Partikelverben im Kontrast: auf- und fel-Verben

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GERMANICA WRATISLAVIENSIA 136 Acta Universitatis Wratislaviensis No 3437 Wroc³aw 2012
Petra Szatmári
Budapest
Partikelverben im Kontrast: auf- und fel-Verben
1. Vorüberlegungen
Wortschatzerweiterung durch Wortbildung erfolgt vor allem im Bereich der
Hauptwortarten. Neben der Komposition ist als zweite äußerst produktive Wortbildungsart des Deutschen die sog. explizite Derivation (Ableitung) anzusehen.
Dabei werden an eine Derivationsbasis Derivationsaffixe angefügt. Diese hinzugefügten Affixe führen somit zu einer „»Substanzvermehrung« des Ausgangswortes“ (Lohde 2006: 38), die sich demzufolge auch explizit zeigt. Bei den hinzutretenden Affixen handelt es sich überwiegend um Präfixe und Suffixe, so dass
von Präfigierung und Suffigierung gesprochen wird. Beiden kommt ein unterschiedliches Gewicht im Rahmen der deutschen Wortbildung zu:
Größeres Gewicht besitzt zweifellos die Suffigierung, da Suffixe bei allen Wortarten anzutreffen sind. […] Im Vergleich dazu ist die Präfigierung von untergeordneter Bedeutung; die insgesamt kleine Zahl der Präfixe begegnet beim Substantiv und Adjektiv, bei Adverbien fehlen
sie ganz […]. Die eigentliche Domäne der Präfigierung ist das Verb: kaufen → er-kaufen,
klopfen → an-klopfen, parken → ein-parken (Lohde 2006: 40).
Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf Wortbildungsphänomene im
verbalen Bereich. Die Wortbildung der Verben stellt etwas Besonderes dar, weil
sie geprägt ist von den „grammatischen Besonderheiten dieser Wortart und ihre[r]
Funktion im Satz“ (auf Barz / Schröder 2001 referierend vgl. Eggelte 2008: 131).
Im Beitrag sollen deutsche auf-Verben im Rahmen der kontrastiven Linguistik einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Hintergrund ist die Tatsache,
dass aufgrund der Lehnkontakte mit dem Deutschen die ungarische Partikel fel- mit
Semen der deutschen Partikel auf- ausgestattet wurde, was mit zahlreichen Lehnübersetzungen einherging. Dadurch kommt es bei Deutschlernern ungarischer Muttersprache immer wieder zu Übergeneralisierungen.1 Ausgehend von den deutschen
1 Bspw.
führt der negative Transfer bei wichtigen hochfrequenten Verben (lesen – olvas) zu
falscher lexikalischer Äquivalenzfindung. Vgl. fel-olvas – auf-lesen statt vor-lesen.
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auf-Verben soll ein Vergleich vor allem lexikalisch-semantischer Merkmale Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit den ungarischen fel-Verben verdeutlichen und so zu
einem bewussteren Umgang mit diesen Bildungen beitragen. An ausgewählten Verbgruppen werden im gegebenen Rahmen verschiedene syntaktische Erscheinungen
beleuchtet. Translatologische Aspekte spielen allerdings keine Rolle. Empirisch werden die Aussagen durch Belege aus der Fachliteratur, ein- und zweisprachigen Wörterbüchern gestützt, eine quantitative Korpusauswertung wird hier nicht angestrebt.
2. Terminologisches
Derivation bedeutet – wie Eichinger (2000) betont – in Bezug auf die Wortart
Unterschiedliches; im Hinblick auf das Verb bedeutet sie: „Beim Verb, das ja
dazu dient, Szenen um sich her aufzuspannen und in verschiedener Ausrichtung
zu aktualisieren bzw. zu modalisieren, fließen daher die Modifikation, also die
Variation im bestehenden Muster, und die Transposition, das Herüberholen aus
einer anderen Wortart zum Zwecke anderer Inszenierungen, in denselben Mitteln
zusammen“ (Eichinger 2000: 147).
Innerhalb der expliziten Derivation weist Lohde (2006: 41, Beispiele auch
dort) auf eine Sonderform hin, auf die sog. kombinatorische Derivation, bei der
Suffixe und Präfixe mit der Basis verknüpft werden, vgl. im Substantivbereich Gepfeif-e, im Adjektivbereich ge-lehr-ig, inter-disziplin-är. Hier ordnet er ebenfalls
Bildungen von Lexemen ein, die eine partizipiale Struktur haben, deren Basis
aber nicht ein Verb, sondern ein Nomen ist, vgl. ge-stiefel-t. Kombinatorische
Derivation tritt ebenfalls im Verbbereich als Präfix-Suffix-Derivation (auch: Zirkumfixderivation) und Präfixkonversion in Erscheinung. Mit dem Begriff PräfixSuffix-Derivation bezieht sich Lohde auf die Bildung von Verben aus Substantiven
mithilfe von Affixkombination und führt folgende Beispiele dafür an: Aufsicht →
be-aufsicht-ig-en, Eid → ver-eid-ig-en (Lohde 2006: 41). Auf die wichtige Rolle
derartiger Bildungen weist implizit auch Eichinger hin, wenn er Beispielsätze mit
den Verben befreien, benachrichtigen, entfernen, erinnern und verwirren anführend feststellt, dass „eine ganze Reihe von Bildungen nur durch das Präfix gekennzeichnet wird“ (Eichinger 2000: 156).
Lohde (2006: 49, Beispiele dort) beschreibt Präfixkonversion als Anfügung
eines Präfixes an eine substantivische Basis (Kern → ent-kern-en, Arm → umarm-en, Silber → ver-silber-n, Kette → an-kett-en) und fügt in der Fußnote 21
hinzu: „Da das neue Verb erst durch das Zusammenwirken von Präfix und Infinitivsuffix gewonnen wird, rechnet man die Präfixkonversion ebenfalls zur kombinatorischen Derivation“ (Lohde 2006: 49).
