Länderbericht Polen - Deutsche Botschaft Warschau

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Länderbericht Polen
Stand: Mai 2015
Länderbericht Polen
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Inhaltsverzeichnis
Länderinformationen und allgemeine wirtschaftliche Lage............................................... 2
Wirtschaftswachstum ................................................................................................................................................................ 2
Außenhandel ............................................................................................................................................................................. 2
Aktuelle Entwicklungen ........................................................................................................................................................... 2
Situation im Bereich Landwirtschaft, Ernährung und Agrarwirtschaft ............................. 4
Landwirtschaftliche Produktion ................................................................................................................................................ 4
Agrarexporte ............................................................................................................................................................................. 5
Daten und Fakten zur Lage in einzelnen landwirtschaftlichen Sektoren: ................................................................................. 6
Schwein ............................................................................................................................................................................... 6
Rind ..................................................................................................................................................................................... 6
Geflügel............................................................................................................................................................................... 7
Milch ................................................................................................................................................................................... 7
Ökologische Lebensmittel ................................................................................................................................................... 8
Chancen und Risiken ............................................................................................................ 9
Chancen .................................................................................................................................................................................... 9
Risiken .................................................................................................................................................................................... 10
Ausblick ................................................................................................................................ 11
Kontakte ............................................................................................................................... 11
Anhang: Länderprofil .......................................................................................................... 12
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Länderbericht Polen
Länderinformationen und allgemeine
wirtschaftliche Lage
Seit der demokratischen Wende hat Polens Wirtschaft ab 1990 eine eindrucksvolle Transformation durchlaufen. Die
Regierung setzt einen Liberalisierungs-und Deregulierungskurs fort, der die Privatisierung staatlicher Unternehmen
einschließt. Die Bruttowertschöpfung erfolgt laut Eurostat inzwischen zu fast 68 Prozent im Dienstleistungssektor und zu
22 Prozent in der Industrie; knapp 7 Prozent entfallen auf die Bauwirtschaft und ca. 3 Prozent auf die Land- und
Forstwirtschaft. Die Landwirtschaft stellt in Polen einen wichtigen Wirtschaftszweig dar, dem eine große Bedeutung für die
Gesellschaft und vor allem den Arbeitsmarkt zukommt. Etwa 13% der erwerbstätigen Polen arbeiten in der Landwirtschaft.
Zwar konnte die Landwirtschaft ihre Wettbewerbsfähigkeit seit dem Beitritt zur EU vor elf Jahren durch Modernisierungen
erheblich steigern, so dass sie in vielen Bereichen inzwischen äußerst wettbewerbsfähig und exportstark ist. Einzelne
Sektoren stehen jedoch wegen anhaltender struktureller Schwächen unter erheblichem Wettbewerbsdruck. Zahlreiche
Betriebe gelten vor allem wegen der geringen Größe als nicht wettbewerbsfähig.
Wirtschaftswachstum
Polen konnte auch während der Schuldenkrise im Euroraum ein Abgleiten in die Rezession vermeiden und hatte
durchgängig ein positives Wachstum aufzuweisen, das im Jahr 2014 doppelt so hoch wie im Vorjahr bei 3,4 Prozent des
BIP lag. In 2015 soll erneut ein Wachstum auf dem Niveau des Vorjahres erreicht werden. Dazu tragen eine
wirtschaftsfreundliche Politik, die angepasste Nutzung von EU-Fördermitteln für einen konsequenten Ausbau der
Infrastruktur, eine hohe Arbeitsmotivation, flexibles Arbeitsrecht, fiskalpolitische Stabilität und das Bemühen um stärkere
Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit bei. Im Februar 2015 betrug die Arbeitslosenrate laut polnischer Statistikbehörde
12 Prozent, die Zahl der registrierten Arbeitslosen 1,9 Millionen.
Außenhandel
Der polnische Außenhandel entwickelte sich in den letzten Jahren sowohl auf der Import- als auch der Exportseite
dynamisch weiter. Das Schwergewicht des Außenhandels konzentriert sich auf die EU-Länder (77 Prozent der Exporte und
knapp 60 Prozent der Importe), wobei Deutschland als mit Abstand größter Handelspartner Polens seit zwei Jahrzehnten
eine herausragende Stellung einnimmt (derzeit werden 26 Prozent der polnischen Gesamtausfuhr und etwa 22 Prozent der
Gesamteinfuhr mit Deutschland abgewickelt). Weitere wichtige Handelspartner sind China, Russland und Italien bei der
Einfuhr und Großbritannien, Tschechien und Frankreich bei der Ausfuhr. Im Jahr 2014 verzeichnete Polen ein
Handelsbilanzdefizit von 2,4 Milliarden Euro. Der Anteil der Agrar- und Ernährungsindustrie an den gesamten polnischen
Ausfuhren wächst konstant und lag im Jahre 2014 bereits bei 13%. Die Ausfuhren liegen damit wertmäßig an dritter Stelle
hinter Elektrogeräten und chemischen Erzeugnissen. Die Branche wird zunehmend zu einem bedeutenden Standbein der
polnischen Exportwirtschaft.
Aktuelle Entwicklungen
Das Jahr 2014 wurde maßgeblich geprägt durch die Auswirkungen des RUS-Embargos auf die stark exportorientierte
polnische Agrar- und Ernährungswirtschaft. Mit einem Anteil von 6,3% an den Gesamtexporten war RUS vor dem
Embargo laut polnischem Statistikamt (GUS) der drittwichtigste Exportmarkt für POL, nach DEU und UK. Im Jahre 2013
wurden Agrargüter im Wert von 1,25 Mrd. Euro nach RUS exportiert, hier vor allem Obst und Gemüse, Käse und Quark
und Schweinefleisch. Bei einzelnen Warengruppen lag der Anteil der Exporte nach RUS an den Gesamtexporten
überdurchschnittlich hoch wie z.B. Äpfeln (ca. 60%), Kohlgemüse (ca. 50%) und Käse (ca. 20%). Vor diesem Hintergrund
waren die Befürchtungen groß, dass Polen im europäischen Vergleich überdurchschnittlich unter den Auswirkungen des
Embargos leiden werde.
Trotz der anfänglich zahlreichen sehr negativen Prognosen hat sich der Absatz landwirtschaftlicher Produkte und somit die
Gesamtlage des Sektors im Lauf des Jahres 2014 jedoch überwiegend zufriedenstellend entwickelt. Die infolge des RUSEmbargos erwarteten Einbrüche im Absatz blieben bei den meisten Produkten aus. Zwar sind die Preise bei zahlreichen
Agrargütern unter zusätzlichem Druck einer durchweg guten Ernte gefallen, was zu sinkenden Einkommen bei den
Landwirte geführt hat (durchschnittlich 5% im Vergleich zu 2013). Jedoch konnte die für den russischen Markt bestimmte
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Produktion teilweise auf anderen Märkten abgesetzt werden. Bei Äpfeln konnten durch einen starken Anstieg des Konsums
im Inland große Teil der Überschüsse auf den heimischen Markt umgelenkt werden. Gleiches gilt für die
Schweineproduktion. Auch hier nahm angesichts gefallener Konsumentenpreise der Durchschnittsverbrauch im Inland um
mehrere Kilogramm zu.
POL konnte trotz Embargo sogar die Exporte von Agrargütern um 4,5% steigern. Die Steigerung ist auf höhere Exporte in
die EU aber auch nach Afrika und Asien zurückzuführen. Mit tatkräftiger Unterstützung der Regierung erschließt sich die
Agrar- und Ernährungswirtschaft erfolgreich neue Drittlandsmärkte. Unter Experten herrscht daher die Ansicht vor, dass
die Branche das Embargo überwiegend gut verkraftet hat und Erfolge im Export auch ohne den russischen Absatzmarkt
erzielt werden können.
