Publikationen Jörg Ullmann (Diplom-Biologe), Dr. Martin Ecke (Diplom-Chemiker) Algen: Chlorella, AFA, Spirulina Die „belebte Welt“ wird, vereinfacht dargestellt, heutzutage in drei große Gruppen unterteilt: 1. Die Eubacteria, dabei handelt es sich um die „Echten Bakterien“, 2. Die Archaea, zumeist extremophile Bakterien und 3. Die Eukaryotes, zu denen die Pflanzen, Tiere und Pilze gezählt werden. AFA (Aphanizomenon flos-aquae) und Spirulina sind Cyanobakterien (Blaualgen) und gehören damit zu den „Echten Bakterien“. Chlorella dagegen ist eine eukaryotische „echte“ Pflanze. Das zeigt deutlich, daß „Alge“ ein Sammelbegriff für Organismen ganz unterschiedlichen Ursprungs ist. Alles was irgendwie im Wasser lebt und Licht zum Leben braucht, wird als „Alge“ bezeichnet. Der Mensch gehört, wie die Chlorella auch, zu den Eukaryotes. Auf die phylogenetischen Verwandtschaftsverhältnisse reduziert heißt das, daß der Mensch mit der Chlorella näher verwandt ist, als die Chlorella mit der Spirulina oder AFA. Chlorella AFA Spirulina Dies verdeutlicht, daß verallgemeinernde Aussagen bezüglich ernährungsphysiologischer Eigenschaften von „Algen“ mit Sicherheit nicht gemacht werden können. Chlorella ist die bestuntersuchteste Pflanze der Welt, da sie als Modellorganismus in der botanischen Forschung seit über 100 Jahren verwendet wird. Die Wirkungen auf den tierischen und menschlichen Organismus sind seit ca. 80 Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Die Unbedenklichkeit bei der Verwendung von sauber kultivierter Chlorella als Lebensmittel ist eindeutig belegt. Ähnlich gut untersucht ist die Wirkung von reiner Spirulina, die in einigen Kulturkreisen schon seit vielen hundert Jahren fester Bestandteil des Speiseplanes ist. Der hohe Gehalt an Proteinen, ungesättigten Fettsäuren, sowie einer Vielzahl an Mineralien und Vitaminen prädestiniert Chlorella und Spirulina für eine wertvolle Ergänzung der menschlichen Ernährung. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen belegen zudem ausgeprägte immunmodulatorische Eigenschaften diverser Inhaltsstoffe dieser Algen, was sie für Anwendungen im medizinischen Bereich interessant macht. Auch AFA enthält vergleichbare Mengen an Proteinen und Vitaminen. AFA wird aus dem Oberen Klamath See in Oregon, USA geerntet. Problematisch ist: AFA tritt in dieser natürlichen Umgebung vergesellschaftet mit anderen Blaualgen auf. Das Bundesinstitut für Risikobewertung schreibt dazu: Bei den sogenannten AFA-Algen, volkstümlich auch als blaue oder blaugrüne Uralgen bezeichnet, handelt es sich um Cyanobakterien (Aphanizomeon flos-aquae). Von diesen Organismen ist bekannt, dass bestimmte Stämme Gifte bilden, die das Nervensystem angreifen und schädigen können. Außerdem können sie mit anderen Cyanobakterien verunreinigt sein, die leberschädigende Gifte (Microcystine) erzeugen. Untersuchungen in den USA haben gezeigt, dass getrocknete AFA-Algen je nach Zeitpunkt der Ernte erhebliche Mengen solcher Microcystine enthalten können. Auch Nahrungsergänzungsmittel, die aus AFA-Algen hergestellt wurden, können deshalb mit Microcystinen belastet sein (siehe hierzu auch: http://ehpnet1.niehs.nih.gov/docs/2000/108p435-439gilroy/abstract.html). Laut dieser amerikanischen Studie war der Gehalt in über 70% der untersuchten Proben so hoch, dass die täglich tolerierbare Aufnahmemenge bei einer empfohlenen täglichen Verzehrsmenge von 2 g Algen zum Teil erheblich überschritten wurde. Da Nahrungsergänzungsmittel täglich über einen längeren Zeitraum konsumiert werden, ist bei einer chronischen Belastung des Organismus mit derart großen Microcystin-Mengen eine Gefährdung der Gesundheit nicht auszuschließen. Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV); 08/2002