The nutritional importance of meat

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Arneth, W. (2004) Mitteilungsblatt BAFF 43, Nr. 163, 51-62
Die ernährungsphysiologische Bedeutung von Fleisch
The nutritional importance of meat
W. ARNETH
Zusammenfassung
Fleisch stellt ein Lebensmittel von hoher ernährungsphysiologischer Qualität dar. Fleischeiweiß enthält die für die Proteinsynthese des menschlichen Organismus benötigten Bausteine (Aminosäuren) in besonders günstiger Menge und Relation. Tierische Proteine
(Fleisch, Milch, Fisch, Eier) besitzen deshalb eine hohe biologische Wertigkeit. Für pflanzliche Kost trifft dies nur in Ausnahmefällen zu.
Eine Vielzahl von Studien belegt, dass der Verzehr tierischer Fette zu keinem Anstieg koronarer Herzkrankheiten geführt hat. Eine generelle Warnung vor tierischen Fetten ist deshalb
nicht gerechtfertigt.
Wie eine Fülle von Studien ebenfalls zeigt, übt das Nahrungscholesterin beim gesunden
Menschen kaum einen Einfluss auf die Höhe des Blutcholesterinspiegels aus. Generelle
Empfehlungen, den Verzehr tierischer Lebensmittel aus diesem Grund einzuschränken, sind
deshalb unberechtigt.
Kein weiteres Hauptnahrungsmittel leistet einen vergleichbar hohen Beitrag zur Versorgung
mit den essentiellen Spurenelementen Eisen, Selen und Zink. Vor allem die in der Nahrungszufuhr kritischen Vitamine der B-Gruppe (B1, B2, B6, B12) und Folsäure kommen in
Fleisch in beträchtlicher Menge vor. Vitamin B1 stammt zu mehr als der Hälfte, Vitamin B2 zu
etwa zwei Dritteln aus tierischen Lebensmitteln. Fleisch und Fisch stellen auch besonders
gute Quellen für Vitamin B6 dar. Vitamin B12 wird in nennenswerten Mengen ausschließlich in
tierischer Kost gefunden. Die Folsäure-Versorgung gilt in Deutschland als nicht ausreichend
gesichert. Die ergiebigsten Folat-Quellen sind Leber und Niere.
Vegetarier weisen gegenüber Nichtvegetariern eine bessere gesundheitliche Verfassung auf.
Es ist jedoch nicht bewiesen, dass dies ausschließlich auf die Ernährungsweise zurückführen ist. Wahrscheinlich hängt es mit dem insgesamt gesünderen Lebensstil dieser Menschen
zusammen.
Schlüsselwörter
Ernährungsphysiologie – Ernährungsepidemiologie – biologische
Eiweißwertigkeit – Vitamine – Spurenelemente – gesättigte Fettsäuren –
Nahrungscholesterin – Vegetarismus
Key Words
nutritional physiology – nutritional epidemiology – biological value
of proteins – vitamins – trace elements – saturated fatty acids –
diet cholesterol – vegetarism
Summary
Meat represents a food of high nutritional quality. Meat protein contains the amino acids
needed for protein synthesis in the human organism in a very suitable amount and ratio.
Therefore animal proteins (meat, milk, fish, eggs) unlike the most plant proteins show a high
biological value.
A number of epidemiological studies have demonstrated that the consumption of animal fat
doesn´t lead to an increase of coronary heart diseases. Therefore a general warning to avoid
animal fats is not justified. As many other studies have shown the diet cholesterol doesn´t
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influence the serum cholesterol level of healthy consumers. No other basic food contributes
to the intake of the essentiell trace elements iron, selenium and zinc to a comparable extent
like meat. Especially the critical B vitamins (B1, B2, B6, B12) and folic acid are found in meat in
considerable amounts. Vitamin B1 comes to more than the half, vitamin B2 to two thirds from
animal food. Meat and fish are very effective sources of vitamin B6. Vitamin B12 is found
nearly exclusively in animal food. The supply with folic acid in Germany is not guaranteed
sufficiently. The richest folate sources are liver and kidney. Vegetarians show a better
health condition than nonvegetarians. However, it isn´t clear whether it depends exclusively
on the nutrition or has to do with their more healthy way of life.
