Die Rolle der Frau in der Werbung Projektarbeit im Fach Betriebs- und Volkswirtschaft von Anja Netopilek Prüfer: Mag. Gerald Fröhlich 2007/2008 Inhaltsverzeichnis 1. 2. Vorwort Werbung 2.1. Einordnung ins Marketing 2.2. Werbemarkt in Österreich 2.3. Gesetzliche Regelungen bezüglich Werbung in Österreich 2.3.1. Der österreichische Werberat 2.3.2. Der Selbstbeschränkungskodex 2.3.3. Vom Werberat gestoppte Kampagnen 2.3.4. Wilde Plakatunternehmen 2.4. Werbeobjekte 2.5. Werbesubjekte 2.6. Werbemedien /-träger 2.6.1. Werbung im öffentlichen Raum 2.6.1.1. Das Plakat 2.6.1.2. City Light 2.6.1.3. Rolling Board 2.6.1.4. Mobile Werbung/Verkehrsmittelwerbung 2.6.1.5. Mobile Werbung/PKW-Werbung 2.6.1.6. Mobile Werbung/Taxiwerbung 2.6.1.7. Bahnwerbung 2.6.1.8. Station Branding 2.6.1.9. Großflächenwerbung 2.6.2. Tageszeitung 2.6.3. Zeitschriften 2.6.4. Fernsehwerbung 2.6.5. Kinos 2.6.6. Hörfunkwerbung 2.6.7. WC-Werbung 2.6.8. Coasters (Bierdeckelwerbung) 2.6.9. Cards 2.7. Kosten der Werbung 2.7.1. Werbeabgabegesetz 2.7.2. Preisbeispiele verschiedenster Werbeträger 2.7.2.1. Plakatwerbung 2.7.2.2. Rolling Board (Gewista) 2.7.2.3. Mobile Werbung / Verkehrsmittelwerbung (Gewista) 2.7.2.4. WC-Werbung 2.7.2.5. Kinowerbung 2.8. Verteilung der Werbeausgaben 3. Frauenbilder in der (Plakat-)Werbung nach Jahrzehnten 3.1. Vor den 20er-Jahren 3.2. 20er-Jahre 3.3. 30er- & 40er-Jahre 3.4. 50er-Jahre 3.5. 60er-Jahre 3.6. 70er-Jahre 3.7. 80er-Jahre 3.8. 90er-Jahre 4 5 5 9 11 11 12 13 14 15 15 16 16 16 17 18 18 19 20 21 21 22 22 22 22 23 24 24 25 25 26 26 26 26 28 28 28 28 30 31 32 33 35 36 37 38 40 43 2 3.9. Ab 2000 / Werbung von heute 3.9.1. Initiative für wahre Schönheit 4. Sexistische Darstellung der Frau in der Werbung 4.1. Gesetzliche Regelungen bezüglich der Frau in der Werbung 4.2. Sexismus 4.3. Palmers-Skandal 1953 4.4. Huber-Kampagne 2005 & 2006 4.5. Gestoppte Kampagnen des Werberates 5. Nachwort 6. Quellenangabe 6.1. Literatur 6.2. Artikel aus dem Internet 6.3. Internetadressen 7. Protokoll 44 45 47 47 48 50 50 52 54 55 55 55 55 57 3 1. Vorwort Nach sehr langem Überlegen, Hin-und-Her-Entscheiden, Beratschlagen, Meinungen einholen und Gesprächen mit Herrn Professor Fröhlich, habe ich schlussendlich ein Thema gefunden, dass für mich genau das Richtige ist: Die Rolle der Frau in der Werbung. Mein Wunsch in Betriebs- und Volkswirtschaft, mit einem auf Werbung bezogenem Thema, meine Reife- und Diplomprüfung abzulegen wird also in Erfüllung gehen. Doch was kann ich mir unter dem Titel meines Projektes eigentlich vorstellen? Denkt man an die Frau von damals, stellt man sich eine adrette, Hausfrau vor. Ordentlich und dem Zeitalter entsprechend gekleidet, wirbt sie für Putz-, Waschund Kosmetikartikel. Ihr Wunsch ist es den Ehemann zufrieden zu stellen, die Kinder gut zu versorgen und das Haus sauber zu halten. Eine andere Beschäftigung hat sie zu dieser Zeit nicht. Sehen wir uns die aktuellen Plakatwerbungen an, treten uns selbstbewusste Frauen entgegen. Oft eindeutige, starke Karrierefrauen, manchmal verführerisch, erotische Unterwäschemodels. Mittlerweile wird schon viel mehr Haut gezeigt, als so manchem Bürger lieb ist und die Grenzen der Tabuthemen zu überschreiten ist längst nichts Ungewöhnliches mehr. Doch was ist zwischen diesen beiden Extremen passiert? Gab es eine eindeutige Wende? Was hat zu diesen Veränderungen beigetragen? Was hat sich genau verändert? Welche Produkte wurden beworben? Welche Produkte bewirbt man heute? Welche Gesetze gibt es bezüglich „Frau in der Werbung“? Was hat es mit dem Thema „Sex“ bzw. „Sexismus in der Werbung“ auf sich? Diese Fragen möchte ich in meiner Arbeit beantworten. Ich werde einen Teil der Geschichte der Frau in der Werbung aufarbeiten, Bilder verschiedener Frauen zeigen, die für unterschiedliche Produkte in wiederum unterschiedlichen Jahrzehnten werben. Außerdem will ich über die Themen Erotik, Sex, Sexismus und Frauendiskriminierung im Zusammenhang mit Werbung schreiben, und auch gesetzliche Hintergründe dazu anführen. Ich hoffe den Interessenten, besonderes denen die schon vor Fertigstellung meiner Arbeit um ein Exemplar gebeten haben, eine Freude zu machen und ihnen einen sehr interessanten Bereich der Werbung ein Stück näher zu bringen. Anja Netopilek 4 2. Werbung 2.1. Einordnung ins Marketing Die Praxisgrundlage der Werbung bildet das Marketing, eine marktorientierte Methode zur Erreichung der Unternehmensziele. Um die Einordnung der Werbung ins Marketing genauer zu erklären, stelle ich den Marketing Mix als Hilfe dar. Marketing Mix Der Marketing Mix besteht aus den berühmten vier P’s: Product, Promotion, Price und Place. Das Produkt („Product“) stellt den Kern eines jeden Unternehmens dar und umfasst all seine Güter und Dienstleistungen, die auf dem Zielmarkt angeboten werden. Die Produktpolitik beinhaltet alle Überlegungen, Entscheidungen und Handlungen, die mit diesem Produkt oder dieser Dienstleistung in Zusammenhang stehen. Unter „Promotion“, auch Kommunikationspolitik, Verkaufsförderung oder Werbemaßnahmen, „versteht man diejenigen Aktivitäten, mit denen die Vorzüge des Produktes an die Kaufinteressenten übermittelt werden und mit denen diese überzeugt werden sollen, das Produkt zu kaufen.“ (vgl. Grundlagen des Marketing) Der Preis („Price“) ist das, was die Kunden für das Produkt bezahlen. Dieser Teil des Marketing Mix beinhaltet die Listenpreise, aber auch Rabatte und Nachlässe, die den Preis für ein Produkt mit dem Wertempfinden des Käufers in Einklang bringen. Der letzte Teil „Place“, Platzierung, oder auch Distributionspolitik, sind alle Entscheidungen und Handlungen, die den Weg vom Hersteller bis zum Endverbraucher umfassen. Zum Beispiel wird die Verkaufsstätte ausgewählt, welche ein klassisches Geschäft sein kann. Andererseits gibt es auch die Möglichkeit die Ware direkt zum Kunden zu befördern (z.B. Versandhäuser). Da eine Möglichkeit die andere aber nicht ausschließt, bieten Unternehmen auch Kombinationen der beiden an. 5 Der Marketing-Mix Produkt Promotion Preis Platzierung Varianten Qualität Design Ausstattung Markenname Verpackung Kundendienst Garantie Werbung Sonderaktionen Außendienst Bekanntheit Listenpreise Rabatte Nachlässe Zahlungsziel Kundenkredit Vertriebskanäle Marktabdeckung Sortiment Angebotsorte Lagerhaltung Transport Der Zielmarkt Abb.1 (vgl. Grundlagen des Marketing – Kotler, Armstrong, Saunders, Wong, S. 191) „Als Werbung definieren wir alle bezahlten Formen nicht persönlicher Präsentation und Förderung von Ideen, Gütern oder Dienstleistungen in Massenmedien wie Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen oder Hörfunk durch einen identifizierbaren Werbetreibenden. Werbung wird von vielen Organisationen eingesetzt, um spezifische Informationen über die Organisation, ihre Produkte oder Dienstleistungen oder ihre Verhaltensweisen gegenüber einer definierten Zielgruppe zu übermitteln, mit dem Ziel, dort eine Reaktion auszulösen.“ (vgl. Grundlagen des Marketing) oder: „Die Werbung ist eines der Instrumente der absatzfördernden Kommunikation. Durch Werbung versuchen die Unternehmen, ihre Zielkunden und andere Gruppen wirkungsvoll anzusprechen und zu beeinflussen. Zur Werbung gehört jede Art der nicht persönlichen Vorstellung und Förderung von Ideen, Waren oder Dienstleistungen eines eindeutig identifizierten Auftraggebers durch den Einsatz bezahlter Medien.“ (Philip Kotler, Friedhelm Bliemel) Wie in Abb.1 gut dargestellt, ist deutlich sichtbar, dass die Werbung im Marketing Mix in die Kategorie „Promotion“, Kommunikationspolitik, fällt. Hinsichtlich dieser Tatsache und der Definition „Werbung“ von Philip Kotler/Friedhelm Bliemel, ist Werbung eigentlich eine Form der Kommunikation, die Vorteile von Produkten oder Dienstleistungen aufzeigen und letztendlich zum Kauf motivieren soll. 6 AIDA-Formel nach Lewis Die AIDA-Formel, ein Stufenmodell der Werbewirkungsforschung, wurde 1898 von Elmo Lewis zur Gliederung von Verkaufsgesprächen entwickelt. Auch wenn die AIDA-Formel mittlerweile allgemein als veraltet gilt, ist sie immer noch populär und wird in veränderten Formen1 oder als Grundlage für Modelle in der Werbewirkungsforschung oder Faustregel für die Gestaltung von Druckanzeigen und Werbespots auch heute noch verwendet. A I D A ttention nterest esire ction Aufmerksamkeit Interesse Begehren/Wunsch Handlung Die erste Stufe der AIDA-Formel, „Attention“, bedeutet die Aufmerksamkeit der Zielperson auf sich zu ziehen und ihm eine bestimmte Botschaft zu übermitteln. Dies passiert durch die Werbung, welche in Form von verschieden Werbeträgern, mit Bildern, geschriebenem oder gesprochenem Text, ein Produkt oder eine Dienstleistung vorstellt. Um die Aufmerksamkeit von Personen auf sich bzw. auf ein Produkt oder eine Werbung zu ziehen, gibt es Dinge zu beachten die dies erleichtern können. Beispielsweise ist darauf zu achten, die Farben des Logos auch in der Werbung zu verwenden – es wird somit dem Kunden erleichtert die Werbung mit dem Produkt in Verbindung zu setzen und ihn an das Produkt denken zu lassen. Auch ist es wichtig die Werbung in verschiedenen Medien zu zeigen, sie zu wiederholen und dem Kunden „unter die Nase zu reiben“. Ein anderer zu beachtender Faktor ist der Inhalt der Botschaft. „Der Kommunikator muss einen Appell oder ein Thema finden, das die gewünschte Reaktion bei der Zielgruppe hervorruft. Es gibt drei Typen von Annäherung in einem derartigen Zusammenhang: • rational – Appell an die Vernunft • emotional – Appell an die Gefühle • moralisch – Appell an die Moral“ (vgl. Einführung ins Marketing) 1 Dieses ursprüngliche Modell wurde später durch Stufen wie zum Beispiel Conviction (Überzeugung), Satisfaction (Zufriedenheit) oder Proof (Prüfen) zu AICDA bzw. AIDAS bzw. AIDPA erweitert. 7 Eine rationale Botschaft findet man am ehesten bei Werbungen von langlebigen Produkten, bei denen man zeigen will, dass das Produkt mit Sicherheit den erwünschten Nutzen bringen wird. Beispiele sind Autos oder Computer. Es wird hier vor allem technisches Design, Leistungsfähigkeit und Sicherheit betont. Emotionale Appelle wollen beim Kunden Emotionen hervorrufen, welche durchaus negativ sein können wie Angst, Schuldgefühle oder auch Scham. Oft findet man aber auch Auslöser für positive Emotionen in der Werbung: Lebensfreude, Erfolg, Stolz, Humor,… angesprochenes Gefühl Aussage und Formulierung Angst Schuldgefühl Scham „Kaufen Sie heut noch neue Reifen, der nächste Winter kommt bestimmt“ „Haben Sie heute schon Ihr Kind gelobt?“ „Für frischen Atem, putzen Sie Ihre Zähne…“ (Tbl.1 vgl. Grundlagen des Marketing) Appelle an die Moral sollen zeigen was „gut“ und was „richtig“ ist. Objektbereiche dieser Werbung sind oft Umwelt, Drogen, Ausländerfeindlichkeit, … Eine Werbung oft zu wiederholen und die Tatsache „dem Kunden etwas unter die Nase reiben zu wollen“ zeigt schon deutlich den Zusammenhang zwischen der Aufmerksamkeit und dem Interesse, also zwischen der ersten und der zweiten Phase der AIDA-Formel. Durch das neue Nutzversprechen des beworbenen Produktes soll nun das Interesse der Zielperson geweckt werden. Dies ist nicht ganz so einfach wie die Aufmerksamkeit zu erregen. Es reicht nicht nur ein Bild des Produktes zu zeigen, beispielsweise die Dose der „Nivea Creme“. Aber oft hilft ein Satz oder sogar schon ein Wort die Zielperson neugierig zu machen und ihn denken zu lassen „Was steckt dahinter? Was hat diese Aussage mit dem Produkt zu tun? Ist es die Wahrheit?