Glandula Net 6 - Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT)

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Netzwerk Neuroendokrine Tumoren
Heft 6-2004
www.karzinoid.info
www.neuroendokrine-tumoren.de
Aus dem Inhalt
Medizinisches
●
Aktuelle Einteilung, Diagnostik und Therapie neuroendokriner Tumoren
●
Multiple endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN 1)
●
Spielt die Ernährung bei Patienten mit Tumorerkrankungen eine Rolle?
●
Mögliche neue Therapieoptionen für Patienten mit metastasiertem
neuroendokrinem Tumor und Karzinoid-Syndrom
●
Studie mit einem Hemmstoff der Gefäßneubildung
(Angiogenese-Inhibitor „PTK“)
●
Erfolgreiche Therapie maligner neuroendokriner Tumoren
mit 90Yttrium-DOTATOC
Veranstaltungen
●
Gründungsversammlung der Europäischen Gesellschaft für
Neuroendokrine Tumoren (ENETS)
●
Kurzbericht über das Patiententreffen in Bad Berka
vom 8. bis 10.8.2003
●
Hamburger Symposium über neuroendokrine Tumoren
●
5. Berliner Informationstag für Patienten und Ärzte am 22.11.2003
●
Bericht vom 2. und 3. Neusser Patiententag
●
Bericht vom Meeting des European Neuroendocrine
Tumor Network (ENET)
Erfahrungsberichte
●
Meine Erfahrungen mit der Nukleartherapie
●
Karzinoidmetastasen am Bauchfell – was tun?
●
Wie ich meine Organe behielt – oder:
Eine keineswegs „wissenschaftlich belegte“ Geschichte
●
Ich hoffe, es bleibt noch lange so
●
Ich kam zur Diagnose MEN 1 wie die Jungfrau zum Kind
Unterhaltsames
●
Die Geschichte von Meta und Stasia
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
vor Ihnen liegt die neue Ausgabe der Glandula
NeT. Die Produktion dieses Heftes hat etwas
länger gedauert, dafür ist diese Ausgabe so umfangreich wie nie zuvor. Außerdem haben wir auf
Anregung einiger Mitglieder das Layout etwas
geändert, um die Lesbarkeit zu verbessern.
Die neue Glandula NeT kommt passend zum 10-jährigen Geburtstag des
Netzwerks Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen und passend zum
5-jährigen Geburtstag des Netzwerks Neuroendokrine Tumoren (NeT). Das
Netzwerk wird sein kleines Jubiläum mit einem Festakt am 11. Dezember
2004 in Erlangen begehen und wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen aller Mitglieder. Bitte informieren Sie sich auf unserer Homepage über den Beginn und
den Ort der Veranstaltung. Das Netzwerk verfügt nun über zwei neue eigene
Internetadressen, um unabhängig und schnell über neueste Entwicklungen berichten zu können. Die Adressen sind www.karzinoid.info und
www.neuroendokrine-tumoren.de. Diese Seiten sind voller Informationen. Für
die Mitglieder des Netzwerks sollen geschützte Seiten eingerichtet werden,
damit sie sich mit vollem Namen austauschen können, ohne gleich im
„großen Internet” für alle sichtbar zu sein. Die Mitgliederseiten enthalten
bevorzugt Informationen für Mitglieder, so wird z.B. die aktuelle Glandula NeT
für die ersten Monate nur für Mitglieder des Netzwerks auf den geschützten
Seiten lesbar sein. Ich möchte deshalb alle Leser dieser Zeitschrift ermuntern,
für 15 e pro Jahr Mitglied der Selbsthilfegruppe Netzwerk Neuroendokrine
Tumoren zu werden.
Wenn Sie diese Glandula durchlesen bzw. durcharbeiten, werden Sie sehen,
dass Fortschritte in der Behandlung von neuroendokrinen Tumoren unverkennbar sind. Wir möchten Ihnen auch mit dieser Ausgabe Hoffnung geben,
mit ihrer Erkrankung gut zu leben oder noch besser – sie zu besiegen. Das
vorliegende Heft und unser Internetprogramm sollen Ihnen dabei behilflich
sein.
Mit den besten Wünschen
verbleibe ich
Ihr
Prof. Dr. med. J. Hensen
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09.08.2004, 22:00 Uhr
Publik
Online-Adressen des
Karzinoid-Netzwerks
So erreichen Sie die NetzwerkGeschäftsstelle in Erlangen
Homepage:
www.karzinoid.info
und
www.neuroendokrine-tumoren.de
Hier finden Sie aktuelle Informationen, das Gästebuch und unsere Diskussionsforen (Netzwerkforum,
Forum Akromegalie und Forum neuroendokrine Tumoren). Dort ist auch eine aktualisierte Adressliste
der in Deutschland praktizierenden Endokrinologen,
geordnet nach Postleitzahlgebieten, verfügbar.
Unsere Geschäftsstelle in Erlangen ist von Montag
bis Freitag vormittags von 8.30 bis 12.00 Uhr besetzt. In dieser Zeit sind wir telefonisch für Sie da
unter der Nummer:
09131 / 81 50 46.
E-Mail:
[email protected]
Das ist die Adresse für Ihre Fragen, z.B. zur Mitgliedschaft, für Leserbriefe und Beiträge für die Glandula,
für Berichte und Anregungen aus den Regionalgruppen etc.
Webmaster:
[email protected]
Hier können Sie Fehler und Anregungen zur Internetpräsenz melden.
Übrigens: Wussten Sie, dass Sie die Foren abonnieren können? Als Abonnent erhalten Sie eine
E-Mail, wenn neue Einträge gemacht wurden. Wie´s
geht, ist auf unserer Homepage beschrieben.
Wenn Sie außerhalb der Bürozeiten anrufen, können Sie uns gerne eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Sie können uns aber auch
ein Fax oder eine E-Mail senden:
Fax: 09131 / 81 50 47
E-Mail: [email protected]
Wer gründet eine Patientengruppe?
Eines der wichtigsten Ziele des Netzwerks Neuroendokrine Tumoren ist es, den Kontakt und Erfahrungsaustausch unter den Betroffenen zu fördern. Dazu eigenen
sich am besten Patientengruppen, die sich regelmäßig
treffen und von einem Arzt betreut und unterstützt werden, wie es z. B. in Erlangen und München bereits der
Fall ist.
Wer wäre bereit, eine solche Patientengruppe zu gründen und sich als Ansprechpartner zur Verfügung zu
stellen? Bitte melden Sie sich in unserer Geschäftsstelle in Erlangen – wir unterstützen Sie gerne bei dieser
Aufgabe.
Ihr NETZWERK-Team
Einladung zum 4. Neusser Patiententag
Aufgrund des großen Interesses und der zahlreichen
Teilnehmer an den bisherigen drei Treffen findet am
13. Oktober 2004 der 4. Neusser Patiententag im
Lukaskrankenhaus statt, zu dem alle Patienten und
ihre Angehörigen herzlich eingeladen sind.
Vorgesehen sind ein Vortrag und eine Diskussionsrunde:
Vortrag zum Thema „Familiäre neuroendokrine Tumoren inklusive MEN 1”: Sind Erfahrungen von
Familien und Patienten mit sporadisch auftretenden Tumoren aufeinender übertragbar?
Patientenerfahrung und Diskussion über Nebenwirkungen der Behandlung (medikamentös, nuk-
learmedizinisch, chirurgisch) von neuroendokrinen
Tumoren.
Weitere Informationen erhalten Sie im Sekretariat von
Prof. Goretzki:
Tel.: 02131/ 8 88 30 01 (Frau Wolfgarten)
E-Mail: [email protected]
sowie bei der Geschäftsstelle des Netzwerks in Erlangen (Tel. 09131 / 81 50 46).
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Publik
Die Regionalgruppe Erlangen informiert
Termine für die nächsten Patiententreffen
in Erlangen
Bericht vom Patiententreffen am 18.03.2004
in Erlangen
Wir laden Sie herzlich zu folgenden Veranstaltungen ein:
Am Donnerstag, den 07. Oktober 2004, treffen wir uns um 17.00
Uhr in Nürnberg im Klinikum Nord. Herr Dr. S. Birkenhake wird uns einen Vortrag über Hyperthermie (Überhitzung des Körpers) und deren
Bedeutung bei der Therapie von Tumorerkrankungen halten. Anschließend können noch Fragen der Patienten beantwortet werden. Ferner
ist eine Besichtigung der Behandlungseinrichtungen vorgesehen. Frau
Dr. Pavel hat ihre Teilnahme ebenfalls zugesagt.
Anschrift:
Klinikum Nord
Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1
Haus 18/1
90419 Nürnberg
Bitte den Vortragsraum bei der Information erfragen. Nähere Hinweise
zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem PKW finden
Sie auch im Internet:
http//www.Klinikum-nuernberg.de/7_00_anfahrt.html
Bitte melden Sie sich für diese Veranstaltung bis spätestens 30. September bei der Geschäftsstelle des Netzwerks Neuroendokrine Tumoren in Erlangen an (Tel.: 09131/ 81 50 46, Montag bis Freitag 8.30 bis
12.00 Uhr).
Weitere Termine für Patiententreffen:
Donnerstag, 17. März 2005, in Erlangen
Donnerstag, 23. Juni 2005, in Erlangen
Donnerstag, 26. Oktober 2005, in Erlangen
Beginn jeweils 18.00 Uhr. Ort: Nichtoperatives Zentrum der Universitätsklinik Erlangen, Ulmenweg 18.
Den jeweiligen Sitzungssaal bitte bei der Information erfragen.
Da Terminänderungen nicht ausgeschlossen sind, bitten wir Sie, etwa
eine Woche vorher bei Herrn Allmendinger, Telefon 09195 / 86 48,
nachzufragen.
Außerdem ist geplant, im nächsten Frühjahr ein ganztägiges Patientenseminar zum Thema neuroendokrine Tumoren in Herzogenaurach durchzuführen. Dabei werden Ärzte verschiedener Kliniken
über den neuesten Stand der Diagnose und über moderne Therapieverfahren referieren. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte
an die Netzwerk-Geschäftsstelle.
H.-D. Allmendinger, Hemmhofen
Hans-Dieter
Allmendinger,
Vorsitzender des
Netzwerks
Neuroendokrine
Tumoren
Nach der Begrüßung gab Frau
Dr. Pavel bekannt, dass seit 4 Wochen in der Erlanger Universitätsklinik (Strahlentherapeutische Klinik)
auch eine Hyperthermie-Therapie
durchgeführt wird. Sie wird als Zusatztherapie, abhängig von der Art
der Tumoren, empfohlen.
Es wird vorgesehen, zum nächsten
Patiententreffen einen Referenten
einzuladen, von dem wir Näheres
zu dieser Therapie erfahren können.
Anschließend referierte Frau Dr. Pavel über eine neue, noch in Entwicklung befindliche Therapie zur
Bekämpfung von Krebszellen, die
sich gegen die Neubildung von Tumorgefäßen richtet. Diese Therapie
wird im Rahmen einer klinischen
Studie in Erlangen und in anderen
Zentren durchgeführt (siehe Seite
25f. in dieser Ausgabe). Dabei werden auch Patienten mit neuroendokrinen Tumoren behandelt, die auf
die etablierten Therapie nicht mehr
ansprechen.
Interessierte Patienten können sich
direkt an Frau Dr. Pavel wenden
(Tel. 09131 / 8 53 50 65).
H.-D. Allmendinger, Hemmhofen
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Publik
Neu von der Stiftung Gesundheit:
Das Medizinrechts-Beratungsnetz
Sie haben ein Problem mit Ihrer
Kranken- oder Pflegeversicherung oder befinden sich mit einem Arzt in Konflikt? Bislang war
guter Rat teuer – doch damit ist
jetzt Schluss, denn seit Ende
2003 gibt es bundesweit eine
kostenlose juristische Erstberatung in Medizinrechtsfragen von
der Stiftung Gesundheit für jedermann. Und so einfach können Sie
sich kompetenten Rat einholen:
Sie wenden sich an die
kostenlose Service-Nummer
0800/0732483 (montags bis
freitags von 9.00 bis 17.00
Uhr) und fordern einen Beratungsschein an, mit dem Sie
die Leistungen in Anspruch
nehmen können.
Auf dem Beratungsschein sind
alle wichtigen Angaben zum
weiteren Vorgehen zusammengefasst. Außerdem enthält
er die Adresse des nächstliegenden Vertrauensanwalts mit
dem benötigten Spezialgebiet.
Bei dem genannten Vertrauensanwalt vereinbaren Sie – unter
Hinweis auf den Beratungsschein – einen Termin für die
Erstberatung.
Im orientierenden Gespräch gibt
Ihnen der Vertrauensanwalt eine
qualifizierte Einschätzung,
ob der Fall eine hinreichende
juristische Dimension hat,
welche weiteren Prüfungen
möglich bzw. nötig sind,
welche Möglichkeiten einer
sog. niederschwelligen bzw.
außergerichtlichen Einigung
bestehen,
welches Kostenrisiko eine
Klage mit sich brächte,
ob und wie Prozesskostenhilfe erreichbar ist,
welche Laufzeiten eine Klage mit sich brächte,
welche
Erfolgsaussichten
die einzelnen Wege haben.
So informiert, können Sie dann
Ihre Entscheidung zum weiteren
Vorgehen selbst treffen.
Weitere Informationen und die
Vertrauensanwälte in Ihrer Nähe
finden Sie im Internet unter www.
medizinrechts-beratungsnetz.de sowie auf einem Infoblatt, das Sie anfordern können
bei:
Stiftung Gesundheit
Hindenburgufer 87
24105 Kiel
Tel.: 0431 / 88 10 15-0
Fax: 0431 / 88 10 15-5
Bericht vom Treffen am 26.6.03 in Erlangen
Auch zu diesem Treffen waren
wieder viele Patienten angereist.
Wie immer zu Beginn wurden kurz
einige organisatorische Fragen geklärt und an die nächsten Termine
erinnert:
Gründungsversammlung
einer
lokalen Selbsthilfegruppe am
9.7.2003 im Klinikum Großhadern in München.
Anmeldung und Zimmerreservierung zum Patiententreffen in Bad
Berka vom 8. bis 10.8.2003
Teilnahme an unserer Mitgliederversammlung des Netzwerkes
Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e. V. mit Wahl des
Vorstandes am 29.8.2003 in
Berlin.
Danach ergab sich schnell eine angeregte Diskussion der Patienten
untereinander und wie immer kompetente Antworten von Frau Dr. Pavel und anderen Betroffenen zu den
medizinischen Fragen. Die interessantesten Fragen und Antworten
hat Frau Oehme für die Leser der
Glandula NeT mitgeschrieben.
Dr. med. Marianne Pavel,
Medizinische Klinik I mit Poliklinik
der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen
H.-D. Allmendinger, Hemmhofen
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Karzinoid-Patienten fragen ...
1. Gibt es nach der 90Yttrium-DOTATOC-Therapie
Nebenwirkungen?
Eine Patientin hatte keine Beschwerden, eine andere
aber 3 Wochen lang starke Schmerzen.
2. Wo sollte die 90Yttrium-DOTATOC-Therapie am
besten stattfinden? In Bad Berka (verfeinerte Diagnostik – PET), Basel oder in Rotterdam?
Eine Empfehlung dazu kann nicht gegeben werden,
alle genannten Zentren verfügen über große Erfahrung.
3. Werden die Kosten der 90Yttrium-DOTATOC-Behandlung von den Krankenkassen übernommen?
Von den privaten Krankenkassen schon, von den gesetzlichen Krankenkassen dagegen nicht. Diese Therapie ist aus formalen Gründen in Deutschland noch
nicht zugelassen. Daran interessierte Patienten sollten
sich vorher beim Netzwerk in Erlangen informieren. Von
einigen Krankenkassen gibt es positive Einzelfallentscheidungen.
4. Soll die 90Yttrium-DOTATOC-Therapie gleich zu
Beginn der Behandlung angewandt werden?
Vorher sollten erst Sandostatin und Interferon-alfa zur
Anwendung kommen. Damit sollen die Symptome wie
Flush und Durchfälle, die etwa bei 60–90 % der Patienten auftreten, gelindert und das Tumorwachstum vermindert werden. Zudem gibt es Hinweise auf eine
Wachstumshemmung des Tumors bei etwa 30 % der
so behandelten Patienten.
Ein Betroffener berichtete, dass die Therapie mit Sandostatin und PegIntron bei ihm seit 4 Jahren zum Stillstand des Wachstums des Primärtumors und der Metastasen geführt hat und Flush-Anfälle nur noch selten
auftreten.
7. Was bewirkt die Strahlung bei der 90Yttrium-DOTATOC-Therapie?
Die Strahlung führt zum Absterben der Tumorzellen.
Das abgestorbene Gewebe wird langsam abgebaut.
Danach kann die Leber wieder kleiner werden, sofern
die Therapie angeschlagen hat.
Derzeit werden neue Studien mit Lutetium geplant.
Diese Therapie ist ähnlich der 90Yttrium-DOTATOC-Behandlung.
8. Sind weitere Studien zum Thema „neuroendokrine Tumoren“ geplant?
Derzeit wird eine plazebokontrollierte Studie durchgeführt, bei der die Wirkung von Sandostatin mit der von
Plazebo (einem Scheinmedikament) verglichen wird.
Die Auswertung erfolgt bei Professor Arnold in Marburg. Ein Zwischenergebnis ist noch nicht bekannt. Es
ist geplant, etwa 120 Patienten in die Studie einzuschließen.
9. In welcher Form wird Interferon verabreicht?
Entweder wird das Medikament Interferon 3 x in der
Woche gespritzt (zugelassen) oder als Depot-Präparat
„PegIntron“ (= pegyliertes Interferon) 1 x pro Woche
gespritzt (nicht zugelassen bei neuroendokrinen Tumoren).
10. Soll der Primärtumor auch dann entfernt werden, wenn er keine Beschwerden verursacht?
Zur Festlegung der entsprechenden Therapie sollte der
Primärtumor gefunden werden. Auch sollte er operativ
entfernt werden, wenn dies möglich ist. Tumoren, die
Serotonin produzieren, sitzen in der Regel im Darm.
Tumoren an der Bauchspeicheldrüse, die nicht operiert
werden können und wachsen, werden mit Chemotherapie behandelt.
5. Wird Sandostatin nur bei neuroendokrinen Tumoren zur Therapie eingesetzt?
Nein, auch bei Diabetes-bedingten Augenhintergrundveränderungen, akuten Blutungen, Fisteln der Bauchspeicheldrüse, Brust- und Lungenkrebs usw., außerdem und insbesondere bei der Akromegalie (Überproduktion von Wachstumshormon).
11. Gibt es derzeit außer der 90Yttrium-DOTATOCTherapie noch andere Verfahren?
Ja, aber diese werden derzeit eher selten angewandt,
so zum Beispiel die Alkoholinjektion in die Metastase
oder die Lasertherapie. Die Hochfrequenztherapie wird
in einigen Zentren als zusätzliche Therapiemaßnahme
genutzt, beispielsweise wenn hormonsezernierende
Tumoren nicht zufriedenstellend auf die medikamentöse Therapie ansprechen.
6. Kann die 90Yttrium-DOTATOC-Therapie auch bei
Knochenmetastasen angewandt werden?
Nicht bei stärkerer Ausdehnung der Knochenmetastasen.
12. Gibt es Verhaltensweisen, die die Lebenserwartung und -qualität der Patienten verbessern?
Ja, insbesondere ausreichend Bewegung, Aufenthalt
an der frischen Luft und ausgewogene Ernährung.
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Publik
Informationen der Bundesorganisation Selbsthilfe
NeuroEndokrine Tumoren e. V. (BS-NET e. V.)
Gesamtmitgliederversammlung anlässlich des 5. Berliner
Informationstags für Ärzte und Patienten am 22.11.2003 in Berlin
Einmal im Jahr findet im Universitätsklinikum Charité, Campus
Virchow-Klinikum, der Berliner
Informationstag für Ärzte und Patienten statt. Er gibt uns Betroffenen,
den Angehörigen und Interessierten
sowie Ärzten aus der gesamten
Bundesrepublik einen Einblick in
neueste Erkenntnisse in der Forschung, Diagnose und Therapie
neuroendokriner Tumoren. Einen
Bericht dazu finden Sie auf Seite
37.
Diesen Tag, an dem viele Patienten
aus dem gesamten Bundesgebiet
anreisen, nutzen wir zu einer an die
Vorträge anschließenden Gesamtmitgliederversammlung der NETSHG e. V. In diesem Jahr fand nach
dem Rechenschaftsbericht des
Vorstandes, gehalten von Frau
Petra König, der Vorsitzenden der
NET-SHG, eine Neuwahl des Vorstandes statt. Der neue Vorstand
setzt sich wie folgt zusammen:
!
Geschäftsführend:
1. Vorsitzender:
Peter Ries / Saarland
(Tel.: 06821 / 36 10 13)
2. Vorsitzende:
Petra König / Berlin
(Tel.: 030/ 4 02 13 23)
Schatzmeisterin:
Erika Gerhardt / Berlin
(Tel.: 030 / 8 81 59 92)
Erweitert:
1. Beisitzer:
Thomas Gabisch
(Tel.: 030 / 49 87 69 56)
2. Beisitzerin:
Jaqueline Milde
(Tel.: 030 / 74 07 63 20)
Info-Stand der BS-NET e. V. auf dem 5. Berliner Informationstag im Klinikum Virchow.
Lange vorbereitet, der bundesweiten Entwicklung der NET-SHG e.V.
entsprechend, wurde einstimmig
beschlossen, dass die Selbsthilfegruppe den neuen Status einer
Bundesorganisation annimmt. Unser Name lautet seit November
2003:
Bundesorganisation Selbsthilfe
NeuroEndokrine Tumoren e. V.
(BS-NET e. V.).
Die Umwandlung von einer Selbsthilfegruppe in eine Bundesorganisation bringt natürlich auch eine
qualitative Wandlung mit sich. Das
Entscheidende ist, dass wir mehr
Mitglieder in die aktive Arbeit mit
einbeziehen. So haben sich zum
Beispiel in jedem Bundesland ein
oder mehrere Mitglieder bereit erklärt, als Ansprechpartner zu wirken und als solche Gesprächsgruppen aufzubauen. Dadurch wird
der Zusammenhalt der Gruppen
gefördert und die Möglichkeit des
Erfahrungsaustausches untereinander stärker entwickelt.
Aktivitäten 2004
Auch in diesem Jahr sind weitere
Arzt-Patienten-Seminare geplant,
stärker als bisher ausgedehnt auf
die Bundesgebiete, so zum Beispiel:
Vom 9.–13.09.04 treffen sich die
Mitglieder der BS-NET e.V. (weitere Interessenten sind willkommen) zu Vorträgen, zum Erfahrungsaustausch und zu Erholungsphasen in Kehl. Herr
Priv.-Doz. Dr. med. Breidert des
Kreiskrankenhauses Kehl referiert für uns und diskutiert mit
uns am 11. September zum
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Der 1. Vorsitzende der Bundesorganisation
Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e. V.
stellt sich vor:
Publik
Thema „Diagnostik und Therapie
neuroendokriner Tumoren“ und
stellt uns auch für die gesamte
Zeit einen Raum für Treffen zur
Verfügung. Wir freuen uns über
sein Entgegenkommen und seine Unterstützung und senden
einen herzlichen Dank nach
Kehl.
Am 10.09.04 sind wir in der Bio
Med.-Klinik Badbergzabern eingeladen. Neben einer Besichtigung der Klinik ist ein Vortrag
über Hyperthermie und Tumorimmunologie vorgesehen.
Oktober 2004: Seminar über
traditionelle Chinesische Medizin.
November 2004: 6. Berliner Informationstag für Patienten und
Ärzte, wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. B. Wiedenmann. Im Anschluss an die Vorträge: Mitgliederversammlung der BS-NET
e. V.
Auf vielfachen Wunsch unserer
Mitglieder konnten wir Herrn
Prof. Dr. med. Arnold gewinnen,
für uns ein Arzt-Patienten-Seminar in der Adventszeit einzuplanen.
Zum Jahresabschluss Weihnachtsfeier in Berlin
Petra König, Berlin,
2. Vorsitzende der BS-NET e.V.
Verehrte Leserinnen und Leser
der Glandula NeT,
Ich bin Peter Ries, 48 Jahre alt, verheiratet mit
Monika Jung-Ries. Gemeinsam wohnen wir im
schönen Saarland. Das Glück, Eltern zu werden, ist uns leider verwehrt geblieben. Erkrankt
bin ich an einem Karzinoid des Dünndarms, Peter Ries
und dies nun schon wissentlich seit 10 Jahren.
Aber ich möchte hier nicht über meinen Krankheitsverlauf berichten,
trage mich jedoch mit dem Gedanken, in einer der nächsten Ausgaben
der Glandula NeT einiges davon zu erzählen.
Ich bin Handelsfachwirt und zurzeit in einem Unternehmen des privaten Bildungsbereiches als Dozent tätig. Am 22.11.2003 wurde ich in
der Mitgliederversammlung der NeuroEndokrinen Tumoren Selbsthilfegruppe e. V. in Berlin zum 1. Vorsitzenden gewählt. In derselben Versammlung wurde durch Beschluss der Mitglieder aus der Selbsthilfegruppe eine Bundesorganisation.
Aber wie kam es zu meinem Engagement in der Gruppe und zu dieser
Wahl?
Dafür gibt es einen Grund und einen Namen: Petra König. Ich hatte die
Freude und die Gelegenheit, ihr auf einem Patientenseminar in Bad
Berka begegnen zu dürfen. Ich war fasziniert von ihrer Kraft und ihrem
Engagement und ebenso von der Dynamik der Gruppe um Petra
König. Nach Ablauf dieses Patientenseminars stand mein Entschluss
fest, einen Teil meiner Freizeit der Gruppe zur Verfügung zu stellen.
Es folgten viele Gespräche, Annäherungen von Vorstellungen, Ziele für
die Zukunft und am Ende dieses Prozesses meine Einwilligung, zur
Wahl des ersten Vorsitzenden zu kandidieren.
Ich wünsche uns allen ein erfolgreiches Jahr 2004 und das richtige
Gespür zur rechten Zeit, um Entscheidungen zu treffen. Der Bundesorganisation wünsche ich die Dynamik und das Gefühl, in einer großen
Familie zu sein, zu behalten, zum Wohle und zur Verbreitung von Informationen für und an unserer Mitglieder.
Peter Ries, Neunkirchen,
1. Vorsitzender der BS-NET e. V.
Achtung, neu !
Das Studiensekretariat von Prof. Dr. B. Wiedenmann
an der Universitätsklinik Charité richtet eine telefonische Sprechstunde ein.
Jeden 1. Dienstag im Monat in der Zeit von 11.00–
12.00 Uhr werden krankheitsbezogene Fragen beantwortet.
Tel.: 030 / 450 55 30 32
Adresse: Campus Virchow-Klinikum, Medizinische
Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie, Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechsel, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin.
Bitte bedenken Sie: Diese Möglichkeit der Kontaktaufnahme kann keinen Arztbesuch ersetzen!
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Unterhaltsames
Die Geschichte von Meta und Stasia
Meta und Stasia waren Geschwister. Sie lebten von ganz klein an in
einem großen, braunen, weichen
und warmen Gebilde, von dem sie
sich auch ernährten. Regelmäßig
tranken Meta und Stasia von dem
Lebenssaft ihres heimatlichen Gebildes und fühlten sich wohl.
Ganz leise unterhielten sie sich.
„Weißt du noch“, fragte Meta,
„weißt du noch, wie wir uns von unserem Vater lösten?“ „Ach ja“,
schwärmte Stasia. „Wir schwammen in dem süßen roten Saft, den
wir täglich trinken, bis hierher.