Die verbale Wortbildung lässt sich unter Bezug auf die erste Konstituente
(Präverb), d.h. das Wortbildungsmorphem, das vor dem Basismorphem aufscheint,
unterteilen. Allerdings zeigen sich dabei verschiedene Uneinheitlichkeiten, auf die
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im Rahmen des Beitrags nur verwiesen werden kann.2 Konsens scheint in Bezug
auf Verbbildungen mit untrennbarem Erstglied wie be-, ent-, ver-, zer- usw. zu
bestehen, wenn diese als Präfixverben bezeichnet werden. Anders sieht es bereits
bei den trennbaren präpositionalen Erstkonstituenten wie ab-, an-, auf-, mit- usw.
aus: Diese werden u.a. als trennbare (unfeste) Präfixverben (Lohde 2006: 232),
Partikelverben (Eichinger 2000: 102, Eggelte 2008), Präverbfügungen (Schlotthauer / Zifonun 2008) oder als Präfixoidbildungen (Kessel / Reimann 32010: 115)
angeführt.3 Auf eine Diskussion dieser Termini wird hier verzichtet; ich werde
im Weiteren den Terminus Partikelverb verwenden. Charakteristisch für die erste
Konstituente dieser gebildeten Verben ist, dass sie auch als freies Morphem vorkommen kann, unter bestimmten morphosyntaktischen Bedingungen diskontinuierlich gebraucht wird, reihenbildend und betont ist. Das Präverb entstand aus sog.
primären Präpositionen.4 Diese älteren Präpositionen wiederum haben sich aus
Lokaladverbien (Orts-, Raumadverbien) herausgebildet, wobei sich die Lokalpräpositionen später auch zu Zeitpräpositionen entwickelt haben (vgl. Fröhlich 2003:
8). Diese Entwicklungsgeschichte der Partikel auf- ist insofern von Relevanz, als
sie auch in die Bedeutung der mit ihr gebildeten Verben / Wörter einfließt.5
3. Konvergierendes und Divergierendes bei den Partikel-verben mit auf- bzw. fel3.1. Einführendes
Nach Erben (21983) gibt es im Wortschatzbereich ein großes „Bedürfnis nach
»motivierten« Zeichen oder »durchsichtigen« Wörtern, deren Aufbau durch2 Ein
Überblick über den Stand der Diskussion findet sich u.a. bei Kolehmainen (2005).
denen dann noch Doppelpartikelverben (Eichinger 2000: 103) wie hinaus- / herausheben, herankommen zu unterscheiden sind.
4 Primäre Präpositionen (an, auf, aus, bei, durch, für, gegen, in, nach, neben, ohne, über, um,
vor, von, während, wegen, zu) stellen den Grundbestand der Wortklasse dar und drücken instrumentale, lokale, temporale Relationen aus (vgl. Diewald 1997: 66). Nach Helbig / Buscha (2001) verfügen primäre Präpositionen über folgende Charakteristika: (a) sind nicht als Ableitung oder Zusammensetzung erkennbar; (b) bilden eine relativ geschlossene Wortklasse; (c) regieren Akkusativ und
/ oder Dativ (lediglich während, wegen, trotz stehen mit dem Genitiv); (d) können von Verben, Adjektiven oder Substantiven regiert werden, was mit einem weitgehenden bzw. völligen Verlust ihrer
lexikalischen Bedeutung verbunden ist (vgl. Helbig / Buscha 2001: 353).
5 Während sich z.B. bei mit diese Entwicklungsgeschichte noch deutlich in den unterschiedlichen, heute noch gebräuchlichen Verwendungsweisen spiegelt (er saß mit am Tisch; er war mit / mit
war er; sie fuhr mit Anita mit), wird die Partikel auf im Gegenwartsdeutsch überwiegend als Präposition und Präverb (Terminus vgl. Kohlemainen 2005, Schlotthauer / Zifonun 2008) verwendet, als Adverb (auf und davon gehen, auf und ab gehen) kommt sie nur noch in Zwillingsformeln vor und erstarrt
ist auch ihr Gebrauch in der Bedeutung ‚los‘, vgl. das Jägerlied „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“. Diese Art des Initiierens einer Aktivität kennt auch das Ungarische, vgl. Auf zur Arbeit! Fel a munkára!
3 Von
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schaubar ist und die nicht isoliert im Zeichensystem der Sprache stehen, sondern
mit anderen sprachlichen Einheiten durch Motivationsbeziehungen verbunden
und im Sprachbewußtsein verankert sind“ (Erben 21983: 20). Dieses „Bedürfnis“
scheint zu einem großen Teil die Übernahme von fremden Wortbildungselementen zu blockieren, da bei diesen oftmals keine Motiviertheit in der Zielsprache
vorhanden ist (vgl. Erben21983: 20). Es findet sich jedoch eine Reihe von übernommenen Wortbildungsmustern, in denen sowohl Affixe wie auch Affixoide
(leserfreundlich – olvasóbarát) nach dem Modell der Gebersprache angewendet
werden. Zur Erörterung dieses Problems als Quelle möglicher Schwierigkeiten
werden ungarische fel-Verbbildungen einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Fel-, das seit dem 13. Jahrhundert im Ungarischen belegt ist und sich aus einem
die Richtung ‚aufwärts‘ bezeichnenden Adverb zu einer verbalen Partikel entwickelte, wurde mit der Bedeutung des deutschen auf- ausgestattet und zahlreiche
Lehnübersetzungen gelangten so in den ungarischen Wortschatz, vgl. u.a. fel-vonásban (1778) ‚Aufzug <eines Schauspiels>‘; felvilágosodás (1789) ‚Aufklärung <als
kulturhistorische Richtung>‘; felvágás (1960) ‚Aufschneiden‘; felvilágosult (1831)
‚aufgeklärt‘; felfogható (1833–1842) ‚auffassbar‘; felfog (1495) ‚hochheben‘ –
(1790) ‚(auf)fassen‘; felvág (1557) ‚zerschneiden‘ – (1889) ‚großsprechen‘.6
Im Folgenden werden zunächst lexikalisch-semantische Aspekte der aufbzw. fel-Verbbildungen präsentiert und verglichen, anschließend rücken morphologische und syntaktische Merkmale ausgewählter auf- / fel-Verben ins Blickfeld.
