das Gewissen?“, „Was ist verantwortliches Handeln?“ Q1.2: Probleme der Politik, des Rechts, des Staats, der Gesellschaft; z. B.: „Sind Krieg, Bürgerkrieg und Terror unvermeidlich?“, „Hat ein Mensch vernünftigerweise ein Recht auf Widerstand gegen die Macht des Staates, in dem er lebt?“, „Was bedeutet mir 'Nation'?“, „Nach welchen Grundsätzen ist eine gerechte Gesellschaft organisiert?’“, „Wie entstehen Staaten überhaupt?“ In diesem Zusammenhang wird auch darüber zu sprechen sein, wie der Mensch sich als historisch gewordenes Wesen verstehen kann und inwieweit Geschichtsdeutungen sein Weltbild prägen. Q2: Probleme des Erkennens und Denkens und Probleme der Wissenschaft; z. B.: „Ist ein Wissenschaftler verantwortlich für die Folgen seiner Forschungen?“; ferner Probleme der Sprache oder Probleme der Kunst oder Probleme der Religion oder Probleme der Technik oder Probleme von Metaphysik und Ontologie oder Probleme der Naturdeutung oder Probleme der Geschichte (Auswahl im Kurs) Was sagen Philosophieschüler über den Philosophieunterricht? Neben den Erfahrungen der Philosophielehrer und den Richtlinien sollen im folgenden Hinweise von Philosophieschülern das Bild des Philosophieunterrichts am CBG vervollständigen. In den vergangenen Jahren haben Schülerinnen und Schüler zu folgenden Fragen Bemerkungen anonym notiert, die hier teilweise zitiert werden: 3 a) Braucht man für „Philosophie“ bestimmte Vorkenntnisse? Einhellige Antwort: „Nein“, der sichere Umgang mit einem „Fremdwörterlexikon“ könnte „hilfreich“ sein. b) Mit welchem mir bekannten Fach hat „Philosophie“ die größten Ähnlichkeiten? Einige meinten, man könne diese Frage nicht beantworten, da sich Philosophie durch ihre Art der Fragestellung von anderen Fächern deutlich abhebe. In diesem Sinne sei Philosophie „einzigartig“ bzw. „absolut anders“. Die meisten waren sich jedoch darin einig, dass Philosophie mit Deutsch, Politik, Geschichte, Pädagogik, Religion und Mathematik einige Gemeinsamkeiten habe. c) Wie sieht die Arbeitsweise im Philosophieunterricht aus? 1. Analyse und Diskussion philosophischer Texte (argumentative Sachtexte, manchmal literarische Texte mit philosophischem Gehalt), „aber man muss zum Teil die Denkaussagen zuvor im Gespräch selber erarbeiten [...], d.h. viel kommt von einem selber.“ 2. Freie Problemdiskussion. Die Diskussionsbeiträge müssten „fundiert“ sein und erforderten nicht selten „hohe Konzentration“. d) Welchen Nutzen bringt der Philosophieunterricht für den Unterricht in anderen Fächern? „Die Art und Weise, wie man in Philosophie an Texte herangeht (Argumentationsstruktur, ...), ist auch in allen anderen gesellschaftswissenschaftlichen Fächern + Deutsch gut zu gebrauchen.“ Der Nutzen für die Entwicklung der Fähigkeit im Umgang mit Texten wird von den meisten Schülern betont. Weiter: „Für deutsche Erörterungen erhält man gute Anregungen.“ „Allgemeinkenntnisse werden vermittelt.“ e) Welchen Nutzen bringt der Philosophieunterricht für mich persönlich? Hier gab es drei Gruppen von Antworten: Die einen haben diese Frage zurückgewiesen mit der Bemerkung, Philosophie müsse „nicht notwendig nützlich“ sein, andere wussten darauf keine Antwort, wieder andere notierten etwa: „Man lernt, nicht mehr alles kritiklos hinzunehmen.“ „Durch das Erlernen von Meinungen anderer lernt man die eigene Position kennen.“ „Man kann Konfliktsituationen aus einer anderen Perspektive angehen.“ f) Was gefällt mir nicht am Philosophieunterricht? Fast alle Schüler beklagten, dass manche Texte sehr schwer zu verstehen seien und dass dann das „Textdurchkauen“ „anstrengend“ und „öde“ sei. g) Was gefällt mir besonders gut am Philosophieunterricht? „Man kann sehr viel mündlich leisten.“ „Meistens ist der Unterricht nicht ein stures Zuhören, sondern eine Diskussion.“ Fast alle Schülerinnen und Schüler bewerteten Art und Umfang der Diskussionen im Philosophieunterricht positiv. Weitere Informationen ... ... sind zu erfragen bei den Beratungslehrerinnen und -lehrern, den Oberstufenkoordinatoren, Herrn Knapheide (CBG) und Frau Schindler (AvD), und den Fachlehrern für Philosophie, den Herren Dr. Blesenkemper und Hendricks (CBG) sowie Determann und Hagemann (AvD). 4