Magersucht Magersüchtige sind von ihrem äußeren Erscheinungsbild auffallend dünn. Sie sind hoch sensibel für die Bedürfnisse anderer und können sich verbal gut mit Freunden, Bekannten und Verwandten auseinander setzen. Der Zugang zu ihrer eigenen Gefühlswelt ist ihnen jedoch sehr schwer möglich. Daher ist es auch für nahe stehende Personen schwer, sie emotional zu erreichen und zu stützen. Typisch für Magersucht (Anorexie; Anorexia nervosa): a.. Fehlender Kontakt zum Körper und dessen Bedürfnissen. b.. Der Körper wird als Feind erlebt und bekämpft. c.. Ständiges Wiegen und sich zu dick fühlen. d.. Der Kopf kontrolliert und steuert. e.. Kontrolle vermittelt das Gefühl, autonom und selbständig zu sein. f.. Manchmal übertriebene Sparsamkeit und extremer Reinlichkeitssinn, Ablehnung jeglicher lustbetonter Betätigung, eine ausgesprochen spartanische Lebensweise. g.. Rückzugsverhalten. h.. Schwarzweißdenken und depressive Verstimmungen. i.. Ritualisiertes Essverhalten. j.. Extrem langsames Essen, extrem heiß oder kalt essen. k.. Bevorzugung von kalorienarmen Nahrungsmitteln und Getränken, meist sehr einseitige Nahrungsauswahl. l.. Essen vortäuschen, kauen und ausspucken. m.. Kochen, backen, Rezepte sammeln und andere zum Essen animieren. n.. Vieles im Stehen machen. o.. Exzessiv Sport treiben. p.. Die Betroffenen verweigern sich über lange Zeit, sich ihre Krankheit einzugestehen Ess-Brech-Sucht Vom äußeren Erscheinungsbild sind bulimische Frauen/Männer scheinbar normal, meist schlank. Sie sind sehr gepflegt und ehrgeizig. Es ist kaum zu erkennen, dass sie Probleme haben und Hilfe benötigen. Typisch für Ess-Brech-Sucht (Bulimie; Bulimia nervosa): a.. Essverhalten in der Öffentlichkeit ist kontrolliert. b.. Auswahl von light- und fettarmen Produkten für die Mahlzeiten, die "offiziell" gegessen werden und im Körper bleiben. c.. Trennen in erlaubte und verbotene Lebensmittel. d.. Einkauf großer Mengen billiger, leicht verzehrbarer Lebensmittel für die Essanfälle. e.. Schlingendes Essen bei den Essanfällen. f.. Horten von Lebensmitteln mit gleichzeitiger Angst davor, Lebensmittel zu Hause zu haben. g.. Manchmal hohe Verschuldungen aufgrund der hohen Ausgaben für Lebensmittel. h.. Keine geregelten Mahlzeiten. i.. Nach außen hin funktioniert alles perfekt, die Fassade stimmt. j.. Bulimie ist schambesetzt und heimlich. k.. Selbstekel, das Gefühl, abnorm zu sein. l.. Soziale Isolation, Vernachlässigung von Interessen, depressive Verstimmungen. m.. Viele sportliche Aktivitäten. Mögliche diagnostische Hinweise: a.. Andauernde, übertriebene Beschäftigung mit Figur und Gewicht. a.. Krankhafte Furcht davor, dick zu werden. b.. Scharf definierte, sehr niedrige persönliche Gewichtsgrenze, c.. Mindestens zwei Essattacken pro Woche in einem Zeitraum von über drei Monaten. dabei schnelle Aufnahme großer Mengen meist leicht verzehrbarer und kalorienreicher Nahrungsmittel. d.. Das Gefühl des Kontrollverlustes über das Essverhalten während der Anfälle. e.. Im Anschluss versuchtes Rückgängigmachen der Kalorienzufuhr über: f.. selbstinduziertes Erbrechen, g.. Medikamentenmissbrauch (z.B. Abführmittel, Entwässerungstabletten.), h.. strenge Diäten / Fastenphasen, i.. übermäßige körperliche Betätigung. Binge Eating Disorder "Binge" bedeutet "schlingen". Der Unterschied zur Ess-Brech-Sucht oder Bulimie liegt im Wesentlichen darin, dass keine Gegenmaßnahmen nach einem Essanfall ergriffen werden, d. h. es erfolgt kein kompensatorisches Verhalten wie z. B. extremer Sport, Hungern oder Erbrechen. Typisch für Binge Eating Disorder (BED): a.. Häufige Heißhungeranfälle, dabei werden große Mengen von Lebensmitteln verzehrt. b.. Gestörtes Essverhalten zwischen den Essanfällen (abwechselnd restriktives und unkontrolliertes Essen). c.. Fehlende Regelmäßigkeit bei der Ernährung. d.. Häufiges Diäthalten und Abbruch von Diäten. e.. Störung der Hunger- und Sättigungswahrnehmung. f.. Geringe körperliche Bewegung und Aktivität. g.. Bevorzugen bewegungsarmer Freizeitbeschäftigungen wie fernsehen und Computer spielen. h.. Herunterschlucken von Gefühlen (Ärger, Wut, Traurigkeit, Freude) Mögliche diagnostische Hinweise: i.. Wiederkehrende Episoden von Heißhungeranfällen (mind. 2 pro Woche über sechs