Vor diesem Hintergrund haben die lautstark erhobenen Forderungen nach Stützungsmaßnahmen der EU seitens der
Landwirte und der Politik im Frühjahr 2015 deutlich an Intensität verloren. Dennoch sind viele Landwirte nach wie vor mit
ihrer Einkommenssituation unzufrieden. Eine durch Bauerngewerkschaften ins Leben gerufene landesweite
Protestbewegung mit dem Ziel der Verbesserung der Einkommenssituation dominierte in den ersten Monaten des Jahres
2015 das innenpolitische Geschehen. Unter dem Eindruck einer schlechten Presse und mangelndem Verständnis in der
Bevölkerung für die Forderungen der als privilegiert angesehenen Landwirte, ist die Protestbewegung im Frühjahr 2015
abgeflaut. Die Proteste fanden in den Medien große Beachtung und haben in der Öffentlichkeit eine kritische Diskussion
über Privilegien der Landwirte (beitragsfreie Rente, günstige Krankenversicherung und geringe Steuern) und die
Förderpolitik der vergangenen Jahre ins Leben gerufen. Erstmalig wurde in Polen in der breiten Öffentlichkeit über Sinn
und Zweck der EU-Zahlungen für die Landwirtschaft diskutiert und deren Verteilung in Polen kritisch hinterfragt. So z.B.
auch die Frage, ob die gegenwärtig überwiegend nach dem Gießkannenprinzip erfolgte Verteilung der Gelder nicht dazu
beigetragen hat, die überwiegend unrentablen und unproduktiven Strukturen in der Landwirtschaft zu zementieren.
Mit dem neuen Programm für landwirtschaftliche Entwicklung 2014-2020, dass im Dezember 2014 von der
Europäischen Kommission angenommen wurde, versucht die Politik, den dringend erforderlichen Strukturwandel
voranzutreiben. So werden Prämien für die Aufgaben kleiner Höfe gewährt und die Mindestgrößen der förderfähigen
Betriebe im Vergleich zur vergangenen Förderperiodedeutlich angehoben. Mit 15,5 Mrd. Euro, von denen 8,6 Mrd. Euro
aus EU-Mitteln stammen, handelt es sich um das finanzstärkste Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum innerhalb
der EU. Das Programm setzt konsequent auf die Modernisierung mittelgroßer Betriebe. Diese sollen langfristig das
Rückgrat der polnischen Landwirtschaft bilden. Mehrere Maßnahmen dienen darüber hinaus dazu, den zahlreichen auf
Selbstversorgung ausgerichteten polnischen Kleinstbetrieben Erwerbsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb der
Landwirtschaft zu eröffnen und somit der Abwanderung aus den ländlichen Gebieten vorzubeugen.
Auch im Jahre 2014 hielt der Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) die polnischen Veterinärbehörden in
Atem. Mit Stand Mai 2015 wurden 57 Fälle bei Wildschweinen und drei Fälle bei Hausschweinen gemeldet, alle im
Nordosten Polens nahe der weißrussischen Grenze. Die Regierung setzt seit Ende April 2015 ein zusätzliches
Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Seuche um, das zusätzliche Auflagen für die Schweinehaltung in der erweiterten
Schutzzone beinhaltet. Zusätzlich setzt man stärker als bisher auf die Reduktion des Wildschweinbestandes.
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Länderbericht Polen
Situation im Bereich Landwirtschaft, Ernährung
und Agrarwirtschaft
Die polnische Land- und Ernährungswirtschaft ist historisch bedingt durch sehr heterogene Strukturen geprägt. Im Jahre
2014 gab es ca. 1,42 Mio. landwirtschaftliche Betriebe, von denen ca. 1,3 Mio. Direktzahlungen erhalten haben. Viele
Betriebe produzieren ausschließlich oder hauptsächlich für den Eigenbedarf. Eventuelle Überschüsse werden auf den
lokalen/regionalen Märkten verkauft. Laut Schätzungen der Bank für Agrarwirtschaft produzieren nur etwa 700.000
Betriebe in größerem Umfang für den Markt. Die Flächenausstattung beträgt bei ca. 50% der Betriebe weniger als 5 ha, die
durchschnittliche Betriebsgröße lag im Jahr 2014 bei 10,48 ha. Neben der geringen Betriebsgröße beschränken häufig auch
die unwirtschaftliche Zersplitterung von Besitzflächen, die unzureichende Infrastruktur auf dem Land, der geringe
Organisationsgrad in der Landwirtschaft und nährstoffarme Böden die Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe.
Dem gegenüber stehen hochmoderne Großbetriebe, die – z.T. mit internationalen Partnern –so leistungsfähig produzieren,
dass Polen seit 2003 Nettoexporteur landwirtschaftlicher Produkte ist. Die Anzahl derartiger Großbetriebe ist in den letzten
Jahren moderat angestiegen. Dennoch bewirtschaften in Polen gegenwärtig nur ca. 2,2 % der Betriebe mehr als 50 ha.
Seit dem Beitritt zur EU im Jahre 2004 hat sich der Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse mehr als vervierfacht. Die
Land- und Ernährungswirtschaft gehört damit zu den Wirtschaftssektoren, die in den vergangenen Jahren am stärksten
gewachsen sind. Die Bedeutung des Sektors für die Gesamtwirtschaft nimmt damit stetig zu. Parallel dazu ist auch das
Einkommen der Landwirte stark gestiegen (zwischen 2003 und 2013 um mehr als 150%). Laut Angaben des Polnischen
Statistikamtes liegen die Einkommen landwirtschaftlicher Haushalte inzwischen sogar deutlich über denjenigen, die einer
Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft nachgehen. Zusätzlich sind die Direktzahlungen spürbar gestiegen und liegen
mit durchschnittlich 246 Euro pro Hektar inzwischen nur geringfügig unter dem europäischen Durchschnitt.
Die positive Gesamtlage der polnischen Landwirtschaft darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass diesem Sektor
gravierende Strukturveränderungen bevorstehen, die erhebliche soziale und politische Spannungen mit sich bringen
dürften. Der Grund dafür ist die geringe Rentabilität der in Polen vorherrschenden Klein- und Kleinstbetriebe. Aufgrund
der schwachen Infrastruktur im ländlichen Raum und des weitgehenden Fehlens von Beschäftigungsalternativen erfüllen
diese Betriebe in vielen Teilen des Landes eine wichtige soziale Pufferfunktion. Experten schätzen, dass bis zum Jahre
2020 ca. 370.000 Kleinbetriebe wegfallen werden.
Die Politik bemüht sich aber, auch in Zukunft möglichst vielen Polen eine Beschäftigung in der Landwirtschaft zu sichern
und möglichst viele Betriebe am Leben zu halten. Aus diesem Grunde sollen in Polen mittelfristig mehr Betriebe mittlerer
Größe entstehen, die die Regierung für dauerhaft überlebensfähig hält. Zentrales Element dieser Politik ist ein Anfang 2012
in Kraft getretenes Gesetz zur Begrenzung der Größe landwirtschaftlicher Betriebe, mit Hilfe dessen der Verkauf
staatlicher Flächen, die gegenwärtig verpachtet werden, an kleinere und mittlere Familienbetriebe vorangetrieben werden
soll. Noch im Jahre 2015 soll eine Novelle des Agrarstrukturgesetzes verabschiedet werden, mit der dieser Ansatz
fortgeschrieben und die Spekulation mit Ackerland verhindert werden soll. Auch im Rahmen des Programms für ländliche
Entwicklung 2014-2020 wurde der Förderschwerpunkt auf kleine und mittelgroße Betriebe gelegt. Um Kleinstbetrieben
eine Überlebensperspektive zu bieten, wird mit dem Programm auch der Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte aus
hofeigener Produktion gefördert (z.B. durch den Bau von Markthallen bzw. Verkaufsständen). Parallel dazu wurden im
Frühjahr 2015 die rechtlichen Regelungen zur Direktvermarktung hofeigener verarbeiteter Produkte vereinfacht.
