Physik jenseits des Standardmodels

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Physik jenseits des
Standardmodells
Scheinseminar Astro- und Teilchenphysik WS 2003/2004
Vortragender: Holger Motz
Betreuer: Prof. Dr. Klaus Rith
Offene Fragen des Standardmodells
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18 oder mehr experimentell zu bestimmende
Parameter:
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Kosmologische Fragen:
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Massen der Quarks und Leptonen
Kopplungskonstanten
Mischungswinkel der CKM-Matrix
Asymmetrie von Materie und Antimaterie
Dunkle Materie und Dunkle Energie
Inflationäre Phase des Universums
Keine Einbeziehung der Gravitation
Asymmetrie der schwachen Wechselwirkung für
rechts- und linkshändige Fermionen
Experimenteller Nachweis des Higgs-Bosons fehlt
Anzahl der Teilchenfamilien (3) nicht erklärt
Antworten durch Vereinheitlichung

Grand Unified Theories


Supersymmetrie


Vereinheitlichung von starker und elektroschwacher Kraft
Vorhersage eines erweiterten Teilchenspektrums
Stringtheorie

Geometrische Deutung der Teilcheneigenschaften
Georgi-Glashow-Modell (eine GUT)
dred dgreen dblue e+ e
dred
dgreen
q (Y )  
1
3
dblue

g0
r→g
r→b
red
red
g
g
X
Y
Z0
0
g
gg→r
gg→b Xgreen Ygreen
0
Z

0
g
blue
blue
gb→r gb→g
X
Y
Z0
e+ Xa-r Xa-g Xa-b
e Ya-r Ya-g Ya-b
Z 0 W +
W-
Z0

SU(5) enthält SU(3)Farbe
SU(2)schwachxU(1)EM aus
dem Standardmodel als
Untergruppen
5-Familie aus ElektronAntineutrino, Positron und
down-Quark in 3 Farben
(rechtshändige
Komponenten)
X- und Y-Bosonen
ermöglichen Quark-Lepton
Umwandlung
Weitere Teilchen der SU(5)



Kombination der
5 rechtshändigen
Teilchen ergibt 10
linkshändige
Teilchen
Darstellung
identisch für 2./3.
Generation
Mit Antiteilchen
erhält man pro
Familie zwei 5-er
Vektoren und zwei
5x5-Matrizen
Darstellung der Teilchenfamilie
Protonzerfall
Beispiele für
Prozesse, die zum
Protonzerfall beitragen




Mit X und Y als Vektorbosonen sind Prozesse der Art
p  e+ π0 mit Bruch der Baryonenzahl möglich
Vorhersage: (p)=1029-1030 Jahre
Experimente zum Nachweis bisher erfolglos min(p)
=1031 Jahre
Gleichheit der elektrischen Ladung von Proton und
Elektron erklärt
Vereinheitlichungsenergie



Größenordnung der
Vereinheitlichungsenergie:
1015 GeV
Ab dieser Energie (gleich
der Ruheenergie von X, Y)
sind alle Prozesse durch
eine Kopplungskonstante gu
charakterisiert
Symmetrie für kleinere
Wechselwirkungsenergie
gebrochen
Prozesse (c) und (d) sind bei
niedriger Energie durch die
Masse ihrer Austauschteilchen
unterdrückt, ab 1015 GeV
gleichberechtigt
Kopplungskonstanten als Funktion
der Wechselwirkungsenergie

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
Extrapolation der
Kopplungskonstanten bei
höheren Energien unter
Annahme keiner weiteren
Wechselwirkungen ergibt
keinen Schnittpunkt
Umgekehrt sagt das
Georgi-Glashow-Modell
bei Extrapolation zu
niedrigen Energien
sin²Θw=0,21 voraus
Experimenteller Wert:
sin²Θw=0,23143
Supersymmetrie
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


Strahlungsterme erzeugen im Standardmodell
Unendlichkeiten, wenn Parameter nicht genau
aufeinander abgestimmt – Zufall?
Boson- und Fermion-Terme mit ansonsten gleichen
Teilchenparametern heben sich auf
Lösung: Zu jedem Teilchen gibt es einen Superpartner
mit Spin ½
Behebt Aufspaltung in Materie- und WechselwirkungsTeilchen
Bezeichnungskonvention
Teilchen
Superpartner
Name
spin
e

ẽ
̃
ũ
̃
w̃
h̃
selektron
0
sneutrino
0
up-squark
0
photino
½
½
½
u

W
H

Superpartner zu:


Bosonen:
Fermionen:
-ino
s-
wino
higgsino
Symmetriebrechung



Superpartner nicht beobachtet  Massen über der
Energie heutiger Beschleuniger
Brechung der Supersymmetrie macht Auslöschung in
Wechselwirkungstermen von der Massendifferenz der
Teilchen und ihrer Superpartner abhängig:
 Übereinstimmung mit gemessenen
Wechselwirkungen erfordert M~10³GeV
Nächste Beschleunigergeneration könnte Nachweis
erbringen
R-Parität

R-Parität sei erhalten (multiplikative Quantenzahl)




R=+1 für 3B+L+2s gerade (normale Teilchen)
R=-1 für 3B+L+2s ungerade (Superpartner)
Superpartner können nur in Paaren erzeugt werden
und können nicht in normale Teilchen zerfallen
 Leichtester Superpartner ist stabil (WIMP –
Mischzustand aus Photino, Zino und Higgsino)
Könnte einen signifikanten Teil der Massendichte des
Universums darstellen
Minimale Supersymmetrische GUT




