Erkrankungen des Blutes und des Blutgefäßsystems Da Blut eine lebendige Flüssigkeit ist, kann es auch erkranken. Leukämie Die Leukämie, manchmal auch als Blutkrebs bezeichnet, ist eine Erkrankung des blutbildenden Systems. Sie zeichnet sich durch eine stark vermehrte Bildung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und vor allem ihrer funktionsuntüchtigen Vorstufen aus. Diese Zellen breiten sich im Knochenmark aus und verdrängen dort die gesunden Blutbildungszellen. Später treten die Leukozyten auch vermehrt im Blut selbst auf. Sie können in Leber, Milz, Lymphknoten und andere Organe eindringen und deren Funktion beeinträchtigen. Durch die Störung der Blutbildung kommt es zur Verringerung der gesunden Blutkörperchen. So entsteht eine Anämie (Blutarmut). Symptome der Leukämie sind Blässe, Schwäche, Blutungsneigung mit spontanen blauen Flecken und Anfälligkeit für Infektionen. Weiters sind oft die Lymphknoten, Milz und Leber geschwollen, und die Knochen schmerzen. Akute Leukämien sind lebensbedrohliche Erkrankungen, die meist bei Kindern vorkommen und unbehandelt in wenigen Wochen bis Monaten zum Tod führen. Chronische Leukämien verlaufen meist über mehrere Jahre und sind im Anfangsstadium häufig symptomarm. Die Auslöser für Leukämien sind nicht bekannt. Behandelt wird die Leukämie mit einer hochdosierten Chemotherapie und anschließender Knochenmarktransfusion. Dafür wird ein passender Knochenmarkspender benötigt. Eine Nebenwirkung der Chemotherapie ist der Haarausfall. Anämie Eine Anämie oder auch Blutarmut ist ein Symptom, welches durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden kann. Entweder durch einen verringerten Aufbau von Blutkörperchen im Knochenmark oder durch einen vermehrten Abbau kommt es bei gleichbleibendem Blutvolumen zu einer Abnahme der Konzentration (insbesondere roter) Blutkörperchen im Blut. Auch die Menstruation oder Verletzungen können zu einer kurzfristigen Anämie führen, da der Blutverlust zuerst nur über eine Erhöhung der Plasmamenge ausgeglichen wird. Patienten bemerken infolge der mangelhaften Sauerstoffversorgung des ganzen Körpers als erste Symptome häufig Leistungsabfall und schnelle Ermüdbarkeit. Haut und Schleimhäute sind durch Blässe gekennzeichnet. Aufgrund der Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff können Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Übelkeit, Ohnmacht, Schlaflosigkeit, Konzentrationsprobleme und Sehstörungen auftreten. Bei länger anhaltender Anämie können brüchige Finger- und Fußnägel, Haarausfall und Spliss beobachtet werden. Da der Körper versucht, den Sauerstoffbedarf des Körpers trotz der verminderten Sauerstofftransportkapazität des Blutes zu decken, können eine beschleunigte Atmung und ein erhöhter Herzschlag die Folge sein. In Legenden führt auch der Blutverlust eines Vampiropfers zu Anämie. Thrombose, Embolie und Infarkt Diese drei Phänomene entstehen durch Wechselwirkungen zwischen den Gefäßen und dem Blut. Die Thrombose ist eine Erkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einem Gefäß bildet. Thrombosen können grundsätzlich in allen Gefäßen auftreten, meist sind allerdings die tiefen Beinvenen betroffen. Ein Thrombus entsteht durch die Blutgerinnung. Das Risiko für eine Thrombose steigt, wenn die natürliche Gerinnungsfähigkeit des Blutes krankhaft ansteigt. Risikofaktoren sind die Einnahme oraler Kontrazeptiva (Empfängnisverhütungsmittel), Rauchen, Übergewicht, Flüssigkeitsmangel, Krebserkrankungen, Schwangerschaft sowie ungewohnte starke körperliche Anstrengung. Auch bei Ruhigstellung eines Beines durch Schienen, Bettlägerigkeit und Operationen können Thromben entstehen. Dieses Risiko wird durch die Gabe von blutverdünnenden Medikamenten verringert. Durch langes Sitzen, z. B. bei Flugreisen, können Thrombosen entstehen. Ausreichendes Trinken und regelmäßiges Aufstehen verringern das Risiko. Die größte Gefahr, die eine Thrombose mit sich bringt, ist eine Lungenembolie. Eine Embolie ist der Verschluss eines Blutgefäßes durch einen Thrombus. Wenn sich ein Thrombus in der tiefen Beinvene gebildet hat, kann er über das Herz in den Lungenkreislauf gelangen und so zu einer Lungenembolie führen. Der Thrombus verstopft die Gefäße und verhindert die Durchströmung des dahinterliegenden Lungengewebes mit Blut, wodurch die sauerstoffaustauschende Fläche der Lunge verkleinert wird. Eine noch größere Gefahr birgt