Einleitung
im genetischen Code festgelegten Bauplänen. Nichts bleibt dabei dem Zufall
überlassen. Ein fehlerhafter Bauplan kann
deshalb zu schweren Krankheiten führen.
Aufgrund der Unzahl von Kombinationsmöglichkeiten der Aminosäuren kann der
tierische und pflanzliche Organismus
Eiweißstoffe mit den unterschiedlichsten
Eigenschaften
herstellen
(s. Beitrag
WAGNER, Mitteilungsblatt 162, S. 315328). Nun ähneln die Eiweißkörper eines
Schlachttieres in ihrer Zusammensetzung
dem menschlichen Eiweiß stärker als diejenigen einer Sojabohne, eines Weizenkorns oder einer Kartoffel. Dies ergibt sich
allein schon aus der Tatsache, dass der
Grundaufbau jedes Muskels („Fleisch“)
identisch ist, unabhängig davon, ob man
den Muskel eines Menschen oder den eines Schweins, Rinds, Huhns oder eines
Fischs betrachtet. Schlachttiermuskel weisen deshalb auch eine ähnliche Aminosäurenzusammensetzung auf. Wegen
dieser Ähnlichkeit erhält der menschliche
Organismus beim Verzehr von Fleisch die
für die Proteineigensynthese benötigten
Bausteine (Aminosäuren) in günstiger
Menge und Relation zueinander. Für
pflanzliche Kost trifft dies nur in Ausnahmefällen zu. Man spricht in diesem Zusammenhang von der biologischen Wertigkeit eines Eiweißes. Unter diesem Begriff versteht man die Eiweißmenge (g),
die der menschliche Organismus aus
100 g des jeweiligen Eiweißes aufbauen
kann. Als Vergleichsmaßstab verwendet
man Vollei-Eiweiß, dem man willkürlich die
biologische Wertigkeit 100 zuschreibt. Im
Vergleich dazu stehen die anderen tierischen Proteine (Fleisch, Milch, Fisch) an
prominenter Stelle. Sie besitzen durchwegs eine hohe biologische Wertigkeit.
Nur ausnahmsweise finden sich auch
pflanzliche Eiweiße mit gleich hoher biolo-
Fleisch und die daraus hergestellten
Produkte haben in weiten Teilen der Bevölkerung kein besonders gutes Image.
Auch wissenschaftliche Fachgesellschaften zeichnen kein schönes Bild: Fleisch
und Fleischerzeugnisse seien (zu) fett,
enthielten Cholesterin, Purine und Rückstände; zudem bestünde der Verdacht,
dass vor allem der Verzehr von „rotem“
Fleisch das Entstehen bestimmter Krebsformen begünstige. Der Verzehr dieser
Lebensmittel sei deshalb drastisch einzuschränken, wenn man sich gesundheitsbewusst ernähren wolle. Mitunter kann
man von Personen, die dem Fleischverzehr aus gesundheitlichen und/oder ethischen Gründen kritisch gegenüberstehen,
auch die Begründung hören, Fleisch gehöre ja eigentlich gar nicht zur Urnahrung
des Menschen. Der Mensch sei von Natur
aus Vegetarier. Der (heutige) Fleischverzehr sei anerzogen und lediglich Ausdruck
unseres höheren Lebensstandards. Unstrittig an dieser Ansicht ist die Beobachtung, dass in allen Gesellschaften bei
steigendem Wohlstand auch der Fleischverzehr zugenommen hat. Für die Bewertung des heutigen Essverhaltens ist die
Frage, ob der Urmensch Vegetarier war
oder nicht, aber von untergeordneter Bedeutung. Wichtig ist nur, ob sich Ernährungsempfehlungen, die eine merkliche
Einschränkung des Fleischverzehrs zum
Inhalt haben, wissenschaftlich eindeutig
und zweifelsfrei begründen lassen. Dazu
wollen wir uns im Folgenden mit Fleisch
und einigen seiner Inhaltsstoffe genauer
befassen.
Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß
Jeder Organismus, ob Tier oder Pflanze,
synthetisiert sein Eiweiß nach bestimmten,
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gischer Wertigkeit. Zum Beispiel gilt dies
für das Sojaeiweiß. Andere pflanzlichen
Proteine fallen im Vergleich dazu mehr
oder weniger deutlich ab (Tab. 1).
