Vorsicht, Rutschgefahr!

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Wissenschaft
Samstag, 23. Jänner 2010
Vorsicht, Rutschgefahr!
Wissenschaft
kompakt
Erdbeben sind plötzliche Ausgleichsbewegungen „spröder
Stellen“ der Erdkruste. Diese
Stellen ähneln zwei riesigen
Steinflächen, die sich ständig,
kaum merklich, gegeneinander verschieben und verformen, bis sich die Spannung
ruckartig entlädt. Mit fatalen
Folgen, wie zuletzt auf Haiti.
DNA mit
Nano-Draht
Züricher Forscher
haben ein DNA-Molekül mit einem winzigen Draht im Inneren
hergestellt. Sie verwenden das DNA-Gerüst, in das Silber-Ionen eingefügt wurden,
als Grundlage für einen Nano-Draht, der
elektrische Ladungen
in Schaltkreise leitet.
Laut Fachblatt „Nature
Chemistry“ können
solche Strukturen als
Nano-Sensoren dienen, um etwa Schwermetalle im Trinkwasser
nachzuweisen.
Foto: Wodicka
S
eit dieser Woche bringt die
Ausstellung „Wenn die Erde
bebt“ im Naturhistorischen
Museum (NHM) Wien dem Publikum das Phänomen „Erdbeben“
näher. Sie ist ein Beitrag Österreichs zum „Internationalen Jahr
des Planeten Erde“ und ermöglicht Einblicke in die geologischen
Mechanismen unseres Planeten.
Dazu führen sechs, teils multimediale Stationen durch Themen
wie Zerstörung und Bedrohung,
Ursachen und Folgen, Erforschen
und Beobachten bis hin zu „Leben mit Beben“ und erdbebensicheres Bauen. Gestaltet hat die
Wanderausstellung, die bis Ende
Februar im NHM läuft und anschließend in Salzburg und Innsbruck zu sehen ist, ein Team um
Ewald Brückl (67), Geophysik-Professor an der TU Wien.
Die Katastrophe von Haiti verleiht der Ausstellung unerwartete
Aktualität. Was war die Ursache?
„Das Absinken der atlantischen
Platte unter die Kleinen Antillen
ist die treibende Kraft, welche die
angrenzende karibische Platte
entlang einer in Ost-West-Richtung über Haiti, Jamaica bis Guatemala verlaufenden Störungszone nach Osten zieht“, sagt Brückl.
Dieser Vorgang läuft über Jahrmillionen gleichmäßig. Über kürzere Zeitspannen bauen sich jedoch an der Bruchlinie zwischen
den Platten lokale Spannungen
auf, die sich immer wieder in sporadischen Erdstößen entladen –
auf Haiti zuletzt im Jahr 1984 mit
einem Beben der Stärke 6,9.
Die Bewegung der karibischen
Platte sowie aller anderen tektonischen Platten (z. B. Eurasien und
Afrika) wird von einer besonderen Eigenschaft des unter den
Platten befindlichen Erdmantels
ermöglicht. Während sich das Gestein des Erdmantels bei kurzzeitiger Belastung so fest wie Stahl
verhält, gibt es lang anhaltenden,
geologischen Kräften nach und
reagiert zähflüssig. „Dieses Verhalten erinnert an die Bewegung
eines Gletschers“, erklärt der
Genau vermessen
Großer Stress,
kleine Eier
Experte Ewald Brückl (kl. Bild): „Das Haiti-Beben hatte die Stärke 7,0 auf der Richter-Skala.“(Reuters, privat)
Geophysiker. Wie das Eis des Gletschers, ist auch das Plattenmaterial einerseits fest und hart, kann
aber trotzdem in Fluss geraten.
„Entscheidend ist, dass ozeanische Platten zwar aus demselben
Material bestehen wie der Erdmantel, aber mit steigendem Alter immer dicker – bis 200 Kilometer –, kälter und dadurch
schwerer werden“, sagt Brückl.
Wird eine ozeanische Platte
schließlich zu schwer, sinkt sie in
den Mantel und weiter bis zum
flüssigen Erdkern.
Das Absinken der kalten ozeanischen Platte macht Ausgleichsbewegungen notwendig. Eine der-
artige Bewegung erfolgt bei der
karibischen Platte entlang der
über Haiti verlaufenden Störungszone. Dies bedingt eine erhöhte
Erdbebengefährdung in einem relativ schmalen Streifen.
