Tab. 2 Infektiologische Aspekte der infundierbaren Immuntherapien

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Tab. 2 Infektiologische Aspekte der infundierbaren Immuntherapien bei Multipler Sklerose laut Fachinformation. (Mod. nach [59])
Wirkstoff
Natalizumab
Alemtuzumab
Handelsname
Tysabri
Warnhinweisea
Nebenwirkungena
Vor Therapiebeginn Ausschluss Immunsuppression
Erhöhtes Risiko für opportunistische Infektionen
Risiko einer PML, 521 Fälle bei 134.600 Natalizumab exponierten
Patienten, 120 Todesfälle (23%); (Stand 03/2015; [2])
Lemtrada
Gegenanzeigen
– HIV-Infektion
– Aktive oder inaktive (latente) TBC (Untersuchung gemäß lokaler
Richtlinien)
– Therapiebeginn bei Infektverdacht verschieben
Hinweise
– Gesteigerte Infektrate/erhöhte Infektneigung bei überwiegend
leichtem bis mittlerem Schweregrad (Harnwegsinfekte, Nasopharyngitis, Infekte der oberen Luftwege, oraler Herpes, Sinusitis, Grippe,
Bronchitis)
– Herpes-Neuerkrankungen, Herpes-Rezidive, 30 tägige AciclovirProphylaxe (2 × 200 mg/Tag) zu jedem Therapiezyklus
– Gesteigerte Rate/erhöhte Neigung zu schwerwiegenden Infektionen: VZV-Ersterkrankungen und -Reaktivierungen, (VZV-Antikörper-Status-Bestimmung vor Therapie, individuelle Abwägung zur
Impfung, falls negativ)
– HPV-Infektionen, jährliches Screening empfohlen
– TBC in Einzelfällen (cave: Endemiegebiete), Ausschluss vor Therapiebeginn
– Einfluss auf Träger des Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Virus nicht
bekannt; besondere Vorsicht bei potenzieller Gefahr einer Virusaktivierung mit Leberfolgeschäden, Ausschlussdiagnostik bei Risikogruppen erwägen
– Häufung oberflächlicher Pilzinfektionen (orale und vaginale Kandidosen)
– Kombination mit antineoplastischen und immunsuppressiven Therapeutika vermeiden
– Regionale Impfanforderungen mindestens 6 Wochen vor Beginn
der Therapie erfüllen
– Lebendimpfstoffe sollen nach Therapiezyklen nicht verabreicht
werden
Auswertung placebokontrollierter Studien an 1617
Patienten bis 2 Jahre Therapiedauer (placebokontrolliert: 1135)
Häufig (≥1:100, <1:10):
– Harnwegsinfektionen
– Nasopharyngitis
– Einzelfall einer unkompliziert verlaufenden Cryptosporidium-assozierten Durchfallerkrankung
– Einzelfall einer tödlich verlaufenden Herpes-Enzephalitis
– PML-Fälle
– Klinische Wachsamkeit, intensive Patienteninformation und Verhaltensinstruktion bei Infektzeichen
– Ggf. Laborkontrollen/mikrobiologische Diagnostik
– Prophylaktische Aciclovir-Gabe nach Applikation
(30 Tage)
– Quantiferon-Testung vor Therapiebeginn und bei
klinischem Verdacht unter der Therapie
Sicherheitsprofil: 1188 RRMS-Patienten in kontrollierten Studien [26, 27] (12 und 24 mg Alemtuzumab)
mit 2363 Patientenjahren Sicherheitsbeobachtung
und einer medianen Nachbeobachtung von 24 Monaten
Häufigkeit der folgenden Nebenwirkungen beruht auf gepoolten Sicherheitsdaten von RRMSPatienten mit bis zu 24-monatiger Exposition
(Monat 1: 5 × 12 mg und Monat 12: 3 × 12 mg Alemtuzumab)
Infektionen:
Sehr häufige Nebenwirkung (≥1:10): Infektionen der