Tab. 1: Biologische Wertigkeit der Proteine verschiedener Lebensmittel(kombinationen)
für den Menschen
http://www.ernaehrung-fuer-gesundheit.de/Niere/BiolWert.html
Lebensmittel(kombination)
Wertigkeit
Vollei
100
Kartoffeln
98
1)
Rindfleisch
91
Fisch
87
Tofu
86
Kuhmilch
86
Edamer
84
Naturreis
81
Roggenmehl
76
Bohnen
73
Mais
72
Weizenmehl
57
Gelatine
0
Kartoffeln/Vollei
136
Bohnen/Weizeneiweiß
1)
90
nach anderen Quellen: 67
Bestimmte Aminosäuren müssen über die
Nahrung zugeführt werden, wenn die
Proteinbiosynthese nicht zum Stillstand
kommen soll. Diese Aminosäuren sind für
den menschlichen Organismus also lebensnotwendig („essentiell“). Für die biologische Wertigkeit eines Eiweißes ist
dessen Gehalt an diesen essentiellen
Aminosäuren maßgeblich. Die Unterversorgung oder gar das Fehlen einer einzigen
dieser Substanzen kann auch durch einen
Überschuss an anderen nicht ausgeglichen werden. Die biologische Wertigkeit
eines Nahrungseiweißes wird also durch
die darin im Minimum vorhandene
essentielle Aminosäure bestimmt. Viele
pflanzliche und tierische Lebensmittel enthalten alle essentiellen Aminosäuren. Der
entscheidende Unterschied besteht darin,
dass das anteilige Verhältnis, in dem sie in
den meisten pflanzlichen Lebensmittel
vorkommen, (sehr) verschieden ist von
den Bedürfnissen des menschlichen
Organismus. Daraus resultiert die meist
deutlich geringere biologische Wertigkeit
des pflanzlichen Proteins. Da sich eine
Mahlzeit in der Regel aber aus mehreren
Nahrungsbestandteilen zusammensetzt,
können bei einer vielseitigen Ernährung
Defizite eines Eiweißes durch ein anderes
kompensiert werden. Isst man beispielsweise Getreideprodukte zusammen mit
Gemüse, so lässt sich das Verhältnis der
essentiellen Aminosäuren beträchtlich
verbessern. Eiweiß-Kombinationen wie
Kartoffel/Vollei (Tab. 1) oder Weizen/
Joghurt können aus diesem Grund sogar
einen höheren biologischen Wert als 100
erreichen. Die Möglichkeit durch solche
Kombinationen auch Pflanzeneiweiße mit
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Fettsäuren aufweist (< 10 %) bis zum Olivenöl mit einem Ölsäuregehalt von ca.
80 %. Auch Schlachttierfette sind nicht
einheitlich zusammengesetzt. Entenfett
kann mehr als 60 % einfach und mehrfach
ungesättigte Fettsäuren enthalten (Tab. 2).
Der Gehalt an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Schweinefett
liegt mit 58 % nur um etwa 7 % unter dem
des Entenfettes. Selbst Rindertalg besteht
mit etwa 40 % Ölsäure (18:1), 4,5 % Linolsäure (18:2) und 3 % Palmitoleinsäure
(16:1) noch etwa fast zur Hälfte aus ungesättigten Fettsäuren. Wie man an diesen
Werten erkennen kann, trifft die verallgemeinernde Aussage, tierische Fette seien
gesättigt, offenkundig nicht zu – wenigstens dann nicht, wenn man von Schlachttierfetten und nicht von Milchfett (Butter)
mit anderen ernährungsphysiologischen
Eigenschaften spricht.
minderer biologischer Wertigkeit „aufzubessern“, ändert natürlich nichts an der
Gültigkeit der Feststellung, dass tierische
Lebensmittel qualitativ bessere Proteinquellen darstellen als pflanzliche.
