Einführung, Kolonisation vs. Infektion, Virulenz Bettina Löffler Institut für Medizinische Mikrobiologie Universitätsklinikum Jena Wintersemester 2016/17 Institut für Medizinische Mikrobiologie Bakteriologie, Mykologie Hygiene Parasitologie Virologie Serologie Forschungsschwerpunkt: Staphylococcus aureus S. aureus ist mit der häufigste Erreger von Krankenhausinfektionen MRGN MRSA ECDC ANNUAL EPIDEMIOLOGICAL REPORT ON COMMUNICABLE DISEASES IN EUROPE 2008 Plan der Vorlesung Sem.woche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Datum Dozent Thema Mo 17.10.2016 Löffler Einführung, Kolonisation vs. Infektion, Virulenz Fr 21.10.2016 Löffler Infektionsabwehr des Wirtes Mo 24.10.2016 Löffler Antiinfektiva Fr 28.10.2016 Löffler Wichtige invasive Infektionen und deren Diagnostik Mo 31.10.2016 Reformationstag Fr 04.11.2016 Löffler Staphylokokken, Streptokokken Mo 07.11.2016 Löffler Pneumokokken, viral-bakterielle Koinfektionen, Neisserien Fr 11.11.2016 Löffler Gram-negative (Gram-positive) Stäbchen, Atemwegs-, Gewebe-,systemische Infektionen Mo 14.11.2016 Löffler Gram-negative Stäbchen, Gastrointestinale Infektionen, Enterobakterien Fr 18.11.2016 Löffler Mykobakterien, Tuberkulose, Lepra und atypische Mykobakterien Mo 21.11.2016 Löffler Sporenbildner und Anaerobier Fr 25.11.2016 Löffler Schraubenbakterien, intrazelluläre und zellwandlose Bakterien Mo 28.11.2018 Löffler Pilze und Protozoen Fr 02.12.2016 Löffler Leishmanien, Trypanosomen, Plasmodien Mo 05.12.2016 Löffler Helminthen (Plattwürmer) Fr 09.12.2016 Löffler Helminthen (Rundwürmer) Mo 12.12.2016 Pletz Multi-resistente Erreger und Ausbruchsmanagement Fr 16.12.2016 Edel Krankenhaushygiene Mo 19.12.2016 Dobermann Hygiene Fr 23.12.2016 Dobermann Hygiene Mo 02.01.2017 Dobermann Hygiene Fr 06.01.2017 Henke Virologie Mo 09.01.2017 Henke Virologie Fr 13.01.2017 Sauerbrei Virologie Mo 16.01.2017 Sauerbrei Virologie Fr 20.01.2017 Sauerbrei Virologie Mo 23.01.2017 Klausur Allgemeine Einführung Bakteriologie/ Parasitologie/ Mykologie Hygiene Virologie Buchvorschläge Geschichte der Mikrobiologie • Infektionskrankheiten seit Jahrtausenden bekannt • Miasmenlehre: „übler Dunst, schlechte Luft“; Urzeugung: Entstehung von Krankheiten aus toter organischer Materie • A. van Leeuwenhoeck (17 Jh.): Beschreibung von Bakterien mittels eines selbstgebauten Mikroskops • L. Pasteur (19 Jh.): Wiederlegung der Doktrin von der Urzeugung „Omne vivum ex vivo - Leben entsteht nur aus Leben“ • Mikroorganismen als Ursache von vielen Erkrankungen nachgewiesen (Ende 19 Jh.) Henle-Koch-Postulate 1884 Mikroorganismen werden für die Ätiologie von Krankheiten verantwortlich gemacht 3 Postulate: • Es müssen konstant in den lokal erkrankten Partien Organismen in typischer Anordnung nachgewiesen werden. Jacob Henle 1809-1885 • Die Organismen, welchen nach ihrem Verhalten zu den erkrankten Teilen eine Bedeutung für das Zustandekommen dieser Veränderungen beizulegen wäre, müssen isoliert und rein gezüchtet werden. • Mit den Reinkulturen muss die Krankheit wieder erzeugt werden können. Robert Koch 1843-1910 Friedrich Loeffler 1852-1915 Verschiedene Erreger von Infektionskrankheiten Subzelluläre biologische Objekte Prokaryontische Mikroorganismen Eukaryontische Mikroorganismen Tiere Prionen (Proteinmoleküle); Viren (20-200 nm) klassische Bakterien (S. aureus, E. coli); zellwandlose Bakterien (Mykoplasmen); Intrazelluläre Bakterien (Chlamydien) (0,5-5 µm) Pilze: Hefen (5-10 µm); Schimmelpilze; Helminthen: