Stuhlentleerungsstörungen – Opertionstechniken – STARR-OP Diese Operationsmethode [Stapler TransAnal Rectum Resection = STARR ist die Abkürzung für "Staplerunterstützte Trans-Anale Rektum-Resektion", bei der über den After (transanal) der überschüssige und defekte Anteil des Mastdarms (Rektum) entfernt (reseziert) wird unter Verwendung von Klammernahtgeräten (Stapler)] kann ohne einen Bauchschnitt den Enddarm verkürzen, wenn ein zu langer oder zu tief getretener Enddarm vorliegt. Verschiedene Formen der Verstopfung sowie der Analprolaps, der Rektumprolaps und die Rektozele lassen sich so behandeln. Bei einer kombinierten Beckenbodeninsuffizienz ist die Methode eventuell in Kombination mit anderen Behandlungsmaßnahmen geeignet. Vor der Operation ist eine ausgiebige Diagnostik notwendig, um die richtige Indikation festlegen zu können. Der Schließmuskel muss intakt sein und es darf keine andere Ursache für eine Obstipation vorliegen. Deshalb sind Rektoskopie, Sphinkterdruckmessung und Defäkographie oder auch Magnetresonanzdefäkographie unverzichtbare Untersuchungen, bevor eine solche Operation durchgeführt wird. Dass eine ausführliche Befragung der Patienten und eine Untersuchung des Beckens durchgeführt werden, versteht sich von selbst. Auch wenn die Operationsindikation gestellt ist, ist es unter Umständen sinnvoll zuerst eine Therapie zu versuchen, die die Becken- und Analmuskulatur kräftigt. Die Operation wird in Rückenmarkbetäubung oder Vollnarkose durchgeführt und dauert etwa eine halbe Stunde. Da es sich bei der Operation um eine richtige Darmresektion mit allen Komplikationsmöglichkeiten, wie Blutung, Infektion und Nahtbruch handelt, ist ein kurzer stationärer Aufenthalt notwendig. In unserer Klinik bleiben die Patienten 5 Tage und werden in der Regel in der Sprechstunde nach vier Wochen nochmals kontrolliert. Ähnlich wie bei der Hämorrhoidenoperation (Anopexie nach Longo) wird unter Spinalanästhesie oder Vollnarkose am Beginn der Afterkanal mit der empfindlichen Afterhaut und dem Schließmuskel durch Einbringen eines Ringes (Dilatator) geschützt. Über diesem sieht man den überschüssigen Mastdarm (innerer Rektumprolaps), der mit Fäden gefasst und in das Staplernahtgerät gezogen wird. Durch Schließen des Geräts wird der überschüssige defekte Mastdarmanteil herausgeschnitten und gleichzeitig eine Naht mit feinen Titanklammern gesetzt, wodurch die gesunden Darmabschnitte wieder anastomosiert (verbunden) werden. Vorfallende Hämorrhoiden werden damit gleichzeitig korrigiert und in den Afterkanal gehoben. Im Unterschied zur Anopexie wird bei der STARR-Methode der innere Überschuss nicht auf einmal mit einem Gerät entfernt, sondern schrittweise an der Vorder- und Hinterwand des Mastdarms. Etwa 5 Zentimeter können problemlos entfernt werden. Das Endergebnis ist wie bei der Anopexie eine ringförmige Klammernahtreihe ungefähr fünf Zentimeter oberhalb des äußeren Analrandes. Wann kommt eine solche STARR-Operation in Frage? Folgende Bedingungen müssen zutreffen, um die STARR-Operation durchführen zu können: • Stuhlentleerungsstörung: Ausgeprägte Symptome einer Obstruktiven Defäkationsstörung. • Vorliegen eines inneren Mastdarmüberschusses, in der Röntgendarstellung sichtbar als Rektozele und Intussuszeption. • Unzureichende Wirkung von Diäten oder anderen konservativen Maßnahmen (z. B. Zäpfchen). Folgende Bedingungen dürfen NICHT zutreffen: • Ein ausgeprägter Vorfall der Genitalorgane (Genitalprolaps) kann manchmal die Ursache für den inneren Mastdarmvorfall und die Entleerungsstörung sein und muss zuerst korrigiert werden. • Liegt eine Beckenbodendyssynergie vor, wird diese zuerst konservativ behandelt. • Bei Entzündungen, Abszessen, Fisteln oder Tumoren wird die STARR-Operation nicht durchgeführt. • Ein hohes Risiko für eine Vollnarkose