“. Die dritte Phase „Desire“, Wunsch oder auch Begehren, soll also einen Kaufwunsch beim Zielobjekt auslösen. Er soll das Produkt unbedingt haben wollen, das Gefühl eines Mangels empfinden und dass er es unbedingt braucht. Dieses Begehren nach dem Produkt wiederum soll schlussendlich zum Kaufakt führen. 8 Beispiel: AIDA-Formel Bei dieser Anzeige wird die Aufmerksamkeit klar durch den großen Spruch am Kopf der Seite ausgelöst. Der Spruch stiftet Verwirrung, da darunter ein Auto abgebildet ist. Das weckt Interesse. Ließt man sich den unteren Teil des Inserats durch wird auf das Heck des neuen Fiat Bravo hingewiesen und wieder eine Hotline mit Homepage angegeben. (vgl. www.gsw.cc.) Abb. 2 2.2. Werbemarkt in Österreich Entwicklung Werbeaufwand nach Werbeträgergruppen 1-1/2008 vs. 1-1/2007 Bruttowerbewert in 1000 Euro Bruttowerbewert in 1000 Euro JAN 2008 JAN 2007 %Ver. GESAMT 218.551 204.043 7,1 Klassische Werbung Total 162.897 144.196 13,0 Kino 414 392 5,6 Außenwerbung 10.940 7.484 46,2 Gelbe Seiten 6.673 6.266 6,5 Online 4.332 3.699 17,1 Hörfunk Total 12.272 11.491 6,8 Hörfunk ORF 8.711 8.055 8,1 Hörfunk Private 3.561 3.436 3,6 TV Total 35.997 33.407 7,8 TV ORF 20.203 20.487 -1,4 TV Private 15.794 12.920 22,2 Presse Total 92.269 81.457 13,3 Tageszeitungen 51.967 42.821 21,4 Reg. Wochenzeitungen 14.912 15.088 -1,2 Illustrierte/Magazine 19.528 17.164 13,8 Fachzeitschriften 5.862 6.384 -8,2 Direct Marketing Total 55.654 59.847 -7,0 Klass. Prospekt 22.695 24.680 -8,0 Direct Mails (B2C) 25.446 25.720 -1,1 Zeitungsbeilagen 7.513 9.447 -20,5 Direct Marketing monatsbereinigt Direct Marketing Total 51.619 53.305 -3,2 Klass. Prospekt 21.398 22.176 -3,5 Direct Mails (B2C) 23.457 22.806 2,9 Zeitungsbeilagen 6.764 8.323 -18,7 Basis: Brutto Werbewerte Tbl 2 vgl. www.at.focusmr.com 9 Die Berechnung des Werbewertes erfolgt bei der klassischen Werbung anhand der offiziellen Preisliste der jeweiligen Medien und im Bereich Direktmarketing auf Basis der Verteilkosten (Produktionskosten bleiben unberücksichtigt). (www.at.focusmr.com) Abb. 3 vgl. www.at.focusmr.com „Focus Media Research“ schreibt für jeden Monat eine Medienbilanz. Folgend Auszüge aus den Bilanzen von Jänner und Februar 2008: Jänner Das stärkste Werbewachstum im Jänner 2008 (vs. Jänner 2007) verzeichnete Außenwerbung mit plus 46,2 %. Die Medien-Gewinner im Jänner 2008 (vs. Jänner 2007) sind: +46,2 % +22,2 % +21,4 % +17,1 % […] Außenwerbung TV privat Tageszeitungen Online Februar Das stärkste Werbewachstum im Februar 2008 (vs Februar 2007) verzeichnete Kino mit plus 41,0 % . Die Medien-Gewinner im Februar 2008 (vs. Februar 2007) sind: +41,0 % +30,5 % +26,4 % Kino Online TV privat 10 +23,9 % +21,5 % […] HF privat Tageszeitungen 2.3. Gesetzliche Regelungen bezüglich Werbung in Österreich In fast allen europäischen Ländern, so auch in Österreich, besteht mittlerweile ein System zur Beschränkung der Werbung. Dieses System ist meistens dual und besteht einerseits aus gesetzlichen Regelungen und andererseits aus Selbstbeschränkungsrichtlinien. „Je fortgeschrittener das gesetzliche Regelungssystem betreffend Werbung und Verbraucherschutz in einem Lande ist - in Österreich ist es bereits sehr umfangreich desto stärker verlagert sich die Aufgabe der Selbstbeschränkung auf jene Gebiete der Ethik und Moral, die einem gesellschaftlichen Entwicklungsprozess unterworfen sind.“ (vgl.www.werberat.at) 2.3.1. Der österreichische Werberat Der österreichische Werberat ist ein unabhängiges Organ des Vereines „Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirtschaft“ mit Sitz in der Geschäftsstelle der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Wien. Die Tätigkeit des Werberates, die Förderung des Ansehens und verantwortungsbewusstes Handeln der Werbewirtschaft, erstreckt sich über das gesamte Bundesgebiet der Republik Österreich. Die Aufgaben des Werberates im Detail: a. Ungeachtet des grundsätzlichen Rechts auf freie Meinungsäußerung hat der Werberat den bestehenden Selbstbeschränkungskodex der österreichischen Werbewirtschaft weiterzuentwickeln und eine Angleichung an gesellschaftliche Trends und an nationale und internationale Normen vorzunehmen. b. Der Werberat hat Fehlentwicklungen und Missstände in der Werbung festzustellen und zu beseitigen. Beschwerden sind gemäß der geltenden Verfahrensordnung des Werberates zu behandeln. c. Der Werberat behandelt auch werbliche Darstellungen und Aussagen, die gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verstoßen. d. Der Werberat ist Mitglied der European Advertising Standards Alliance (EASA), die europaweit die Selbstbeschränkungsaktivitäten ihrer Mitglieder koordiniert und grenzüberschreitende Beschwerden behandelt. Der Werberat hat im Rahmen dieser Mitgliedschaft europäische Normen und Regeln bei seiner Tätigkeit zu berücksichtigen. Der Werberat orientiert sich in seinen Verfahren an der am 25.6.2004 in Brüssel beschlossenen SELF REGULATION CHARTA der EASA. e. Der Werberat ist verpflichtet, der Öffentlichkeit über seine Tätigkeit Bericht zu erstatten und steht als ständiges Ansprechorgan für verbraucherbezogene Werbeprobleme zur Verfügung. 11 Bei der Bildung seiner Meinung ist der Werberat frei, hat aber folgendes zu berücksichtigen: a. die gesetzlichen Vorschriften b. den Selbstbeschränkungskodex der Österreichischen Werbewirtschaft sowie die Geschäfts- und Verfahrensordnung des Werberates c. die Verhaltensregeln für die Werbepraxis der Internationalen Handelskammer d. den Ehrenkodex des Europäischen Direktwerbe-Verbandes e. die Ethischen Grundsätze des Code d’Athenes 2.3.2. Der Selbstbeschränkungskodex Der österreichische Selbstbeschränkungskodex, die Gesamtheit aller Selbstbeschränkungsrichtlinien, die sich die österreichische Werbewirtschaft freiwillig auferlegt hat, dient, neben den gesetzlichen Regeln des Staates, dem Schutz des Verbrauchers/der Verbraucherin vor Missbrauch in der Werbung. Es soll verhindert werden, dass Werbung diskriminiert, die Würde des Menschen verletzt oder irreführend ist. Der österreichische Werberat sichert also auf der einen Seite die Entfaltung der Kreativität in der Werbung, verhindert andererseits aber Missbräuche und Fehlentwicklungen. Die Richtlinien des Selbstbeschränkungskodex müssen dabei in Beziehung zum Ausmaß der gesetzlichen Regeln stehen. Je genauer der Staat gesetzliche Regelungen festlegt, desto intensiver muss in den Selbstbeschränkungsrichtlinien auf die Gebiete Ethik und Moral geachtet werden. Dies gestaltet sich vor allem für Werbetreibende oft sehr schwer, da sich diese Gebiete nicht gesetzlich regeln lassen. Sie entwickeln sich weiter und verändern sich ständig. Es kann nur durch kulturelle Einstellungen und Werte der Gesellschaft entschieden werden. Da Werbung mitten in der Öffentlichkeit steht und damit sowohl ein Spiegelbild als auch eine gewisse Vorbildfunktion für die Gesellschaft darstellt, müssen möglichst alle Einstellungen vertreten sein – sie muss sozial verträglich sein. Der österreichische Selbstbeschränkungskodex gliedert sich in zwei Teile: „Grundsätzliche Verhaltensregeln“ und „Spezielle Verhaltensregeln“. Die grundsätzlichen Verhaltensregeln umfassen vor allem die Bereiche Kultur, Ethik,… Die speziellen, Bereiche, die sowohl national als auch international besonders wichtig geworden sind. 12 Allgemeine Werbegrundsätze 1. Werbung soll vom Grundsatz sozialer Verantwortung geprägt sein. 2. Werbung muss gesetzlich zulässig sein und muss die gesetzlichen Normierungen strikte beachten. 3. Werbung muss den Grundsätzen der Lauterkeit, wie sie im Wirtschaftsleben allgemein anerkannt sind, entsprechen. 4. Werbung darf nicht gegen die allgemein anerkannten guten Sitten verstoßen. 5. Werbung soll nicht durch sexuell anstößige Darstellungen die Würde des Menschen verletzen. 6. Werbung darf nicht gegen den Grundsatz der Redlichkeit und Wahrhaftigkeit verstoßen. 7. Werbung darf nicht durch anlehnende und nachahmende Darstellungen irreführen. 8. Werbung darf das Recht auf Schutz der Privatsphäre nicht verletzen. 9. Werbung muss als solche klar erkennbar sein. 10. Werbung soll keinen direkten oder indirekten Kaufzwang auf KonsumentInnen ausüben. In den grundsätzlichen Bereichen sind folgende Kategorien zu finden: • • • • Ethik und Moral Gewalt Gesundheit Umwelt Zu den speziellen Verhaltensregeln zählen: • • • • • • Alkohol Frauen (siehe 1.3.4. Sex in der Werbung) Kinder Kraftfahrzeuge Tabak Ältere Menschen 2.3.3. Vom Werberat gestoppte Kampagnen Beispiel 1 (Gewalt) Nachdem eine Beschwerde beim Werberat eingelangt ist und darum gebeten wurde dieses Plakat zu überkleben oder verbieten, wurde entschieden, dass diese Darstellung tatsächlich Gewalt verherrlicht und die Werbemaßname abzusetzen ist. Abb. 4 13 Beispiel 2 (Gewalt) Die dargestellte Situation des Sujet bezüglich der „Golf Week Business Challenge 2006“ verharmlost Gewalt an Frauen, ist die Beschwerde zusammengefasst, welche beim Werberat eintrifft. Der Auftraggeber wurde zum sofortigen Stopp der Kampagne aufgefordert, mit der Begründung der Abb. 5 Verharmlosung von Gewalt. Beispiel 3 (Alkohol) Da die Kampagne zu Mißverständnissen führen kann, sagt der Auftraggeber zu, sie nicht mehr zu schalten. Abb. 6 Beispiel 4 Nachdem das Sujet bei „Jugendlichen und psychisch labilen Konsumenten zu Irritation führen könnte“, wurde „Mischek aufgefordert in Zukunft sensibler vorzugehen“. (vgl. www.werberat.at) Abb. 7 Beispiel 5 (Frauendiskriminierung) In der Beschwerde an den Werberat wird kritisiert, dass der Slogan des Sujets frauenfeindlich ist. „Der Werberat wiederholt seine bereits im Jahr 2003 ausgesprochene Aufforderung zum sofortigen Stopp der Kampagne. Eine geschlechterspezifische Segmentierung in "Frauenuhren" und "Männeruhren" entspricht nicht dem gesellschaftlichen Verständnis.“ (vgl. www.werberat.at) 2.3.4. Wilde Plakatunternehmen Abb. 8 Obwohl es verboten ist, zum Beispiel, Lichtmasten, Trafokästen, Schaufenster leerstehender Geschäfte oder Telefonzellen mit Werbung bzw. Plakaten zu versehen, kommt es doch immer öfter dazu. Dieses illegale Werben nennt man „Wildes Plakatieren“. Es verstößt gegen § 48 des Mediengesetzes2 und kann mit einer Höchststrafe von bis zu 2.180 € belegt werden. Beworben wird meist von kleinen Ausstellern, Künstlern oder anderen kulturellen Veranstaltern oder Ereignissen, welche sich Plakatflächen von z.B. Gewista nicht 2 Anschlagen von Druckwerken § 48. Zum Anschlagen, Aushängen und Auflegen eines Druckwerkes an einem öffentlichen Ort bedarf es keiner behördlichen Bewilligung. Doch kann die Bezirksverwaltungsbehörde, im örtlichen Wirkungsbereich einer Bundespolizeibehörde diese, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung durch Verordnung anordnen, dass das Ausschlagen nur an bestimmten Plätzen erfolgen darf. 14 leisten können. Vorteil des wilden Plakatierens ist natürlich, dass es bei Weitem nicht so viel kostet, ein Nachteil ist allerdings, dass es keine „hängen bleibGarantie“ gibt und die Plakate jederzeit von anderen wilden Plakatierern überklebt oder entfernt werden können. Um endlich der wilden Plakatierung in Wien Herr zu werden, startete die Gewista, bisher Österreichs führendes und größtes Out-Of-Home-Unternehmen, die KULTUR:PLAKAT GmbH. Mitbeteiligt sind Josef Sopper und Johannes Bartsch, beide ehemalige Wildplakatierer, zu je 15 %, 70 %gehören der Gewista selbst. Seit 1. Jänner werden an Strommasten Metalltafeln, sogenannte Halbschalen, angebracht, welche dann als Werbeträger für Kultur- und Szeneevents dienen. Bis Dezember 2007 waren es 21.000 Flächen die zur Verfügung gestellt wurden. Zu einem guten Preis können hier nun legal Plakate angebracht werden. Ein entscheidender Mitgrund für diese neue Werbemöglichkeit und Aktion gegen Wildplakatierer ist, unter anderem, die Fußball EM 2008. Der Wunsch der Stadt Wien liegt darin, die Stadt schön und sauber präsentieren zu können. Laut Gewista konnte KULTUR:PLAKAT den Großteil der wilden Plakatunternehmen für sich gewinnen. Ehemalige Angestellte dieser Firmen werden nun dafür eingesetzt illegal angebrachte Kleinplakate zu entfernen. Trotzdem gibt es immer noch Gegner dieses Unternehmens, welche mehr freie Plakatflächen fordern und die KULTUR:PLAKAT GmbH kritisieren. 