Optische Messtechnik Femtosekunden-Synchronisationsmessung am Freie-Elektronen-Laser Olaf Meyer, Owis GmbH, Lübeck, Stefan Düsterer, Armin Azima, Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY, Hamburg Mit dem Freie-Elektronen-Laser FLASH (Free-electron-LASer in Hamburg) am DESY können dynamische Prozesse im Femtosekundenbereich sichtbar gemacht werden. Dazu werden die Pulse des FEL mit denen eines optischen Lasers präzise synchronisiert. Die Synchronität lässt sich mit Hilfe des Timing Electro Optical Sampling vermessen. Seit August 2005 ist bei DESY in Hamburg der weltweit erste Freie-ElektronenLaser (FEL) für vakuum-ultraviolette und weiche Röntgenstrahlung in Betrieb. Die 120 Mio. € teuere Anlage übertrifft in der Spitzenleuchtstärke die modernsten Synchrotronstrahlungsquellen um das Zehnmillionenfache und wird in der letzten Ausbaustufe in einem Wellenlängenbereich von 6 bis 60 nm arbeiten. Von besonderer Bedeutung für die Messung von dynamischen Prozessen ist jedoch die extrem kurze Pulsdauer von 10 bis 50 fs, womit beispielsweise die Bildung von chemischen Bindungen oder Vorgänge bei der magnetischen Datenspeicherung sichtbar gemacht werden können. Für diese Untersuchungen in zeitaufgelösten Experimenten wird üblicherweise das Target zunächst durch einen ersten Puls angeregt und mit einem zweiten Puls bei verschiedenen Verzögerungszeiten beobachtet. Dadurch lässt sich die zeitliche Entwicklung des Vorgangs auf Zeitskalen im Femtosekundenbereich untersuchen. Voraussetzung dafür ist jedoch die präzise Synchronisation der beiden Pulse. Pulsgeneration mit dem FEL In dem Freie-Elektronen-Laser FLASH durchlaufen Elektronen eine supraleitende Beschleunigerstrecke und rasen anschließend als Elektronenpulse von nur 100 fs Pulsdauer durch eine periodische Magnetstruktur, den Undulator. Hier werden die einzelnen Elektronen auf einen Slalomkurs gezwungen und senden bei jeder Richtungsänderung einen hellen Lichtblitz aus. Diese Lichtblitze sind schneller als die auf der oszillierenden Bahn fliegenden Elektronen. Im FEL sind die Geschwindigkeitsunterschiede gerade so gewählt, dass die Elektronen nach einer Schwingung wieder im Gleichtakt mit den ausgesandten Lichtfeldern schwingen. Dadurch werden langsame Elektronen durch das Lichtfeld beschleunigt, zu schnelle hingegen abgebremst. Am Ende des Undulators haben sich die Elektronen zu vielen dünnen Scheibchen im Abstand der verstärkten Lichtwellenlänge angeordnet. Sämtliche Scheibchen strahlen jetzt im Gleichtakt, wodurch kohärentes und intensives LaserBild 1: Im Undulator zwingt die periodische Magnetstruktur die licht entsteht. Elektronen auf einen Slalomkurs. Jede Richtungsänderung bewirkt Für zeitaufgelöste einen Lichtpuls, der die Elektronengeschwindigkeit beeinflusst Messungen werden 58 Photonik 6/2006 zwei ultrakurze Pulse benötigt, die beide vom FEL stammen können. Für viele Experimente wird jedoch ein Puls vom Freie-Elektronen-Laser und der andere Puls von einem optischen Lasersystem erzeugt. Denn zum einen lassen sich viele Prozesse besser mit sichtbarem Licht anregen oder beobachten, zum anderen können bei sichtbarem Laserlicht die Polarisation, der Einfallswinkel und die Pulsverzögerung einfacher variiert werden, als bei zwei FEL-Pulsen. Synchronisationsüberwachung Die größte Herausforderung für den reibungslosen Betrieb der zeitaufgelösten Experimente ist die Synchronisation zwischen optischem und Freie-Elektronen-Laser und deren Messung. Die bisher besten Ergebnisse wurden nach dem Prinzip des Timing Electro-Optical Sampling erzielt, mit einem System, das einen Teil des optischen Pulses über eine Glasfaser zurück in den Beschleunigertunnel transportiert (Bild 2). Hier fällt das Licht unter einem Winkel von 45° auf einen elektro-optisch aktiven Kristall (ZnTe bzw. GaP), der nur wenige Millimeter neben dem Elektronenstrahl montiert ist. Kommt jetzt ein Elektronenpuls am Kristall vorbei, so wird durch das hohe elektrische Feld der Elektronen kurzzeitig eine Doppelbrechung im Kristall induziert. Dadurch wird die Polarisation des einfallenden Laserpulses leicht gedreht. Die exakte Einstellung der Polarisation des Laserstrahls und die Vermessung der induzierten Polarisationsänderung erfolgt auf Winkelminuten genau mit Drehtischen der Serie DMT 65. Um die exakte Ankunftszeit der Laserpulse am Kristall zu kontrollieren, um den