Landwirte, die in ihren Betrieben selbst Lebensmittel (mit dem Ziel der Direktvermarktung) herstellen wollen, erhalten
zusätzlich finanzielle Unterstützung.
Landwirte in Polen genießen außerdem immer noch großzügige Sozialleistungen und Privilegien des Staates, die für die
zahlreichen Kleinbauern überlebenswichtig sind und deren durchgreifende Reform und Abschaffung für zahlreiche
Kleinbetriebe das Aus bedeuten dürfte. Landwirte können sich gegenwärtig äußerst kostengünstig bei der eigens für
Landwirte eingerichteten Sozialversicherungsanstalt (KRUS) renten- und krankenversichern und zahlen trotz geplanter
Reformen immer noch keine Einkommenssteuer.
Landwirtschaftliche Produktion
Polen liegt mit einem Produktionswert von ca. 23 Mrd. Euro (zum Vergleich in Deutschland 53 Mrd. Euro) innerhalb der
EU auf dem siebten Platz. Im Jahr des EU-Beitritts 2004 lag der Produktionswert der Landwirtschaft noch bei 15 Mrd.
Euro, wuchs dementsprechend im vergangenen Jahrzehnt um 65%. Der höchste Produktionswert in der Landwirtschaft
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wird in den Bereichen Fleisch (33%) und Milch (17%) erzielt. Neben Getreide (insbesondere Weizen und Roggen) und
Raps (16%) sind auch Obst und Gemüse (13%) von großer Bedeutung. Eine Rekordernte machte das Land 2012 zum
weltweit größten Erzeuger von Himbeeren. Innerhalb der EU hält Polen die Spitzenposition bei Äpfeln, Champignons und
Geflügelfleisch. Spitzenplätze belegt Polen ferner bei der Produktion von Beeren, Kartoffeln, Roggen und Zuckerrüben.
Polen ist innerhalb der EU der drittgrößte Produzent von Getreide und Zucker und der viertgrößte Produzent von Milch und
Schweinfleisch.
Agrarexporte
Wie bereits in den Vorjahren konnte auch im Jahr 2014 ein neuer Rekordwert bei der Ausfuhr polnischer Agrargüter
erreicht werden. Die Branche gilt inzwischen als Motor der polnischen Exportwirtschaft. Die größten Zuwächse beim
Export in die EU konnten 2013 im Handel mit Deutschland verzeichnet werden. Etwa ein Viertel der Exporte gehen
inzwischen nach Deutschland.
Polens Agrar- und Ernährungswirtschaft ist seit dem EU-Beitritt gewachsen und erweist sich äußerst exportstark. Infolge
der Integration in die EU wurde massiv in die Agrar-und Ernährungswirtschaft investiert mit der Folge, dass viele Betriebe
heute auf dem neuesten Stand der Technik produzieren. Die hohe Qualität der Erzeugnisse und der vergleichsweise
günstige Preis angesichts eines anhaltend schwachen Zloty befördern den Export. Inzwischen werden ca. 30% der
Agrargüter exportiert. Der Anteil der Branche an den gesamten polnischen Ausfuhren im Jahre 2014 ist inzwischen auf
13% gewachsen und wird zunehmend zu einem bedeutenden Standbein der polnischen Exportwirtschaft. Der in der
Branche befürchtete deutliche Rückgang der Exporte im Jahre 2014 infolge des RUS-Embargos ist nicht eingetreten. Die
noch im Sommer geäußerten Befürchtungen der auf den Export ausgerichteten Produzenten erwiesen sich als übertrieben.
Mit Ausnahme der Exporte von Obst und Gemüse (-18%) und von Schweinefleisch (-14%) hat sich der Export polnischer
Agrargüter trotz Embargo im Jahre 2014 überwiegend positiv entwickelt. In vielen Branchen konnte die Produktion infolge
günstiger Preise auf neuen Märkten abgesetzt werden. Der Export polnischer Agrargüter konnte nach ersten Schätzungen
sogar um ca. 4,5% gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Es wurden Agrargüter im Wert von 21,4 Mrd. Euro
exportiert. Polen konnte in diesem Bereich einen Handelsüberschuss von ca. 6 Mrd. Euro erwirtschaften. Experten gehen
jedoch davon aus, dass die polnische Agrar- und Ernährungswirtschaft ohne den Importstopp ein deutlich besseres Ergebnis
erzielt hätte, da sich der anhaltende Wachstumskurs der polnischen Landwirtschaft in der ersten Jahreshälfte des Jahres
2014 als besonders dynamisch erwies. Die Erfolge im Export basieren weitgehend auf sehr niedrigen Preisen. Teilwiese
wird die Ware 10-20% billiger als von westeuropäischen Exporteuren angeboten, auch weil manche polnischen Exporteure
im Ausland einander unterbieten. Die Fähigkeit, über geringe Preise zu konkurrieren, gilt inzwischen jedoch als ausgereizt.
Experten gehen davon aus, dass die aktuellen Wachstumsraten dauerhaft nur dann gehalten werden können, wenn es zu
weiteren Konsolidierungen in der Lebensmittelverarbeitung kommt und die Anstrengungen im Export gebündelt werden.
Traditionell exportiert Polen hauptsächlich Fleisch- und Milchprodukte, Backwaren, Obst und Gemüse, Tabak und
geräucherten Fisch. Speziell bei Geflügel sind die Zuwächse groß. Im Jahre 2014 war POL erstmals der größte Produzent
von Geflügelfleisch innerhalb der EU. Geflügelfleisch hat inzwischen einen Anteil von 40% an den gesamten
Fleischexporten. Das Land ist daneben ein bedeutender Exporteur von Fisch. Laut Angaben des
Landwirtschaftsministeriums verfügt Polen über die größte Fischzucht in Aquakulturen innerhalb der EU. Auch
verarbeitetes Obst aus Polen geht verstärkt ins Ausland. Aufgrund einer steigenden Obsternte festigt Polen seine Position
als wichtiger Anbieter.
Auch wenn immer noch rund 80% der Exporte in andere EU-Staaten gehen, gelingt es Polen zunehmend, sich neue Märkte
z.B. in Asien und Afrika zu erschließen. Im Jahre 2014 öffnete Kanada seinen Markt für polnische Äpfel. Der Zugang zum
indischen Markt für Äpfel steht nach Angaben des LW-Ministeriums unmittelbar bevor. Seit 2014 dürfen ferner zahlreiche
polnische Michproduzenten nach China exportieren. Der mit Abstand wichtigste Abnehmer ist jedoch nach wie vor
Deutschland, gefolgt vom Großbritannien, Frankreich und Tschechien.
Im Jahre 2014 wurden Waren im Wert von 4,8 Mrd. Euro nach Deutschland verkauft (Exporte aus Deutschland nach Polen:
3,1 Mrd.). Dies entspricht einem Zuwachs von ca. 2,1% gegenüber dem Vorjahr. Polen exportiert hauptsächlich
Räucherfisch (Lachs), Geflügel, Obstsäfte (vor allem Apfelsaft) und Rapssaat. Zugelegt haben im vergangenen Jahr vor
allem die Exporte von Weizen (+20%), Geflügelfleisch (+17%, Milch und Sahne (+15%). Deutschland exportiert hingegen
vorwiegend Schweinefleisch, Schokoladen und kakaohaltige Erzeugnisse, lebende Schweine und Futtermittel nach Polen.
Hier konnten die größten Zuwächse bei Schweinefleisch und lebenden Schweinen verzeichnet werden.
