Exkursion 4: Kiesgrube Bürgeln

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Exkursionsprotokoll: Bürgeln
16.06.07
Zusammenfluss Wettschaft, Ohm, Lahn: Primärlebensraum
Im Zusammenflussbereich von Wettschaft und Lahn besteht ein Wehr, das eine
enorme ökologische Barriere darstellt. Man hat zwar versucht die Passierbarkeit
durch eine Hybridform von Fischtreppe und Umgehungsgerinne herzustellen,
allerdings funktioniert diese nur bedingt und bietet so nur einigen Fischarten die
Aufstiegsmöglichkeit. Die Kiesbänke unterhalb des Wehrs dienen den Äschen als
Laichgebiet, trocknen aber oft als Folge der zu hohen Wasserentnahme zur
Beschickung des Mühlgrabens aus, und sind daher nur bedingt als Laichplatz
geeignet.
Pflanzen dieses Ökosystems:
-
Gewöhnliches Seifenkraut (Saponaria officinalis)
Echter Hopfen (Humulus lupulus)
Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera):
invasiver Neophyt
Große Zaunwinde (Calystegia sepium)
Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus)
Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum):
Neophyt
Wilde Sumpfkresse (Rorippa sylvestris)
Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)
Vogelwicke (Vicia cracca)
Sumpf-Labkraut (Galium palustre)
Rote Lichtnelke (Silene dioica)
Gilbweiderich (Lysimachia congestiflora)
Echter Beinwell (Symphytum officinale)
Topinambur (Helianthus tuberosus)
Rainfarn (Tanacetum vulgare)
Topinambur (Helianthus tuberosus):
Neophyt
Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Beifuß (Artemisia vulgaris)
Kleine Königskerze (Verbascum thapsus)
Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)
Saponaria officinales
Euonymus europaea
Aquatische Fauna und Säuger:
-
Stichling (Gasterosteridae)
Bauen Nester aus Moos, Männchen betreiben Brutpflege
Schermaus (Arvicola terrestris)
Bisamratte (Ondatra zibethicus)
Oenothera biennis
Verfasst und gestaltet von Alexander Recha am 17.06.2007 in Marburg/Lahn
Exkursionsprotokoll: Bürgeln
16.06.07
Tiere im Kiesbankbereich:
-
Grubenhalskäfer (Patrobus atrorufus)
Kürbisspinne (Araniella cucurbitina)
Ahlenläufer (Bembidion)
Schwimmkäfer (Potamonectes)
Eintagsfliegenlarve (Ephemeroptera)
Strudelwürmer (Turbellaria)
Regenwürmer (Lumbriculidae)
Bachflohkrebs (Rivulogammarus pulex)
Wolfsspinne (Lycosidae)
Ondatra zibethicus
Renaturierungsbereich Ohm-Lahn
Im Zusammenflussbereich von Ohm und Lahn hat man inmitten einer stark durch
Infrastruktur
durchschnittenen
Landschaft
eine
Renaturierungsmaßnahme
durchgeführt, die einen naturnahen Lebensraum darstellen soll. Leider fehlen
aufgrund einer gestörten Dynamik hier notwendige Kiesbänke. Ansonsten verfügt
das Gewässer aber über eine naturnahe Zonierung, die von Schwimmkissen in der
Gewässermitte zu einer leichten Schwimmblattzone, zur Rohrichtzone, zu einer
reduzierten Hochstaudenflur bis hin zur Weichholzaue reicht. Wie sich zeigt hat man
versucht ein naturnahes Gewässer zu erschaffen, leider deuten z.B. die reduzierte
Hochstaudenflur, sowie die angepflanzten Schwarzerlen auf eine dennoch sehr
gestörte Dynamik hin. Positiv zu bewerten ist, dass das Gebiet dennoch von vielen
Tieren angenommen wird, als wichtiger Laichgrund fungiert und ebenfalls im Winter
als Rastgebiet dient.
Renaturierungsbereich Ohm
Verfasst und gestaltet von Alexander Recha am 17.06.2007 in Marburg/Lahn
Exkursionsprotokoll: Bürgeln
16.06.07
Parkplatz Kiesgrube Bürgeln
Zunächst sollen einige Mausarten und ihre Unterscheidungsmerkmale vorgestellt
werden. Die Rötelmaus (Myodes glareolus) gehört zur Unterfamilie der Wühlmäuse.
Sie unterscheidet sich von den echten Mäusen durch einen gedrungnen Körper,
verhältnismäßig kleine Ohren und einen wesentlich kürzeren Schwanz.
Demgegenüber steht die Waldmaus (Apodemus sylvaticus). Sie hat wesentlich
größere Ohren und einen langen Schwanz. Von ihrer Schwesterart, der
Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) unterscheidet sich die Waldmaus durch den
scharfen Farbübergang zwischen dem hellen Unterfell und den dunklen Oberfell. Bei
der Gelbhalsmaus ist dieser Übergang sanft.
Myodes glareolus
Apodemus flavicollis
Apodemus Sylvaticus
Die nächste Familie ist die der Spitzmäuse (Soricidae). Spitzmäuse sind
Insektenfresser und besitzen daher ein kleines Raubtiergebiss. Man kann in die
einige Spitzmäuse in die Unterfamilie der Rotzahnspitzmäuse einordnen, da sie über
ein sägeähnliches, rotes Gebiss verfügen. Spitzmäuse haben gegenüber den
anderen Arten einen enorm hohen Energieumsatz und müssen daher mehrmals in
der Stunde Nahrung aufnehmen. Einige wichtige Spitzmausarten für unsere Breiten
sind die Waldspitzmaus (Sorex araneus), die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens),
sowie die Haus- / Gartenspitzmaus (Crucidura russula), die charakteristische
Geräusche im Hochfrequenzbereich abgibt.
