Forum Umweltmedizin und Krebs Vor wenigen Wochen veröffentlichte die International Agency for Research on Cancer (IARC), eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die neuesten Daten zur Entwicklung der Krebserkrankungen. Demnach wird eine Steigerung der Zahl der Krebstoten um mehr als fünfzig Prozent in den nächsten 20 Jahren erwartet. Nach Schätzungen der Expertenkommission starben 2012 weltweit ca. 8,2 Millionen Menschen an Krebs und es wird ein Anstieg der Zahl der Todesfälle bis 2034 auf ca. 13 Millionen Fälle erwartet. An erster Stelle der Todesfälle steht Lungenkrebs gefolgt von Brust- und Magenkrebs. Als Ursachen für die deutliche Steigerung der Fallzahlen werden die zunehmende Lebenserwartung sowie steigende Bevölkerungszahlen genannt. Zunehmend finden als Ursachen aber auch Faktoren Erwähnung, die schon vor Jahren in der Klinischen Umweltmedizin als Risikofaktoren erkannt worden waren. Demnach spielen schlechte Ernährung und Luftverschmutzung nach Angaben der wissenschaftlichen Berater des IARC Gremiums eine wichtige Rolle. In den meisten Fällen entsteht Krebs aus einem Zusammenspiel von Umweltfaktoren, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten und der individuellen (genetischen) Disposition. Nur in seltenen Fällen führen angeborene Mutationen in Genen zu Krebs, deren Proteine dann zu einer Fehlfunktion der Zellregulation beitragen und eine ursächliche Rolle in der Tumorentstehung haben. In der Presse war in den vergangenen zwei Jahren des Öfteren über den Krankheitsverlauf der bekannten Schauspielerin Angelina Jolie zu lesen, da die operative Entfernung der Brüste und der Gebärmutter in ihrem Falle eine therapeutische Option darstellte. Ursache eines solchen Krankheits- und Therapieverlaufes sind erbliche Mutationen in den Genen ‚breast cancer 1‘ (BRCA1) und ‚breast cancer 2‘ (BRCA2). Meistens ist eine Häufung des Mammaund/oder Ovarialkarzinoms in einer Familie zu beobachten und nicht selten erkranken und versterben die betroffenen Frauen in einem frühen Lebensalter (<50 Jahre). In der Hälfte der Fälle lassen sich Mutationen in den Genen BRCA1 oder BRCA2 nachweisen. In den vergangenen vier Jahren sind weitere Gene bekannt geworden, die bei einem familiären Mamma- und/oder Ovarialkarzinom ursächlich sind. Etwa 5-10 Prozent der Frauen mit einem Brust- und/oder Gebärmutterkarzinom haben eine (fast ausschließlich) genetische Ursache der Tumorentstehung. Ist eine Mutation in einem der beiden Gene BRCA1 oder BRCA2 nachweisbar, beträgt die Wahrscheinlichkeit an einem Mamma-/ 146 Ovarialkarzinom zu erkranken je nach Mutation bis zu 85 %, so dass sich nur durch eine Mastektomie bzw. Entfernung der Gebärmutter das Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken, senken lässt. Bei der weiblichen Brust handelt es sich um ein strahlensensitives Gewebe. Da radioaktive Bestrahlung generell in der Lage ist, DNA-Schäden zu induzieren, können in Folge der Mutationen des BRCA1- oder BRCA2-Gens diese Schäden nicht oder nur unzureichend kompensiert werden. Die Entstehung einer Tumorerkrankung ist praktisch vorprogrammiert. Den wenigen erblichen Mamma- und/oder Ovarialtumoren stehen 90‑95 % an sporadischen Brust- und/oder Gebärmutter­ tumoren gegenüber. Insbesondere bei diesen und anderen Krebsarten muss angenommen werden, dass Umweltfaktoren, Ernährungs­gewohnheiten und Lebensstil eine besonders wichtige Rolle spielen. Zu den Umweltfaktoren, die im Prinzip in der Lage sind Tumorprozesse zu initiieren, zählen neben radioaktiven auch nicht-radioaktive Strahlen. Seit vielen Jahren wird kontrovers