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Länderbericht Polen
Die wichtigsten Produktgruppen im Handel von Agrargütern zwischen Deutschland und Polen (2014):
Importe aus Polen
Wert
Exporte nach Polen
Wert
Räucher- und Trockenfisch
486 Mio. Euro
Schweinefleisch
370 Mio. Euro
Geflügelfleisch
293 Mio. Euro
Schokoladen und Kakaoerzeugnisse
227 Mio. Euro
Fruchtsäfte (vor allem Apfelsaft) 272 Mio. Euro
Lebende Schweine
133 Mio. Euro
Rapssamen
248 Mio. Euro
Tierfuttermittel
171 Mio. Euro
Fischkonserven
203 Mio. Euro
Feine Backwaren
149 Mio. Euro
Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung 2015, eigene Zusammenstellung
Daten und Fakten zur Lage in einzelnen landwirtschaftlichen Sektoren:
Schwein
Die Schweineproduktion in Polen steckt seit mehreren Jahren in Schwierigkeiten. Viele Produzenten mussten wegen
mangelnder Rentabilität die Produktion begrenzen oder total schließen. Der Schweinebestand fiel 2013 auf nur 11,2 Mio.
Tiere. Im Jahre 2007 hatten polnische Landwirte noch 18 Mio. Schweine gehalten. Laut Experten benötigt Polen 16 Mio.
Schweine zur Selbstversorgung. Für das Jahr 2014 zeichnet sich nach ersten Schätzungen jedoch erstmals ein Ende des
Abwärtstrends ab. Der Bestand ist nach Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr leicht auf ca. 11,3 Mio. Schweine
gestiegen. Nach ersten Schätzungen wurden 2014 rund 1,7 Mio. t Schweinefleisch produziert (2013: 1,6 Mio. t). Dennoch
ist die Krise nicht überwunden. Die Preise für Schweinefleisch sind 2014 infolge des RUS-Embargos, der Afrikanischen
Schweinpest aber auch des zunehmenden Preisdrucks großer Einzelhandelsketten stark gefallen (ca. 5% im Vergleich zu
2013). Experten rechnen in 2015 mit zahlreichen Insolvenzen in der Branche.
Das Landwirtschaftsministerium hat Anfang 2013 eine Strategie für den Wiederaufbau der Schweinzucht bis 2030
entwickelt. Das Anfang 2014 von der Regierung verabschiedete Programm zur Umsetzung des Europäischen
Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) 2014-2020 legt im Bereich „Modernisierung der
landwirtschaftlichen Betriebe“ demgemäß einen Schwerpunkt auf die Förderung der Ferkelproduktion. Landwirte können
Zuschüsse in Höhe von bis zu 215.000 Euro aus diesem Fonds für den Ausbau der Ferkelproduktion erhalten. Experten
haltend dies jedoch für nicht ausreichend, um den Bestand wieder auf ein Niveau zu bringen, das die Selbstversorgung
sichert. Der Verzehr von Schweinfleisch nimmt zwar insgesamt zu (pro-Kopf-Verbrauch ca. 38,5 kg), dennoch importiert
Polen seit 2008 mehr als es exportiert, hauptsächlich aus Dänemark und Deutschland. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 5,5
Mio. Schweine importiert, davon 1 Mio. Schlachttiere und 4,5 Mio. für die Mast. Hoffnung setzt die Branche in dieser
Hinsicht auf die neuen EU-Vorschriften zur Herkunftsangabe bei Fleisch, da davon ausgegangen wird, dass polnische
Verbraucher heimische Ware der Importware aus Deutschland oder Dänemark vorziehen werden. Hauptursache für den
Niedergang ist neben der ASP-Krise nach Ansicht von Experten die strukturell bedingte schwache Wirtschaftlichkeit der
Produktion. Der durchschnittliche Schweinebestand eines Halters in Polen beträgt 39 Tiere. Bei der Sauenhaltung
dominieren Bestände von bis zu 9 Sauen (über 90%). Nur 1% der Betriebe verfügen über Bestände von mehr als 200
Sauen.
Rind
Der Pro-Kopf-Verbrauch beim Rindfleisch ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, 2014 wurde in Polen mit 1,6 kg
pro Person nur noch ein Bruchteil der Menge verzehrt, die noch Mitte der 90er Jahre üblich war (16 kg/Jahr). Ungeachtet
dessen gab es in diesem Bereich nur einen geringen Rückgang bei der Produktion, die 2013 nach ersten Schätzungen bei
ca. 360.000 t lag. Der Anteil an der Gesamtfleischproduktion in Polen beträgt ca. 10 % (Schweinfleisch ca. 48 % und
Geflügel ca. 35 %). Der Exportanteil der Produktion ist in den letzten Jahren stetig gewachsen auf mittlerweile ca. 90 %.
Ein Großteil des Fleisches wird im Einklang mit Koscher- und Halal-Vorschriften geschlachtet und wird in muslimisch
geprägte Länder oder nach Israel exportiert. Allein 30% des Exports gehen in die Türkei. Die Branche litt bis Ende 2014
unter einem Urteil des polnischen Verfassungsgerichtes, das im Jahre 2012 einer Klage von Tierschützern stattgegeben
hatte und das Schächten von Rindern gemäß Koscher- und Halal-Vorschriften unter Berufung auf das Tierschutzgesetz
verbot. Mit Urteil vom 10. Dezember 2014 hat das Verfassungsgericht jedoch einer Klage des Verbandes der jüdischen
Gemeinde stattgegeben und das Verbot der betäubungslosen rituellen Schächtung unter Berufung auf die Religionsfreiheit
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aufgehoben. Seitdem ist die betäubungslose rituelle Schächtung bis auf weiteres nach Maßgabe der Verordnung (EG) Nr.
1099/2009 erlaubt.
Die Qualität des polnischen Rindfleischs ist vergleichsweise gering, was immer noch auf Zuchtpraktiken der 80er und 90er
Jahre zurückzuführen sein dürfte, als Polen vorwiegend auf Bullen setzte und Rindfleisch fast ausschließlich in Wurst
verarbeitet wurde. Allmählich scheint hier umgesteuert zu werden durch Änderung der Zuchtmethoden und gezielte
Zuchtprogramme. Wegen des im Vergleich zu Schweinefleisch höheren Preises, der Qualität, aber auch geringer Kenntnis
hinsichtlich der Zubereitung ist die Inlandsnachfrage gering. Es ist jedoch geplant, durch gezielte Werbekampagnen den
Verzehr von Rindfleisch in Polen in den nächsten Jahren populärer zu machen.
Geflügel
Im Jahre 2014 ist die Produktion und der Verkauf von Geflügelfleisch erneut stark gestiegen und erreichte nach ersten
Schätzungen ca. 2,1 Mio. t. Nach Angaben von Branchenvertretern ist Polen damit seit 2014 der größte Produzent von
Geflügelfleisch innerhalb der EU. Dieser Zweig gilt inzwischen als der dynamischste Sektor in der polnischen
Landwirtschaft. Seit dem EU-Beitritt ist die Produktion um 250% gewachsen. Gewachsen sind sowohl der
Inlandsverbrauch (1995: 10 kg/Kopf, 2014: 27 kg/Kopf) als auch der Export, der inzwischen über 30 % der Produktion
aufnimmt. Vor allem der Export in Drittländer gewinnt an Bedeutung.
Ähnlich wie in den anderen Sektoren existieren in Polen sehr heterogen Strukturen in der Geflügelwirtschaft. Neben großen
existieren auch viele kleine Haltungsformen. Die größte Produktion entsteht momentan in Nordmasowien und soll ca. 2,4
Mio. Hühner fassen. Die meisten Hähnchenmäster haben ihren Sitz in Großpolen und Nordmasowien. In diesen Regionen
erfolgt in der Regel auch die Schlachtung und Verarbeitung. Mit Drosed (LDC-Gruppe), Animex (Smithfield Foods Inc)
und der PHW-Gruppe (Wiesenhof) sind drei große ausländische Firmen auf dem Markt aktiv. Die PHW-Gruppe übernahm
2002 den bekannten polnischen Geflügelproduzenten Drobimex und kooperiert nach bekanntem Geschäftsmodell mit
Landwirten in der Region um Stettin.
