Teilmodul 2: Mikrobiologie Inhalt: Grundlagen der Mikrobiologie sowie mikrobiologische Spezialkenntnisse für den Bereich der Wäscherei bzw. für Textil-Serviceunternehmen, um eine adäquate Umsetzung der EN 14065 (RABC-System) hinsichtlich Hygiene zu gewährleisten. Modul 2, Mikrobiologie 1 Was sind Mikroorganismen? • • • • • • Mikroorganismen sind mikroskopisch kleine Lebewesen (Pflanzen oder Tiere), wobei der einzelne Organismus mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Erst in einer Kolonie (Kultur), wo sie massenhaft auftreten, werden sie für das unbewaffnete Auge sichtbar. Ansonsten sind sie nur mit Hilfe eines Vergrößerungsinstruments, zum Beispiel eines Mikroskops, zu beobachten. Die meisten Mikroorganismen sind Einzeller. Beispiele für Mikroorganismen sind Bakterien, viele Pilze wie z. B. die Hefen und Algen. Viren ausgenommen! – sie sind nicht alleine vermehrungsfähig !!!Nicht alle Mikroorganismen sind humanpathogen (können den Menschen krankmachen) – siehe Bakterien im Joghurt!!! Modul 2, Mikrobiologie 2 Das Leben der Mikroorganismen • Jede Lebensform benötigt: – eine Energiequelle (Licht, anorganische Substanzen wie Schwefel, Kohlenmonoxid oder Ammoniak oder organische Materie wie Zucker, Proteine oder Fett) – eine Stickstoffquelle (Stickstoffgas, Ammoniak, Nitrat/Nitrit) oder organische Stickstoffkomponenten wie Proteine oder Nukleinsäuren) – eine Kohlenstoffquelle (Kohlendioxid oder –monoxid, Methan oder komplexe organische Materie) – eine Sauerstoffquelle (alle Zellen benutzen Sauerstoff in gebundener Form, viele brauchen Sauerstoff in Form von Gas (Luft), aber Sauerstoff ist für viele Mikroben tödlich) – eine Phosphor- Schwefel- Magnesium- Kalium- und Natriumquelle – eine Kalziumquelle (meist in hoher Konzentration, aber einige Mikroben benötigen nur Spuren!) – Wasser – Spurenelemente (werden von vielen Enzymen benötigt) Modul 2, Mikrobiologie 3 Für eine Wäscherei bzw. ein TextilServiceunternehmen heißt das: • Ohne Nahrung sind Mikroorganismen nicht vermehrungsfähig • Mikroorganismen treten überall dort vermehrt auf, wo Schmutz und Feuchtigkeit eine Nährstoffquelle darstellen. • Nach erfolgreich durchgeführter Reinigung und Desinfektion bleibt eine Fläche länger keimarm; erst wenn erneut Schmutz auf die Fläche gelangt, ist die Grundlage für erneutes Wachstum gegeben. • Sorgen Sie für eine saubere Umgebung! Modul 2, Mikrobiologie 4 Lebensbedingungen I Modul 2, Mikrobiologie Kälte z.B. Kühlschrank "Normal"Bereich 5 Lebensbedingungen II Modul 2, Mikrobiologie Magen Wasser Seife (das Archaebakterium Picrophilus torridus wächst bei pH 0,7)!!! 6 Für eine Wäscherei bzw. ein TextilServiceunternehmen heißt das: • Selbst unter extremen Bedingungen wie Hitze und ernorme pH-Wert-Schwankungen sind einige Mikroorganismen überlebensfähig. • Für die Validierung von desinfizierenden Waschverfahren werden stark hitze- und desinfektionsmittelresistente Keime benutzt, um ausschließen zu können, dass andere (weniger resistente) Keime überleben. • Testbakterien in Deutschland und vielen anderen Ländern: Staphylococcus aureus und Enterococcus faecium Modul 2, Mikrobiologie 7 Kokken-Bakterien: Modul 2, Mikrobiologie coccus ≙ rund (kugelförmige Bakterien) Kokken zählen zu den resistentesten Bakterien innerhalb der Wäscherei! 8 Stäbchen-Bakterien: Modul 2, Mikrobiologie Escherichia coli Der Nachweis von coliformen Bakterien bzw. E. coli spricht für fäkale Verunreinigungen! 9 Spiralen-Bakterien: Erreger der Cholera Modul 2, Mikrobiologie Borrelia Leptospira interrogans 10 Größen • Größenverhältnisse menschliche Zelle . Zellkern einer menschlichen Zelle Bakterienzelle Virus Modul 2, Mikrobiologie 1000 nm 11 Beispiel-Keimspektrum in Wäschereien Pseudomonas aeruginosa Bacillus subtilis Candida albicans Staphylococcus aureus Salmonella spp. Modul 2, Mikrobiologie Listeria spp. Escherichia coli Aspergillus niger Enterococcus faecium Staphylococcus epidermidis Inklusive Schmutzwäschebereich!!! 