2.4. Werbeobjekte Werbeobjekte sind Güter oder Dienstleistungen, für die Werbung betrieben wird. Diese können sowohl Produkte, Dienstleistungen als auch Unternehmen oder Arbeitsplätze sein. 2.5. Werbesubjekte Werbesubjekte hingegen sind die „Umworbenen“, bzw. die Zielgruppe an die sich die Werbung richtet. Idealerweise wird eine bestimmte Gruppe ausgewählt um die die Werbeziele am Besten zu erreichen und keine Streuverluste zu erzielen. Diese Gruppen können zum Beispiel nach Geschlecht, Alter, Beruf oder Interessen eingeteilt werden. Man fragt sich: Wer soll durch die Werbung angesprochen werden? Wer soll das Produkt kaufen? 15 2.6. Werbemedien /-träger 2.6.1. Werbung im öffentlichen Raum Werbung im öffentlichen Raum ermöglicht eine große Flexibilität, da hier viele Möglichkeiten offen stehen. Die mehr oder weniger geringen Kosten und vor allem die hohe Wiederholungsrate sind weitere Vorteile. 2.6.1.1. Das Plakat Das Plakat ist der Klassiker aller Out-of-Home-Medien, seit vielen Jahrzehnten ein typisches Massenmedium. Unter Anderem wahrscheinlich auch deshalb, weil diese Art von Werbeträger hohe Flexibilität bietet: Gewählt kann zwischen verschiedenen Formaten/Größen (8, 16, 24 oder 48 Bögen – selten auch 72 Bögen), verschiedenen Aushangszeiten (2 oder 4 Wochen), Aushangsformen (Wartehallen, Litfasssäulen, klassische Plakatflächen, …) und natürlich Aushangsorten, werden. Plakate wirken in städtischer Umgebung genau so wie im ländlichen Raum und erreichen schon nach 2-wöchigem Aushang einen Erinnerungswert von 80 %. In Wien wird das Medium Plakat von 91,3 % der Einwohner aller Altersschichten genutzt. Genauer: Männer liegen mit 85,2 % Plakatnutzung vor den Frauen (78,1 %); der Wert der 14 bis 19-jährigen liegt bei 88 %. In Österreich gibt es knapp 72.400 Plakatstellen mit einer Gesamtfläche von fast 900.000 Quadratmeter. Die meisten Plakatstellen gibt es mit 22.500 in Wien. Im Jahr 2006 war der Gesamtwert der Plakatwerbung 171 Millionen Euro gegenüber 2005 eine Zunahme um 8 %. (Quelle: Focus Media Research) Klassifizierung nach Plakatwerten siehe 1.6. Kosten für Werbung Abb.10 Abb.11 Abb.9 Plakatformate 16 Abb.13 Abb.12 2.6.1.2. City Light Seit einiger Zeit findet man in Österreich verbreitet Werbung am City Light. Gemeint sind hier sowohl Wartehallen öffentlicher Verkehrsmittel als auch Litfasssäulen und allein stehende Vitrinen mit Werbeplakaten, die von hinten beleuchtet werden. City Lights sind nachweislich das Medium für Fußgänger und Benützer öffentlicher Verkehrsmittel, da die Betrachtungsdauer der mobilen Zielgruppen in der Regel länger ist als, beispielsweise, bei Plakaten. Ein großer Vorteil der City Lights ist außerdem, dass sie modern und auffällig sind. Eine Aussage der Media-Analyse (MA 2005) zeigt, dass man mit Hilfe dieser Werbeträger 46,6 % der 14- bis 19-jähringen und 51,8 % der 20- bis 29-jährigen erreicht. Verschiedenste Zusatzfunktionen machen City Lights einzigartig: Man findet sie mit integrierten Infrarotstellen („Market Eye“) um, zum Beispiel, Handy-Klingeltöne herunterzuladen oder sich für Probeabos anzumelden. Andere Sonderwerbeformen sind City Lights mit Touch-Screen, die bei Berührung Geräusche erzeugen oder aber auch City Light-Litfaßsäulen mit integriertem Internet-Terminal. In Zukunft werden City Lights vermutlich mit noch mehr technischer Entwicklung verbunden werden: es soll möglich werden beispielsweise MMS verschicken zu, an Gewinnspielen teilnehmen oder Theaterkarten über diese Art von Werbeträger bestellen zu können. Abb.14 City Light bei Tag Abb.15 City Light bei Nacht Abb.16 City Light mit Market-Eye Abb.17 City Light als Internet Terminal 17 2.6.1.3. Rolling Board Quasi über Nacht hat Gewista im Frühjahr 2004 das Rolling-Board-Netz in Wien aufgestellt. Seit dem ist diese Art von Werbeträger kaum mehr wegzudenken und ein wichtiges urbanes Medium geworden. Rolling Boards sind hinterleuchtete Werbeträger, die drei Sujets mit je rund 8 m² hinter Glas in fixem Rhythmus (10 Sekunden Standzeit und 2-3 Sekunden Bewegungsphase) nacheinander rollierend zeigen. Man findet sie ausschließlich im urbanen Umfeld und an gut einsehbaren, hochfrequenten Standorten (z.B. Durchzugsstraßen). Positioniert sind sie in einer Höhe von 2,60 bzw. 3,50 Meter, quer zur Fahrbahn. Die Werbebotschaften auf den Rolling Boards richten sich als vor allem an den fließenden Verkehr und haben den Vorteil hier auf perfekten Standorten (optimale Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit) positioniert zu sein. Weitere positive Aspekte, die Rolling Boards bieten, sind die Modernität von Design und technischer Ausstattung und die Wahrnehmung rund um die Uhr durch Hinterleuchtung und Dynamik (bewegende Sujets). Die Bewegung der Werbung spiegelt sich auch im Erinnerungswert positiv wider: eine Studie, Sutton Study, von JCDecaux in London verfasst, zeigt, dass gegenüber statischer Werbung rollierende Flächen um 35 % mehr Kontakte, 63 % mehr Betrachtungen, eine um 107 % längere Betrachtung und deshalb auch eine um 67 % höhere Erinnerung bringt. Neben rund 400 Standorten in Wien findet man Rolling Boards heute auch in den wichtigsten Landeshauptstädten wie Graz, Salzburg, Linz, Klagenfurt und St. Pölten. Insgesamt gibt es mehr als 2000 Rolling-Board-Flächen. Abb.18 Rolling Board bei Nacht Abb.19 Rolling Board bei Tag 2.6.1.4. Mobile Werbung/Verkehrsmittelwerbung Die öffentlichen Verkehrsmittel gewinnen immer mehr an Bedeutung. Mit rund 120 Linien und jährlich mehr als 770 Millionen Fahrgästen sind die Wiener Linen der führende Mobilitätsanbieter für den öffentlichen Nahverkehr in Wien. - Die Nutzung von Bus, Straßen - und U-Bahn wird von Tag zu Tag wichtiger und deshalb ist 18 gerade Werbung auf öffentlichen Verkehrsmitteln und in Stationen besonders bedeutend. Sowohl Straßenbahnen, Busse, U-Bahnen und ULFs (Niederflurstraßenbahnen) der Wiener Linien als auch Postbusse und Badner-Bahnen und –Busse können entweder teilweise, aber auch total beklebt werden. Es werden nur die Türen der U-Bahnen oder das Heck von Bussen beklebt, Dachleisten auf Straßenbahnen fixiert, aber auch komplette ULFs oder Badner-Bahnen mit Werbung versehen. Innen gibt es die Möglichkeit kleine Plakate in Form von Klebefolien oder, seit März 2005, in Klapprahmen (20 x 41 cm) zu befestigen. Abb.20 ULF Abb.21 Bus mit Heck-Beklebung Abb.22 U-Bahn mit beklebten Türen 2.6.1.5. Mobile Werbung/PKW-Werbung Den ganzen PKW mit einem Werbesujet überkleben – eine neue und durchaus verbreitete Form der Werbung. Dieser Trend kommt ursprünglich aus den USA. Dort schließt die Firma „autowraps“ mit privaten PKW-Besitzern langfristige Verträge ab. Diese verpflichten sich, ihr Fahrzeug für die Dauer von fünf Jahren als mobile Werbefläche zur Verfügung zu stellen. Weiters muss der Besitzer mit seinem PKW 1000 Meilen pro Monat in jenen Gebieten fahren, in denen das beworbene Produkt erhältlich ist, sowie die Straßenverkehrsordnung befolgen. Vorgeschrieben sind ihm außerdem vier Fahrten pro Tag (für die er mindestens zwei Stunden brauchen muss), bei denen er gesamt 40 Meilen fahren sollte bzw. eine Wegstrecke von 85 Meilen am Wochenende. Die Fahrzeugoberfläche wird mit einer bedruckten, wieder abziehbaren Vinyl-Folie überzogen. Dafür sind maximal 8 Arbeitsstunden vereinbart, die der Besitzer ohne seinen PKW auskommen muss. Einmal monatlich wird der Zustand des Autos kontrolliert. Seit 2003 gibt es diese Werbeform auch in Österreich und mittlerweile auch schon einige Agenturen, die das Service des Beklebens des privaten Autos anbieten. So zum Beispiel 7media, eine österreichische Werbeagentur. Nach Bezahlung von 8 € 19 Bearbeitungsgebühr wird man in die Kundendatei aufgenommen, aus der Werbetreibende die Fahrzeuge auswählen können. Bis zu 1.800 € Zusatzeinkommen sind für den Besitzer des Fahrzeuges möglich. Die Höhe des Betrages hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. Marke und Baujahr des Fahrzeuges, Größe der Werbefläche, Einsatzgebiet (Land, Stadt, Ballungsgebiete, Autobahnen, Schnellstrassen) und Kilometerleistung. Wichtig als Fahrzeugbesitzer ist, das Werbemotiv sauber zu halten. Die Kosten für das Anbringen der Werbung übernimmt 7media. Die andere Form, mittels PKW Werbung zu machen ist sich ein schon beklebtes Fahrzeug auszuleihen. LaudaMotion zum Beispiel, vermietet seit Oktober 2003 Smarts um einen Euro pro Tag. Der Mieter verpflichtet sich mehr als 30 km, aber nicht mehr als 100 km pro Tag, nur im Stadtgebiet und in 20 km Umkreis, zu fahren. Für jeden Kilometer zu viel oder zu wenig gefahren muss er einen Euro „Strafe“ bezahlen. LaudaMotion bietet auch die Möglichkeit ein Auto länger als einen Tag zu mieten – mit der Megamiete (maximal 30 Tage) oder der Langzeitmiete. Werbekunden bezahlen für 30 Autos von 650 € bis 920 € monatlich exkl. Werbeabgabe und USt. Dazu werden noch die Kosten für die Teil- oder Komplettbeklebung gerechnet. Im April 2004 eröffnete LaudaMotion auch einen Standort in Linz, im Herbst 2004 in München. Heute gibt es die Möglichkeit Smarts oder Minis an 2 Standorten in Österreich (Wien, Linz) und 5 in Deutschland (München, 2 Berlin, Köln, Hamburg) auszuleihen. Abb.23 Weitere Anbieter für Werbung am PKW sind z.B. Coolcar, Werbeflitzer oder SmarteWerbung. Abb.24 2.6.1.6. Mobile Werbung/Taxiwerbung Ähnlich wie private PKWs können auch Taxis beklebt werden und als Werbeträger dienen. Mit Folien versehen können Türen (oben oder unten), Kofferraumdeckel oder die Motorhaube werden. Auch die Kopfstützen dienen hier als Werbeträger. Abb.25 20 2.6.1.7. Bahnwerbung In dieser Kategorie werden sowohl Züge, Bahnhöfe, Bahnsteige, Durchgänge, Bereiche vor Bahnhöfen, Eisenbahnbrücken als auch Sonder-Großflächen wie Strohballen auf Feldern entlang der Autobahn, als Werbefläche angeboten. Eine Möglichkeit auf z.B. Bahnsteigen Werbung zu machen sind Flächen für Kleinplakate monatlich oder jährlich zu mieten. Auch in Zügen/Waggons können in Rahmen kleine Plakate fixiert werden. Werbeplakate auf Brücken sind besonders effizient für kurzfristige Präsentation von Produkten oder Ankündigungen von Veranstaltungen. In Österreich gibt es dafür rund 400 Möglichkeiten, alleine in Wien sind es ca. 100. 