über das Auslösen von Hirntumoren bei Nutzern von Mobilfunkgeräten durch elektromagnetische Felder intensiv diskutiert. Darüber hinaus ist bekannt, dass Hormone in der Lage sind Tumorprozesse zu triggern. Die Zunahme des Einsatzes von hormonwirksamen Chemikalien in u.a. Kosmetik- und Pflegeprodukten wird mit dem Rückgang der Spermienqualität, der verfrühten Pubertät bei Mädchen als auch mit dem Anstieg der Zahlen von Brust-, Prostata- und Hodenkrebs in Verbindung gebracht. Nach Meinung der WHO sind hormonwirksame Chemikalien als globale Bedrohung einzuschätzen. Polychlorierte Biphenyle und Organozinnverbindungen sind bei Meerestieren zunehmend erhöht nachweisbar und erreichen über die Nahrungskette auch den Menschen. Der anthropogene Eintrag von Pestiziden und Insektiziden in die Umwelt führt zu einer Akkumulation der Substanzen selber. Dabei bleibt vor Inverkehrbringung derartiger Stoffe völlig unberücksichtigt, welche Interaktionen insbesondere im Niedrigdosisbereich zu welchen Auswirkungen führen. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Krebs für die Gesellschaft hat sich der Vorstand der IGUMED entschlossen, die Tagung der Europäischen Akademie für Umweltmedizin e.V. (EUROPAEM) tatkräftig zu unterstützen. umwelt·medizin·gesellschaft | 27 | 2/2014 Forum Vom 10.-12.10.2014 findet die 1. Europäische Tagung für Umweltmedizin und Krebs in Würzburg statt unter Federführung der EUROPAEM e.V. sowie der Unterstützung durch IGUMED e.V. und dbu. Es werden nationale und internationale Referenten erwartet, mit Kompetenzen in den Bereichen der Klinischen Umwelt­medizin und/oder Tumorerkrankungen. Dabei werden drei Schwer­ punktthemen zum Programm der Tagung beitragen: • therapeutische Strategien bei Tumorerkrankungen in der Klinischen Umweltmedizin. Veranstaltungsort ist der zentral gelegene Saalbau Luisengarten in Würzburg. Neben einem interessanten Tagungsprogramm wird für das leibliche Wohl gesorgt und zusätzlich wird der Samstag mit einer Abendveranstaltung abgerundet. Für den Vorstand Eckart Schnakenberg • diagnostische Strategien bei Tumorerkrankungen in der Klinischen Umweltmedizin • wissenschaftliche Erkenntnisse aus Sicht der Umweltmedizin zur Auslösung von Tumorerkrankungen sowie VORANKÜNDIGUNG Internationale Konferenz Onkologie und Umweltmedizin 10.-12.10.2014, Würzburg Veranstalter: Europäische Akademie für Umweltmedizin - EUROPAEM mit Unterstützung weiterer umweltmedizinischer Verbände Schwerpunkte • diagnostische Strategien bei Tumorerkrankungen in der Klinischen Umweltmedizin • wissenschaftliche Erkenntnisse aus Sicht der Umweltmedizin zur Auslösung von Tumorerkrankungen • therapeutische Strategien bei Tumorerkrankungen in der Klinischen Umweltmedizin. Weitere Informationen: EUROPAEM e.V., www.europaem.org IGUMED Mitgliedskarte Ich möchte Mitglied werden bei der Interdisziplinären Gesellschaft für Umweltmedizin e. V. (IGUMED). Der Jahresbeitrag beträgt: 120,- € als Regelbeitrag, 50,- € Arbeitslose, Rentner, Studenten. Darin enthalten ist der Bezug dieser Zeitschrift, die vierteljährlich erscheint. Überweisung an: Sparkasse Hochrhein (BLZ 684 522 90), Kto.: 39-00 6275, IBAN: DE50 6845 2290 0039 0062 75, BIC: SKHRDE6W. Titel, Name Bankeinzug: Der Jahresbeitrag/eine regelmäßige Spende von .............. € soll jährlich abgebucht werden Straße PLZ / Ort: Konto-Nr. Telefon: Bankleitzahl bei Datum, Unterschrift c/o MVZ Labor Dr. Fenner u. Kollegen z. H. Frau Carmen Blanz Bergstr. 14, 20095 Hamburg [email protected] · www.igumed.de umwelt·medizin·gesellschaft | 27 | 2/2014 IBAN BIC Ort und Datum Unterschrift 147