Gedämpfte Bebenwellen
Wie man sich bei einem Beben
richtig verhält? „Befindet man sich
im Inneren eines Gebäudes, sollte
man sich unter einen stabilen
Tisch oder einen festen Türstock
flüchten“, rät Ewald Brückl. Die
größte Gefahr geht von umstürzenden Kästen und herabfallenden Deckenteilen aus. In erdbebengefährdeten Gebieten achtet man darauf,
dass die Resonanzschwingungen
in den Gebäuden durch entsprechende Maßnahmen gering gehalten werden. Dazu kann eine Dämpfung an der Schnittstelle zum Fundament beitragen.
Es hilft aber auch, wenn man
die Konstruktionen im Bauwerk
selbst verstärkt, etwa durch diagonal verlaufende Träger. Besonders widerstandsfähig sind Holzfachwerkbauten und Bauwerke
aus einem Verbund von Stahl und
Beton. Die Schwingungen der Bebenwellen können durch servogesteuerte mechanische oder hydraulische
Dämpfungseinrichtungen unterdrückt werden.
Mercalli, Richter und Sieberg: Zur Messung der Stärke von Erdbeben gibt es verschiedene Skalierungen
Von „unmerklich“ bis „landschaftsverändernd“
Die gebräuchlichsten
Skalen zur Messung
von Erdbeben sind jene
nach Giuseppe Mercalli
und Charles F. Richter.
D
ie nach dem USSeismologen
Charles
Richter
(1900–1985)
benannte
Skala ist eine nach oben
offene
logarithmische
Magnitudenskala zur objektiven Feststellung der
freigesetzten Energie mittels Seismographen. Die
Richter-Skala beginnt bei
0,0. Ab Magnitude (M) 2,5
sind die Beben fühlbar.
Aufgrund des logarithmischen Stärkemaßes ist ein
Erdstoß von M 7 nach
Richter zehnmal stärker
als einer von M 6, dem
eine freigesetzte Energie
von 6 x 10 hoch 13 Joule
entspricht. Bisher wurden
als höchste Magnituden
8,6 registriert.
Die zwölfstufige Mercalli-Skala
(italienischer
Erdbebenforscher,
1850–1914) misst die seismische Intensität, mit der
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die Stärke eines Bebens
nach seinen Wirkungen an
der Erdoberfläche eingestuft wird.
In Österreich gebräuch-
lich íst die Mercalli-Sieberg-Skala (August Heinrich Sieberg, deutscher
Geophysiker, 1875–1945).
Sie reicht vom Grad 1 (nur
von Instrumenten registriert) über Grad 4 (allgemein bemerkbar) über
Grad 8 (Zerstörungen an
Gebäuden) bis zu Grad 12
(landschaftsverändernd).
In Österreich verläuft
die wichtigste Bebenzone
über das Mur-Mürztal,
weitere Bruchlinien sind
für das Lavanttal bis Villach und Friaul und für
das obere Inntal nachgewiesen.
Das stärkste historisch
registrierte Beben ereignete sich im September 1590
bei Neulengbach, es hatte
die Stärke 9 auf der Mercalli-Sieberg-Skala.
Gestresste Hühner
legen leichtere Eier,
das Körpergewicht ihrer Küken ist geringer,
ergab eine Studie der
Veterinärmedizinischen Uni Wien.
Den Hennen wurde
ein Corticosteron-Pellet implantiert, ein
Stresshormon. Eine
Kontrollgruppe erhielt
ein Placebo. Die mit
den Pellets versehenen Hennen hatten einen höheren Spiegel
des Hormons im Blut,
das Gewicht ihrer Eier
war mehrere Gramm
niedriger. Grund: Bei
stressbedingten Umwelteinflüssen brauchen die Küken weniger Nahrung.
Lebensnerv
von Tumoren
Forscher des Paul
Scherrer Instituts in
Villigen (Schweiz) haben die Struktur eines
Moleküls entschlüsselt, das Krebszellen
mit Nährstoffen versorgt. Durch Verbindung zwischen Botenstoff und Bindungsstelle wird das Wachstum von Lymphgefäßen angeregt, heißt es
im Journal „PNAS“.
Die Botenstoffe veranlassen umliegende Gefäße, in den Tumor
hineinzuwachsen.
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