Die hohe Wettbewerbsfähigkeit der polnischen Produktion ist maßgeblich auf die niedrigen Schachtpreise zurückzuführen,
die etwa 30% unter dem EU-Durchschnitt liegen. Die günstigen Preise erklären Branchenvertreter u.a. mit regional
niedrigen Preisen für Futtermittel sowie der Tatsache, dass polnische Produzenten überwiegend keine festen Lieferverträge
eingegangen sind und somit freier auf dem Markt agieren können. Mit Sorge blickt die Branche auf eine mögliche
Einführung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung bei unverarbeitetem Fleisch. Man befürchtet Absatzeinbußen in
anderen EU-Mitgliedsstaaten, da Verbraucher vermutlich heimisches Fleisch bevorzugen würden.
Milch
Nach ersten Schätzungen konnte Polen seine Milchproduktion im Jahre 2014 gegenüber dem Vorjahr um ca. 6-7% steigern.
Zusammen mit Absatzschwierigkeiten infolge des RUS-Embargos hat dies im Jahre 2014 erheblichen Druck auf die Preise
ausgeübt. Nachdem Anfang 2014 noch Rekordpreise von über 35 Cent erreicht wurden, pendelte sich der Ankaufspreis
gegen Ende 2014 bei knapp unter 30 Cent ein. Die Marktpreise für Rohmilch lagen 2014 etwa 18% unter dem Durchschnitt
in der EU.
Zusätzlich zu den niedrigen Preisen drohen der Branche Strafzahlungen in Höhe von bis zu 250 Mio. Euro für die
Überschreitung der Milchquote im letzten Quotenjahr um ca. 8 Prozent. Ungeachtet dessen werden die Zukunftsaussichten
der Branche nach dem Ende der Quote jedoch überwiegend positiv bewertet. Experten bescheinigen der Milchproduktion
in Polen ein enormes Produktionspotential, sowohl was die Produktion als auch die Verarbeitung angeht und rechnen
mittel- bis langfristig mit einer Produktionssteigerung von bis zu 30%. Allerdings erfordere dies eine Welle neuer
Investitionen in Produktion und Verarbeitung sowie die weitere Förderung des Absatzes im Inland. Letzterer hat im
vergangenen Jahr stark zugenommen. Jeder Pole verbrauchte im Jahre 2014 durchschnittlich 210 Liter (in Vollmilchwert
umgerechnet). Experten führen dies vor allem auf das intensiv genutzte Schulmilchprogramm der EU zurück, sehen bei
einem Milchkonsum in dieser Höhe allerdings einen Höchststand erreicht. Große Hoffnungen setzt die Branche auf den
Export. Dieser entwickelt sich trotz RUS-Embargo sehr dynamisch. Im Jahre 2014 wurden Milchprodukte im Wert von 1,8
Mrd. Euro (+15%) exportiert. Stark zugelegt haben vor allem die Exporte von Milchpulver (+70%), Milch und Sahne
(+26%). Hauptexportartikel bleibt jedoch Käse.
Jahre 2014 wurden in Polen ca. 12,7 Mio. Tonnen Milch produziert. Dies bedeutet einen leichten Anstieg gegenüber 2013
und eine Fortsetzung des moderaten Anstiegs der letzten Jahre, obwohl gleichzeitig der Milchviehbestand gegenüber 2004
von 2,8 Mio. auf 2,3 Mio. Milchkühe gesunken ist. Der Zuwachs der Milchmenge ist auf eine erhebliche Steigerung der
Milchleistung um 23 % (5360 kg/Jahr) zurückzuführen. Die Anzahl der Milchproduzenten geht seit dem Beitritt im Jahre
2004 kontinuierlich zurück und liegt gegenwärtig bei 144.700, dies entspricht einem Rückgang um mehr als 50%. Kleine
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Betriebe verschwinden zunehmend aus dem Markt, der Anteil größerer nimmt hingegen zu. Hat ein Betrieb im Jahre 2005
noch durchschnittlich 27 Tonnen Milch produziert so sind dies im Jahre 2014 bereits 68 Tonnen. Der Präsident des
Verbandes der Milchgenossenschaften geht davon aus, dass die Anzahl der Milchproduzenten weiter zurückgehen wird und
dauerhaft nur 100.000 Betriebe überleben werden. Ca. 180 Firmen beschäftigen sich mit der Verarbeitung von Milch,
wobei mehr als die Hälfte der Milch in 22 Betrieben verarbeitet wird. Die dominierende Form sind Genossenschaften, die
über 70% der Mich verarbeiten. Mit Hochland und Zott gehören 2 deutsche Firmen zu den zehn größten Molkereien in
Polen. Die größte Schwäche des Sektors liegt in den relativ hohen Transportkosten, die auf die immer noch recht
kleinteilige Produktion (durchschnittliche Herdengröße: 14 Kühe) sowie darauf zurückzuführen sind, dass sich die
Ankäufer von Milch in wenigen Landesteilen konzentrieren, vorrangig im Osten und Westen des Landes. Experten fordern
seit längerem eine Konsolidierung des Sektors mit staatlicher Unterstützung, um eine Effizienzsteigerung und
Kostensenkung bei der Verarbeitung zu erreichen. Polnischen Molkereien gelten ferner als zu klein, um sich dauerhaft im
internationalen Wettbewerb behaupten zu können. So liegt z.B. Mlekpol, der größte Milchproduzent in Polen, weltweit nur
auf dem 30. Platz.
Ökologische Lebensmittel
Bislang haben ökologische hergestellte Produkte am gesamten Lebensmittelmarkt in Polen erst einen Anteil von 0,2%
(Deutschland ca. 4%). Obwohl der Absatz von Bioprodukten somit vergleichsweise klein ist, weist der Markt ein großes
Wachstumspotential auf. Die Umsätze mit Ökoprodukten dürften nach ersten Schätzungen 2014 ca. 650 Mio. bis 700 Mio.
Zloty (ca. 160 bis 170 Mio. Euro) erreicht haben. Für verpackte Öko-Produkte gaben die Polen 2013 laut dem
Marktforschungsinstitut Euromonitor International rund 250 Mio. Zloty (ca. 60 Mio. Euro) aus. Noch wirken sich jedoch
die relativ hohen Preise und das immer noch zu geringe Angebot im Einzelhandel bremsend auf die Nachfrage aus.
Gleichzeitig nimmt die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe und der Hersteller stetig zu. Größtes Hindernis für die
weitere Entwicklung der Branche bleiben bis auf weiteres die kleinteiligen Produktionsstrukturen und uneffektive
Vertriebswege.
Die Anzahl der Hersteller von Bio-Lebensmitteln wächst in Polen stetig und lag 2013 bei ca. 400. Beliefert werden sie von
über 27.000 Öko-Landwirten mit einer Anbaufläche von über 500.000 ha. Die Flächen, auf denen ökologische
Lebensmittel angebaut werden, haben sich demnach seit 2004 mehr als verfünffacht. Das Interesse an Öko-Produkten ist
jedoch immer noch gering: lediglich 8% der polnischen Konsumenten geben in Umfragen an, mindestens einmal
wöchentlich biologische Lebensmittel einzukaufen. Die Pro-Kopf-Ausgaben hierfür sollen umgerechnet ca. 3 Euro
(Deutschland ca. 74 Euro) betragen, doch weichen Angaben der Analysten stark voneinander ab. Ein Großteil (laut
Schätzungen ca. 40%) der in Polen hergestellten Biolebensmittel wird nach Deutschland exportiert und dort unter
bekannten Markennamen verkauft. Überwiegend beschränkt sich der Export jedoch auf Rohstoffe zur Weiterverarbeitung
durch deutsche Biobetriebe.