Weich wie ein Schwamm war es
hier, als wir hier ankamen“. Sie
Und Karzio war bereits stark. Er
war so stark, dass er es sich leisten
konnte, seine Töchter Meta und
Stasia in die Welt zu schicken. Sein
eigen Fleisch und Blut konnte er
sich ausreißen, ohne Schaden zu
nehmen. Im Gegenteil – die Stoffe
aus der Leitung, auf der er lebte,
ließen ihn wachsen und gedeihen.
Und bald vergaß er, dass er Töchter in die Welt gesetzt hatte.
Und gerade diese Töchter sollten
seine Anwesenheit verraten und die
weißen Männer schließlich dazu
bringen, ihm den Garaus zu machen.
Meta und Stasia lebten wie die Maden im Speck. Sie tranken regelmäßig und ausgiebig von dem Lebenssaft und sie veränderten sich:
Wie einst ihr Vater begannen sie,
Botenstoffe auszusenden. Dabei
ging es ihnen so gut, dass sie keinen Gedanken an die Folgen verschwendeten. Und es kam noch
schlimmer. Meta machte den Anfang. Sie bekam eine eigene Haut
und damit eine Figur. Von Tag zu
Tag wurde ihre Haut deutlicher und
ihre Gestalt runder.
schwiegen träumerisch und nahmen noch einen tiefen Schluck.
Der Vater von Meta und Stasia war
Karzio. Er wohnte gleich nebenan.
Dort hatte er eine Rohrleitung angezapft und versorgte sich von den
vorbeifließenden Stoffen. Er verschmähte nichts, obwohl ihm nicht
alles schmeckte. Aber seine Devise
war: „Was mir nicht schadet, macht
mich stark!“
Stasia blieb in ihrer Entwicklung ein
wenig zurück. Deshalb war sie etwas
kleiner als Meta,
was sie sehr ärgerte. Aus diesem
Grund bemühte sie
sich, Meta nachzueifern und sie bei jeder Gelegenheit zu
übertreffen. So kam
es, dass Stasia, obwohl etwas kleiner
als Meta, mehr Botenstoffe aussende-
Winfried Müller
te und aktiver wurde als ihre
Schwester.
Es dauerte trotzdem noch eine
ganze Zeit, bis man auf sie aufmerksam wurde.
Eines Tages machten fleißige, kluge, junge und blonde Frauen in
Weiß Analysen in einem Labor und
untersuchten Proben von dem Gebilde, in dem Meta und Stasia lebten. Außerdem analysierten sie den
süßen roten Lebenssaft. Sie entdeckten die Botenstoffe von Meta
und Stasia und Hautpartikelchen
von Meta, die inzwischen eine respektable Größe und eine beinahe
kugelrunde Form angenommen
hatte.
Die jungen Frauen in Weiß erkannten sofort, wen sie vor sich hatten,
und teilten das ihren Kollegen in
Weiß mit.
Von diesem Augenblick an begann
ein gnadenloser Kampf der Männer
8
*Glandula Net 6
8
09.08.2004, 22:01 Uhr
Unterhaltsames
und Frauen in Weiß gegen die um
ihr Leben ringenden Schwestern
Meta und Stasia.
Der Angriff kam überraschend und
komplex. Er erfolgte sofort mit chemischen und biologischen Waffen.
Zunächst merkten Meta und Stasia
nichts von dem Ganzen. Sie tranken regelmäßig und ausgiebig ihren
Saft und erkannten erst nach einer
Weile, dass er nicht mehr so gesund und nahrhaft für sie war.
„Mir ist in letzter Zeit immer so
übel“, flüsterte Stasia. „Bestimmt
kommt das vom vielen Essen“,
meinte Meta und stieß einen dicken
Schwall Botenstoffe aus. „Ich habe
auch immer so starke Blähungen.
Manchmal ist mir sogar schwindlig“.
„Ich habe den Eindruck, dass wir
vergiftet werden. Wir sollten uns
wehren“, sagte Stasia und eröffnete
einen Angriff auf ihr Wirtsgebilde,
dass es sich von braun nach violett
färbte und nun gar nicht mehr so
weich wie ein Schwamm war.
Währenddessen suchten Sonden,
Strahlen und Echolote nach dem
Erzeuger von Meta und Stasia. Der
räkelte sich in seiner Kraft und Größe an seinem angestammten Platz
auf der Rohrleitung und lächelte still
vor sich hin.
„So dick, wie ich es brauche, könnt
ihr gar nicht“, spottete er über die
chemischen und biologischen Angriffe der Menschen in Weiß, die
Meta und Stasia solche Beschwerden verursachten.
Doch der Spott verging Karzio
ziemlich schnell. Der Strom von
Nährstoffen in der Rohrleitung versiegte. Bevor Karzio richtig begriff,
wurde es plötzlich taghell um ihn
herum. Mit scharfen, schnellen
Schnitten wurde die Rohrleitung
um ihn herum abgetrennt. Eine
stählerne Zange ergriff ihn. Er
schwebte durch die Luft, nahm nur
kurz viele in komischem Grün gekleidete Leute war und landete mit
einem klatschenden Geräusch in
einer Metallschale. Deckel drauf,
Klappe zu – aus.
Die
Rohrleitung
wurde wieder repariert und einige
Zeit später floß der
Strom von Stoffen
wieder ungehindert.
Niemand
schmarotzte mehr
und langsam, aber
sicher verschwand
auch jede Spur
von Karzio.
Anders erging es
seinen Töchtern.
So einfach rausschneiden ging
nicht. Dazu war das braune, weiche, große Gebilde, das sich Meta
und Stasia als Heim ausgesucht
hatten, zu empfindlich.
Die Menschen in Weiß verstärkten
ihre Angriffe. Immer mehr wurden
die Geschwister chemischen und
biologischen Kampfstoffen ausgesetzt. Immer stärker wurde die Gegenwehr von Meta und Stasia, ob-
wohl sie schon nicht mehr in der
Lage waren, ihre Umgebung zu
schädigen.
Schließlich wurde zum entscheidenden Schlag ausgeholt: ein Angriff mit Nuklearwaffen! Wie eine
zweite Haut legte sich die Substanz
um Meta und ihre Schwester. Die
radioaktive Strahlung war so stark,
dass zuerst die kleinere Stasia ihre
Aktivitäten einstellen musste. Sie
konnte nichts mehr zu sich nehmen
und bekam immer weniger Luft. Bis
ins Mark getroffen, hörte sie auf zu
leben, schrumpfte und verschrumpelte.
Bei Meta setzte der Prozess etwas
später ein. Das Ergebnis war
allerdings dasselbe.
Nach einiger Zeit stieß das große,
weiche, braune und warme Gebilde
die mumifizierten Überreste von
Meta und Stasia ab.
Ebenso wie Karzio gerieten auch
Meta und Stasia langsam, aber sicher in Vergessenheit.
Mögen alle ähnlichen Schicksale so
enden!
Winfried Müller,
Unter den Eichen 32,
06184 Dieskau
9
*Glandula Net 6
9
09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
Aktuelle Einteilung, Diagnostik und
Therapie neuroendokriner Tumoren
Definition und Einteilung
Die Bezeichnung (neuro-)endokriner Tumor (NET) hat weltweite Geltung. Nur noch in wenigen Einrichtungen werden die alten Bezeichnungen wie Karzinoid, APUDom
usw. benutzt. Die Bezeichnung
„neuroendokrin“ beruht auf gemeinsamen tumorbiologischen Eigenschaften endokriner Zellen wie
auch Nervenzellen (Neuronen). Gemeinsamkeiten beider Zelltypen
beinhalten z. B. einen sehr ähnlich
aufgebauten Apparat im Zellinneren
(sog. Sekretionsapparat). Dieser
zelluläre Apparat erlaubt es beiden
Zellen, gleichermaßen Hormone
und Nervenbotenstoffe freizusetzen.
Ein weiteres wesentliches Merkmal
neuroendokriner Tumorzellen ist die
Tatsache, dass diese sich in der
Regel nur sehr langsam vermehren.
Dies liegt darin begründet, dass
diese Zellen häufig molekulare
„Webfehler“ enthalten, die weiterhin
einen anspruchsvollen Stoffwechsel, verbunden mit einer geringen
Teilungsrate erlauben. Neuroendokrine Tumorzellen können zunächst
alleine oder in einem kleinen Tumorzellverband an ihrem Entstehungsort z. T. über Jahre unbemerkt existieren. Wahrscheinlich
gibt es sogar häufiger „Schlafzustände“ des anfänglichen Tumorverbandes, bis dieser sich vermehrt
ausbreitet. Zu einem bestimmten
Zeitpunkt überschreitet dann der
sich vergrößernde Tumor die Organgrenzen und dringt in die Nachbarschaft ein. Zusätzlich können
sich vereinzelt Tumorzellen aus die-
sem ursprünglichen Tumorzellverband lösen und auf dem Blut- und
Lymphweg in andere Organe wandern und sich dort festsetzen.
Wesentlich bei dieser Tumorzellausbreitung ist die Tatsache, dass
sich die Tumorzellen in Abhängigkeit vom Ausgangsort unterscheiden. Man spricht dann von unterschiedlichen Ausbreitungsmustern.
So scheinen in der Regel z. B. Tumoren, die in der Bauchspeicheldrüse entstehen, etwas schneller
zu wachsen. Dementsprechend
breiten sich diese mehr in andere
Organe aus als Tumoren, die z. B.
in den unteren Dünndarmanteilen
(Jejunum und Ileum) entstehen.
Dementsprechend teilt man in Abhängigkeit vom ursprünglichen Entstehungsort des Tumors, verbunden mit unterschiedlichen klinischen Verläufen und Behandlungsmöglichkeiten, neuroendokrine Tumoren des gastroenteropankreatischen Systems in drei Untergruppen ein:
1. Tumoren aus dem Vorderdarm
2. Tumoren aus dem Mitteldarm
3. Tumoren aus dem Enddarm
Zu 1.: Neuroendokrine Vorderdarmtumoren nehmen ihren Ausgang aus Organen wie der Bauchspeicheldrüse, dem Zwölffingerdarm, Magen, Bries (Thymus) und
Lunge. Am häufigsten beobachtet
man in dieser Gruppe neuroendokrine Tumoren der Bauchspeicheldrüse und der Lunge.
Zu 2.: Neuroendokrine Mitteldarmtumoren finden sich vor allem im Krummdarm (Jejunum) und
Prof. Dr. Bertram Wiedenmann,
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt
Hepatologie und Gastroenterologie,
Charité – Universitätsmedizin, Campus
Virchow-Klinikum, Berlin
im letzten Drittel des Dünndarms
sowie im Blinddarm (Wurmfortsatz)
und in den Anfangsteilen des Dickdarms. Die häufigsten in dieser
Gruppe sind im letzten Drittel des
Dünndarms lokalisiert.
Zu 3.: Neuroendokrine Enddarmtumoren finden sich vor allem im
Bereich des absteigenden Dickdarmschenkels, des sog. Sigmas,
und des Rektums. Letztgenannte
sind am häufigsten in dieser Gruppe.
Aus bisher unbekannten Gründen
haben etwa 50 % aller neuroendokrinen Tumoren keine Hormonaktivität oder Funktionalität.
Zwischen hormonaktiven/funktionellen und hormoninaktiven/nonfunktionellen Tumoren findet sich
hierbei unter dem Mikroskop
(morphologisch/mikroskopisch)
kein Unterschied. Während diese
Aussage für ca. 90 % aller NET gilt,
gibt es eine kleinere Untergruppe,
die sich dadurch auszeichnet, dass
sie relativ primitiv und wenig entwickelte Tumorzellen enthält. Diese
kleine Tumorgruppe ist durch ein
schnelles Tumorwachstum gekennzeichnet. Zudem weisen diese Tumoren meist keine Hormonaktivität
10
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
auf. Häufig enthalten diese Tumoren keine Empfängermoleküle für
Somatostatin und Interferon mehr.
Dementsprechend ist eine Biotherapie mit Interferon und Somatostatin bei diesen primitiv entwickelten,
sog. entdifferenzierten oder anaplastischen NET auch nicht sinnvoll.
Diagnostik neuroendokriner
Tumoren
Neuroendokrine Tumoren des
GEP-Systems werden häufig initial
nicht erkannt. Daher können mehrere Jahre vergehen, bis die endgültige Diagnose gestellt wird.
Ohne großen technischen Aufwand
lässt sich häufig schon die Verdachtsdiagnose NET stellen, wenn
die Krankengeschichte (Anamnese)
umfassend erhoben und die körperliche Untersuchung des Patienten sorgfältig durchgeführt wurde.
Entscheidend für die Diagnose ist
die Kenntnis einzelner Krankheitsbilder.
Wesentliche Merkmale der Krankengeschichte sind hierbei z. B.:
häufigere Durchfälle, die auch
nachts nicht aufhören und über
Wochen vorhanden sein können,
Rötungen in der oberen Körperhälfte, vor allem des Gesichts,
die besonders nach Alkoholeinnahme noch verstärkt werden
(Flush).
Die Kombination von ausgeprägten
Durchfällen und Flush wird als Karzinoid-Syndrom bezeichnet. In diesen Fällen ist der Entstehungsort
der NET vor allem im Bereich des
Dünndarms und der Lunge, jedoch
nicht in der Bauspeicheldrüse oder
im Enddarm zu suchen.
Bewusstseinseinschränkungen
können Ausdruck einer übermäßigen Freisetzung von Insulin und einer damit verbundenen Unterzuckerung sein. Entstehungsort
dieser NET ist praktisch immer die
Bauchspeicheldrüse. Auch ausgeprägte Magenbeschwerden sind
bei Patienten mit NET der Bauchspeicheldrüse häufig. Ursache hierfür ist das im Übermaß ins Blut freigesetzte Hormon Gastrin (sog.
Gastrinom).
Dieses
Hormon
wiederum stimuliert eine übermäßige Freisetzung von Salzsäure im
Magen, die dann zu ausgedehnten
Schleimhautgeschwüren im Bereich des Magens, Zwölffingerdarms und der Speiseröhre führt.
Bei der körperlichen Untersuchung
zeigt sich häufiger, insbesondere
bei bereits vorliegenden Tumorabsiedlungen in der Leber, eine Vergrößerung dieses Organs. Seltener
kann der Arzt auch einen größeren
Darmtumor tasten. Bei Tumoren im
Kopfbereich der Bauchspeicheldrüse kann der Arzt wie auch der Patient selbst im fortgeschrittenen Tumorstadium eine Gelbsucht beobachten. Bei Patienten mit ausgeprägtem Karzinoid-Syndrom lassen sich in bis zu einem Drittel aller
Fälle auch krankhafte Geräusche
im Bereich der Herzklappen feststellen.
Technische Möglichkeiten im
Rahmen der Diagnostik umfassen
einmal eine mikroskopische Untersuchung des Tumorgewebes durch
den Pathologen, der hierzu gezielt
einzelne Tumormarker bestimmen
muss (z. B. Synaptophysin, Chromogranin A und Ki67/MIB-1). Neben der Bestimmung o. g. Tumormarker im Tumorgewebe werden
verschiedene Tumormarker auch in
Körperflüssigkeiten untersucht. So
ist beispielsweise in Abhängigkeit
vom Tumorursprung eine Bestim-
mung von 5-Hydroxyindolessigsäure im Urin (nur bei Mitteldarmtumoren und NET des Bronchialsystems) sinnvoll. Bei allen NET, bei
denen Unsicherheit über die Tumorausdehnung besteht, sollte die
Bestimmung von Chromogranin A
im Blut erfolgen.
Bei der Bildgebung stehen an erster Stelle die Ultraschalluntersuchung sowie der gezielte Einsatz
der Magen- und Darmspiegelung.
Die Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie (Octreoscan) sollte gezielt
nach der Erhebung der Diagnose
durch die mikroskopische Untersuchung und dem Ultraschall zum
Einsatz kommen. Darüber hinaus
sollte gezielt in Abhängigkeit von
der Erfahrung einzelner Zentren mit
unterschiedlichen
bildgebenden
Verfahren, z. B. Computertomographie und Kernspintomographie, eines von beiden Verfahren zum Einsatz kommen.
Behandlungsmöglichkeiten bei
neuroendokrinen Tumoren
Somatostatin-Analoga und
Interferon-α
Die Freisetzung von Hormonen und
Nervenübertragungsstoffen
aus
neuroendokrinen Tumorzellen erfolgt durch bestimmte Signale (z. B.
Kalzium und Alkohol), die aus der
Umgebung des Tumors (z. B. auf
dem Blutweg) zu den einzelnen Tumorzellen gelangen. Umgekehrt
kann durch Hemmung dieser Freisetzungssignale die Sekretion verhindert werden. Für die Behandlung neuroendokriner Tumoren eignen sich beiden körpereigenen
Hormone Somatostatin und Interferon-α. Empfängermoleküle, so genannte Rezeptoren, existieren für
11
*Glandula Net 6
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Wissenswertes
Somatostatin und Interferon-α in einem Großteil neuroendokriner Tumoren und Tumorzellen. Die Behandlung mit diesen Hormonen
verfolgt zwei Ziele:
1. Die Unterdrückung der übermäßigen Freisetzung von Hormonaktiven Substanzen
2. Das Verhindern des Tumorwachstums bzw. die Einschmelzung des Tumors.
Während die Unterdrückung der
„Hormonaktivität“ häufig erfolgreich
ist, sind die Ergebnisse bezüglich
einer Verringerung der Tumorgröße
mit Somatostatin und Interferon-α
eher gering. Lediglich bei etwa einem Drittel aller Fälle lässt sich ein
Wachstumsstopp beobachten.
Derzeit kommerziell erhältliche,
künstlich hergestellte Somatostatin-Analoga und Interferon sind
heute durchweg auch als Depotpräparate verfügbar. Diese Depotpräparate werden entweder subkutan oder in den Muskel verabreicht
und üben dann über mehrere Tage
bis Wochen ihre Wirkung aus. So
gibt es z.B. für Octreotid die Depotform Sandostatin LAR®, die in
28-tägigem Rhythmus verabreicht
wird. Für Interferon-α existiert eine
Depotform, die in 7-tägigen Abständen appliziert wird (z.B. PegIntron®).
In Ergänzung zu den im Handel
erhältlichen Somatostatin-Analoga
Octreotid und Lanreotid befinden
sich neue Somatostatine in der klinischen Erprobung, die einzelne
Untereinheiten, sog. Rezeptor-Subtypen, aus der Familie der Somatostatin-Rezeptoren gezielt binden können. Neben diesem sehr
gezielten Ansatz wird auch versucht, mit dem Einsatz eines neuen, künstlich hergestellten Somatostatins, das alle SomatostatinRezeptoren bindet (sog. Pan12
*Glandula Net 6
Ligand), eine verbesserte Somatostatin-Wirkung zu erreichen.
Letztgenannter Pan-Ligand befindet sich derzeit in der Erprobung
(SOM230, vgl. Beitrag auf Seite
22ff.) und wird aktuell bezüglich seiner Wirksamkeit bei Patienten mit
ausgeprägtem Karzinoidsyndrom
weltweit erprobt. Ziel ist, mit dieser
Substanz sowohl die Hormonaktivität wie auch das Tumorwachstum
besser als mit herkömmlichen Substanzen zu kontrollieren.
Alternative Behandlungsmethoden
Nur chirurgische Behandlungsverfahren ermöglichen eine komplette
Heilung dieser Tumorerkrankung.
Nichtchirurgische Verfahren wie die
medikamentöse, radiotherapeutische oder sogar die sog. lokalablative Behandlung bewirken
bestenfalls eine Verringerung der
Tumorgröße.
Eine Chemotherapie sollte nur bei
den relativ seltenen primitiven sog.
anaplastischen neuroendokrinen
Tumoren und neuroendokrinen Tumoren der Bauchspeicheldrüse
und der Lunge zum Einsatz kommen.
Neue Behandlungsansätze
Weitere potenzielle Behandlungsmöglichkeiten zeichnen sich durch
den Einsatz von Substanzen ab,
die gezielt die Zellkernaktivität neuroendokriner Tumoren einschränken. In diesem Zusammenhang
könnte mittelfristig der Einsatz von
sog. COX-2-Inhibitoren (z. B. Vioxx und Celebrex) in Kombination
mit anderen Präparaten interessant
sein.
Darüber hinaus könnte auch der
Einsatz von – bereits bei anderen
Tumoren erfolgreich eingesetzten –
Wirkstoffen
erfolgversprechend
sein, die Einfluss auf die Neuausbildung von Tumorgefäßen haben, die
so genannten Angiogenese-Inhibitoren. Bekanntlich zeichnen sich
gerade neuroendokrine Tumoren
durch eine übermäßige Ausstattung von Tumorgefäßen aus, die für
die Aufrechterhaltung des ausgeprägt vorhandenen Stoffwechsels
neuroendokriner Tumoren unabdinglich sind. Durch eine Einschränkung der Energiezufuhr und
den Abbau der Tumorgefäße ist
eine Einschränkung des Tumorwachstums bzw. eine Verkleinerung von einzelnen Tumoren denkbar. Im nächsten halben Jahr soll
im Rahmen einer in Berlin und
Leicester, Großbritannien, durchgeführten klinischen Studie dieses
Konzept auf seine Wirkung hin untersucht werden (vgl. hierzu auch
den Beitrag auf Seite 25ff.).
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit zeichnet sich durch den
Einsatz
radioaktiv-markierter
Somatostatin-Analoga ab (90Yttrium-DOTATOC, vgl. Seite 27ff.).
Erste Ergebnisse, die bisher von
einander getrennt in einzelnen Zentren gewonnen wurden, sind
teilweise veröffentlicht. Sie weisen
darauf hin, dass man mit diesem
Verfahren eine Tumorgrößeneinschränkung herbeiführen und in einem größeren Prozentsatz auch die
Funktionalität/Hormonaktivität dieser Tumoren einschränken kann.
Vielversprechend ist hierbei aus
Sicht der Arbeitsgruppen in Rotterdam wie auch Basel der Ersatz des
Radionuklids 90Yttrium durch 177Lutetium. Diese Radionuklide sind
über eine so genannte chemische
Brücke mit dem Somatostatin-Analogon Octreotid verbunden.
Neben diesen medikamentösen
Behandlungsansätzen sind heute
!
12
09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
auch gerade bei Tumorabsiedlungen, die sich auf die Leber beschränken und nicht mehr chirurgisch behandelbar sind, lokal-ablative Verfahren in der Erprobung.
Hierbei stehen Verfahren wie die
Chemoembolisation in Konkur-
renz zu Verfahren, in denen einzelne Tumoren durch Einbringung von
Sonden und nachfolgender Wärme- oder Kältebeschickung zerstört werden. Bisher existieren
hierzu jedoch keine vergleichenden
Untersuchungen, die eine endgülti-
ge Aussage zur Wertigkeit dieser
Verfahren zu erlauben.
Prof. Dr. Bertram Wiedenmann,
Medizinische Klinik
Charité – Universitätsmedizin,
Campus Virchow-Klinikum, Berlin
Multiple endokrine Neoplasie Typ 1
(MEN 1)
Die multiple endokrine Neoplasie ist
eine seltene, hereditäre Erkrankung
mit Überfunktion mehrerer endokriner Organe. Die Krankheitsbezeichnung spiegelt diese Tatsache gut
wider:
Multipel = mehrfach, viele
Endokrin = Hormone oder Botenstoffe ausschüttende Zellen
betreffend
Neoplasie = Neubildung bzw.
Tumor
Typ 1 = wird eingesetzt zur Differenzierung gegenüber ähnlichen
Erkrankungen, z. B. MEN Typ 2a
und MEN Typ 2b.
Die von der multiplen endokrinen
Neoplasie (MEN Typ 1) betroffenen
Organe sind die Nebenschilddrüse,
die Bauchspeicheldrüse und die
Hirnanhangdrüse.
Nebenschilddrüse
Es kommt zu einer Überfunktion
oder zur Entwicklung eines Tumors
der Nebenschilddrüse mit vermehrter Bildung von Nebenschilddrüsenhormon
(Parathormon).
Parathormon ist für die Regulation
des Kalzium- und Phosphatstoffwechsels erforderlich. Wird zuviel
Parathormon produziert, so führt
dies zu einer Entkalkung des Kno-
chens, zu Nierensteinen und Magengeschwüren, kurz: „Bein-SteinMagenpein“.
In der Regel liegen mindestens vier
Nebenschilddrüsen vor. Die Therapie einer Nebenschilddrüsenüberfunktion besteht in der operativen
Entfernung der vergrößerten (hyperplastischen) Nebenschilddrüsen
bzw. der Entfernung von Nebenschilddrüsentumoren (Adenomen).
Zur Verhinderung eines postoperativen Mangels an Parathormon wird
in der Regel ein kleiner Rest einer
Nebenschilddrüse belassen.
Endokrine Neoplasien der
Bauchspeicheldrüse
50 % der auftretenden Tumoren
sind Gastrinome. Sie bilden Gastrin. Dies führt zu Geschwüren im
oberen Gastrointestinaltrakt. Die im
Rahmen eines MEN 1 auftretenden
Gastrinome können bösartig (60 %)
oder gutartig (40 %) sein.
25 % der bei MEN 1 vorkommenden Bauchspeicheldrüsentumoren
sind Insulinome, d.h. Insulin produzierende Tumoren der Langerhansschen Zellen der Bauchspeicheldrüse. Diese Tumoren schütten
vermehrt und ungeregelt Insulin
aus. In der Folge kommt es zu Un-
Priv.-Doz. Dr. Ursula
Plöckinger,
Interdisziplinäres
StoffwechselCentrum, Charité –
Universitätsmedizin
Berlin
terzuckerungen mit den Symptomen Hungergefühl, Schweißausbruch, Zittern bis hin zur Bewusstlosigkeit oder Krampfanfällen. Insulinome sind selten bösartig.
Die übrigen Tumoren der Bauchspeicheldrüse sind sog. nicht
funktionelle Tumoren (25 %).
Diese sind in der Regel gutartig.
Etwa 5 % können eine bösartige
Entwicklung aufweisen.
Die primäre Therapie dieser Tumoren der Bauchspeicheldrüse ist
die Operation, wobei für Gastrinome und Insulinome die Lokalisation der häufig sehr kleinen (unter
1 cm durchmessenden) Tumoren
schwierig sein kann und eine aufwändige Diagnostik erforderlich
macht.
Adenome der Hirnanhangdrüse
Adenome der Hirnanhangdrüse
(Hypophyse) können im Rahmen
der multiplen endokrinen Neoplasie
auftreten. Sie sind meist funktionell.
Am häufigsten kommen Prolaktinome vor. Diese führen zu vermehrtem Milchfluss aus der Brust,
Verlust der Libido und zu Sterilität.
13
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
Derartige Tumoren können gut medikamentös behandelt werden.
Wachstumshormon ausschüttende
Tumoren bedingen das klinische
Bild der Akromegalie. Die Therapie besteht hier in einer Operation
des Tumors der Hirnanhangdrüse
und ggf. in einer medikamentösen
Behandlung mit Somatostatin-Analoga.
Nicht funktionelle Tumoren der
Hirnanhangdrüse sind meist groß
und führen von daher zu Einschränkungen des Gesichtsfeldes durch
Druck auf den Sehnerv und zum
Verlust der hypophysären Funktionen. Dies ist deswegen von Bedeutung, weil die Hirnanhangdrüse das
Steuerungsorgan der wesentlichen
hormonellen Regelkreise des Körpers ist und eine Störung dieser
Hormonfunktion in bestimmten Situationen lebensbedrohlich sein
kann.
