17. November 2015 Mit Märchen Widerstände überwinden

Werbung
Landesverband Berlin e.V.
Rudolfstr. 9 | 10245 Berlin
Julian Thiel
Referent für Öffentlichkeitsarbeit
Mobil: 0176 / 21190045
Fax:
030 / 21307 - 119
j.thiel(at)asb-berlin.de
www.asb-berlin.de
17. November 2015
Mit Märchen Widerstände überwinden
Märchenstunde fördert die Sprachkompetenz der Kinder in der ASB
Gemeinschaftsunterkunft Zehlendorf
„Hallo, hallo?“, zwei kostümierte Schauspieler betreten etwas schüchtern das gut
gefüllte Kinderspielzimmer der ASB Gemeinschaftsunterkunft in Zehlendorf. Vorsichtig
bahnen sie sich ihren Weg durch den Raum. Vorne angekommen schauen sie sich um
und machen große staunende Gesichter. Ein langes „Oooh!“ und ein erstauntes
„Aaaah!“, lassen sie dabei verlauten.
Davon abgesehen, verlaufen die ersten Minuten der Aufführung des Märchens ‚Hans
im Glück‘ jedoch vollkommen non-verbal. Gebannt verfolgen die rund 15 Kinder der
Unterkunft das Gebaren der beiden Schauspieler. Das Bühnenbild ist minimalistisch:
Eine Karte mit Illustrationen aus bekannten Märchen und einige Requisiten. Alle
Aufmerksamkeit liegt auf den beiden Schauspielern.
„Genau genommen haben wir es hier mit einer Schauspielerin und einem Pantomimen
zu tun“, erklärt Monika Panse, die Geschäftsführerin von Märchenland e.V.. Viele der
Kinder im Publikum sprechen noch kein oder nur wenig Deutsch. Auf diese Weise
können aber auch sie für das Märchen begeistert werden. „Deshalb gibt es am Anfang
kaum Sprache und viele Bilder“, erkärt Panse „das ganze Stück ist sehr interaktiv
gestaltet.“ Im Laufe des Stücks kommt immer mehr Sprache, beispielsweise in Form
von einfachen Reime, dazu. „Die Kinder sollen gar nicht mitkriegen, dass sie überhaupt
lernen.“
Märchenland e.V. – Das Zentrum für deutsche Märchenkultur, wurde 2004 gegründet
und organisiert jedes Jahr europaweit mehr als 1.500 Veranstaltungen für Kinder und
Erwachsene. Im Sommer 2015 veranstaltete Märchenland in Sachsen das Projekt
„Märchen öffnen Türen, die mit Gewalt nicht zu öffnen sind – Leben in zwei Welten“.
Das Projekt widmete sich Themen wie Migration, Rechtsradikalismus, Religion,
Demokratie, Integrität, Fernweh und Heimatliebe, die wesentlicher Bestandteil der
aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen sind.
Durch diese wertvollen Erfahrungen im Bereich Flüchtlingspolitik und Märchenkultur,
empfahl sich Märchenland für die Mitarbeit in den Flüchtlingsunterkünften. Das Projekt
findet in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
Landesverband Berlin e.V.
Rudolfstr. 9 | 10245 Berlin
Julian Thiel
Referent für Öffentlichkeitsarbeit
Mobil: 0176 / 21190045
Fax:
030 / 21307 - 119
j.thiel(at)asb-berlin.de
www.asb-berlin.de
statt. Ziel ist es die Sprache der Kinder vor dem Schuleintritt zu fördern und
gegebenenfalls Kitaplätze zu vermitteln.
Das Sprachberaterteam Steglitz-Zehlendorf setzt das Konzept des Senats vor Ort um.
„Das primäre Ziel ist es, dass die Kinder Deutsch sprechen können“, sagt Gabriele
Faupel, die Koordinatorin des Regionalen Sprachberaterteams für vorschulische
Sprachförderung im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Angesiedelt ist das Beratungsteam im
Beratungs- und Unterstützungszentrum für inklusive Bildung Steglitz-Zehlendorf
(BUZ).
Die Sprachberater gehen in den Unterkünfte und testen die Sprachkompetenz der
Kinder. „Sofern Sprachförderbedarf besteht, was meistens der Fall ist, melden wir das
dem Schulamt“, erklärt Faupel. Pro Berliner Bezirk wird eine Unterkunft ausgewählt, in
der dann fünf Theateraufführungen stattfinden. „Wir beraten die Mitarbeiter der
Unterkünfte mit Informationen und Lernmaterial, damit sie die Kinder eigenständig
fördern können“, sagt Faupel. Das Theater diene hierfür als emotionaler Türöffner.
„Theater könne in der Tat Türen öffnen, die mit Gewalt nicht zu öffnen seien“, stimmt
Panse zu. So habe man mit den Märchen ‚Hans im Glück‘, ‚Hänsel und Gretel‘,
‚Schneewittchen‘, ‚Hase und Igel‘ und ‚Die Bremer Stadtmusikanten‘, bewusst
Märchen gewählt, die Flüchtlingsthemen aufgreifen. Alle Geschichten handelten von
Widerständen, die es zu überwinden gilt. Die Moral der Geschichten sei laut Panse
immer dieselbe: „Am Ende lässt sich immer ein Weg finden.“
(3.722 Zeichen)
Foto 1: Die ersten Minuten des Stückes waren fast ausschließlich non-verbal.
Foto 2: Monika Panse ist seit 2004 Geschäftsführerin von Märchenland e.V..
Foto 3: Gabriele Faupel, die Koordinatorin des Regionalen Sprachberaterteams für
vorschulische Sprachförderung im Bezirk Steglitz-Zehlendorf.
Herunterladen