Diabetes Schulung - Hausarzt Schongau West

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Internistische Praxis
Dr. med. Rupert Schmidt – Dr. med. Jiri Faltis
Diabetes – Schulung
1. Grundsätze
- Der Diabetes entsteht durch ein Ungleichgewicht an
Nahrungsaufnahme und Verbrennung; es wird bei uns im Allgemeinen
mehr Brennstoff (Zucker, Stärke, Fette) aufgenommen als verbrannt.
- Kohlenhydrate (Zucker, Stärke in Mehl, Nudeln, Gebäck, Reis und
Kartoffeln) dienen dem Organismus (im Gegensatz zu Fett und
Eiweiß) ausschließlich als Brennstoff, also als Energielieferant! Das
heißt logischerweise, dass man von diesem „Brennstoff“ auch nur
soviel zuführen darf, wie man auch verbrennt. Ein
Hochleistungssportler (z.B. Marathon-Läufer oder „Tour de France“Radler) kann und muss somit selbstverständlich deutlich mehr davon
konsumieren. Er hat nämlich keine Probleme, die aufgenommenen
Kohlenhydrate zu verbrennen. Anders sieht es aus, wenn man
bewegungsarm lebt. In Ruhe verbrennt der Körper nur wenig
Kohlenhydrate. Speichern kann der Organismus nur einen geringen
Teil davon: Ca. 40g in den Muskeln und ca. 400g in der Leber. Die
restlichen Kohlenhydrate, die weder verbrannt noch eingelagert
werden können, muss der Körper in Fett (Blutfette, Fettleber,
Bauchfett) umwandeln. Die Verfettung und Überernährung der Zellen
führt dann letztendlich zum Diabetes, da die Zellen sich vor weiterer
Überernährung schützen, indem sie ihre Fähigkeit reduzieren, Zucker
aufzunehmen. Dieser bleibt dann im Blut liegen (hohe
Blutzuckerwerte!) und treibt dort sein Unwesen:
2. Folgeerkrankungen
- Der Blutzucker fördert die Verkalkung der größeren Gefäße und
erhöht somit das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle,
Beingefäßverschlüsse und Durchblutungsstörungen; da diese
Erkrankungen häufige Todesursachen darstellen, verkürzt der
Diabetes also das Leben! Zudem stellen diese Krankheiten eine
massive Beeinträchtigung der Lebensqualität dar!
- Der Blutzucker schädigt aber auch die kleinsten Gefäße:
Augenschädigung bis zur Erblindung, Nierenschädigung bis zur
Dialyse, Wundheilungsstörungen bis zur Amputation können die
schreckliche Folge sein. In Deutschland ist der Diabetes die häufigste
Ursache für Erblindung und Nierenversagen!
- Der Diabetes schadet den Nerven: Gefühlsstörungen,
Missempfindungen, Schmerzen können die Folge sein.
Gefühlsstörungen an den Füßen können dazu führen, dass Druckstellen
nicht gespürt werden und somit offene Stellen an den Füßen entstehen,
die dann beim Diabetiker u.a. wegen der Durchblutungsstörung auch
noch sehr schlecht heilen. Besonders tragisch: Diabetiker spüren oft
einen Herzinfarkt nicht, wodurch sich die rechtzeitige Therapie
verzögert.
- Diabetiker bekommen leichter Infekte (Wundinfekte, Harnwegsinfekte
etc.
- Viele Probleme der Diabetiker entstehen durch eine Kombination aller
schädigenden Wirkungen!
- Zusätzliche Risikofaktoren (Rauchen, Cholesterin, Bluthochdruck etc.)
verstärken die schädigende Wirkung des Diabetes um ein Vielfaches!
Was kann man also dagegen tun?
3. Ernährung
- Die vorgeschlagene Ernährung ist für Feinschmecker absolut geeignet;
sie orientiert sich an der mediterranen Ernährung, also an der
Urlaubsküche! Nicht umsonst ist die Lebenserwartung in den
mediterranen Ländern besonders hoch!
- Die breite Basis der Ernährung soll aus 1/3 Obst und 2/3 Gemüse
(ohne Kartoffel) bestehen: Auberginen, Zucchini, Tomaten,
Paprika, Salate, Rettiche, Kohlsorten, Zwiebeln, Pilze, Gurken,
gelbe Rüben, Avocados, Spargel, Kräuter, Lauch, etc. und
natürlich frisches Obst, Beeren etc. Diese Nahrungsmittel sättigen
durch verdauungsanregende Ballaststoffe und Wasser und enthalten
hohe Mengen an bioaktiven Stoffen (Vitamine, Mineralstoffe,
Flavonoide etc.). Zum Gemüse gehören auch hervorragende Öle, am
besten Olivenöl, Rapsöl oder Walnussöl.
- An zweiter Stelle stehen die Eiweißträger, die wichtige Baustoffe für
Zellerneuerung und Wachstum liefern, aber auch für die Bildung von
Hormonen und für die Immunabwehr unabdingbar sind:
Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Nüsse, Hülsenfrüchte und
ungesüßte Milchprodukte sollen täglich auf den Tisch kommen.
Fettarme Varianten spielen hier nur dann eine Rolle, wenn der
Kaloriengehalt zur Gewichtsreduktion berücksichtigt werden muss.
