20 Diagnose & Therapie Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Trockene Makuladegeneration Hoffnungslos – oder gibt es jetzt doch eine Therapie? Auch wenn die trockene Form der altersbedingten Makuladegeneration die häufigste Ursache für eine hochgradige Sehbehinderung im Alter ist, gab es bislang keine Möglichkeit, die Erkrankung erfolgreich zu therapieren. Nun geben neue Verfahren den Betroffenen Anlass zur Hoffnung. Von Dr. Nicole Schaenzler D erzeit leben in Deutschland rund vier Millionen Menschen mit der Angst zu erblinden, weil bei ihnen auf einem oder beiden Augen eine altersabhängige Makuladegeneration, kurz AMD, diagnostiziert wurde. »Altersabhängig» deshalb, weil die Erkrankung in der Regel nicht vor dem 50. Lebensjahr auftritt, wobei die Gefahr, eine AMD zu entwickeln, jenseits des 70. Lebensjahrs besonders groß ist. Bei der altersbedingten Makuladegeneration handelt es sich um eine Art »Stoffwechsel­ erkrankung« der Makula, also der Netzhautmitte, die zugleich die schärfste Stelle des Sehens ist: Durch Ablagerungen (Drusen) von Stoffwechselprodukten in einer der Netzhautschichten büßen die Sinneszellen der Makula immer stärker ihre Fähigkeit des scharfen Sehens ein, bis es schließlich zum Zelltod und damit zum vollständigen Funktionsverlust der Makula kommt. Für den Betroffenen bedeutet der allmähliche Verlust des zentralen Sehens Trockene Makuladegeneration im Fundusfoto (Farbe) und mit dem Laserscanner (S/W) dargestellt. Topfit 3 / 2013 eine fortschreitende Beeinträchtigung, da das Sehen immer unschärfer und verschwommener wird. Auch wenn eine vollständige Erblindung in den meis­ten Fällen ausbleibt, kann die Sehschärfe zu nahezu 100 Prozent verloren gehen, sodass die Betroffenen im Extremfall nur noch zwischen »hell« und »dunkel« unterscheiden können. Dies bedeutet, dass sie die meisten Dinge des Alltags kaum mehr allein ausüben können und auf fremde Hilfe angewiesen sind. Ursache unklar Wie es zu einer AMD kommt, ist bislang nicht endgültig geklärt. Allerdings gibt es einige Risikofaktoren, allen voran langjähriges Rauchen und eine erbliche Veranlagung. Aber auch ein chronischer Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen in der Ernährung oder Erkrankungen wie Diabetes können der Entstehung einer AMD Vorschub leisten. Auffällig ist auch, dass hellhäutige Menschen häufiger erkranken als dunkelhäutige. Zwei Formen der AMD Bei der altersabhängigen Makuladegeneration werden zwei Formen unterschieden: die trockene und die feuchte Form. Auch wenn die Diagnose zunächst »trockene AMD« lautet, besteht praktisch jederzeit die Gefahr, dass eine tro­ ckene in eine feuchte Makuladegeneration übergehen kann – insbesondere, wenn die Erkrankung nicht regelmäßig augenärztlich kontrolliert wird. ▸▸ Bei der mit Abstand häufigsten trockenen Makuladegeneration, von der bis zu 85 Prozent der Erkrankten betroffen sind, entwickelt sich die Sehverschlechterung meist allmählich, über Monate und Jahre. Dabei vermehren und vergrößern sich diese Drusen in einem schleichenden Prozess, wodurch die darüber liegenden Netzhautzellen immer schlechter ernährt werden und schließlich zugrunde gehen. Je näher die Drusen an der Makula liegen, umso schlechter wird das Sehvermögen. ▸▸ Die feuchte Makuladegeneration verläuft sehr viel schneller und kann innerhalb weniger Wochen zu einem vollständigen Sehverlust in der Mitte führen. Hierbei bilden sich