Bei der Darstellung der lexikalisch-semantischen Merkmale stütze ich mich auf
Analysen der Fachliteratur. Dieses methodische Vorgehen hat den Vorzug, dass ich
dadurch kompetente Darstellungen in der jeweiligen Einzelsprache als Grundlage für den Vergleich gewinne, allerdings aufgrund der unterschiedlichen Ansätze
auch bestimmte Zugeständnisse machen muss. Spätere, empirisch untermauerte
Einzelanalysen, wobei auch quantitative Auswertungen vorgenommen werden
müssen, werden zu weiteren Präzisierungen beitragen.
3.2. Lexikalisch-semantische Merkmale…
3.2.1. des Wortbildungselements aufLohde (2006: 244) hält fest, dass die Partikel auf- meist mit einfachen, selten
mit komplexen Verben (aufmarschieren) und Präfixderivaten (aufbekommen, am
häufigsten mit er-Bildungen wie auferbauen, auferstehen, auferlegen) kombiniert
wird. Daneben kann als Derivationsbasis auch ein Nomen (auftischen, aufmöbeln)
oder seltener ein Adjektiv (aufheitern, aufmuntern) fungieren. Auf dieses Phänomen könnte man den Begriff Präfixkonversion anwenden.
6 Quelle:
EWUng (1993). Dabei wird betont, dass die abstrakten Bedeutungen größtenteils
unter deutschem Einfluss entstanden sind.
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Die semantische Leistung der Partikel auf- besteht einerseits in der Modifizierung des durch das Basisverb Ausgedrückten und andererseits im Bewirken der
„Inkorporierung sehr unterschiedlicher funktionaler Zusammenhänge, wodurch eine
außerordentliche Präzision der Verbhandlung erreicht wird“ (Eggelte 2008: 133).
Unter Bezug auf die Fachliteratur (Lohde 2006: 244ff., Eggelte 2008: 133ff.,
Eichinger 2000: 238ff.) lassen sich folgende Muster mit ihren Submustern unterscheiden:
Tabelle 1. Semantische Leistungen der Partikel aufHauptmuster
Submuster
a) ‚nach oben‘
- allgemeine Aufwärtsbewegung: aufsteigen (Rauch), aufschauen, aufwachsen
- Bewegen des Subjekts: aufhüpfen, sich aufschwingen, aufspringen, aufstehen
- Bewegen des Objekts: aufbauen, aufheben, aufsammeln, aufforsten
- ohne konkrete Richtungsangabe: Erweiterung des Volumens: aufblasen, aufpumpen, aufpolstern
(1) ‚lokal‘
- Bewegung einer Person in Sinne von ‚Aufstören der seelischen Ruhelage‘,
„ekstatische ‚Überhöhung‘“ (Eichinger 2000: 241): jmdn. aufregen, aufbringen
(= wütend machen), jugendsprachlich: aufgeilen
- ‚Oberflächenkontakt‘: unterschiedlich ausgeprägter Kontakt entsteht an der
Oberseite bzw. Oberfläche eines Objekts: aufgießen, aufprallen (Auto auf einen
Baum), aufleimen, auflegen, aufdrucken, aufsetzen, aufstellen
- Kontaktaufnahme mit Personen: aufdrängen, auffordern, aufnötigen, aufrufen,
aufzwingen, aufschwatzen): pejorativ empfunden, denn es wird eine gegen den
Willen der Person gerichtete Handlung vollzogen
bei verschiedenen lokalen Derivaten sind syntaktische Modifizierungen beobachtbar:
Valenzreduzierung (teilweise mit Objektverschiebung): etw. auf den Stoff drucken – etw. aufdrucken, jmdn zu etw. zwingen – jmdm. etw. aufzwingen
(2) ‚modal‘
a) ‚öffnen, auseinander gehen‘, wodurch ein neuer Zustand erreicht wird, wobei
Semantik des Basisverbs über Art und Weise dieses Öffnens entscheidet: aufschlagen (Ei), aufkratzen (Wunde), aufschließen (Tür), aufschnüren (Schuh),
aufmachen, aufdecken (= freilegen), aufdrehen (Wasserhahn)
b) ‚Zustandsverbesserung‘, gelegentlich verbindet diese sich mit einer (einmaligen) Wiederholung: aufwärmen (Suppe), aufglühen, aufkochen, aufklingen,
aufschluchzen, aufpolieren (Möbel)
(3) ‚inchoativ‘
plötzliches Eintreten einer Handlung (‚punktuell‘), häufig bei Verben, die optische Erscheinungen oder (menschliche) Geräusche / Lautäußerungen bezeichnen: aufleuchten, aufblühen, aufglühen, aufklingen, aufschreien
- oft mit der Konnotation einer Verbesserung: aufatmen, auffrischen, aufheitern,
aufhellen, aufmuntern, aufputzen
- kann auch mit Iteration verbunden sein: auflesen, aufreihen, aufsammeln, aufzählen, aufsagen
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(4) ‚perfektiv‘
idiomatisierte
Bildungen
vollständiger Abschluss einer Handlung (= restlose Verarbeitung oder Beseitigung eines Objekts): aufessen, aufbrauchen (Heizöl), auffressen, aufteilen, auflösen, aufsaugen, aufspießen, aufnehmen
- gelegentlich mit Zusatzmerkmal ‚intensiv‘: auffinden, sich aufopfern (hier kann
Präfix auch entfallen)
- häufig in Form des Partizips II: ein aufgeschossener (sehr großer und schlanker)
Junge, aufgekratzte (gute) Stimmung, aufgewecktes (schnell denkendes, intelligentes) Kind
3.2.2. des Wortbildungselements felWie bereits erwähnt, ist die Partikel fel seit dem 13. Jahrhundert Bestandteil des
ungarischen Wortschatzes und diente als Adverb zur Richtungsbezeichnung (‚aufwärts‘). Diese Semantik mag auch der Grund für die Affinität zur deutschen Partikel
auf- sein, was der Bedeutungsentlehnung den Weg ebnete, so dass fel- durch den
Sprachkontakt nach dem Vorbild der deutschen Partikel auf- zusätzliche Seme zugeordnet wurden. Es ist also davon auszugehen, dass es hinsichtlich semantischer
