Wandernde Schmetterlinge und schwergewichtige Käfer

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Landesverband: Veranstaltungen
Wandernde Schmetterlinge
und schwergewichtige Käfer
Sonderausstellung im Waldund Forstmuseum Heidelbeck
Das kolibriartige
Taubenschwänzchen
(Macroglossum
stellatarum).
Foto: Frans Koomen
N
Der Monarchfalter
(Danaus plexippus)
fliegt in riesigen
Schwärmen tausende
Kilometer weit.
Foto: Raina Kumra,
NYC, USA, lizenziert
unter CreativeCommons-Lizenz
by-sa-2.0-de
och bis zum 1. November
2009 ist im Wald- und
Forstmuseum Heidelbeck die
Sonderausstellung „Schmetterlinge
und Großinsekten aus dem Lippischen Landesmuseum“ zu sehen.
Sie zeigt die ganze Formen- und
Farbenvielfalt von Insekten aus aller
Welt.
Diese große Vielfalt war es wohl,
die viele Menschen dazu angeregt
hat, Insekten, vor allem Schmetterlinge und Käfer, zu sammeln.
So auch Friedrich Brokmeier aus
Hamburg und Christian Bödeker aus
Lemgo, aus deren Sammlungen die
ausgestellten Schmetterlinge, Käfer
und Heuschrecken stammen.
Friedrich Brokmeier hat seine
Kindheit und Jugend in Detmold
verbracht und ist bei Besuchen im
Landesmuseum zum Sammeln von
238
Schmetterlingen inspiriert worden.
Vor und nach dem 2. Weltkrieg
lebte er in Neunkirchen an der Saar.
Nach dem Krieg war er bis 1956
Bürgermeister der Stadt Neunkirchen, danach zog er nach Hamburg.
1966 überließ er schließlich seine
Schmetterlingssammlung dem
Detmolder Museum, das er noch
aus Jugendtagen kannte. Zwei
besonders interessante Schmetterlinge aus der Sammlung Brokmeier
sind das Taubenschwänzchen und
der Monarchfalter, die auch in der
Sonderausstellung zu sehen sind.
Auf das Taubenschwänzchen
(Macroglossum stellatarum) aus der
Familie der Schwärmer gehen viele
vermeintliche Kolibri-Sichtungen
in Deutschland zurück. Denn es ist
tagaktiv und fliegt wie ein Kolibri
um Blüten herum, um Nektar zu
saugen. Wie die kleinen Vögel
schwirrt es schnell von Blume zu
Blume, verharrt im Flug vor einer
Blüte und kann sogar rückwärts
fliegen.
Der Monarchfalter (Danaus plexippus) ist ein berühmter Wanderfalter aus der Familie der Edelfalter.
Er lebt in Amerika und fliegt auf
seinen Wanderungen zwischen
Sommer- und Winterquartier in
großen Schwärmen bis zu 3600
km weit. Von den ausgestellten
Käfern ist der Goliathkäfer (Goliathus regius (Synonym: Goliathus
giganteus)) ganz besonders hervorzuheben: Er hält den Weltrekord
im Schwergewicht, denn mit bis zu
110 g sind die Larven dieses Käfers
die schwersten Insekten überhaupt.
Auch die Körpergröße der erwachsenen Goliathkäfer ist mit 10 cm
beachtlich.
Schmetterlinge und Käfer sehen
auf den ersten Blick sehr unterschiedlich aus. Käfer sind meistens
eher kompakt gebaut und verbergen ihre Flügel unter einem harten
Panzer. Dieser harte Panzer sind
die beiden Vorderflügel, die stark
chitinisiert sind und sich deutlich
von den beiden häutigen Hinterflügeln unterscheiden. Die Vorderflügel bedecken und schützen die
unter ihnen zusammengefalteten
Hinterflügel und den Hinterleib
des Käfers und werden daher auch
Deckflügel genannt. Die Hinterflügel sind wesentlich größer als
die Vorderflügel und dienen zum
Fliegen. Sie werden erst kurz vor
dem Abflug entfaltet. Dieser Flügelaufbau ist kennzeichnend für die
Käfer und unterscheidet sie von den
Schmetterlingen und allen übrigen
Insekten.
Landesverband: Veranstaltungen
Die Larven des
Goliathkäfers
(Goliathus regius)
sind die schwersten
Insekten der Welt.
Foto: Annika Drewes,
Lippisches
Landesmuseum
Schmetterlinge sind leichte Tiere
mit vier großen, meist bunten und
sehr zerbrechlich wirkenden Flügeln
und einem kleinen, schlanken
Körper. Wir verbinden mit Schmetterlingen positive Dinge wie Leichtigkeit, Verliebtheit (die berühmten
„Schmetterlinge im Bauch“) und
Farbenpracht. Doch das war nicht
immer so. Darauf weisen frühere
regionale Bezeichnungen wie
Milchdieb, Molkenstehler, Buttervogel sowie das westfälische Wort
Schmandlecker und auch der englische Name butterfly (Butterfliege)
hin. Erst in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts setzte sich das
Wort Schmetterling allgemein in
Deutschland durch.