Krankheitsverlauf
Die genannten Störungen treten
meist in einer festen zeitlichen Abfolge auf. Zunächst wird die Überfunktion der Nebenschilddrüsen
manifest. Dann zeigen sich Tumoren der Bauchspeicheldrüse und/
oder der Hirnanhangdrüse. Patienten mit einer multiplen endokrinen
Neoplasie Typ 1 haben zu 97 %
eine Nebenschilddrüsenüberfunktion, bis zu 80 % weisen einen
Bauchspeicheldrüsentumor und
etwa 50 % einen Tumor der Hirnanhangdrüse auf. Alle genannten Tumoren können multipel auftreten.
Epidemiologie
Die Erkrankung ist selten. Es wird
von einer Häufigkeit zwischen 2
und 20 Patienten pro 1 Million Einwohner ausgegangen. Dies bedeu-
Zugrunde liegender Gendefekt
Jeder Mensch verfügt über einen
Chromosomensatz von 22 doppelt
angelegten Chromosomen, wobei
je ein Chromosom vom Vater oder
der Mutter stammt. Zusätzlich
kommt ein weiteres Chromosomenpaar mit einem X- und einem
Y-Chromosom hinzu, das für die
Geschlechtsbestimmung entscheidend ist. Bei der multiplen endokrinen Neoplasie Typ 1 ist die Störung
auf dem Chromosom 11 lokalisiert.
Chromosomen sind die Träger von
Genen. Gene wiederum sind die
Träger der Erbinformation. Diese
Erbinformation ist mit Nukleinsäuren in der Desoxyribonukleinsäure
(DNS) kodiert. Diese einzelnen Nukleinsäuren bilden die Buchstaben
des genetischen Codes. Kommt es
zu einem Fehler in dieser genetischen Schrift, so wird die Schrift
falsch abgelesen und in der Folge
ein fehlerhafter Eiweißstoff gebildet.
Bei der multiplen endokrinen Neoplasie liegt der Fehler im sog. MENGen, dessen Genprodukt ein Eiweißstoff namens Menin darstellt.
Menin greift in die Zellteilung der
einzelnen Zellen ein und verhindert
ungeregeltes Wachstum. Mit anderen Worten: Das MEN-Gen ist ein
sog. Tumorsuppressor-Gen, dessen Genprodukt Menin das Tumorwachstum verhindert.
Durch Veränderungen einer Nukleinsäure auf dem MEN-Gen wird ein
falsches Genprodukt gebildet. Die-
ses fehlerhafte Menin kann seiner
Aufgabe, der Verhinderung von Tumorwachstum, nicht mehr nachkommen. In der Folge kommt es
zur Entstehung von Tumoren.
Da der „Fehler“ genetisch bedingt
ist, also auf dem Gen der erkrankten Menschen liegt, kann der betroffene Patient diesen Fehler an
seine Nachkommen weitergeben.
Aufgrund der genetisch bedingten
Ursache ist MEN 1 nicht heilbar.
Das Auftreten bedrohlicher Krankheitsformen kann jedoch im Frühstadium erfasst und behandelt werden. Wichtig ist die rechtzeitige Diagnose der einzelnen Störungen,
so dass regelmäßige jährliche Untersuchungen, sog. Screening/Staging-Untersuchungen, notwendig
sind.
Die zur Verfügung stehenden Untersuchungsmöglichkeiten erlauben
es, Familienangehörige zu identifizieren, die Träger eines krankhaften
MEN-Gens sind. Nur so kann
rechtzeitig die Diagnose der multiplen endokrinen Neoplasie gestellt
werden. Gleichzeitig lässt sich feststellen, wer nicht Träger des Gens
ist und keine routinemäßigen Untersuchungen braucht.
Wird bei einem Patienten die Diagnose einer multiplen endokrinen
Neoplasie gestellt, sollten unbedingt auch seine blutsverwandten
Familienangehörigen
untersucht
werden. Die Untersuchung auf ein
krankhaftes Gen sollte bereits im
Kindesalter durchgeführt werden,
bevor es zum Ausbruch der Erkrankung kommt. Doppelbestimmungen und eine genetische Beratung
werden empfohlen.
Priv.-Doz. Dr. Ursula Plöckinger,
Interdisziplinäres
Stoffwechsel-Centrum,
Charité – Universitätsmedizin Berlin
!
14
*Glandula Net 6
tet, dass z.B. in Berlin 7–70 Patienten (3,5 Mio. Einwohner) an dieser
Krankheit leiden. Das Besondere
an einer multiplen endokrinen Neoplasie ist, dass es sich hierbei um
eine hereditäre Tumorerkrankung
handelt, das heißt, die Störung ist
erblich.
14
09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
Gründungsversammlung der Europäischen
Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren
(ENETS, European Neuroendocrine Tumor Society)
Am 11. März 2004 fand in Frankfurt/Main die Gründungsversammlung von ENETS, der Europäischen
Gesellschaft für Neuroendokrine
Tumoren, statt. Die Gründung von
ENETS war eine logische Konsequenz der früheren Aktivitäten von
ENET. ENET wurde 1995 von Experten aus Deutschland, Frankfurt,
Schweden und Italien mit dem Ziel
gegründet, synergistische Effekte
zwischen den teilnehmenden Zentren zu nutzen. Insbesondere soll
sich dies auf die klinische und theoretische Forschung beziehen, aber
auch auf Fort- und Weiterbildung
sowie die Entwicklung von Leitlinien
für die Diagnose und Behandlung
von seltenen neuroendokrinen Tumoren. In den letzten Jahren hat
ENET auch erheblich dazu beigetragen, die Kooperation zwischen
verschiedenen Zentren und der Industrie zu fördern. Die Mitglieder
von ENET haben bei zahlreichen internationalen klinischen Studien kooperiert und auch die Grundlagen
für die europäische Datensammlung GP NET gelegt. Darüber hinaus hat ENET Leitlinien für bildgebende Verfahren bei Patienten mit
NET veröffentlicht und Forschungskonferenzen zu diesen Themen organisiert.
Gerade auch im Hinblick auf die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft nach Osten hat ENET
nun beschlossen, seine existierende Struktur zu erweitern und eine
neue Gesellschaft zu gründen,
eben ENETS.
ENETS soll folgende
Hauptziele haben:
1. Verbesserung der Diagnose
und Therapie von Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren in
einem internationalen, interdisziplinären und wissenschaftlichen Kontext.
2. Darbietung einer europäischen
Plattform für Kliniker und Forscher zur Verbesserung der
Zusammenarbeit sowie Entwicklung von klinisch relevanten Strategien für diese Tumoren.
3. Abhaltung von regelmäßigen
wissenschaftlichen und Fortbildungskongressen in Europa.
4. Entwicklung von Leitlinien für
die Diagnose und Behandlung
von neuroendokrinen Tumoren,
die der Öffentlichkeit bekannt
gemacht werden sollen durch
eine Reihe von Aktivitäten, Treffen, Seminaren und auch Internetaktivitäten.
5. Ansprechpartner sein für Fragen der Fortbildung und Information.
6. Ansprechpartner sein für die Integration eines Netzwerks von
europäischen „centers of excellence“ und Identifikation und
Zertifikation von europäischen
„centers of excellence”. Die
Vorteile für Mitglieder sollen neben einer jährlichen Konferenz
auch der reduzierte Bezug einer offiziellen ENETS-Zeitschrift
sein.
Als Chairman des Exekutivkomitees (G. Rindi, Parma/Italien, W. de
Herder, Rotterdam/Niederlande,
M. Caplin, London/Großbritannien,
U. Plöckinger, Berlin/Deutschland,
B. Eriksson, Uppsala/Schweden,
Ph. Ruszniewski, Paris/Frankreich)
von ENETS wurde Prof. Dr. Bertram Wiedenmann aus Berlin gewählt. Die Kontaktadresse für Mitgliedschaft (für Ärzte und Wissenschaftler ist [email protected].
Die Selbsthilfe-Organisation Netzwerk Neuroendokrine Tumoren
(NeT) wünscht der europäischen
neuroendokrinen Tumorgesellschaft
für ihren Start alles Gute.
J. H.
15
*Glandula Net 6
15
09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
Stellenwert der Ernährung bei
Patienten mit Tumorerkrankungen
Um das Wichtigste gleich am Anfang zu sagen: Die Ernährung hat
bei Tumorerkrankungen immer einen Stellenwert, allerdings gibt es
keine kurative Tumor-Diät. Bei neuroendokrinen Tumoren kann je
nach Lokalisation und Funktionalität eine spezifische, symptomatische Ernährungsanpassung die
Behandlung unterstützen.
Tumorerkrankungen beeinflussen
häufig den Ernährungszustand
durch ihren Verlauf und Symptome
wie Appetitlosigkeit oder gestörtes
Geschmacksempfinden erheblich.
Zudem greifen notwendige Behandlungsmethoden als Nebenwirkung nicht nur Tumorgewebe an.
Gute Ernährung unterstützt die
Zellneubildung und das Immunsystem. Wichtigstes Ernährungsziel ist
die Erhaltung der Körpermasse
und/oder die Vermeidung von Fehlund Mangelversorgung. Damit
rückt die Ernährung bei Tumorerkrankungen in eine wichtige Position.
Im Folgenden werden verschiedene
Ernährungsformen betrachtet, die
im Verlauf von Tumorerkrankungen
zum Einsatz kommen können.
Präventivmedizinische
Ernährung
Ernährung per se erfüllt eine präventive Aufgabe. Sie soll vor Mangelerscheinungen schützen und
Folgeerkrankungen durch Fehlernährung verhindern. Wichtig für
den Organismus ist die regelmäßige, zeit- und mengengerechte Versorgung mit Energie, Nähr-, Ergän-
Abbildung 1: Ernährungskreis: Die Grundnahrungsmittel sind in 7 Gruppen eingeteilt:
1. Getreide und Getreideprodukte, Kartoffeln
2. Gemüse und Hülsenfrüchte
3. Obst
4. Getränke
5. Milch und Milchprodukte
6. Fisch, Fleisch, Eier
7. Fette und Öle
zungsstoffen sowie Flüssigkeit zum
Erhalt seiner Funktionen.
Eine Lücke in der Energiezufuhr
wird partiell aus den „Körperspeichern“ geschlossen. In einer inneren Hierarchie stehen dafür
zunächst Glykogen, dann Eiweiß
und mit deutlicher Verzögerung Fett
zur Verfügung. Unterernährung ist
eine Folge von Mangelernährung.
Sie führt immer zum Verlust eiweißhaltiger Körpermasse, der eigentlichen „Lebensmasse“ (Muskeln, Organe, Blut, Enzyme, Hormone…).
Einen Eiweißspeicher im Sinne eines Notvorrates besitzt der Organismus leider nicht. Als Energiere-
verve steht nur eine kleine Menge
Kohlenhydrat (Glykogen) und mehr
oder weniger Fett zur Verfügung.
Wissenschaftlich begründete Ernährungsempfehlungen
wurden
von den nationalen und internationalen Fachgesellschaften für Ernährung und Gesundheit formuliert
(DGE, DGEM, FAO, WHO). Die
Empfehlungen betreffen verschiedene Bedarfsgruppen, Kinder, Erwachsene, Schwangere, alte Menschen und Risikogruppen, z.B.
Raucher.
Im Ernährungskreis (Abb. 1) sind
die Grundnahrungsmittel in 7 Gruppen eingeordnet:
16
*Glandula Net 6
16
09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
1. Brot, Kartoffeln, Reis, Nudeln,
Haferflocken und andere Getreideerzeugnisse
2. Gemüse und Hülsenfrüchte
3. Obst und Nüsse
4. Getränke
5. Milch und Milchprodukte
6. Fleisch, Wurst, Innereien, Fisch,
Eier
7. Fette
Jede Lebensmittelgruppe liefert lebensnotwendige Nährstoffe (= Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente,
Ballaststoffe und Wasser) in unterschiedlicher Menge. So enthalten
z.B. Milch und Käse mehr Eiweiß,
Kalzium und Vitamin A als Getreide,
während Getreide, insbesondere
Vollkornerzeugnisse, hauptsächlich
zur Versorgung mit Kohlenhydraten, Ballaststoffen und B-Vitaminen
beitragen.
Jeder Nährstoff hat bestimmte,
wichtige Funktionen im Körper und
entscheidet mit über die Gesundheit und die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit. Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen
ist dann gewährleistet, wenn
möglichst täglich aus allen 7 Gruppen Lebensmittel verzehrt und innerhalb der Gruppen die Lebensmittel gewechselt werden.
Die Größe der Kreissegmente verweist auf die Relation der Lebensmittelmengen untereinander. Damit
kann der Organismus bedarfsgerecht mit Eiweiß, Fett, Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen,
Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen und anderen Wirkstoffen
versorgt werden. Eine untere Grenze der Energiezufuhr von 1800 kcal
für Erwachsene sollte dabei nicht
unterschritten werden. Geringere
Energiemengen stellen ein Risiko
für die ausreichende Zufuhr der
Nähr- und Wirkstoffe mit den
Grundlebensmitteln dar.
Entgegen wissenschaftlich nicht
belegter
Behauptungen
sind
Grundlebensmittel nach wie vor
prinzipiell geeignet zur bedarfsgerechten Ernährung. Eine Nahrungsergänzung (s.u.) ist normalerweise
für gesunde Erwachsene nicht nötig, sie wird jedoch für bestimmte
Risikogruppen unter bestimmten
Voraussetzungen empfohlen, z. B.
für Kinder, Schwangere, Hochbetagte und geriatrische Patienten,
Raucher sowie für Menschen, die
freiwillig oder erzwungen bzw.
krankheitsbedingt über längere Zeit
kalorisch unterernährt sind.
Die individuell erreichte Ernährungsqualität hängt von der Ernährungsweise ab. Im Gegensatz zu
früheren Zeiten wird Essen heute
vielfach unter dem Gesichtspunkt
Genuss und weniger unter dem Aspekt Gesundheit oder Bedarf des
Körpers gesehen. Dies betrifft nicht
nur die Lebensmittel- und Getränkeauswahl, sondern auch die Mahlzeitenverteilung und -gestaltung.
Nahrung wird heute zunehmend
außer Haus als „Fast Food“ oder in
Form von Fertiggerichten eingenommen, in vielen Fällen ist
dadurch eine Fehlernährung vorprogrammiert.
troffen. Die daraus resultierenden
Störungen im Stoffwechsel führen
zu weiterer Appetitlosigkeit mit den
bekannten Folgen. Katabolie und
Kachexie schwächen auch die Immunabwehr. Der Patient spürt die
abnehmende Lebensqualität und
Leistungsfähigkeit.
Bei einer Gewichtsabnahme über
10 % in 6 Monaten besteht immer
eine Mangelernährung. Je größer
das Ausmaß der Mangelernährung,
desto größer wird das Risiko für
den Patienten. Daher muss frühzeitig und mit geeigneten Maßnahmen
für eine ausreichende Ernährung
gesorgt werden. Die wichtigsten
Bezugsgrößen für die bedarfsgerechte Ernährung sind Körpergröße, Gewicht, Geschlecht, Alter und
körperliche Tätigkeit. In der Praxis
hat sich folgendes Vorgehen bewährt:
Bedarfsgerechte Ernährung
bei Tumorerkrankungen
Tumorerkrankungen gehen häufig
mit Störungen des Appetits, mit
Übelkeit und Erbrechen einher. Die
Folgen sind zum Teil schwere Mangelerscheinungen und massive Gewichtsabnahme. Vor allem eiweißhaltige Körpermasse, Muskulatur-,
Organgewebe, Blut- sowie Hormon- und Enzymsysteme sind be-
Eine differenzierte Ernährungsanamnese ermittelt die derzeitige Ernährungsqualität, die Lebensmittelauswahl, dabei verzehrte Mengen einschließlich
der anteiligen Nährstoff- und
Energiegehalte.
Der Gewichtsverlauf innerhalb
der letzten Wochen und Monate wird erfasst und in Relation
zum tatsächlichen Nährstoffund Energiebedarf gesetzt.
Nun wird mit dem Patienten
besprochen, was und wieviel er
essen sollte, anhand der Nährwertkalkulation kann wiederum
die Differenz zum Soll festgestellt und definiert werden.
Falls der Patient nicht ausreichend essen kann, wird ärztlicherseits in Absprache mit
dem Patienten für eine geeignete Nahrungsergänzung gesorgt.
17
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
Ermittlung des Sollgewichts
Das individuelle Sollgewicht wird
anhand des Body-Mass-Index
(BMI) errechnet:
Körpergewicht (kg)
BMI =
Körpergröße2 (m2)
Für Erwachsene gilt ein BMI von
20–24 als normal (Tab. 1).
Tabelle 1: Klassifikation des Normal- und
Übergewichts anhand des Body-MassIndex (BMI).
Gewichtsklasse BMI (kg/m2)
Normalgewicht
18,5 – 24,9
Übergewicht
25,0 – 29,9
Adipositas
> 30
Berechnung des individuellen
Energiebedarfs
Für die tägliche Kalorienzufuhr gibt
es in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und Schwere der ausgeübten Tätigkeit Empfehlungen der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die in Tabelle 2 zusammen gefasst sind.
Diese Anhaltswerte sind für die Beurteilung des Energiebedarfs von
Tumorpatienten aber zu ungenau.
Der individuelle Energiebedarf wird
daher rechnerisch aus dem Grundund Leistungsumsatz ermittelt. Die
(vereinfachte) Formel sowie Rechenbeispiele sind in Tabelle 3 aufgeführt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass sich der Energiebedarf normalerweise nicht nach
dem Sollgewicht, sondern nach
dem tatsächlichen Gewicht richtet.
Hierzu ein Beispiel: Ein Mensch mit
einer Körpergröße von 1,70 m und
einem Gewicht von 100 kg Gewicht
hat einen BMI von 100/1,72 = 34,6
Tabelle 2: Empfehlungen der DGE für die Energieaufnahme bei leichter körperlicher
Arbeit (z.B. im Büro, als Laborant, am Fließband, als Taxifahrer).
Alter in Jahren
kcal Frauen
kcal Männer
15 bis 19
2400
3000
19 bis 25
2200
2600
25 bis 51
2000
2400
51 bis 65
1800
2200
über 65
1700
1900
Je nach Schweregrad der Arbeit sind folgende Zuschläge erforderlich:
Mittelschwere Arbeit (z.B. Haushalt, Briefträger, Verkauf): + 600 kcal
Schwerarbeit (z.B. Leistungssport, Masseur, Landwirtschaft): + 1200 kcal
Schwerstarbeit: + 1600 kcal
kg/m2. Bei leichter körperlicher Tätigkeit läge sein Energiebedarf bei
2500–3000 kcal täglich. Legt man
das Sollgewicht von 63–70 kg
zugrunde (BMI 22–24), ergäbe sich
ein Energiebedarf von 1800–2200
Kalorien – der Patient wäre damit
aber unterversorgt. Das Energiedefizit von 700–1200 kcal kann in
3 Monaten einen Gewichtsverlust
von 10–17 kg verursachen.
rungszufuhr nicht möglich ist, muss
der Arzt die künstliche Ernährung
verordnen.
Leider fehlen für die Herstellung aller dieser Lebensmittelgruppen
spezifische und verbindliche lebensmittelrechtliche
Vorgaben.
Aufgrund der mangelhaften Standardisierung lassen sich die verschiedenen Produkte nicht ohne
weiteres austauschen.
Funktionelle Lebensmittel
Unterstützende Maßnahmen
und Hilfsmittel zur Behandlung
von Fehl- und Mangelernährung
Die Pharma- und Lebensmittelindustrie bietet 4 Produktgruppen zur
Prophylaxe und Behandlung der
Fehl- und Mangelernährung an:
Funktionelle Lebensmittel
Nahrungsergänzungsmittel
Bilanzierte Diäten
Parenterale Ernährung
Ihre Verwendung sollte zielgerichtet
erfolgen und stets mit dem Arzt
und/oder ernährungsmedizinisch
qualifiziertem Fachpersonal angepasst werden. In schweren Fällen,
wenn eine ausreichende orale Nah-
Funktionelle Lebensmittel enthalten
Zusätze, die gesundheitsfördernde
Funktionen erfüllen, so z. B. Lebensmittel, die einen positiven Einfluss auf die Darmflora haben sollen. Je nach Zusatz unterscheidet
man pro- und präbiotische Lebensmittel.
Probiotika sind Lebensmittel, die lebende Mikroorganismen enthalten,
im Wesentlichen sind das Milchsäure- und Bifidobakterien. Bei regelmäßigem Verzehr sollen sich die
Bakterien in der Darmflora anlagern
und deren Eigenschaften verbessern. Probiotische Lebensmittel fördern angeblich die Verdauung und
18
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
Tabelle 3: Rechnerische Ermittlung des Energiebedarfs (nach DGE).
Der Energiebedarf (EB) setzt sich aus dem Grund- (GU) und Leistungsumsatz (LU) zusammen und berechnet sich nach der Formel:
EB = GU + LU
GU = 1,0 kcal / kg Körpernormalgewicht / Stunde
LU Bettruhe: 1/10 GU
LU leichte Arbeit: 1/3 GU
LU mittelschwere Arbeit: 2/3 GU
LU schwere Arbeit: 1 GU
Anpassung der Energieaufnahme:
Entspricht die Größe nicht den durchschnittlichen Werten, muss die
Energieaufnahme angepasst werden.
Beispiel: Briefträgerin (d.h. mittelschwere Arbeit), 1,85 m (überdurchschnittliche Größe für eine Frau), 75 kg (d.h. BMI = 22 oder Normalgewicht)
Abschätzung Tagesenergiebedarf = 75 x 24 kcal + 2/3 x 75 x 24 kcal
= 3000 kcal. Dies ist nur eine grobe Abschätzung, da die Briefträgerin
nicht 24 Stunden am Tag arbeitet. Der eigentliche Energiebedarf liegt
etwas niedriger!
Liegt Übergewicht vor, so ist die Energieaufnahme zu reduzieren. Der
Energiebedarf kann abhängig vom Grad des Übergewichts um 500–
1000 kcal/Tag vermindert werden. Er sollte jedoch zur Vermeidung von
Mangelerscheinungen nicht unter 1200 kcal/Tag betragen. Die zu erwartende Gewichtsreduktion lässt sich nach folgender Formel abschätzen:
Energiebedarf – 100 kcal / Tag entspricht 100 g Gewichtsverlust / Woche
Beispiel: Bürokraft (d.h. leichte Arbeit), männlich, 1,65 m, 73 kg (d.h.
BMI = 27 oder Übergewicht)
Abschätzung Tagesenergiebedarf = 65 x 24 kcal + 1/3 x 65 x 24 kcal
= 2080 kcal. Als Gewicht wurde das Zielgewicht von 65 kg eingesetzt.
Werden nun pro Tag ca. 1500 kcal aufgenommen, kann eine Gewichtsreduktion von ca. 500 g pro Woche prognostiziert werden.
Achtung! Eine Energieeinschränkung ohne gleichzeitige Intensivierung
der körperlichen Aktivität führt zu einer Verringerung der Muskelmasse
anstatt der Fettmasse!
Bei Untergewicht muss die Energieaufnahme forciert werden, auch
wenn kein Hungergefühl vorhanden ist. Der Energiebedarf wird wie bei
mittelschwerer Arbeit berechnet:
Beispiel: Bürokraft (d.h. leichte Arbeit), 30 Jahre, weiblich, 1,65 m,
48 kg, (d.h. BMI = 18 oder Untergewicht)
Abschätzung Tagesenergiebedarf = 60 x 24 kcal + 2/3 x 60 x 24 kcal
= 2400 kcal. Als Gewicht wurde auch hier das Zielgewicht von 60 kg
eingesetzt.
sollen helfen, bestimmte Nahrungsbestandteile besser aufzunehmen.
Sie sollen Vitamine bilden können,
sollen die Abwehrkräfte des Immunsystems in der Darmwand
stärken und sogar Darmkrebs verhüten können. Die Wissenschaft
konnte bislang jedoch nur einen Teil
der gesundheitlichen Wirkungen
nachweisen. Voraussetzung für
eine ausreichende Wirkung ist
zudem, dass Probiotika lebend, in
ausreichender Zahl und regelmäßig
in den Darm gelangen. Nach Expertenmeinung müssen 100 bis
1000 Millionen Bakterien pro Tag
aufgenommen werden, um die
Darmflora zu beeinflussen. Die Organismen können sich nur für wenige Tage bis Wochen im Darm ansiedeln. Aus diesem Grund ist es
wichtig, regelmäßig probiotische
Lebensmittel zu verzehren. Grundsätzlich lassen sich allerdings auch
mit Sauermilchprodukten, die normale, rechtsdrehende Milchsäurebakterien enthalten, ebenfalls gesundheitlich positive Effekte erzielen.
Präbiotika sind Oligosaccharide,
also Kohlenhydrate, die von den
menschlichen Verdauungssäften
nicht aufgeschlossen werden können. Hierzu gehören pflanzliche Fasern (Ballaststoffe), aber auch Inulin
und Oligofruktose, die in Nahrungsmitteln als Fett- oder Zuckersatz
dienen. Präbiotika gelangen unverdaut in den Darm. Dort sind sie
„Futter“ vor allem für die erwünschten Milchsäure- und Bifidusbakterien, die Inulin und Oligofruktose aufschließen können.
Dadurch haben diese Mikroorganismen einen Wettbewerbsvorteil
gegenüber anderen Bakterien. Im
Gegensatz zu Inulin und Oligofruktose dienen Ballaststoffe, die
ebenfalls unverdaut in den Dick19
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
darm gelangen, auch anderen Mikroorganismen als Nahrung. Sie
haben also keinen selektiven Nutzen für die erwünschten Darmbakterien. An dieser Stelle muss jedoch der Hinweis gegeben werden,
dass dem Körper pro Tag nur eine
begrenzte Menge an Oligosacchariden zugeführt werden darf.
Wer sich hauptsächlich von Produkten ernährt, die mit Inulin als
Fett- oder Zuckerersatz hergestellt
wurden, wird einen großen Teil des
Tages mit Durchfall auf der Toilette
verbringen!
Weitere Beispiele für funktionelle
Lebensmittel sind Fette, die mit
Phytosterinen angereichert sind
und daher einen erhöhten Cholesterinspiegel senken helfen, oder die
Omega-3-Fettsäuren, die nicht nur
Fetten, sondern auch Brot und anderen Lebensmitteln zugesetzt
werden. Diese Zusätze sind nicht
immer sinnvoll, zumal Veränderungen durch die Zubereitung deren
Qualität verändern kann.
Gesunde Menschen nehmen
die benötigte Menge der spezifischen Zusätze in der Regel
günstiger mit natürlichen Lebensmitteln auf. Für Kranke ist
dies oft nur eingeschränkt
möglich. Jedoch sind viele
funktionelle Lebensmittel für die
Krankenernährung meist nicht
sinnvoll. Wenn eine Mangelsituation festgestellt wurde, sollte
sie gezielt behandelt werden.
Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel
sind
Lebensmittel, die einen oder mehrere Nährstoffe in konzentrierter
Form enthalten (z. B. Vitamine, Mi-
neralstoffe und Spurenelemente),
aber kaum Energie liefern. Sie
werden in lebensmitteluntypischer
Form, z. B. als Tabletten, Kapseln
oder Dragees, angeboten und sollen der Ergänzung der Ernährung
dienen. Nahrungsergänzungsmittel
sind keine Arzneimittel. Sie unterliegen daher keiner Registrierungsoder Zulassungspflicht.
Grundsätzlich sind Nahrungsergänzungsmittel für gesunde Personen,
die sich normal ernähren, überflüssig. Bei ausgewogener Ernährung
bekommt der Körper alle Nährstoffe, die er braucht – eine zusätzliche
Zufuhr einzelner Nährstoffe ist deshalb normalerweise nicht erforderlich. Eine einseitige, unausgewogene Ernährungsweise kann nicht
durch Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden.