Merkmale zahlreiche Parallelitäten gibt. Dies scheint ein Blick in das Deutsch-ungarische Wörterbuch von Előd Halász (81986) zu bestätigen, wo von 524 auf-Verben
410 mindestens eine fel-Verbbildung haben, d.h. 78% der Partikelverben mit auf- haben ein entsprechendes fel-Verb. Das bedeutet jedoch nicht, dass es immer identische
Derivationsbasen gibt.7 Es kann sein, dass im Ungarischen die Basis bereits besetzt
war oder sich nicht durchgesetzt hat, so dass ein die Bedeutung ausdrückendes Wort
als Basis genutzt wurde, vgl. auftischen – feltálal. Das ungarische Verb tálal bedeutet
so viel wie ‚auftragen, kredenzen, servieren‘. Das von diesem abgeleitete Derivat
feltálal wurde sowohl mit der wortwörtlichen wie auch mit der übertragenen Bedeutung versehen, vgl. den Braten auftischen – feltálalja[serviert-er-objektive Konjugation]
a[der] pecsenyét[Braten-Akkusativflexiv],8 jmdm. Lügen auftischen – hazugságok[Lügen]
at[Vokalharmonisierung Akkusativflexiv] tálal[serviert] fel vkinek[Dativergänzung] (zum diskontinuierlichen Vorkommen von Derivationsbase und Verbpartikel Abschnitt 2.3.2.). Generell ist jedoch festzuhalten, dass ein auf-Verb oft mehrere strukturell abweichende
Entsprechungen im Ungarischen hat, wobei sehr häufig mehrere, aber mindestens
eine Bedeutungskomponente über ein fel-Verb transportiert wird. Relativ selten werden übertragene Ausdrücke, Phraseologismen mit entlehnt, vgl. aufwiegen – felér:
eine gute Frau wird durch keinen Schatz aufgewogen – a jó asszonnyal semmi sem
ér fel; nicht mit Gold aufzuwiegen sein – arannyal sem lehet felmérni; auftauchen
7 1:1-Entsprechungen wie aufstochern – felpiszkál, aufsieden – felforral, aufrunden – felkerekít, aufsummen – felzümmög sind eigentlich äußerst selten.
8 Auch das ungarische Verb fordert wie das deutsche auftischen die Akkusativergänzung (gekennzeichnet mit dem Akkusativflexiv -t). Da die Akkusativergänzung determiniert ist (hier signalisiert durch den bestimmten Artikel), wird das Verb nach dem Paradigma der objektiven Konjugation
konjugiert. Bei nicht determinierter Akkusativergänzung folgt es der subjektiven Konjugation (mehr
dazu bei Bassola 2008, Winkler 2007).
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– felmerül, felbukkan: es tauchte ein Gedanke in ihm auf – felmerült agyában egy
gondolat (vgl. auch Abschnitt 2.3.2.).
Die Partikel fel- kann mit einfachen (áll [stehen] → feláll – aufstehen) und
komplexen Verben (állít [stellen] → felállít – aufstellen; bátorít [bátorAdjektiv: mutig, bátorítVerb jn ermutigen] vmire[Sublativ] felbátorít – zu etw. aufmuntern) kombiniert werden. Präfixkonversionen wie im Deutschen kommen jedoch nicht vor,
so dass die Partikel fel- immer nur zu Verben tritt. Fungieren mit dem Deutschen
vergleichbare Nomen und Adjektive als Derivationsbasis, werden diese erst durch
Suffigierung zu Verben abgeleitet, bevor fel- angefügt werden kann.
Die schematische Erfassung der Muster/Submuster der fel-Verben basiert auf
der profunden Arbeit von Szili (2009, Beispiele auch dort):
Tabelle 2. Semantische Leistungen der Partikel felGruppe
Funktion9
1
allgemeine Aufwärtsbewegung in offenen oder geschlossenen Räumen: felmegy (hinaufgehen / -fahren), felnéz (hinaufsehen, aufschauen), felhág (hinaufsteigen, aufsteigen)
mit Orientierungsmetaphern verknüpfte Bedeutungen:
An einen zentraleren / gesellschaftlich besser angeseheneren Ort gelangen, Bewegung in Richtung Norden: felküld – (hinaufschicken <Ministerium>),
felmegy (hinauffahren), fellátogat (hinauf-besuchen, ‚jmd fährt nach Budapest, um jmdn
zu besuchen‘; ‚jmd bewegt sich nach oben / in ein oberes Stockwerk, um jmdn zu besuchen‘)
2
Bewegen in eine positive Richtung: Entwicklung, Wachstum, Gesundheit,
Wärme, Bewegung in Richtung hoher Töne: felfrissít – auffrischen, felfrissül –
sich auffrischen, felgyógyul (genesen, aufkommen), felgyorsít (beschleunigen), felgyorsul (sich beschleunigen, aufholen), felhangol – an- / aufstimmen, felhevít – aufheizen,
aufwärmen, feljavít – aufbessern, feljavul (sich verbessern)
Bewegen in Richtung Glücksgefühl; in Richtung Verärgerung, Gereiztheit:
felvidít – aufheitern, felbosszant – [auf-ärgern] / aufregen / aufbringen / aufstachen,
felmérgesít – (böse machen, aufbringen). felpezsdít – aufbrausen/aufschäu-men
Achtung / Respekt / Werte / Moral: felmagasztal (hoch-/lobpreisen), felküzd (emporarbeiten), felken – aufstreichen / -tragen / -schmieren
Vielfältige Gerichtetheit: felver – aufschlagen, felemel – aufheben / aufhieven
9 Erklärungen:
In runden Klammern sind die entsprechenden Lexem aus dem Wörterbuch
angegeben, wenn dem ungarischen fel-Verb keine Wortbildungen mit auf- entspricht – sollte es im
Lexikoneintrag eine Entsprechung mit auf- geben, wird diese in die runde Klammer aufgenommen;
in eckigen Klammern stehen die Konstituenten, wenn sich die Derivate in den Basen unterscheiden.
Im Ungarischen wird das Verb in der 3. P. Sg. Präsens Indikativ der subjektiven Konjugation angegeben. Metaphorischer Gebrauch wird durch Kapitälchen gekennzeichnet.