Die „gesättigten“ tierischen Fette und
ihre Wirkungen
Die Warnung vor den gesättigten tierischen Fetten gehört zu den Standardbotschaften. Zunächst wollen wir uns mit der
Frage befassen, ob man tierische Fette
wirklich als gesättigt (Definition Beitrag
MÜNCH) bezeichnen kann. Fettsäurenspektren der verschiedenen Lebensmittel
sind vielfach veröffentlicht. Man kann diesen Daten entnehmen, dass pflanzliche
und tierische Fette eine sehr unterschiedliche Zusammensetzung besitzen können
(Tab. 2). Sie reicht vom Kokosfett, das einen extrem niedrigen Anteil ungesättigter
Tab. 2: Durchschnittlicher Gehalt an Fettsäuren in verschiedenen Fetten und Ölen (SEUSS 1992)
Gesättigte
Fettsäuren
Einfach ungesättigte
Fettsäuren
Mehrfach ungesättigte
Fettsäuren
%
%
%
Maiskeimöl
13
25
62
Olivenöl
14
77
9
Entenfett
35
51
14
Schweinefett
42
47
11
Palmkernfett
51
39
10
Rinderfett
52
44
4
Butterfett
66
30
4
Kokosfett
92
6
2
Kommen wir zu der Frage, ob die Warnung vor dem Verzehr tierischer Fette gerechtfertigt ist, weil dadurch der Blutlipidspiegel negativ beeinflusst würde. In
den 80er Jahren (1985-1988) wurde
vom Bundesministerium für Forschung
und Technologie die Verbundstudie
Ernährungserhebung und RisikofaktorenAnalytik („VERA-Studie“) in Auftrag gegeben. Im Rahmen dieser Studie wurde an
einer Stichprobe von 2.000 Teilnehmern in
Deutschland eine Reihe biochemischer
und klinischer Parameter untersucht. Man
wollte in Verbindung mit Daten der für die
gesamte Bevölkerung repräsentativen
Nationalen Verzehrsstudie neue Erkenntnisse über die vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit gewinnen. Wir können uns hier auf die
Daten beschränken, die die Abhängigkeit
der Cholesterinwerte im Blut vom Verzehr
gesättigter Fettsäuren und vom Nahrungscholesterin beschreiben (Tab. 3).
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Tab. 3: Cholesterin- und Triglyceridgehalte (mg/100 ml) nach dem Verzehr gesättigter Fettsäuren und Cholesterinzufuhr (Mediane)
(KOHLMEIER et al. 1993)
Gesättigte Fettsäuren
Männer
Frauen
Verzehr (g/Tag)
bis 38,7
38,7-48,8
48,8-58,3
> 58,3
bis 29,2
29,2-37,5
37,5-46,8
> 46,8
Probandenzahl
211
214
214
211
275
278
277
275
Gesamtcholesterin
209,0
210,5
209,0
205,0
208,0
216,0
210,0
207,0
LDL-Cholesterin
143,0
144,0
143,0
142,0
142,0
145,0
145,0
141,0
HDL-Cholesterin
39,0
39,0
41,0
40,0
46,0
46,5
46,0
47,0
Gesamt-Triglyceride
109,0
108,0
96,0
95,0
87,0
85,5
89,0
80,0
Cholesterin
Männer
Verzehr (mg/Tag)
bis 379
379-487
487-631
> 631
bis 313
313-410
410-529
> 529
Probandenzahl
211
213
214
212
275
281
274
275
Gesamtcholesterin
209,0
209,0
208,0
208,0
208,0
214,0
210,0
209,0
LDL-Cholesterin
142,0
146,0
142,0
144,0
142,0
148,0
142,0
140,5
HDL-Cholesterin
39,0
38,0
40,0
40,0
47,0
46,0
45,0
47,0
Gesamt-Triglyceride
111,0
107,0
100,0
90,0
85,0
89,0
84,0
85,0
Frauen
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Arneth, W. (2004) Mitteilungsblatt BAFF 43, Nr. 163
Weder der Cholesteringehalt der Kost
noch der Verzehr gesättigter Fette hatte in
diesen Untersuchungen irgendeinen Einfluss auf den Gesamtcholesteringehalt, auf
die LDL- und die HDL-Werte sowie die
Triglyceridgehalte im Blut, bei Männern
und bei Frauen nicht (KOHLMEIER et al.
1993). Dieses Ergebnis konnte die Fachwelt eigentlich nicht überrascht haben,
denn zu ähnlichen Resultaten war man
auch in vielen anderen Studien gekommen
(z. B. NICHOLS et al. 1976, GORDON et al.
1981, KROMHOUT 1984, THOMPSON et al.
1984, GORDER et al. 1986, McNAMARA
1987, KESTIN et al. 1989, FEHILY et al.
1993, FORTMANN et al. 1993, HUNT et al.
1993, ASCHERIO et al. 1996, ESREY et al.