Eine weitere wichtige Gruppe bilden die Bilche (Gliridae) oder auch Schläfer genannt.
Zu ihnen gehört der Siebenschläfer (Glis glis), der ein typischer Kulturfolger ist.
Erkennbar ist er an dem extrem behaarten Schwanz, sowie an dem gurrenden
Geräusch, das er bei Gefahr erzeugt und das wohl den Anschein eines
Bienenschwarms haben soll. Seinen Namen verdankt er seiner extrem langen
Winterruhe und seiner späten Paarung. Seine Nahrung bilden Obst und Samen.
Weitere Arten dieser Familie sind die Haselmaus (Muscardinus arvellanarius), die
sehr thermophil ist und insgesamt wesentlich anspruchsvoller. Mediterrane Arten
sind der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) und der Baumschläfer (Dryomys
nitedula).
Eliomys quercinus
Muscardinus arvellanarius Glis glis
Verfasst und gestaltet von Alexander Recha am 17.06.2007 in Marburg/Lahn
Exkursionsprotokoll: Bürgeln
16.06.07
Kiesgrube Bürgeln
Die Kiesgrube Bürgeln ist ein so genanntes Ersatz- oder Sekundärbiotop. Sie bietet
den Arten Lebensraum, die eigentlich auf Kiesbankbereiche, wie am Zusammenfluss
von Lahn, Ohm und Wettschaft angewiesen sind. Da solche Flussbereiche immer
seltener werden, weichen viele Arten auf vergleichbare Ersatzbiotope aus. Wichtige
Lebensformen sind hier Kröten, Frösche, aber auch Teilweise Unken.
Die drei in Deutschland vorkommenden Kröten sind die Kreuzkröte (Bufo calamita),
die sehr kurze Beine und einen charakteristischen Streifen auf dem Kreuz besitzt, die
Erdkröte (Bufo bufo), mit einer rauen, warzigen Haut und dicken Drüsenwülsten
hinter den Augen und die Wechselkröte (Bufo viridis), die eine grüne Befleckung
besitzt um ihre Körperform aufzulösen. Die Farbvarianz der der Erdkröte ist sehr
hoch. Die Kreuzkrötenmännchen kann man durch ihren Abwehrruf von den
Weibchen unterscheiden.
Bufo viridis
Bufo bufo
Bufo calamita
Die drei wichtigsten Wasserfroscharten in Deutschland sind der Seefrosch (Rana
ridibunda), der kleine Wasserfrosch (Rana lessonae) und der kleine Teichfrosch
(Rana kl. esculenta), der eine Mischform aus Seefrosch und kleinem Wasserfrosch
ist. Die Kreuzung der einzelnen Wasserfroscharten ist zwar möglich, oftmals aber
von genetischen Schäden begleitet.
Rana kl. esculenta
Rana lessonae
Von den Unken gibt es zwei in Deutschland,
die Gelbbauchunke (Bombina variegata) und
die Rotbauchunke (Bombina bombina). Die
Unken erkennt man an ihren herzförmigen
Pupillen, ihr Gelege besteht aus einzelnen
Eiern.
Rana ridibunda
Bombina bombina
Bombina variegata
Verfasst und gestaltet von Alexander Recha am 17.06.2007 in Marburg/Lahn
Exkursionsprotokoll: Bürgeln
16.06.07
Das Ersatzbiotop, das sich hier eingestellt hat, resultiert aus dem Abbau des Kieses.
Dazu wurde und wird auch heute das Grundwasser künstlich abgepumpt. Die
Pflanzengesellschaft, die sich hier eingestellt hat, ähnelt sehr jener des Ohm’schen
Renaturierungsbereiches. Neben der Hochstaudenflur findet sich hier auch eine
Weichholzaue. Daneben existiert eine Sukzessionsgesellschaft, die von
Pionierpflanzen wie Birken und Weiden durchsetzt ist. Aufgrund des gestörten
Grundwasserregimes muss zum Erhalt dieser Pflanzengesellschaft auf Dauer das
Grundwasser abgepumpt werden. Die Zweckmäßigkeit ist hier natürlich fragwürdig, da
man die Gelder auf Dauer besser in dynamische, sich selbst erhaltende Ökosysteme
investieren könnte.
Arten dieses Ökosystems:
-
Chrysoperla cranea
Saatmohn (Papaver dubium):
sehr lange Kapseln
Acker Filzkraut (Filago arvensis):
Sandmagerrasenbewohner
Sandvergissmeinnicht (myosotis stricta)
Gestreifter Klee (Trifolium striatum)
Silbergras (Corynephorus canescens)
Schafschwingel (Festuca ovina)
Knickfuchsschwanz (Alopecurus geniculatus)
Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
Lupine (Lupinus spec.): Neophyt
Einjähriges Berufskraut (Erigeron annus)
Huflattich (Tussilago farfara):
nach dem Verwelken der Blühten kommen
die Blätter
Sumpflabkraut (Galium palustre)
Wiesenglockenblume (Campanula patula)
Natternkopf (Echium spec.)
Tiere dieses Ökosystems:
- Große Pechlibelle (Ischnura elegans)
- Becher Azurjungfer (Enallagma cyathigerum)
- Hufeisenazurjungfer (Coenagrion puella)
- Gemeine Florfliege (Chrysoperla cranea)
- Hottentottenfliege (Villa hottentotta)
- Körniger Schaufelläufer (Cychrus caraboides)
- Zauneidechse (Lacerta agilis)
Corynephorus
canescens
Solidago
canadensis
Lupinus spec.
Cychrus caraboides
Lacerta agilis
Enallagma
cyathigerum
Papaver dubium
Verfasst und gestaltet von Alexander Recha am 17.06.2007 in Marburg/Lahn
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