Hemmend auf die Entwicklung der Branche wirken sich vor allem die hohen Kosten und das immer noch zu geringe
Angebot im Einzelhandel aus. Die Preise für Bio-Lebensmittel werden in Polen nach Ansicht von Experten erst dann
sinken, wenn sich der Markt vergrößert, was wiederum einen Anstieg der Nachfrage nach sich ziehen würde. Preistreibend
wirken gegenwärtig vor allem die Transportkosten, die zum einen wegen der kleinteiligen Produktion, aber auch wegen der
geringen Anzahl der Einzelhändler noch sehr hoch sind. Gegenwärtig gibt es in Polen kaum Großhändler und
Transportunternehmen, die sich auf den Vertrieb ökologisch hergestellter Lebensmittel spezialisiert haben. Häufig fehlt es
vollständig an funktionierenden Vertriebssystemen, so dass Landwirte ihre Produkte nur regional vermarkten können. Viele
Höfe haben daher Schwierigkeiten, ihre Produkte überhaupt zum Kunden zu bringen. Praktisch in jedem Segment gibt es
wegen der spezifischen Anforderungen beim Transport von Bioprodukten Probleme. Auf Konsumentenseite führt dies
dazu, dass Kunden nicht das Angebot an Bio-Lebensmitteln finden, das sie erwarten.
Bio-Lebensmittel leisten sich wohlhabendere Polen, die auch in Zeiten allgemeiner Kaufzurückhaltung darauf nicht
verzichten. Somit erweist sich diese Sparte als krisensicher. Diese kleine Käuferschicht lässt sich auch nicht durch im
Vergleich zu Deutschland teilweise deutlich höhere Preise vom Kauf abhalten. Bioprodukte werden gerne auch für Kinder
gekauft. Ideologische Motive spielen beim Kauf kaum eine Rolle. Die Hinwendung zu ökologischen Lebensmitteln ist
maßgeblich der Tatsache geschuldet, dass Polen eine gesunde Lebensweise zunehmend mit gesundem Essen in Verbindung
setzen. Für viele dürfte es sich bei „Bio“ vor allem aber um ein „Lifestyle-Produkt“ handeln.
Länderbericht Polen
9
Chancen und Risiken
Polen als Absatzmarkt wird angesichts des wachsenden Wohlstandes der Verbraucher immer attraktiver und bietet vor
allem in qualitativ höheren Segmenten längerfristig viele Chancen. Vor allem aufgrund der Nachfrage einer kaufkräftigen
Oberschicht in den Großstädten finden sich immer mehr hochwertige Markenprodukte auf dem polnischen Markt. Auch
wenn die Nachfrage nach Qualitätsprodukten stetig steigt, darf dies jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Polen in
der Regel immer noch der Preis über den Kauf eines Produktes entscheidet, zumal das Einkommen der meisten Polen im
EU-Durchschnitt nach wie vor äußerst niedrig ist. Der Wettbewerb zwischen Produkten findet daher überwiegend über den
Preis statt.
Chancen
Interessant ist der polnische Markt durch das anhaltend stabile Wachstum der polnischen Wirtschaft und die damit
einhergehende Stärkung der Kaufkraft der polnischen Konsumenten. Polen hat in den letzten Jahren eine eindrucksvolle
Entwicklung durchlaufen und sich zu einer stabilen Volkswirtschaft entwickelt, die 2012 unter den Nationalökonomien in
der EU den neunten Rang belegt hat. Polen konnte auch während der EU-Schuldenkrise ein Abgleiten in die Rezession
vermeiden und in den letzten Jahren durchgängig Wirtschaftswachstum verzeichnen. Für 2015 wird ein Wachstum von
3,4 % erwartet. Die gute Konjunktur, die mehr Beschäftigung und höhere Löhne mit sich bringt, führt in Polen zu
wachsenden Umsätzen im Einzelhandel und zunehmender Nachfragen nach hochwertigen Produkten.
Polen hat etwa 40 Mio. Einwohner und damit den größten Absatzmarkt unter den neuen Mitgliedstaaten. In Polen genießen
deutsche Produkte ein hohes Ansehen. Oftmals sind Polen diese Produkte bereits durch Aufenthalte in Deutschland
vertraut. Die polnische Bevölkerung ist sehr konsumfreudig und nach wie vor Produkten aus dem Ausland gegenüber
neugierig und aufgeschlossen und anders als viele ihrer westlichen Nachbarn immer noch begierig nach Neuheiten. Die
Kaufgewohnheiten der Kunden orientieren sich zunehmend am Westen, wodurch vor allem fertig verpackte Produkte an
Popularität gewinnen. Hinzu kommt, dass sich in den großen Städten zunehmend typische Essgewohnheiten ändern und
westeuropäischen Gewohnheiten annähern, was wiederum Marktchancen für neue Produkte bietet. So wird in Polen z.B.
das traditionell eher untypische süße Frühstück immer beliebter, wovon u.a. Hersteller von Nuss-Nougatcremes stark
profitieren konnten. Stark gewachsen ist auch der Absatz von Getreideflocken und Müsli zum Frühstück. Die Nachfrage
nach diesen Produkten hat sich in Polen im vergangenen Jahrzehnt um 40% erhöht. Ein Ende dieses Trends ist vorerst nicht
abzusehen.
Für deutsche Unternehmen dürfte besonders der Bereich Tiefkühl- und Fertiggerichte interessant sein. Der Marktanteil
dieser Gerichte wächst angesichts sich ändernder Lebens- und Konsumgewohnheiten seit Jahren beständig. Darüber hinaus
werden auch Feinkost und Qualitätsprodukte wie z.B. Wurst-, Käse und Schinkenspezialitäten, hochwertige Süßwaren,
Wein, Mineralwasser und innovative Erfrischungsgetränke in Polen immer beliebter. Vor allem die kaufkräftige
Oberschicht in den Großstädten, die gerne in exklusiven Feinkostketten wie z. B. Piotr & Pawel oder Alma fördert diesen
Trend. Auch wenn die Nachfrage nach Qualitätsprodukten also steigt, so darf dies jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,
dass in Polen in der Regel als Hauptkriterium der Preis über den Kauf eines Produktes entscheidet, zumal das Einkommen
der meisten Polen im EU-Durchschnitt nach wie vor niedrig ist (durchschnittliches Bruttoeinkommen 2014: 3.783PLN =
ca. 904 Euro). Der Wettbewerb zwischen den Produkten findet daher überwiegend über den Preis statt. Der Anteil der
Ausgaben für Lebensmittel an den Gesamtausgaben ist seit dem EU-Beitritt tendenziell sinkend, liegt aber immer noch
deutlich über dem Durchschnitt der EU. Polen geben mit rund 20% einen erheblichen Anteil ihres Einkommens für
Lebensmittel aus (in Deutschland: 11 %).
Während die Entwicklung im Bereich der Hypermärkte stagniert oder zurückgeht, haben vor allem im Zuge der Expansion
von Biedronka und Lidl die Umsätze von Discountläden stark zugelegt. Zweistellige Zuwachsraten sagen Experten für das
Discounter-Segment auch in den nächsten Jahren voraus. Gegenwärtig werden bereits über 30 % der Verkaufserlöse in
diesem Segment erzielt. Drei von vier Polen gehen bereits heute mindestens einmal im Monat zum Discounter. Vor allem
Biedronka verfügt mit inzwischen über 2500 Filialen und 15 Distributionszentren über ein dichtes Netz in Polen und ist
damit absoluter Marktführer mit nahezu marktbeherrschender Stellung im Discounterbereich (gefolgt von Lidl, Netto und
Aldi). Eine Besonderheit des polnischen Einzelhandels ist der nach wie vor hohe Anteil so genannter Nachbarschafts- oder
„Tante-Emma-Läden“. Diese Läden müssen zwar zunehmend dem wachsenden Angebot großer Supermärkte und
Discounter weichen. Immer mehr kleine unabhängige Läden schließen sich Franchisesystemen an.