In bestimmten krankheitsbedingten
Situationen kann eine gezielte Ergänzung der Nahrung mit einzelnen
Nährstoffen sinnvoll sein. Im Idealfall stellt der Arzt den Mangel beim
Patienten fest, so dass Art und
Menge gezielt ergänzt und der Erfolg überwacht werden kann. Die
Verordnungsfähigkeit ist gesetzlich
geregelt, Nahrungsergänzungsstoffe sind nicht erstattungsfähig.
geeignet. Es wird unterschieden in
Standard-, Ergänzungs- und Spezialnahrung. Standardnahrung entspricht der Nährstoffzusammensetzung für gesunde Ernährung laut
DGE. Bilanziert, d.h. mit ausreichendenden Vitamin-, Mineral- und
Ballaststoffanteilen, ist sie erst ab
einer Verzehrmenge von 1500 ml
am Tag. Der Patient profitiert nur,
wenn der beabsichtigte Zweck exakt definiert ist und die Nahrung
bedarfsgerecht und regelmäßig zugeführt werden kann.
Unzureichende
Produktkenntnis
führt oft zu überhöhter Erwartung
an diese Produkte. Am häufigsten
betrifft die Fehleinschätzung die zugeführte Energie- und Nährstoffmenge. Beispielsweise enthalten
200 ml einer Nahrung maximal
200–300 kcal. Bilanziert heißt, dass
alle Nährstoffe im guten Verhältnis
zur Energiemenge stehen. Für eine
bedarfsdeckende Ernährung müsste die 7–10fache Menge verzehrt
werden.
Die Verordnungsfähigkeit ist gesetzlich geregelt. Bilanzierte Diäten
sind zur Vermeidung von Unterernährung zur Behandlung bei onkologischen Erkrankungen zugelassen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten.
Bilanzierte Diäten
(künstliche Ernährung,
Sondenkost,
Astronautenkost u.ä.)
Parenterale Ernährung
Dabei handelt es sich um speziell
zur Krankenernährung hergestellte
Flüssignahrung, die getrunken oder
mit Hilfe von Sonden („künstlich“)
durch Mund oder Nase in Magen
oder Dünndarm geleitet wird. Die
Produktpalette ist beträchtlich, die
Nährstoffformel nicht in jedem Fall
Bei der parenteralen Ernährung erfolgt die gesamte Nährstoff- und
Energiezufuhr unter Umgehung des
Verdauungstraktes über die Blutbahn, d.h. als intravenöse Infusion.
Sie ist immer dann angezeigt, wenn
eine orale bzw. enterale (über Sonden) Ernährung nicht oder nur unzureichend möglich ist. Dies ist z.B.
bei Resorptionsstörungen des Magen-Darm-Traktes, akuter Bauch-
20
*Glandula Net 6
20
09.08.2004, 22:01 Uhr
Wissenswertes
speicheldrüsenentzündung oder
Darmlähmung der Fall.
Die parenteral verabreichten Infusionslösungen werden eigens
und nur für diesen Zweck hergestellt und bei Bedarf ausschließlich
auf ärztliche Verordnung hin eingesetzt. Die parenterale Ernährung ist
bilanziert und kann auf spezifische
medizinische Ernährungsbedürfnisse ausgerichtet werden.
Die Verordnungsfähigkeit ist gesetzlich geregelt, die Behandlungskosten werden durch die Krankenkassen übernommen.
Zusammenfassung
Patienten mit neuroendokrine Tumoren können je nach betroffenem
Organ unter Nahrungsunverträglichkeiten und spezifischen Ernäh-
rungsproblemen leiden. Mit einer
Ernährungsumstellung oder -anpassung lässt sich in vielen Fällen
Erleichterung
schaffen.
Auch
Schmerzen und Bekömmlichkeitsstörungen können oft allein durch
eine Veränderung der Lebensmittelauswahl gelindert werden.
Häufig sind Ernährungsanpassungen nur für eine begrenzte Zeit nötig. Im Sinne der Erhaltung der Lebensqualität wird empfohlen, mögliche Einschränkungen immer
wieder auf ihre Notwendigkeit zu
prüfen.
Kleine unterstützende Hilfen können sein: Wenn das Essen keine
rechte Freude macht, die Mahlzeiten nicht alleine einnehmen, weniger und dafür öfter essen, sich an
alte Lieblingsgerichte erinnern, eine
angenehme Atmosphäre beim Essen schaffen. Außerdem:
Finden Sie sich nicht einfach mit
Ihrem Leiden ab.
Sprechen Sie in allen Fällen mit
Ihrem Arzt.
Die Ernährungsberatung bei
professionell ernährungsmedizinisch geschulten Fachkräften
(staatl. gepr. Diätassistenten)
kann ebenfalls weiter helfen.
Fazit: Essen ist zwar nicht alles, aber ohne Essen (ausreichende Ernährung) ist alles
nichts (zumindest nicht ausreichend).
Zusammenfassung des Vortrags
von Frau M. Döring,
Ernährungsmedizin und
Diätberatung der Charité Berlin,
auf dem 5. Berliner Informationstag
für Patienten und Ärzte
21
*Glandula Net 6
21
09.08.2004, 22:01 Uhr
Therapeutische Möglichkeiten
Prof. Dr.
Bertram
Wiedenmann
Mögliche neue Therapieoptionen
für Patienten mit metastasiertem
neuroendokrinem Tumor und
Karzinoid-Syndrom
Patienten mit neuroendokrinen Tumoren des Gastrointestinaltraktes,
und hier vor allem Tumoren des Ileums, leiden neben der Tumorerkrankung selbst nicht selten an einem so genannten Karzinoid-Syndrom. Ein Karzinoid-Syndrom tritt
immer dann auf, wenn Tumorabsiedelungen in der Leber vermehrt
biogene Amine sezernieren. Patienten mit dieser Störung leiden unter
häufigen Durchfallepisoden sowie
anfallsweisem Flush (einer Rötung
der Haut, häufig verbunden mit
Wärmegefühl, Blutdruckabfall oder
Blutdruckanstieg).
Somatostatin-Analoga und das
Schlüssel-Schloss-Prinzip
Metastasierende neuroendokrine
Tumoren des Ileums mit KarzinoidSyndrom werden bisher mit einem
Somatostatin-Analogon behandelt
(z. B. Octreotid = Sandostatin LAR,
Lanreotid = Somatuline). Somatostatin ist ein vom Körper gebildetes
Hormon, das fast alle Körperdrüsen
in ihrer Funktion hemmt. Es bindet
an Somatostatin-Rezeptoren an
der Zelloberfläche und löst dadurch
spezielle biochemische Reaktionen
aus.
Auch Karzinoide sowie deren Metastasen haben auf ihrer Zelloberfläche Somatostatin-Rezeptoren.
Insgesamt kennt man heute 5 dieser „Schlösser“ (= Rezeptor-Subtypen), in die das Somatostatin wie
ein Schlüssel passt und die je nach
Typ verschiedene Funktionen haben: Subtyp 1, 2, 4 und 5 vermitteln eine Verlangsamung des Zellwachstums und der sekretorischen
Aktivität, Subtyp 3 kann nach bisherigen experimentellen Befunden
auch den Untergang der Zelle induzieren. Aus diesen Gründen könnten Tumorpatienten von einer Behandlung mit Somatostatin profitieren.
Allerdings lässt sich das natürliche
Somatostatin aufgrund seines
schnellen Abbaus im Blut nicht therapeutisch verwenden, so dass
stabilere Analoga wie das Octreotid
und Lanreotid entwickelt wurden.
Diese Substanzen passen jedoch
nicht in alle „Somatostatin-Schlösser“ und aktivieren ausschließlich
zwei der bisher bekannten Somatostatin-Rezeptoren, nämlich Subtyp 2 und 5.
Da auf Somatostatin-Rezeptor-positiven Tumorzellen die RezeptorSubtypen sowohl hinsichtlich ihrer
Art als auch ihrer Konzentration
ganz unterschiedlich verteilt sind,
kann es sein, dass überwiegend
andere Rezeptoren als Subtyp 2
und 5 vorliegen und die Somatostatin-Analoga Octreotid und Lanreotid daher nicht ausreichend
wirksam sind.
SOM230 – ein universaler
Somatostatin-Rezeptor-Agonist
Mit SOM230 steht nun ein „universales“ Somatostatin-Analogon zur
Priv.-Doz.
Dr. Ursula
Plöckinger
Verfügung, das an die Subtypen 1,
2, 3 und 5 bindet. Patienten, bei
denen sich eine Therapie mit Octreotid und Lanreotid als unwirksam
erwiesen hat, sprechen möglicherweise auf die Behandlung mit
SOM230 an, das mehr Rezeptoren
erfasst, als es mit Octreotid bzw.
Lanreotid möglich ist.
SOM230 ist derzeit noch nicht routinemäßig erhältlich, sondern wird
ausschließlich in Rahmen von Studien eingesetzt.
Multinationale klinische Studie
mit SOM230
In einer multinationalen klinischen
Phase-II-Studie sollen die Wirksamkeit sowie die optimale Dosierung der zweimal täglichen subkutanen Anwendung von SOM230
bei Patienten mit metastasierten,
funktionellen neuroendokrinen Karzinomen untersucht werden, die
unter der Therapie mit einem langwirkenden Somatostatin-Analogon
(Sandostatin LAR) keine befriedigende Symptomkontrolle erreichen.
22
*Glandula Net 6
22
09.08.2004, 22:01 Uhr
Allgemeine Informationen zu klinischen
Studien
Was ist eine klinische Studie?
Unermüdliche Forschungsaktivitäten erweitern stetig die medizinischen Erkenntnisse,
eröffnen neue therapeutische Möglichkeiten und erhöhen Behandlungserfolge sowie
Heilungschancen von schweren Krankheiten. Für diesen Fortschritt sind klinische Studien unverzichtbar. In ihnen werden z. B. neue Medikamente oder andere neue therapeutische Maßnahmen, aber auch altbewährte Behandlungen z. B. in veränderter Anwendung unter streng kontrollierten Bedingungen und unter Wahrung einer höchstmöglichen Sicherheit für die Studienteilnehmer geprüft.
Durch klinische Studien wird grundsätzlich eine Verbesserung der medizinischen Versorgung angestrebt, was sich von einer Optimierung bestehender Behandlungsmethoden und Entwicklungen neuer Arzneimittel über die Evaluierung und Fortentwicklung
bestehender und neuer diagnostischer Verfahren bis hin zur Erforschung von Krankheitsmechanismen und Ermittlung von Risikofaktoren erstreckt.
Welche Arten von klinischen Studien gibt es?
Den größten Umfang im Bereich der klinischen Forschung nimmt die Überprüfung bewährter und neuer medikamentöser Therapien ein. Hierbei werden grundsätzlich zwei
verschiedene Studienformen unterschieden:
Die so genannten Therapieoptimierungsstudien untersuchen bereits zugelassene Behandlungsformen in veränderter Darreichungsform (z. B. andere Dosis, andere Begleittherapie) mit dem Ziel, die Wirksamkeit, Verträglichkeit der Therapiestrategien zu verbessern.
Neu entwickelte Arzneimittel müssen in großen, zumeist internationalen klinischen Studien ihre Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit nachweisen, um von den Behörden als verkäufliches Medikament zugelassen zu werden. Diese Zulassungsstudien
werden üblicherweise von dem pharmazeutischen Unternehmen durchgeführt, das die
Substanz entwickelt hat. Je nach Stadium der Substanzentwicklung unterteilt man klinische Studien in die Phasen I–IV.
Üblicherweise wird in Zulassungsstudien das neue Medikament direkt mit der derzeit
für die jeweilige Erkrankung etablierten Therapie verglichen. Wenn allerdings bisher keine wirksame Therapie bekannt ist, wird das Medikament gegen ein Scheinmedikament,
das sog. Plazebo, getestet. Um äußere Einflussmöglichkeiten auf die Studienergebnisse möglichst gering zu halten, werden die Patienten in der Regel zufällig, also durch
Randomisation, den jeweiligen Therapiegruppen zugeteilt, und häufig sind die Studien
so konzipiert, dass weder der behandelnde Arzt noch der Patient wissen, welcher Therapiegruppe der Patient zugeteilt worden ist. Diese Studien nennt man „doppelblind“.
Welche Institutionen sind an klinischen Studien beteiligt?
Klinische Studien müssen grundsätzlich durch verschiedene fachliche, rechtliche und
ethische Behörden und Kommissionen geprüft, genehmigt und im weiteren Verlauf
kontrolliert werden. Auf diese Weise soll eine höchstmögliche Sicherheit für die Studienteilnehmer gewährleistet werden. Zudem werden Patientenversicherungen für studienspezifische Belange abgeschlossen.
Hinweise für Patienten
Jede Teilnahme an einer klinischen Studie ist grundsätzlich freiwillig und kann jederzeit
ohne Angabe von Gründen beendet werden. Vor Studienbeginn erfolgt eine ausführliche Aufklärung durch den Studienarzt, bei der Nutzen und Risiko verständlich erklärt
werden. Während des Studienverlaufes werden Patienten in der Regel engmaschig und
intensiv betreut und der Studienarzt steht jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung.
Vorteile für die Patienten
Im Rahmen von klinischen Studien erhalten Patienten die derzeit beste Therapie. Die
neue Behandlung verspricht darüber hinaus einen zusätzlichen Nutzen. Die medizinische und ethische Unbedenklichkeit ist durch unabhängige Gremien gesichert und der
zu erwartende Nutzen der Studientherapie ist höher als das potenzielle Risiko. Zudem
erfahren Patienten im Rahmen einer Studienteilnahme eine ganz besonders intensive
medizinische Betreuung. Der Patient erhält außerdem die Möglichkeit, von neuen Therapieformen zu profitieren, die außerhalb von klinischen Studien gar nicht verfügbar
sind.
Patienten, die an klinischen Studien teilnehmen, leisten also nicht nur einen entscheidenden Beitrag am medizinischen Fortschritt zum Wohle aller, sondern sie haben auch
ganz individuell die Chance, von einer neuen und verbesserten Behandlungsform zu
profitieren.
Roswitha Bussar-Maatz, Viola Andresen,
Koordinierungszentrum für Klinische Studien,
KKS-Charité, Berlin
*Glandula Net 6
23
Ein nicht ausreichendes Ansprechen auf die Behandlung mit Sandostatin LAR liegt immer dann vor,
wenn trotz regelmäßiger Medikation mehr als 4 Durchfallstörungen
pro Tag oder mindestens 2 FlushEpisoden pro Tag auftreten. Für die
Studie in Frage kommen auch Patienten, die unter einer Medikation
mit Sandostatin LAR nur dann befriedigend eingestellt sind, wenn
Durchfälle und Flush nur durch zusätzliche Gaben von Sandostatin
subkutan zu beherrschen sind. Die
Ein- und Ausschlusskriterien, die
die Patienten als Voraussetzung für
die Teilnahme an der Studie erfüllen
müssen, sind in Tabelle 1 auf Seite
24 aufgeführt.
Die Untersuchung soll über einen
Zeitraum von 6 Monaten durchgeführt werden. Die Wirksamkeit der
Therapie wird anhand von Patientenprotokollen überprüft. Weiterhin
sollen die Sicherheit und Verträglichkeit der Anwendung von
SOM230 untersucht sowie Daten
zum Ansprechen des Tumors, des
Einflusses der Therapie auf die Lebensqualität und zur Pharmakokinetik erhoben werden. Zusätzlich werden in der wissenschaftlichen Studie pharmakogenetische Untersuchungen und Bestimmungen von Biomarkern
durchgeführt.
Patienten, die in die Studie eingeschlossen wurden und von der
SOM230-Therapie profitiert haben,
können auch über die Dauer der
Studie hinaus kostenlos mit dem
Medikament behandelt werden,
aber nur bis zu dem Zeitpunkt, an
dem das Medikament allgemein zur
Verfügung steht.
Patienten, die an einer Teilnahme
an der Untersuchung interessiert
sind, können sich direkt mit dem
Studienzentrum in Verbindung set23
09.08.2004, 22:01 Uhr
Therapeutische Möglichkeiten
Tabelle 1: Patienten, die an der Studie mit SOM230 teilnehmen möchten, müssen die
aufgeführten Ein- und Ausschlusskriterien erfüllen.
Einschlusskriterien
Alter ≥ 18 Jahre
Histologische Diagnose eines metastasierten neuroendokrinen Karzinoms
Erhöhte Spiegel für Chromogranin A im Serum und 5-HydroxyindolEssigsäure (5-HIES) im 24h-Sammelurin
In CT oder MRT zweidimensional messbare Tumorläsion
Inadäquate Kontrolle des Karzinoid-Syndroms unter einer Therapie
mit Sandostatin LAR
Karnofsky-Index > 60
Schriftliches Einverständnis
zen. Studienleiter für Deutschland
ist Herr Prof. Dr. B. Wiedenmann
(Charité – Universitätsmedizin Berlin), Ansprechpartner Herr Dr. Tilling
(siehe Info-Kasten).
Prof. Dr. Bertram Wiedenmann und
Priv.-Doz. Dr. Ursula Plöckinger,
Med. Klinik mit Schwerpunkt
Hepatologie und Gastroenterologie,
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Ausschlusskriterien
Erfolgreiche Kontrolle des Karzinoid-Syndroms unter einer Therapie
mit Sandostatin LAR
Radioaktiv markierte Somatostatin-Analoga innerhalb der letzten 6
Monate
Operationen innerhalb der letzten 4 Wochen
Lokale Metastasentherapie innerhalb der letzten 3 Monate
Chemotherapie oder Interferontherapie innerhalb der letzten 2 Monate
Leberembolisation innerhalb der letzten 6 Monate, Kryoablation von
Lebermetastasen innerhalb der letzten 2 Monate.
Unkontrolliertes Malabsorptions- oder Kurzdarmsyndrom und chologene Diarrhö
Unkontrollierter Diabetes mellitus
Nebenwirkungen einer innerhalb der letzten 4 Wochen durchgeführten Radiotherapie
Schwere kardiale Erkrankungen
Schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
Andere medizinische Zustände, die nach Meinung des Untersuchers
nicht mit der Studie in Einklang stehen
Schwangere und stillende Frauen, nicht ausreichende Kontrazeption
bei Frauen im gebärfähigen Alter
Immuninkompetente Patienten
Alkohol- oder Drogenabusus innerhalb der letzten 6 Monate
Blutspende >400 ml innerhalb der letzten 2 Monate
Teilnahme an einer anderen klinischen Studie innerhalb des letzten
Monats
Zweitmalignom in der Vorgeschichte (außer Basaliom oder Carcinoma in situ der Cervix)
Akute oder chronische unkontrollierte Infektion
Patienten mit bekannter Non-Compliance für medikamentöse Behandlungen
Ansprechpartner für
interessierte Patienten:
Studienzentrale
Studiensekretariat
von Prof. B. Wiedenmann
Frau Lischewsky
Tel.: 030 / 450 553 032
Fax.: 030 / 450 553 970
E-Mail: [email protected]
Herr Dr. Tiling
Tel.: 030/ 450 553 142
Postanschrift:
Med. Klinik m.S. Hepatologie
und Gastroenterologie
Charité – Universitätsmedizin
Berlin
Campus Virchow-Klinikum
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
24
*Glandula Net 6
24
09.08.2004, 22:01 Uhr
Therapeutische Möglichkeiten
Studie mit einem Hemmstoff
der Gefäßneubildung
(Angiogenese-Inhibitor „PTK“)
Die Medizinische Klinik I in Erlangen
bietet Patienten mit neuroendokrinen Tumoren seit Februar 2004 die
Teilnahme an einer Studie mit einem Hemmstoff der Gefäßneubildung von Tumoren und Metastasen
an. Bei dem Angiogenese-Inhibitor
PTK handelt es sich um eine neue
Substanz, die auf dem freien Markt
noch nicht verfügbar ist. Sie wurde
bereits bei Patienten mit Dickdarmkrebs, Nierenkrebs und anderen
Tumoren eingesetzt.
Gefäßneubildung ist die
Voraussetzung für das
Tumorwachstum
Der Körper besitzt Substanzen, die
die Neubildung von Gefäßen fördern, aber gleichzeitig auch Substanzen, die die Neubildung von
Gefäßen hemmen. Normale Gefäßzellen stehen unter enger Kontrolle
dieser Substanzen. Es besteht ein
physiologisches Gleichgewicht zwischen diesen Faktoren, so dass in
den meisten Organen und Geweben keine Gefäßneubildung stattfindet. Eine Ausnahme bildet die Gebärmutterschleimhaut der Frau, die
etwa alle 4 Wochen aufgebaut
wird. Ebenso kann die Gefäßneubildung kurze Zeit im Rahmen einer
Wundheilung nach Verletzungen
aktiviert sein.
Es gilt heute als erwiesen, dass sowohl das Wachstum als auch die
Streuung von bösartigen Tumoren
von der Blutgefäßneubildung abhängig sind. Der Tumor erhält Sauerstoff und Nährstoffe über zufüh-
rende Gefäße, die sozusagen mit
dem Tumor bzw. dem Tumor voraus wachsen. Erreicht der Tumor
eine kritische Größe, so ist eine
weitere Größenzunahme erst möglich, nachdem der Tumor die Gefäßneubildung angekurbelt hat. Der
Tumor kann dazu Stimulatoren der
Gefäßneubildung freisetzen oder
andererseits die Bildung von
Hemmstoffen der Gefäßneubildung
vermindern. Dadurch wird das normale Gleichgewicht verschoben, es
überwiegt nun die Stimulation von
Gefäßzellteilung und Gefäßwachstum.
Durch die lokale Stimulation der
Gefäßneubildung erhöht sich verglichen mit normalem Gewebe im Tumor die Dichte an Blutgefäßen. Die
Ausbildung der Gefäßdichte korreliert bei verschiedenen Tumoren mit
Dr. med. Marianne Pavel,
Medizinische Klinik I mit Poliklinik
der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen
der Prognose der Erkrankung. In
zahlreichen Tumoren konnte eine
vermehrte Bildung von Stimulatoren der Gefäßneubildung nachgewiesen werden, so auch bei neuroendokrinen Tumoren. Zu diesen Stimulatoren gehört ein Faktor, der
VEGF („vascular endothelial growth
factor“) genannt wird. Diese Substanz dockt an die Gefäßzelle an
und vermittelt an dieser Zellteilung,
Ausbreitung von Gefäßzellen und
Bildung von neuen Kapillaren
(Abb. 1).
Abbildung 1: VEGF („vascular endothelial growth factor“) stimuliert die
Gefäßneubildung. Dieser Faktor dockt an die Gefäßzelle an und vermittelt an dieser
Zellteilung, Ausbreitung von Gefäßzellen und Bildung von neuen Kapillaren.
25
*Glandula Net 6
25
09.08.2004, 22:01 Uhr
Therapeutische Möglichkeiten
PTK – ein Hemmstoff der
Gefäßneubildung
Aufgrund der beschriebenen Abhängigkeit des Tumorwachstums
von der Gefäßneubildung wurde
bereits vor 28 Jahren an die Möglichkeit gedacht, Tumoren durch
Hemmstoffe der Gefäßneubildung
zu behandeln. Mittlerweile sind
zahlreiche Hemmstoffe der Gefäßneubildung in klinischer Erprobung.
Bei der Substanz, die hier abgekürzt PTK genannt wird, handelt es
sich um einen Hemmstoff, der die
Wirkung von VEGF in der Gefäßzelle unterbindet. Damit können die
Mechanismen, die Gefäßwachstum
vermitteln, nicht mehr erfolgreich
umgesetzt werden. Die Gefäßneubildung wird eingeschränkt und es
kommt zum Untergang von Tumorgewebe (Abb. 2).
Da neuroendokrine Tumoren sehr
gefäßreich sind und in ihnen eine
vermehrte Bildung von VEGF nachgewiesen werden konnte, stellt diese Therapie einen überzeugenden
Ansatz für die Behandlung von
neuroendokrinen Tumoren dar.
Abbildung 2: Wirkprinzip des Angiogenese-Inhibitors PTK.
Zielsetzung und Einschlusskriterien der Studie
Vorgesehen ist der Einsatz des Angiogenese-Inhibitors PTK bei Patienten, die auf die verfügbaren etablierten Therapien nicht mehr ansprechen.
Es können Patienten eingeschlossen werden, die
mindestens 18 Jahre alt sind,
einen histologisch gesicherten
neuroendokrinen Tumor aufweisen,
bei denen eine Therapie mit Somatostatin-Analoga und oder Interferon-alfa primär oder im Ver-
lauf nicht erfolgreich war, sowie
Patienten, die für eine Radionuklidtherapie oder systemische
Chemotherapie nicht geeignet
sind oder auf diese Therapie
nicht ansprechen.
Die genannten Therapien müssen mindestens 4 Wochen zurückliegen, bevor mit der Therapie im Rahmen der klinischen
Studie begonnen werden kann.
Eine Strahlentherapie muss
mindestens 2 Wochen zurückliegen.
Bestimmte Grenzwerte für das
Blutbild, Nierenfunktionswerte
und Leberwerte sind einzuhalten.
Es dürfen keine Durchfälle vorliegen, damit die Aufnahme der
neuen Substanz gewährleistet
ist. Daher kann Patienten mit einem Karzinoid-Syndrom, die
Durchfälle aufweisen, diese Therapie leider nicht angeboten werden.
Patienten mit einem schlecht
eingestellten Bluthochdruck, unkontrollierten Herzrhythmusstö-
rungen, bestehender Angina
pectoris, Diabetes mellitus, infektiöser Gelbsucht oder Leberzirrhose können leider nicht berücksichtigt werden.
Dr. med. Marianne Pavel,
Medizinische Klinik I mit Poliklinik,
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen
Ansprechpartner für
Patienten:
Interessierte Patienten können
sich direkt an Frau Dr. Marianne Pavel wenden:
Tel.: 09131/ 8 53 50 65 oder
09131/ 8 53 50 00 (Pforte)
Fax: 09131/ 8 53 51 48.
E-Mail: marianne.pavel@
med1.imed.uni-erlangen.de
26
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09.08.2004, 22:01 Uhr
Therapeutische Möglichkeiten
Erfolgreiche Therapie maligner
neuroendokriner Tumoren mit
90
Yttrium-DOTATOC
Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Dr. J. Müller aus Basel,
gehalten am 26.9.03 in Erlangen
Von den Teilnehmern an einem Patiententreffen des Netzwerks in Erlangen
wurde schon vor längerer Zeit der Wunsch geäußert, Näheres über die Tumorbehandlung mit Radionukliden zu erfahren. Da die Kosten für diese
Therapie in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen werden und sich daher die Erfahrung deutscher Kliniken und ihrer Ärzte auf wenige Behandlungen, meistens im Rahmen von Studien, beschränkt, wurde als Wunsch-Referent Herr Prof. Dr. J. Müller aus Basel
vorgeschlagen. Herr Prof. Dr. Müller ist Leiter des Instituts für Nuklearmedizin am Universitätsspital in Basel und hatte damals schon mehr als 400
Patienten mit neuroendokrinen Tumoren behandelt.
Frau Dr. Pavel hat unseren Wunsch tatkräftig unterstützt und konnte Herrn
Prof. Dr. Müller für einen Vortrag gewinnen, den er dann am 26.9.03 im
Nichtoperativen Zentrum der Universitätsklinik in Erlangen gehalten hat.
sowohl für die Diagnostik als auch
zur Therapie von neuroendokrinen
Tumoren verwenden.