12 Krank durch Keime? muss ich mir Sorgen machen? • Glücklicherweise müssen eine Vielzahl von Keimen oder Toxinen vom Menschen aufgenommen werden, um eine krankmachende Wirkung hervorzurufen!!! • Gefahr: wenige Keime reichen aus, um beim Kunden z.B. im Lebensmittelprodukt den Vermehrungszyklus in Gang zu setzen • ließe man ein E. coli Bakterium bei unbegrenztem Nahrungs- und Platzangebot 48 Stunden wachsen, würde die Bakterienmasse 4000 mal soviel wiegen wie die Erdkugel!!! Modul 2, Mikrobiologie 13 Lebensmittelbereich • Bestimmte Bakterien verursachen häufiger als andere Bakterien Krankheiten durch verdorbene Lebensmittel. • Der Lebensmittelkunde sollte davon ausgehen können, dass seine gelieferte Ware frei ist von: Staphylococcus aureus, Salmonella spp., Listeria monocytogenes und Campylobacter spp. Modul 2, Mikrobiologie - Bei mikrobiologischen Hygieneuntersuchungen empfiehlt sich daher eine Untersuchung auf Abwesenheit dieser Bakterien. 14 Fortbewegung durch Flagellen Fortbewegung Monotrich Lophotrich Amphitrich Salmonella spp. Peritrich Modul 2, Mikrobiologie Mikroorganismen sind sehr schnell! Im Vergleich zur seiner Körperlänge müsste ein Mensch so schnell rennen können wie ein Sportwagen (ca. 200 km/h). 15 Endosporen I Endosporen sind ruhende Lebensformen, die nur von Bacillus (Milzbranderreger), Clostridium (Wundstarrkrampferreger) und einigen wenigen anderen produziert werden können Endosporen sind extrem hitzeresistent und können mit herkömmlichen (desinfizierenden)Waschverfahren nicht vernichtet werden!! Modul 2, Mikrobiologie 16 Endosporen II Endosporen -formende Bazilli (Phasenkontrastaufnahme) terminal zentral subterminal Temperaturen von über 100 °C oder Trockenheit für viele Jahrzehnte können diesen Dauerformen nichts anhaben!!! Modul 2, Mikrobiologie 17 Bakterien-Toxine •Toxine, welche die Auflösung von Zellen verursachen LIPASEN (C. perfringens α-Toxin) POREN-BILDENDE TOXINE (S. aureus α-Toxin, Streptolysin O) •Proteinsynthese-hemmende Toxine (Diphteria Toxin) •Pharmakologisch aktive Toxine (Cholera Toxin) Modul 2, Mikrobiologie •Neurotoxine (Tetanospasmin, C. botulinum Toxin – BOTOX) •Endotoxine (LipoPolySaccharide) 18 Außerdem: Viren - Viren werden bei chemo-thermischen Waschverfahren des Wirkungsbereichs A und B inaktiviert bzw. getötet. - Der Wirkungsbereich A und B wird durch die Verwendung eines beim Robert-Koch-Institut gelisteten Verfahrens erreicht (fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Waschmittellieferanten) Modul 2, Mikrobiologie - Der Wirkungsbereich A und B ist vor allem für Krankenhaustextilien (infektiöses Waschgut) vorgesehen. 19 Pilze als Krankheitsursache • Toxin(Gift)produzenten (z.B. Amanitin, Ergotamin, Aflatoxine akute Toxizität + krebserregende Eigenschaften) • Allergieauslöser a) durch aerogen verbreitete Sporen (Heufieber, Farmerlunge) b) durch Antigenstreuung bei Infektion (z.B. Pilzerkrankung der Haut) • Verderb von Lebensmittel Schimmelpilze sind häufig für den Verderb von Lebensmittel verantwortlich Modul 2, Mikrobiologie 20 Hefepilz: Candida albicans • Auslöser von 80 – 90 % aller Pilzinfektionen • C. albicans verantwortlich für 60 – 80 % aller Candida-Infektionen; C. glabrata für 15 – 30 % d. Erwachsenen- C. parapsilosis f. 20 – 30 % d. Neugeborenen- Infekte • Optimale Wachstumstemperatur (25°C -) 37°C, sichtbares Wachstum in (1 -) 2 Tagen • Trocknungsresistent! ist innerhalb der Wäscherei häufig auf der trockenen Ware zu finden • Übertragung auch durch Personal (Handhygiene bzw. Desinfektion beachten!) Modul 2, Mikrobiologie 21 Ende des 2. Moduls (Mikrobiologie) "Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen." J. W. v. Goethe (1748 – 1832) ※※※※※※※※※※※※※ Weiter geht's mit dem dritten Modul! Modul 2, Mikrobiologie 22