15 Fazit der gesamten Arbeit Im Vorwort der vorliegenden Arbeit wurde die Frage formuliert, ob durch Mega Memory vermittelte Mnemotechniken einen Beitrag zur Erweiterung des unterrichtlichen Methodenrepertoires bei der Vermittlung von spezifischem Faktenwissen liefern können. Zur Beantwortung dieser Frage wurde zunächst im theoretischen Teil dieser Arbeit geklärt, welche Faktoren und Prozesse nach dem neusten gedächtnispsychologischem Forschungsstand dazu beitragen, dass Informationen dauerhaft eingespeichert und erinnert werden können (Kapitel 2.4). Dabei wurde deutlich, dass neben der Übung, Faktoren wie emotionale Zugänglichkeit, Bedeutungshaltig und vor allem die Bildhaftigkeit entscheidend für ein dauerhaftes Einspeichern von Informationen im Langzeitgedächtnis darstellen. Mit Hilfe von Mnemotechniken können zu lernende Informationen so modifiziert werden, dass viele der genannten Faktoren in den Lernvorgang integriert werden. Dies wird aus der Darstellung der Mnemotechniken in Kapitel 2.6 deutlich. Abstrakte Informationen können in bildhafte umgewandelt und emotional aufgeladen werden. Außerdem kann die lernende Person eigenes Vorwissen und Kreativität einbringen, um zunächst bedeutungsarme in für ihn bedeutungsvolle Informationen umzuwandeln. Die dauerhafte Speicherung von Lerninhalten reicht allerdings nicht aus, um die gelernten Informationen in bedeutenden Situationen einsetzen zu können. Wie in Kapitel 2.4.2 herausgearbeitet wurde, stehen beim menschlichen Gedächtnis meist nicht Probleme bei der Einspeicherung von neuen Informationen im Vordergrund, sondern Schwierigkeiten neu eingespeicherte Informationen wieder abzurufen. Dabei belegen insbesondere Forschungsbefunde aus der Neurobiologie, dass im menschlichen Gedächtnis deutlich mehr Informationen abgespeichert sind, als aktiv abgerufen werden können (Anderson, 1996; Ulrich et al., 1996). Auch auf diese Problematik können Mnemotechniken eine Antwort geben. In den Kapiteln 2.3 und 2.4.2 wurde deutlich, dass Ordnungsschemata, Begriffsnetzwerke und Hinweisreize dabei helfen, dass eingespeicherte Informationen erinnert werden können. Insbesondere die Loci-Methode basiert auf einem klaren Ordnungsschema, indem zu lernende Informationen an feste (bekannte) Orte “gelegt“ werden. Gregor Staub hat dies im Trainingsprogramm Mega Memory mit seiner 100erListe umgesetzt. Die Anwendung dieser Liste bei der Vorbereitung auf Abiturklausuren wurde in Untersuchung III dargestellt und der überwältigende Erfolg spricht eindeutig für sich. Auch der erfolgreiche Einsatz einer kleineren Liste (Köperliste mit 10 Orten) mit jüngeren Kindern konnte in Untersuchung I empirisch belegt werden. Mnemotechniken haben sich eindeutig als überaus effektive Lerntechniken bewiesen, die, wie die Mega Analyse von Walter (2002) zeigt, auf dem ersten Platz aller pädagogischen Interventionsformen stehen. Forschungslücken bei der Anwendung von Mnemotechniken bestanden noch bei der Arbeit mit jüngeren und kognitiv schwächeren Kindern. Die Arbeiten im praktischen Teil dieser Arbeit haben versucht diese Forschungslücken zu schließen und erbrachten eindeutige Hinweise, dass Mnemotechniken mit nahezu allen Kindern angewendet werden können. Der eindeutig belegte und überwältigende Erfolg von Mnemotechniken lässt die Frage aufkommen, ob diese Techniken nicht nur das pädagogische Methodenrepertoire von Lehrkräften erweitern können, sondern, ob es nicht sogar vielmehr zwingend notwendig ist, Schülern die Lerntechniken zu vermitteln, welche sich als die Effektivsten herausgestellt haben. Nach Ansicht des Autors kann sich die Institution Schule, die jungen Menschen im Laufe deren Schulzeit ein immenses Maß an Informationen dauerhaft vermitteln möchte, sich nicht länger vor diesen Lerntechniken verschließen. Die meisten Lehrkräfte sind auch durchaus bereit sich fortzubilden, allerdings sieht das Angebot recht dürftig aus. Aus diesem Grund hatte sich die vorliegende Arbeit zum Ziel gesetzt, herauszuarbeiten, ob der