Diagnostik: Bei der Szintigraphie
wird das Octreotid mit dem Gammastrahler 111Indium markiert und
intravenös verabreicht. An Tumorzellen dockt das markierte Octreotid an, der Rest wird wieder ausgeschieden. Danach wird der Körper
mit einem strahlungsempfindlichen
Detektor (Gammakamera) abgetastet. Mit Hilfe eines Computers entsteht dabei ein Abbild des Körpers,
in dem die Tumoren deutlich lokalisiert werden können.
Professor Müller beschrieb die neuroendokrinen Tumoren als eine sehr
seltene Krankheit. Wegen ihres unauffälligen Verlaufes bleibt diese oft
lange Zeit unentdeckt und es haben sich in den meisten Fällen zum
Zeitpunkt ihrer Diagnose bereits
Metastasen in der Leber gebildet.
In vielen Fällen wird auch der Primärtumor gefunden. Dieser kann,
im Gegensatz zu den Metastasen
in der Leber, oft operativ entfernt
werden.
Bedeutung des SomatostatinAnalogons Octreotid in
Diagnostik und Therapie
Die Zellen der neuroendokrinen Tumoren tragen an ihrer Zelloberfläche Rezeptoren, an die das körpereigene Somatostatin andockt. Die
Pharmaindustrie hat eine dem Somatostatin ähnliche Substanz ent-
Herr
Allmendinger, der
Vorsitzende des
Netzwerks
Neuroendokrine
Tumoren, und
Frau Dr. Pavel
begrüßten das
Auditorium im
Nichtoperativen
Zentrum der
Universitätsklinik
in Erlangen.
wickelt, ein Somatostatin-Analogon
mit der Bezeichnung Octreotid.
Diese Substanz hat wie das Somatostatin, die Eigenschaft, an den
Tumorzellen anzudocken.
Seit es möglich ist, an das Octreotid verschiedene strahlende Substanzen anzukoppeln, kann man es
Therapie: Bei der 90Yttrium-DOTATOC-Behandlung wird dem Octreotid ein therapeutischer (Beta-)
Strahler beigepackt. Dazu wird
Yttrium, ein dem Aluminium ähnliches Metall, verwendet, das vorher
durch Bestrahlung zu einem 90Yttrium-Isotop wird. Isotope sind insta27
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:02 Uhr
Therapeutische Möglichkeiten
bil und geben beim Übergang zum
stabilen Element die vorher aufgenommene Strahlung wieder ab.
Die Strahlungsweite von 90Yttrium
beträgt etwa 10 mm und die Wirkungsdauer wenige Tage. Diese Eigenschaft wird zur Therapie ausgenützt. Intravenös gespritzt, dockt
das mit dem Isotop bepackte Octreotid in wenigen Minuten an den
Tumorzellen an und zerstört diese
durch Bestrahlung direkt vor Ort.
Mögliche Nebenwirkungen
90
Yttrium-DOTATOC wird über die
Nieren ausgeschieden und reichert
sich dort an. Um die Nieren vor
Schäden zu schützen, werden diese mit einer ungefährlichen Aminosäurelösung so gesättigt, dass sie
für das DOTATOC blockiert sind.
Trotzdem bleibt das Risiko einer
Nierenschädigung. Bei der Injektion
von DOTATOC kann kurzzeitig
Übelkeit auftreten (während 5 Minuten, bei etwa 5 % der Patienten).
Während der Therapie kommt es
bei etwa 30 % der Patienten zu einem leichten Absinken der weißen
Blutzellen, die sich in der Regel jedoch innerhalb weniger Wochen
wieder regenerieren.
Voruntersuchungen und
Behandlungsdauer
Vor der Behandlung ist eine eingehende Untersuchung des Patienten
notwendig. Diese kann entweder in
Basel erfolgen oder auch in dem
Krankenhaus, in dem der Patient
bisher behandelt wurde. Allerdings
sollte der behandelnde Arzt die erforderlichen Untersuchungen kennen oder sich vorher mit dem Institut für Nuklearmedizin in Basel ab-
Prof. Dr. med. Jan Müller, Leiter des
Instituts für Nuklearmedizin am
Universitätsspital in Basel, erläuterte
anschaulich die Vorgehensweise
und die Erfolge der 90YttriumDOTATOC-Behandlung.
Symptomatik festgestellt werden.
Alle Patienten mit morphinbedürftigen Schmerzen konnten zu nichtsteroidalen Antiphlogistika wechseln oder ganz auf eine Schmerzmedikation
verzichten.
Als
Nebenwirkungen zeigten sich kurzfristige Lymphopenien Grad I–II
(NCIGC) in 23 % der Fälle. Nierenschädigungen Grad I–IV wurden
nicht beobachtet.
In
bestimmten
Fällen
wird
neuerdings anstelle von Yttrium
auch Lutetium verwendet. Die
Strahlungsweite von Lutetium ist
etwas kleiner. Damit können auch
kleinere Metastasen besser erfasst
werden. Abhängig vom Krankheitsbild wird in der Regel mit Yttrium
begonnen und, wenn erforderlich,
Statistische Heilerfolge:
Komplette Rückbildung der Tumoren:
Rückbildungen um mehr als 50 % des Volumens:
22 %
Rückbildung des Tumors zwischen 49 und 25 %:
12 %
Stabiles Tumorverhalten:
49 %
Tumorvergrößerung:
15 %
stimmen. Unter anderem muss sicher sein, dass Octreotid an die Tumorzellen des Patienten andockt
und gefährdete Organe nicht schon
geschädigt sind.
Die Behandlung dauert normalerweise 3 Tage und wird von den
meisten Patienten gut vertragen.
Abhängig von Anzahl und Größe
der Metastasen können mehrere
Sitzungen erforderlich sein.
Heilerfahrungen
Bei allen Patienten mit „malignem
Karzinoid-Syndrom“ konnte eine
deutliche subjektive Besserung der
bei den folgenden Sitzungen mit
Lutetium weiterbehandelt.
Am Ende des Vortrages spendeten
die mehr als 50 anwesenden Patienten Herrn Prof. Dr. Müller viel
Beifall. Frau Dr. Pavel bedankte sich
für die interessanten und informativen Ausführungen.
In der folgenden Pause zur Erholung der Patienten hat uns die Firma Novartis mit einem Imbiss und
einigen Getränken überrascht und
damit viel zur körperlichen Regeneration beigetragen, herzlichen Dank
dafür!
Rosemarie Oehme,
Auerswalde
28
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28
2%
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Therapeutische Möglichkeiten
Fragen und Antworten im Anschluss an den Vortrag
von Herrn Professor Müller
1. Wenn nach der Behandlung
mit 90Yttrium-DOTATOC bei 80–
85 % der Patienten ein Erfolg zu
verzeichnen ist, treten bei den
übrigen Behandelten Todesfälle
auf?
Tritt nach der Behandlung kein Erfolg ein, wird noch ein Versuch mit
Chemotherapie unternommen. Bei
Fortschreitung der Erkrankung
kann der Tod eintreten. Unsere 7jährige Erfahrung zeigt, dass 80–
85 % der Patienten 1–6 Jahre frei
von einem Fortschreiten der Erkrankung sind. Die Behandlung erfolgt während eines Klinikaufenthalts von Montag bis Mittwoch.
2. Dauert bei der Behandlung
mit Lutetium der Klinikaufenthalt auch von Montag bis Mittwoch?
Nein. Am Dienstag wird Lutetium
produziert. Von Donnerstag bis
Samstag erfolgt dann die Behandlung.
3. Wie ist derzeit die Situation
bei den Krankenkassen bezüglich der Kostenübernahme der
Behandlung?
Bestimmte Kassen zahlen die Behandlung grundsätzlich nicht. Oft
kommt es auf den jeweiligen Sachbearbeiter an, ob er Verständnis für
die Krankheit hat. Entscheidend ist
aber, dass die Patienten aktiv werden und bei den Kassen Argumente vorbringen, so zum Beispiel:
Bei der Therapie mit Sandostatin
belaufen sich die Kosten pro Tag
auf 120 l. Bereits nach 2 Monaten sind die Kosten der 90Yttrium-DOTATOC-Behandlung gedeckt.
Rund 50 Zuhörer verfolgten mit großem Interesse den Vortrag von Professor Müller.
Patienten müssen die Kassen
darauf hinweisen, dass gemäß
Arzneimittelgesetz § 3 und Sozialversicherungsgesetz § 137c
die Kosten für Heilpräparate,
auch im Rahmen der Erprobung,
zu übernehmen sind.
Vorschlag aus dem Auditorium:
Von Patienten Angaben sammeln,
welche Kassen die Behandlung bezahlen und warum.
4. Wenn sich in der Leber
bereits viele Metastasen gebildet haben, lohnt sich dann die
Behandlung nicht mehr?
Die Entscheidung ist abhängig von
der Menge der Rezeptoren und
nicht vom Gesundheitszustand des
zu behandelnden Patienten. Es
konnten schon Patienten behandelt
werden, die nicht mehr gehen
konnten oder im Rollstuhl saßen.
5. Nach der 1. Sitzung bei Ihnen geht es mir sehr gut –
trotzdem nehme ich noch Sandostatin und Interferon, ist das
erforderlich?
Zur 2. Sitzung, die einfacher ist und
in der Regel besser vertragen wird,
entscheiden wir dann, ob Sandostatin und Interferon abgesetzt werden können.
6. Wird bei Metastasen in der
Leber nach der Therapie die
Leber kleiner?
Die großen Metastasen verflüssigen
sich und die kleinen verschwinden.
Die Leber wird entsprechend kleiner.
7. Gehen bei der Therapie die
Strahlen in alle Richtungen?
Die Strahlen gehen in mehrere
Richtungen, daher werden auch
gesunde Zellen davon erreicht.
29
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Therapeutische Möglichkeiten
8. Wie ist die Wirkung bei Knochenmetastasen?
Die Strahlungsweite beträgt 2 mm.
Bei guter Bindung ist das Knochenmark nicht gefährdet.
9. Bleiben Knochenmarkschädigungen für immer?
Nein. Im Knochenmark befinden
sich Stammzellen, die sich langsam
erneuern.
10. Was sollte man tun, wenn
nach erfolgter Therapie Metastasen ein wenig gewachsen
sind?
Nach erfolgter Therapie 1/2–1 Jahr
warten, dann nochmals eine Therapie vornehmen lassen. Als Nachbehandlung sind bis zu zwei Zyklen zu
empfehlen. Es gibt aber auch Ausnahmen: Ein Patient hatte seit 1997
acht Therapien.
Basierend auf den Ergebnissen der
Bildgebung erfolgt in der 1. Stufe
die Biotherapie, in der 2. Stufe die
Radionuklidtherapie und als letztes
die Chemotherapie. Nach dieser
Folge wird auch in Erlangen und
Marburg behandelt.
11. Können sich Rezeptoren
verändern?
Ja, sie können sich verändern.
13. Werden die Therapien mit
Wärme und Alkohol noch
durchgeführt?
Davon ist man abgekommen,
ebenfalls von Lebertransplantationen. Die großen Zentren führen keine Lebertransplantationen mehr
durch.
12. Was ist der beste Zeitpunkt
für die Behandlung?
Jeder, der schmerzstillende Mittel
nimmt, sollte behandelt werden.
Was ist eine Somatostatin-Szintigraphie?
Bei der Somatostatin-Szintigraphie wird dem Patienten ein
radioaktiv markiertes Somatostatin-Analogon (z.B. 111Indium
OctreoScan®) in die Armvene injiziert. Das Radiopharmakon
bindet an Rezeptoren auf der Oberfläche von Tumorzellen
und sendet Gammastrahlen (Photonen) aus. Diese können
von speziellen Detektoren (Gammakamera oder PET-Scanner) registriert werden.
Die von der Gammakamera aufgezeichneten Signale werden
mithilfe aufwändiger Computertechnik in zwei- oder dreidimendsionale Darstellungen umgesetzt. Diese zeigen die Verteilung des jeweils verwendeten Radiopharmakons im untersuchten Organ. Das gesamte Verfahren wird Szintigraphie
genannt, das erstellte Bild Szintigramm.
Mit diesem Verfahren ist auch eine Ganzkörperuntersuchung
möglich, da das einmal in den Blutkreislauf injizierte Radiopharmakon sein Zielorgan oder die Zellen, an die es spezifisch bindet, im gesamten Körper aufspüren kann. Ist die
Fragestellung beispielsweise, ob ein Tumor bereits Tochtergeschwülste gebildet hat, wird sich das für den Primärtumor
spezifische Radiopharmakon überall im Körper in den Tumorzellen anreichern (Primärtumor und Metastasen haben ja
exakt den gleichen Zelltyp). Tastet man mit der Gammaoder der PET-Kamera den ganzen Körper ab, kann man die
Tochtergeschwülste unabhängig von ihrer Lage aufspüren.
Was ist eine PET?
PET (Positronen-Emissions-Tomographie) ist ein modernes
bildgebendes Verfahren zur Darstellung von verschiedenen
Stoffwechselvorgängen des Körpers. Dazu wird eine kleine
Menge eines Positronenstrahlers in eine Armvene injiziert.
DoppelkopfGammakamera
Positronen-EmmissionsTomograph
Über den Blutkreislauf gelangt das Radiopharmakon zu den
verschiedenen Organen und Zellen, von denen es aufgenommen wird.
Die Besonderheit der PET gegenüber anderen nuklearmedizinischen bildgebenden Verfahren liegt darin, dass die verwendeten Radiopharmaka „natürliche” Verbindungen sind,
die der Organismus nicht von solchen unterscheidet, die er
mit der Nahrung zuführt oder selbst synthetisiert. Dies erlaubt eine genaue Beurteilung des Stoffwechsels im Organismus, z.B. bei der Fragestellung, ob nach Chemo- und
Strahlentherapie eine mittels CT oder MR nachgewiesene
Raumforderung noch lebende Tumorzellen enthält oder nur
mehr als Narbe zu interpretieren ist.
Nach einer bestimmten Speicherzeit (30–45 Minuten) wird
die ausgesendete Strahlung von einem PET-Scanner aufgenommen. Die Bildinformation kommt dabei direkt aus den
Zellen, die an den entsprechenden Stoffwechselvorgängen
teilnehmen. Der Detektor ist ringförmig (röhrenförmig) um
den Patienten positioniert, so dass eine räumliche Darstellung der Aktivitätsverteilung im Körper möglich ist. Dabei
können auch sehr kleine Läsionen dargestellt werden.
B. S.
30
*Glandula Net 6
30
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Emmissions-
Veranstaltungen
Kurzbericht über das Patiententreffen
in Bad Berka vom 8. bis 10.8.2003
Zu dieser Veranstaltung haben die
Selbsthilfegruppe e.V. Berlin und
das Netzwerk Erlangen gemeinsam
eingeladen.
Bad Berka liegt wenige Kilometer
südlich von Weimar und ist mit
Bahn und Bus gut zu erreichen. Die
Zentralklinik befindet sich auf einer
Anhöhe etwas außerhalb des
Städtchens. Von vielen Patientenzimmern hat man einen herrlichen
Blick über das Tal der Ilm.
Modernste Technik, gepaart mit
einem angenehmen Ambiente
Nach der Anreise und Begrüßung
am Freitag erfolgte eine Führung
durch die Klinik. In der Einführung
wurde die Geschichte der Anlage
kurz erklärt und der Werdegang
von einer Lungenklinik über ein
Herzzentrum bis zur heutigen Zentralklinik erläutert.
Unter den vielen medizinischen
Spezialabteilungen war für uns
insbesondere die Klinik für Nuklearmedizin mit den modernsten bildgebenden Geräten (PET) zur Diagnostik interessant. Genauere Angaben dazu können Sie in der
Glandula NeT, Ausgabe 5, Seite 3
nachlesen.
Nahezu alle Patientenzimmer im
Bettenhaus haben den gleichen
Grundriss. Zwei Doppelzimmer
gruppieren sich um einen gemeinsam genutzten geräumigen Aufenthaltsraum. Zu jedem Doppelzimmer gehört ein für zwei Personen
eingerichtetes Bad.
Schon beim Betreten der Eingangshalle fragt man sich, ob man
wirklich auch in einer Klinik ist. Der
große, durch eine Glaskuppel überdachte und mit vielen gepflegten
Pflanzen geschmückte Raum, würde jedem Kurhotel gut anstehen.
Übertroffen wird die Eingangshalle
noch durch das Atrium im Bettenhaus. Ein mit viel Fantasie gestalteter, großer überdachter Park mit
vielen Pflanzen und gepflegten Wegen ermöglicht es den Patienten,
zu jeder Jahreszeit einen kleinen
Spaziergang im Grünen zu unternehmen.
Auch das Verhalten des Pflegepersonals passte zu der Umgebung.
Bei kurzen Gesprächen hatte man
den Eindruck, dass sie sich freuten,
helfen zu können.
Wissenschaftlicher Vortrag
zur nuklearmedizinischen
Behandlung
Am Samstag sprach Herr Prof. Dr.
Baum über die „nuklearmedizinische Behandlung neuroendokriner
Tumoren“. Die wesentlichen fachlichen Aspekte seines Vortrages hat
er in der Glandula NeT, Ausgabe 5,
Seite 7, unter dem Titel „Tumorbe-
Prof. Dr. med.
Richard P. Baum,
Klinik für
Nuklearmedizin
und PET-Zentrum
der Zentralklinik
Bad Berka
handlung mit Radionukliden“ veröffentlicht.
Während des lebendigen, auch für
Patienten gut verständlichen Vortrages lernten die Zuhörer auch die
biologischen und physikalischen
Zusammenhänge bei der modernen Diagnostik und Therapie neuroendokriner Tumore kennen.
Anschließend beschrieb Professor
Baum ausführlich den Ablauf einer
90
Yttrium-DOTATOC-Behandlung in
der Zentralklinik in Bad Berka und
gab einen kurzen Überblick über
neue Forschungen sowie über
Möglichkeiten zur Kostenreduzierung bei der Therapie.
Nach den Erlebnissen, den Eindrücken und Erfahrungen während
dieser beiden Tage ist Bad Berka
eine empfehlenswerte Alternative
zu den übrigen europäischen Zentren, wenn sich ein Patient einer
Radionuklidtherapie unterziehen
muss.
Im Anschluss an den Vortrag wurde wieder über viele Probleme und
offene Fragen miteinander gesprochen, und wie üblich half uns Frau
Dr. Pavel weiter, wenn wir uns in
medizinischen Zusammenhängen
nicht einig wurden oder sich unsere
Wunschvorstellungen allzu weit von
der Realität entfernten. Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.
31
*Glandula Net 6
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Veranstaltungen
Karzinoid-Patienten fragen...
1. Was geschieht, wenn sich
Tumorzellen in der Leber bilden?
Tumorzellen nisten sich in der Leber ein, wachsen und vermehren
sich und verdrängen dabei die gesunden Zellen. Daher hat der Betroffene lange Zeit noch normale
Leberwerte.
2. Worin liegt der Unterschied
im Verhalten von gesunden Zellen zu dem von Tumorzellen?
Beispiel: Nach einer Schnittverletzung im Finger werden die Zellen in
der Umgebung zum Wachstum
nach in gesunden Zellen vorgegebenen Informationen so lange angeregt, bis der ursprüngliche Zustand wieder erreicht ist. Die Wunde ist verheilt. Danach wird das
Wachstum eingestellt. Tumorzellen
haben diese Informationen verloren. Sie vermehren sich abhängig
von den vorhandenen Bedingungen mehr oder weniger schnell und
unbegrenzt.
3. Es wird auch eine Hochtemperatur-Behandlung angeboten, oft als Zusatz-Behandlung.
Was bewirkt sie?
Welchen Stellenwert diese Behandlung bei neuroendokrinen Tumoren
hat, ist nicht bekannt. Entsprechende Studien fehlen.
Es wurde vorgeschlagen, einen Referenten für einen Vortrag über Hyperthermie (Überhitzung des Körpers) und deren Bedeutung bei der
Therapie von Tumorerkrankungen
zu gewinnen (siehe dazu Einladung
zum Vortrag im Klinikum Nord in
Nürnberg auf Seite 2).
4. Wann wird in Deutschland
die Yttrium-DOTATOC-Behandlung zugelassen und von den
gesetzlichen
Krankenkassen
bezahlt?
Zur Yttrium-DOTATOC-Therapie
liegen zwar einige
internationale und
auch
nationale
Studien vor. Trotzdem wird es noch
mindestens 2 Jahre dauern, bis diese Behandlung in Deutschland zugelassen und von den gesetzlichen
Krankenkassen bezahlt wird.
5. Was muss bei zu hohen Blutwerten unternommen werden,
um festzustellen, ob noch Metastasen vorhanden sind?
Überwachung durch die innere Medizin in Zusammenarbeit mit der
Nuklearmedizin, vor allem durch
bildgebende Verfahren wie CT,
MRT und Szintigraphie.
6. Kann bei Tumorerkrankungen prophylaktisch etwas unternommen werden?
Zuerst muss geklärt werden, um
welche Art Tumor es sich handelt
und ob er schnell oder langsam
wächst. Aggressive und schnell
wachsende Tumoren müssen
sofort nach der Diagnose behandelt werden. Bei neuroendokrinen
Tumoren, die Hormone ausschütten und dadurch Flush und Durchfall verursachen können, ist das Tumorwachstum in der Regel nicht so
schnell. Trotzdem wird man
möglichst rasch versuchen, mit
Leitstelle für Funktionsdiagnostik (links)
und Felsengarten (rechts) der Zentralklinik Bad Berka
Medikamenten die Symptome zu
lindern und das Tumorwachstum
einzuschränken. Wird dadurch ein
Wachstumsstillstand erreicht, bedeutet dies einen großen Erfolg.
7. Was ist Flush?
Als Flush bezeichnet man eine anfallsartige Gesichtsrötung, ausgelöst durch eine Gefäßerweiterung.
Dabei kann auch ein Wärmegefühl
auftreten.
8. Wie findet man einen Arzt,
der einem Patienten mit einem
neuroendokrinen Tumor helfen
kann?
In absehbarer Zeit wird eine Internetseite veröffentlicht mit den Namen der Einrichtungen und Ärzte,
die Patienten mit neuroendokrinen
Tumoren behandeln.
Rosemarie Oehme, Auerswalde
Hans-Dieter Allmendinger,
Hemmhofen
32
*Glandula Net 6
32
09.08.2004, 22:02 Uhr
Veranstaltungen
Ein Besuch in Bad Berka
Uns Mitgliedern der NeT-Selbsthilfegruppe wird einiges geboten:
Vom 8. bis 10. August 2003 stand
wieder einmal eine größere Reise
ins Haus. Wir wollten diesmal eine
Klinik besuchen, in der eine spezielle Strahlenbehandlung stattfindet,
die sonst nur in Universitätskliniken
in wenigen europäischen Hauptstädten durchgeführt wird. Sie hat
den langen Namen „Radio-Rezeptor-Therapie mit Yttrium-90-Somatostatin-Analoga“.
Der Weltatlas, der uns die große
Welt nahe bringt, kann uns über
Bad Berka nichts zeigen. Im
ADAC-Atlas werden wir fündig. Ein
eher kleines Städtchen in der Nähe
Weimars ist das Ziel des Interesses. Die Autobahn ist für schnelle
Sauser möglich, aber spart wegen
des weiteren Weges keine Fahrtzeit. Wer es beschaulich möchte,
den führt ein Weg über die verträumten Dörfer zum Ziel. Wir wollen heute die schöne Landschaft
Thüringens erfahren. Die letzten
200 Kilometer erfordern unsere
volle Konzentration. Der Fahrer
muss einigen einheimischen Verkehrsteilnehmern geschickt ausweichen, die mit auffallender Geschwindigkeit ihre Hausrennstrecken meistern. Meine Frau ist sehr
geübt mit dem Kartenlesen, sie hat
trotzdem Mühe, den Weg zu finden, da auch auf den letzten Kilometern kein Schild, kein Hinweis
auf Bad Berka zu finden ist. Aber
wir sind voller Hoffnung.
Endlich ist es geschafft, das Städtchen liegt vor uns. Der Bahnhof mit
dem Bahnhofshotel ist schnell gefunden und wir freuen uns, dass
die Fahrt bei dem heißen Wetter
ein Ende gefunden hat. Der Hotelier schickt uns
gleich in das
städtische Freibad, wo die gesamte Vereinsführung bereits
im kühlen Nass
Frau Ganß, die Assistentin von Herrn Prof. Baum, begrüßte
ihre
Bahnen die Teilnehmer in der großzügig angelegten Eingangshalle der
zieht. Ein großes Klinik und nahm sie mit auf einen Rundgang.
Hallo hebt an,
als wir im Menschengewimmel unsere Leute tref- schen Möglichkeiten und den Erfolfen.
gen, die hier erreicht wurden und
Abends im Hotelgarten beim küh- werden. Nach dem Vortrag haben
len Alsterwasser treffen immer wir die Möglichkeit, unsere Fragen
mehr Mitglieder ein, endlich lernen zu stellen. Professor Baum nimmt
wir uns persönlich kennen, da wir sich viel Zeit, so dass auch ich meiunsere Namen meist nur von den ne Fragen beantwortet bekomme.
Mitgliederlisten kennen. Wir haben Ich bin beeindruckt, das hätte ich
viel zu erzählen.
nicht erwartet.
Am nächsten Morgen wird ausgiebig gefrühstückt und geredet. In
der Klinik erwartet man uns zu einem Rundgang und zu einem Vortrag des Nuklearmediziners Professor Baum. Wir sind überrascht von
der schönen Lage der Klinik. Auf einem Hügel, eingebettet zwischen
Feldern und Wäldern. Beeindruckend ist auch die riesige, üppig
begrünte Halle – ein Vergleich mit
einem Mehrsterne-Großstadthotel
liegt nahe. Wir werden von der
Klinikleitung begrüßt und schauen
uns die verschiedenen Abteilungen
der Klinik an. Es ist schon ein bisschen schwierig, die Namen der vielen diagnostischen Verfahren und
Geräte zu verstehen.
Der Höhepunkt der Veranstaltung
besteht aus dem Vortrag von Professor Baum. Wir hören von der
einzigartigen Technik, den medizini-
Am Nachmittag steht ein Stadtrundgang durch Weimar auf dem
Programm. Hier finden wir die Spuren von Schiller, Goethe, Cranach,
List und Herder, es würde Tage
füllen, allen Spuren nachzugehen.
Das Wetter ist immer noch brütend
heiß und irgendwie zieht es uns in
den schattigen Hotelgarten.
Abends essen wir alle zusammen
und setzen uns nach draußen, um
zu plaudern und Kontakte zu knüpfen. Ich habe Glück und lerne Leidensgenossen kennen, die wie ich
die gleiche Diagnose haben. Es ist
toll, sich auszutauschen. Es wird
spät und wir haben viel zu erzählen.
Beim spätabendlichen Rundgang
am Dorfweiher sehen wir ein großes Tier, es ähnelt einem Biber
oder einer Riesenratte. Es sitzt possierlich am Ufer und wird von den
Passanten gefüttert. Man erklärt
33
*Glandula Net 6
33
09.08.2004, 22:02 Uhr
Veranstaltungen
Erwartungsvoll versammeln sich die
Mitglieder der Selbsthilfegruppen im
Konferenzsaal der Klinik zum Vortrag
von Herrn Professor Baum.
Im historischen Stadtkern
Weimars trifft man auf die
Spuren vieler
Berühmtheiten.
uns, dies sei ein Nutria. Früher gab
es hier eine Pelztierfarm. Seit der
Aufgabe der Tierzucht haben sich
einige Tiere sesshaft gemacht, sie
seien friedliche, possierliche, nette
Tiere, trotz ihrer bis zu zehn Kilo
Gewicht. Dieser Ort verblüfft uns
immer mehr.
