Unbeabsichtigter Gewichtsverlust

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Unbeabsichtigter Gewichtsverlust
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Unbeabsichtigter Gewichtsverlust
EbM-Guidelines
6.8.2010
■ Überblick
■ Diagnostische Hinweise
■ Die häufigsten Ursachen einer unbeabsichtigten Gewichtsabnahme
■ Untersuchungsstrategie
■ Indikationen zur Konsultation eines Spezialisten
■ Weitere Quellen
Überblick
• Ein Patient, der ungewollt deutlich an Gewicht verliert (mindestens 5% des
Körpergewichts, z.B. 3,5 kg bei einem 70 kg schweren Patienten, innerhalb von 6
Monaten), sollte eingehend untersucht und weiter beobachtet werden, wenn die ersten
Untersuchungen keinen Hinweis auf die Ursache ergeben.
• Nach einem Diabetes oder einer Hyperthyreose sollte bereits bei der ersten Konsultation
gesucht werden (Symptome und Laborergebnisse).
• Ein Ulcus pepticum oder eine Zöliakie sollten ausgeschlossen werden.
• Einer Anorexia nervosa als Ursache der Gewichtsabnahme sollte vor allem bei jungen
Frauen nicht übersehen werden.
• Nach Lungen- bzw. Magen-Darm-Karzinomen ist vor allem bei älteren Patienten, nach
malignen hämatologischen Erkrankungen ist bei Patienten jeden Alters zu fahnden.
• Untersuchung der Zahnprothesen und Beurteilung der Essfähigkeit bei alten Patienten,
bevor invasive Verfahren angestrebt werden.
• Erkennen einer Depression als Ursache der Gewichtsabnahme.
Diagnostische Hinweise
• Siehe Tabelle
1
.
Tabelle 1. Diagnostische Hinweise zur Beurteilung einer unbeabsichtigten Gewichtsabnahme
Klinisches Erscheinungsbild
Erkrankung
Anamnese
Schmerzen im Abdomen
Ulcus pepticum, Infektion, Tumor,
Zöliakie
Erbrechen
Ulcus pepticum, Obstruktion
Dysphagie
Maligne Erkrankung oder Ulkus im
Magen-Darm-Bereich
Diarrhö
Entzündliche Darmerkrankung,
Zöliakie
Verstopfung
Anorexia, Tumor
Verfärbung der Faeces
Schwarz: Meläna; blass (und obenauf
schwimmend): Malabsorption
Rauchen
Lungenkarzinom, Ulcus pepticum,
COPD
Alkoholkonsum
Leberzirrhose
Angst vor Gewichtszunahme, ausgeprägter Schlankheitswunsch,
Anorexia nervosa
verzerrte Wahrnehmung des körperlichen Erscheinungsbildes,
sportliche Überaktivität
Anwendung psychotroper Pharmaka, Tod eines nahen Verwandten,
Depression
andere persönlich nahegehende Verluste, Stress, die psychosoziale
Situation, Geldsorgen, Appetitlosigkeit
Gedächtnisprobleme
Demenz
Husten, Atemnot
Tumor, Infektionen, Herzinsuffizienz
Fieber, Schwitzen, Abgeschlagenheit
Infektionen, Hyperthyreose
Menstruation
Im Normalfall ist der Gewichtsverlust
selten signifikant
Knochenschmerzen
Metastasen, Myelom
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Klinisches Erscheinungsbild
Hämaturie
Erkrankung
Tumor der Harnwege
Physische Zeichen
Hauttemperatur und -farbe
• Warme Haut
Hyperthyreose
• Pigmentierung
Morbus Addison
• Ikterus
Pankreaskarzinom, Lebererkankungen
• Petechien, Ekchymosen
Thrombozytopenie, Zirrhose,
Karzinom
• Karotinämie
Anorexia nervosa
Zahnprothesen, Zahnlosigkeit
Unterernährung
Palpation des Abdomen
Erkrankungen, die mit Hepatomegalie
oder abdominellen Resistenzen
einhergehen
Palpation der Lymphknoten
Lymphom
Rektale Untersuchung, Art des Stuhls
Rektaler Tumor
Beckenuntersuchung
Tumoren
Die häufigsten Ursachen einer unbeabsichtigten
Gewichtsabnahme
• Karzinome (Pankreas, Leber, Lungen, Ovarien, Prostata, Lymphom, Leukämie)
• Magen-Darm-Erkrankungen (außer Karzinom)
• psychische Erkrankungen (Anorexia nervosa, Depression)
• mittelschwere oder schwere Demenz
• Herzinsuffizienz (nachdem generalisierte Ödeme behandelt wurden)
• pulmonale Ursachen (außer Karzinom)
• ernährungsbedingte Ursachen (einschließlich Alkohol)
• endokrine Erkrankungen
• bei 25% aller Patienten wird keine Ursache gefunden.
