Biomechanik Läuferspezifisch Grundlagen der Biomechanik (Sportmechanik) Was ist Biomechanik / Sportmechanik? o Unter „Biomechanik“ versteht man die Mechanik des menschlichen Körpers beim Sporttreiben. o Bewegungen entstehen durch das Einwirken von inneren (Muskelkraft) und äusseren Kräften (z.B. Erdanziehung) auf den Körper. Ziele der Biomechanik / Sportmechanik o Fähigkeit entwickeln, Bewegungsabläufe analysieren und verstehen zu können. o Fähigkeit entwickeln, Bewegungsabläufe mit Hilfe von technischen und konditionellen Massnahmen korrigieren und optimieren zu können. Biomechanische (Sportmechanische) Prinzipien o o o o o Prinzip des optimalen (langen) Beschleunigungswegs Prinzip der grossen Anfangskraft Prinzip der optimalen Koordination von Teilimpulsen Prinzip der Gegenwirkung (aktio = reaktio) Prinzip der Impulserhaltung Begriffsdefinitionen o Jeder Körper hat eine Masse mit der Masseinheit kg. o Der Massen- oder Körperschwerpunkt (KS) ist das Zentrum des Körpers. o Der KS wird auf Grund der Schwerpunkte der Körperteile ermittelt. o Der KS kann je nach Körperhaltung ausserhalb des Körpers liegen. o Die Geschwindigkeit hat nach 5 Sekunden ihr Maximum. Impuls o Der Impuls ist abhängig von der auf den Körper einwirkenden Kraft, proportional zu ihr und hat die gleiche Richtung wie die Kraftwirkung. o Beim Weitsprungabsprung resultiert aus den Bremskräften eine kleine horizontale Geschwindigkeitseinbusse. o Die relativ hohen Vertikalkräfte führen zusammen mit dem horizontalen Anlaufimpuls zu einem Abflugwinkel von 20 – 24°. Vertikale Kraft Bewegungsrichtung Horizontale Kraft Trägheit Jeder Körper hat eine Trägheit. Diese Trägheit äussert sich darin, dass der Körper bestrebt ist, in Ruhe zu verbleiben oder die Bewegung unverändert fortzusetzen. o Eine am Boden liegende Kugel bleibt am gleichen Ort liegen. o Ein Körper bewegt sich nur dann, wenn Kräfte auf ihn wirken. o Der Mensch bewegt sich aufgrund seiner Muskelkraft. Ebenso wird dem Wurfgerät durch die Kraft des Sportlers eine bestimmte Geschwindigkeit vermittelt. o Jeder bewegte Körper, ob dies ein Sportler oder ein Gerät ist, hat eine Masse und eine Geschwindigkeit und damit einen Impuls. actio = reactio o Die Reaktionskräfte sind gesamthaft gesehen gleich gross wie die Kraft der an der Bewegung beteiligten Muskeln. Sie haben aber eine entgegengesetzte Richtung (aktio = reaktio). o Das schnelle Heben des Oberkörpers nach der Hürdenüberquerung bewirkt ein schnelles Bodenfassen des Schwungbeines. o Durch einen aktiven Muskeleinsatz bei der Landung ist die Reaktionskraft am Boden gross und der KS bleibt hoch. Hebelwirkung o Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm o Die Kraft der Wadenmuskulatur x den Abstand zum Drehpunkt im Fussgelenk entspricht dem Körpergewicht x dem Abstand vom Vorfuss zum Fussgelenk. o Bei einer Vorfussstellung muss die Wadenmuskulatur die Kraft von 2 x das Körpergewicht leisten. Äussere leistungsbeeinflussende Kräfte o Die Erdanziehungskraft und damit das Körpergewicht sind abhängig von der Höhe über Meer. o Auf Meereshöhe ist jeder Körper schwerer als in grosser Höhe. o Der Luftwiderstand ist in der Höhe geringer als im Flachland. Deshalb sind in Höhenlagen im anaeroben Bereich bessere Leistungen möglich. o Reibungskräfte sind ein Thema bei Kurvenläufen und bei glitschiger Unterlage. Biomechanische Messgrössen Sprint Entscheidende Komponenten: o Schrittlänge (Schnellkraft, Reaktivkraft, Kniehebewinkel ε, Körpervorlage η) o Schrittfrequenz (Reaktivkraft, Technik, kurze Bodenkontaktzeit, kleines Δγ) B. Kunz, August 2011 (Quelle TB 31, Biomechanik der LA, HR. Kunz, 2003) Darstellungsweise o Bei einem 100-m-Sprint in 10.0 sec. können in einem Diagramm die Laufstrecke, die Geschwindigkeit und die Beschleunigung dargestellt werden. o Der Weg steigt nach dem Start nicht ganz linear an. o Die Geschwindigkeit hat nach 5 Sekunden ihr Maximum. o Die Beschleunigung ist nach dem Start am grössten. Prozent 100 85 70 55 40 Weg Geschwindigkeit 25 Beschleunigung 10 -5 0 1 2 3 4 5 6 Zeit (sec) 7 8 9 10 Komponenten und resultierender Vortrieb Quelle: Biomechanik sim Sport (Ditmar Wick, Spitta Verlag) Bremskraftvergleich Ballen vs Ferse Quelle: Biomechanik sim Sport (Ditmar Wick, Spitta Verlag) Zusammenfassung einer Mail von Hansruedi Kunz, Dr. der Biomechanik ETH Zürich, Spitzensporttrainer Swiss Olympic o Der Mittelstreckenläufer orientiert sich an dem Sprinter o Er versucht eine explosive Zugbewegung auszuführen o Probleme durch schwächeren Kniehub und für längere Distanzen weniger prädestinierte Zugmuskulatur (Gluteus) o Mittelstreckler arbeiten also mehr mit dem Rectus femoris dadurch gleicht ihr Lauf eher einem Stoßlauf (Beinstreckung, Hüftbeweglichkeit, Hüftstreckkraft) o Übergang vom Zug- zum Stoßlauf beginnt schon bei der 400m Strecke Schlussfolgerungen (Fortsetzung) o Schnelle Rückwärtsbeschleunigung des Unterschenkels ist gefordert o Zu naher Aufsatz am KSP beeinträchtigt die Zugbewegung negativ o Explosive Power auf den Boden bringen, dies beeinflusst die Auftreff- und Abstosswinkel. Ersterer wird grösser, zweiter wird kleiner. (Delta Gamma beim Sprintbild) o Kurze Kontaktzeiten auch beim Mittelstreckler o Aber genügend Zeit um auf dem Boden zu beschleunigen o Vorgängiger Kniehub begünstigt die Rückwärtsbewegung des Unterschenkels und mindert so die horizontale Bremswirkung o Fersenaufsatz lässt auf mangelnden Kniehub schliessen die Bremskräfte werden grösser