Parvovirus B19 - Laborgemeinschaft 1

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Laborgemeinschaft
Institut für
medizinische & molekulare
Diagnostik AG. Zürich
Info
Parvovirus B19
1. Bedeutung
Das Parvovirus B19 ist der einzige für den Menschen pathogene Vertreter aus der
Familie der Parvoviridae, die zu den kleinsten DNA Viren gehören und ein sehr breites
Spektrum von Wirten kennen: Parvovirus-Infektionen sind bei Wirbellosen, Vögeln
und vielen Säugetieren bekannt.
Das Humane Parvovirus B19 ist der Erreger des Erythema infectiosum (Ringelröteln),
eines meist harmlosen Hautausschlags bei Kindern. Dies ist die häufigste klinische
Manifestation. In 20-60% der Fälle jedoch verläuft die Infektion asymptomatisch. An
der Seroprävalenz lässt sich die Häufigkeit von Parvovirus B19 Infektionen ablesen:
weltweit sind 45%-60% der Erwachsenen serologisch positiv.
Das Parvovirus B19 repliziert sich im Knochenmark in Vorstufen der Erythrozyten, die
dabei zerstört werden. Das führt in der virämischen, grippe-ähnlichen Phase zu einem
Abfall der Retikulozyten- und Erythrozytenzahl sowie der Hämoglobin-Konzentration.
Jede Infektion, auch die asymptomatische, kann zu Komplikationen führen [1]. Akute
Arthralgien und Arthritis sind die bei 50-80% aller Infizierten, bevorzugt bei Frauen,
am meisten beobachteten [2]. Dramatisch sind die sogenannten aplastischen Krisen bei
Patienten mit chronischer hämolytischer Anämie (Sichelzell-, Thalassämie usw.) [3].
Infektionen in der Schwangerschaft, die angeblich in 60% der Fälle symptomlos verlaufen oder übersehen werden [4], können zu Fruchttod oder Hydrops fetalis führen.
Selten sind neurologische Komplikationen wie Enzephalitis und Meningitis [5].
Im allgemeinen wird das Virus vom Wirt rasch eliminiert. Es kann aber auch latent im
Organismus verbleiben. Persistierende Infektionen wurden bei klinisch Gesunden und
bei Patienten mit Gelenkbeschwerden oder chronischer Anämie beschrieben. Latente
Infektionen können bei reduzierter Immunabwehr (Organtransplantation, Malignom,
Chemotherapie, HIV-Infektion) reaktiviert werden [1]. Assoziationen mit persistierender
Parvovirus B19-Infektion werden für eine ganze Reihe verschiedenster Syndrome wie
Vaskulitis, Myokarditis, Purpura etc. diskutiert.
Übertragen wird die Infektion horizontal durch Tröpfchen. Etwa alle 4-6 Jahre, vorwiegend in der kühleren Jahreszeit, werden grössere Epidemien in Kindergärten und
Schulen beobachtet. Kinder sind die wichtigste Infektionsquelle, auch für nicht immune
Erwachsene. Sporadische Infektionen sind saisonunabhängig. Andere Übertragungswege sind der vertikale via Plazenta auf den Foeten sowie der parenterale über
Blutprodukte, seltener durch Bluttransfusionen.
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Literatur
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August 2001
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2. Nachweismethoden
Methoden zum Direktnachweis sind die u.a. Elektronenmikroskopie sowie Antigennachweise mit EIA, RIA. Sie sind jedoch - ausser in der akuten virämischen Phase - zu
wenig empfindlich. Die Replikation des Virus auf verschiedenen Zellen in vitro ist
beschrieben, ein routinetaugliches Zellkultursystem existiert jedoch nicht. Die
Labordiagnose erfolgt daher meist indirekt durch den Nachweis von IgM- und IgGAntikörpern (EIA, RIA). Die angebotenen Testsysteme weisen allerdings grosse
qualitative Unterschiede bezüglich Sensitivität und Spezifität auf. Die Serologie ist
unzuverlässig bei protrahierten bzw. persisitierenden Infektionen sowie bei immunkompromittierten Patienten [1].
Die PCR ist zur Zeit die empfindlichste Methode zum Nachweis eines Parvovirus B19
[6,7]. Sie ermöglicht die Diagnose schon in der klinisch uncharakteristischen Akutphase
noch vor dem Auftreten von IgM-Antikörpern. Beim Immunsupprimierten ist sie die
Methode der Wahl, ebenso für die Abklärung einer Infektion in der Schwangerschaft
sowie bei Verdacht auf Parvovirus B19-bedingten Abort oder intrauterine Infektion beim
Neugeborenen. Für die Diagnose der persistierenden Infektion ist die PCR unabdingbar,
da in diesem Stadium nur ausnahmsweise noch IgM-Antikörper nachweisbar sind [1].
3. Therapie
Keine spezifische Therapie [8].
4. Untersuchungsmaterialien
Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf Parvovirus B19 geeignet:
Serum/EDTA-Plasma
Gelenkspunktat
Liquor
Knochenmark
Nabelschnurblut
Fruchtwasser
Biopsie/Fetales Gewebe
Biopsien werden ins PCR-Standard-Transportmedium eingebracht.
Knochenmark wird in ein EDTA Röhrchen überführt.
Alle übrigen Proben werden nativ in sterilem Behälter versandt.
Literatur
[1] G. Siegl, P. Cassinotti. Parvoviruses, p. 261-279, Vol. 1. In: Topley & Wilson’s Microbiology and Microbial
Infections, 9th edition. L. Collier, A. Balows, M. Sussmann (ed.). Arnold, London 1998.
[2] J.J. Nocton, L.C. Miller, L.B. Tucker, J.G. Schaller. Human parvovirus B19-associated arthritis in children. J.
Pediatr. 1993, 122: 186-190.
[3] J.R. Pattison, S.E. Jones, J. Hodgson. Parvovirus infections and hypoplastic crisis in sickle cell anemia. Lancet
1981, I: 664-665.
[4] G. Enders. Viral infections of the fetus and neonate, other than rubella, p. 873-915, Vol. 1. In: Topley & Wilson’s
Microbiology and Microbial Infections, 9th edition. L. Collier, A. Balows, M. Sussmann (ed.). Arnold, London 1998.
[5] P. Cassinotti, D. Schultze, P. Schlageter, S. Chevili, G. Siegl. Persistent human parvovirus B19 infection following
an acute infection with meningitis in an immunocompetent patient. Eur. J. Clin. Microbiol. Infect. Dis. 1993, 12:
701-704.
[6] J.P. Clewley, B.J. Cohen. Investigation of human parvovirus B19 infection using PCR, p. 205-215. In: The
polymerase chain reaction (PCR) for human viral diagnosis. J.P. Clewley (ed.). CRC Press Inc., Boca Raton, Fla.
USA 1995.
[7] D.D. Erdman. Human parvovirus B19: Laboratory diagnosis, p. 93-104. In: Human Parvovirus B19. L.J. Anderson,
N.S. Young (eds.). Monograph. Virol. Vol. 20. Karger, Basel 1997.
[8] J.P. Sanford, D.N. Gilbert, M.A. Sande. Guide to antimicrobial Therapy. Antimicrobial Therapy Inc., Dallas, 1997.
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