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aus der Tiefe an die Oberfläche gelangen: felbukkan – auftauchen, felszánt – aufpflügen,
felbolygat – aufwühlen / aufstören, felkavar – aufrühren, aufquirlen / (aufregen)10
Körperteile / Gegenstände wechseln Positionen (was unten war, gelangt nach oben bzw.
was oben war, nach unten; etw. gelangt auf den Boden): fellök (umstoßen),
felborul (umstürzen), feldönt (umwerfen)
3
Verlust des körperlichen Gleichgewichts, der seelischen Ausgeglichenheit,
Bewegung in Richtung Auflösen, Zerstören: feldönt (umrennen), felforgat – aufwühlen
auf den
Beginn ausgerichtet: felcsendül – aufklingen, felzeng (erklingen)
Bewegen in Richtung Wachsein / Bewusstheit: felébred – aufwachen, feleszmél
(sich besinnen)
‚Oberflächenkontakt‘: unterschiedlich ausgeprägter Kontakt entsteht an der Oberseite
bzw. Oberfläche eines Objekts:
auf die Oberfläche gelangen: felszegez – aufnageln
etw. von einem Körper / einer Oberfläche entfernen: felhorzsol – [aufreiben] aufritzen /
aufscheuern, felsikál – aufscheuern, felmar – aufätzen
Auswirkung auf eine Oberfläche in Form der durch das Verb ausgedrückten Handlung:
felszór – aufstreuen, feléget – aufbrennen, felsorol – (der Reihe nach hersagen) / aufzählen, felvásárol – aufkaufen
4
Festhalten von Schriftlichem, Aufwärtsgerichtetheit: feljegyez – aufzeichnen,
felír – aufschreiben, felvesz – aufnehmen
Eingehen zukünftiger Verpflichtungen, Aufwärtsgerichtetheit: felvállal (übernehmen; auf sich nehmen), felfogad – aufnehmen / (anheuern)
Besitz, Einverständnis, Macht, Kontrolle, Aufwärtsgerichtetheit: feljogosít
(berechtigen), felfog – aufnehmen / auffassen, felhatalmaz (ermächtigen, bevollmächtigen), felügyel (beaufsichtigen)
Freiheit, Ungebundenheit, Aufwärtsgerichtetheit: fellazít – auflockern, felszabadít (befreien), felment (befreien, entheben)
Objekte bzw. deren obere Schichten betreffende Geschehnisse:
Anheben der Oberfläche des Objekts, Volumenvergrößerung: felpuffad – [aufanschwellen] aufschwellen, aufdunsen,11 aufblähen, feldagad – aufnehmen, aufblähen
5
Entstehungen von Öffnungen, Rissen, Verletzungen: feltár – aufsperren, felnyit – (öffnen) / aufmachen, felreped – aufspringen, aufplatzen
Zerstückelung, Auflösung: felaprít (zerkleinern), felolvaszt – auflösen, felvág – aufschneiden, felszaggat – aufreißen
Zerstückelung, Auflösung, Aufwärtsgerichtetheit: felbomlik – sich auflösen /
aufgehen, felmorzsol – aufreiben, felemészt – aufzehren
10 Es gibt hier also auch im übertragenden Gebrauch entsprechende Formen.
Laut Etymologischem Wörterbuch des Deutschen (82005: 74) ist das Verb schwach für das
15.–18. Jahrhundert belegt und wird heute in Form des Partizips II verwendet. Die Internetrecherche
ergab jedoch Treffer und belegt somit auch noch das Vorkommen im Gegenwartsdeutsch, u.a.: Jetzt
habe ich aber gehört das [sic!] das Wasser sich im Körper einlagert und den Körper aufdunsen lässt,
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3.2.3. Vergleich der semantischen Leistungen
Die semantischen Leistungen der deutschen Partikel auf- hat in allen wesentlichen
Facetten eine Entsprechung in ungarischen fel-Verben: Sowohl die deutschen aufwie auch die ungarischen fel-Verben bringen zum Ausdruck
(i) eine allgemeine Aufwärtsbewegung (aufschauen – felnéz, aufwachsen –
felnő), gleich ob es sich dabei um das Bewegen des Subjekts (aufspringen – felugrik) oder des Objekts (aufbauen – felépít) handelt oder keine
konkrete Richtungsangabe (Erweiterung des Volumens: aufpumpen – felpumpál) gegeben wird, es kann dabei auch zu einer gegensätzlichen Bedeutung des Basisverbs kommen (auftauchen – felmerül);
(ii) einen Oberflächenkontakt, der vielfältiger Art sein kann: a) jmd. / etw.
kann aus der Tiefe an die Oberfläche gelangen (auftauchen – felbukkan,
aufpflügen – felszánt), b) eine Auswirkung auf eine Oberfläche in Form
der durch das Verb ausgedrückten Handlung: aufstreuen – felszór, aufbrennen – feléget), c) etw. gelangt in bestimmter Weise auf die Oberfläche
(aufnageln – felszegez), d) etw. von einem Körper / einer Oberfläche entfernen: aufritzen – felhorzsol[auf-reiben], aufätzen – felmar);
(iii) ein Festhalten von Schriftlichem, wobei sich in diesem metaphorischen Gebrauch (i) und (ii) ausmachen lassen, vgl. aufzeichnen – feljegyez, aufschreiben – felír);
(iv) ein ‚Öffnen, Auseinandergehen‘ unter Erreichung eines neuen Zustands,
wobei die Semantik des Basisverbs über Art und Weise dieses Öffnens
entscheidet: (aufsperren – feltár, aufspringen, aufplatzen – felreped),
auch die gelegentliche, mit einer (einmaligen) Wiederholung verbundene
‚Zustandsverbesserung‘ können ungarische fel-Verben ausdrücken (aufwärmen (Suppe) – felmelegít, aufpolieren (Möbel) – felpolíroz, felfényez,
aufpolstern – felpolcol, felpárnáz);
(v) eine augenblickliche Handlung (Momentanität) (aufstöhnen – feljajdul),
mit der die Konnotation einer Verbesserung, d.h. ein Bewegen in eine positive Richtung (aufatmen – fellélegzik, auffrischen – felfrissül, aufheitern – felvidít) oder Iteration (aufreihen – felsorol) verbunden sein kann;
(vi) Perfektivität, d.h. die Wiedergabe des vollständigen Abschlusses einer
Handlung bzw. die restlose Verarbeitung oder Beseitigung eines Objekts
(auffressen – felfal, auflösen – felold / felbont, aufsaugen – felszív).
