Poster - Universität Bonn

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Fachbereich
Ökologie der
Kulturlandschaft
-Tierökologie-
Die Bedeutung des Arzneifenchels (Foeniculum vulgare Mill., Apiaceae) für
die Volksentwicklung der Honigbiene (Apis mellifera L.)
Einleitung
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, die eine zunehmende Verarmung der Kulturlandschaft an Trachtaspekten zur Folge hat, kann es bei Honigbienen zu Futter- und Pollenmangel kommen. Gerade im Spätsommer
in der die Honigbienen auf eine gute und heterogene Honig- und Pollenversorgung angewiesen sind, kommt es häufig zur Unterversorgung. Honigbienen benötigen von Juli bis September viel Honig und Pollen um die
sogenannten Winterbienen aufzuziehen, die für den Fortbestand des gesamten Bienenvolkes im Winter sorgen. Kommt es während dieser Zeit zur Mangelversorgung der Brut, verfügen die daraus schlüpfenden Bienen über
eine zu geringe Lebenserwartung und die Überwinterung des gesamten Bienenvolkes ist gefährdet.
Geeignete Nahrungsversorgung für Honigbienen
Hintergrund der vorliegenden Arbeit war zum einen die Tatsache, dass sich nicht jeder Honig gleich gut für die
Überwinterung von Bienenvölkern eignet - insbesondere Wald- und Heidehonig weisen hierfür z.B. einen zu hohen
Ballaststoffgehalt auf - und das zum anderen seit einigen Jahren der Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen auch in
Deutschland zunimmt. Während Arznei- und Gewürzpflanzen wie der Fenchel seit langer Zeit vom Menschen geschätzt
bzw. angebaut werden und über die Trachtrelevanz der meisten Pflanzenarten für Honigbienen und andere Bestäuber
hinlänglich bekannt ist, liegen z.B. beim Arzneifenchel nur wenige Informationen über seine Eignung als Nektar- und
Pollenquelle für Honigbienen vor. Auch seine Bedeutung für die Volksentwicklung ist damit weitestgehend unbekannt. Das
Ziel dieser Arbeit war es daher, die Bedeutung der floralen Ressourcen des Arzneifenchels Foeniculum vulgare Mill. für die
Volksentwicklung der Honigbiene Apis mellifera L. zu untersuchen.
Material und Methoden
Da die Fenchelbestände zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingesät wurden, wurden die Untersuchungen an den
Versuchsvölker von Mitte Mai bis Anfang Oktober durchgeführt, um z.B. das Pollensammelverhalten im Jahresgang
abbilden zu können. Hierzu wurden unter anderem Pollenanalysen, Honiganalysen und Populationsschätzungen
durchgeführt. Für die Pollenanalysen wurden Pollenproben
aus Polenfallen verwendet (Abb. 2). Um die
Herkunftsbestimmung des Honigs durchführen zu können, wurde dieser zunächst zu einer einheitlichen Charge gerührt, eine
Probe bei 1000g zentrifugiert und das entstandene Sediment auf einen Objektträger überführt. Die anschließende
Auswertung erfolgte mittels der Pollenanalyse nach DIN 10760.
Darüber hinaus wurde auch eine Stockwaage eingesetzt, um die Gewichtsveränderungen einzelner Völker genau
dokumentieren zu können. Die Versuche fanden im Jahr 2014 auf einem konventionell bewirtschafteten Betrieb und auf
Flächen der Lehr- und Forschungsstation der Universität Bonn ‘Campus Klein-Altendorf‘ statt.
Abb. 1
Abb.2
Fenchel Foeniculum vulgare
Arzneifenchel auch bitterer Fenchel genannt, gehört zur Familie der Doldengewächse
(Apiaceae) und ist eine einjährige, zweijährige oder ausdauernde, 1 bis 2 Meter hohe
Pflanze. Die gelben Blüten sind in Doldenform angeordnet und blühen von Juli bis
Oktober (1. Anbaujahr) bzw. vom Juni bis Juli (ab dem 2. Anbaujahr).
Abb. 6
Honiganalyse:
Die Ergebnisse der Analysen machen deutlich, dass Honigbienen neben Pollen auch Nektar in den Blüten
des Arzneifenchels sammeln (Abb. 7). Wenn die Völker einen großen Bestand (ca. 7 ha bei SwisttalHeimerzheim) befliegen konnten, dann stieg der Fenchelpollenanteil auf durchschnittlich 12% an und
zählte damit zu den fünf Hauptkomponenten des analysierten Honigs (Abb. 8).
Ergebnisse
Pollenanalyse:
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass Honigbienen den Arzneifenchel gezielt anflogen, um Nektar
und Pollen zu sammeln, die sie den Bienenstock eintrugen. Der Fenchelanteil an den Gesamtproben war dabei
an jedem der drei Bienenstandorte unterschiedlich hoch (Abb.1, 3, 4). Die Menge der Pollen variierte deutlich
in Abhängigkeit von der Größe des Fenchelbestands, von der Verfügbarkeit anderer nutzbarer Trachten im
Umfeld der Bienenvölker, den Witterungsbedingungen – insbesondere der Temperatur - und der Entfernung
des Fenchelbestands vom Standort der Bienenstöcke.
Abb. 3
Abb. 7
Abb. 4
Abb. 8
Populationsschätzungen:
Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Populationsdynamik zeigen, das die durchschnittliche Anzahl der
Bienen insgesamt um 58% und die Anzahl der offenen bzw. verdeckelten Brutzellen um 51% zurückging
(Abb.5 u. 6). Aufgrund dieses Befundes ergeben sich Hinweise darauf, dass die Nutzung des Arzneifenchels
als Nektar- bzw. Pollenquelle sich negativ auf die Volksentwicklung der Honigbiene auswirken kann.
Abb. 5
Arbeitsgruppe
Arznei- und Gewürzpflanzen
Campus Klein-Altendorf
Klein-Altendorf 2
D–53359 Rheinbach
Abb. 6
Waagstockdaten:
Die unter einem Versuchsvolk
installierte elektronische Waage,
sammelte kontinuierlich Daten und
zeichnete sie auf. Darüber hinaus
waren diese Daten jederzeit auch
über die Homepage des FBI
(Fachzentrum Bienen und Imkerei
Mayen) abrufbar. So konnte in den
Monaten Juni und Juli am
Versuchsstand Swisttal-Heimerzheim
bei einem Versuchsvolk
eine
Gewichtszunahme von 22 kg
dokumentiert werden (Abb. 9). Da
jedoch im Versuchszeitraum neben
dem Fenchel noch zahlreiche weitere
Trachtpflanzen wie Edelkastanie
(Castanea) und Linde (Tilia) zur
Verfügung
standen,
ist
die
beobachtete Gewichtszunahme sicher
nicht allein auf die Nutzung des
Fenchels
als
Nahrungspflanze
zurückzuführen.
INRES – Fachbereich
Ökologie der Kulturlandschaft
Abteilung Tierökologie
Melbweg 42
D-53127 Bonn
Abb. 9
Dr. Andreé Hamm
Tel.: 0228/9101913
[email protected]
B.Sc. Thomas Rosenau
[email protected]
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