1996, CORR and OLIVER 1997, LEDDY et
al. 1997, BROWN and COX 1998,
RAVNSKOV 1998, LUDWIG et al. 1999).
Die pauschale Verdammung „gesättigter“
tierischer Fette steht – entgegen der
festgefügten Ansicht mancher Ernährungswissenschaftler – also durchaus auf
keinem sicheren Grund.
Formen, in denen dieser Regelprozess
nicht (ausreichend) funktioniert.
Uns interessiert nun die Frage, ob sich der
Blutcholesterinwert beim Gesunden durch
die Nahrung überhaupt in bedenklicher
Weise erhöhen lässt. Man hat seit vielen
Jahrzehnten eine Vielzahl umfangreicher
und kostspieliger Langzeitstudien mit Zigtausenden von Probanden angestellt, um
das Nahrungscholesterin als Bösewicht zu
entlarven. Gelungen ist dies nicht. Deshalb wurden und werden immer wieder
neue Untersuchungen mit variierendem
Versuchsaufbau durchgeführt, die ja wohl
nicht nötig sein sollten, wenn die Datenlage eindeutig wäre. Im übrigen wäre es
ethisch gar nicht zu verantworten (und ein
solcher Versuch würde auch nicht genehmigt), wenn man Probanden eine Kost
zumutete, deren negative gesundheitliche
Auswirkungen zweifelsfrei feststünden.
Eine Vielzahl von Untersuchungen lässt
erkennen, dass das Nahrungscholesterin
beim Gesunden den Blutspiegel fast nicht
zu beeinflussen vermag. Es sei nochmals
die VERA-Studie aus Deutschland zitiert,
in der u. a. die Abhängigkeit der Cholesterinwerte im Blut vom Nahrungscholesterin
untersucht worden war. Weder der Cholesteringehalt der Kost noch der Verzehr
gesättigter Fette hatte irgendeinen Einfluss auf den Gesamtcholesteringehalt, die
LDL- und die HDL-Werte sowie die Triglyceridgehalte (Tab. 3) (KOHLMEIER et al.
1993).
Nahrungscholesterin und seine
Wirkungen
Wenn man Diskussionen um den Cholesterinspiegel im Blut und das Cholesterin in
der Nahrung aufmerksam verfolgt, könnte
man meinen, Cholesterin sei eine höchst
gefährliche Substanz. Dies ist jedoch nicht
der Fall, im Gegenteil. Cholesterin ist eine
Verbindung, ohne die wir nicht leben
könnten. Sie ist unersetzlicher Bestandteil
jeder Zellmembran und biochemische
Vorstufe wichtiger Stoffgruppen (Vitamin D, Geschlechtshormone, Gallensäuren). Unser Körper braucht Cholesterin
dauernd und so dringend, dass er sich
nicht auf die Nahrungszufuhr verlässt. In
Eigensynthese produziert er – hauptsächlich in der Leber – täglich ein Vielfaches
(1-2 g) dessen, was wir mit der Nahrung
aufnehmen. Es gibt einen Regelmechanismus im Organismus, der sicherstellt,
dass die Eigensynthese heruntergefahren
wird, wenn wir über die Nahrung genügend Cholesterin aufnehmen. Wohlgemerkt, wir sprechen vom gesunden Organismus. Es gibt natürlich auch krankhafte
Es gibt eine Fülle weiterer Belege (z. B.
Multiple Risk Factor Intervention Trial
Research Group 1982, GORDER et
al. 1986, BERNS et al. 1988, FRANTZ et al.
1989, KESTIN et al. 1989, RAMSAY et
al. 1991, HOPKINS 1992, FORTMANN et al.
1993, HOLME 1993, HUNNINGHAKE et
al. 1993, HU et al. 1999) für die Feststellung, dass das Nahrungscholesterin
beim gesunden Menschen die Höhe des
Blutcholesterinspiegels kaum beeinflussen
kann. Generelle Empfehlungen, den Verzehr tierischer Lebensmittel aus diesem
Grund einzuschränken, laufen deshalb ins
Leere.
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Die essentiellen Spurenelemente Eisen,
Selen und Zink
elemente werden kontinuierlich über
Schweiß, Harn und Stuhl ausgeschieden,
müssen also ständig über die Nahrung
zugeführt werden. Der Tagesbedarf für die
einzelnen Substanzen ist unterschiedlich.