oberen Atemwege, (Erkältungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen), Harnwegsinfektionen (Blasenentzündungen)
Häufige Nebenwirkung (≥1:100 bis <1:10): untere
Atemwegsinfekte (Husten), Herpes Zoster, Gastroenteritis, oraler Herpes, orale Kandidose, vulvovaginale
Kandidose, Grippe, Ohreninfektion
Gelegentliche Nebenwirkungen (≥1:1000 bis <1:100):
Zahninfektion, genitaler Herpes, Onychomykose
Bei höheren und häufigeren Dosen von Alemtuzumab als bei der MS-Therapie wurden schwerwiegende und potenziell tödliche virale, bakterielle,
Protozoen- und Pilzinfektionen einschließlich solcher
infolge latenter Infektionen berichtet
Bei Patienten mit B-CLL wurden PML-Fälle mit und
ohne Alemtuzumab-Behandlung berichtet; die
PML-Häufigkeit bei mit Alemtuzumab behandelten
B-CLL-Patienten ist nicht höher als die Hintergrundhäufigkeit
Der Nervenarzt 8 · 2015 | 1
Leitthema
Tab. 2 Infektiologische Aspekte der infundierbaren Immuntherapien bei Multipler Sklerose laut Fachinformation. (Mod. nach [59])
(Fortsetzung)
2 | Wirkstoff
Handelsname
Warnhinweisea
Nebenwirkungena
Rituximabb
MabThera
Gegenanzeigen
– Aktive und/oder schwere Infektionen (z. B. Tuberkulose, Sepsis opportunistische Infektionen
– Stark eingeschränkte Immunabwehr (z. B. Hypogammaglobulinämie, reduzierte CD4- oder CD8-Zellzahl)
Besondere Vorsicht bei Neutrophilenzahl <1500 Zellen/ml
Hinweise
– Vorsicht bei rezidivierenden und chronischen Infektionen in der
Vorgeschichte oder bei Grunderkrankungen, die das Auftreten von
Infektionen begünstigen
– Klinische Wachsamkeit bezüglich Infektionen nach Therapie und
vor erneutem Therapiezyklus
– Bei Infektbericht nach Therapie rasche Abklärung und Behandlung
Mitoxantron
Z. B. Ralenova
Gegenanzeigen
– Schwere floride Infekte
– Neutrophilenzahl <1500 Zellen/ml (Ausnahme Therapie der akuten
nichtlymphozytären Leukämie)
– Vor Beginn der Behandlung floride Infektion ausschließen bzw.
entsprechend therapieren
– Therapiesteuerung und Dosisadjustierung in Abhängigkeit von Differenzialblutbildveränderungen nach bzw. vor der Applikation und
der Infektionsanamnese nach Therapie
– In-vitro-Untersuchungen zeigen, dass Mitoxantron in Konzentrationen unterhalb 10 mg/l keinen eigenen antimikrobiellen Effekt besitzt
– In sehr seltenen Fällen Hepatitis-B-Reaktivierung
einschließlich fulminanter Hepatitis
– Sehr seltenes Auftreten einer PML in der NHL-Indikation nach Markteinführung
– Spontanmeldesystem berichtet Todesfälle aufgrund
PML bei Off-label-Anwendung zur Behandlung von
SLE und Vaskulitis bei vorangehender oder begleitender immunsuppressiver Behandlung
– Keine PML-Meldung bei RA
– PML auch bei Autoimmunerkrankungen ohne Rituximab-Therapie
Rheumatologische Indikation:
– Infektionsrate gesamt 0,9/Patientenjahr
– Infekte der oberen Luftwege und Harnwege am
häufigsten
– Infektionsrate (klinisch bedeutsam, teils tödlich verlaufend) 0,05/Patientenjahr
Phase-II- und -III-Studien bei RA (R-MTX vs. MTX; n:
540 zu 398)
– Alle Infektionen: 37–41% vs. 30–37%
– Harnwegsinfektionen: 5–6% vs. 4–8%
– Infektion obere Atemwege: 13–16% vs. 12–15%
– Infektion untere Atemwege/Pneumonie: 3–4% vs.