Monate). Diese Anfälle werden als zwanghaft und hemmungslos erlebt. Bei einem Essanfall verschlingen Betroffene eine enorm große Nahrungsmenge in relativ kurzer Zeit. Danach plagen Schuldgefühle, Depressionen und Selbstvorwürfe das bereits angekratzte Selbstbewusstsein. j.. Die Episoden der Essanfälle treten mit mindestens drei der folgenden Symptome auf: k.. Übermäßig schnelles Essen, Schlingen. l.. Essen bis zu einem belastenden Völlegefühl. m.. Essen von großen Nahrungsmengen ohne körperliches Hungergefühl. n.. Allein essen aus Scham. o.. Ekel, depressive Verstimmungen und Schuldgefühle nach dem Essen. p.. Die bei den Essanfällen aufgenommene Nahrung wird im Körper behalten, Aktivitäten, um die Kalorienzufuhr auszuscheiden oder abzutrainieren, bleiben aus. Die körperlichen Folgeschäden bei starkem Übergewicht (BMI über 30) sind z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt), Gelenkleiden, Wirbelsäulenschäden, Diabetes mellitus Latente Esstörung Eine latente Essstörung kann Vorbote einer ausgeprägten Form einer behandlungsbedürftigen Essstörung sein. Latent heißt "verborgen" oder "versteckt" und bedeutet, dass die Essstörung vorhanden ist, aber nicht vollständig in Erscheinung tritt. WICHTIG: Latente Esssucht begünstigt den Einstieg in andere Essstörungen (z.B. in Bulimie oder Magersucht). Daher ist es auf jeden Fall wichtig, sich Hilfe zu holen Typisch für latente Essstörung : a.. Einsatz von Appetitzüglern b.. Verwendung von Lightprodukten c.. Einsatz von Abführmitteln d.. Wechsel zwischen übermäßigem Essen und Diät halten e.. Kalorienzählen Mögliche diagnostische Hinweise: a.. Hohe Gewichtsschwankungen innerhalb kurzer Zeit, Jojo-Effekt. b.. Angst vor Gewichtszunahme. c.. Unfähigkeit entspannt zu genießen und den Hunger zu befriedigen. d.. Häufige, immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit dem Körpergewicht. e.. Fehlendes Vertrauen in die eigenen Bedürfnisse und Körpersignale Pica-Syndrom Das Pica-Syndrom (auch: Picazismus) ist eine psychiatrisches Symptom und kommt auch bei Menschen mit geistiger Behinderung oder Demenz vor. Die Störung ist eher selten und ist keine Essstörung im eigentlichen Sinne. Menschen essen dabei ungewöhnliche Dinge, zum Beispiel farbige Papierschnipsel, Gartenerde, Ton, Tafelkreide. Kot essen siehe Koprophagie. Es kann dabei unter anderem zu Vergiftungen, Unterernährung oder Verstopfung führen. Auch bei sonst harmlosen Materialien kann es zu Infektionen oder Vergiftungen kommen. Bei Babys und kleinen Kindern ist es normal, dass sie buchstäblich alles in den Mund nehmen (manchmal auch aus Trotz). Nur bei unterschiedslosem und regelmäßigem Aufessverhalten besteht möglicherweise Anlass, auf Pica-Syndrom zu untersuchen. Orthorexia nervosa Orthorexia nervosa bedeutet krankhaftes Gesund-Essen. Betroffene verbringen mehrere Stunden täglich damit, zwanghaft Vitamingehalt und Nährwerte zu berechnen und Lebensmittel auszuwählen, wobei sich die Auswahl der "erlaubten" Lebensmittel immer mehr verringert. Folgen sind Unterernährung, Mangelernährung und soziale Isolation. Die Betroffenen zeigen teilweise Angst vor Lebensmitteln, die sie für ungesund halten. Die Orthorexie zeigt durch den Missionierungsdrang und die kognitiv nicht zugängliche Symptomatik auch Merkmale einer Wahn- oder Zwangsstörung. Anorexia athletica Durch übermäßigen Sport und den damit verbundenen Kalorienverbrauch versuchen die Erkrankten, an Gewicht zu verlieren. Diese Störung ist als Sport-Sucht bekannt und wird als Begleitstörung einer Ess-Sucht beobachtet. Als eigenständiges Krankheitsbild ist sie nicht anerkannt. Seit den 80er und 90er Jahren wurde von einem gehäuften Auftreten von Essstörungen bei Leistungssportlern berichtet. Federführend dabei waren Untersuchungen vom Norweger Sundgot-Borgen. Der Begriff Anorexia athletica wird 2004 in einer Arbeit des Grazers Sudi als solches genannt. Gemeint damit ist eine Form von Essstörungen, die nicht alle Merkmale einer echten Anorexia nervosa erfüllt, so in die Gruppe der ED-NOSs gehört, und bei Leistungssportlern vorkommt. Charakteristisch ist eine zu geringe Zufuhr an Kalorien, die zu schweren Gesundheitsproblemen führt. (Abnahme der Knochendichte, Knochenbrüche, Amenorrhoe..).