oder eine Spinalanästhesie aufgrund des allgemeinen Gesundheitszustandes verhindert manchmal (selten) die Operation. Wie wirkungsvoll ist die STARR-Operation? Bei Beachtung der Auswahlkriterien und bei korrekter Operationstechnik sind die Erfolge sehr überzeugend: Bei über 90% der Patienten kann eine dramatische Besserung der Entleerungsstörung erhoben werden mit entsprechender Zufriedenheit der Patienten. Die Stuhlentleerung normalisiert sich meistens bereits in den ersten Tagen nach der Operation mit anhaltenden Ergebnissen, wobei der längste Nachkontrollzeitraum von ungefähr sieben Jahren überblickt wird. Die Patienten, die oft Jahrzehnte lang an einer massiven Obstruktiven Defäkationsstörung leiden, werden in den meisten Fällen schlagartig und dauerhaft von ihren Qualen erlöst. Wissenswertes über die Operationsvorbereitung, Operationsdauer und Nachbehandlung • Abklärung in den Wochen vor der Operation: Körperliche Untersuchung, Defäkographie, Endosonographie, Rektoskopie, Koloskopie und anorektale Manometrie. Eine Kolonkontraströntgenuntersuchung kann ebenfalls noch wertvolle Hinweise liefern. Im Falle der Operation wäre eine Kontrastdarstellung der Nieren und der ableitenden Harnwege wünschenswert. • Am Vortag der Operation erfolgt eine Darmreinigung mit einem Einlauf (oder Abführmitteln). • 30 Minuten vor der Operation erfolgt ein Antibiotikaschutz durch eine Kurzinfusion. • Während der Operation, die ungefähr 30 Minuten dauert, wird evtl. (selten) ein Harnkatheter gesetzt, der am Abend oder am nächsten Tag wieder entfernt wird. • Einige Stunden nach der Operation wird die am Ende des Eingriffs eingelegte Tamponade wieder entfernt. • Am Abend des Operationstages beginnt bereits der Kostaufbau. In den Folgetagen wird eine ballaststoffreiche Kost empfohlen. Eine spezielle Diät oder gar Abführmittel sind nicht notwendig. • Die Entlassung erfolgt am ca. fünften Tag nach der Operation. Die Patienten sind dann meist schon beschwerdefrei. Regelmäßige Nachkontrollen in der perineologischen Ambulanz oder einer chirurgischen Praxis sind vorgesehen. Gibt es spezielle Gefahren bei der STARR-Operation nach Longo? Der Eingriff ist komplikationsarm. Es gibt wie bei jeder Operation jedoch gelegentlich Nebenwirkungen, über die der Patient vor der Operation genau informiert wird: • Nachblutung Jede Operationswunde im After- und Mastdarmbereich kann nachbluten. Bei heftigeren Blutabgängen ist es notwendig, die Blutung durch eine Naht zu stillen. Aus diesem Grund ist für Sie eine entsprechende stationäre Nachbeobachtung vorgesehen (ca. 5 Tage). • Schmerzen Sehr selten kommt es zu kurzfristigen heftigeren Schmerzen, die jedoch gut mit Schmerzmitteln zu behandeln sind. • Vermehrter Stuhldrang mit der Notwendigkeit eine Toilette in der Nähe zu haben, kommt in den ersten Tagen nach der Operation relativ häufig vor. In Einzelfällen kann dieser Zustand Wochen und Monate anhalten, was zu einer beträchtlichen Einschränkung der Tagesaktivität führen kann. Wenn diese Symptome besonders ausgeprägt sind, entstehen inkontinenzartige Zustandsbilder, die sich in der Regel spontan oder mit Hilfe von Zusatz- therapien zurückbilden. Eine Schließmuskelverletzung durch die Operation kommt nur selten vor. • Nahtenge In den ersten Wochen und Monaten nach der Operation kann sich die Naht verengen. Durch einen kleinen unkomplizierten Eingriff (endoskopische Erweiterung = Dilatation) muss sie dann gedehnt werden. Schwerwiegende Komplikationen wie Abszesse, Fisteln, Nahtbrüche und Schließmuskelverletzungen kommen selbst bei korrekter Operationstechnik in sehr seltenen Fällen vor und bedürfen dann weiterer Behandlung. Abb. 1: Darm wird in das Gerät eingezogen, danach der Stapler platziert Abb. 2: Positionieren und Auslösen des Staplers Abb. 3: Endzustand – Vorderwandanastomose