der sofortige Blutstau vor dem Thrombus, der zu einer mehr oder weniger starken Druckerhöhung im Lungenkreislauf führt. Dadurch kommt es zu einer Überlastung des rechten Herzens, das nun gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten muss. Akutes Herzversagen und Sauerstoffmangel verschiedener Organe können zum Tod führen. In Österreich sterben jährlich etwa 4000 Menschen an einer Lungenembolie. Sie ist damit nach Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste zum Tode führende Herz-Kreislauf-Erkrankung. Als Infarkt bezeichnet man das Absterben von Gewebe (Nekrose) infolge einer Sauerstoffunterversorgung durch unzureichenden Blutzufluss. Am bekanntesten ist der Herzinfarkt, der durch Arteriosklerose der Herzkranzgefäße entsteht. Das nicht versorgte Herzmuskelgewebe stirbt dabei ab. Weiters kann eine Lungenembolie zu einem Lungeninfarkt führen. Meist sind aber die direkten Folgen der Lungenembolie von größerer Bedeutung. Auch der sogenannte Schlaganfall könnte genau genommen als Hirninfarkt bezeichnet werden. Diese Bezeichnung ist allerdings unüblich. Bluterkrankheit Bei der Bluterkrankheit ist das Gerinnungssystem des Blutes gestört, das Fibrinogen kann nicht mehr in das Verschlussprotein Fibrin umgewandelt werden. Das Blut aus Wunden gerinnt nicht oder nur langsam. Häufig kommt es auch zu spontanen Blutungen, die ohne sichtbare Wunden auftreten. Eine durch Unfall hervorgerufene schwere Blutung kann nur durch Gabe von Medikamenten in Grenzen gehalten werden. Entgegen einer weit verbreiteten Vorstellung führen Schnitt-, Riss- und Schürfwunden bei Bluterkranken zunächst nicht zu stärkerem Blutverlust als bei gesunden Menschen, da die Krustenbildung dank der intakten Blutplättchen (Thrombozyten) noch funktioniert. Erst die verzögerte Blutgerinnung führt dazu, dass die Verkrustung immer wieder aufbrechen kann und die Blutung nur sehr langsam oder gar nicht zum Stillstand kommt. Die Bluterkrankheit ist eine Erbkrankheit. Sie entsteht durch einen Gendefekt, der dazu führt, dass Gerinnungsenzyme nicht produziert werden können. Durch eine prophylaktische Injektion dieser Enzyme können Bluterkranke heute ein relativ normales Leben führen. Malaria Die Malaria ist eine Infektionskrankheit, deren Erreger in tropischen Ländern durch Stechmücken übertragen wird. Der einzellige Erreger Plasmodium gehört zu den Protisten und vermehrt sich in der Leber und in den roten Blutkörperchen von Menschen sowie in der Speicheldrüse von Stechmücken. Malaria führt zu Fieberschüben, Anämie und Nervenschäden. Die Krankheit kann medikamentös behandelt werden, sofern finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Wird die Malaria rechtzeitig behandelt, liegt die Sterblichkeit bei etwa einem Prozent. Unbehandelt ist dagegen mit einer Sterberate von über 20 Prozent zu rechnen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich knapp eine Million Menschen an Malaria, etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren. 90 % der Erkrankten leben auf dem afrikanischen Kontinent. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen wird auf 300 – 500 Millionen Fälle geschätzt. Malaria-Erreger werden durch Stechmücken übertragen. Blutspenden Blutpräparate werden vor allem in der Notfallmedizin und der Onkologie (Krebsheilkunde) als lebensnotwendige Medizinprodukte benötigt. Sie können nicht künstlich erzeugt werden. Daher sind die betroffenen Patienten von der freiwilligen Blutspende gesunder Mitmenschen abhängig. Neben der Vollblutspende, bei der alle Komponenten des Blutes gemeinsam gespendet werden, gibt es auch noch andere Möglichkeiten der Blutspende. Für den Fall einer bevorstehenden Operation ist es möglich, ein Eigenblutdepot anzulegen. Bei einer Thrombozyten- oder Erythrozytenspende wird jeweils der Blutanteil entnommen, den schwerstkranke Patientinnen und Patienten meist am nötigsten brauchen. Der Rest des Blutes wird noch während des Spendevorgangs in den Kreislauf des Spenders rückgeführt. Plasmaspenden werden von Pharmafirmen durchgeführt. Sie benötigen das Blutplasma zur Produktion von Arzneimitteln. Die Blutspenden erfolgen auf freiwilliger Basis. Dieses System erhöht die durchschnittliche Qualität des gespendeten Blutes, da eine Bezahlung der Spende vor allem ärmere Menschen zur Blutspende bewegen würde, die jedoch ein höheres Krankheitsrisiko haben. Plasmaspenden erfolgen jedoch gegen ein Entgelt.