Am nächsten Morgen sind wir alle
rechtzeitig am Frühstückstisch, einige machen sich früh auf den weiten Heimweg. Trotz der beträchtlichen Kosten (Benzin, Hotel usw.)
und der mühevollen Reise bei heißem Wetter, bin ich der Meinung,
dass dieses Treffen nicht nur das
Gruppengefühl gestärkt hat, sondern auch Mut gemacht hat, seinen
Heilungsprozess neu zu überdenken.
Die Kulturstadt Weimar hat uns
sehr gefallen, wie auch die reizvolle
Landschaft Thüringens. Die Reise
war ein voller Erfolg. Ich freue mich
schon auf die nächste Veranstaltung.
Stadtrundgang
durch Weimar.
Reger Erfahrungsaustausch an
einem schattigen Plätzchen.
Rolf Behrmann, Bremen
BS-NET e.V.
34
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:02 Uhr
Veranstaltungen
Bericht vom 2. Neusser
Patiententag
Großen Zuspruch und Interesse
fand der 2. Neusser Patiententag
am 08. November 2003. Mittlerweile typisch für diesen Patiententag war die lebhafte Frage- und
Diskussionsrunde, die einen großen
Teil der Zeit einnahm. Dies zeigt,
wie wertvoll diese Veranstaltungen
gerade für den Austausch von Information und Erfahrungen zwischen Patienten untereinander und
mit den Experten sind.
Thematisch standen insbesondere
die Therapiemöglichkeiten der Le-
bermetastasen
bei neuroendokrinen Tumoren
im Vordergrund.
Dazu
gehören Veranstaltungen wie der Neusser-Patiententag bieten neben
neben der chirur- den Fachvorträgen auch die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch untereinander und zu Gesprächen mit Experten.
gischen Resektion und der Reduktion der Tumormasse auch Gelegenheit, sich über die aktuellen
lokale Verfahren wie z.B. die Che- Therapien der Tumoren auszutaumoembolisation oder die hyper- schen und Informationen zu samtherme Leberperfusion.
meln.
Auch während des anschließenden
Dr. Thomas Kolpatzik,
Imbisses hatten die Teilnehmer
Novartis Pharma, Nürnberg
Zahlreiche Besucher beim
Hamburger Symposium über
neuroendokrine GEP-Tumoren
Organisiert von Prof. Frank Ulrich
Beil, PD Dr. Andreas de Weerth und
Dr. Michael Bläker aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
fand am 12. November im Park
Hyatt Hotel in Hamburg das Symposium „Neue Perspektiven in der
Diagnostik und Therapie gastroenteropankreatischer neuroendokriner Tumoren" (GEP-NET) statt. Das
durch Unterstützung der Fa. Novartis ermöglichte Symposium richtete
sich gleichermaßen an niedergelassene und in der Klinik tätige Ärzte
sowie an interessierte Patienten
und deren Angehörige.
Immunhistochemie und
Labortests sichern die
Diagnose
Unter dem Vorsitz von Prof. Frank
Ulrich Beil (Endokrinologie, Medizinische Klinik I, UK-Eppendorf) und
Prof. Jochen Kussmann (Chirurgische Klinik, AK Wandsbek, Hamburg) ging es im ersten Teil der Veranstaltung um die Diagnostik.
Zunächst berichtete Prof. Sören
Schröder (Pathologe, Labor Prof.
Arndt & Partner, Hamburg) über die
seit 2000 gültige WHO-Klassifizierung der neuroendokrinen Tumoren. Diese trägt zu einer Standardisierung der feingeweblichen Beurteilung dieser seltenen Tumoren bei
und erleichtert damit die Einschätzung der Prognose, aber auch die
Erstellung von Therapieplänen für
die betroffenen Patienten. Wie Prof.
Schröder hervorhob, spielen für die
Diagnosestellung und Prognoseabschätzung immunhistochemische
Untersuchungen von Gewebeproben eine große Rolle.
Im Anschluss gab Prof. Tammo von
Schrenck (Abteilung für Innere Medizin, Bethesda AK Bergedorf,
Hamburg) einen Überblick über die
Diagnostik bei GEP-NET. Unter den
Laborwerten hat der Spiegel von
Chromogranin A im Blut herausragende Bedeutung. Aber auch die
Bestimmung von Hormonen wie
Gastrin, VIP oder Glukagon im Blut
oder die Messung der 5-HydroxyIndol-Essigsäure im 24-StundenUrin ist bei entsprechenden Beschwerden und Verdacht auf eine
Hormonproduktion durch den Tumor sinnvoll. Zur Diagnosesicherung kommen spezielle Labortests
zum Einsatz: der Sekretintest bei
Gastrinom und der Hungerversuch
beim Insulinom. In der bildlichen
Darstellung der Tumoren haben Ultraschall, Endosonographie, Computertomographie, Kernspintomographie und vor allem die Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie einen
wichtigen Stellenwert. Prof. von
Schrenck betonte, dass neben all
35
*Glandula Net 6
35
09.08.2004, 22:02 Uhr
Veranstaltungen
den technischen Neuerungen die
ausführliche Erhebung der Krankengeschichte unter Einschluss der
Familienanamnese sowie die sorgfältige körperliche Untersuchung
auf keinen Fall vernachlässigt werden sollten. Hierdurch können sich
wichtige Hinweise z. B. auf eine familiäre multiple endokrine Neoplasie (MEN) ergeben.
Erläuterung des diagnostischen
Vorgehens anhand von
Krankengeschichten
Dr. Andrea Pace (Gastroenterologie, Medizinische Klinik I, UK-Eppendorf) und Dr. Siobhan Loeper
(Endokrinologie, Medizinische Klinik
I, UK-Eppendorf) stellten anhand
der Krankengeschichte und Befunde einzelner Patienten die konkrete
diagnostische Vorgehensweise beispielhaft dar. Die Vernetzung von
Laboruntersuchungen, Ultraschall,
Röntgentechniken und nuklearmedizinischer Diagnostik in der Diagnosestellung wurde dabei eindrucksvoll veranschaulicht.
Danach berichtete eine Patientin
mit einem in die Leber metastasierten Karzinoid über ihre Krankengeschichte, die verschiedenen Untersuchungen und Operationen, die
bei ihr durchgeführt wurden, und
wie sie dies erlebt hat. Sie betonte,
dass trotz seit Jahren fortgeschrittener Metastasierung ihre Lebensqualität gut sei, insbesondere seitdem die Symptome des KarzinoidSyndroms, also Flush und Diarrhö,
durch Octreotid gut kontrolliert werden. Die Patientin erlebte diesbezüglich die Einführung der monatlichen Depot-Spritze als erheblichen
Fortschritt, da gegenüber der dreimal täglichen Gabe ein deutlich
höheres Maß an Ungebundenheit
und Flexibilität besteht.
Operative Strategie richtet sich
nach den individuellen
Bedürfnissen
Im zweiten Teil der Veranstaltung
wurden unter dem Vorsitz von PD
Dr. Andreas de Weerth (Gastroenterologie, Medizinischen Klinik I,
UK-Eppendorf) und Prof. Jakob R.
Izbicki (Klinik für Allgemeinchirurgie,
UK-Eppendorf)
therapeutische
Konzepte erörtert.
PD Dr. Sigrid Kastl (Klinik für Allgemeinchirurgie, UK-Eppendorf) berichtete über operative Strategien.
Betont wurde, dass chirurgische
Konzepte den individuellen Bedürfnissen der Patienten angepasst
sein sollten. Vor dem Hintergrund
relativ guter Lebensqualität und
Prognose auch bei fortgeschrittener Erkrankung wurden radikale,
komplikationsträchtige Operationstechniken kritisch bewertet und
sollten nur in ausgewählten Fällen
zum Einsatz kommen. Bei entsprechend kritischer Indikationsstellung
können jedoch durch radikale Operationen gute Ergebnisse mit langjähriger Tumorfreiheit erzielt werden. Als entscheidend für den Erfolg operativer Ansätze wurde auch
die Erfahrung des jeweiligen Zentrums angesehen.
Medikamente zur Kontrolle
von Hormonsekretion und
Tumorwachstum
Über die Prinzipien der medikamentösen Therapie sprach Dr. Michael Bläker (Gastroenterologie,
Medizinischen Klinik I, UK-Eppendorf). Unterschieden wird die symptomatische Therapie, die eine Kontrolle der Hormonsekretion aus
dem Tumor anstrebt, von der antiproliferativen Therapie, die auf eine
Wachstumshemmung der Tumoren
abzielt. Zahlreiche Studien belegen,
dass Somatostatin-Analoga, wie
z.B. Sandostatin® LAR, eine herausragende Bedeutung in der Kontrolle der Hormonsekretion zukommt. Auch zur Hemmung des
Wachstums hoch differenzierter,
langsam wachsender GEP-NET
werden
Somatostatin-Analoga
ebenso wie das Interferon-alfa unter dem Schlagwort „Biotherapie"
eingesetzt. Wie effektiv die Wachstumshemmung durch diese Therapie wirklich ist, muss durch klinische Studien (z.B. durch die zurzeit
laufende PROMID-Studie) untermauert werden.
Bei niedrig differenzierten oder
rasch wachsenden GEP-NET kommen verschiedene ChemotherapieProtokolle zum Einsatz, beispielsweise mit Streptozotozin-haltigen
oder Cisplatin-haltigen Kombinationen. Besonders hingewiesen
wurde auf die Notwendigkeit, an
klinischen Studien teilzunehmen,
um eindeutige Empfehlungen für
medikamentöse Therapiekonzepte
entwickeln zu können.
Fortschritte in der
Radioligandentherapie
Schließlich gab Prof. Thomas M.
Behr (Abteilung für Nuklearmedizin,
Philipps-Universität Marburg) eine
Überblick über die Möglichkeiten
der Nuklearmedizin in der Diagnostik und Therapie.
Neue Radioliganden, zum Beispiel
für den Gastrin-Rezeptor, werden
möglicherweise in Zukunft für die
szintigraphische Lokalisation von
Somatostatinrezeptor-negativen
Tumoren zur Verfügung stehen.
Durch die Weiterentwicklung und
Modifizierung von SomatostatinRezeptorliganden hat es Fortschritte in der Radioligandentherapie ge-
36
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Veranstaltungen
geben. Diese zeigt in Fallberichten
sowohl in der symptomatischen
Kontrolle als auch in der Wachstumshemmung gute Effekte bei geringen Nebenwirkungen. Im Vergleich zur operativen oder medikamentösen Therapie ist die
Radioligandentherapie allerdings
deutlich weniger etabliert und ihr
Stellenwert somit als niedriger einzustufen. Mit zunehmenden Erfah-
rungen könnte sich dieses jedoch
in Zukunft ändern.
Großer Informationsbedarf
bei den Patienten
Die hohe Teilnehmerzahl bei dem
Symposium sowie die ausgesprochen rege Diskussion während und
nach der Veranstaltung bestätigten
den Eindruck, dass bei der Betreu-
ung von Patienten mit GEP-NET
nach wie vor ein großer Bedarf an
Information und Erfahrungsaustausch besteht. Die durchweg positive Resonanz zeigte, dass das
Hamburger Symposium diesen Bedarf zumindest zum großen Teil decken konnte.
Dr. Michael Bläker,
Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
5. Berliner Informationstag für Patienten und Ärzte
am 22.11.2003
Auf Einladung der Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e. V. (BS-NET e. V.) hatten
sich viele Interessierte in Berlin eingefunden, um mehr über die neuroendokrinen Tumoren zu erfahren.
Im ersten Vortrag erläuterte Prof.
Dr. A. Arnold aus Marburg, wie sich
diese Tumoren von anderen bösartigen Erkrankungen unterscheiden.
Einer Operation steht er eher zurückhaltend gegenüber, da seiner
Ansicht nach bei langsam wachsenden Tumoren auch eine rein
symptomatische Therapie unter
gleichzeitiger aufmerksamer Beobachtung des Tumorwachstums gerechtfertigt ist.
Prof. Dr. B. Wiedenmann aus Berlin
sprach anschließend über die Diagnostik und Therapie neuroendokriner Tumoren. Er hat uns für die
Glandula NeT freundlicherweise
sein Manuskript zur Verfügung gestellt, so dass Sie den Inhalt seines
Vortrags auf Seite 10ff. in diesem
Heft nachlesen können.
Die multiple endokrine Neoplasie
Typ 1 (MEN 1) hatte sich Frau Priv.Doz. Dr. U. Plöckinger zum Thema
gemacht. Sie stellte die Besonderheit
dieses
Krankheitsbildes
heraus, sprach über seine Vererbbarkeit und erläuterte, welches Gen
dafür verantwortlich ist. Auch von
diesem Vortrag haben wir eine
Kurzfassung auf Seite 13f. abgedruckt; ein herzliches Dankeschön
an dieser Stelle an Frau Dr. Plöckinger!
Über die Echokardiographie des
Herzens informierte uns Herr Priv.Doz. Dr. H. Lehmkuhl vom Deutschen Herzzentrum Berlin. Vor allem bei NET-Befall des Endstücks
des Dünndarms kommt es zu einer
Beteiligung des rechten Herzens.
Welche Möglichkeiten der Diagnostik und Behandlung es für die betroffenen Patienten gibt, stellte Herr
Dr. Lehmkuhl genauer dar.
Der nächste Vortrag beschäftigte
sich mit klinischen Studien. Frau P.
Streich beantworte folgende Fragen: Was ist eine klinische Studie,
welche Arten von Studien gibt es,
welche Institutionen sind daran beteiligt und was kommt auf die beteiligten Patienten dabei zu? Die Antworten finden Sie auf Seite 23,
denn das Koordinierungszentrum
für Klinische Studien der Charité
hat uns den Beitrag freundlicherweise zur Publikation überlassen.
Auch vom letzten Vortrag dieser
Veranstaltung, in dem Frau M. Döring den Stellenwert verschiedener
Ernährungsformen bei Patienten
mit Tumorerkrankungen darlegte,
haben wir dankenswerterweise Unterlagen von der Referentin erhalten. Sie finden die Zusammenfassung des Vortrags in der Rubrik
Wissenswertes auf Seite 16ff.
Wieder einmal bestätigte das große
Interesse der zahlreichen Teilnehmer am 5. Berliner Informationstag
die Notwendigkeit derartiger Veranstaltungen. Der BS-NET e. V., dem
wissenschaftlichen Leiter Herrn
Prof. Dr. B. Wiedenmann sowie allen Referenten sei an dieser Stelle
recht herzlich für ihr Engagement
gedankt!
Anett Spieler, Schöneiche,
Vorstandsmitglied des Netzwerks
Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e. V.
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*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:02 Uhr
Bericht vom 3. Neusser
Patiententag
Am Samstag, den 27. März 2004,
fand der 3. Neusser Patiententag
statt. Auch diese Veranstaltung
fand wieder großen Zuspruch bei
den Patienten. Professor Goretzki,
gerade zurückgekehrt von einem
internationalen Expertentreffen, berichtete über die aktuellen Therapiestrategien bei den neuroendokrinen Tumoren des GEP-Systems.
Von internistischer Seite
stand wie geAuch zum 3. Neusser Patiententag hatten sich wieder viele
wohnt Prof. interessierte Zuhörer eingefunden.
Starke Rede
und Antwort. Während der Veran- hilfegruppen aus Erlangen und Berstaltung war genügend Zeit für Ge- lin, die den weiten Anreiseweg nicht
spräche von Patient zu Patient. In- gescheut haben.
formationen und aktuelle Literatur
Dr. Thomas Kolpatzik,
gab es an den Tischen der SelbstNovartis Pharma, Nürnberg
Bericht vom Meeting des European
Neuroendocrine Tumor Network (ENET)
Vom 25. bis zum 27. März 2004
fand in Budapest das wissenschaftliche Meeting des europäischen neuroendokrinen Tumornetzwerks (ENET) statt. Etwa 400
Ärzte und Wissenschaftler nahmen
an diesem hochrangig besetzten
wissenschaftlichen Symposium teil.
Ausgerichtet wurde dieses Symposium von den Professoren H. Ahlmann, M. Caplin, G. Delle Fave,
W. W. de Herder, E. Krenning, K.
Öberg, G. Rindi, Ph. Ruszniewski
und B. Wiedenmann.
Es handelte sich bei dieser Veranstaltung um die erste große Fortbildungskonferenz zum Thema
„Stand der aktuellen Diagnose und
Therapie von angeborenen und
sporadischen neuroendokrinen Tumoren des gastroenteropankreatischen Systems“. Vom Organisationskomitee wurde die Hoffnung
ausgedrückt, damit den Grundstein
für regelmäßige jährliche Konferenzen in Europa zu legen. Zahlreiche
exzellente Vorträge wurden präsen-
tiert, aus denen wir die wichtigsten
Informationen für interessierte Betroffene zusammengefasst haben.
Ausflug in die Epidemiologie
Frau Professor B. G. Taal, Amsterdam, ging in ihrem Vortrag auf die
Häufigkeit (Epidemiologie) von neuroendokrinen Tumoren (NET) ein.
Sie machen nur etwa 0,49 % aller
bösartigen Erkrankungen aus. NET
können prinzipiell überall auftreten,
sie können verschiedene Peptide
und Hormone produzieren und
auch zu einer Vielzahl von komplexen klinischen Bildern führen. Die
Neuerkrankungsziffer beträgt etwa
2 pro 100.000 Einwohner pro Jahr,
wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind, insbesondere aufgrund
der Tatsache, dass häufiger junge
Frauen an einem Blinddarmkarzinoid erkranken. Die Häufigkeit der
Karzinoide ist in Tabelle 1 dargestellt.
NET finden sich am häufigsten im
Magen-Darm-Trakt (62–67 %) und
in der Lunge (22–27 %). Der Ausgangspunkt der Erkrankung bleibt
bei 10 % der Patienten unklar. Etwa
12–22 % der Betroffenen haben
bereits zum Zeitpunkt der Erstentdeckung Metastasen.
Die meisten NET treten sporadisch
auf, aber es gibt auch eine familiäre
Häufung im Rahmen des MEN-1Syndroms. Die 5-Jahres-Überlebensrate hängt vom Stadium der
Erkrankung ab. Bei lokalisierter Erkrankung ist sie mit 93 % sehr
hoch, bei Erkrankungen mit regionaler Begrenzung liegt sie bei etwa
74 %. Beim Auftreten von Metastasen ist sie deutlich niedriger,
insbesondere wenn die früheren
Daten vor Einführung der Therapie
mit Octreotid zugrunde gelegt werden. Seit der Einführung von Octreotid im Jahre 1992 ist bei NET die
3-Jahres-Überlebensrate auch bei
Patienten mit Fernmetastasen angestiegen.
38
*Glandula Net 6
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Neuroendokrine Tumoren
Inzidenz (pro Jahr)
Karzinoid
Insulinom
1 pro
1.000.000
Gastrinom
1 pro
2.000.000
VIPom
1 pro 10.000.000
Glukagonom
1 pro 20.000.000
Somatostatinom
1 pro 40.000.000
GRFom
1 pro 80.000.000
1 pro
400.000
Tabelle 1: NET-Neuerkrankungsrate
pro Jahr (nach Krejs, ENET, 2004).
Klassifikation und Nachweis
anhand von Tumormarkern
Professor G. Klöppel aus Kiel bezeichnet die neuroendokrinen Tumoren als „Familie von Individualisten“. Die Klassifikation aufgrund der
mikroskopischen und immunhistochemischen Untersuchung unterteilt die Tumoren heute im Prinzip 3
Gruppen:
1. gut differenzierte neuroendokrine Tumoren (NET)
2. gut differenzierte neuroendokrine Karzinome (NEC)
3. schlecht differenzierte neuroendokrine Karzinome
Wichtige Tumormarker sind Chromogranin A und Synaptophysin.
Wenn Chromogranin A positiv ist,
muss auch Synaptophysin positiv
sein. Der Nachweis von Chromogranin A und Synaptophysin im Tumor belegt das Vorhandensein eines neuroendokrinen Tumors. Die
Färbung mit NSE wird heute als
weniger aussagekräftig angesehen.
Gut differenzierte Tumoren finden
sich nie im Kolon und Ösophagus,
schlecht differenzierte Tumoren finden sich nie im Appendix (Blinddarm) und Ileum und selten im Rektum, aber häufig im Kolon. Der
Proliferationsmarker Ki 67 erlaubt eine gute Aussage über die
Wachstumsgeschwindigkeit des
Tumors. Professor Klöppel führte
aus, dass Tumoren des Appendix
bis zu einer Größe von 2,5 cm
praktisch nie streuen oder Kompli-
kationen bewirken. Sie produzieren
auch keine Hormone.
Symptome und Diagnose
des Insulinoms
Zum Thema Insulinom sprach Professor de Herder aus Rotterdam.
Mehr als 90 % der Insulinome sind
gutartige kleine solitäre Tumoren.
Etwa 7–8 % der Insulinome liegt ein
MEN-1-Syndrom zugrunde, auf der
anderen Seite treten bei etwa 21 %
der MEN-1-Patienten (s. u.) Insulinome auf. Bösartige Insulinome
zeigen eine lokale Invasion in das
umgebende Gewebe oder Metastasen. Die Patienten mit Insulinomen fallen wegen der Symptome
einer Unterzuckerung auf. Diese
reichen von Schwitzen, Schwindel,
Hunger, Zittern, Übelkeit, Angst
und Herzklopfen sowie Doppelbildern, einer eingeschränkten Sehfähigkeit bis hin zu Verwirrung,
Krampfanfällen und Koma. Da die
Patienten die Unterzuckerung verhindern wollen, essen sie mehr und
nehmen erheblich an Gewicht zu.
Die Diagnose des Insulinoms bzw.
der Hyperinsulinämie wird anhand
folgender 4 Kriterien gestellt:
1. Blutzucker unter 40 mg/dl (weniger als 2,2 mmol/l) während des
Auftretens von Symptomen
2. Insulinspiegel >6 U/ml (≥43
pmol/l)
3. C-Peptid-Spiegel >0,2 pmol/l
4. Fehlen von Sulfonylharnstoffmetaboliten im Plasma oder Urin.
Der empfindlichste und aussagekräftigste Test ist der 72h-Hungerversuch. Viele Insulinome können
intraoperativ allein durch Abtasten
durch den erfahrenen Chirurgen in
Kombination mit einer intraoperativen Ultraschalluntersuchung entdeckt werden. Neben der Endosonographie können auch weitere
Untersuchungen wie die portal-venöse Sammlung von Blut (entweder mit oder ohne Infusion von Kalzium oder Sekretin) sowie das Octreoscan durchgeführt werden. Das
Octreoscan ist aber nur bei etwa
der Hälfte der Insulinome positiv, da
nicht alle Insulinome die Somatostatinrezeptor-Subtypen exprimieren, die das radioaktive OctreotidAnalogon auch binden können.
Multiple endokrine Neoplasie
Typ 1
Professor Calender berichtete über
die multiple endokrine Neoplasie
Typ 1 (MEN 1). Dabei handelt es
sich um eine autosomal dominant
vererbbare Erkrankung, welche Nebenschilddrüse, Bauchspeicheldrüse und Hypophysenvorderlappen
sowie seltener Nebennierenrinde,
Thymus sowie Bronchien befallen
kann. Die Häufigkeit wird mit etwa
1:20.000 angegeben. Etwa 10 %
der Patienten haben neue MEN-1Mutationen, ohne dass eine Familienvorgeschichte besteht. Bei allen
Betroffenen, bei der mehr als eine
Drüse erkrankt ist, sollte man
immer an das Auftreten einer MEN
1 denken, insbesondere bei Patienten unter 50 Jahren.
Eine MEN 1 erfordert immer eine
gründliche Untersuchung der möglicherweise befallenen endokrinen
Drüsen und eine Hautuntersuchung. Besonderer Wert wird auf
eine endoskopische Ultraschalluntersuchung der Bauchspeicheldrüse gelegt (Endosonographie). Die
Octreotid-Rezeptor-Szintigraphie ist
ebenfalls sehr aussagekräftig, da
sie ein umfassendes Screening aller
endokrinen Drüsen erlaubt. Das
MEN-1-Gen lässt sich im EDTABlut auf Mutationen untersuchen.
J. H.
39
!
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:02 Uhr
Erfahrungsberichte
Meine Erfahrungen mit der
Nukleartherapie
In der Glandula NeT 5-2003 habe ich noch gefragt: „Wer hat Erfahrungen
mit der Nukleartherapie?“ Inzwischen kann ich sagen: Ich! Denn vom 2.
bis 12. Dezember 2003 habe ich meine dritte Therapie in der Klinik für
Nuklearmedizin der Zentralklinik Bad Berka absolviert.
Schon die 1. Behandlung
besserte die Symptome
Das Wachstum der
Lebermetastasen stagnierte
Bereits nach der ersten Behandlung Anfang Juni 03 (ca. 3,0 Gbq Y90 DOTATOC), die ich ohne irgendwelche Nebenwirkungen vertragen
habe, begann sich eine deutliche
Besserung der Symptome (Flush
und Stuhlgang) abzuzeichnen.
Hatte ich im März und April noch
täglich mindestens eine starke
Flushreaktion, zeitweise mit Hitzewelle und Atemnot, reduzierte sich
das nach der Therapie auf leichte
bis mittlere Flushs gänzlich ohne
Atemnot und nur noch gelegentlich
mit Wärmegefühl. Mein Lebensgefühl machte einen deutlichen
Sprung nach oben. Auch der Stuhlgang normalisierte sich entscheidend. Auf Anraten des behandelnden Arztes in Bad Berka habe ich
das Spritzen von Sandostatin, das
ich zur Behandlung unterbrechen
sollte, nicht wieder aufgenommen,
so dass ich seit dem 28. Mai 03 –
von jetzt auf dann – kein Sandostatin mehr spritze. Auch hier zeigten
sich keine nennenswerten Folgen,
von einer kurzzeitigen Gallenüberproduktion mal abgesehen.
Meine zweite Nukleartherapie erfolgte dann im September 03. Bei
den Voruntersuchungen zu dieser
Behandlung konnte eine Stagnation des Wachstums der Metastasen
auf der Leber festgestellt werden.
Sowohl das Ärzteteam in Bad Berka als auch ich waren angenehm
überrascht und sehr zufrieden. Ich
bekam jetzt eine Dosis von ca. 3,5
Gbq Y-90. Auch diese Erhöhung
habe ich sehr gut vertragen. Ohne
irgendwelche Beschwerden wurde
ich am 25. September 03 entlassen.
Die Auswirkungen dieser Behandlung waren augenscheinlich: Im gesamten Oktober 03 hatte ich nur einen sehr schwachen, nur durch Zufall bemerkten Flush. Der Stuhlgang
ist wieder völlig normal. Im November 03 waren es vier Flush-Reaktionen, die ebenso kaum erwähnenswert waren wie die im Oktober.
Mit dem Ergebnis bin ich
überaus zufrieden
zwei Therapien. In der Voruntersuchung stellte sich heraus, dass
1. die Größe der Leber zurückgegangen ist,
2. die Anzahl der Metastasen sich
verringert hat (vier Strahlungsechos sind verschwunden, die
restlichen deutlich schwächer)
und
3. die Stoffwechselvorgänge in den
Metastasen rapide abgenommen haben.
Die erneute Erhöhung der Dosis auf
jetzt ca. 5 Gbq Y-90 vertrug ich
ebenso problemlos wie die vergangenen Therapien.
Im Ergebnis kann ich sagen, dass
mir die nuklearmedizinische Behandlung mit Y-90 in Bad Berka
sehr geholfen hat und ich diese
Therapie jedem Betroffenen empfehlen kann.