- Die sogenannten „guten“ Kohlenhydrate wie Nudeln,
Vollkornprodukte oder Reis müssen deutlich seltener und in
geringerem Maße als bisher konsumiert werden! Wie wir gesehen
haben, dienen zucker- und stärkehaltige Lebensmittel eben nur zur
Energiegewinnung. Und hier sollten wir eben, wie beim Auto, nur
„tanken“, wenn der Tank auch wirklich leergefahren ist. Und selbst
dann sollte man den „Tank“ nicht überfüllen. Die evtl. vorhandenen
Ballaststoffe etc. bekommen wir vielfach aus Obst und Gemüse!
- Weißbrot, Brezen und Semmeln, aber auch Süßwaren und Kartoffeln
(viel schnell verwertbare Stärke!) sollten nur in geringem Umfang und
in Ausnahmefällen konsumiert werden.
Für Kartoffeln gilt: Je weniger verarbeitet, desto besser; also lieber
Pellkartoffel als Pommes oder Purée.
Für Schokolade gilt: Je höher der Kakaoanteil, desto besser; also
mindestens 70%- Kakao ist gesund, der Zucker schädlich.
- Gesüßte Getränke (Limonaden, Cola, Eistee etc.) sollten der
Vergangenheit angehören. Ideal sind Wasser, Mineralwasser,
ungesüßte Tees oder Kaffee. Zucker sollte, wenn überhaupt, nur
sparsam, quasi als Gewürz eingesetzt werden. Fruchtsäfte sind eine
schlechte Alternative für Obst: Der enthaltene Zucker wird aufgrund
der flüssigen Konsistenz schneller und meist in größeren Mengen
aufgenommen, als wenn man die Früchte in ihrem Urzustand essen
würde. Wenn es unbedingt Saftschorlen sein müssen, dann sollte man
wenigstens darauf achten, dass die Säfte keinen zusätzlichen Zucker
enthalten (oft bei Johannisbeer- Maracuja- Bananensaft der Fall). Das
Mischverhältnis sollte maximal 1 Teil Saft, 2 Teile Wasser betragen.
Besser ist als Durstlöscher jedoch Mineralwasser mit einem Schuss
Zitronensaft oder einer Zitronenscheibe geeignet; so nimmt man beim
Durstlöschen keine unnötigen Kohlenhydrate auf. Wer beim Sport statt
Wasser eine Saftschorle trinkt, führt sich einen erheblichen Anteil der
mühsam verbrannten Kohlenhydrate umgehend wieder zu.
- Ein Gläschen Wein zum Essen dient der Gesundheit!
4. Tägliche Bewegung
- Möglichst viele Strecken zu Fuß zurücklegen. Aufzüge und
Rolltreppen meiden; gerade Treppensteigen und Bergauflaufen sind
hervorragende „Verbrenner“!
- Ideal wären 10.000 Schritte pro Tag; Schrittzähler gibt es in der
Apotheke oder im Sport- oder Sanitätsfachhandel (z.B. von Omron).
Die Motivation wird dadurch enorm gesteigert!
5. Ausdauertraining
- Daran führt kein Weg vorbei: 3x / Woche muss der Puls für
mindestens 20 – 30 Minuten auf 130 – 140 Schläge/Minute gebracht
werden (Faustregel: 200 – Lebensalter). Dies ist erwiesenermaßen das
Minimum, um eine Verbesserung der Herz – Kreislauffitness zu
erreichen. Dabei ist es egal, welche Sportart man betreibt: Laufen,
Nordic Walking, Schwimmen, Boxen, Rudern, Langlaufen
Radfahren… Gerne auch ein abwechselnder Mix aus verschiedenen
Disziplinen.
6. Muskeltraining
- Ab dem 30. Lebensjahr baut sich die Muskulatur bei Untätigkeit um
bis zu einem Prozent pro Jahr ab!
- Da Zucker vorwiegend in der Muskulatur verbrannt wird, nimmt somit
auch die Stoffwechselkapazität des Körpers ab. Vereinfacht gesagt:
Der Motor verliert immer mehr PS und verbraucht dadurch immer
weniger Treibstoff. Wir essen („tanken“) aber unvermindert weiter und
überfüllen unseren „Tank“, also unsere Energiespeicher (Fett!).
- Dies ist kein unausweichliches Schicksal: Es genügt bereits,
2x /Woche alle großen Muskelgruppen bis zum momentanen
Muskelversagen zu belasten. Die Übung sollte so schwer sein, dass
nach ca. 10-12 Wiederholungen momentan keine weitere mehr
möglich ist. Wenn man Spaß daran hat, kann man ein Fitnessstudio
besuchen oder sich ein kleines Heimstudio einrichten. Minimalisten
können sich aber auch mit Liegestützübungen, Klimmzügen und
Kniebeugen behelfen und ggf. Alltagsgegenstände als Zusatzgewicht
verwenden. So wird das Fernsehzimmer zum Mini-Fitnessstudio. Eine
gute und preisgünstige Alternative stellen auch Gymnastikbänder
(z.B.Thera-Band) in unterschiedlichen Stärken dar.
- Zeit- und Geldmangel sind also keine guten Ausreden mehr!
Dr. Rupert Schmidt
Nachdruck und öffentliche Verwendung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verfassers
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