2–5%
Hämatologische Indikation:
Nebenwirkungen bei NHL in klinischen Studien (n:
356, Monotherapie):
– B-Zell-Verlust bei 70–80% der Patienten
– Abnahme der Immunglobuline selten
– 30,3% Infektionen unabhängig vom Kausalzusammenhang
– 3,9% schwere (Grad 3 und 4) Infektionen inklusive
Sepsis (1,4% während Behandlung, 2,5% in der Nachbeobachtung)
Post-Marketing-Surveillance:
– Sehr selten (<1:10.000) schwerwiegende Virusinfektionen: Neuerkrankungen, Reaktivierungen oder Verschlimmerungen durch Herpesviren (CMV, VZV, HSV),
JC-Virus oder Hepatitis-C-Virus
Sehr häufige Nebenwirkungen (≥10%):
– Harnwegsinfektionen
– Infektionen der oberen Atemwege
Häufigkeit unbekannt:
– Infektionen generell
– Pneumonie
– Sepsis
– Opportunistische Infektionen
Der Nervenarzt 8 · 2015
Tab. 2 Infektiologische Aspekte der infundierbaren Immuntherapien bei Multipler Sklerose laut Fachinformation. (Mod. nach [59])
(Fortsetzung)
Wirkstoff
Handelsname
Warnhinweisea
Nebenwirkungena
Cyclophosphamidb
Z. B. Endoxan
– Interstielle Pneumonien und andere Infektionen
(alle Erreger) im Rahmen hämatologischer Konditionierungstherapien
– Sekundäre Keimbesiedlung bei primär abakterieller
hämorrhagischer Zystitis
IVIgb
Z. B. Octagam
Gegenanzeigen
– Floride Infektionen
– Zystitis
Hinweise
– Sanierung von Infekten vor Behandlungsbeginn
– Sorgfältige Mundpflege
– Regelmäßige Blutbild- und Urinsedimentkontrollen
– Überwachung von Patienten mit vorbestehender Hepatitis, da
nach Absetzen von Cyclophosphamid Reaktivierungen einer Hepatitis auftreten können
– Klinische Wachsamkeit: Infektionen und Reaktivierungen durch
Bakterien, Pilze, Viren, Protozoen und Parasiten
– Mesna-Prophylaxe (Reduktion urotoxischer Nebenwirkungen und
Vermeidung Sekundärinfektion)
Bei der Verabreichung von Medikamenten, die aus menschlichem
Blut bzw. Plasma hergestellt werden, können Infektionskrankheiten
durch Übertragung von Erregern auch bislang unbekannter Natur
nicht vollständig ausgeschlossen werden
Die Virusinaktivierung/-eliminierung ist bei nicht umhüllten Viren
möglicherweise von eingeschränktem Wert
Infektionsrisiko siehe Warnhinweise
aWarnhinweise und Nebenwirkungen laut Herstellerangaben und Fachinformation (http://www.fachinfo.de). bOff-label-Setting.
B-CLL „B-cell chronic lymphocytic leukemia „, HIV „human immunodeficiency virus“, IVIg intravenöse Immunglobuline, NHL Non-Hodgkins-Lymphom, PML progressive
multifokale Leukenzephalopathie, RA rheumatoide Arthritis, R-MTX Methotrexat + Rituximab, RRMS „relapsing remitting multiple sclerosis“, HPV humanes Papillomavirus,
SLE systemischer Lupus erythematosus, TBC Tuberkulose, VZV Varicella-Zoster-Virus.
Der Nervenarzt 8 · 2015 | 3
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