Würmer (mm-m) Protozoen (Amöben, 1-150 µm) Arthropoden: Gliederfüßler (mm-cm) Klassische Bakterien Bakterienklassifikation Einteilung anhand morphologischer und biologischer Eigenschaften: Die Bakterienart Helicobacter pylori wird zum Beispiel folgendermaßen in der Bakterienklassifikation eingeordnet: Domäne: Prokaryoten Abteilung: Proteobacteria Klasse: Epsilonproteobacteria Ordnung: Campylobacterales Familie: Helicobacteraceae Gattung: Helicobacter Art: Helicobacter pylori Klassische Bakterien Grampositive Zellwandaufbau Gramnegative Fettsäuren Zellwand Peptidoglycan (Murein) Porin Lipid A äußere Membran Lipoproteine 40 Schichten Zellmembran 1-2 Schichten Zellwand Zellmembran 10 Diagnostische Nachweismethoden von Erregern Nachweis des Erregers: • Mikroskopie: Licht- und Elektronenmikroskopie, Färbungen (Gram-Färbung) • Kultur: 24 h Bebrütung Vitek Identifizierung (Metabolismus) +Resistogramm Maldi-Tof (Massenspektra) • Molekularbiologische Verfahren: • Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Vervielfältigung und Messung von DNA/RNA • Sequenzierung: Bestimmung der Reihenfolge der Nukleotide • ……. Diagnostische Nachweismethoden von Erregern Nachweis von Erreger-Bestandteilen oder Erreger-Produkten (z.B. Toxine): • Molekularbiologische Verfahren: • Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Vervielfältigung und Messung von DNA/RNA • Sequenzierung: Bestimmung der Reihenfolge der Nukleotide • ……. auch bei toten Erregern oder Erregerbestandteilen möglich (z.B. nach Antibiotikatherapie) • Agglutination (z.B. Latextest) • Immunfluoreszenz • Western-Blot-Technik • ELISA • ….. Nachweis von Erregerbestandteilen über Antikörperbindung Erregerprodukt Diagnostische Nachweismethoden von Erregern Nachweis einer Erreger-spezifischen Immunreaktion: • Nachweis von Antikörpern: • Agglutination (z.B. Latextest) • Immunfluoreszenz • Western-Blot-Technik • ELISA • ….. Antikörper in der Serumprobe • Messung einer Erregerspezifischen T-Zellantwort: (z.B. Tuberkulin-Reaktion, Quantiferon-Test bei Tuberkulose) Diagnostische Nachweismethoden von Erregern Untersuchungsmaterial zur Diagnostik • Tupferabstrich: Rachenabstrich, Wundabstrich, Abstrich unter OP…. nur oberflächliche Flora • Körperflüssigkeiten/Stuhl: Urin, Blut, Serum, Liquor, Trachealsekret, Sputum, Stuhl…. schnelle Analyse, teilweise empfindliche Keime, Überwachsen • Punktate, Abszesse, Sekrete : Wund- und Drainagesekrete, Eiter….. Luftdicht verschließen, häufig anaerobe Keime beteiligt • Gewebe (OP-Material): Weichgewebe, Knochen….. Nativ schicken, kein Formalin Normalflora versus Infektionen Menschlicher Körper: 10 % menschliche Zellen 90 % Mikroorganismen Initiiert vom National Institutes of Heath 2007 Mikroben und deren Funktion von fünf verschiedenen „Habitaten“ werden analysiert: 1 x 1014 Zellen insgesamt 1 x 1013 Zellen davon menschlich 9 x 1013 Zellen Mikroorganismen Bakterien, Pilze, Viren, Parasiten The human microbiome project http://nihroadmap.nih.gov Schaffung von Referenzsysteme für den Normalzustand Normalflora versus Infektionen Definitionen: Menschliche Microbiota: alle Mikroorganismen, die auf unseren inneren und äußeren Oberflächen gedeihen, kultiviert werden können Menschliches Microbiom: Die Gesamtheit aller nicht-menschlichen DNA am/ im menschlichen Körper Dazu gehören: • • • • • • Bakterien Archaea Pilze Amöben Flagellaten Viren und Bakteriophagen die Normalflora trägt zur Gesundheit und Abwehr von Krankheiten