(vii) Einzig die Bedeutung der pejorativ empfundenen Kontaktaufnahme mit Personen bei Vollzug einer gegen den Willen der Person gerichteten Handlung
wurde nur vereinzelt durch abgeleitete fel-Verben ins Ungarische übernommen, vgl. jmdm etw. aufschwindeln / aufschwatzen (rásóz[auf-salzen] vkire
im speziellen im Gesicht (URL: http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20070403022721
AAW h8Fj [Zugriff am 04.01.2012]).
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[-auf(Postposition): Sublativ] vmitAkkusativ), aufnötigen – ráerőszakol[auf-nötigen],
aber: aufdrängen – erőszakosan[gewaltsam] feltaszít[auf-stoßen], aufzwingen
– felerőltet. Dieses Bedeutungsfeld scheint die Domäne anderer ungarischer Partikeln zu sein, z.B. die der Partikel rá-, die den Oberflächenkontakt noch intensiver zu realisieren vermag.
Es lässt sich zusammenfassend festhalten, dass es vergleichbare auf- bzw.
fel-Verbbildungen gibt, wenn die konkreten Bedeutungen der Erstkonstituenten
mit in das Derivat eingehen.
Keine Übereinstimmungen zwischen auf- und fel-Verben gibt es dort, wo der
adverbiale Charakter der Partikel fel- („aufwärts / hinauf / empor“) zum Tragen
kommt. Das hängt damit zusammen, dass sich das Wortbildungsmittel fel- „direkt“ aus einem Adverb herausgebildet hat. Im Gegensatz dazu ist das Wortbildungsmittel auf- aus der gleichlautenden primären Präposition entstanden, die
bereits abstraktere Merkmale angenommen hatte, weil sie bereits einen Grammatikalisierungsprozess, und zwar die Entwicklung vom Adverb zur Präposition,
durchlaufen hat. Diese abstraktere Bedeutung der Aufwärtsgerichtetheit bringt
die Partikel meist in die abgeleiteten Verben mit ein.12 Somit weichen fel- bzw.
auf-Verben deutlich voneinander ab, wo die Richtungsorientierung des Adverbs
fel mit in die neue Verbbedeutung einfließt, denn in diesen Derivaten spielen
neben der Aufwärtsgerichtetheit auch die Konkretisierung / Andeutung des Zielpunktes eine Rolle, was nicht zur Domäne der deutsche Partikel auf- gehört,
sondern z.B. durch hinauf-, herauf- realisiert wird. Die Aufwärtsgerichtetheit
führt auch zu metaphorischen Bedeutungen im Sinne von a) Gelangen an einen
zentraleren / gesellschaftlich besser angeseheneren Ort, Bewegung
in Richtung Norden (fellátogat (hinauf-besuchen, ‚jmd. fährt nach Budapest,
um jmdn. zu besuchen‘; ‚jmd. bewegt sich nach oben/in ein oberes Stockwerk,
um jmdn. zu besuchen‘), b) Positionswechsel (feldönt (umwerfen)), c) Verlust
des körperlichen Gleichgewichts, der seelischen Ausgeglichenheit,
d) Eingehen zukünftiger Verpflichtungen, e) Besitz, Einverständnis,
Macht, Kontrolle, f) Freiheit, Ungebundenheit.
Mit den Partikeln fel- und auf- lassen sich vielfältige Verbgruppen kombinieren (z.B. Bewegungsverben, Positionsverben, Geräuschverben), die erst über
weitere empirische Untersuchung in vollem Umfang erfasst werden können.
Bei einigen Verbgruppen dient die Derivation der Perfektivierung. Perfektive Verben implizieren einen Nachzustand, imperfektive Verben nicht. Welke
(2005, zit. n. Winkler 2007: 262) vertritt die Auffassung, dass Aspektualität in der
Grundvalenz und somit im Lexikoneintrag eines jeden Verbs verankert ist, diesen
Tatbestand bezeichnet er als inhärente Aspektualität. Nach Welke kann im Deutschen diese inhärente Aspektualität in die entgegengesetzte inhärente Aspektuali12 Kolehmeinan (1997, zit. n. Savolainen 2008: 17) zufolge sind 91% der auf-Verben transparent und die restlichen 9% idiomatisiert, d.h. ihre Bedeutung ergibt sich nicht aus den einzelnen
Bestandteilen.
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tät umgewandelt werden. Die Valenzalternativen können durch syntaktische Mittel
(wie Weglassen des Objekts, Verwendung des indefiniten Plurals, an-Präpositionalphrasen, iterative, habituelle oder dispositionale Adverbien) erreicht werden,
Welke spricht dann von der sog. sekundären inhärenten Aspektualität. Valenzalternationen können auch durch morphologische Mittel (z.B. Päfixe) erzeugt werden,
dafür führte Welke den Begriff abgeleitete Aspektualität ein. Über die abgeleitete
Aspektualität wird der „implizierte Nachzustand denotiert, es handelt sich also
um eine Ergänzung der inhärenten Aspektualität“ (Winkler 2007: 263). Das prototypische deutsche Handlungsverb ist inhärent perfektiv. Winkler, der diese Konzept Welkes auf das Ungarische bezogen einer Prüfung unterzieht, macht auf ein
wichtiges Moment aufmerksam, dem bisher im DaF-Unterricht in Ungarn kaum
Beachtung geschenkt wurde: Das prototypische ungarische einfache, nicht präfigierte Handlungsverb ist imperfektiv, das präfigierte Verb perfektiv (vgl. Winkler
2007: 263). Demzufolge drücken die ungarischen Basisverben wie eszik[essen],
szant[pflügen] immer nur eine in Vollzug befindliche Handlung aus und werden erst
durch die Partikel (z.B. fel-) perfektiv.13 Diesem Umstand kann der bloße Lexemvergleich nicht gerecht werden, denn damit sind auch syntaktische Konsequenzen
verbunden (vgl. Winkler 2007: 264f.), auf die in diesem Rahmen nicht eingegangen werden kann.