unter den Drusen »wild« neue Blutgefäße (Neovaskularisationen), die jedoch nicht die Qualität der herkömmlichen Blutgefäße besitzen. Die Gefäßwände sind viel dünner als die von normalen Kontak t Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Ismaninger Str. 22 81675 München Prof. Dr. Dr. Tel. 089 / 41 40-23-10 Chris P. Lohmann, E-Mail: [email protected] Direktor der Augenklinik www.augenklinik.med.tum.de Blutgefäßen. Dadurch können sie leicht platzen und eine Blutung in der Netzhaut hervorrufen. Staut sich Flüssigkeit unter der Netzhaut, kommt es zu einer Schwellung der Netzhaut, die auch als Makulaödem bezeichnet wird. Begrenzte Therapiemöglichkeiten Haben sich erst einmal Schäden an der Sehkraft entwickelt, so können diese nicht repariert werden. Ziel der AMD-Therapie ist es deshalb, die noch vorhandene Sehkraft zu erhalten und eine weitere Sehminderung abzuwenden. Doch auch hierbei waren die Möglichkeiten lange Zeit begrenzt: Lediglich bei der feuchten Form stehen Maßnahmen wie die photodynamische Therapie oder die Verödung der Blutgefäße mittels Laser (Laserkoagulation) zur Verfügung, mit denen zwar nicht die verloren gegangene Sehkraft wiederhergestellt, jedoch die Restsehkraft erhalten werden kann. Demgegenüber stand für die tro­ckene AMD bislang keine wirksame Behandlung zur Verfügung. Lediglich für einige Formen der trockenen Makuladegeneration konnte gezeigt werden, dass die Einnahme von Nahrungs­ ergänzungsmitteln, die sogenannten »Augenvitamine», den weiteren Verlauf positiv beeinflussen können und dass unter Einnahme von Augenvitaminen mit ­Lutein und Xeaxanthin Diagnose & Therapie 21 die trockene Form seltener in die aggressive feuchte Form der AMD übergeht. So war die Situation für betroffene Patienten ebenso wie für die Ärzte mehr als unbefriedigend, da es kaum Einflussmöglichkeiten auf den Verlauf der Erkrankung gab. Internationale Gesundheitsmesse 25.—27. Okt. 2013 | Fr — So, 10—18 Uhr, Messe Augsburg TOPFIT PRÄSENTIERT Sonntag, 27. Oktober, referiert Prof. Dr. Dr. Chris P. Lohmann um 15 Uhr auf der Augsburger Gesundheitsmesse Intersana über das Thema: Trockene Makuladegeneration – hoffnungslos oder gibt es jetzt doch eine Therapie? Jeder ist willkommen. Dies könnte sich nun ändern. Denn obwohl die »Anti-VEGF«Medikamente, die bei der feuchten Makuladegeneration zur Behandlung ins Auge gespritzt werden können, bei der trockenen Form der Makuladegeneration nicht wirken, wird schon seit einiger Zeit intensiv an einer wirksamen Behandlung der trockenen Makuladegeneration geforscht. In den letzten Jahren sind viele Fortschritte erzielt worden, und einige Substanzen konnten aus dem Labor für den klinischen Einsatz gefunden werden. Es handelt sich dabei um Substanzen, die den Stoffwechsel der Netzhaut positiv beeinflussen, da sie direkt in den Zellen einen schützenden Effekt entfalten. Diese Wirkstoffe sind auf ihre Sicherheit getestet worden und durchlaufen derzeit den letzten Schritt vor der Zulassung als Medikament. In Deutschland sind zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr wenige Zent­ ren an Studien zur trockenen Ma­ kuladegeneration beteiligt. An der Augenklinik der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar, können derzeit im Rahmen von zwei klinischen Stu­ dien Patienten mit einer trocke­ nen Makuladegeneration unter­ sucht werden, ob eine dieser neu­ artigen Behandlungen für sie in­ frage kommt. Warnsignale ­einer alters­abhängigen Makuladegeneration Sie sollten unbedingt einen A ­ ugenarzt aufsuchen, wenn … Eine AMD verläuft schmerzlos und wird oft erst spät bemerkt – insbesondere, wenn nur ein Auge betroffen ist und das gesunde Auge erst einmal die zunehmende Schwäche des anderen kompensiert. … Sie beim Lesen oder Fernsehen Verzerrungen, graue Schatten oder einen verschwommenen Fleck in der Mitte der Seite bzw. des Bilds bemerken. Oft sieht man in der Mitte des Gesichtsfelds zunehmend verschwommen oder verzerrt, wohingegen die Schärfe zu den Seiten hin zunächst erhalten bleibt. Wegweisend für die Diagnosestellung ist eine eingehende Untersuchung beim Augenarzt, der neben einer Beleuchtung des Augenhintergrunds zur Abklärung von möglichen Netzhautveränderungen die Sehwahrnehmung des Patienten meist auch mithilfe des Amsler-Gitters überprüft. Hierbei betrachtet der Patient einen Fixpunkt, der im Zentrum eines karierten Blatt Papiers eingezeichnet ist. Weist das zentrale Karomuster Verzerrungen auf, ist eine (feuchte) Makuladegeneration sehr wahrscheinlich. Gegebenenfalls können auch eine Fluoreszenzangiographie zur Darstellung der Blutgefäße am Augenhintergrund und andere weiterführende Untersuchungen angezeigt sein. … Sie bemerken, dass Fensterkreuze oder Kachelfugen im Bad bzw. in der Küche kleine Wellen oder Verbiegungen aufweisen; diese Erscheinung ist besonders typisch für die feuchte Form der Makuladegeneration. … Farben blasser oder »verwaschener« wirken (das Schwarz/ Weiß-Sehen ist jedoch in der Regel weiterhin mühelos möglich). … Sie lichtempfindlicher werden und zunehmend Schwierigkeiten haben, sich auf eine Änderung der Lichtverhältnisse einzustellen, z. B. beim nächtlichen Autofahren oder beim Betreten eines hellen Raums. Mit uns behalten Sie den Durchblick! Perfektes Sehen ohne Brille – treffen Sie die richtige Wahl Ob die operative Korrektur eines Brillenfehlers möglich ist, kann durch eine augenärztliche Untersuchung festgestellt werden. Aber welche OP-Methode ist die beste? Neben einer Weiterentwicklung der Lasertechnologie und Schnitttechnik bei der bekannten LASIK-OP stehen der Medizin heutzutage moderne Kunstlinsen zur Verfügung. Ist eine Laseroperation auf Grund verschiedener Faktoren nicht möglich oder sinnvoll, kann auch die Implantation einer künstlichen Linse in Betracht gezogen werden. Um die richtige Wahl zu treffen, ist die korrekte Beurteilung der Unter­suchungsergebnisse von äußerster Wichtigkeit. Wir informieren Sie gerne! Das können Sie von uns erwarten: ◾ präzise Diagnostik ◾ modernste Technik ◾ maßgeschneiderte Therapiekonzepte ◾ persönliches Engagement Unser Anliegen ist es, jeden Patienten bestmöglich zu versorgen. Den Traum, Blinde sehend zu machen, können wir nicht für Jeden verwirk­lichen. Aber wir können Augenlicht erhalten, schützen und verbessern! Unsere Schwerpunkte: ◾ Tränenwegserkrankungen ◾ Erkrankungen der Augen­oberfläche ◾ Hornhauttransplantation ◾ Grauer Star (Katarakt) ◾ Grüner Star (Glaukom) ◾ altersabhängige Makula­ degeneration (AMD) ◾ diabetische Augen­erkrankungen ◾ Netzhautablösung ◾ refraktive Laser- und ­Linsenchirurgie ◾ Schielen und Kinderaugenheilkunde Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel.: (089) 41 40-23 10 Fax: (089) 41 40-40 76 E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Dr. Chris P. Lohmann, Direktor der Augenklinik www.augenklinik.med.tum.de Topfit 3 / 2013