Neben den Makronährstoffen Eiweiß und
Fett, deren Anteil im (hohen) Prozentbereich liegt, kommen im Fleisch in einer
Menge von insgesamt nur einigen Gramm
auch Mikronährstoffe (Spurenelemente
und Vitamine) vor, die an lebenswichtigen
Stoffwechselvorgängen beteiligt sind. Sie
sind unentbehrlich, weil sie vom Körper
nicht aufgebaut werden können. Wir müssen mehr als 20 verschiedene Mineralstoffe mit der Nahrung aufnehmen, um einem Mangel vorzubeugen. Bei einem
Großteil dieser Stoffe bestehen keine Versorgungsprobleme; sie sind in einer vielseitigen Ernährung in ausreichender Menge enthalten. Man kennt jedoch einige
Spurenelemente, bei den es zu merkliche
Defiziten kommen kann. Zu den Mengenund Spurenelementen zählen u. a. Calcium, Chrom, Eisen, Jod, Kobalt, Kupfer,
Magnesium, Mangan, Molydän, Natrium,
Selen und Zink. Mineralstoffe und Spuren-
Eisen ist ein unverzichtbarer Bestandteil
jeder lebenden Zelle. Es spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechselgeschehen.
Eisenmangel führt beispielsweise zu einer
eingeschränkten Bildung roter Blutkörperchen. Mütter achten deshalb darauf, dass
ihre Kinder ausreichend Spinat essen.
Spinat hat das unerschütterliche Image eines potenten Eisenlieferanten. Vom
Fleisch redet in diesem Zusammenhang
leider keiner, obwohl dies zutreffender wäre. Fleisch und seine Erzeugnisse tragen
zur Eisenversorgung der Bevölkerung
nämlich zu etwa einem Drittel bei. Fleisch
stellt somit die wichtigste Eisenquelle in
unserer Ernährung dar. Lebensmittel weisen sehr unterschiedliche Eisengehalte
auf (Tab. 4).
Tab. 4: Eisengehalte verschiedener Lebensmittel (STEINMASSL 1994)
Lebensmittel
Eisengehalt
mg/100 g
Fleisch(produkte)
Lebensmittel
Eisengehalt
mg/100 g
Früchte
Hühnerleber
7,9
Erdbeeren
1,0
Kalbsleber
5,4
Bananen
0,7
Corned beef
4,3
Pfirsich
0,6
Kalbfleisch
2,9
Kirschen
0,5
Schweinebraten
2,8
Pflaumen
0,5
Huhn
1,8
Apfel
0,3
Milch(produkte)
Gemüse
Magerquark
0,4
Spinat
3,1
Butter
0,3
Kopfsalat
2,0
Buttermilch
0,1
Rosenkohl
1,5
Muttermilch
0,05
Kartoffeln
1,0
Kuhmilch
0,04
Tomaten
0,6
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Die absolute Höhe dieser Gehalte sagt
allerdings recht wenig aus. Viel entscheidender ist die Verfügbarkeit des Eisens für
unseren Organismus. Der Körper nutzt
bestimmte Nahrungsbestandteile wie Spurenelemente und Vitamine unterschiedlich
gut, je nachdem ob sie von der Pflanze
oder vom Tier stammen. Dies hängt mit
den verschiedenen (Bindungs-) Formen
zusammen, in denen diese Substanzen in
der Nahrung vorkommen. In Fleisch, Fisch
und Geflügel kommt Eisen organisch gebunden hauptsächlich im Myo- und Hämoglobin vor („Häm-Eisen“). In organischer
Bindungsform können Spurenelemente
(nicht nur das Eisen) wesentlich besser
verwertet werden. Man schätzt, dass Eisen aus pflanzlicher Nahrung nur zu etwa
5 % nutzbar ist, während dieser Wert beim
Hämeisen ein Vielfaches davon betragen
kann. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Bioverfügbarkeit. Durch
Kombination von Fleisch beispielsweise
mit Gemüse oder Vitamin C lässt sich die
Verfügbarkeit des aus der Pflanze stammenden Eisens beträchtlich steigern.
Abbildung 1. Der berühmte Spinat liegt am
unteren Ende der Skala, während Fleisch
und Innereien ganz oben rangieren. Aufgrund der hohen Bioverfügbarkeit tragen
Fleisch und Wurst (vor allem bluthaltige
Erzeugnisse) am stärksten zur Eisenversorgung des Bundesbürgers bei.