Im Folgenden sei auf verschiedene morphologische und syntaktische Aspekte
hingewiesen.
3.3. Ausgewählte morphologische und syntaktische Phänomene
der auf- bzw. fel-Derivate
3.3.1. Morphologisches
Die suffixale Verbbildung ist im Ungarischen weitaus vielfältiger und produktiver
als im Deutschen. So können z.B. aus Adjektiven abgeleitete Verben Verbpaare
bilden, bei denen das eine Verb eine Handlung und das andere einen Vorgang bezeichnet. Dabei dient u.a. das Suffix -ít zur Bildung von Handlungsverben und das
Suffix ul-/ül- zur Bildung von Vorgangsverben, vgl. felfriss[frisch]ít – auffrischen,
felfrissül – sich auffrischen; felgyors[schnell]ít (beschleunigen), felgyorsul (sich
beschleunigen, aufholen); feljav[besser]ít – aufbessern, feljavul (sich verbessern).
Mit oben Gesagtem zur inhärenten Aspektualität der Handlungsverben scheint
der Unterschied erklärbar zu sein, dass diesem ungarischen Verbpaar, bei dem bei
beiden Formen die Partikel fel- aufscheinen kann, im Deutschen in erster Linie
13 Perfektionierung bringen auch verschiedene andere Partikeln zum Ausdruck (z.B. auch
ki[aus], le[abwärts, nach unten], am meisten hat sich aber meg- auf diese Funktion spezialisiert, denn diese
Partikel hat im Gegensatz zu den synonymischen perfektivierenden Partikeln ihre ursprüngliche,
eine Richtung bezeichnende Bedeutung völlig verloren, vgl. Szili 2009: 177). Germanica Wratislaviensia 136, 2012
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das inhärent perfektive Handlungsverb mit auf- als Entsprechung gegenübersteht,
während das äquivalente Vorgangsverb ein anderes lexematisches Äquivalent hat
oder eine morphosyntaktische Veränderung (anderes Präfix, sich-Verb) erfahren
hat. Auch hier bringen weitere empirische Untersuchungen mehr Klarheit. Allerdings könnten dabei auch diachrone Untersuchungen von Nutzen sein, denn welche Verbvariante zuerst gebildet wurde, ist von Verbpaar zu Verbpaar verschieden
(vgl. Szatmári 2007).
Wie wichtig diachrone Untersuchungen sind, sei an dem Verb aufpflügen
veranschaulicht. Dieses Verb hat seine Entsprechung im ungarischen Verb felszánt. Szili (2009: 179) macht, wenn auch in einem anderen Zusammenhang, auf
folgenden Wörterbucheintrag aufmerksam: fel[auf]szánt[pflügen]ott[Vokalharmonisierung
Vergangenheitsflexiv subjektive Konjugation] egy[ein] római[römisch] érmét[Münze-Akkusativflexiv]
[deutsch etwa: ‚er hat eine römische Münze aus der Erde herausgepflügt‘ = ‚Er hat
beim Pflügen eine römische Münze gefunden.‘]. Dass die Bedeutung der ungarischen Verbbildung auf den Sprachkontakt mit dem Deutschen zurückzuführen ist,
lässt sich nur durch diachrone Untersuchungen nachweisen, weil diese Verbbedeutung im Gegenwartsdeutsch nicht mehr gebräuchlich ist.14 Im Grammatisch-kritischen Wörterbuch findet sich zu aufpflügen folgender Eintrag: „Aufpflügen, verb.
reg. act. 1) Durch Pflügen herauf bringen. Einen Stein, einen Schatz aufpflügen.
2) Durch Pflügen öffnen. Die Erde aufpflügen. So auch die Aufpflügung.“ Gerade
diese Bedeutung wird durch das ungarische Verb realisiert.
3.3.2. Syntaktisches
Hinsichtlich ihrer syntaktischen Merkmale weisen auf- und fel-Verben deutliche
Unterschiede auf. Besonders große Abweichungen zeigen sich im Hinblick auf
die Trennbarkeit. Im Deutschen wird eine morphologische Trennbarkeit (bei dem
Partizipialaffix ge-: Karin ist aufgestanden., bzw. bei der Infinitivpartikel zu: Karin hat aufzustehen.) von einer syntaktischen Trennbarkeit (bei Zweitstellung des
finiten Verbs, wenn dies im Präsens bzw. Präteritum gebraucht wird: Sie steht /
stand jeden Tag um 5 Uhr auf.) unterschieden. Interessant ist ferner, dass in bestimmten Fällen – wahrscheinlich mit dem adverbialen Ursprung zusammenhängend – die Partikel allein im Vorfeld stehen kann; für die Topikalisierung können
folgende Beispiele von Heine / Jacobs / Külpmann (2010: 41) angeführt werden:
Auf fällt, daß im Schreiben der Stadtverwaltung von gestern ausdrücklich darauf
hingewiesen wurde, daß … Richtig auf regt mich im Moment, wie der arme Gomez von den Medien fertig gemacht wird …, aber auch: Auftritt im blauen Anzug
der König. Anders ist es im Ungarischen, wo unter bestimmten syntaktisch-topologischen Bedingungen ein diskontinuierliches Auftreten nicht selten ist: Wenn
keine Fokussierung eines anderen Satzglieds vorliegt, steht die Partikel vor dem
14 Es
ist auch nicht mehr im Wahrig (1991) bzw. in Der neuen deutschen Rechtschreibung
(1996) belegt.
