Landesverband Berlin e.V. Rudolfstr. 9 | 10245 Berlin Julian Thiel Referent für Öffentlichkeitsarbeit Mobil: 0176 / 21190045 Fax: 030 / 21307 - 119 j.thiel(at)asb-berlin.de www.asb-berlin.de 17. November 2015 Mit Märchen Widerstände überwinden Märchenstunde fördert die Sprachkompetenz der Kinder in der ASB Gemeinschaftsunterkunft Zehlendorf „Hallo, hallo?“, zwei kostümierte Schauspieler betreten etwas schüchtern das gut gefüllte Kinderspielzimmer der ASB Gemeinschaftsunterkunft in Zehlendorf. Vorsichtig bahnen sie sich ihren Weg durch den Raum. Vorne angekommen schauen sie sich um und machen große staunende Gesichter. Ein langes „Oooh!“ und ein erstauntes „Aaaah!“, lassen sie dabei verlauten. Davon abgesehen, verlaufen die ersten Minuten der Aufführung des Märchens ‚Hans im Glück‘ jedoch vollkommen non-verbal. Gebannt verfolgen die rund 15 Kinder der Unterkunft das Gebaren der beiden Schauspieler. Das Bühnenbild ist minimalistisch: Eine Karte mit Illustrationen aus bekannten Märchen und einige Requisiten. Alle Aufmerksamkeit liegt auf den beiden Schauspielern. „Genau genommen haben wir es hier mit einer Schauspielerin und einem Pantomimen zu tun“, erklärt Monika Panse, die Geschäftsführerin von Märchenland e.V.. Viele der Kinder im Publikum sprechen noch kein oder nur wenig Deutsch. Auf diese Weise können aber auch sie für das Märchen begeistert werden. „Deshalb gibt es am Anfang kaum Sprache und viele Bilder“, erkärt Panse „das ganze Stück ist sehr interaktiv gestaltet.“ Im Laufe des Stücks kommt immer mehr Sprache, beispielsweise in Form von einfachen Reime, dazu. „Die Kinder sollen gar nicht mitkriegen, dass sie überhaupt lernen.“ Märchenland e.V. – Das Zentrum für deutsche Märchenkultur, wurde 2004 gegründet und organisiert jedes Jahr europaweit mehr als 1.500 Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene. Im Sommer 2015 veranstaltete Märchenland in Sachsen das Projekt „Märchen öffnen Türen, die mit Gewalt nicht zu öffnen sind – Leben in zwei Welten“. Das Projekt widmete sich Themen wie Migration, Rechtsradikalismus, Religion, Demokratie, Integrität, Fernweh und Heimatliebe, die wesentlicher Bestandteil der aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen sind. Durch diese wertvollen Erfahrungen im Bereich Flüchtlingspolitik und Märchenkultur, empfahl sich Märchenland für die Mitarbeit in den Flüchtlingsunterkünften. Das Projekt findet in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Landesverband Berlin e.V. Rudolfstr. 9 | 10245 Berlin Julian Thiel Referent für Öffentlichkeitsarbeit Mobil: 0176 / 21190045 Fax: 030 / 21307 - 119 j.thiel(at)asb-berlin.de www.asb-berlin.de statt. Ziel ist es die Sprache der Kinder vor dem Schuleintritt zu fördern und gegebenenfalls Kitaplätze zu vermitteln. Das Sprachberaterteam Steglitz-Zehlendorf setzt das Konzept des Senats vor Ort um. „Das primäre Ziel ist es, dass die Kinder Deutsch sprechen können“, sagt Gabriele Faupel, die Koordinatorin des Regionalen Sprachberaterteams für vorschulische Sprachförderung im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Angesiedelt ist das Beratungsteam im Beratungs- und Unterstützungszentrum für inklusive Bildung Steglitz-Zehlendorf (BUZ). Die Sprachberater gehen in den Unterkünfte und testen die Sprachkompetenz der Kinder. „Sofern Sprachförderbedarf besteht, was meistens der Fall ist, melden wir das dem Schulamt“, erklärt Faupel. Pro Berliner Bezirk wird eine Unterkunft ausgewählt, in der dann fünf Theateraufführungen stattfinden. „Wir beraten die Mitarbeiter der Unterkünfte mit Informationen und Lernmaterial, damit sie die Kinder eigenständig fördern können“, sagt Faupel. Das Theater diene hierfür als emotionaler Türöffner. „Theater könne in der Tat Türen öffnen, die mit Gewalt nicht zu öffnen seien“, stimmt Panse zu. So habe man mit den Märchen ‚Hans im Glück‘, ‚Hänsel und Gretel‘, ‚Schneewittchen‘, ‚Hase und Igel‘ und ‚Die Bremer Stadtmusikanten‘, bewusst Märchen gewählt, die Flüchtlingsthemen aufgreifen. Alle Geschichten handelten von Widerständen, die es zu überwinden gilt. Die Moral der Geschichten sei laut Panse immer dieselbe: „Am Ende lässt sich immer ein Weg finden.“ (3.722 Zeichen) Foto 1: Die ersten Minuten des Stückes waren fast ausschließlich non-verbal. Foto 2: Monika Panse ist seit 2004 Geschäftsführerin von Märchenland e.V.. Foto 3: Gabriele Faupel, die Koordinatorin des Regionalen Sprachberaterteams für vorschulische Sprachförderung im Bezirk Steglitz-Zehlendorf.