Text 1. Das menschliche Gehirn

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Das menschliche Gehirn
In zahlreichen Veranstaltungen wird immer wieder auf die Lern- und Arbeitserfolge
sowie die unglaubliche Komplexität unserer „grauen Zellen" hingewiesen. Dieser Begriff bezieht
sich übrigens auf die Ganglienzellen und marklosen Nervenfasern, die das zentrale
Nervensystem ausmachen und die nicht mit einer weißen Isolierschicht überzogen sind – daher
erscheinen sie gräulich.
Das Gehirn als Schaltzentrale
Wie viele Windungen das Gehirn tatsächlich hat, lässt sich nicht sagen. Was in den
Gehirnwindungen geschieht, ist auch heute noch in vielen Einzelheiten ungeklärt. Sicher ist laut
einer Studie der Goethe-Universität Frankfurt jedoch, dass Frauen über mehr Gehirnwindungen
als Männer verfügen. Weil es kleiner ist als sein männlicher Gegenpart, wird seine
Leistungsfähigkeit durch eine insgesamt größere Oberfläche und mehr Vernetzungen der
Nervenzellen untereinander erhöht.
Aber ob männlich oder weiblich: In jedem Fall ist das menschliche Gehirn die
Schaltzentrale, die unser Leben bestimmt. Das Gehirn koordiniert unsere Fähigkeit, uns zu
bewegen, zu fühlen, zu sehen, zu riechen, Worte und Zahlen zu bilden, uns mit anderen
Menschen auszutauschen, Musik zu hören und sogar selbst zu komponieren – kurzum: Was wir
sind und was uns als Menschen ausmacht, wird über unser Gehirn geregelt. In der Regel merken
wir gar nicht, was alles passieren muss, damit wir die Eindrücke und Informationen unserer
Umwelt wahrnehmen und umsetzen können.
Großhirn und Kleinhirn
Das Gehirn besteht aus drei Teilen:
- dem Großhirn (Cerebrum),
- dem Hirnstamm und
- dem Kleinhirn (Cerebellum).
Das Großhirn wird durch zwei Gewebemassen in die linke und die rechte Großhirnhälfte
geteilt. In der Mitte sind beide Hälften durch Nervenfasern, die sogenannten Balken, geteilt. Die
beiden Hirnhälften werden nochmals in die vier Hirnlappen unterteilt. Im Stirnlappen, der auch
Frontallappen genannt wird, wird erlerntes motorisches Verhalten einschließlich Sprache,
Stimmung und Denken kontrolliert. Im Scheitellappen (Parietallappen) werden die
Körperbewegungen koordiniert und die Sinneswahrnehmungen verarbeitet.
Im Hinterhauptlappen (Okzipitallappen) werden Licht- und Wahrnehmungsreize, die auf
die Augen treffen, zu Bildern zusammengesetzt, die für uns erkennbar sind. Der Schläfenlappen
(Temporallappen) erzeugt Erinnerungen und Gefühle. Hier können langfristig gespeicherte
Erinnerungen abgerufen und verarbeitet werden und Gespräche und Aktionen ausgelöst werden.
Über 100 Milliarden Nervenzellen im gesamten Körper sorgen dafür, dass Reize und
Informationen zum Gehirn geleitet werden und dass die "Antworten" des Gehirns an die
einzelnen Organe weitergeleitet und ausgeführt werden.
Großhirn und Hirnstamm
An der Basis des Großhirns lagern Basalganglien, Thalamus und Hypothalamus. Die
Basalganglien, eine Nervenzellenart, sorgen dafür, dass unsere Bewegungen flüssiger und
geschmeidiger ablaufen. Im Thalamus wird die Übertragung der Sinneswahrnehmungen an die
Großhirnrinde koordiniert und im Hypothalamus werden automatisch ablaufende
Körperfunktionen wie zum Beispiel die Körpertemperatur oder der Wasserhaushalt geregelt.
Andere entscheidende Körperfunktionen werden vom Hirnstamm überwacht. Atmung,
Schlucken, Herzschlag oder Stoffwechsel können nur dann funktionieren, wenn der Hirnstamm
intakt ist. Eine schwere Verletzung am Hirnstamm führt in der Regel in kurzer Zeit zum Tod.
Das Kleinhirn liegt genau über dem Hirnstamm unterhalb des Großhirns und ist für die
Koordination und Feinabstimmung der Körperbewegungen zuständig.
Das gesamte Gehirn ist von Hirnhäuten umgeben, die unseren Denkapparat zusammen
mit der knochigen Struktur des Schädels und dem Hirnwasser vor Beschädigungen schützen
sollen. Wer sich vor Augen hält, dass die äußere knöcherne Hülle des Schädels die
empfindlichen Nervenzellen und ihre neuronalen Netze schützt, der kann leicht verstehen, dass
Helme zum Schutz von Schädel und Gehirn beim Fahrradfahren, Reiten, Skifahren und vielen
anderen Sportarten lebenswichtig sind.