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Verb, vgl. Kati fel-ment. [‚Kati ging hinauf.‘]. Wird aber ein anderes Satzglied
fokussiert, rückt die Partikel in die Position nach dem Verb (die Position vor dem
Verb ist die Fokusposition), vgl. fokussierenden Charakter haben: die Nominalphrase (Kati megy fel. [‚Kati geht hinauf.‘]), die Negationspartikel nem[nicht] (Kati
nem megy fel. [‚Kati geht nicht hinauf.‘]), das Interrogativpronomen (Ki megy
fel? [‚Wer geht hinauf.‘]) oder Hilfsverben (Kati fel fog menni. [‚Kati wird hinaufgehen.‘]) (vgl. Schlotthauer / Zifonun 2008: 283f.).15
Neben diesen sich aus der Sprachtypologie ergebenden Divergenzen, seien
zum Schluss mit der Valenz der Verben verknüpfte Modifikationen angesprochenen. Wie oben bereits festgestellt, sind bei verschiedenen lokalen Derivaten
syntaktische Modifizierungen beobachtbar, wobei es sich überwiegend um Valenzreduzierung (teilweise mit Objektverschiebung) handelt: etw. auf den Stoff
drucken – etw. aufdrucken, jmdn zu etw. zwingen – jmdm etw. aufzwingen.
Es können sich allerdings auch syntaktische Divergenzen zeigen, die sich aus
den Unterschieden hinsichtlich der Leerstellenbesetzungen im Deutschen bzw. im
Ungarischen ergeben, vgl. die bereits oben erwähnten Beispiele
(1) aufwiegen – felér vmivel[Instrumental-Comitativ]:
(a) eine gute Frau wird durch keinen Schatz aufgewogen – a[die] jó[gut]
asszonnyal[Frau-Comitativ] semmi sem[doppelte Verneinung] ér[wert sein/taugen/gelten]
fel[auf] ’kein Schatz kann eine Frau aufwiegen’;
(b) nicht mit Gold aufzuwiegen sein – arannyal[Gold-Instrumental] sem[nicht]
lehet[können] felmérni[auf-wiegen/messen]
(2) auftauchen – felmerül, felbukkan:
es tauchte ein Gedanke in ihm auf – felmerült[auf-tauchen-Vergangenheitsflexiv]
agyában[Gehirn-sein-Inessiv] egy[ein] gondolat[Gedanke-Akkusativflexiv].
Die Sätze in (1) zeigen neben Abweichungen in der grammatischen Struktur
auch deutliche Unterschiede hinsichtlich der Aktantenrealisierung (etwa. / jmd
wiegt etw. / jmdn auf vs. etw. / jmd mit etw. aufwiegen); bei (2) zeigt sich, dass in
ihm im Ungarischen konkreter deutlich gemacht werden muss. Um hier zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen, gilt es, alle auf- bzw. fel-Verben hinsichtlich ihrer Valenzpotenz und Valenzrealisierung zu untersuchen und mit der ihrer
Basen zu konfrontieren: eine mühevolle, aber lohnende Arbeit für die Zwecke des
Fremdsprachenunterrichts.
4. Fazit
Im Wortschatz der ungarischen Gegenwartssprache sind auch heute noch zahlreiche
Entlehnungen aus dem Deutschen zu finden. Da diese Lexeme in der ungarischen
15 Eine
detaillierte Darstellung der topologischen Variationsvielfalt des ungarischen Verbalkomplexes bietet Bassola (2008, besonders die Seiten 176–180).
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Sprache ebenfalls eine Entwicklung durchgemacht haben, kann ihre 1:1-Übertragung in der deutsch-ungarischen / ungarisch-deutschen Kommunikation durch heutige Sprachteilhaber durchaus zu Missverständnissen führen. Eine Auseinandersetzung mit diesen Erscheinungen sollte deshalb unbedingt bewusster erfolgen.
Literatur
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Halász, Előd: Ungarisch-deutsches Wörterbuch. 2. Bde. Budapest 81986.
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Winkler, Marco: Einige kontrastive Aspekte von Aspekt – Deutsch-Ungarisch. Überlegungen zu
einer Pu-ristischen Linguistik. In: Hartmut E. H. Lenk / Maik Walter (Hrsg.): Wahlverwandtschaften – Valenzen, Verben, Varietäten. Festschrift für Klaus Welke zum 70. Geburtstag. Hildesheim-Zürich-New York 2007, S. 261–271.
Abstracts
Wortschatzerweiterung durch Wortbildung erfolgt vor allem im Bereich der Hauptwortarten. Neben
der Komposition ist als zweite äußerst produktive Wortbildungsart des Deutschen die sog. explizite
Derivation (Ableitung) anzusehen. Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf Wortbildungsphänomene im verbalen Bereich. Deutsche auf-Verben sollen im Rahmen der kontrastiven Linguistik
einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Hintergrund ist die Tatsache, dass aufgrund der
Lehnkontakte mit dem Deutschen die ungarische Partikel fel- mit Semen der deutschen Partikel
auf- ausgestattet wurde, was mit zahlreichen Lehnübersetzungen einherging. Ausgehend von den
deutschen auf-Verben soll ein Vergleich vor allem semantischer Merkmale Gemeinsamkeiten und
Unterschiede mit den ungarischen fel-Verben verdeutlichen. An ausgewählten Verbgruppen werden im gegebenen Rahmen verschiedene syntaktische Erscheinungen beleuchtet.
Schlüsselwörter: Kontrastive Linguistik, Derivation, Partikelverben, semantische Merkmale
Germanica Wratislaviensia 136, 2012
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Germanica-136 06.11.2012.indb 179
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Preverb-verb combinations in contrast: auf and fel ‘up’ preverbs
Building vocabulary through word formation typically involves the main word types. The second
most often used type of word formation processes in German, besides compounding, is the so-called
explicit derivation. In her present article the author concentrates on verb-based word formation
phenomena. The paper intends to offer a closer look at German verbs combined with the preverb auf
within the framework of contrastive linguistics, based on the fact that due to language contact the
Hungarian preverb fel was combined with semes of the German preverb auf, resulting in numerous
loan translations. Setting out, first of all, from their semantic characteristics, the German auf-verbs
are compared with the Hungarian fel-verbs, in order to pinpoint the similarities and differences
between them. Through chosen verb groups different syntactic phenomena are demonstrated within
the given scope.
Keywords: contrastive linguistics, derivation, preverb-verb combinations, semantic characteristics
Dr. habil. Petra Szatmári
Károli Gáspár Universität der Reformierten Kirche
Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur
H-1088 Budapest
Reviczky u. 4.
Ungarn
E-Mail: [email protected]
Germanica Wratislaviensia 136, 2012
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Germanica-136 06.11.2012.indb 180
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