127. B. Schott`s Söhne an Anton Schindler Mainz 30t Juni 1827

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Brief 127
ihm nemlich die Flaschen im Kreise von Beethoven’s Freunde zu leeren, indem wir
auf den Wein, der von vorzüglicher Qualität ist keinen Anspruch machten.
Die uns eingesandte Eigenthumserklärung haben wir richtig erhalten.3 Das
Quartett in Cis moll ist in Arbeit und wird in ungefähr drey Wochen fertig werden.
Sie haben ja die Meße von Beethoven mehrmalen dirigirt,4 könnten Sie uns die
Metronomisirung davon, die der verewigte nicht mehr selbst ausführen konnte,
besorgen?5 Durch eine gefällige Antwort hierüber würden Sie uns sehr verpflichten;
in deren Gewärtigung verbleiben wir mit ausgezeichneter Hochachtung
B Schott’s Söhne
Quelle: Autograph, Beethoven-Haus Bonn (BH 213,257).
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Kurz nach Beethovens Tod, am 12. April 1827, schrieb Schindler einen Brief an Schott und übermittelte dem Verlag die Eigentumserklärung für das cis-Moll-Quartett op. 131. In diesem Brief
schildert Schindler auch seine Eindrücke von den letzten Tagen in Beethovens Leben: „Beethoven
sagte mir dann: ich bitte Sie nun noch um das, an Schott zu schreiben, und ihm das Dokument zu
schicken. Er wird’s brauchen. Und schreiben Sie ihm in meinem Nahmen, denn ich bin zu schwach.“
BGA 2291.
Gemeint ist Stephan von Breuning (siehe Brief 33, Anm. 7). Beethoven hatte Schott am 22. Februar
um die Sendung eines „sehr guten, alten Rheinwein[es]“ zur Verbesserung seiner Gesundheit gebeten (BGA 2262), die Schott am 8. März erfüllte (BGA 2276).
Siehe Anm. 1.
Wie der Verlag zu dieser Annahme kommt, ist unklar. Möglicherweise ging man davon aus, dass
Schindler in seiner Funktion als Konzertmeister am Kärntnertortheater, die er allerdings erst ab
1826 innehatte (zuvor war er am Josephstädter Theater angestellt gewesen) auch die dortige Akademie am 7. Mai 1824 leitete, bei der neben der Uraufführung der neunten Sinfonie auch die Sätze
Kyrie, Credo und Agnus Dei der Missa solemnis aufgefürt wurden. Die Leitung der Akadmie hatten
aber Umlauf und Schuppanzigh inne. Vgl. Shin Augustinus Kojima, Die Uraufführung der Neunten Symphonie Beethovens – einige neue Tatsachen, in: Bericht über den internationalen musikwissenschaftlichen Kongress Bayreuth 1981, hrsg. von Christoph H. Mahling und Sigrid Wiesmann, Kassel 1984, S. 392–393. Dass Schindler die Messe nicht selbt dirigiert hatte, zeigt auch die Aufzählung
der vollständigen Aufführungen der Messe in seiner Beethoven-Biographie (Schindler 1860, Bd. 2,
S. 85 ff.). Eine Aufführung unter seiner Leitung hätte Schindler in diesem Zusammenhang sicherlich nicht verschwiegen.
Beethoven hatte Schott mehrfach Metronom-Angaben für die Messe op. 123 versprochen, dieses
Versprechen aber nicht mehr erfüllt. Vgl. Kap. 2.4.
127. B. Schott’s Söhne an Anton Schindler
Mainz 30t Juni 1827.
Seiner Wohlgebohren dem Herrn Musikdirektor Anton Schindler
Krugerstraße No 1014. 3t Stock in Wien.
Ihr geehrter Brief vom 13t d überbringt uns wieder eine traurige Nachricht, daß
Herr Hofrath v Breuning unserm Freunde Beethofen so schnell in die andere Welt
nachgefolgt ist und dadurch vielleicht ein Unternehmen die Lebensbeschreibung
des vorbesagten treulich zu liefern, unvollendet bleibet.1
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Brief 127
Daß Sie die Metronomisirung der besagten Meße nicht übernehmen können,2
thut uns leid und da auch Hr. Kapellmeister Umlauf,3 welcher mit Beethoven dirigirte sich nicht mehr genau erinnert, so müßen wir diese Sache auf sich beruhen
laßen.
Wir erlauben uns hiermit Ihnen ein Exemplar dieser Meße in Partitur zum Andenken an unsern verewigten Freund einzureichen. Dann folgen hierbei 3 Ex. von
dem Hrn. Baron von Stutterheim dedizirten Quartett,4 wovon Sie gef. zwei Exemplare dem H. Baron zukommen laßen wollen.
Sollten sich in den hinterlaßenen Handschriften Beethoven’s nicht noch Sachen
vorfinden, die ihm vielleicht nicht gelungen schienen und er sie nicht der Oeffentlichkeit übergeben wollte, da von einem so gros[s]en Komponisten nichts ohne
Werth und Gehalt ist, so wäre es uns angenehm von Ihnen zu erfahren ob und was
sich allenfalls davon noch vorfindet; Sie sind wahrscheinlich im Stande uns diese
Auskunft zu geben, wodurch Sie uns sehr verbinden werden.5 Ein gewißer Her[r]
Profeßor Ehler in Manheim hat uns gemeldet: er besitze eine Oper, wozu er den Text
und Beethoven die Musik bearbeitet habe; könnten Sie uns etwas hierüber sagen so
wäre es uns sehr angenehm.
Ihre gef. Nachrichten über vorstehende Punkte werden dankbar vernehmen und
verharren indeßen mit Achtung6
B Schott’s Söhne
Quelle: Autograph, Beethoven-Haus Bonn (BH 213,258).
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Die ursprünglich geplante Zusammenarbeit zwischen Schindler und Stephan von Breuning (siehe Brief 33, Anm. 7) beim Verfassen einer Beethoven-Biographie wurde durch Breunings Tod am
4. Juni 1827 vereitelt (siehe Kap. 2.1).
Siehe Brief 126 (Anm. 5).
Michael Umlauf (1781–1842) war Kapellmeister am Kärntnertortheater und leitetet in den Akademien im Mai 1824 die Uraufführung der neunten Sinfonie sowie der Sätze Kyrie, Credo und
Agnus Dei der Missa solemnis op. 123. Vgl. Brief 126, Anm. 4 und 5.
Es handelt sich um das cis-Moll-Quartett op. 131 (siehe Brief 126). Beethoven hatte die Widmung
an Joseph Freiherr von Stutterheim erst in einem Brief vom 10.3.1827 an Schott geändert (BGA
2278).
Schindler scheint dem Verlag daraufhin drei Nummern aus Fidelio und die „zweite“ LeonoreOuvertüre angeboten zu haben (siehe Brief 128).
Schindlers Antwort wurde veröffentlicht. Siehe Brief 128, Anm. 1.
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