2.6.1.8. Station Branding Eine weitere wichtige Werbemöglichkeit in Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Station Branding. Gemeint damit ist die Komplettgestaltung einer hoch frequentierten U-Bahnstation als Marken-, Unternehmens- oder Produktlandschaft mit einer Kampagnendauer von mindestens 4 Wochen. Erstmals im Dezember 2006 für das neue Walkmanhandy von Ericsson, in der UBahn-Station Karlsplatz, ausprobiert, ist diese die erste europaweit gestaltete UBahnstation mit Sound- und Lichteffekten. Als Zweiter folgt ONE diesem Trend und als Dritter, im März 2007, H&M mit der Madonna-Kollektion in der Station Neubaugasse (laut Pressemeldungen kostete diese Kampagne für 4 Wochen 50.000€). Weiters fand man IKEA in den Stationen Stephansplatz und Neubaugasse und im Oktober 2007 die H&M-Kollektion von Roberto Cavalli, ebenfalls am Stephansplatz. Beklebt werden sowohl Fußböden, als auch Seitenwände, Stiegenaufgänge und Säulen. Weiters findet man interaktive Terminals, verschiedene Licht- und Soundinszenierungen, wahlweise auch betreute Kioske. Ein Vorteil des Station Brandings ist auf alle Fälle, dass es sehr auffällig ist und in U-Bahnstationen ein hoher Anteil an wiederkehrenden Personen ist. Abb.26-28: Station Branding von H&M 21 2.6.1.9. Großflächenwerbung Als großflächige Werbeflächen lassen sich z.B. Hausmauern, Schutznetze, Außenseiten von Parkhäusern oder Baugerüste nutzen. Den Preis einer Werbung dieser Art bestimmen vor allem Standort und Größe. Pro Quadratmeter muss aber ca. 40 € gerechnet werden. Die Größen einer Großflächenwerbung sind sehr unterschiedlich – Megaboard, bietet Flächen von 40 m² bis zu mehr als 1000 m² an. Ein wichtiger Faktor beim Aushang einer Werbung dieser Art ist außerdem das Einholen einer Genehmigung der zuständigen Behörden. Abb.29 Großflächenwerbung von H&M Anbieter solcher Großflächenwerbung sind z.B. Megaboard, BlowUP, triconsulting,... 2.6.2. Tageszeitung Die Werbung in Tageszeitungen ist zwar flexibel einsetzbar, immer aktuell und leicht zu verbreiten, hat aber andererseits nur kurze Lebensdauer (1 Tag) und bietet nur kurzen Kontakt zwischen Produkt und Konsument. 668 Mio. € betrug der Gesamtwerbewert in den Tageszeitungen im Jahr 2006. Gegenüber 2005 ein Plus von 6 %. (Quelle: Focus Media Research) Zusätzliche 110 Millionen Euro entfielen auf Zeitungsbeilagen. 2.6.3. Zeitschriften Die Auswahl der Zielgruppe fällt bei Werbung in Zeitschriften sehr leicht (Männer-, Frauen-, Jugend-, Urlaubs-, Technik-, Autozeitschriften,…). Außerdem ist eine Zeitschrift länger im Umlauf als beispielsweise eine Tageszeitung; auch die Druckqualität ist besser. Negative Aspekte sind hohe Kosten die sich dafür ergeben, und Streuverluste. 2.6.4. Fernsehwerbung Es gibt kaum noch Länder/Städte in denen Fernsehwerbung nicht zur Verfügung steht. Da sowohl Kabel- als auch Satellitenprogramme empfangen werden können, ist das Medium Fernseher ein wichtiger Werbeträger geworden. 22 Wie auch bei der Hörfunkwerbung hängen die Kosten hier von der Tageszeit, dem Wochentag und auch dem Monat ab. Hier sind die Sommermonate billiger, November und Dezember teurer. Weitere Zuschläge, die die Kosten einer Fernsehwerbung erhöhen sind z.B. der Text „Die folgende Sendung widmet Ihnen XY“ am Ende eines Werbespots oder der Wunsch an einer bestimmten Stelle eines Werbeblocks geschalten zu sein. Der Gesamtwert der Fernsehwerbung in Österreich im Jahr 2006 betrug 545 Millionen Euro. Gegenüber 2005 eine Zunahme um 7 %. Davon entfallen auf den ORF 343 Millionen Euro (+ 7 Millionen) und auf private Sender 202 Millionen Euro (+31 Millionen). (Quelle: Focus Media Research) 2.6.5. Kinos Auf die Kinowerbung entfällt nicht einmal 1 % des Werbekuchens. Trotzdem ist auch dieses Werbemedium zu erwähnen – es bietet einige Vorteile. „Mehr als die Hälfte aller regelmäßigen (= mindestens einmal im Monat) Kinobesucher sind zwischen 14 und 29 Jahre alt. Über 75 % sind zwischen 14 und 39 Jahre alt. Sie sind überdurchschnittlich gut gebildet, kauffreudig und extrem mobil. Sie werden durch die TV-Werbung kaum erreicht, weil sie zur "Prime Time" nicht daheim sind.“ (www.castelligasse.at) Da jeder Film ein spezifisches Publikum hat, ist es um einiges einfacher durch Werbung im Kino die genaue Zielgruppe bestimmter Produkte oder Dienstleistungen anzusprechen. Cinecom, der führende Kino-Werbemittler, welcher neben traditionellen Kinos auch die größten Ketten (Cineplex, Megaplex, UCI,…) vermarktet, hat für Werbetreibende einige Pakete zusammengestellt, die, unter anderem, die Kosten für Werbung im Kino übersichtlicher macht. (siehe 1.6. Kosten für Werbung) 14,8 Millionen Euro war der Gesamtwert der Kinowerbung im Jahr 2006. Gegenüber 2005 ein Plus von 6 %. (Quelle: Focus Media Research) (vgl. www.castelligasse.at) 23 2.6.6. Hörfunkwerbung Die Hörfunkwerbung bietet eine hohe Benutzungshäufigkeit, wobei die Aufmerksamkeit geringer ist, als beispielsweise beim Fernsehen, da man nur hört, nichts sieht. Der Erinnerungswert ist daher in der Regel geringer. Die Preise bei Hörfunkwerbung richten sich nach Tageszeit, Wochentag aber auch Kalendermonat. So ist z.B. der August am billigsten, März, April und Oktober am teuersten. Die teuerste Sendezeit liegt zwischen 7 und 9 Uhr. In Österreich, im Jahr 2006, betrug der Gesamtwert der Hörfunkwerbung 170 Millionen Euro. Gegenüber 2005 eine Rückgang um 1 %. Auf die privaten Hörfunkanbieter entfielen davon 56 Millionen Euro. (Quelle: Focus Media Research) 2006 nahm der ORF mit Werbung auf Ö3 netto (= reduziert um Rabatte + Provisionen) 71,44 Mio. € ein. (ORF-Enterprise) Für 2007 rechnet der ORF mit Einnahmen aus der Radiowerbung in der Höhe von 83,6 Millionen Euro. 2.6.7. WC-Werbung Boomerang-Medien, der Vermarkter von ToilAd, dem ersten Anbieter von WCWerbung in Österreich, bietet mittlerweile auf 550 Standorten, 3.200 Werbeflächen an. Die Klein-Plakate werden in Lokalen (Bars, Restaurants,…) im sanitären Bereich im DIN A3-Format in Rahmen aus Acryl oder Aluminium, in Toilettenkabinen, Waschräumen oder über Wandpissoirs, ausgehängt. Vorteile dieser Werbeträger sind, dass die Zielgruppe zu 100 % in männlich und weiblich getrennt und außerdem, je nach Art der Lokalität gezielt angesprochen werden kann. Die Menschen sind in Freizeitlaune und dadurch kaufkräftiger als sonst. Weiters setzen sich die Kunden ungewöhnlich lange (30 Sekunden bis zu 5 Minuten) mit der Werbung auseinander, wodurch die Werbebotschaft sehr gut übertragen werden kann. „75% der in einer Studie befragten Personen beurteilen Werbung auf Toiletten positiv. 80% bestätigen, dass man automatisch hinsehen muss. 72% finden es gut, dass es am "Stillen Örtchen" etwas zu Sehen gibt. Weitere 74% halten die Idee für gut. Lediglich 6% der Befragten sprechen sich gegen Werbung auf Toiletten aus. Dabei sind diese Gegner vorwiegend in der (konsumfeindlichen) Alternativszene zu 24 finden. Bei Besuchern von Toiletten auf Tennisanlagen war hingegen keine negative Einstellung oder gar Ablehnung zu verzeichnen.“ (vgl. www.castelligasse.at) 2.6.8. Coasters (Bierdeckelwerbung) Coaster ist die Bezeichnung für die moderne Art der Werbung auf Bierdeckeln. Sie werden nicht nur als Untersetzer, sondern auch als Notizzettel, Spielzeug, Bestandteile von Kartenhäusern,… benutzt und sind deshalb gute Werbeträger. Abb.30 & 31 Coasters von Boomerang, einer der österreichischen Anbieter dieser Produkte, liegen derzeit in 600 Lokalen (Bars, Cafès und Restaurants) auf. Eine zweiwöchige Aktion kostetet 16.200 € (180.000 Stück). 2.6.9. Cards In verschiedenen Lokalen werden immer häufiger Werbungen in Form von Postkarten zum kostenlosen Entnehmen angeboten. Der Vorteil dieses Werbeträgers ist, dass der Konsument selbst entscheiden kann, welche Postkarte er haben möchte und dadurch der Streuverlust sehr gering ist. Derzeitiger Marktführer solcher Postkarten ist Boomerang-Medien. Kartenspender dieses Unternehmens befinden sich in 700 Lokalen (Bars, Restaurants, Kinos, SzeneLokale, Cafès). Für eine bundesweite Kampagne empfiehlt Boomerang-Medien eine Auflage von 150.000 Karten (mind. 75.000), nur für den Raum Wien sind es 100.000 Stück (mind. 25.000). Sollten während der 2-wöchigen Laufzeit der Kampagne die Kartenspender leer werden, wird mindestens einmal nachbestückt. Nach Ablauf einer bundesweiten Kampagne erhält der Auftraggeber eine Auswertung der Werbewirkung in Form eines Marktforschungsberichtes. Doch nicht nur in Lokalen werden die Cards angeboten – auch 250 Ausbildungsstätten (AHS, Berufsschulen, HTL, HAK) in Österreich verfügen über Kartenspender von Boomerang-Medien. Diese sind vor allem auch interessant, weil die Werbung genau auf die Zielgruppe und ihre Interessen abgestimmt werden kann. Weitere Plätze für Kartenspender sind Kinos, Fitnessstudios (derzeit 150 von Boomerang-Medien) und Schigebiete. Ein Konkurrent von Boomerang-Medien ist freecard. 25 2.7. Kosten der Werbung 2.7.1. Werbeabgabegesetz Der Ursprung der Werbeabgaben liegt im Jahr 1927, in der Zwischenkriegszeit, vor der Weltwirtschaftskrise, als erstmals die „Ankündigungsabgabe“ auf Reklamen und Propaganda, befristet auf 5 Jahre, erhoben wurde. Gesetzlich geregelt war diese in den Landesgesetzen. So konnte jedes Bundesland, zum Beispiel den Steuersatz, selbst bestimmen. Dieser betrug oft ~ 10 %. Diese ursprünglichen Anzeigen– und Ankündigungsabgaben traten dann mit 31. Mai 2000 außer Kraft und wurden von unserem derzeitigen Werbeabgabegesetz (WerbeAbgG 2000) am 1. Juni 2000 abgelöst. Bisher betrugen die Steuersätze zwar durchschnittlich 10 %, es gab aber auch Sätze von bis zu 30 %. Zum Unterschied dazu beträgt die Werbeabgabe jetzt 5 %. Weiters sind, da dieses Gesetz bundesweit einheitlich ist, vom WebeAbgG 2000 alle Bundesländer betroffen, somit auch jene, die bis 2000 vielleicht keine Abgaben leisten mussten. Der Werbeabgabe unterliegen alle Werbeleistungen, die im Inland und gegen Entgelt erbracht werden. Die Berechnung der Werbeabgabe wird an folgendem Beispiel gezeigt: Eine Werbeagentur erteilt im eigenen Namen einem Medienunternehmen den Auftrag, eine Werbeeinschaltung für seinen Kunden vorzunehmen (Besorgungsleistung): Ausgangsrechnung Medium an Agentur Netto-Entgelt lt. Tarif - 10 % Mengenrabatt Zwischensumme - 15 % Agenturprovision Zwischensumme + 5 % Werbeabgabe Zwischensumme + 20 % USt Summe 10.000,00 -1.000,00 9.000,00 1.350,00 7.650,00 382,50 8.032,50 1.606,50 9.639,00 (vgl. www.fachverbandwerbung.at) 2.7.2. Preisbeispiele verschiedenster Werbeträger 2.7.2.1. Plakatwerbung Bis zum Jahr 2000 war es Anbietern von Plakatflächen völlig gleichgültig, wo ihre Flächen positioniert waren. Ob, gut sichtbar, an einer hoch frequentierten Straße oder, nicht zur Geltung kommend, an einer Hausmauer in einer Sackgasse – alle hatten denselben Preis. Doch seit 2000 ist das nicht mehr so. Eine bundesweite Untersuchung erhob alle Plakatstellen und bewertete sie. Die Schlechtesten (13 %/ 26 ~ 12.000) wurden ausgeschieden, der Rest in Klassen eingeteilt. Derzeit gibt es sechs Klassen – mit zunehmender Punktezahl steigt der Plakatwert und damit der Preis einer Plakatfläche. Nach folgenden Kriterien wird bewertet: • Frequenz per Tafel (Fußgänger, Auto, öffentlicher Nahverkehr) • Geschwindigkeit des Betrachters • Stellung der Tafel (Fläche) zum Betrachter • Entfernung zum Verkehrsstrom • Standortgröße Klassifizierung nach dem Plakatwert: >3.200 Punkte Standard (>2.900 in K, T, V, S) >5.500 Punkte Select >10.000 Punkte Top >15.000 Punkte Star >20.000 Punkte Star Plus >30.000 Punkte Superstar In Österreich gibt es derzeit etwas mehr als 70.000 Plakatstellen. Davon erfüllen ca. 1.200 die Voraussetzungen für eine Einstufung in die Kategorie SUPERSTAR, rund 5.500 für die Kategorie STAR PLUS. Gewista Plakatpreise pro Stück in 14-Tage-Modulen Miete Bezeichnung Standard Select Top Star Star Plus Superstar Sommerbäder 8/1 Bogen 20,- 16/1 Bogen 14,50 33,73,114,50 155,50 258,50 33,- Handling/ Zuschläge Montage 13,24,Auswechslung 19,32,Beleuchtung 38,Einzeldispositionszuschlag + 20 24/1 Bogen 21,50 48,50 108,165,50 229,50 379,48,50 35,45,55,% 48/1 Bogen 43,97,216,331,459,758,97,- 70,90,110,- 27 als Vergleich EPAMEDIA (Preise pro Stück und 14 Tage) Miete Bezeichnung Standard Select Top Star Star Plus Superstar 16/1 38,58,100,150,200,300,- 24/1 57,87,150,225,300,450,- 48/1 200,311,541,805,1.081,1.607,- 2.7.2.2. Rolling Board (Gewista) (Preise pro Stück und 1 Woche) Miete Handling/ Zuschläge Bezeichnung Rolling Board Montage Preis 374,33,- Sichtbare Fläche 3.000 x 2.160 2.7.2.3. Mobile