Laserstrahl in Diagnosegeräte abzulenken und um die Abbildung des Kristalls scharf zu stellen kommen Versteller der Serie LTM von OWIS Optische Messtechnik Bild 2: Aufbau für die Messung der Synchronisation zwischen Laser- und FEL-Pulsen. Gezeigt ist der Teil des Experiments im Beschleunigertunnel befindet. Die räumliche und zeitliche Lage sowie die Polarisation des Laserstrahls muss ferngesteuert diagnostiziert und manipuliert werden. Hierfür ist eine Vielzahl von Owis-Verstellern im Einsatz zum Einsatz. All diese Elemente (Bild 2) sind im Beschleunigertunnel installiert. Da der Zugang auf wenige Stunden pro Woche limitiert ist, ist es besonders wichtig, möglichst viele Freiheitsgrade zuverlässig fernzusteuern Da der Laserpuls nur ca. 100 fs (entspricht 30 µm „Länge“) kurz ist, jedoch einen Durchmesser von 3 mm (entspr. 10 ps) besitzt, hat er die Form einer Scheibe. Fliegt die Scheibe nun unter 45° durch den elektro-optischen Kristall, so ist immer nur ein kleiner Teil des Laserpulses innerhalb des Kristalls. Somit wird auch nur bei diesem Teil des Laserprofils die Polarisation gedreht, wenn der Elektronenstrahl vorbeifliegt. Mit dieser Anordnung wird daher eine zeitliche Information, die mit wenigen 10 fs Dauer so schnell ist dass man sie nicht direkt messen kann, in eine räumliche Intensitätsänderung überführt. Blendet man nun die ursprüngliche Polarisation mit Hilfe eines Polarisators aus, so bleibt das „gedrehte“ Signal übrig. Dies enthält die Information über die Ankunftszeitdifferenz zwischen Elektronenpuls und Laserpuls, welches von einer CCD-Kamera aufgenommen wird. Bild 3 zeigt schematisch, wie die Messung mit der CCD-Kamera erfolgt und der zeitliche Versatz der beiden Pulse bestimmt werden kann. Die Messmethode verbessert aber nicht nur die Synchronisation der beiden Pulse, sondern hilft auch dabei, die Ursache zeitlicher Pulsvariationen zu bestimmen. Auch in Zukunft werden sich Abweichungen zwischen den beiden Pulsen nicht vollständig vermeiden lassen. Durch diese präzise Messmethode ist es aber möglich die Abweichungen aus den gemessenen Werten nachträglich herauszurechnen und das Experiment dadurch wesentlich zu verbessern. Die Auflösung der Messung von ultraschnellen Prozessen ist nicht mehr durch das zeitliche jittern zwischen FEL und Laser bestimmt (aktuell 250 fs rms) sondern wird nur noch durch die Messungenauigkeit der beschriebenen Methode begrenzt. Erste erfolgreiche Tests deuten auf eine Auflösung besser 50 fs (rms) hin. Bild 4 zeigt aktuelle Messergebnisse von der Ankunftszeitänderung der Pulse von FEL und optischem Laser. Hier lassen sich deutlich zwei verschiedene Komponenten unterschieden. Zum einen gibt es die Schwankungen von Puls zu Puls, die auf statistischen Fluktuationen basieren. Ursache hierfür ist, dass sowohl der Laser u.a. durch akustische Vibrationen in kleinste Schwingungen gebracht wird, die die Synchronisation stören. Zum anderen gibt es kleine Unterschiede in der Elektronenpulsenergie, durch die letztendlich die Ankunftszeit variiert. Zusätzlich sieht man noch Veränderungen im Minutentakt, die auf thermische Schwankungen in der komplexen Elektronik des Beschleunigers zurückzuführen sind. Nächste Stufe XFEL Bild 3: Bestimmung des Zeitversatzes der Pulse Im Rahmen eines Europäischen Gemeinschaftsprojektes ist geplant, bis zum Jahre 2013 Bild 4: Fluktuationen der ElektronenAnkunftszeit, gemessen am elektrooptischen Kristall die kleinste Wellenlänge eines Freie-Elektronen-Lasers auf 1/10 nm zu reduzieren, so dass mit der hier beschriebenen Methode selbst atomare Details sichtbar werden. Im XFEL wird die Leuchtstärke in den Pulsen milliardenfach höher sein wird, als bei modernsten Röntgenquellen. Durch die kurzen Pulsdauern im Bereich 100 fs und die kurze Wellenlänge können ultraschnelle Prozesse mit atomarer Auflösung beobachtet werden. Kontakt Olaf Meyer Owis GmbH Werderstr. 10 D-23566 Lübeck Tel.: 0451/ 3 88 13 - 20 Fax: 0451/ 3 88 13 - 21 [email protected] www.owis-staufen.de Dr. Stefan Düsterer Deutsches ElektronenSynchrotron DESY Notkestraße 85 D-22607 Hamburg Tel.: 040/ 89 98 - 16 25 Fax: 040/ 89 94 - 16 25 [email protected] www.desy.de Armin Azima Deutsches ElektronenSynchrotron DESY Notkestraße 85 D-22607 Hamburg Tel.: 040/ 89 98 - 1517 Fax: 040/ 89 98 - 44 75 [email protected] www.desy.de www.photonik.de Webcode 6006 Photonik 6/2006 59