Untersuchungsstrategie
• Bei etwa 50% aller Patienten weist ein zentrales Symptom auf die verursachende
Erkrankung hin.
• Objektive Beurteilung der Gewichtsabnahme:
◦ Vergleichen Sie Aufzeichnungen früherer Gewichtsmessungen aus der Patientenkartei,
fragen Sie, ob Kleidungsstücke zu weit geworden sind und ob die nächsten
Angehörigen eine Veränderung bemerkt haben.
◦ Bei etwa 50% der Patienten lässt sich die Gewichtsabnahme nicht verifizieren.
• Ein Thoraxröntgen ist die wesentlichste Untersuchung. Es sollte immer als eine der
ersten Untersuchungen gemacht werden.
◦ Lungenkarzinom
◦ Infektionen
◦ vergrößerte Lymphknoten (Lymphom, Sarkoidose)
• Laboruntersuchungen:
◦ Blutbild, BSG
◦ Nüchtern-Blutzucker
◦ GPT, alkalische Phosphatase
◦ Serum-Natrium, Kalium, Calcium, Albumin
◦ HIV-Serologie, wenn Risikofaktoren vorliegen
◦ Serum-TSH
◦ Harntest und Kultur (besonders gründlich auf Hämaturie untersuchen)
◦ Test auf okkultes Blut im Stuhl.
• Die Anamnese kann bei einer jugendlichen oder jungen Frau auf Anorexia nervosa
hinweisen 1 .
◦ Weitere Untersuchungen sind nicht erforderlich.
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• Die Symptome deuten auf eine gastrointestinale Genese, oder die oben aufgeführten
Untersuchungen haben die Ursache der Gewichtsabnahme nicht klären können.
◦ Führen Sie zuerst eine Untersuchung des oberen Magen-Darm-Bereichs
(Gastroskopie), dann des unteren Magen-Darm-Bereichs (Koloskopie oder
Sigmoidoskopie zusammen mit einer Irrigoskopie) durch, außer wenn die Symptome
eine umgekehrte Reihenfolge nahe legen.
◦ Wenn die Endoskopien keine Erklärung gebracht haben, sind bildgebende Verfahren
die nächsten Untersuchungsschritte.
◦ Bei sehr alten Patienten in schlechtem Allgemeinzustand sollten Sie bei der Auswahl
einer Behandlungsmethode den potenziellen Nutzen der Untersuchungen (z.B. einer
Krebsdiagnose) erwägen und beurteilen, ob die Behandlung dem Patienten helfen
kann.
• Die Anamnese und die oben aufgeführten Untersuchungen klären nicht die Ursache der
Gewichtsabnahme.
◦ Wenn sich eine spezifische Ursache finden lässt, dann geschieht das gewöhnlich durch
eine Kombination der Informationen, die durch Anamnese, klinische Untersuchungen,
Labortests und bildgebende Verfahren sowie durch Endoskopie gewonnen werden.
◦ Wenn die Erstuntersuchungen nicht zur Klärung der Ursache führen, ist eine 1- bis 2monatige Weiterbeobachtung eine bessere Option als die Anordnung weiterer
unspezifischer Untersuchungen.
Indikationen zur Konsultation eines Spezialisten
• Wenn eine Anorexia nervosa vermutet wird und der Allgemeinzustand gut ist,
überweisen Sie den Patienten an eine spezialisierte Einrichtung.
• Überweisen Sie den Patienten zu einer Endoskopie und zu bildgebenden Verfahren im
Magen-Darm-Bereich, wenn diese Untersuchungen nicht an Ort und Stelle durchgeführt
werden können.
• Der Patient hat Symptome oder Zeichen, die auf eine organische Erkrankung hinweisen,
die bei den ersten Untersuchungen in der Primärversorgung nicht diagnostiziert wurde.
• Ein depressiver Patient sollte abhängig vom Schweregrad der Erkrankung überwiesen
werden.
Weitere Quellen
• Cochrane Reviews
• Literatur
1
1
Autoren:
Rauli Leino
Review:
Franz Burghuber
Artikel ID: ebd00148 (008.001)
© 2012 Duodecim Medical Publications Ltd
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