ganz entscheidend bei Normalflora versus Infektionen Welche Stellen im Körper sind von einer Normalflora besiedelt, welche sind steril? durch Normalflora besiedelt steril Blut Liquor Darm Bis zu 1Billionen (1012) Bakterien/ Gramm Darminhalt Unser Darm ist das am dichtesten besiedelte mikrobielle Ökosystem unseres Planeten ! Haut Starke Unterschiede je nach Lokalisation und von Umwelteinflüssen abhängig Magen Normalflora versus Infektionen Mikrobiom: Beispiel 1: Magen Lehrmeinung bis vor etwa 30 Jahren: Magen ist steril aufgrund des niedrigen pH-Wertes und der schnellen Peristaltik; Geschwüre kommen durch exogene Faktoren (z.B. Stress, falsche Ernährung) zustande. Barry Marshall „Selbstversuch“ Helicobacter pylori 1983 entdeckt 2005 Nobelpreis John Warren Normalflora versus Infektionen Mikrobiom: Beispiel 1: Das gastrale Mikrobiom Das gastrale Mikrobiom umfasst bis zu 260 Bakterien-Spezies Es unterscheidet sich abhängig von der Präsenz von H. pylori Bakterien-Spezies H.p. negativ H.p. positiv H.p. neg: Firmiculates Actinobacteria H.p. pos.: Proteobacteria Acidobacteria Patiens from the US Patiens from the US The ISME Journal 2011 Normalflora versus Infektionen Mikrobiom: Beispiel 2: Das Hautmikrobiom Ellenbeuge Rücken Nase Fußsohle Das Hautmikrobiom unterscheidet sich stark nach der Lokalisation Nat Rev Microbiol 2011 Normalflora versus Infektionen Viele offene Fragen zum Mikrobiom • Welcher Zusammenhang besteht zwischen Mikrobiom und Gesundheitsstatus? • Wie häufig und wichtig sind Unterschiede zwischen Individuen? • Wie stabil ist das Microbiom? • Ist das Microbiom resilient (tolerant gegen Störungen)? • Wie können wir die Mikrobiota zu therapeutischen Zwecken beeinflussen und welche langfristigen Folgen kann das haben? • Welche Auswirkung hat die antibiotische Therapie aber auch die weltweite Verteilung von Antibiotika auf unsere Mikrobiota? • …. Normalflora versus Infektionen Die Normalflora ist häufig die Quelle für eine Infektion Invasive und systemische Infektionen Kolonisation: Staphylokokken, Enterokokken, Gram-negative,… kolonisieren viele epitheliale Oberflächen von Eiff C et al., N Engl J Med, 2001: bei über 80% der Patienten mit S. aureus Sepsis kann der klonal identische S. aureus Stamm in der Nase nachgewiesen werden. Normalflora versus Infektionen Definitionen: • apathogene Mikroorganismen: eigentlich keine Krankheitserreger, Infektionen nur bei schweren Immundefekten • fakultativ pathogene Erreger (Opportunisten): können Krankheiten verursachen, wenn die Möglichkeit haben (wenn die Wirstabwehr „opportun“ ist), z.B. S. aureus, E. coli • obligat pathogene Erreger: verursachen immer Krankheit, Kontrolle durch erworbene Abwehr • Virulenz/Virulenzfaktoren: Faktoren, die es den Mikroorganismen ermöglichen, Krankheiten auszulösen Wirt: AbwehrMechanismen Erreger VirulenzFaktoren Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Beispiel: Staphylococcus aureus Enzyme Sezernierte Toxine z.B. Proteasen, Superantigene Lipasen, z.B. TSST-1, Elastasen Enterotoxine Poren-bildende Toxine z.B. a-Toxin, PVL Andere sezernierte Komponenten z.B. Phenol-lösliche Moduline Zellwandbestandteile z.B. Lipoteichonsäure, Peptidoglykane Adhäsine z.B. FnBPs, Protein A, Eap und Emp Biofilm-Bildung Kapsel • Die Ausstattung mit Virulenzfaktoren variiert zwischen klinischen S. aureus Isolaten • Die Expression fast aller Virulenzfaktoren wird durch komplexe S. aureus Regulatorsysteme gesteuert, z.B. Agr, SarA, SigB. Lowy