118. Deutscher Ärztetag

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Ärztetags-Drucksache Nr.
118. Deutscher Ärztetag
VI - 85
Frankfurt, 12.05. - 15.05.2015
TOP VI Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer
Titel:
Stärkung und Aufklärung zur Prävention und Früherkennung von Sepsis
Entschließungsantrag
Von:
Dr. Günther Jonitz als Mitglied der Vorstands der Bundesärztekammer
Dr. Mathias Wesser als Mitglied der Vorstands der Bundesärztekammer
Dr. Martina Wenker als Mitglied der Vorstands der Bundesärztekammer
Dr. Gottfried Knoblauch zu Hatzbach als Mitglied der Vorstands der
Bundesärztekammer
Dr. Theodor Windhorst als Mitglied der Vorstands der Bundesärztekammer
Dr. Werner Wyrwich, MBA als Delegierter der Ärztekammer Berlin
Dr. Thomas Werner als Delegierter der Ärztekammer Berlin
Kai Sostmann als Delegierter der Ärztekammer Berlin
DER DEUTSCHE ÄRZTETAG MÖGE FOLGENDE ENTSCHLIESSUNG FASSEN:
Der 118. Deutsche Ärztetag 2015 fordert eine verstärkte Aufklärung der Öffentlichkeit, der
Ärzteschaft und des medizinischen Assistenzpersonals über die Möglichkeiten zur
Prävention und Früherkennung von schweren Infektionen und Sepsis. Er hält deshalb
folgende Maßnahmen für erforderlich:
Eine stärkere Berücksichtigung von Infektiologie und Sepsis in den Curricula für die
Aus-, Fort und Weiterbildung von Ärzten und des medizinischem
Assistenzpersonals.
Die Etablierung von Qualitätsinitiativen zur Sepsisprävention und
Sepsisfrüherkennung in der notärztlichen Versorgung und allen relevanten
ambulanten und stationären Gesundheitseinrichtungen.
Durchführung einer breit und langfristig angelegten Informationskampagne für
Laien unter der Führung der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung, über
die Möglichkeiten, sich durch Impfung gegen lebensbedrohliche Infektionen
schützen und die Frühsymptome einer Sepsis besser erkennen zu können.
Begründung:
Die Zahl der Sepsisfälle und der durch Sepsis bedingten Krankheitslast wurde in
Deutschland im Rahmen des Internationalen Krankheitsklassifikation-Systems (ICD)
durch Unterkodierung lange Zeit erheblich unterschätzt. Seit 2007 stieg die Zahl der
Sepsisfälle auf der Basis der im ICD-System festgelegten Sepsiskodierungen, die von den
Angenommen:
Abgelehnt:
Vorstandsüberweisung:
Stimmen Ja: 0
Stimmen Nein: 0
Entfallen:
Enthaltungen:0
Zurückgezogen:
Nichtbefassung:
118. Deutscher Ärztetag
Frankfurt, 12.05. - 15.05.2015
Ärztetags-Drucksache Nr.
VI - 85
deutschen Krankenhäusern an das Statistische Bundesamt bzw. an das Institut für
Entgeltsysteme im Krankenhaus (INEK) gemeldet werden, kontinuierlich an. Im Jahr 2013
waren es 252.000 Fälle. Bei einem Anstieg der Krankenhaussterblichkeit von
28,6 Prozent auf 30,2 Prozent in diesen Zeitraum bedeutet dies für 2013 allein 77.174
Todesfälle. Für das Jahr 2013 führen diese Zahlen zu Behandlungskosten von 9,2
Milliarden Euro. Der Anstieg der Sepsisfälle betrifft zu etwa gleichen Anteilen sowohl die
ambulant wie die im Krankenhaus auftretenden Sepsisfälle. Die Einweisungen ins
Krankenhaus von Patienten mit Sepsis übersteigt inzwischen die Einweisungen aufgrund
von Herzinfarkt oder Schlaganfall um den Faktor 2 - 3. Die Zahl der Sepsisfälle wird in der
Zukunft aufgrund der demografischen Entwicklung weiter steigen, da die vermehrte
Inanspruchnahme invasiver oder operativer Behandlungen bei älteren oder multimorbiden
Patienten mit einer Schwächung des Immunsystems und damit einer erhöhten Anfälligkeit
für Infektionen einhergehen. Sepsis wird so in vielen Bereichen der Medizin zu einem
Hemmschuh für den medizinischen Fortschritt. Trotzdem ist der Begriff Sepsis derzeit bei
weniger als 50 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bekannt.
Dieser Entwicklung erfolgreich entgegenzuwirken, erfordert neben Aufklärung eine
wesentlich stärkere Umsetzung aller geeigneten Maßnahmen zur Sepsisprävention und
Reduzierung der Sepsissterblichkeit als es dies derzeit der Fall ist. Für folgende
Maßnahmen konnte gezeigt werden, dass sie zu einer erheblichen Reduzierung der
sepsisbedingten Krankheitslast führen:
Impfungen. Da sich Sepsis aus sich nahezu jeder akuten Infektion entwickeln
kann, lassen sich durch Impfungen von Risikopopulationen gegen Influenza,
Pneumokokken, Hämophilus Influenza und Meningokokken jährlich tausende
Sepsistodesfälle verhindern.
Hygiene. Durch die strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen sind in deutschen
Krankenhäusern jährlich ca. 1.500 - 4.500 Sepsistodesfälle vermeidbar.
Früherkennung und -behandlung. Die Sepsisdiagnose wird derzeit häufig
verzögert gestellt. Durch Frühdiagnose und -therapie lässt sich die
Sepsissterblichkeit um etwa die Hälfte senken. Stopp des unsachgemäßen
Einsatzes von Antibiotika in der Medizin, Landwirtschaft und Tierzucht.
Das Memorandum für einen Nationalen Aktionsplan gegen Sepsis wird u. a. von den
Ärztekammern Berlin, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Thüringen und WestfalenLippe, dem Ärztlichen Kreis- und Bezirksverband München sowie von 14
wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften unterstützt.
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