Aus Fleisch stammt auch die Hauptmenge
der essentiellen Spurenelemente Zink und
Selen in unserer Nahrung, bei denen
nutritive Versorgung und Ernährungsempfehlung vor allem in Zeiten besonderen Bedarfs (Schwangerschaft und
Stillzeit) deutlich auseinanderklaffen. Die
in den USA empfohlene Selenaufnahme
von 1 µg/kg Körpergewicht wird nach den
Verzehrsdaten der VERA-Studie (s. o.) von
etwa 70 % der deutschen Bevölkerung
nicht erreicht (OSTER 1994). Man schätzt,
dass 65 % des Selens über tierisches Eiweiß aufgenommen werden, da Selen dort
in Form der gut resorbierbaren Selenoaminosäuren Selenocystein und Selenomethionin vorliegt. Der Selengehalt tierischer Lebensmittel liegt zudem um ein
Vielfaches über dem von Pflanzen. Besonders gute Selenlieferanten sind
Schweine- und Geflügelfleisch (Abb. 2).
Einen Überblick über die unterschiedliche Bioverfügbarkeit von Eisen gibt
Kalbfleisch
Kalbsleber
Fisch
Hämoglobin
Weizen
Kopfsalat
Bohnen
Spinat
Reis
0
5
10
15
20
Eisenresorption im Darm (%)
Abb. 1: Eisenresorption verschiedener Lebensmittel (STEINMASSL 1994)
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Fisch
Ei
Geflügel
Schwein
Rind
Brot
Gemüse
Kohl
Kartoffeln
Äpfel
0
5
10
15
20
25
30
Selengehalt (µg/100 g)
Abb. 2: Selengehalt einiger Lebensmittel (STEINMASSL 1994)
Zinkmangel tritt hauptsächlich bei Frauen,
Senioren und Kindern auf. Die empfohlene
Zufuhr wird hier nicht immer erreicht. Die
Resorption von Zink aus pflanzlichen
Quellen ist merklich eingeschränkt. Dies
hängt mit dem Phytat- und Oxalatgehalt
vor allem in Vollkornprodukten und Gemüse zusammen. Im Gegensatz dazu
weist Zink aus tierischen Lebensmitteln
eine deutlich bessere Bioverfügbarkeit auf.
Fleisch trägt deshalb fast zu einem Drittel
zur Gesamtaufnahme mit Zink bei. Kein
anderes Hauptnahrungsmittel leistet einen
vergleichbar hohen Beitrag zur Versorgung mit den Spurenelementen Eisen,
Selen und Zink wie Fleisch.
Tagesbedarfs von 1,1-1,3 mg (AID-Heft
„Vitamine und Mineralstoffe“ 1998). Die
gleiche Menge Vollkornbrot bringt es nur
auf etwa 30 %. Rindfleisch enthält deutlich
weniger als Schweinefleisch, liegt aber
immer noch im Bereich pflanzlicher
Lebensmittel. Die Versorgung mit Vitamin
B1 – es wird auch Thiamin genannt –
erfolgt zu mehr als der Hälfte über tierische Lebensmittel.
Milch und Eier enthalten beträchtliche
Mengen Vitamin B2 (Riboflavin), aber auch
Fleisch liefert vergleichbare Werte. Unübertroffen sind jedoch die Gehalte in
Innereien. Bereits 50 g Schweineleber
decken den Tagesbedarf von 1,5-1,7 mg,
während man dafür rund 750 ml Milch
oder 600 g Grünkohl benötigt. Tierische
Lebensmittel tragen zu etwa zwei Dritteln
zur B2-Versorgung bei [davon Milch
(erzeugnisse) allein zu einem Drittel].