Die besten Wachstumschancen in den nächsten Jahren sehen Experten bei Mineralwässern, innovativen
Erfrischungsgetränken, Kaffeeprodukten, Fertiggerichten, Wein und ebenso bei den in Polen noch wenig verbreiteten
funktionellen Lebensmitteln. Bei Alkohol geht der Trend zu „leichten“ Produkten, der Absatz von Hochprozentigem geht
10
Länderbericht Polen
zurück. Gleichzeitig stagniert der polnische Biermarkt. Laut Experten werden die Umsätze 2015 bestenfalls auf
Vorjahresniveau bleiben. Darunter leiden vor allem die Großkonzerne. Handwerks- und regionale Brauereien feiern
dagegen mit Nischenbieren immer größere Erfolge, genau wie Importeure. Wein wird in Polen zwar immer beliebter, sein
Pro-Kopf-Verbrauch ist unterschiedlichen Schätzungen zufolge aber noch vier- bis zehnmal niedriger als in Deutschland.
2013 erreichte der Weinabsatz ein Volumen von 107 Millionen Liter, das sind 73 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.
Insgesamt wurde damit ein Verkaufswert von 2,1 Milliarden Zloty erzielt (umgerechnet 500 Millionen Euro). Positiv
entwickelt sich auch der Export deutschen Weins nach Polen. Von 2011 auf 2014 stieg der Wert der exportierten deutschen
Weine um 40 Prozent, die Menge um 18 Prozent. Auch der Durchschnittspreis legte in diesem Zeitraum von 1,77 Euro auf
2,06 Euro pro Liter zu. Im Jahre 2014 wurden 33 000 Hektoliter deutsche Weine im Wert von sieben Millionen Euro nach
Polen ausgeführt.
Einzelmeldungen zufolge verkauft sich Wein im Land an der Weichsel am besten in der Preisklasse 17 bis 20 Zloty (ca. 45 Euro) pro Flasche. Am beliebtesten sind Tafelweine (62 % Marktanteil). Bevorzugt werden einfache, halbsüße und
trockene Weine. Der Verkauf wird zunehmend über Discounter (Biedronka und Lidl) abgewickelt (ca. 44%). Diese spielen
mittlerweile eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Weinmarktes. Einige Marken konnten sich u.a. durch gezielte
Werbemaßnahmen etablieren und verfügen über hohe Marktanteile (z.B. Fresco, Carlo Rossi, Cin&Cin und Sophia).
Deutscher Wein hat in Polen nach wie vor einen schweren Stand. Experten loben zwar die gute Qualität und betonen, dass
deutsche Weißweine (vor allem Riesling) sich hervorragend mit polnischen Gerichten kombinieren lassen. Polnische
Verbraucher assoziieren mit deutschen Weinen jedoch nach wie vor überwiegend süße Weißweine minderer Qualität wie
z.B. Liebfrauenmilch. Das Angebot deutscher Weine in Supermärkten ist dementsprechend in der Regel auf preiswerte und
süße Weißweine beschränkt. Die Mehrzahl polnischer Importeure stuft hochwertige deutsche Weine wegen geringer
Bekanntheit, relativ hoher Preise und schwer verständlicher Etiketten als schwer verkäuflich ein. Deutschland ist daher im
Vergleich zu anderen Weinbaunationen in Polen kaum als ernstzunehmender Anbieter bekannt. Da der polnische
Konsument jedoch experimentierfreudig und weitgehend frei von Weintradition ist, lohnt das Engagement in Polen, auch
wenn zunächst viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.
Risiken
Der Anteil von im Ausland hergestellten Produkten in polnischen Supermärkten ist relativ gering. Die großen
internationalen Supermarktketten können eigenständig entscheiden, welche Produkte sie in die Regale aufnehmen, ohne
Vorgaben aus ihren Konzernzentralen z.B. in Frankreich oder Deutschland. Dies hat zur Folge, dass in Supermärkten über
90 % der Produkte in Polen hergestellt sind. Mehrere Einzelhandelsketten werben zunehmend mit dem hohen Anteil
heimischer Produkte und greifen damit den Trend bei Verbrauchern zu heimischen Produkten auf. Um als
Lebensmittelhersteller Produkte in den Regalen polnischer Supermärkte zu platzieren, muss erheblicher Aufwand betrieben
werden. Bevor ein teures Vertriebsnetz aufgebaut oder Handelsvertreter in Polen beauftragt werden, ist es ratsam, zunächst
auf internationalen Messen den Kontakt zu polnischen Händlern zu suchen. So informieren sich sämtliche polnischen
Firmenzentralen regelmäßig auf der Anuga oder der PLMA über neue Produkte. Hypermärkte und Große Supermarktketten
mit Ausnahme der Discounter verlangen in der Regel Gebühren (Boni) für die Aufnahme neuer Produkte ins Sortiment und
erwarten oft verkaufsbegleitende Promotionsaktivitäten. Die Auslieferung an Hypermärkte erfolgt in der Regel an die
Zentrallager. Für den weiteren Vertrieb müssen nochmals ca. 4-5 % des Preises an die Hypermärkte gezahlt werden. Große
Discounterketten wie Biedronka werden hingegen auch direkt beliefert. Allerdings verfügt Biedronka inzwischen über ein
großes Netz von Zentrallagern. Diese Kette davon zu überzeugen, neue Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen, erfordert
nach Erfahrungsberichten deutscher Unternehmer jedoch einen sehr langen Atem. Im Bereich Fertig- und Tiefkühlgerichte
gibt es jedoch bereits mehrere deutsche Hersteller, die diese Kette beliefern.
Zu berücksichtigen ist auch die im Vergleich zu Deutschland stark unterschiedliche Struktur des Einzelhandels in Polen mit
einem hohen Anteil so genannter Nachbarschaftsläden, die einzeln anzusprechen einen erheblichen Aufwand bedeutet. Ein
Risiko für deutsche Exporteure liegt in dem schwankenden Kurs des Zlotys. Er lag 2014 im Jahresdurchschnitt bei 4,1852 1
Zloty (PLN) = 1 Euro, 0,24 Euro = 1 Zloty (PLN). Der Zloty hatte zwischenzeitlich gegenüber dem Euro immer wieder
erheblich an Wert verloren. Mit erneuten Schwankungen wird auch in Zukunft zu rechnen sein.
Länderbericht Polen
11
Ausblick
Der Wachstumskurs der polnischen Land- und Ernährungswirtschaft wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Der
Sektor verfügt über erhebliches Wachstumspotential, das langfristig ein Aufsteigen Polens in die Liga der großen
Lebensmittelproduzenten in der EU neben Frankreich und Deutschland möglich macht. Landwirtschaftsminister Sawicki
geht davon aus, dass die Produktion von Agrargütern vergleichsweise einfach um 40% Prozent gesteigert werden könne.
Die polnische Agrarwirtschaft nutze gegenwärtig nur ca. 65% ihres Produktionspotentials. Experten sehen großes
Entwicklungspotential vor allem bei Milch, Rind- und Geflügelfleisch und Obst und Gemüse. Dieses Potential basiert
neben den erheblichen Fördermitteln, die in den kommenden 7 Jahren für die Modernisierung der Betriebe und die
Verbesserung der Infrastruktur auf dem Land bereit stehen, vor allem auch auf dem hohen Anteil junger Landwirte (ca.