Unverständlich ist mir jedoch bis
heute die Diskussion über die Zulassung bzw. Nichtzulassung dieser
Behandlungsmethode in Deutschland. Es muss doch möglich sein,
die entsprechenden Stellen oder
Behörden zu einer eindeutigen
Aussage zu bringen, damit die Mediziner, die dieses Verfahren seit
Jahren erfolgreich anwenden, auch
die ihnen gebührende Anerkennung erfahren. Meine uneingeschränkte Anerkennung haben sie
auf alle Fälle!
Meine dritte Behandlung verlief
genauso wie die vorangegangenen
40
*Glandula Net 6
40
09.08.2004, 22:03 Uhr
Winfried Müller,
Dieskau
Erfahrungsberichte
Karzinoidmetastasen am Bauchfell – was tun?
Im Mai 1985, also vor 19 Jahren,
hatte ich (Jahrgang 37) zum ersten
Mal starke Bauchschmerzen.
Zunächst habe ich mir nicht viel
Sorgen gemacht. Weil sich jedoch
in den nächsten Jahren diese
Schmerzanfälle 1- bis 2-mal jährlich
wiederholten, habe ich die Daten
festgehalten und nun nach 19 Jahren insgesamt 26 Anfälle registriert.
Schmerzen und viele
Verdachtsdiagnosen
Die Schmerzen stellten sich
meistens gegen Abend ein, dauerten unterschiedlich lange bis zu 9
Stunden und waren manchmal
spontan zu Ende. Ein Krankenhausaufenthalt 1992 mit Röntgen,
Ultraschall usw. brachte kein Ergebnis.
Mein Hausarzt vermutete eine Einknickung oder Ähnliches im Dünndarm. Die Schmerzanfälle habe ich
mit Schmerzzäpfchen gemildert
und meistens konnte ich am Folgetag wieder arbeiten und normal essen. Die Anfälle waren jedoch sehr
belastend und so habe ich mich
Anfang diesen Jahres entschlossen, der Sache auf den Grund zu
gehen.
In der Viszeral-Chirurgie unseres
hiesigen Krankenhauses wurde die
Diagnose „Verdacht auf Spiegelsche Hernie“ (eingeklemmter Darm
durch Bruchpforte) gestellt und
eine Koloskopie (Darmspiegelung),
Gastroskopie (Magenspiegelung),
eine Ultraschalluntersuchung, sowie ein CT angeordnet. Diese Untersuchungen brachten bis auf einige vergrößerte Lymphknoten kein
Ergebnis.
Der histologische Befund war
ein Schock für mich
Bei der anschließenden Laparoskopie wurden Lymphknoten entnommen. Hierbei zeigte sich ein, so
wörtlich im OP-Bericht: „Hochsuspekter Befund an der Bauchwand
und im kleinen Becken, wie bei einer Peritonealkarzinose“.
Eine histopathologische Begutachtung bestätigte: Fettgewebsmetastasen eines Karzinoidtumors! Das
heißt, mein Bauchfell und das kleine Becken sind mit Metastasen
übersät und der Primärtumor ist
nicht gefunden worden. Für mich
war das ein Schock, denn ich bin
sonst gesund und fit und eigentlich
nie im Leben krank gewesen.
Überwiesen an die Innere Abteilung
des gleichen Krankenhauses, wurde ich nach typischen Symptomen
wie Flush, Durchfall usw. befragt.
Da das alles nicht zutraf, musste es
sich um ein „nichthormonbildendes
Karzinoid“ handeln.
Es wurden eine 5-HIES-Urinuntersuchung (5-HIES = 5-Hydroxy-Indol-Essigsäure, Anm. der Red.)
und eine Octreotid-Szintigraphie
durchgeführt. Ergebnis: Ein Karzinoid befindet sich im Dünndarmbe-
reich, wo genau, ist nicht bekannt;
keine Metastasen in Leber, Lunge
und Skelett. Der behandelnde Arzt
hat mir geraten, nichts zu unternehmen und abzuwarten, ob sich
etwas wesentlich verändert. Er
empfiehlt eine Kontrolluntersuchung in 5 Monaten und meint:
„Damit können Sie alt werden.“
Was soll ich nun tun?
Obwohl ich mich total gesund fühle, geht mir diese Bedrohung natürlich nicht aus dem Sinn und ich
habe viele Fragen:
Gibt es irgendwo Leidensgenossen mit gleichen Symptomen?
Ist den beratenden Ärzten des
Netzwerks so ein Fall bekannt
und was raten sie mir?
Gibt es jemanden, der so etwas
doch operieren kann?
Ist es ratsam, wenigstens den
Primärtumor zu finden und zu
operieren?
Ist es richtig, dass meine Bauchschmerzanfälle durch einen
„Hormonschub“ des Karzinoids
ausgelöst werden? – Dann hätte
ich das Ding ja schon 19 Jahre
lang!
Antworten bitte an:
[email protected]
41
*Glandula Net 6
41
09.08.2004, 22:03 Uhr
Erfahrungsberichte
Wie ich meine Organe behielt
oder:
Eine keineswegs „wissenschaftlich
belegte“ Geschichte
Vor einem Jahr habe ich bereits mit
dem Schreiben angefangen – nun
will ich endlich meinen Beitrag für
die Glandula NeT fertigstellen,
zumal sich einige Mitbetroffene für
meine Geschichte sehr interessieren. Hier in der BioMed-Klinik Bad
Bergzabern (Südpfalz) habe ich
auch wieder etwas Zeit für solche
Dinge. Ich fahre immer wieder gern
in diese Klinik, da ich nach jedem
Aufenthalt den Eindruck habe, bei
meinem „recht natürlich gestalteten“ Heilungsprozess ein Stück
weiter gekommen zu sein. Allein die
Tatsache, dass hier nicht nur das
„medizinisch notwendige“ Programm „abgespult“, sondern im
Rahmen der Möglichkeiten auf begleitende Probleme des Patienten
eingegangen und versucht wird, die
Erkrankung ganzheitlich positiv zu
beeinflussen, machte mir bisher
sehr viel Mut.
Wiederkehrende
Bauchschmerzen führten mich
in die Klinik
Es war im Januar 2001, ich war
erst 32 Jahre jung, hatte gerade
eine Familie gegründet und war als
Projektleiter in einer AnlagenbauFirma frisch eingestellt worden –
also eigentlich alles super, wären
da nicht die immer wiederkehrenden Bauchschmerzen gewesen.
Als ich wegen anderer „Wehwehchen“ mal wieder bei meiner Hausärztin vorbeischauen musste, erzählte ich ihr auch davon. Da die
letzte Magenspiegelung schon
etwa 6 Jahre zurücklag, plädierte
sie für eine Wiederholung – rein zur
Vorsorge.
Der Gastroenterologe überwies
mich nach der Untersuchung sofort
in die Uni-Klinik. Dort hatte ich das
Gefühl, als wollte irgendwer an mir
erst seine Doktorarbeit schreiben.
Man schickte mich zur HNO-Untersuchung und zum Lungentest. Auf
dem Rückweg von der 3. Gastroskopie ließ mich die Neugier in meine Unterlagen sehen und es beunruhigte mich sehr, von einem Verdacht auf ein Magenkarzinom lesen
zu müssen. Im medizinischen Wörterbuch fand ich, dass ein Karzinom auch bösartig sein kann. Noch
mehr beunruhigt, fragte ich bei der
nächsten Visite die Stationsärztin,
was an diesem Verdacht denn dran
sei.
Sie wurde etwas rot im Gesicht und
suchte nach Worten, bis sie endlich
murmelte: „Ehm, wir müssen erst
noch den (3.) histologischen Befund abwarten, bis wir Genaueres
sagen können. Aber wir können
auch nicht mehr ausschließen,
dass es sich bei Ihnen um etwas
Bösartiges handelt.“ Obwohl ich eigentlich normalerweise sehr optimistisch bin, waren die nächsten 5
Tage doch ziemlich belastend.
Niederschmetternde Diagnose
auf nüchternen Magen
An dem Tag, als ich entlassen werden sollte, empfahl mir die Stati-
Henri Auer,
BS-NET e.V.,
Ansprechpartner
Gruppe Sachsen
onsschwester, frühmorgens gleich
zum Oberarzt zu gehen. Von ihm
wurde mir (noch halb verschlafen
und auf nüchternen Magen) Folgendes mitgeteilt: „Es gibt zwar da
noch einige Widersprüche, aber wir
müssen jetzt davon ausgehen,
dass es sich bei Ihnen um einen
bösartigen Tumor handelt, der von
der Bauchspeicheldrüse aus durch
die Magenwand hindurch gewachsen ist, weitere Metastasen in Richtung Leber und Milz gebildet sowie
3 Bauchvenen teilthrombosiert hat
und damit nach meiner Einschätzung nicht operabel ist. Wenn wir
den MRT-Befund haben, werde ich
dennoch den Chirurgen konsultieren. Rufen Sie mich in der nächsten
Woche am Dienstag wieder an.“
Als wenn das noch nicht genug gewesen wäre, fügte er hinzu: „Ihre
Lebenserwartung hat sich damit
natürlich stark reduziert, also machen Sie alles fertig.“ Nun war ich
hellwach und reagierte völlig aus
dem Bauch heraus: „Es gibt doch
aber auch Ausnahmen.“ Wahrscheinlich etwas überrascht von
meiner Reaktion, konnte der Oberarzt meine Aussage nicht bestreiten.
Chemotherapie nach dem
Tübinger Protokoll
Wenig später schlug man mir als
einzigste konventionelle Behandlungsmethode eine Chemotherapie
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Erfahrungsberichte
nach dem so genannten „Tübinger
Protokoll“ vor. Ohne Erfahrung und
voller Hoffnung willigte ich in die
Vorschläge der Ärzte ein, ließ mir
ein Port-System legen, nahm Übelkeit, Erbrechen, Blut- und Schleimhautzerstörungen, Verstopfung und
eventuelle Spätfolgen an Nieren,
Herz und Nervensystem in Kauf,
nur um wieder gesund zu werden.
Nach 2 Zyklen à 6 Wochen Chemotherapie wurde ich nochmals
per MRT untersucht. Das Resultat:
keine Größenveränderung des Tumors. Damit waren wohl die UniÄrzte nicht ganz zufrieden, denn sie
schlugen mir vor, das „ältere Schema“ für Magenkrebs-Erkrankungen
auszuprobieren, was ja auch schon
einigen Patienten geholfen hätte.
Zwischenzeitlich hatte ich erste
Kontakte zur Gesellschaft für biologische Krebsabwehr (GfbK), die mir
einerseits erklärte, was man auf
komplementärem (ergänzendem)
Weg noch alles im Kampf gegen
den Krebs unternehmen könnte,
und mir andererseits eine ganzheitliche Behandlung in Bad Aibling
(Oberbayern) anbot. Da meine
Krankenkasse jedoch nicht bereit
war, die Kosten für eine „unkonventionelle“ Behandlung in einer Privatklinik zu übernehmen, vertraute ich
zunächst weiterhin dem Können
der Universitäts-Ärzte.
Kontakte zur
Komplementärmedizin
In den folgenden Wochen erlebte
ich etwas für mich sehr Erstaunliches. Mein Bruder besuchte einen
Kongress für komplementäre Medizin in Wilhelmshaven und er erzählte mir von interessanten ergänzenden Diagnostik- und Behandlungsmethoden sowie von einem Arzt,
der die Patienten anfasste und
danach aus ihrem Leben plauderte.
Diesen Arzt rief ich bald darauf an,
und als ich von meiner Diagnose
berichtete, erwiderte er sogleich:
„Da stimmt etwas nicht!“ Bald darauf schickte ich ihm einen Blutstropfen auf einer Serviette und er
empfahl mir, ihn einmal in seiner
Privatpraxis in Bad Arolsen (Nordhessen) zu besuchen.
Da ich zwischenzeitlich erkennen
musste, dass die Ärzte der Uni-Klinik „mit ihrem Latein am Ende waren“, bat ich meinen (Haus-)Onkologen, mich in die ganzheitlich
behandelnde Veramed-Klinik in
Meschede (Sauerland) einzuweisen. Bei meinen Recherchen hatte
ich nämlich herausgefunden, dass
diese Behandlung von der Krankenkasse getragen wird und ich
dort eventuell eine vielversprechende „Krebs-Mehrschritt-Therapie“
nach Prof. Manfred von Ardenne
(Kombination Chemotherapie + Hyperthermie + Sauerstofftherapie)
bekommen könnte. In der Klinik
wollte man sich jedoch diese Behandlungsoption noch aufsparen
und schlug mir die Durchführung
einer lokoregionalen Chemotherapie in Kombination mit Hyperthermie bei einem Onkochirurgen in
Hammelburg (bei Würzburg) vor.
Da dieser Arzt jedoch noch im Urlaub war, konnte ich noch angenehmere Behandlungsmethoden
wie Wanderungen und Radfahrten
im „Land der 1000 Berge“, O2-Therapie, Enzym-, Thymus- und Vitamin-Gaben, Koch-Kurse und
Kneipp-Anwendungen kennen lernen.
Außerdem besuchte ich diesen „eigenartigen“ Doktor in Bad Arolsen,
was von der Klinik nur ca. 60 km
entfernt war. Er untersuchte mich
rein kinesiologisch, ohne Unan-
nehmlichkeiten, Schmerzen oder
gar Wunden zu erzeugen, und sagte mir dann, dass ich keinen Magenkrebs, sondern so etwas wie
ein „Neurinom“ haben würde.
Weiterhin riet er mir von jedem weiteren „schulmedizinischen Experiment“ ab.
Am nächsten Tag erzählte ich meine Erlebnisse dem Stationsarzt der
Veramed-Klinik und der verließ
daraufhin etwas „verdattert“ das
Zimmer. Nur wenige Zeit später jedoch kam er wieder, um mir klar zu
machen, dass ich mich da irgendwie in etwas verrennen würde –
schließlich gäbe es ja einen histologisch gesicherten Befund.
Operativ ist nichts mehr zu
machen
Ich entschied mich daraufhin, eine
Gewebeprobe in die Robert-Rössle-Klinik nach Berlin-Buch zu schicken und fuhr eine Woche später
hinterher. Dort erbrachte die histologische Untersuchung, dass es
sich bei mir um ein hochdifferenziertes neuroendokrines Karzinom
handelt, und der Aufnahme-Arzt
fügte hinzu: „Es bleibt leider beim
bösartigen Tumor“. Es folgte eine
erneute Gastroskopie, wobei man
beim ersten Versuch, vom Zwölffingerdarm Gewebe zu entnehmen,
ein Blutgefäß so verletzte, so dass
ich nach ca. einem Liter Blutverlust
auf der Intensivstation aufwachte.
Als die Diagnose durch den stark
erhöhten Chromogranin-Wert sowie die Szintigraphie gesichert war,
wollte man den Versuch einer Operation wagen. Erst kurz vor der Narkose teilte man mir mit dass mir,
wenn ich wieder aufwachen würde,
Magen, Bauchspeicheldrüse, Milz
+ x fehlen könnten. Da ich endlich
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Erfahrungsberichte
diesen metastasierten Tumor verlieren wollte, stimmte ich diesem Eingriff zu.
Wieder auf der Intensivstation erwacht, erklärten mir die Ärzte, dass
man operativ nichts für mich tun
könnte. Ratsamer wäre es, mich
auf internistischem Weg weiter zu
behandeln, womit weiteres Tumorwachstum hoffentlich verhindert
bzw. eingegrenzt werden könnte.
Chemotherapie brachte das
Tumorwachstum zum Stillstand
Bereits einige Wochen danach
stellte sich heraus, dass der Tumor
wieder deutlich gewachsen war.
Daraufhin wurde ich mit Sandostatin LAR behandelt. Wenige Wochen
später bekam ich einen Aszites
(Bauchwassersucht). Als ich mich
wie im „10. Monat“ fühlte und mein
Onkologe nach der Nadel griff, liefen bereits 5 Liter aus dem Bauch.
Die Punktion musste danach bis zu
2x wöchentlich wiederholt werden
und der Tumor wuchs dabei munter weiter.
Daraufhin empfahl mir mein Onkologe eine erneute Chemotherapie
mit Streptozotocin/5-FU. Gleich
nach der ersten „Chemo“ hatte ich
das Gefühl, wieder „auf dem aufsteigenden Ast“ zu sein. Nach der
3. Woche stoppte der Aszites und
nach der 6. Woche bestätigte auch
das MRT: Stillstand.
Weitere Fortschritte dank
ganzheitlicher Therapie
Etwa zur gleichen Zeit konnte ich
auf einem Kongress der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr
mit dem Ärztlichen Direktor der
BioMed-Klinik in Bad Bergzabern
ein paar Worte wechseln. Er empfahl mir, langsam von der Chemotherapie Abstand zu nehmen bzw.
sie wenigstens mit Hyperthermie zu
kombinieren, um die sich entwickelnde Resistenz des Tumors
wieder zu durchbrechen. Voller
neuer Hoffnung überzeugte ich
meinen Onkologen, dass eine Behandlung in dieser Klinik wohl jetzt
der beste Anschluss für mich sei.
Und da diese Klinik auch einen Versorgungsvertrag mit allen gesetzlichen Krankenkassen hat, machte
ich mich auf den Weg dorthin.
Nach anfänglichem „Rätselraten“
entschieden sich die Ärzte dort für
eine Behandlung mit 2x tgl. 100 µg
Sandostatin + 3x wöchentl. 3 Mio.
Einheiten Interferon + regionaler
Tiefenhyperthermie auf den Oberbauch als Grundbehandlung. Sie
hatten die Erfahrung gemacht,
dass die regelmäßige Gabe von
Sandostatin zuverlässiger ist. Ich
hatte anfänglich etwas mit krampfartigen Bauchschmerzen zu kämpfen, doch auch dafür hatten die
Ärzte etwas parat. Andererseits ließen schon allein die Luftveränderung, das angenehme Umfeld in einer wohnlich eingerichteten Klinik,
die Gespräche mit anderen Patienten und nach meiner Einschätzung
sehr guten Psychologen, das Gläschen Rotwein in gemütlicher
abendlicher Runde oder auch die
blühenden Obstbäume am Spazierweg die gesundheitlichen Probleme
zeitweise vergessen. Man spürt,
wie das Personal in solch einer
ganzheitlich behandelnden Klinik
vor allem darauf Wert legt, dass es
dem Patienten gut geht – oder
fachlich ausgedrückt, dass die Lebensqualität individuell unterschiedlich maximiert wird, ohne
eine kompetente schulmedizinische
Behandlung zu vernachlässigen.
Da die Bauchschmerzen mehr und
mehr nachließen, führte ich die
kombinierte Behandlung mit Sandostatin und Interferon auch daheim weiter fort. Die nächste MRTUntersuchung
brachte
eine
überaus erfreuliche Neuigkeit: Der
Tumor hatte sich im letzen Vierteljahr um mehr als die Hälfte zurückgebildet!
Ende 2002 konnte ich bei meinem
früheren Arbeitgeber einen „MiniJob“ verrichten und fühlte mich super, als ich wieder mein Büro betreten konnte. Ich wollte ab sofort
zwar mit der Krankheit, aber nicht
mehr nur für die Krankheit leben,
indem ich mich auch wieder mit
Dingen aus meinem vorhergehenden Leben in Gesundheit beschäftige.
Im Januar 2003 ging es wieder in
die (MRT-)Röhre und ich durfte
abermals von Rückbildungen lesen.
Man wagte sogar schon davon zu
sprechen, dass „kein tumoröses
Gewebe mehr nachweisbar“ wäre.
Dieser Befund bestätigte sich in
den nachfolgenden vierteljährlichen
Verlaufskontrollen.
Im Herbst 2003 stellte sich jedoch
ein Verdacht auf neue Metastasierung an der Milz heraus. Ich telefonierte daraufhin sofort nach Bad
Arolsen und mir wurde per Ferndiagnose bestätigt, dass es eine geringe „Information“ gibt, wogegen etwas unternommen werden sollte.
Ohne Zeit zu verlieren, fuhr ich mit
diesen „Defekten“ und einer Magen-Darm-Infektion zu dem Arzt
nach Nordhessen und hatte bereits
auf der Rückfahrt das Gefühl, dass
mir die Behandlungen dort für all
meine gesundheitlichen Probleme
enorm geholfen haben.
Trotzdem war ich in der anschließenden Wartezeit auf ein Octreoscan sehr beunruhigt und ich arbei-
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Erfahrungsberichte
tete an mir, die immer wieder gute
Ferndiagnose aus Bad Arolsen anzunehmen. Außerdem ließ ich mich
von einem Heilpraktiker aus Dresden mit Thymus- und homöopathischen Präparaten behandeln.
Anfang Januar 2004, bevor ich
wieder zur Behandlung in die BioMed-Klinik nach Bad Bergzabern
aufbrechen wollte, bekam ich endlich wieder zwei schulmedizinische
Befunde, die besagten, dass es
zwar einen dringenden Verdacht
auf Somatostatin-Rezeptor-positives Gewebe an meinen bekannten
Rest-Tumor-Stellen im Oberbauch
gebe, das MRT jedoch wiederum
keinen Tumor und keine Metastase
erkennen ließe.
Jeder muss seinen Weg zu
einer erfolgreichen Therapie
selbst finden
Obwohl ich mir als praxisorientierter Ingenieur die Mechanismen im
menschlichen Körper gern immer
irgendwie erklären will, haben mir
wohl letztendlich nicht unbedingt
die wissenschaftlich oder statistisch belegten Erkenntnisse, sondern viel mehr der Glaube an bisher
noch teilweise unvorstellbare Vorgänge sowie an die Heilung jeder
auch noch so schweren Krankheit
über viele Verletzungen hinweggeholfen.
Ich bin überzeugt davon, dass es
sich bei Tumorerkrankungen um
ganzheitliche Störungen der Energie- und Stoffwechselvorgänge
handelt, die unter diesem Aspekt
näher erforscht sowie ganzheitlich
bzw. ursächlich behandelt werden
müssten. Aber keiner weiß bisher,
wieviel „Schalter angeknipst“ werden müssen, damit die „Maschine“
wieder „rund läuft“.
Da ich selbst die Erfahrung machen
musste, wie grausam sich die rein
schulmedizinische Therapie auf den
Körper auswirkt, wünsche ich jedem kranken Menschen, dass er
so schnell wie möglich seinen Weg
zu einer erfolgreichen Therapie bei
hoher Lebensqualität findet.
Ich bin bisher gut damit gefahren,
zwar alle Vorschläge gut zu überdenken, aber einfach auch einmal
etwas oder jemandem zu glauben,
ohne zu wissen, warum das so ist.
– Denn Glaube kann eben doch
manchmal Berge versetzen!
Henri Auer,
BS-NET e. V.,
Ansprechpartner
Gruppe Sachsen
BioMed-Klinik, Bad Bergzabern
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Erfahrungsberichte
Ich hoffe, es bleibt noch lange so
Im November 2000 unterzog ich
mich in der Klinik einer RoutineKontroll-Koloskopie. Bis dahin wurde jährlich eine Rektoskopie durchgeführt, da ich 1984 eine Darmfistel-Operation hatte. Alle Untersuchungen waren immer ohne Befund.
krankung meines Erachtens sehr
intensiv beschäftigt und sich
darüber informiert, so dass ich
mich in sehr guten Händen fühlte.
Auf ihr Anraten wurden regelmäßige Kontrollen durchgeführt und auf
eine medikamentöse Behandlung
verzichtet, solange die Absiedlungen in Anzahl und Größe stagnierten.
Nur eine kleine Geschwulst im
Rektum...
Bei der Koloskopie wurde eine kleine Geschwulst (Durchmesser ca.
0,5 cm) festgestellt. Sie lag im Rektum, aber an einer Stelle, wo man
sie bei der Rektoskopie schwer sehen und nicht mehr ertasten konnte. Ich war fassungslos und suchte
einen Proktologen auf, der eine Gewebeprobe entnahm und sie ans
Labor zur Untersuchung schickte.
Am selben Tag noch erhielt ich den
Befund: Karzinoid. Mit dieser Diagnose mussten ich und meine Familie sich nun auseinandersetzen.
...aber bereits Metastasen in
der Leber
Im Dezember 200 wurden im Krankenhaus München-Bogenhausen
die notwendigen Untersuchungen
wie Computertomographie, Sonographie,
Octreotid-Szintigraphie
usw. durchgeführt. Leider wurde
dabei – wovon zuvor aufgrund der
kleinen Tumorgröße keiner der Ärzte ausging – eine Metastasierung in
der Leber festgestellt (3 große und
viele kleine Metastasen).
Ich wurde am Rektum operiert und
der Primärtumor konnte zum Glück
abgetragen werden. Die Ärzte haben sich mit dieser seltenen Er-
Durch den Kontakt zur
Selbsthilfegruppe wuchs mein
Optimismus
Im Internet wurde ich auf das Netzwerk Neuroendokrine Tumoren aufmerksam. Anfang 2001 fuhr ich
zum ersten Mal nach Erlangen zu
einem Treffen der Selbsthilfegruppe. Die Gespräche mit Frau Dr. Pavel sowie die Kontakte zu anderen
Betroffenen haben mich in meinem
Optimismus gestärkt.
Vierteljährliche Untersuchungen in
München zeigten die Stabilität der
Metatstasen. Ich hatte keinerlei
Flushs und Durchfälle oder sonstige Beschwerden und fühlte mich
sehr fit. Man kontrollierte weiterhin
regelmäßig.
Rückgang der Tumorgröße
durch 90Yttrium-DOTATOC
Nach etwa einem Jahr fingen die
Absiedelungen ordentlich zu wachsen an, die größte Referenz-Metastase erreichte einen Durchmesser
von ca. 7 cm. Daraufhin wurde ich
mit Sandostatin und Interferon behandelt. Da mein Allgemeinbefinden zu dieser Zeit etwas beeinträchtigt war und die Therapie keine positive Wirkung auf das
Tumorwachstum hatte, wurde mir
von den Ärzten in München und Erlangen die 90Yttrium-DOTATOC-Behandlung empfohlen. Frau Dr. Pavel
meldete mich dazu im Kantonsspital Basel an.
Im Oktober 2002 fand dort dann
die erste Behandlung statt. Die
Therapie vertrug ich relativ gut.
Leider lehnte die Krankenkasse die
Kostenübernahme für diese Behandlung ab. Die erste Kontrolluntersuchung (MRT und Sonographie) im Februar 2003 ergab eine
Verkleinerung der Referenz-Metastase, im Juni nochmals und im
Oktober war der Durchmesser der
Metastase auf 5,3 cm zurückgegangen.
Über das Ergebnis der Behandlung
waren nicht nur ich und meine Familie glücklich und zufrieden; es
freuten sich auch alle mich behandelnden Ärzte, bei denen ich mich
nochmals
herzlich
bedanken
möchte.
Nachdem ich weiterhin keinerlei
Flushs und Durchfälle habe, nehme
ich bis dato weder Sandostatin
noch Interferon. Mein Hausarzt
führt die regelmäßigen Blutkontrollen durch; die Werte haben sich
zwischenzeitlich ziemlich normalisiert.
Mir geht es gut und ich bin voller
Energie und Zuversicht. Ich hoffe,
dass mein Befinden noch sehr lange anhält.
J. S.*
* Name und Anschrift sind der
Redaktion bekannt. Ihre Zuschriften
leiten wir gerne weiter.
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Erfahrungsberichte
Ich kam zur Diagnose MEN 1
wie die Jungfrau zum Kind
Eigentlich war ich immer von robuster Natur und wenig krank bis
zu meinem 31. Lebensjahr.