Werbung / Verkehrsmittelwerbung (Gewista) Beispiel: Niederflurstraßenbahn (ULF) (Preise pro Wagen und Monat) Miete Bezeichnung Single Taffic Board Double Traffic Board Tripple Traffic Board Sky ULF A Sky ULF B Sommerbäder Kurzer ULF Langer ULF Langer ULF Dachtafel Dachtafel Preis 680,1.360,2.040,840,1.365,33,- Fläche 1 Fläche, mittleres Modul 455x200 2 Flächen, Modul 2 & 4, 455x200 3 Flächen, Modul 2,3 & 4, 455x200 6 Stück, 455x66 10 Stück, 455x66 48,50 2.7.2.4. WC-Werbung Alle folgenden Preise von ToilAd gelten für einen Zeitraum von 14 Tagen zuzüglich 5 % Werbeabgabe und 20 % Mehrwertsteuer. Bezeichnung ToilAd gesamt ToilAd gesamt ToilAd young ToilAd Best Ager Zielgruppe 18 -50 Jahre; D & H 18- 50 Jahre; H 18 – 35 Jahre; D & H 30 – 50 Jahre; D & H Flächen alle Flächen ~ 1.600 Flächen ~ 1.800 Flächen ~ 2.000 Flächen Preis 31.110,17.479,19.382,21.593,- 2.7.2.5. Kinowerbung Cinecom, der führende Kino-Werbemittler, welcher neben traditionellen Kinos auch die größten Ketten (Cineplex, Megaplex, UCI,…) vermarktet, hat für Werbetreibende einige Pakete zusammengestellt, die, unter anderem, die Kosten für Werbung im Kino übersichtlicher macht. Folgend einige Beispiele: 28 Standard Mit dem Standard Paket ist man eine Woche lang mit einem 30-Sekunden-Spot, in allen großen Städten, in 115 digitalisierten Sälen (19 Kinos) präsent. Kostenbeispiele: 12.305,- in der 31.Kalenderwoche 14.248,- in der 11. KW Digital Mit dem Digital Paket ist man eine Woche lang mit einem 30-Sekunden-Spot, in allen großen Städten, in 181 digitalisierten Sälen (40 Kinos) präsent. Kostenbeispiele: 16.522,- in der 31.Kalenderwoche 19.131,- in der 11. KW Premium Für eine Woche kostet ein 30-Sekunden-Spot, in allen großen Städten, in 300 Sälen, davon 166 digitalisiert. Kostenbeispiele:40 Kinos 21.399,- in der 31.Kalenderwoche 24.778,- in der 11. KW Buchung zum Film Seit 2007 können Spots auch für einen bestimmten Film gebucht werden. Davor war das nur saalweise möglich. Das erlaubt den Kunden, ihren Spot auf das Image eines Blockbusters abzustimmen. Ein 20-Sekunden-Spot kostet für drei Wochen netto zwischen € 27.000,- und € 35.000,-. Kinderpaket Auch die ganz jungen Kinobesucher bleiben nicht unbeworben. Das Kinderpaket beinhaltet ausschließlich Kinderfilme. Ein 20-Sekunden-Spot kostet für drei Wochen netto rund € 9.000,-. 29 2.8. Verteilung der Werbeausgaben Entwicklung der Außenwerbung 171 170 157 Jahre 2005 139 138 136 125 2002 112 119 1999 0 50 100 150 200 Umsatz in M io. € Abb.32 171 Millionen Euro war der Gesamtwert der Plakatwerbung im Jahr 2006. Gegenüber 2005 eine Zunahme um 8 %. Quelle: Focus Media Research 30 3. Frauenbilder in der (Plakat-)Werbung nach Jahrzehnten Wie schon im ersten Kapitel angesprochen, ist die Werbung einerseits Spiegelbild der Gesellschaft, andererseits Vorbildfunktion für sie. In den letzten 100 Jahren gab es sehr viele Entwicklungen in der Gesellschaft, und auch allgemein im Leben. Es veränderten sich Gesetze, es veränderte sich die moralische Einstellung der Menschen, es veränderten sich die Bedürfnisse, die man hatte und somit auch die Produkte auf dem Markt, es veränderten sich die Ansprüche und Erwartungen auf diese Produkte, und die Auswahl die den Menschen geboten wurde – und deshalb veränderte sich auch die Werbung für diese Produkte. Warum die Werbung oft als Spiegelbild gesehen wird, wird bei Betrachtung der Körperformen besonders deutlich, vor allem was Frauen betrifft. War es beispielsweise üblich viele Kinder zu bekommen, Mutter zu sein und gut genährt, wurden hauptsächlich Frauen mit „mütterlichen“ Figuren, großem Po, Busen und breitem, „geburtsfreudigem“ Becken abgebildet. Aber Werbung ist ebenso Vorbild für die Menschen und was den Trend der Figur betrifft, wiederum vor allem für Frauen. Sie messen sich mit Gleichgeschlechtlichen, die in der ganzen Stadt auf Plakaten zu sehen sind – egal ob sie gerade etwas molliger sind oder, wie häufiger, schlank oder gar abgemagert. Ein gutes Beispiel dafür sind Marilyn Monroe und das Model Twiggy. Monroe, eine hübsche, junge Lady mit weiblichen Rundungen, die die Frauen wissen ließ, dass man nicht dünn sein muss um schön und erfolgreich zu sein. Diese Einstellung wurde allerdings rasant von Twiggy abgelöst – einem abgemagerten Model. Nun war es „schön“ extrem schlank zu sein, sich auf wenige Kilos herunterzuhungern. Innerhalb von kürzester Zeit kann die Werbung bestimmen welche Körperstatur als „schön“ gilt und gerade modern ist. Doch nicht nur was die Figur betrifft kann man Entwicklungen in der Werbung beobachten. Auch die Produkte, für welche Frauen warben oder werben durften veränderten sich. Vor den 20er-Jahren beispielsweise ist deutlich zu erkennen, dass Frauen die Rollen der Hausfrau und Mutter hatten. Sie musste aber auch schön aussehen – hauptsächlich für den Ehegatten, wenn er von der Arbeit kam. Demnach waren Werbeobjekte in Verbindung mit Frauen Reinigungs-, Wasch-, vielleicht 31 Lebensmittel, Luxus- und Kosmetikartikel. Mit kleinen Ausnahmen, hielt diese Einstellung lange an, bis, vor allem in den 70er-Jahren, die große Wende kam und Frauen mit ganz anderen Produkten in Verbindung gebracht wurden und immer öfter Werbungen als sexistisch und anrüchig bezeichnet wurden. Gegen die Plakate, die heute auf allen Straßen zu sehen sind, waren diese allerdings harmlos. Heute geht die Werbung soweit, komplett nackte Körper abzubilden, sogar Pärchen beim Liebesspiel oder Bilder, welche meist mit einem aussagekräftigen Text verbunden, eindeutig zweideutig sind– auch wenn das Produkt nicht im weitesten Sinne etwas damit zu tun hat. Das folgende Kapitel beschäftigt sich also mit der Veränderung der Rolle der Frau in der (Plakat-)Werbung, was die beworbenen Produkte betrifft, die Darstellung der Frau selbst, ihre Figur, Frisur und Kleidung. Gegliedert wird in Jahrzehnten, wobei in den Jahren kurz vor 1920 begonnen und mit dem heutigen Tag abgeschlossen wird. Da es das Produkt „Persil“ schon sehr lange gibt und mir viele Quellen zur Verfügung standen, fließt vor allem ihre Plakatwerbung in den ersten Jahrzehnten stark in dieses Kapitel ein. 3.1. Vor den 20er-Jahren Frauen sind Hausfrauen. Frauen kümmern sich um die Wäsche, die Sauberhaltung des Hauses, die Erziehung der Kinder und die tägliche Versorgung mit Mahlzeiten der Familie. Mehr Rechte hatte die Frau vor den 20er-Jahren, und auch noch lange danach, nicht. Dieses Bild der Gesellschaft und, vor allem, der Rolle der Frau in der Gesellschaft, spiegelte sich, damals wie auch heute noch, stark in der Werbung wieder. Auch die Körperstatur vor 1900 ist charakteristisch festzulegen und deutlich rundlich. Frauen werden mit ausgeprägtem Po und Busen – mit einer „mütterlichen“ Figur – dargestellt. Die Firma Persil setzt von Beginn an daran, das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen und glaubwürdig zu wirken. Für viele Frauen war Waschen eine Qual und Plage, man wollte zeigen, dass mit Persil alles leichter geht und Frauen ihren Spaß am Waschen haben – und dass sie Wäsche nebenbei auch wunderschön und sauber 32 wird. Für das Klischee, dass Frauen für das wohl der Familie verantwortlich sind, bietet Persil von damals hervorragende Beispiele der Plakatwerbung. Abb. 33 Persil-Plakat aus 1910: „Für die meisten Frauen war Wäschewaschen eine Plage. Ihre Arbeit erleichtert nun Persil. Es ersetzt auch die mühsame und in den städtischen Gebieten nicht mehr mögliche Rasenbleiche. Die „Perle“ von damals, das Wäschermädel, freut sich offensichtlich über den Fortschritt beim Waschen.“ (Text u Abb. vgl. Persil bleibt Persil) Wurden Frauen nicht als Hausfrauen dargestellt, hatten sie hauptsächlich schön, elegant und zeitweise auch erotisch auszusehen und zu wirken. Abb.34, 35, 36 Internet Sie warben einerseits also hauptsächlich für Dinge, die im Haushalt zu gebrauchen waren wie Wasch- und Putzmittel, und andererseits für Luxusartikel dieser Zeit sowie für Kosmetik- und Schminkartikel. Allgemein ist noch zu vermerken, dass in dieser Zeit alle Plakate gemalt wurden. Einzelne Firmen haben dazu auch berühmte Künstler engagiert. Außerdem auffallend ist, dass Frauen, die im Haushalt und als Ehefrauen dargestellt wurden häufiger hochgeschlossene Kleider anhatten ganz im Stil des frühen 18. Jahrhunderts. Die eleganten Damen auf den Plakaten für Sinalco und Biomalz, und diversen Luxusartikeln, hatten auch ab und an ein etwas weiteres Dekolletee. 3.2. 20er-Jahre In den 20er-Jahren selbst verändert sich das Frauenbild einzelnen Bereichen drastisch, in anderen kaum. Immer öfter kommt es nun vor, berufstätige Frauen oder Frauen in Verbindung mit Autos abzubilden. Frauen durften auf Plakaten nun auch Kurzhaarfrisuren und Hosenanzüge tragen. Weibliche Rundungen an Busen, Po und Hüften waren nicht mehr gefragt. Die neue, moderne Figur war schlank mit 33 langen Beinen und wenig Busen, in Kombination mit den kurzen Haaren und Hosenanzügen, wirkten sie damit fast etwas knabenhaft. Werbeobjekte waren nicht nur mehr Dinge, die eindeutig mit „Frau“ in Verbindung gebracht wurden, sondern auch Autos, Technik (wie hier, in der Werbung von Olivetti, die Schreibmaschine) und ähnliches. Abb.37, 38, 39 Grund für diese schleichende, aber vorhandene, Emanzipation war der erste Weltkrieg, in dem nun auch Frauen berufstätig waren. Sie fanden, zum Beispiel, in der Rüstungsindustrie, im Nachrichten- oder Sanitätsdienst Arbeit. Durch diese Veränderung, die Anerkennung in Berufen, wurde das Selbstbewusstsein der Frauen gestärkt und 1919 fand sogar der erste internationale Frauentag statt. Andere Marken allerdings, zeigen immer noch die ursprüngliche Rolle der Frau als Hausfrau, deren Aufgabe weiterhin darin besteht - vor allem für den Ehegatten schön auszusehen, alles sauber zu halten und sich um Wäsche, Kinder und Haus zu kümmern. Auch in der Persil-Werbung ist dieses Bild noch deutlich zu erkennen. „Die Werbeaussagen werden den unterschiedlichen Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppen angepasst.“: Abb.40-43 Plakatwerbungen aus 11925-1927 34 Eine der wohl bekanntesten Werbefiguren der 20er-Jahre war jedoch die „Weiße Dame“ von Persil. Der Berliner Maler Kurt Heiligenstaedt erhält den Auftrag ein PersilPlakat zu gestalten. „Der bekannte Karikaturist und Mitarbeiter der Zeitschrift Simplicissmus geht mit seiner Freundin Erna Muchow in ein Modehaus am Alexanderplatz und kauft ein weißes Kleid von der Stange. Mit einem Florentiner-Hut auf dem Kopf und einem Persil- Abb.44 Die Weiße Dame Paket in der Hand steht die 18jährige Siemens-Arbeiterin dem Maler Modell: Die Weiße Dame ist geboren.“ (vgl. 90 Jahre Persil) 1922 ist also eines der wichtigsten Jahre der Persil-Werbung. Die neue Werbefigur wirbt von Plakaten, Blechschildern, Hausgiebeln und Normaluhren. Seit diesem Jahr taucht diese neue Werbefigur in der Geschichte der Persil-Werbung bis heute, in verschiedenen Variationen, immer wieder auf. Sie geht mit dem Trend und passt sich dem Mode- und Zeitgeschmack der Frauentypen an. „Mal ist sie blond, mal braun, mal zart und zerbrechlich, mal robust und kräftig. Abb.45 Im Gegensatz zur Darstellung von 1922, ein Plakat der Weißen Dame von 1929. Hier entspricht sie dem modernen Frauentyp dieser Zeit: selbstbewusst, natürlich und sportlich. 3.3. 30er- & 40er-Jahre In den Jahren ab 1930 beginnt die Rolle der Frau in der Werbung wieder ihre alten Formen anzunehmen. Man findet kaum mehr emanzipierte Frauen, wieder mehr Hausfrauen in Verbindung mit Kochen und Waschen. Werbeobjekte sind wieder vorrangig Dinge, die man bzw. frau für ihre häuslichen Tätigkeiten benötigte. Persil bildete 1935 außerdem das absolute Ideal der deutschen Frau für diese Zeit ab: blond, blauäugig, froh und lebensbejahend. Die Plakatserie von 1939 bleibt die Letzte für die folgenden 10 Jahre. Wegen fehlender Rohstoffe wird nicht mehr produziert – das Produkt verschwindet aus den Geschäften. 