15% unter 35 Jahre), die gute Voraussetzungen für die Modernisierung und Vergrößerung ihrer Betriebe vorfinden. Die
staatliche Agentur für Immobilienbesitz (ANR) verfügt immer noch über große Flächen Ackerland, die zu
Vorzugsbedingungen an Landwirte aus der unmittelbaren Umgebung vergeben werden. Der Beruf Landwirt gilt in Polen
als attraktiv, so dass sich die Branche auch keine Sorgen um Nachwuchs machen muss. Auf der Rangliste der am meisten
angesehenen Berufe in Polen belegt der Landwirt den 9. Platz. Ob das in der Landwirtschaft vorhandene Potential
vollständig gehoben werden kann, hängt jedoch maßgeblich davon ab, ob strukturelle Schwächen überwunden und der
geringe Organisationsgrad verbessert werden kann. Denn auch nach über 10 Jahren EU-Mitgliedschaft gilt die polnische
Landwirtschaft in großen Teilen als wenig produktiv. Die 3%, mit denen die Land- und Ernährungswirtschaft zum BIP
Polens beiträgt, werden nach wie vor von ca. 13 % der in POL Beschäftigten erwirtschaftet. Die Produktivität ist immer
noch ca. 60% niedriger als in Westeuropa. Eine aktuelle McKinsey-Studie vom Januar 2015 geht davon aus, dass Polen bis
2025 zu einem der größten Lebensmittelproduzenten in Europa aufsteigen könnte, wenn strukturelle Defizite bereinigt
werden. Dazu gehört nach Ansicht der Autoren der Studie vor allem die Angleichung der durchschnittlichen
Betriebsgrößen an westeuropäische Vergleichswerte. Ferner müssten mehr Anreize für Vertragsanbau, Pacht und die
Organisation in Produzentengruppen gesetzt werden, um die Erträge zu steigern. Schließlich bedürfe es einer
Neuorientierung weg von der Herstellung einfacher Agrarrohstoffe hin zu der Herstellung hochwertiger verarbeiteter
Lebensmittel.
Aber auch als Absatzmarkt für deutsche Lebensmittel dürfte Polen in den kommenden Jahren stetig attraktiver werden.
Steigende Löhne und ein anhaltend hohes Wirtschaftswachstum sorgen für zunehmende Kaufkraft bei den polnischen
Verbrauchern, was zu einer steigenden Nachfrage vor allem bei qualitativ hochwertigen Lebensmitteln führen wird.
Kontakte
Deutsche Botschaft Warschau
ul. Jazdów 12
00-467 Warszawa
Tel. + 48 22 58 41 925
Fax + 48 22 5841 729
[email protected]
Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer (AHK Polen)
ul. Miodowa 14
00-952 Warszawa
Tel. + 48 22 53 10 500
Fax + 48 22 53 10 600
[email protected]
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Länderbericht Polen
Anhang: Länderprofil
Ländername: Republik Polen (Rzeczpospolita Polska)
Größe: 312.679 Quadratkilometer
Hauptstadt: Warschau (Großraum) mit circa 1,7 Millionen Einwohnern
Bevölkerung: 38,5 Mio. (Zensus 2011), 123 Einwohner pro Quadratkilometer, Zuwachsrate: 0%
Landessprache: Polnisch
Religionen / Kirchen: (Stand 2011) Katholiken (33,7 Millionen), Orthodoxe (156.000), Zeugen Jehovas (137.000),
Lutheraner (71.000), Reformierte, Methodisten, Altkatholiken, Juden, Muslime
Regierungsform: Parlamentarische Demokratie (Zweikammerparlament) und Präsident mit (eingeschränkten) exekutiven
Vollmachten
Staatsoberhaupt: Staatspräsident Bronisław Komorowski, seit 06.08.2010
Regierungschef: Ministerpräsidenin Ewa Kopacz, Bürgerplattform (PO), Amtsantritt 15.September 2014
Verwaltungsstruktur: Zentralverwaltungssystem mit Elementen von regionaler/örtlicher Selbstverwaltung, 16
Woiwodschaften, 379 Kreise, 2478 Gemeinden
Mitgliedschaften in internationalen Organisationen: Polen ist Mitglied in über 350 internationalen/supranationalen
Organisationen, u. a. Vereinte Nationen, EU, NATO, OSZE, OECD, WTO, Europarat, Weltbank, ILO, IMF, EZB,
UNESCO, FAO, UNICEF, WHO, UNHCR, ITU, GATT, WMO, UPU, ICAO, IMO, UNCTAD, UNDP, UNIDO, WIPO,
UNEP, IFC, IAEA, EBRD, EURATOM, ESA, Ostseerat, IRENA etc.
Wechselkurs: 2014 1 Zloty (PLN) = 0,24 EUR; 1 EUR = 4,1852 Zloty (Jahresdurchschnitt)
Bevölkerung (2014)
38.5 Mio.
Bevölkerungsdichte (2014)
123 Einwohner pro qkm
Bevölkerungswachstum pro 1000 (2014)
0,1
Erwerbstätige (2014)
14,2 Mio.
Arbeitslosenquote (2014)
11,5 %
Wert
BIP-nominal
BIP-Wachstum-real
BIP pro Kopf
Inflationsrate-Verbraucherpreise
Umrechnungskurs
(Jahresdurchschnitt)
Quelle: Polnisches Statistikamt (GUS)
Angaben in
Mrd. US-$
%
US-$
%
1 € = 1 PLN
2011
516
4,5
13.385
3,9
4,12
2012
490
2,0
12.710
3,7
4,19
2013
518
1,7
13.434
0,8
4,2
2014
548
3,4
14.222
0,1
4,18
1 US-$ = 1 PLN
2,96
3,26
3,16
3,15
Länderbericht Polen
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II. Agrarwirtschaftliche Daten
Landwirtschaftliche Nutzfläche 2013 in Tausend ha
•
•
•
•
14.609
Ackerland
Dauerkulturen
Dauergrünland
Sonstige Flächen
10.313
890
3.207
199
Waldfläche
9.369
Anzahl landwirtschaftlicher. Betriebe (2013)
Durchschnittliche Betriebsgröße (2014)
Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (2013)
Erwerbstätige in der Landwirtschaft (2013)
Beitrag der Landwirtschaft zum BIP (2013)
1,42 Mio.
10,48 ha
142.500
2,2 Mio.
3,3 %
Produktionswert (insgesamt) wichtiger Agrarerzeugnisse in PLN/US-$ und Tausend Tonnen
Produkt
Getreide
Ölsaaten
Schlachttiere (Rind, Kälber,
Schwein, Geflügel, Schafe,
Ziegen u.a.)
Kuhmilch
Kartoffeln
Gemüse
Obst
2013
(Wert in Mio.PLN/US$)
1US$ = 3,16 PLN
20.570 / 6.509
k.A.
26.162 / 8.279
2012
(Wert in Mio.PLN/US $)
1 US$ = 3,26 PLN
22.930/ 7.034
k.A.
26.829 / 8.230
2013
(Menge in
Taus. t)
2012
(Menge in
Taus. t)
28.455
2.703
5.206
28.544
1.866
5.279
17.054 / 5.397
4.198 / 1.328
8.837 / 2.797
6.355 / 2.011
15.206 / 4.664
4.065 / 1.247
7.131 / 2.188
5.371 / 1.648
12,3Mrd. l
7.111
4.986
3.522
12,3 Mrd. l
8.740
5.430
3.286
Quelle: Statistisches Jahrbuch über Agrarwirtschaft 2014
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Abteilung 6 - EU-Politik, Internationale Zusammenarbeit, Fischerei
Wilhelmstraße 54
10117 Berlin
Gestaltung Umschlag
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Text:
Friedemann Kraft, Deutsche Botschaft Warschau
Druck
BMEL
Weitere Informationen:
www.agrarexportfoerderung.de
www.bmel.de
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