Anfang der 90er Jahre wurde zufällig ein Schilddrüsenknoten entdeckt, der nach wiederholter Beobachtung und Punktion 1993 operiert wurde, weil die Feinnadelpunktion das Ergebnis einer follikulären Neoplasie erbrachte. Da sich
Schilddrüsenkrebs nach Angaben
der Ärzte mit Sicherheit nur durch
eine histologische Beurteilung ausschließen lässt, erfolgte eine Hemityhreoidektomie. Mit dem Ergebnis eines follikulären Adenoms, also
ein völlig harmloser Befund.
Viele unspezifische
Beschwerden reihten sich
aneinander
Seit 1992 stellten sich ganz diskret
unspezifische Beschwerden ein:
Tendenz zu leicht erhöhtem Blutdruck, Neigung zu Tachykardie,
Abgeschlagenheit und Erschöpfung, Vergesslichkeit (Namen, Telefonnummern). Man findet sehr
leicht Erklärungen für diese harmlos
erscheinenden allgemeinen Symptome wie Stress, Nervosität usw.
1994 hatte ich plötzlich starke Nierenkoliken. Es wurde ein winziger
Nierenstein entdeckt, der sich im
Harnleiter befand und der mit einer
Schlinge entfernt wurde. Die Kalziumausscheidung im Urin war zu
dieser Zeit vollkommen unauffällig.
Da es sich um einen sehr heißen
Sommer handelte, fand man sehr
schnell eine mögliche Erklärung für
diese Episode: Vermutlich hatte ich
zu wenig getrunken.
1997/98 nahmen die Beschwerden
im Nierenbereich wieder etwas zu
und ich konsultierte einen Urologen, der einen Nierenkelchstein
feststellte. Dieser war wesentlich
größer als bei der ersten Episode.
Ein Versuch, diesen Stein mit Hilfe
einer ESWL-Behandlung zu entfernen, blieb erfolglos.
Neben den o.g. unspezifischen Beschwerden hatte ich abends oft
leicht erhöhte Temperatur, leichte
Gelenkbeschwerden und manchmal ein leichtes Grippegefühl im
Kopf.
Erhöhte Werte für Parathormon
und Kalzium lenkten die
Aufmerksamkeit auf die
Nebenschilddrüse
Mir kam das Ganze irgendwie komisch vor und ich befürchtete eine
Systemerkrankung. Deshalb ließ
ich mich einige Tag stationär durchchecken bezüglich Sarkoidose.
Diese Erkrankung konnte zum
Glück ausgeschlossen werden. Alle
Laborwerte einschließlich der
Schilddrüsenparameter waren unauffällig mit Ausnahme der Alkalischen Phosphatase, die minimal
verändert war.
Also Gott sei Dank alles in Ordnung. Da ich jedoch keine Ruhe
gab, kam mein Urologe auf die
Idee, Parathormon und Kalzium zu
bestimmen. Und siehe da, 2 Monate nach dem stationären Aufenthalt
waren beide Werte bei wiederholten Messungen eindeutig erhöht.
Mit Hilfe bildgebender Verfahren
konnte jedoch keine Vergrößerung
der Nebenschilddrüsen festgestellt
werden. Aufgrund der eindeutigen
Laborwertkonstellation wurde jedoch eine möglichst baldige Nebenschilddrüsenoperation empfohlen.
Ich wendete mich an eine in der
Nebenschilddrüsenchirurgie erfahrene Klinik in München. Eine Woche später hatte ich einen Termin
für die stationäre Aufnahme und die
Parathyreoidektomie. Nach allen
Kriterien (makroskopische Beurteilung, Schnellschnitt und intraoperativer Parathormontest) war nur eine
Nebenschilddrüse vergrößert, die
entfernt wurde.
Ich war heilfroh und erleichtert,
dass eine konkrete Ursache für all
die Beschwerden und Symptome
gefunden war und diese endlich
beseitigt werden konnten und habe
mir keine großen Gedanken mehr
gemacht.
Aus Interesse besorgte ich mir
Fachliteratur zum Thema
Hyperparathyreoidismus
Da ich medizinisch schon immer
sehr interessiert war und selbst in
diesem Bereich arbeite, also das
„Medizinsystem" ganz gut kenne,
wollte ich zum „Abschluss dieser
Episode" (primärer Hyperparathyreoidismus) Fachliteratur lesen. Ich
besorgte mir Artikel aus führenden
englischsprachigen Fachzeitschriften und begann „rund um den Hyperparathyreoidismus" zu lesen
und begriff, worum es dabei geht.
Dabei wurde am Rande auch
immer wieder auf Sondervarianten
bei MEN 1 und 2 hingewiesen und
diese Ekrankung, von der ich noch
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Erfahrungsberichte
nie gehört hatte, kurz skizziert. Ich
dachte mir dabei immer: „Was es
alles gibt, unglaublich!" Ich wäre
damals nie auf die Idee gekommen,
dass ich selbst diese Erkrankung
haben könnte. Für mich war die
„Sache" ein für alle Mal erledigt,
zumal es mir körperlich wieder
recht gut ging.
Waren meine Beschwerden rein
psychosomatisch bedingt?
2001 bekam ich plötzlich Muskelzuckungen (Faszikulationen) am
ganzen Körper und Schmerzen in
der Muskulatur. Ich bin sehr erschrocken und war irritiert, als diese Beschwerden auch nach einigen
Wochen nicht aufhörten. Beim Arzt
wurden Elektrolyte einschließlich
Kalzium und Parathormon gemessen – alles unauffällig, also konnte
es davon auch nicht kommen. Außer einer leichten Schilddrüsenunterfunktion (operationsbedingt kleiner Rest vorhanden) wurde nichts
gefunden.
Ich konsultierte einen Neurologen,
um Erkrankungen des motorischen
Systems, die Jahre, bevor sie richtig ausbrechen, so beginnen können, auszuschließen. Er konnte
nichts Auffälliges feststellen. Weil
man keine Ursache fand, war eine
mögliche Erklärung ärztlicherseits
sehr schnell gefunden. Wahrscheinlich handele es sich um eine
somatoforme Störung, also im weitesten Sinne „psychosomatisch"
bedingte Beschwerden.
Da ich mir auch keine andere Erklärung wusste, vermutete ich, dass
es wahrscheinlich so sein werde.
Tief im Inneren war ich mir jedoch
immer ganz sicher, dass es eine
somatische Ursache gibt.
Die Beschwerden blieben bestehen
und ich beschloss, eine psychosomatische Klinik aufzusuchen, um
eventuell Besserung zu erfahren.
Dort stellte man eine immer noch
bestehende Hypothyreose fest und
gab mir stärkere Schilddrüsentabletten. Nach Wochen und Monaten
besserte sich diese Symptomatik
dann endlich ganz langsam. Sechs
Wochen nahm ich dort an verschiedenen Therapien teil. Damals
wusste ich noch nicht, was ich
heute weiß über subklinische Hypothyreose, Endokrinologie, rezidivierenden Hyperparathyreoidismus
usw.
In dieser Zeit hatte ich manchmal
weichen Stuhl, rasches Hungergefühl und Brustspannen. Hat doch
jeder mal? Ich dachte mir nichts
dabei.
Die Frage nach „Kalziumproblemen" in meiner Familie
führte mich auf die richtige
Spur
Die Beschwerden mit der Muskulatur besserten sich zusehends. Bezüglich der Schilddrüse konsultierte
ich einige Monate später einen Endokrinologen, eigentlich mehr aus
Interesse, weniger weil ich mir Sorgen um meine Gesundheit machte.
Als ich meine Beschwerden schilderte, vermutete er, dass wieder etwas mit dem Parathormon nicht
stimmen könnte, und fragte mich,
ob in meiner Familie Probleme mit
den Kalziumwerten bekannt seien.
Ich verneinte dies, mir war diesbezüglich nichts bekannt. Die Sache
mit der Nebenschilddrüse war zu
diesem Zeitpunkt für mich vollkommen abgehakt und erledigt.
Das Ergebnis der Untersuchung
war nicht dramatisch, aber doch
nicht ganz in Ordnung: Das PTH
war leicht erhöht bei normalem Kalzium, der Prolaktinspiegel war
leicht erhöht, ansonsten lagen alle
Werte im Normbereich. Der Endokrinologe empfahl Vitamin D und
vermutete einen sekundären Hyperparathyreodismus; eine Kontrolle sollte in 6 Monaten erfolgen. Ich
dachte mir immer noch nichts, der
Fall war ja klar. Außerdem war ich
bei einem namhaften Spezialisten
in Behandlung.
Ich erinnerte mich jedoch an die Artikel, die ich gelesen hatte, und die
Problematik bei wiederkehrendem
Hyperparathyreoidismus, die jedoch nach erfolgter Operation sehr
selten auftritt. Als ich die Artikel
noch einmal durcharbeitete (nach 4
Jahren) und dabei auch wieder
über MEN „stolperte", fiel mir ein,
dass es in der Familie meines Vaters einige Auffälligkeiten gab, die
vielleicht in diese Richtung weisen
könnten.
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Erfahrungsberichte
Die Schwester meines Vaters verstarb 1984 im Alter von 48 Jahren
an den Folgen einer unklaren
Bauchspeicheldrüsenerkrankung
(Lebermetastasen). Da keine Autopsie erfolgte, blieben genauere
Umstände der Erkrankung unklar.
Mein Vater (13 Zwölffingerdarmgeschwüre, kleiner Nierenstein, Lipomentfernung) ist bis heute mit 73
Jahren relativ gesund. Sein Bruder,
der sich wegen schweren Depressionen 1971 im Alter von 41 Jahren
das Leben nahm, hatte im jungen
Erwachsenenalter Nierensteine. Ein
andere Bruder, heute 71 Jahre alt
und relativ gesund, hatte als Kind
Wachstumshormonmangel.
Der Vater meines Vaters ist mit 49
Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalles gestorben, er hatte
ab dem 30. Lebensjahr schwere
Depressionen. Der Sohn meines
Bruders, heute 24 Jahre alt, hat seit
etwa 4 Jahren Magenprobleme.
Vielleicht ist das alles nur Zufall und
es gibt keinen systematischen Zusammenhang...
Erst primärer, dann sekundärer
Hyperparathyreoidismus?
Mit „kriminalistischer Akribie" bin
ich vorgegangen und habe versucht, diesen Zusammenhängen
genau auf den Grund zu gehen –
ich nahm das alles aber immer
noch nicht so ernst. Was mich
allerdings sehr hellhörig gemacht
und einfach interessiert hat, war die
Sache mit der Nebenschilddrüse.
Primärer HPT und jetzt sekundärer
HPT – das fand ich irgendwie seltsam. Ich versuchte, mehr herauszufinden, und erstellte eine Kurve
meiner Parathormonwerte vom
Zeitpunkt der Operation im Jahr
1998 bis 2002 (zufällig hatte ich
noch Kopien der Laborwerte, die
seit der Operation in jährlichen Abständen gemessen wurden und bis
2002 unauffällig gewesen waren).
Und siehe da, ich war nicht
schlecht erstaunt, als ich sah, dass
die Kurve eine klare Tendenz zu einem kontinuierlichen langsamen
Anstieg zeigte, bis 2002 der Norm-
wert überschritten wurde. Keiner
hatte auf einen Zusammenhang der
einzelnen Werte geachtet, jeder
hatte nur den Einzelwert gesehen,
der über lange Zeit im Normbereich
lag.
Der Gentest war negativ
Mir war klar, dass das alleine auch
nicht beweisend für MEN ist. Im
September 2003 wurde mir das
ganze Rätselraten zu bunt.
Inzwischen hatte ich auch im Internet unter anderem über MEN einiges gelesen. Ich bin es gewöhnt,
mich selbst zu informieren, mit
Spezialisten zu diskutieren und
nicht zu warten, bis irgend ein Arzt
etwas unternimmt. Deshalb wandte
ich mich an einen MEN-Spezialisten in München, um mehr Klarheit
zu bekommen.
Er nahm mich und meine „Krankengeschichte" ernst und meinte,
wenn ich wollte, könnte ich einen
Gentest machen, der relativ aussa-
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Erfahrungsberichte
gekräftig sei. Das Ergebnis kam
überraschend schnell: Der Gentest
war negativ, aber leider ist auch
dies keine wirkliche Entwarnung.
Der Arzt riet mir bzw. der Familie, in
guter medizinischer Beobachtung
zu bleiben, denn 10–20 % der Mutationen sind bisher nicht bekannt
und können folglich noch nicht gefunden werden, obwohl der Defekt
da ist.
Einerseits war ich im ersten Moment erleichtert darüber, dass
nichts Definitives herausgekommen
war, andererseits konnte ich mir
nicht vorstellen, dass meine bisherige Krankengeschichte und die Familienanamnese nur Zufall und ein
Ausdruck harmloser Befindlichkeitsstörungen sind.
Und dann doch:
Verdacht auf MEN 1
Schleichende schon seit einigen
Jahren bestehende und sich seit
etwa einem Jahr etwas verstärkende Beschwerden sind weicher
Stuhl, manchmal etwas durchfällig
und fettig wirkend, oft leichte
Bauchschmerzen, oft starkes Hungergefühl, zeitweise starke Geräusche im Bauch.
Brustspannen habe ich relativ selten. Ein MRT im Jahr 2003 ergab
einen unauffälligen Hypophysenbefund, eine Endosonografie der
Bauchspeicheldrüse Anfang 2004
in Marburg war unauffällig, an einer
Nebenniere zeigt sich eine winzige
mikronoduläre Hyperplasie.
Das Parathormon ist unter VitaminD- und Kalziumgabe (Calcimagon)
unauffällig, lässt sich bisher also
supprimieren. Alle anderen relevanten Blutwerte sind unauffällig.
In Marburg äußerte man schließlich
einen Verdacht auf MEN 1 (bei sol-
chen Erkrankungen, die sich erst
nach und nach in ihrem Verlauf entwickeln, sind Verdachtsdiagnosen
leider meist richtig) und empfahl mir
halbjährliche bis jährliche Kontrollen.
Vor einigen Monaten ist mir mit
Schrecken aufgefallen, dass ich
seit vergangenem Jahr manchmal
ganz schwach ausgeprägte Beschwerden habe, die in Richtung
Karzinoid-Syndrom gehen könnten:
manchmal leichte Rötung an Hals
und Brust, Hitzewallungen, ganz
leichten Flush, Herzstolpern dabei,
leichter Hustenreiz.
Im kommenden Herbst werde ich
versuchen, mithilfe von bildgebenden Verfahren und Tests weiterzukommen. Denn ich kann mir nicht
vorstellen, dass ich mir das alles
nur einbilde, nur weil ich so viel von
allem gelesen habe.
Trotz – oder gerade wegen –
meiner Ängste möchte ich der
Sache auf den Grund gehen
Man wird von unerfahrenen Ärzten
und Laien ja sehr schnell in die
„Psychoecke" geschoben. Ich höre
von sehr vielen endokrinologischen
Patienten mit unterschiedlichen
Krankheitsbildern, dass sie sehr
schnell den Stempel „Psychosomatik" aufgedrückt bekommen, weil
viele Symptome oft lange unspezifisch sind und Blutwerte, sofern untersucht, oft lange im Normbereich
sind.
Und dann ist da ja noch die Familie.
In meinem Fall in erster Linie die Eltern und mein Bruder. Sie wollen
sich nicht damit auseinandersetzen, dass es in unserer Familie
wahrscheinlich MEN 1 gibt, bagatellisieren und tabuisieren. Ich finde
das nicht richtig, auch wenn es
Angst macht, sich damit näher zu
beschäftigen. Aber alles unter einen dicken Teppich zu kehren nach
dem Motto „es wird schon nichts
Schlimmes sein", ist für mich keine
Lösung.
Außerdem gibt es ja auch noch Betroffene und das Bedürfnis zu intensivem Erfahrungsaustausch. Da
die Erkrankung relativ selten ist,
sind der Möglichkeit, ähnlich oder
gleich Betroffene zu treffen, natürliche Grenzen gesetzt. Wenn die
Zahlen zur Prävalenz ungefähr
stimmen (MEN 1 bei 1–10 von
100.000), müsste es in Deutschland etwa (grob geschätzt) 2000
Betroffene und Carrier (Genträger)
geben. Kürzlich erfuhr ich, dass gerade 1–3 % der Mitglieder im Netzwerk MEN 1 haben, das ist sehr
wenig.
Ich überlege, wie man weitere Betroffene ansprechen könnte, und
habe auch grundsätzlich Interesse,
mich in der MEN-Gruppe zu engagieren. Dabei geht es mir nicht nur
um rein medizinische Informationen
rund um das Krankheitsgeschehen,
sondern auch um weiterführende
Implikationen, die diese Ekrankungen mit sich bringen, wie z.B. wie
geht man innerhalb der Familie mit
dieser Erbkrankheit um, wie reagieren Außenstehende, wie verhält
man sich am Arbeitsplatz, wie bewältigt man die „Krebsangst" und
wie meistert man sein Leben mit
der Erkrankung?
Da ich immer offen und interessiert
bin an einem lebendigen Austausch, können sich Betroffene und
Interessierte jederzeit gerne bei mir
melden.
Susanne Werkmeister
Tel. 09131/ 20 65 17
[email protected].
uni-erlangen.de
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*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:03 Uhr
Leserbriefe
Aus Briefen an das Netzwerk
Neuroendokrine Tumoren
Waldstraße 34
91054 Erlangen
Kostenersatz für 90YttriumDOTATOC-Therapie?
Für eine Mandantin führe ich einen
Sozialgerichtsprozess in Hamburg,
der auf Ersatz der Kosten gerichtet
ist, die meiner Mandantin am
Kantonsspital in Basel durch eine
90
Yttrium-DOTATOC-Therapie entstanden sind. Die Krankenkasse
verweist auf eine abweisende Entscheidung des Sozialgerichts Regensburg vom 31.01.2002.
Sind jemandem aus dem Netzwerk
andere Entscheidungen bekannt.
Gibt es schon Studienergebnisse,
die publiziert worden sind?
E. G.*
Leider haben wir darüber noch keine Informationen. Die veröffentlichte Studienlage ist noch dünn. Die
Kassen entscheiden bisher wohl im
Einzelfall.
J. H.
* Name und Anschrift sind der Redaktion
bekannt. Ihre Zuschriften leiten wir
gerne weiter!
Viele Leserbriefe und die Korrespondenz mit
dem Karzinoid-Netzwerk enthalten Schilderungen sehr persönlicher Probleme und medizinischer Situationen. Zur Wahrung der
Vertraulichkeit wird aus diesen Briefen deshalb grundsätzlich nur anonym zitiert – es
sei denn, der Schreiber oder die Schreiberin
wünscht die Namensnennung. Im Übrigen
gilt in der Glandula-Redaktion wie bei allen
Zeitschriften: Anonym zugesandte Briefe
werden gar nicht veröffentlicht, Kürzungen
und redaktionelle Korrekturen bleiben vorbehalten.
Freude stärkt die Abwehrkräfte!
Hallo, liebe Leser, bei uns zu Hause
ging es heute schon früh los. Um
kurz vor Acht klingelte das Telefon.
Dran war unsere Hautärztin, die ich
seit Wochen aufsuche. Ich habe
am Bein einige kleine Hauterscheinungen, die ich gern weg haben
möchte.
Da ich seit Jahren vom Internisten
gefragt werde, ob ich nicht irgendwo die typischen Hauterscheinungen hätte, die in den Lehrbüchern zu den „Glukagonom-Erkrankungszeichen“ gehören, wollte
ich das ausschließen. Die Dermatologin erklärte mir, dass die kleinen
Hautveränderungen irgend etwas
Simples seien und schnell mit Cortison verschwinden würden. Sie
verschwanden aber nicht. Deshalb
wurde eine kleine Hautprobe entnommen und zur Histologie geschickt. Heute Morgen lag der Befund vor. Die Hautärztin berichtet
am Telefon, dass die Probe kein
Ekzem ist, sondern irgend etwas
anderes. Da dies im Original noch
keiner gesehen hat – und eigentlich
nur im Lehrbuch nachzulesen sei –,
sollte ich mich doch bald in der
Hautklinik vorstellen.
Also geht es wieder los, ich bin ein
interessanter Patient. Es wird bestimmt eine Lösung gefunden, ich
habe ein gutes Gefühl. Aber irgendwie bin ich doch ein Fall für den
Jahrmarkt. Einerseits freue ich
mich, dass sich die Ärzte so viel
Mühe geben. Andererseits kann ich
auf den Rummel gern verzichten
und wäre lieber gesund in der Firma. Aber man kann es sich ja nicht
aussuchen und muss das Beste
daraus machen.
Zum zweiten positiven Ergebnis
möchte ich auch etwas berichten:
Seit einiger Zeit bekomme ich Sandostatin-Spritzen. Dadurch sank
mein Glukagonwert von 2500 auf
gut die Hälfte ab. Das ist zwar
immer noch das 10-fache des Normalwertes, aber es klappt mit dem
Zucker erheblich besser. Eine
glückliche Fügung ermöglichte im
November 03 eine Behandlung mit
Yttrium-90-Dotatoc in Bad Berka.
Es hat mächtig gewirkt. Zwar fühlte
ich mich eine Weile danach recht
mitgenommen und ramponiert. Es
wurde aber täglich besser und ich
bekam meine alte Form zurück.
Der Hit war, dass mich mein Internist eines Morgens anrief und fröhlich berichtete: „Herzlichen Glück51
*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:03 Uhr
Leserbriefe
wunsch, die Behandlung hat gut
angeschlagen, der Glukagonwert
ist jetzt mit 320 fast auf Normal gesunken.“ Solch eine Nachricht freut
mich und die Familie. Den Krebs
und die Zuckerkrankheit sehe ich
schon fast besiegt.
Süße alte Träume kehren zurück:
Schokolade, süßer Kuchen mit Zuckerguss, Marzipan, gefüllte Ostereier und riesengroße Eisbecher
warten auf mich. Das ist leider noch
ein Stück entfernt, aber ich habe
das Gefühl, es zu schaffen. Die
Bauchspeicheldrüse ist ja noch da,
die kommt schon wieder in Fahrt.
Ich gebe mir alle Mühe.
So kann eine kleine Info große
Freude machen. Gerade knallt die
warme Märzsonne auf meinen
Schreibtisch. Diese Freude möchte
ich mit allen teilen, darum erzähle
ich es hier. So etwas stärkt die Abwehrkräfte, egal wie groß die Metastasen sind!
Eine schöne Zeit
wünscht Ihnen R. B.*
Gesundheitsreform:
Wer gilt als Chroniker?
Die Gesundheitsreform soll die Versorgung der Bevölkerung für die
nächsten Jahrzehnte sichern. Aber ihre Umsetzung findet nicht nur Zustimmung, bei vielen Patienten herrscht zudem Verunsicherung. Eine
ganz wichtige Frage, mit der sich viele unserer Leser an uns gewandt
haben, ist die Regelung für chronisch Kranke. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat die diese Regelungen überarbeitet. Hier die aktuelle
Definition:
Als chronisch krank gelten Sie, wenn Sie mindestens einen Arztbesuch
pro Quartal wegen derselben Krankheit wenigstens ein Jahr lang nachweisen können. Zusätzlich müssen Sie eines der folgenden Kriterien erfüllen:
Bei Ihnen liegt eine Pflegebedürftigkeit der Pflegestufe 2 oder 3 vor.
oder
Bei Ihnen besteht ein Grad der Behinderung bzw. eine Minderung
derErwerbsfähigkeit von mindestens 60 Prozent.
oder
Sie benötigen eine kontinuierliche medizinische Versorgung, ohne
die nach ärztlicher Einschätzung eine lebensbedrohliche Verschlimmerung der Erkrankung, eine Verminderung der Lebenserwartung
oder eine dauerhafte Beeinträchtigung der Lebensqualität durch die
von der Krankheit verursachte Gesundheitsstörung zu erwarten ist.
Medizinische Versorgung meint hier die ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung, Arzneimitteltherapie oder die Versorgung mit
Heil- und Hilfsmitteln. Ihr Arzt muss Ihnen darüber eine Bescheinigung ausstellen.
Wenn Sie diese Kriterien erfüllen, kann Ihre Krankenkasse eine Herabsetzung der Belastungsgrenze (jährliche Zuzahlung) von 2 auf 1 Prozent
der jährlichen Bruttoeinnahmen vornehmen.
Übrigens: Diese Regelung können Sie im Internet nachlesen unter
www.die-gesundheitsreform.de, der „offiziellen“ Web-Seite des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung. Hier finden Sie
außerdem eine Menge aktueller Informationen und können sich von der
virtuellen Assitentin Clara Ihre Fragen beantworten lassen.
B. S.
* Name und Anschrift sind der Redaktion
bekannt. Ihre Zuschriften leiten wir
gerne weiter!
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*Glandula Net 6
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09.08.2004, 22:03 Uhr
Wissenschaftlicher Beirat des Netzwerks
Neuroendokrine Tumoren:
Unser wissenschaftlicher Beirat besteht aus zahlreichen hervorragenden Experten:
Prof. Arnold, Marburg (Internist/Gastroenterologe)
Prof. Becker, Göttingen (Nuklearmediziner)
Dr. Breidert, Dresden (Internist)
Prof. Goretzki, Neuss (Chirurg)
Prof. Hensen, Hannover (Internist/Endokrinologe)
Prof. Mann, Essen (Internist/Endokrinologe)
Frau Dr. Pavel, Erlangen (Internistin)
Prof. Ramadori, Göttingen (Internist/Gastroenterologe)
Prof. Rothmund, Marburg (Chirurg)
PD Dr. Schaaf, München (Internist/Endokrinologe)
Prof. Schmolle, Halle (Chirurg)
Prof. Wiedenmann, Berlin (Internist/Gastroenterologe)
Das Titelbild stammt von der
Erlanger Aquarellmalerin Monika
Schlenk, die mit ihren Kunstwerken
einen Beitrag leisten möchte zur
heilenden Wirkung einer
harmonischen Umwelt.
Liebe Leserinnen und Leser,
damit wir Ihren Brief oder Beitrag in der nächsten Glandula NeT
abdrucken können, beachten Sie bitte:
Redaktionsschluss für Ausgabe 7/2005 ist der
31. Dezember 2004
31.
Dezember
Impressum:
GLANDULA NeT ist die Mitgliederzeitschrift der bundesweiten Selbsthilfe-Organisation „Netzwerk Neuroendokrine Tumoren“, Sitz Erlangen.
Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich. Internet-Adresse: http://www.karzinoid.info oder http://www.neuroendokrine-tumoren.de
Herausgeber: Prof. Dr. med. Johannes Hensen, Medizinische Klinik, Klinikum Hannover Nordstadt, Hannover,
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Brigitte Söllner, Erlangen
Fotos: privat
Titelbild: Monika Schlenk, Erlangen
Layout und Gestaltung: Klaus Dursch, Fürth
Druck: Druckerei Raum, Oberasbach
Redaktionsanschrift: Redaktion GLANDULA NeT, Netzwerk Neuroendokrine Tumoren, Waldstraße 34, 91054 Erlangen,
Tel. 09131/815046, Fax 09131/815047, E-Mail: [email protected]
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Wichtiger Hinweis: Medizin und Wissenschaft unterliegen ständigen Entwicklungen. Autoren, Herausgeber und Redaktion verwenden größtmögliche Sorgfalt, daß vor allem die Angaben zu Behandlung und medikamentöser Therapie dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine
Gewähr für die Richtigkeit der Angaben ist jedoch ausdrücklich ausgeschlossen. Jeder Benutzer muss im Zuge seiner Sorgfaltspflicht die
Angaben anhand der Beipackzettel verwendeter Präparate und ggf. auch durch Hinzuziehung eines Spezialisten überprüfen und ggf. korrigieren.
Jede Medikamentenangabe und/oder Dosierung erfolgt ausschließlich auf Gefahr des Anwenders.
Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des wissenschaftlichen Beirats des Netzwerks oder der Redaktion
wieder.
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