Neuer „Fleischatlas Deutschland regional“ erschienen Service Wenig Tiere, aber genug Milch im Saarland In Deutschland konzentriert sich die Produktion von Fleisch auf immer weniger Betriebe, während sich zugleich das Höfesterben ungebremst fortsetzt. Das ist eine der Kernaussagen des „Fleischatlas Deutschland Regional 2016“, den der BUND gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht hat. Der „Fleischatlas“ enthält erstmals Daten, Fakten und Grafiken zu Fleischproduktion und -konsum in den 16 Bundesländern im Vergleich. die Nitratwerte im Grundwasser jetzt schon inakzeptabel hoch“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Subventionen umlenken, Höfesterben verhindern D umpingpreise für Lebensmittel treiben viele Bauern in den Ruin. Die Bundesregierung und insbesondere Bundesagrarminister Christian Schmidt müssen endlich gegensteuern und den Irrsinn von Massenproduktion, Export und der Maximierung von Profiten beenden. Das mit dem Wachstum großer Masttieranlagen verbundene Höfesterben lässt sich nur stoppen, wenn Agrarsubventionen künftig stärker an Kriterien wie die Leistung der Betriebe für das aut „Fleischatlas Deutschland öffentliche Wohl gebunden werden. Regional 2016“ wächst die Nur dann können bessere Tier- und Fleischproduktion in jenen BunNaturschutzstandards gewährleistet desländern am stärksten, in denen werden. Doch es gibt auch Hoffnung: bereits überdurchschnittlich viele Denn die gesellschaftlichen AnsprüTiere gemästet werden. „Der Trend che und die Realität der Tierprodukzu Megamastanlagen geht weiter. tion klaffen zunehmend auseinander. Neue Tierfabriken werden geplant, Inzwischen sind über 80 Prozent der wo die Auswirkungen der FleischinDeutschen bereit, höhere Preise für dustrie bereits am deutlichsten zu Fleisch und Wurst zu zahlen, wenn spüren sind. Dort sind die Ammonisie dadurch zu besseren Haltungsbeak-Emissionen aus den Ställen und dingungen der NUTZVIEHHALTUNG IM SAARLAND Tiere beitragen Verteilung der Tierbestände nach Landkreisen, 2013 können. Nur Nonnweiler Hühner davon Legehennen Rinder davon Milchkühe bei der deut439 12.477 Schweine 8.247 Weiskirchen schen AgrarpoSt. Wendel 49.957 litik ist dieser 3.893 2.648 8.751 2.074 gesellschaftliMerzig-Wadern St. Wendel che Wandel lei3.460 der noch nicht Merzig 9.472 35 angekommen. Ottweiler 28.356 Neunkirchen Sie setzt weiter Saarlouis 1.717 3.727 vor allem auf 379 5.560 243 Homburg 3.018 Dumpingprei551 Neunkirchen 106 se und massi260 66.050 6.605 ve Exporte auf Saarlouis Saarpfalz-Kreis St. Ingbert 636 den Weltmarkt 51.523 162 2.311 1.842 und schadet so Saarbrücken 3.232 14.675 den Bauern, gesamt Saarbrücken 35.611 1.951 der Umwelt 7.173 5.792 und den Tieren hier und welt124.957 weit. FLEISCHATLAS REGIONAL / SAARLAND.DE L 32 Umweltmagazin Saar 1/2016 Wenig Tiere, aber genug Milch N och immer wird der Agrarsektor im Saarland von bäuerlichen Betrieben geprägt. Die industrielle Fleischproduktion ist vergleichsweise gering. Stattdessen werden viele tierische Lebensmittel importiert. In den saarländischen Betrieben stehen derzeit rund 51.000 Rinder, 6.400 Schweine und 6.700 Schafe. Hinzu kommen noch etwa 125.000 Legehennen und 50.000 Masthähnchen, im Vergleich etwa zu manchen Landkreisen Niedersachsens oder Mecklenburg-Vorpommerns eher idyllische Größenordnungen. Diese Bestände reichen allerdings für den Bedarf einer knappen Million Saarländerinnen und Saarländer bei Weitem nicht aus. Laut Agrarexperte Alfred Hoffmann vom saarländischen Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz beträgt die Eigenversorgungsquote bei Rind- und Kalbfleisch rund 37 Prozent, bei Schweinefleisch nur knapp 2 Prozent und bei Schafund Ziegenfleisch etwa 10 Prozent. Bei Eiern und Geflügelfleisch sind es nur etwa 18 Prozent. 190 der ca. 400 Vollerwerbslandwirte arbeiten als Milchbauern. Auf sie entfällt ein Drittel der Wertschöpfung in der saarländischen Landwirtschaft, die rund 100 Millionen Euro jährlich umsetzt. Zwar ist die Zahl der milchviehhaltenden Betriebe in den vergangenen zwei Jahrzehnten um etwa 60 Prozent gesunken, doch blieb die Zahl der Milchkühe mit rund 15.000 konstant. Ihre rzeugung lag im vergangenen Jahr bei rund 100.000 Tonnen und einer Milchleistung von 6.692 Kilogramm pro Kuh. Dies liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Download oder Bestellung der gedruckten Version: www.bund.net www.boell.de