Vitamine
Der Körper kann Vitamine nicht selber
herstellen; sie müssen mit der Nahrung
aufgenommen werden. Vor allem Vitamine
der B-Gruppe (B1, B2, B6, B12) und Folsäure kommen in Fleisch in beträchtlicher
Menge vor. Namentlich diese Vitamine
sind es aber, für die es bei Personen mit
einem besonderen Bedarf (Schwangere,
Stillende, Jugendliche, Senioren) zur Unterversorgung kommen kann. Die mit Abstand beste Vitamin B1-Quelle stellt mageres Schweinefleisch dar. Bereits eine
Portion von 150 g liefert 113 % des
Für Vitamin B6 kann es bei der Altersgruppe der zwischen 20- und 50-Jährigen
zu einer unzureichenden Bedarfsdeckung
kommen. Frauen, vor allem junge, sind
davon deutlich stärker betroffen als Männer. Mit Defiziten muss man besonders
während Schwangerschaft und Stillzeit
rechnen. Vitamin B6 ist in Lebensmitteln
weit verbreitet, Fleisch und Fisch stellen
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(Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte) vor. Die weitaus beste Quelle stellen jedoch Innereien wie Leber und Niere
dar, in denen ein Vielfaches enthalten ist.
Bereits 50 g der besonders folatreichen
Hühnerleber genügen, um den Tagesbedarf zu decken.
jedoch besonders gute Quellen dar. Dies
gilt insbesondere deshalb, weil Vitamin B6
aus tierischen Lebensmitteln besser verwertbar ist als aus pflanzlichen. Diese
Feststellung trifft im übrigen auch für andere Vitamine zu.
Vitamin B12 („Cobalamin“), eine kobalthaltige Verbindung, kommt in nennenswerten
Mengen ausschließlich in tierischen Lebensmitteln und dort hauptsächlich in
Fleisch vor. Unser Organismus besitzt eine hohe Speicherkapazität für Cobalamin,
so dass Mangelerscheinungen (Blutbildstörungen) erst nach Jahren auftreten
und zudem selten sind. Bereits durch den
Verzehr von 500 ml Milch, 150 g Schweinefleisch oder wenigen Gramm Leber ist
der Tagesbedarf von 3 µg gedeckt.
Essen oder leben Vegetarier gesünder?
Etwa 1 % der deutschen Bevölkerung ernährt sich vegetarisch. Vegetarier heben
sich von der übrigen Bevölkerung nicht nur
durch den Verzicht auf Fleisch/Fisch/
Milch/Eier ab, sie pflegen auch sonst
einen anderen, gesundheitsbewussten
Lebensstil. Sie rauchen weniger, bewegen
sich mehr, trinken weniger Alkohol, haben
seltener Übergewicht und gehören einer
höheren Bildungs- und Sozialschicht an.
Alle diese Faktoren haben einen positiven
Einfluss auf die Gesundheit.
In Verbindung mit den Vitaminen B12 und
B6 muss die Folsäure gesehen werden, da
diese drei Substanzen im HomocysteinMetabolismus zusammenwirken. Ein hoher Homocysteinspiegel im Blut gilt als
Risikofaktor für Arteriosklerose. Eine ausreichende Folsäure-Zufuhr wird zur Senkung erhöhter Homocystein-Werte benötigt. Die Folsäure-Versorgung gilt in
Deutschland aber als nicht ausreichend
gesichert. Die mittlere Zufuhr liegt deutlich
unter den Empfehlungen (Ernährungsbericht 2000). Folsäure besitzt zudem eine
geringe Stabilität. Dies kann sehr nachteilige Auswirkungen beim Erhitzen von
Speisen haben. Ein besonderer FolatBedarf besteht in der Schwangerschaft, so
dass hier sogar eine Ergänzung durch
Folsäure-Präparate empfohlen wird. Bei
Vitamin B12-Mangel ist gleichzeitig auch
die Verfügbarkeit der Folsäure eingeschränkt. Folsäure kommt natürlicherweise in vielen pflanzlichen Lebensmitteln
Es steht außer Zweifel, dass eine gut zusammengestellte (nicht streng) vegetarische Kost alle wichtigen Lebensmittelinhaltsstoffe enthält und in Verbindung mit
dem überwiegend gesundheitsbewussten
Lebensstil von Vegetariern gesundheitliche Vorteile aufweist. Dies ausschließlich
mit der Ernährungsform in Zusammenhang zu bringen, ist jedoch nicht statthaft.
Nicht umsonst findet sich in wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Vegetarismus häufig der stereotype Hinweis, man
könne letztlich nicht ausschließen, dass
der bessere gesundheitliche Zustand der
Vegetarier nicht doch – wenigstens zum
Teil – auf Faktoren beruhe, die mit dem
gesünderen Lebensstil dieser Menschen
zusammenhingen (z. B. DWYER 1988,
ROTTKA 1994).
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