35 Abb.46 Internet Abb.47, 48 Plakatwerbung aus 1935/1939 Die weiße Frau von Persil erscheint in den 30er-Jahren in einer neuen Version: sportlich, elegant und etwas gebräunt und bleibt auch in den Kriegsjahren auf Häuserfronten und Normaluhren Abb.49 Weiße Dame aus 1933 vorhanden. 3.4. 50er-Jahre Bis Anfang der 60er-Jahre wurde sowohl die Gesellschaft, als auch die Werbung von der Kriegs- und, vor allem, Nachkriegszeit geprägt. Es gab wieder Nylonstrümpfe, Bohnenkaffee und Zigaretten. Kinobesuche waren wieder möglich, vielleicht konnte man sich die erste Reise, das erste Auto oder Möbelstück leisten. Man strebte nach Sicherheit und Wohlstand. Auch das Bild der Frau veränderte sich Anfang dieses Jahrzehnts wieder kurzfristig. Es waren wieder „weichere, weiblichere Formen gefragt – als augenfälliges Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Krieg. Marilyn Monroe war das Idol dieser Generation.“ (vgl. Maßlos schön) Abb.50 Marylin Monroe (Internet) Die Statur der Frauen hat unter anderem auch, mit den in den 50er-Jahren auftretenden, geburtenstarken Jahrgängen zu tun. In der Persil-Werbung spiegelt sich dies, indem viele Kinder abgebildet werden. Abb.51-53 Die junge Weiße Dame wirbt weiterhin für Persil – ganz im Stil der Wirtschaftswunder-Ära. Abb.54 36 Gegen Ende der 50er- und zu Beginn der 60er-Jahre allerdings, wurde das dünne Supermodel Lesley Homby, Twiggy genannt, in England bekannt. Den Spitznamen Twiggy erhielt sie, weil sie so dürr war (dünner Zweig auf Englisch: twig). Der Trend der schlanken Figur verschlug sich auch nach Mitteleuropa und eine Wespentaille war nun modern und galt als „schön“. Abb.55 Twiggy Abb.56, 57 Abb. 58 Eine Wespentaille war modern 3.5. 60er-Jahre Obwohl in den meisten Familien mittlerweile schon viele Frauen berufstätig geworden sind, findet man wenige dieser Rollenbilder in der Werbung wieder. Sowohl in Kinofilmen, als auch in Illustrierten und an Plakaten wird immer noch nostalgisch und sentimental an vergangenen Harmonie-Vorstellungen festgehalten. Es wird weiterhin viel Wert auf Schönheit und Gepflegtheit des Hauses, der Wäsche und der Frau selbst, gelegt und für Wasch- Reinigungs-, Abb.59 aus 1960 Körperpflegemittel und Schminkzeug geworben. Berufstätige Frauen werden sehr vereinzelt und wenn dann in untergeordneten Tätigkeiten, wie Sekretärin oder Assistentin, abgebildet. Auch in Werbungen zusammen mit Männern werden Frauen meist untergeordnet, links von ihren Ehegatten abgebildet. Er überragt sie eindeutig, ist größer als sie, fasst sie oft an Schulter oder Taille und sie schmiegt sich an seinen beschützenden Körper. Ehefrauen wollen ihren Männern dienen, sind dazu da um ihnen die Hausarbeit zu machen und sie zu verwöhnen. 37 Abb.60-62 3.6. 70er-Jahre Zwischen Darstellungen in der Werbung in der Mitte der 60er und die der 70er sind einige Veränderungen zu beobachten. „Mit frecher, gesellschaftlich und ästhetisch innovativer Werbung nach amerikanischem Vorbild stellten sich die Hersteller insbesondere auf die jugendliche Zielgruppe ein. Jeans, Erfischungsgetränke und Kaugummi wurden zu Symbolen der Protesthaltung stilisiert. Szene-typischer Jargon und „aufmüpfig“ erscheinende Leitbilder suggerierten Komplizenschaft beim Aufbrechen von Konventionen.“ (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) Vor allem unter dem Einfluss der sexuellen Freiheit und Frauenbewegungen veränderte sich auch das Frauenbild stark. Die Pille zur Schwangerschaftsverhütung wurde verbreitet und die Abtreibung/der Schwangerschaftsabbruch eingeführt. Themen wie Ehebruch, Masturbation und Homosexualität wurden, von beiden Geschlechtern, laut ausgesprochen. Frauen begannen wieder Kurzhaarfrisuren und Hosenanzüge zu tragen und wollten nicht mehr unterdrückt und in Schubladen gelegt werden. Durch die immer häufiger werdende Berufstätigkeit der Frauen und der damit verbundenen Emanzipation, entwickelten sich mit der Zeit Widersprüche zwischen den Geschlechtern und die Überlegenheit des Mannes der Frau gegenüber wurde in Frage gestellt. Die Männer wurden mit Gleichberechtigung in Beruf – und auch im Haushalt – konfrontiert, was für viele überfordernd wirkte. Einerseits stellte die Berufstätigkeit der Ehefrau eine weitere Geldeinnahmequelle dar, andererseits untergrub es die Autorität des Mannes. In der Werbung selbst verschwindet das Bild der Frau als Hausfrau nun immer mehr. Mittlerweile reichte es nicht mehr jeder Frau „nur“ Haufrau zu sein. Die Arbeit wurde durch diverse Elektrische Geräte und Fertiggerichte erleichtert, war nicht mehr so anspruchsvoll wie früher und daher mit negativen Aspekten besetzt. Immer 38 öfter wird sie in verschiedenen Berufsrollen dargestellt, aber sehr oft auch in der Freizeit. Zwar kommt es darin hin und wieder vor, die zwei Typen, „Partnerin eines Mannes“ und die des reinen „Dekorationsmaterials“, zu finden, welche ihre gesellschaftliche Rolle unterdrückt. Da sich auch Werbung nicht von einem auf das andere Jahr total umstellen lässt, fließen oft noch altmodische Rollenbilder in das eine oder andere Plakat ein, obwohl sich auch kleine Details der Emanzipation darin verstecken. „Dargestellt ist ein kleines Malheur, bei dem ein Steward in der Rolle des Kavaliers einer hilfsbedürftigen Frau beispringt – ein typisches Beispiel für die Kontinuität altmodischer Rollenauffassung. […] Die Frau hat wegen des Missgeschicks ihr den Frauen anerzogene ››vornehme Zurückhaltung‹‹ und kniet in unziemlicher Schrittstellung nieder. Ihre wie Abb.63 entschuldigend hochgezogenen Schultern, ihr dankbarer Blick und das entwaffnend strahlende Lachen tragen dazu bei, dass man sich plötzlich und zwanglos ››ganz nah‹‹ kommt.“ (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) Eine etwas emanzipiertere Werbung: Abb.64 „››Ich nehme beide weil sie mir passen.‹‹ Der Ausspruch wird einer Frau in den Mund gelegt, die zwischen zwei handzahm blickenden, kernigen Machos steht. Im Vordergrund schweben zwei Pumpsmodelle. Der frivole Doppelsinn des Slogans spielt auf neu gewonnene erotische Freiheiten von Frauen an. Angeblich haben sie inzwischen gelernt, selber zu wählen, gegebenenfalls auch ››Beide zu nehmen‹‹, statt sich wie bisher auswählen zu lassen.“ (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) Diese Veränderung der Rolle der Frau (jetzt nicht mehr als Hausfrau zu sehen) brachte die Werbung, unter anderem, dazu Experimente durchzuführen. Die Rollen von Mann und Frau wurden getauscht: Männer wurden in Schürze und mit Kochlöffel oder Putzmittel abgelichtet. Um das männliche Geschlecht nicht total zu verweiblichen/verweichlichen, drehen, zum Beispiel Zigarettenfirmen, den Spieß um und stellen sie als „Abenteuer-Typen“ und starke Männer dar. 39 Bei Betrachtung dieser Entwicklungen mag man sogar meinen, dass, für diese Zeit, teilweise Tabubrüche vorgenommen wurden. Ein noch viel einschneidender Tabubruch, und ein außerdem sehr wichtiger Schritt in der Geschichte der Werbung, war allerdings der, zu sexuellen Darstellungen. Moralische, ästhetische und sexistische Grenzen wurden angetastet und schlussendlich auch überschritten. „Die Werbung für ››Langnese‹‹-Eiscreme fiel mit frechen, betont freizügigen Slogans und Motiven auf, die auf die Analogie von oralen und sexuellen Genüssen anspielte. Die phallische Symbolik von Eis am Stiel wir durch Slogans wie ››Nogger dir einen‹‹ und durch lasziv lutschende Abb.65 Frauenmünder unverkennbar hervorgetrieben.“ (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) Die Frau wurde nun jugendlicher, verführerischer, attraktiver dargestellt – auch immer öfter nackt. Abb.66, 67 „Nach einem kurzen Bikini-Intermezzo lassen die beiden konkurrierenden Marken ››Fa‹‹ und ››Atlantic‹‹ 1974 die Hüllen fallen. Es geht um die Demonstration eines neuen, freien Körpergefühls, zu dem die Seife angeblich verhilft. […] Anders als ihre Vorgängerinnen in der Kosmetik-Werbung kokettiert die Frau nicht mit dem Betrachter, ist scheinbar ganz bei sich.“ (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) 3.7. 80er-Jahre Nicht umsonst findet man die Wörter „Erlebniswerbung“, „Imagewerbung“, „Schock-, Ironie- und Überraschungsmomente“ bezüglich der 80er- und 90erJahre in „Wilde Frische, Zarte Versuchung“: In diesem Zeitraum werden moralische und ästhetische Grenzen ausgetestet und es wird mit allen Mitteln versucht die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf sich zu ziehen. Ein gutes Beispiel dafür sind die berühmten Benetton-Plakate. Der Fotograf, Oliviero Toscani, ist mit diesen Bildern berühmt geworden und hat lange Zeit, gemeinsam mit Benetton, immer wieder für „Schock-Werbung“ gesorgt indem er an die Grenzen der moralischen 40 Grundsätze ging – und diese mit Sicherheit in vielen Augen auch überschritten hat. Folgend eines der ersten Plakate einer Benetton-Kampagne von Toscani aus 1989: Abb.68 Und weitere Kampagnen, allerdings aus den 90ern: Abb.69-72 Ein weiterer wichtiger Punkt in der Werbung der 80er, neben der Schock-Werbung, war der Einfluss Amerikas auf dieses Jahrzehnt: Gegen Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre erreicht der Fitnesskult aus den USA Europa. Dies spiegelt sich vor allem auch darin, dass immer mehr „Light-Produkte“ jeder Art auf dem Markt zu finden sind - ob Butter, Getränke oder Süßigkeiten. Dieser Trend hatte die Wirkung, dass viele Menschen – zwar hauptsächlich, aber nicht nur, Frauen – wieder vom Trend zum abnehmen und schlank, durchtrainiert und sportlich sein mitgerissen wurden, was nicht nur positive Effekte mit sich brachte. Man war aktiv mit dem eigenen Körper befasst, seiner Gesundheit, Fitness, Attraktivität und Leistungsfähigkeit. Durch den Druck der Medien, dem Schlankheits- und 41 Jugendlichkeitswahn, dem sich viele ausgesetzt fühlen und mit welchem viele nicht mithalten konnten, entsteht Stress und damit auch Krankheiten, unter anderem, immer häufiger Essstörungen. Diese Entwicklungen hängen, ganz eindeutig, auch mit der Werbung zusammen. Die Frauen sehen Models mit flachen Bäuchen und durchtrainierten Körpern auf den Plakaten der Lätta-Werbung mit dem Slogan „Haben Sie sich entschieden niemals dick zu werden?“. Wer fangt bei diesem Satz nicht an, an sich zu zweifeln? Abb.73 Doch nicht nur schlanke Frauen im Sportgewand werden abgebildet – zwei weitere wichtige Rollen werden vertreten: einerseits die der Emanzipierten und andererseits, für jene, die sich von Letzterer nicht angesprochen fühlen, die „zerbrechliche Frau und vamphafte Schönheit“. (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) Bezüglich Emanzipation startete die deutsche Modezeitschrift „Freundin“ eine umfangreiche Kampagne und dem Slogan: Die Frauen von Heute. Dabei wird sie eindeutig in die Rolle der Karrierefrau gesteckt und selbstbewusst und stark dargestellt: Abb.74,75 Abb.76 Die schöne, elegante Frau Abb.77 Die schüchterne, verletzliche Frau Weiters, wie schon in den 70er-Jahren, finden auch im darauf folgenden Jahrzehnt sexuelle Reize und Darstellungen wieder ihren Platz in der Werbung. Bei Unterwäschen-Werbung zum Beispiel wird viel Haut und Spitze gezeigt. 42 Was die Veränderung der Bilder selbst betrifft, ist das mittlerweile die digitale Bildbearbeitung eingesetzt wird. Kann kreativer gearbeitet, aber auch die Körper der Models verändert werden. 3.8. 