Erkrankungen von Gehirn und Nerven
Wie komplex die Leistungen unseres Gehirns sind, fällt oft erst dann auf, wenn es
ausfällt. Wer unter dem Stichwort "Erkrankungen von Gehirn und Nerven" sucht, der findet
unter anderem:
- Schmerzen, Kopfschmerzen
- Muskelschwäche, Krampfanfälle
- Multiple Sklerose
- Bandscheibenvorfall
- Gesichtslähmung, Schlaganfall
- Hirnhautentzündungen
- Störungen des Geruchs- und Geschmacksinn
und vieles mehr. In vielen Fällen können sich Menschen von Hirnschädigungen erholen.
Das ist unter anderem auch deshalb möglich, weil andere Regionen im Gehirn die Aufgaben des
ausgefallenen Bereiches übernehmen können. In einigen Fällen können auch mit Hilfe intensiver
Rehabilitationsmaßnahmen nur mühsame Fortschritte erzielt werden.
Hirnforscher weltweit arbeiten daran, die Funktionsweise des Gehirns noch genauer zu
entschlüsseln. Ohnehin ist die Hirnforschung noch eine relativ junge Wissenschaft: Erst die
Elektroenzephalografie (EEG) ermöglichte es überhaupt, die elektrische Aktivität von
Nervenzellgruppen zu messen. Damit wusste man aber nicht, in welchem Bereich innerhalb des
Gehirns sich die Aktivität abspielte. Moderne bildgebende Verfahren, die den Energiebedarf von
Hirnregionen messen, besitzen eine bis in den Millimeterbereich reichende Auflösung, die die
Frage nach dem Ort des Geschehens im Gehirn klären kann.
Unterstützt werden die Hirnforscher dabei vor allem durch die Entwicklung der
Informatik und der ultraschnellen Rechner. Die Frage, ob ein Hochleistungsrechner dem
menschlichen Gehirn überlegen ist, stellt sich schon lange nicht mehr. Eher wird inzwischen
umgekehrt gefragt, in wie weit detaillierte Modelle mit Hochleistungsrechnern den Prozessen
des menschlichen Supercomputers nahe kommen können.
Heilen und Forschen
Bis die Funktionsweise des Gehirns ganz entschlüsselt sein wird, werden noch unzählige
Jahre vergehen. Hirnforscher hoffen, innerhalb der nächsten zehn Jahre die wichtigsten
neurobiologischen und genetischen Grundlagen von Erkrankungen wie Alzheimer oder
Parkinson schneller zu erkennen und damit letztlich besser heilen oder wenigstens lindern zu
können. Auch eine neue Generation von Medikamenten gegen psychische Erkrankungen, die
direkt und möglichst ganz ohne Nebenwirkungen in bestimmten Hirnregionen wirken können,
sehen sie voraus.
Ein weiteres junges Feld der Forschung, die Neuroimmunologie, beschäftigt sich mit
Erkrankungen in allen Geweben des Nervensystems (Gehirn, Rückenmark, Nerven, Muskeln),
die durch immunologische Prozesse ausgelöst oder aufrechterhalten werden. Weil sich in den
letzten Jahren herausgestellt hat, dass auch bei degenerativen Krankheiten des zentralen
Nervensystems wie zum Beispiel Alzheimer Vorgänge im Immunsystem für das Fortschreiten
wesentlich sind, müssen auch neuroimmunologische Therapieansätze verfolgt werden.
Hirnforscher beschäftigen sich aber nicht nur mit Erkrankungen des Gehirns oder den
Folgen davon. Alles, was zum Beispiel mit Lernen zu tun hat, hat auch mit dem Gehirn zu tun.
Und der Spruch "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" scheint auch widerlegt zu
sein. Dahinter nämlich steckt die Annahme, dass die Entwicklung des Gehirns irgendwann in der
Jugend abgeschlossen ist und die neuronale Vernetzung dann ihren Endpunkt erreicht hat. Zwar
nimmt die Lernfähigkeit des Gehirns im Laufe des Alters ab, aber längst nicht in dem Umfang
wie bisher angenommen.
http://www.gesundheit.de/krankheiten/gehirn-und-nerven/neurologie/gehirn-und-nervendie-kommandozentrale-des-koerpers
Aufgaben:
1. Finden Sie die Bedeutungen der folgenden Wörter:
die Faser
das Nervensystem
die Isolierschicht
die Windung
die Leistungsfähigkeit
die Oberfläche
die Vernetzung
die Schaltzentrale
bestimmen
die Erinnerungen abrufen und verarbeiten
der Reiz
die Übertragung
der Wasserhaushalt
die Hirnhaut
der Denkapparat
die Muskelschwäche
der Krampfanfall
der Bandscheibenvorfall
die Gesichtslähmung
die Hirnhautentzündung
die Störung des Geruchs- und Geschmacksinn
die Aufgabe übernehmen
entschlüsseln
der Energiebedarf
unterstützen
die Lernfähigkeit
im Laufe des Alters
2. Lesen Sie den Text durch.
3. Übersetzen Sie den Text.
4. Verbinden Sie die Hirnlappen mit den Funktionen, für die sie verantwortlich sind.
Stirnlappen
Licht- und Wahrnehmungsreize
Scheitellappen
motorisches Verhalten
Stimmung und Denken
Schläfenlappen
Koordinierung der Körperbewegungen und
Verarbeitung der Sinneswahrnehmungen
Hinterhauptlappen
Erinnerungen und Gefühle
sowie
Sprache,
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