FD et al., N Engl J Med, 1998 Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Adhärenz Anheften von Mikroorganismen (durch Adhäsine) an Wirtsstrukturen Vielzahl von S. aureus Adhäsinen Gen Nam e Adhäsin bbp Sialoprotein-binding protein clfA Clumping factor A clfB Clumping factor B cna Collagen binding protein eap Extracellular adhesive protein fnbA Extracellular matrix binding protein Fibronectin binding protein A fnbB Fibronectin binding protein B emp isdA S. aureus heftet an extrazelluläre Knochenmatrix (z.B. Kollagen) an sdrC sdrD sdrE spA Iron regulated surface determinant A serine-aspartate repeat C serine-aspartate repeat D serine-aspartate repeat E Protein A • Mittels Oberflächenproteine (Adhäsine) heften Mikroorganismen an Wirtsstrukturen (Rezeptoren, Matrixproteine) an. • Gram-negative Bakterien (Pili, Fimbrien);Gram-positive Bakterien (Proteine), Pilze , Viren (Bindung an definierte Zellrezeptoren), • Initialer Schritt einer Infektion • Tropismus des Infektionserregers, z.B. Anheften des HI-Virus an THelferzellen Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Gewebeschädigung Eindringen der Pathogene in tiefere Gewebeschichten • Exoenzyme: z.B. Proteasen, Lipasen; unspezifische Wirkung, enzymatischer Abbau von Gewebestrukturen • Zytotoxische Toxine: z.B. Membran- und Poren-bildende Toxine, gezielte Zerstörung von Wirtszellen Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Exotoxine: Verschiedene Wirkmechanismen Toxine können ganz unterschiedliche Wirkungen haben und auch alleiniger Auslöser eines Krankheitsbildes sein: 1. AB-Toxine: - Anteil „B“: verantwortlich für Bindung an Rezeptor der Zielzelle, (nur Wirtszellen mit spez. B-Rezeptor werden geschädigt) - Anteil „A“: Aktive Wirkkomponente z.B. Diphterietoxin: Schädigung von Mukosazellen, Herzmuskulatur, Niere 2. Membran-Toxine: - zerstören biologische Membranen durch Porenbildung oder durch enzymatische Aktivität 3. Superantigen-Toxine: - stimulieren T-Lymphozyten zur Sekretion von Zytokinen - Schocksymptomatik (Fieber, Exanthem, Blutdruckabfall) Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Endotoxine: Zellwandbestandteile Gram-negativer Bakterien (wirksam erst nach Freisetzung durch bakteriellen Zelltod) Lipopolysaccharid (LPS): Lipid A, Kern-Polysaccharid, O-spezifische Polysaccharidkette Gram-negative Porin Lipid A äußere Membran Lipoproteine Zellwand Zellmembran • Bindung an Immunzellen, Sekretion von Zytokinen in Makrophagen • Aggregation von Thrombozyten • Aktivierung des Komplementsystems • Aktivierung der Gerinnungskaskade Klinische Zeichen: Fieber Disseminierte intravasale Gerinnung Blutdruckabfall (Hypotension) Schock Multiorganversagen (2 oder mehr vitale Organsysteme: Lunge, Leber, Niere, Herz, ZNS) • Tod • • • • • Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Invasion von Wirtszellen • Viren: benötigen eine Wirtszelle zur Replikation (Cathrin-vermittelte Endocytose oder Fusion an der Zellmembran) • Obligat intrazelluläre Bakterien: z.B. Chlamydien, benötigen zur Vermehrung Wirtszellen • Fakultativ intrazelluläre Bakterien: verschiedene Gram-positive und Gram-negative Erreger S. aureus im Osteoblast E. coli im Urothel (Berry RE et al. Infect Immun 2009) Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Invasion von Wirtszellen: Fakultativ intrazelluläre Bakterien: Beispiel 1: Staphylococcus aureus • Aktiver Prozess der Wirtszelle • In verschiedenen Wirtszellen: Endo- und Epithelzellen, Fibroblasten, Osteoblasten • Vermittelt über die Bindung des Adhäsins (FibronektinBindeproteine FnBPs) an das Wirtszellintegrin Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Invasion von Wirtszellen: Fakultativ intrazelluläre Bakterien: Beispiel 2: Salmonella Sekretion von Effektorproteinen in die Wirtszelle mit Hilfe von Typ III Sekretionssystemen („Injektisome“) Internalisierung der Bakterien Suppression der Immunantwort Salmonella in Epithelzellen Schema und EM-Bild des Inektisome Goosney DL 1999 Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Immune-Escape: durch Phagozytose-Hemmung • Kapsel: Inhibition der Phagozytose; z.B. wichtiger Virulenzfaktor bei Pneumokokken • Exotoxine: Zerstören Immunzellen; z.B. Leukozidine von S. aureus, Poren-bildende Toxine Zelltod + Leukozidin (20 min) Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Immune-Escape: durch Internalisierung und Überleben im Makrophagen Verschiedene Bakterien, z.B. Mykobakterien, Legionellen, S. aureus lassen sich phagozytieren und überleben in Wirtszellen, auch in Makrophagen Mycobacterium bovis in Maus-Makrophagen: Intrazelluläres Überleben und Vermehrung Quelle: Dr. Madela, RKI S. aureus in humanen Makrophagen, Überleben für 10 Tage Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Immune-Escape: durch Immunparalyse Beispiele Spaltung von IgA1 durch Neisseria gonorrhoeae, Haemophilus influenzae IgA-Protease Bindung von Immunglobulinen am FC-Teil durch Protein A von Staphylococcus aureus Befall von Zellen des Immunsystems: HIV befällt T-Helfer-Zellen Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Immune-Escape: durch viele weitere Mechanismen Beispiele • Komplementresistenz: Hemmung der Aktivierung der Komplementkaskade, z.B. Proteasen, die C3 oder C5 inaktivieren • Resistenz gegen antimikrobielle Peptide: durch bakterielle Proteasen inaktiviert • Antigenvariabilität: rasche Veränderung der Antigenproteine, z.B. bei Influenza Virus; erworbene Immunität oder Impfung wird unwirksam Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Wachstum, Vermehrung Konkurrenz um Ressourcen Beispiele Eisen ist im Wirt an Transferrin, Lactoferrin und Hämoglobin gebunden. Bakterien benötigen Eisen zur Vermehrung! Bakterien bilden Eisenfangsysteme: Aerobactin Enterochelin Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Biofilmbildung Bakterien 1: Adhärenz 2: Akkumulation Bakterielle Anheftung an Polymer (u.a. modifiziert) Polymer Oberfläche Biofilm: Extrazelluläre Matrixproteine (Fg, Fn, Vn), Plättchen, ……. 3: Maturation 4: Ablösung Peters et al (1982) J Infect Dis 146:479-482 Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Biofilmbildung Definitionen von Biofilm: • Biofilm ist eine adhäsive Matrix, in der Mikroorganismen eingebettet sind. Biofilm ist zusammengesetzt aus Bakterien- und WirtsBestandteilen (z.B. Proteinen, Nukleinsäuren, ….) • Biofilm ist eine Lebensgemeinschaften von Bakterien, Pilzen oder Algen, die sich an Oberflächen anheften. • Biofilm ist etwas, was Keime nur zusammen können und nicht alleine. …..Im Biofilm kommunizieren Mikroorganismen miteinander…. Therapeutische Probleme bei Biofilmbildung: • Mangelnder Zugriff des Immunsystems • Mangelnde Wirkung von Antibiotika • Fortwährende Ausschwemmung von Keimen Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Biofilmbildung: Problem in der Medizin • Protheseninfektionen: infizierte Prothesen müssen entfernt werden • Infektionen im HNO und