90er-Jahre Viele Unterschiede gibt es in den 90er-Jahren im Gegensatz zum Jahrzehnt davor nicht zu verzeichnen. Eine immer noch präsente Rolle spielen immer spärlicher bekleidete Frauen in Werbungen für Dessous. Sie wirken verführerisch, anziehend, manchmal schüchtern, andererseits, manchmal aber dominant und überlegen. „Powerfrauen“, die Stärke und Selbstbewusstsein zeigen, sind aber nicht nur in der Unterwäschen-Werbung sondern in jeder Sparte zu finden. Gelegentlich kommt es auch zum Rollentausch und Frauen finden sich in – bis zu diesem Zeitpunkt – eindeutigen Männerrollen wieder. Wäre es vor einigen Jahrzehnten nicht im Geringsten möglich gewesen, die Frau größer darzustellen als den Mann (in Abb. 79 muss der Mann schließlich auf einer Bierkiste stehen um – scheinbar – mit der Frau auf Augenhöhe zu sein, wird in der Werbung der 80er genau dieses Thema angesprochen: Abb.78, 79 Auch in diesen beiden Zigaretten-Werbungen wird der Unterschied zwischen Anfang der 70er und der der 90er deutlich gezeigt – allerdings nicht nur was die Rolle der Frau gegenüber der des Mannes betrifft. Deutlich wird auch, dass sich die Körpersprache zwischen Mann und Frau verändert hat, sowie die Kleidung (einmal bieder und hochgeschlossen, einmal sehr freizügig). Abb.80, 81 43 Im Unterschied zu allen anderen Jahrzehnten, auch zu den 90ern, wird „beim Einsatz sexueller Reize eine merklich schärfere Gangart eingelegt. […] sie (die Werbung) begnügt sich vielfach nicht mehr mit erotischen Anspielungen, sondern zeigt mehr oder minder direkt das Triebziel, den Koitus.“ (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) Abb.82, 83 „Situationen die das Ideal auf Dauer angelegter Beziehungen ausmalen, scheinen weniger im Trend zu liegen, als solche, die erotische Hochspannung versprechen, auf den Reiz des schnellen Abenteuers anspielen.“ (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) Abb.84 „Ein Schlafzimmer mit vielsagenden Utensilien: zwei Paar Stöckelschuhe und ein Paar Männerschuhe liegen verstreut auf dem Parkettfußboden, daneben ein Kopfkissen, vom Bett sieht man nur den Rand. Wie im HollywoodFilm wird die Handlung über Requisiten angedeutet. Das frivole Bilderrätsel ››Sex zu dritt‹‹ soll sich im Kopf der Betrachter auflösen.“ (vgl. Wilde Frische, Zarte Versuchung) Abb.85 3.9. Ab 2000 / Werbung von heute In der Werbung ab dem 21. Jahrhundert, also in der Werbung von heute, werden immer häufiger digital bearbeitete Bilder verwendet. Dadurch wirken Speisen noch leckerer, Getränke noch erfischender, Wäsche noch sauberer und Kleidung noch farbintensiver. Es wird alles verändert, besser, schöner und perfekter gemacht – dem Kunden eigentlich etwas vorgespielt. Doch nicht nur die Produkte sind nicht mehr die echten, auch Models werden verändert. Sowohl Haut und Haare als auch die Köperform wird verändert und dadurch perfekt und makellos dargestellt. Durch 44 neue Programme sind auch bessere Fotocollagen möglich. Paare auf dem Strand, mit einem Sonnenuntergang im Hintergrund müssen nicht mehr wirklich Sand zwischen den Zehen gehabt haben um die Situation echt aussehen zu lassen – das alles ist nun durch Bildbearbeitung möglich geworden. Dass nun hauptsächlich – fast schon ausschließlich – nur mehr schlanke, makellose Models dargestellt werden, stößt bei vielen Frauen auf schwere Kritik und Unmut. Vor allem auch deshalb weil sich, besonders Mädchen und junge Frauen, unter Druck gesetzt fühlen, da sie mit diesem neuen Schönheitsideal – welches in vielen Fällen nicht einmal echt oder natürlich ist – nicht mithalten können. Sie fangen an, an sich und ihrem Aussehen zu zweifeln und hungern sich oft bis auf wenige Kilos hinunter. Um genau diesen Opfern aber zu zeigen, dass Frauen mit mehr Rundungen, einem stärkeren Po, breiteren Hüften oder größeren Busen auch Erfolg haben können und genauso Schönheitsideale sind, wurde 2004 durch die „Initiative für wahre Schönheit“ die erste Printkampagne mit „normalen Frauen“ ins Leben gerufen, womit eine noch nie da gewesene Kampagne in Europa startete. (siehe 3.9.1. Initiative für wahre Schönheit) Studiert man aber die Verfahren, welche beim Werberat in den letzten Jahren behandelt wurden, findet man auch sehr viele Beschwerden bezüglich der sexistischen Darstellung von, vor allem, Frauen in der Werbung. Es wird kritisiert, dass die Zahl der (völlig) nackten Körper zunimmt, Stellen und Posen gezeigt werden, die mit dem Produkt absolut keine Verbindung haben oder schlicht und einfach anrüchig sind. Die Werbung macht also immer noch keinen Halt vor Tabus und überschreitet ab und an Grenzen. Der einzige Unterschied zu den Jahrzehnten davor ist, dass die Grenzen momentan weit mehr erlauben. War es in den 50ern ein Skandal in der Palmers-Werbung nackte Frauenbeine zu zeigen, ist es heute „normal“ unbedeckte Hintern oder Brüste abzulichten und in die Öffentlichkeit zu stellen. 3.9.1. Initiative für wahre Schönheit Die „Dove Global Study“, welche in zehn Ländern durchgeführt wurde und wofür 3.000 Frauen befragt wurden, sagte aus, dass sich nur 2% dieser Frauen als „schön“ beschreiben, rund drei Viertel ihre Schönheit als „durchschnittlich“ bezeichnet und fast die Hälfte von ihnen glaubt, dass ihr Gewicht zu hoch ist. Dies ließ viele Frauen aufhorchen – und war sofort die Inspiration für die Initiative für wahre Schönheit. 45 Das Ziel dieser Initiative ist es „die bestehenden Schönheitsideale zu erweitern und durch eine gesündere, demokratischere Sichtweise zu ersetzen. Eine Sichtweise, die für alle Frauen annehmbar ist und die dazu beiträgt, dass es ihnen jeden Tag gut geht.“ (vgl.www.dove.at) Die Aktivitäten dafür sind zum Beispiel die „Entwicklung eines Forums, in dem Frauen ihre Definition von Schönheit und über Schönheitsbilder diskutieren können“, die „Veröffentlichung einer globalen, wissenschaftlichen Studie, die die Beziehung von Frauen auf der ganzen Welt zum Thema Schönheit aufdeckt und aufzeigt, welchen Einfluss ihre Sichtweisen auf die Zufriedenheit und das Abb.86 Wohlbefinden haben“, aber auch „Werbung, die Frauen und die Gesellschaft inspiriert, ihre bisherige Definition von Schönheit zu überdenken“. Im Frühling 2004 startete die Initiative mit einer noch nie da gewesenen Printkampagne. Auf der Straße wurden selbstbewusste Durchschnittsfrauen mit guter Abb.87 Ausstrahlung angesprochen und für die Kampagne ausgewählt und von dem prominenten Fotografen Ian Rankin abgelichtet. Die Bilder, die in der ganzen Stadt, in Zeitungen und Zeitschriften, auf Plakatwänden und auch im Fernsehen zu sehen sind, zeigen Frauen in Unterwäsche, die nicht vollschlank, sondern etwas molliger sind, einen großen Busen haben, breite Hüften oder einen dickeren Bauch. Eine neue Kampagne mit dem Netzwerk „ProAge“ bildet auch Frauen ab dem Alter von 50 Jahren ab, die, trotz grauer Haare und Falten, immer noch schön sind. Abb.88 Abb.89 46 4. Sexistische Darstellung der Frau in der Werbung Wie in Kapitel „3.9. Ab 2000/Werbung von heute“ schon angeführt, geht die derzeitige Entwicklung der Darstellung der Frau in der Werbung immer mehr dem Trend nach, sie so darzustellen wie sie eigentlich nicht ist. Sie ist immer schlank, hat immer schöne Haut und Haare, perfekte Proportionen, einen knackigen Hintern und gut geformten Busen, ist meistens gut gelaunt, hat einen schönen Mann an ihrer Seite. Schon alleine diese Tatsachen verbreiten bei einigen Frauen Unmut und schlechte Stimmung, da es unmöglich ist so auszusehen, aber immer wieder danach geeifert wird. Doch nicht nur die –beinah unerreichbare – Körperform der Frau in der Werbung sorgt für Gesprächsstoff. Immer wichtiger werden die Themen Erotik und sexistische Darstellungen. Models (vorrangig Frauen) werden mit unvollständiger Bekleidung abgebildet, mit entsprechend aufreizender Körperhaltung, Blick und Accessoires und oft noch mit eindeutig-zweideutigem Text. Doch ab wann ist eine Werbung frauenfeindlich bzw. -diskriminierend? Und ab wann ist sie sexistisch? Was bedeutet Sexismus eigentlich? Und gibt es Grenzen, welche die Werbung einhalten muss? 4.1. Gesetzliche Regelungen bezüglich der Frau in der Werbung In keinem österreichischen Gesetz gibt es auch nur einen Paragraphen, der sexistische Darstellungen in Medien verbietet und unter Strafe stellt. Allerdings ist im Selbstbeschränkungskodex das Thema „Frauen“ in den speziellen Verhaltensregeln verankert. „Da Werbung nicht nur ein Spiegelbild gesellschaftlicher Einstellungen ist, sondern ihr auch - vor allem für Kinder - eine gewisse Vorbildfunktion zukommt, ist Werbung, die die Würde der Frau verletzt, als frauenfeindlich bzw. frauendiskriminierend zu unterlassen.“ (vgl. www.werberat.at) 1. Werbung soll sich keiner sexuell anstößigen Darstellungen bedienen. 1.1 Es sollen keine bildlichen Darstellungen von nackten Frauenkörpern ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang zum beworbenen Produkt verwendet werden. 1.2 Textstellen und verbale Äußerungen sexuellen Inhalts, die die Würde der Frau verletzen können, sind zu unterlassen. 47 2. Werbung soll nicht frauenfeindlich bzw. frauendiskriminierend sein. 2.1 Werbung soll keine Sujets verwenden, die die Gleichwertigkeit der Geschlechter in Frage stellt. 2.2 Werbung soll keine Sujets verwenden, die dem modernen Rollenbild der Frau widersprechen. Insbesondere sind Darstellungen und Aussagen zu unterlassen, die den Eindruck erwecken, Frauen besäßen von Natur aus geringe Intelligenz, mangelndes Durchsetzungsvermögen, geringe analytische Fähigkeiten, seien ungebildet und übten vornehmlich dienende Funktionen aus. (vgl. www.werberat.at) Obwohl es also Verhaltensregeln gibt,die es einzuhalten gilt, kommt es immer wieder vor, dass verschiedenste Werbungen (v.a. Plakate und Fernsehwerbungen) von der Gesellschaft als „frauenfeindlich“ oder „sexistisch“ bezeichnet werden. Gelangt eine solche Beschwerde schriftlich beim Werberat ein, wird der Fall behandelt und untersucht und alleine der Werberat entscheidet letztendlich nach bestem Wissen und Gewissen welche Kampagnen eingestellt werden müssen und welche bleiben dürfen. 4.2. Sexismus Im Buch der deutschen Rechtschreibung Bertelsmann wird „sexistisch“ wie folgt definiert: „bes. gegenüber Frauen geschlechtsspezifisch herabsetzend“. „Das wohl bekannteste Nachschlagewerk im deutschen Sprachraum ist der Brockhaus. Dort wird Sexismus als „Bezeichnung für jede Art der Diskriminierung, Unterdrückung, Verachtung und Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts sowie für die Ideologie, die dem zugrunde liegt. definiert“(vgl. Sexismus – Übergriffe im Alltag) Christiane Schmerl führt in „Frauenzoo Werbung“ die „typischen Rezepte“ der Werbung im Umgang mit Frauen wie folgt an: “1. Frau = Sex: Die Reduktion von Frauen auf Sexualität macht Frauenkörper in der Werbung universal einsetzbar 2. Frau = Produkt / Produkt = Frau: Frauen werden wie Konsumartikel behandelt und die Artikel sind wie Frauen: jung, schön und unverbraucht 3. Haushalt = Frau: Haushalt, Kinder und das Verwöhnen des Mannes sind die einzigen und liebsten Beschäftigungen der Frau 48 4. Typisch Frau: Weibliche „Schwächen“ und „Laster! werden überspitzt: Sie sind fleißig, raffiniert, tratschsüchtig oder unbeholfen (meist im Umgang mit Technik) 5. Kosmetische Zwangsjacken: Nicht die normale Schönheitspflege ist gemeint, sondern die permanente Aufforderung sich für Männer schön zu machen 6. Emanzipation: Die Werbung zeigt, dass „Emanzipation“ vom Auto bis zur bequemen Kleidung – gekauft werden kann. 7. Männlicher Zynismus: Ein Blick auf die Frau aus der Perspektive von Männerwitzen“ (vgl. Sexismus in der Werbung) Trotzdem sich die Werbung in den letzten 20 Jahren teilweise geändert hat, sind diese sieben Punkte immer noch zu finden. In den letzten Jahren allerdings wurden die wissenschaftlichen Forschungen zu „Frauen in der Werbung“ und „Sexistische Werbung“ größtenteils eingestellt, wodurch eine aktuelle Literatur kaum zu finden ist. Grund dafür ist wahrscheinlich, unter anderem, dass „Sexismus in der Werbung einem wesentlich größeren Zusammenhang des gesamten Medienangebote gesehen werden muss, also im Konnex von geschlechtsspezifischen Darstellungen in Nachrichtensendungen, Shows oder Unterhaltungsformaten.