Der Begriff Schmetterling kommt
vom ostmitteldeutschen Wort
Schmetten, was Schmand oder
Rahm bedeutet. Schmetterlinge
saugen nämlich gerne an allen
möglichen Flüssigkeiten, so auch
an Milch und Rahm. In früheren
Zeiten gaben daher die Mädchen,
die mit dem Buttermachen beschäftigt waren, den Schmetterlingen die
Schuld, wenn sie selbst vom Rahm
genascht hatten. Zudem war der
Aberglauben verbreitet, dass sich
Hexen in Schmetterlinge verwandeln können, um den Rahm oder
die Butter der Bauern zu stehlen
oder zu verderben.
Schmetterlinge und Käfer haben
eine große Gemeinsamkeit, und
zwar die Metamorphose. So machen
beide im Laufe ihres Lebens eine
komplette Verwandlung durch: vom
Ei über die Larve und die Puppe
zum Imago, d. h. zum fertigen,
geschlechtsreifen Tier, das völlig
anders gestaltet ist als die Larve.
Nachdem die Larve, die man bei
den Schmetterlingen auch Raupe
nennt, aus dem winzigen Ei ge-
Die schillernde blaue
Färbung des Blauen
Morphofalters
(Morpho menelaus)
beruht auf Interferenzfarben, die durch
Lichtbrechung
erzeugt werden.
Foto: Annika Drewes,
Lippisches
Landesmuseum
240
Der Schmetterling pumpt sie mit
Körperflüssigkeit, der Hämolymphe,
auf. Wenn die Flügel vollständig
entfaltet und die Tiere ausgehärtet
sind, starten Schmetterling und Käfer zu ihrem ersten Flug. Erst dann
wird auch die ganze Farbenpracht
der Flügel deutlich.
Diese Farben entstehen zum einen durch Farbpartikel (Pigmente),
die in den Zellen eingelagert sind,
zum anderen durch physikalische
Phänomene wie Interferenz oder
Streuung des einfallenden Lichts.
Diese Phänomene werden durch
spezielle Strukturen auf den
einzelnen Schuppen eines Schmetterlingsflügels bzw. auf den Deckflügeln des Käfers hervorgerufen und
sorgen für schillernde und unvergängliche Farbeindrücke.
Die vielfältigen Muster und Färbungen, die dadurch entstehen, haben sich im Lauf der Evolution zur
Warnung, Tarnung und Täuschung
von Fressfeinden entwickelt. So gibt
schlüpft ist, hat sie nichts anderes
es Muster, die wie Augen aussehen
im Sinn als zu fressen. Dabei wird
und den Angreifer verwirren sollen,
sie immer dicker und größer bis
Muster, die gefährliche oder giftige
ihre Haut sich nicht weiter dehnen
Tiere nachahmen, Muster und Farkann. Dann zieht sich die Larve zu- ben, die der Umgebung angepasst
rück und streift ihre zu eng geworsind und das Tier gewissermaßen
dene Haut ab. Bis zur Verpuppung
verschwinden lassen, und es gibt
häutet sich die Larve mehrere Male auffällige Färbungen, die vor Giftigund verdoppelt bei guten Lebenskeit oder Ungenießbarkeit warnen.
bedingungen dabei jedes Mal ihr
Diese ganze Vielfalt ist im WaldVolumen.
und Forstmuseum Heidelbeck zu
Die Verpuppung schließlich ist
entdecken!
die letzte Häutung. Wenn die Larve
Dorothee Suray
ausgewachsen ist, streift sie ihre
Die Verfasserin ist Dipl.-Biol.
Larvenhaut ab und zum Vorschein
Wissenschaftliche Volontärin
kommt die zunächst noch weiche
in der Naturkunde im
Puppenhaut, die dann erhärtet.
Lippischen Landesmuseum.
Schmetterlinge bilden sogenannte [email protected]
bedeckte Puppen, bei denen alle
Körperanhänge wie Beine, Flügel
Wald- und Forstmuseum Heidelbeck
und Fühler an den Körper geklebt
Kurstraße 7
und von außen nur zu erahnen sind. 32689 Kalletal-Heidelbeck
Käfer dagegen bilden sogenannte
Tel.: 05264-5109 oder 8104
freie Puppen. Bei ihnen sind die
Körperanhänge nicht verklebt,
Öffnungszeiten
sondern stehen frei ab und sind
Samstags, sonntags und an
deutlich sichtbar.
Feiertagen von 10 bis 18 Uhr
Während der Puppenruhe, die
Gruppen (ab 10 Pers.) und
einige Wochen oder sogar Jahre
Schulklassen sind Besuche und
dauert, wird der ganze Körper der
Führungen auch außerhalb der
Larve, die Beine, Augen, Fresswerk- Öffnungszeiten nach Vereinbarung
zeuge, Flügel, ab- und völlig neu
möglich.
wieder aufgebaut. Wenn die Verwandlung abgeschlossen ist, platzt
die Puppenhülle und heraus schiebt Literatur
sich ein schöner Schmetterling bzw. Josef Blab, Thomas Ruckstuhl,
Käfer. Direkt nach dem Schlüpfen
Thomas Esche, Rudi Holzberger:
sind die Tiere noch weich und die
Aktion Schmetterling. So können
Flügel des Schmetterlings hängen
wir sie retten. Otto Maier, Ravensnoch schlaff und zerknittert herab.
burg 1987.
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