Mit neuen Wechselwirkungen durch die Superpartner
anderer Verlauf der Kopplungskonstanten
Kopplungskonstanten treffen sich in einem Punkt
(Vereinheitlichungsenergie, MX ~1016 GeV)
Nahezu exakte Vorhersage des Weinbergwinkels
(p)>1032 Jahre: mit Experimenten verträglich
Supergravitation
Teilchen
Name
spin
Name
Superpartner
Name
spin
G
graviton
2
graviton
G̃
gravitino
3/2



Bei 1019 GeV – der Planck-Masse – vereinigt sich die
Kopplungskonstante der Gravitation mit denen der
anderen Kräfte
Bisher keine exakte Quantengravitationstheorie
vorhanden
Kandidaten: Supersymmetrien mit mehrmaliger
Anwendung des Spinoperators
Stringtheorie




Geometrische Herleitung der Teilcheneigenschaften
Teilchen nicht mehr punktförmig, sondern
Schwingungszustände ausgedehnter Saiten (Strings)
in einer höher als 4-dimensionalen Raumzeit
Zusätzliche Dimensionen in sich geschlossen und nicht
messbar
Einführung weiterer Dimensionen in Theorien mit
mehreren Wechselwirkungen nicht neu:
Kaluza-Klein-Theorie
Kaluza-Klein-Theorie





Basiert auf der allgemeinen Relativitätstheorie
Theorie der Gravitation und des Elektromagnetismus
Teilchen bewegen sich in 5-dimensionaler Raumzeit
auf Geodäten
Bereits 1921 von Theodor Kaluza veröffentlicht und
1926 von Oskar Klein durch 5-dimensionale
Schrödinger-Gleichung ergänzt
Alle Theorien, welche die Grundkräfte der Natur in
einer mehr als 4-dimensionalen Raumzeit
vereinheitlichen, nennt man Kaluza-Klein-Theorien
Kompaktifizierte Dimensionen



Zusätzliche Dimensionen nicht sichtbar, da in einer
unter der Auflösung von Beschleunigern liegenden
Größenordnung in sich geschlossen
Jedem Punkt der offenen Dimension wird durch die
kompaktifizierte Dimension ein zusätzlicher
Freiheitsgrad zugeordnet
Größenordnung des Radius: Planck-Länge = 10-33 cm
Bosonische Stringtheorie



26 Dimensionen – notwendig für Kovarianz
Erzeugt nur die Wechselwirkungsteilchen (Bosonen),
nicht die Materiekonstituenten (Fermionen)
4 verschiedene Darstellungen möglich:





Offene Strings
Offene Strings
Geschlossene
Geschlossene
– mit Orientierung des Feldes
– ohne Orientierung des Feldes
Strings – mit Orientierung des Feldes
Strings – ohne Orientierung des Feldes
In allen Darstellungen erzeugte Teilchen:



Masseloses Graviton
Skalares Dilaton
Skalares Tachyon
Schwingungszustände
geschlossener Strings



Periodische
Randbedingung
Quantifizierte
Energiezustände
entsprechen
Teilchen
Kompaktifizierungsradius ~ lP →
Masse ~ MP oder 0
Schwingungszustände offener
Strings

NeumannRandbedingungen:


1. Ableitung der
Auslenkung an den
Stringenden = 0
Impuls wie bei
geschlossenen Strings
erhalten

DirichletRandbedingungen:


Auslenkung an den
Stringenden = 0
Impuls im Allgemeinen
nicht erhalten
→ D-branes
Wechselwirkung der Strings


Statt wie Punktteilchen
auf Weltlinien laufen
Strings auf Weltflächen
durch die Zeit
Wechselwirkungen
finden durch Vereinigung
oder Aufspaltung von
Strings statt
Superstringtheorie



Stringtheorie + Supersymmetrie = Superstringtheorie
Zusätzliche Freiheitsgrade aus Supersymmetrie für
fermionische Zustände → 10 Dimensionen
5 mögliche Darstellungen:







Offen, nicht orientiert, eine Supersymmetrie
Geschlossen, nicht orientiert, zwei Supersymmetrien
Geschlossen, orientiert, zwei Supersymmetrien
Geschlossen, orientiert, eine Supersymmetrie, 8x8
Symmetrie
Geschlossen, orientiert, eine Supersymmetrie, SO(32)
Kein Tachyon wird vorhergesagt
Die 5 Darstellungen können in der 11-dimensionalen
M-Theorie vereinigt werden
Von effektiven Theorien zur
primären Theorie
Primäre Theorie
Leitet die Raumzeit her, gibt Begründung für Quantentheorie und Relativistische Invarianz erklärt Bedeutung und Zahl der Dimensionen,
erklärt woraus die Gesetze der Physik herrühren und warum die M-Theorie die einzige die Welt beschreibende Theorie ist
M-Theorie
11-dimensional, ungebrochene Supersymmetrie, setzt Quantentheorie und Raumzeit voraus
möglicherweise einzige Theorie zur Beschreibung der Welt
Stringtheorie
ungebrochene Supersymmetrie
mehrere 10-dimensionale Teile der M-Theorie
Supersymmetrisches Standardmodell
gültig bis zur Vereinigungsenergie
gebrochene Supersymmetrie
Standardmodell
Ausgewählte Literatur
Autor
Titel
Verlag
div. Autoren
Verständliche Forschung: Teilchen,
Felder, Symmetrien
Spektrum
div. Autoren
Verständliche Forschung: Gravitation
Spektrum
Gordon Kane
Modern Elementary Particle Physics
Addison Wesley
Gordon Kane
Supersymmetry
Perseus
B.R. Martin & G . Shaw
Particle Physics
Wiley
Bryan P. Roe
Particle Physics at the new Milennium
Springer
Coughlan & Dodd
The Ideas of Particle Physics
Cambridge
Berger
Elementarphysik
Springer
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