“ (vgl. Sexismus in der Werbung) Nichts desto trotz: Das Motto „Sex Sells“ gilt nach wie vor. Werbung ist teuer und deshalb muss sie auffallen. „Sex“ ist ein Mittel zur Provokation und Provokation fällt auf. „Pleiten“ im Zusammenhang mit Sex in der Werbung entstehen nur dann, wenn die Darstellung primitiv ist, kann man im Artikel Sexismus in der Werbung von Matthias Marschik und Johanna Dorer lesen. Außerdem spricht man mittlerweile nicht mehr von „Sex“ oder gar „Sexismus“ sondern vielmehr von „erotischem Touch“ oder „Verführung“. So schnell werden diese Themen also nicht aus dem Bereich verschwinden. Da das abzusehen war hat der Österreichische Werberat im Selbstbeschränkungskodex auch Regeln bezüglich der Darstellung der Frau in der Werbung festgehalten. Trotzdem jedes Jahr unzählige Beschwerden betreffend Frauendiskriminierung und sexistischer Darstellung beim Werberat eingehen, werden nicht alle gestoppt. Und wenn doch, ist zu Beachten, dass viele Kampagnen 49 mit Verzögerung gestoppt werden und in diesem Fall schon die ganze Stadt die Bilder gesehen hat und die Werbewirkung schon längst eingetreten ist. 4.3. Palmers-Skandal 1953 Als im Jahr 1953 Palmers eine neue Plakatserie an die Öffentlichkeit brachte, kam es zu großer Aufregung. Auf gelbem Hintergrund zeigten sich 2 schlanke, bestrumpfte Frauenbeine. Erst ab der oberen Hälfte des Oberschenkels wurde der Körper durch ein kurzgerafftes Unterkleid bedeckt. Mittels Bescheid wurde das Plakat dann im gesamten Abb.90, 91 Bundesgebiet verboten: Zl. 159.047-4/53 Bescheid an die Firma "Palmers", z.H. Frau ... Das Bundesministerium für Inneres erläßt über Antrag des Bundesministeriums für Unterricht und im Einvernehmen mit dieser Behörde nachstehenden Bescheid: Spruch: Auf Grund der §§ 10 und 11 des Bundesgesetzes über die Bekämpfung unzüchtiger Veröffentlichungen und den Schutz der Jugend gegen sittliche Gefährdung vom 31. März 1950, BGBl. Nr. 97, wird das Ausstellen, Aushängen und Anschlagen des von der Firma Palmers verbreiteten Plakates, das zwei bestrumpfte Frauenbeine, die über die halben Oberschenkel bis zu einem kurzgerafften Unterkleid sichtbar sind, zeigt und die Beschriftung "Palmers Strümpfe, 2 Paar Perlons in der neuen Zwilling-Packung 59.-" trägt, an Orten, wo es auch Personen unter 16 Jahren zugänglich ist, für das gesamte Bundesgebiet untersagt. Begründung: Die vorerwähnte, sehr realistische Darstellung eines Teiles eines kaum bekleideten Frauenkörpers ist geeignet, die Schamhaftigkeit zu verletzen und die sittliche Entwicklung jugendlicher Personen, insbesondere durch Reizung der Lüsternheit, schädlich zu beeinflussen. Gegen diesen Bescheid ist kein Rechtsmittel zulässig. 8. Dezember 1953 (vgl. castelligasse.at) Nach Erscheinen dieses Bescheides entfernte Palmers allerdings die Plakate nicht – die Oberschenkel wurden mit einem dunkeln Grün übermalt und so wurde die „sittliche Gefährdung“ entschärft. 4.4. Huber-Kampagne 2005 & 2006 Die Firma Huber Tricot GmbH, Hersteller für Wäsche für die ganze Familie, produziert mittlerweile schon seit über Hundert Jahren erfolgreich. Für einen ebenso erfolgreichen Verkauf der Ware war, wie in jeder Branche, Werbung ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens und aufgrund der langjährigen Abb.92 50 Existenz hat diese auch eine lange Geschichte. Abb.93 Frühjahr 2006 Als Vergleich für die folgenden Plakate der Kampagne aus dem Jahr 2005, sieht man in Abb. 92 Werbung aus 1978. Zwar nicht unbedingt typisch für diese Zeit, aber durchaus interessant wird links eine Dame und rechts ein Mädchen gemalt dargestellt. Warum ich die Kampagne aus dem Jahr 2005 ausgewählt habe und warum, vor allem, für das Abb.94, 95 Frühjahr/Sommer 2005 Kapitel „Sexistische Darstellung der Frau in der Werbung?“, ist beim Betrachten der Abb. 93 eindeutig. Das Plakat zeigt Frauenbrüste, bedeckt durch die Hände einer anderen Frau. In Abb. 94 sieht man sogar völlig unbedeckte Brüste, in Abb. 95 einen nackten Hintern eines Mannes. Auf keinem dieser Plakate ist ein Wäschestück zu sehen. „Was haben diese Bilder also mit Unterwäsche-Werbung zu tun? Und was habe Sie in aller Öffentlichkeit auf Plakatwänden zu suchen? Da muss man doch den Werberat einschalten! Bestimmt wurde die Kampagne gestoppt!“, mag sich so mancher Betrachter gerade gedacht haben. Nach einigen Nachforschungen beim Werberat und auch direkt bei Huber Tricot GmbH habe ich aber herausgefunden, dass die Kampagne nicht gestoppt wurde. Es sind zwar viele Beschwerden beim Werberat eingegangen, mit den Begründungen, dass hier „eine lesbische Handlung provokant für Wäsche“ wirbt, eine „Perversion“ dargestellt wird, sie „nicht dem ethisch-moralischen Verständnis moderner PlakatWerbung“ entsprechen, „ein blanker Busen in Überlebensgröße“ in der Öffentlichkeit nichts zu suchen hat oder sie „sexistisch“ ist, die Entscheidung des Werberates lautet aber wie folgt: „Der Werberat hat die Beschwerde geprüft und entschieden, dass kein Grund für ein weiteres Einschreiten besteht. Der Werberat prüft aufgrund seiner Statuten nicht die qualitative Umsetzung einer Kampagne sondern die Vereinbarkeit der 51 Darstellung mit dem KODEX des Werberates. Diese Vereinbarkeit ist im konkreten Fall gegeben.“ Anhand dieses Beispiels der Huber Tricot GmbH sieht man, dass nicht, nur weil viele Beschwerden eingehen, eine Kampagne vom Werberat gestoppt wird und Plakate mit nackten Oberkörpern oder Hinterteilen nicht nur in den 70er- oder 80er-Jahren für Aufregung gesorgt haben. 4.5. Gestoppte Kampagnen des Werberates Reifenservice Böhm In der Beschwerde an den Werberat sind nur die Fakten zu lesen, dass die Firma Reifen Böhm auf ihrer Website mit einem nackten Frauenkörper wirbt, und dazu der Spruch „Mit unserem Gummi bewältigen Sie fast jede Kurve“, verwendet wird. Die Entscheidung des Werberates am 12.09.2006: „Der Werberat hat die Firma Reifen BÖHM aufgefordert, in Zukunft ein anderes Sujet zu wählen und die Website entsprechend abzuändern. Die Darstellung ist als anstößig und sexistisch einzustufen.“ Abb.96 Website vor dem Eingreifen des Werberates Abb.97 Website heute Prima Bau- und Dämmsysteme Bezüglich des Plakates in Abb. 98 wird in der Beschwerde an den Werberat bemängelt, dass mit „Motiven nackter Menschen“ geworben wird und diese Darstellungen „zwar ästhetisch, in diesem Fall allerdings eindeutg-zweideutige Kundensprache“ sind. Außerdem wird angeführt, dass auf Nachfrage im Unternehmen „die fast ausschließlich männliche Zielgruppe als Begründung de Werbelinie“ angegeben wird. Abb.98 Der Werberat entscheidet am 08.06.2006: „Der Werberat fordert PRIMA ROSA auf, dieses Sujet ab sofort nicht mehr einzusetzen, da zwischen der dargestellten nackten Frau und dem beworbenen Produkt kein Zusammenhang besteht.“ 52 Karosseriewerkstätten Nach einigen Beschwerden wird am 07.03.2007 vom Werberat entschieden: „Das Unternehmen wurde aufgefordert, in Zukunft eine andere Werbelinie zu wählen.“ Abb.99 Hochriegel Sekt 2001 „Aufgrund der Massenbeschwerden betreffend HOCHRIEGL SEKT 2001 "Das Schönste was Dir passieren kann" hat der Werberat den Auftraggeber aufgefordert, die Kampagne einzustellen.“ Abb.100 53 5. Nachwort Werbung ist nicht einfach nur Werbung. Sie erzählt Geschichten. - Und vor allem erzählt sie „Geschichte“. – Das ist, kurz zusammengefasst das, für mich Wichtigste, was ich aus meiner Arbeit mit dem Thema „Die Rolle der Frau in der Werbung“ mitnehme und vor allem mitnehmen möchte. Die Geschichte der Rolle der Frau in der Werbung ist ein weitaus umfangreicheres und anspruchsvolleres Thema, als ich erwartetet hatte. Es geht nicht einfach darum, dass Frauen früher eben Hausfrauen waren und heute schlichtweg Sexobjekt sind. Es geht um viel mehr. Wie schon im Vorwort angeführt, habe ich mich zu Beginn meiner Arbeit gefragt: Wie wurde die Frau früher gesehen? Wie sieht man sie heute? Was war ihre Stellung in der Gesellschaft? Wie kam es zu der extremen Veränderung der Rolle der Frau? Was waren Auslöser? Was waren Folgen der Veränderungen? Obwohl es wahnsinnig viel Arbeit war, diese Fragen auszuarbeiten und all das Bildmaterial zu finden, hat es mir sehr viel Spaß gemacht in der Geschichte herumzuschleichen, und mit jedem Plakat mehr über dieses endlose Thema zu erfahren. Es war sehr interessant die Hintergründe der Veränderungen der Werbung mitzuverfolgen und schlussendlich zu wissen wo die Ursprünge der Entwicklungen waren – nämlich hauptsächlich in der Veränderung der Gesellschaft. Ich möchte mich besonders bei meiner Familie bedanken, die mich in der Zeit der Ausarbeitung mental sehr unterstützt hat und mir immer wieder Mut zugesprochen hat. Ein großes Dankeschön richte ich auch an Familie Patak, die mir einiges an Literatur zur Verfügung gestellt hat und sehr an meiner Arbeit interessiert ist. Außerdem möchte ich mich bei diversen Firmen bedanken, die mir sowohl Bildmaterial als auch Literatur zugesendet und mir so meine Recherchearbeit erleichtert haben. Schlussendlich bedanke ich mich auch bei Herrn Prof. Mag. Fröhlich, dass er mich auf die Idee dieses einmaligen Themas gebracht und mich auch sehr mit Literatur unterstützt hat. Anja Netopilek 54 6. Quellenangabe 6.1. Literatur Grundlagen des Marketing (3. überarbeitete Auflage)– Philip Kotler, Gary Armstrong, John Saunders, Veronica Wrong Persil bleibt Persil – Aus dem langen Leben einer großen Marke – Leopold Springinsfeld 90 Jahre Persil – Die Geschichte einer Marke – Schriften des Werkarchivs Persil – Das Packungsbild in 9 Jahrzehnten – Henkel Gender und Medien – Marie-Luise Angerer, Johana Dorer (Hg.) Wilde Frische Zarte Versuchung – Gabriele Huster Nivea – Entwicklung einer Weltmarke Sexismus Übergriffe im Alltag – Gudrun Salmhofer (Hrsg.) Maßlos schön – Patricia Böhm 6.2. Artikel aus dem Internet „Frauen-Bilder“ – Diplomarbeit von Susanne Litzka „Frauen (der) Werbung“ – Arbeit von Judith Keppel „Sexismus (in) der Werbung: Geschlecht, Reklame, Konsum“ – Artikel von Matthias Marschik/Johanna Dorer „Das Menschenbild (in) der Werbung“ – Artikel von Gerd Buschmann „Erotik in der Werbung“ – Arbeit von Reto Müller 6.3. Internetadressen www.wirtschaftslexikon24.net www.werbelexikon.info www.werberat.at www.schutzverband.at/ www.fachverbandwerbung.at (www.fachverbandwerbung.at/de-servicewichtige_gesetze.shtml) www.fm5.at www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20071017_OTS0145 www.goldbachmedia.at Werbefolder: Gewista www.gewista.at www.oebb.at www.laudamotion.at www.megaboard.at 55 www.boomerang-medien.at www.fachverbandwerbung.at www.gewista.at www.epamedia.at www.boomerang-medien.at www.castelligasse.at www.reklameschilder.com www.webermichl.at www.hnf.de de.wikipedia.org 56 7. Protokoll November: endgültige Entscheidung für das Thema „Die Rolle der Frau in der Werbung“ Ab November: Recherchen zum Thema im Internet, Bibliothek, Bekanntschaft; Schreiben des ersten Kapitels („Werbung“) Ende Februar: Abgabe des ersten Kapitels der Projektarbeit Anfang April: Abgabe der gesamten Projektarbeit 57