Selbsttrainingskurs Mega Memory die notwendige Fortbildung im Gebiet der Mnemotechniken leisten kann. Alle im praktischen Teil dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen zeigen deutlich, dass dieser Selbsttrainingskurs diese Erwartungen erfüllen kann. In Untersuchung I hatten die Trainer die Anwendung der Loci-Methode (Körperliste) mit Hilfe von Mega Memory gelernt und konnten daraufhin jungen Kindern diese so vermitteln, dass sie von den Kindern selbständig angewendet werden konnte. In der folgenden Studie (Untersuchung II) wurde auf Basis der Bundesländergeschichte von Gregor Staub eine gesamte Unterrichtseinheit gestaltet, wobei sogar noch 9 Monate nach Beendigung dieser Einheit nachgewiesen konnte, dass die Lerninhalte von den meisten Kindern immer noch weitestgehend reproduziert werden konnten. Es konnten also erste Hinweise dafür gefunden werden, dass die Anwendung von Mnemotechniken bei der Aneignung von Lernmaterial dabei helfen, dass die gelernten Informationen langfristig behalten werden können. Insbesondere das nicht nachhaltige und nur auf kurzfristigen Lernerfolg ausgerichtete Lernverhalten vieler Schüler stellt, wie nicht zuletzt die PISA-Studie zeigt, ein großes Problem dar. Am Beispiel dieser Untersuchung zeigt sich das enorme Potential dieses Selbsttrainingskurses. Die Bundesländergeschichte ist nur ein kleiner Baustein von Mega Memory, dennoch lässt sich damit eine ganze Unterrichtseinheit gestalten. Mit etwas Fantasie, Kreativität und Motivation (dies wird dem Nutzer in Mega Memory nachhaltig beigebracht) stellt dieser Selbsttrainingskurs jeder Lehrkraft eine Vielzahl von möglichen Unterrichtsprojekten zur Verfügung. Natürlich muss jede Lehrkraft die verschiedenen Übungen und Anwendungsbeispiele auf ihre individuelle Lerngruppe abstimmen und diese ggf. modifizieren. Allerdings ist dies kein Nachteil dieses Trainingsprogramms, sondern es ermöglicht die Nutzung von Mega Memory in nahezu allen Schulformen und Jahrgängen. Zudem müssen Materialien, die in der pädagogischen Arbeit verwendet werden immer auf die individuelle Lerngruppe abgestimmt werden. In der letzten Untersuchung konnte zudem gezeigt werden, dass ältere Schüler das Trainingsprogramm völlig selbständig und ohne Anleitung und Unterstützung durch eine Lehrkraft lernen und anwenden können. Dabei hat sich gezeigt, dass es nicht notwendig ist, das gesamte Programm zu bearbeiten, sondern, dass bereits ausgewählte Lektionen genügen, um die gelernten Mnemotechniken gewinnbringend für den Schulalltag oder die gezielte Prüfungsvorbereitung einsetzen zu können. Dabei lohnt sich der vermeintliche Mehraufwand, der dadurch entsteht, dass zunächst Mnemotechniken erlernt werden müssen, bevor damit begonnen werden kann, den eigentlichen Prüfungsstoff zu lernen. Dies hat Untersuchung III eindeutig gezeigt, da die Kontrollgruppe deutlich mehr Zeit zum Lernen des Prüfungsstoffes benötigte und zudem deutlich schlechtere Reproduktionsleistungen erbrachte als die Experimentalgruppe. Zudem können einmal erlernte Mnemotechniken hilfreich sein auch zukünftige Lerninhalte besser zu lernen und reproduzieren zu können. Folglich ist es nach Ansicht des Autors äußerst sinnvoll, möglichst früh damit zu beginnen, Mnemotechniken in der Schule zu vermitteln, da sie dann effektiv genutzt werden können, wenn sie möglichst automatisiert angewendet werden können. Abschließend kann aufgrund eines klaren theoretischen Fundamentes und zahlreicher äußerst positiver empirischer Befunde nur die Empfehlung ausgesprochen werden, Mnemotechniken im Unterricht aller Schulformen einzusetzen. Das Trainingsprogramm Mega Memory hilft diese zu erlernen und gibt insbesondere Lehrkräften einen großen Fundus an Material für die individuelle Gestaltung von Unterrichtseinheiten und Projekten. Natürlich ersetzen Mnemotechniken nicht das Verstehen von Lerninhalten, sie helfen jedoch dabei bereits verstandenes Wissen zu organisieren, dauerhaft speichern und erfolgreich reproduzieren zu können.