Zahn-Bereich Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Kommunikation von Bakterien I. Quorum-Sensing Systeme agr-System von S. aureus • Bakterien registrieren die Bakteriendichte über die Konzentration des AiP (auto inducer) • Nur bei genügend hoher Bakteriendichte werden Toxine produziert Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Kommunikation von Bakterien II. Stressfaktoren: Transkriptionsfaktoren aktiviert bei Stressbedingungen Stress: Hitze, pH-Wert, Nahrungsmangel, Antibiotika Aktivierung von Stressfaktoren fördert das Überleben der Mikroorganismen Antibiotika sind auch Stressfaktoren für Bakterien, deshalb: Antibiotikatherapien: ausreichen hohe Dosierung ausreichend lange so früh wie möglich „hit hard and early“ Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Phänotypveränderungen „Dormancy“ Klinisches Problem durch persistente Infektionen (über Jahre und Jahrzehnte): • Osteomyelitis (S. aureus) • Chlamydia pneumoniae • Toxoplasmose • Varizella-Zoster-Virus S. aureus Osteomyelitis Herpes Zoster Chlamydien in Wirstzellen Gewebszyste von Toxoplasma gondii Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Phänotypveränderungen „Dormancy“ S. aureus Osteomyelitis Wild-Typ Phänotyp Small Colony Variant (SCV) Phänotyp • Das Auftreten von SCVs ist mit verschiedenen Arten von chronischen Infektionen (z.B. Osteomyelitis) assoziiert. • SCVs wachsen langsam und haben einen reduzierten Metabolismus Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Phänotypveränderungen „Dormancy“ S. aureus Direkt nach Infektion 28 Tage nach Infektion Zeit (Tage) Inflammation % kleine Kolonien Inflammation Zeit (Tage) Tuchscherr L et al., EMBO Mol. Med. 2011 PLoS Pathogens 2015 Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Phänotypveränderungen „Dormancy“ hla (a-Toxin) Anstieg der Genexpression fnbA (Adhäsin) Zeit (Tage) Zeit (Tage) Tuchscherr L et al., EMBO Mol. Med. 2011 PLoS Pathogens 2015 Virulenzfaktoren: Pathogenese von Infektionen Persistenz: Phänotypveränderungen „Dormancy“ Inflammation und Gewebedestruktion durch viele hochregulierte Virulenzfaktoren Persistenz im Gewebe durch „schlafende“ Bakterien (z.B. SCVs) D. Parkins From Nature. 2009 Feb 26;457(7233):1083 Zusammenfassung • Einteilung der Pathogene • Diagnostik und Probenversand in der Medizinischen Mikrobiologie • Mikrobiota und Mikrobiom: • Wir sind von einer komplexen Flora besiedelt • Bedeutung noch weitgehend unklar • Kolonisierende Flora ist häufig die Quelle für eine Infektion • Virulenzfaktoren/wichtige Pathogeneseschritte • Adhäsion • Gewebezerstörung durch Toxine und Exoenzyme • Gewebe- und Wirtszellinvasion • Immune Escape • Biofilmbildung • Kommunikation bei Bakterien • Persistenz durch „Dormancy“ Henle-Koch-Postulate heute: Wirt: AbwehrMechanismen Erreger VirulenzFaktoren Das Entstehen, die Symptome einer Infektionskrankheit und die Schwere ihres Verlaufes sind einerseits abhängig von der Virulenz des Stammes und andererseits von der Abwehr des Betroffenen. Frage: Welche Aussage zu bakteriellen Toxinen und sezernierten Virulenzfaktoren trifft nicht zu: A: Porenbildende Toxine können Wirtszellen über Porenbildung in der Zellmembran zerstören B: AB-Toxine binden an Rezeptoren von empfänglichen Zielzellen C: Superantigene stimulieren T-Lymphozyten zur Sekretion von Zytokinen D: LPS ist ein wichtiger Membranbestandteil Gram-positiver Erreger und kann eine Sepsis hervorrufen. E: Während chronischer Infektionen werden die Toxine herunterreguliert.